Arndt, Johann - Erbauliche Psalter-Erklärung - Psalm 18 Vers 33-51.

Arndt, Johann - Erbauliche Psalter-Erklärung - Psalm 18 Vers 33-51.

So spricht der HErr, der Heilige in Israel: ich habe die Erde gemacht und den Menschen darauf geschaffen; ich bin's, dessen Hände den Himmel ausgebreitet haben, und habe seinem Heer geboten. Ich bin der HErr, und sonst keiner mehr, ein gerechter Gott und ein Heiland, und keiner ist ohne mich. So lesen wir Jes. 45,11 ff. So rühmt und preist auch David in dem verlesenen Abschnitt den einigen und allmächtigen Gott, dass er allein Gott sei und ein Hort, eine große Stärke Aller, die ihm vertrauen.

V. 33. Gott rüstet mich mit Kraft und macht meine Wege ohne Wandel. Von mir selbst bin ich eine arme schwache Kreatur und nichts denn eine Hand voll Erde, Gott aber ist's, der mich rüstet mit seiner Kraft und Stärke; also ists nicht meine Stärke, damit ich streite und kämpfe, sondern es ist Gottes Kraft. Er macht meine Wege ohne Wandel er bewahrt mich, dass ich in meinen Amts- und Berufswegen seine verliehenen Gaben nicht missbrauche. So muss uns denn Gott zu dem tüchtig und geschickt machen, dazu er uns brauchen will, und uns ausrüsten mit seiner Kraft und Stärke, dass wir mit David einhergehen in der Kraft Gottes. So muss er uns auch die Gnade und Gabe der Erkenntnis und des Verstandes geben, dass wir die verliehenen Gaben Gottes recht gebrauchen, dass unser Amt und Leben unbefleckt bleibe, und unsere Wege, wie David hier sagt, ohne Wandel seien.

V. 34. Er macht meine Füße gleich den Hirschen und stellt mich auf eine Höhe. Gleich wie ein Hirsch leichte und schnelle Füße hat und springt über Berg und Tal und begibt sich auf die hohen Berge, da er vor dem Jäger sicher ist, also gibt mir Gott leichte Füße, dass ich meine Kriege mit großer Geschwindigkeit eilend führe, dass ich manchem Unglück entfliehe und bringe mich an einen sichern Ort. In der Welt sind wir ja wahrlich wie das arme Wild, das Jedermann fangen will; aber Gott gibt uns oft solche leichte Füße, d. i. Rat und Vorsicht durch sein heiliges Eingeben, dass wir den aufgestellten Netzen unserer Feinde entrinnen, wie Ps. 91,3 sagt: der HErr wird dich erretten vom Strick des Jägers.

V. 35. Er lehrt meine Hand streiten und meinen Arm einen ehernen Bogen spannen. Das ist leiblich und geistlich zu verstehen, gleichwie ein leiblicher und geistlicher Streit ist, und will sagen: du gibst mir den Verstand, Kriege zu führen, und wie ich die Feinde soll angreifen. So schreibt David seine Kriegserfahrung Gott zu; denn oft ist der Sieg an Zeit und Stunde gelegen; wenn diese versäumt ist, ist der Sieg verloren; auch liegt es oft an dem Ort und an der Weise, wie man ein Heer soll angreifen. Die gläubigen Christen sollen wider ihre leiblichen und geistlichen Feinde streiten und kämpfen mit geistlicher Wehr und Waffen - denn die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich nämlich mit dem Glauben, mit dem Gebet und mit der Geduld. In diesen drei Stücken steht ein gewisser Sieg; unsere streitende Hand ist das Gebet, und unser eherner Bogen, den uns Gott lehrt spannen, ist der Glaube und die Geduld, so sich auf Gottes Allmacht und Wahrheit gründet.

V. 36. Und gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stärkt mich; und wenn du mich demütigst, machst du mich groß. Vor allen Dingen muss man zusehen, dass man einen gnädigen Gott habe in Christo; der ist der rechte Schild des Heils, davor muss zunichte werden Alles, was von Teufel und Menschen wider uns streitet. Gottes rechte Hand ist seine Gewalt, Kraft und Stärke, die uns erhält wider aller Menschen Gewalt. Wenn wir nun den Schild des Heils haben, so hält auch Gott seine rechte Hand über uns, d. i. seine Gewalt erhält und stärkt uns. Wenn wir nun das wissen, dass Alles gelegen ist an Gottes Gnade und Gewalt, so folgt auch darauf die Demut, dass wir nicht an unserer Gewalt oder Menschenstärke hangen, sondern uns demütigen unter die gewaltige Hand Gottes; dann erhöht er uns und macht uns groß.

Es ist aber durch diese Worte: wenn du mich demütigst, machst du mich groß, auch angedeutet, dass ein Christ durch Kreuz und Geduld siegt und überwindet. Wie unser HErr JEsus Christus durch sein Kreuz, seine Geduld, Demut und Sanftmut gesiegt hat, also auch alle Christen mit ihm, in ihm, und durch ihn. Das ist nun Gottes Weise, dass er durchs Kreuz herrlich, durch Niedrigkeit hoch und durch Demut groß mache. Der Schild des Heils Gottes ist Christus, durch den Glauben ergriffen; die rechte Hand Gottes macht die Gläubigen unüberwindlich. Das ist aber eine wunderbare Rüstung: Gottes Heil, Gottes rechte Hand und die Demut. Die Ursache davon ist: Gottes Kraft und Stärke wirkt nicht in der Hoffart, sondern in der Demut. In der Demut ist Gottes Werkstatt; der HErr ist der Höchste und wirkt doch große Dinge durch die Demütigen. Gottes Kraft lässt sich herunter und senket sich in die Demut, aber die Hoffart zerbricht sie.

V. 37. Du machst unter mir Raum zu gehen, dass meine Knöchel nicht gleiten. Du regierst meinen Weg und Lauf; wo du mich hinführst, da machst du mir Bahn und Gelegenheit, räumst alle Hindernisse aus dem Weg, und obgleich es bisweilen ein unebener, rauer Weg ist, dass menschliche Vernunft nicht sieht, wie man hindurch kommen kann, so befestigst du doch meine Knöchel, dass ich hindurchkomme. Das ist ein herrlicher Trost gegen alle Amtsbeschwerung in geistlichem und weltlichem Stande, auch in beschwerlicher Nahrung des Hausstandes, da man oft keinen Weg steht, wie man mit seinem Amt und seiner Nahrung hindurchkomme; aber hier steht: Gott macht Raum, gleichwie er einen Weg machte durchs rote Meer, durch die Wüste und den Jordan. Denn so wunderbar hilft Gott hindurch durch alle Beschwerung, durch Kreuz und Trübsal. Ich weiß, HErr, sagt der Prophet Jeremias (10,23), dass des Menschen Tun steht nicht in seiner Gewalt, und steht in Niemandens Macht, wie er wandle oder seinen Gang richte. Alle unsere Wege sind in Gottes Hand und in Gottes Vorsehung und es muss also gehen, nicht wie Menschen wollen, sondern wie Gott will. Mag es gleich bisweilen scheinen, als wollten unsere Füße gleiten und würden wir es nicht hinausführen können, so stärket Gott doch und hilft hinaus.

V. 38 - 43. Ich will meinen Feinden nachjagen und sie ergreifen und nicht umkehren, bis ich sie umgebracht habe. Ich will sie zerschmeißen, und sollen mir nicht widerstehen; sie müssen unter meine Füße fallen. Du kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit, du kannst unter mich werfen, die sich wider mich setzen. Du gibst mir meine Feinde in die Flucht, dass ich meine Hasser zerstöre. Sie rufen, aber da ist kein Helfer, zum HErrn, aber er antwortet ihnen nicht. Ich will sie zerstoßen wie Staub vor dem Wind, ich will sie wegräumen wie Kot auf der Gasse. Gottes Werk muss fortgehen, und kein Mensch kann es mit aller Gewalt hindern. Es hat Gott dem HErrn Christo einmal alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt, darum müssen sie fliehen und umkommen. Diesen Sieg haben wir in Christo durch den Glauben ererbt, darum brauchen wir uns nicht vor dem Teufel oder der Welt zu fürchten. Der Fürst dieser Welt ist gerichtet und die Welt ist überwunden, und hilft demnach keine menschliche Gewalt wider den, den Gott stärkt und ausrüstet. Der Gottlosen und Unbußfertigen Gebet wird nicht erhört; sie mögen in ihrer Angst bald zu diesem, bald zu jenem schreien, aber es widerfährt ihnen keine Errettung. So schrie Pharao im roten Meer: o lasst uns fliehen, denn der HErr streitet für Israel (2 Mos. 14,25)! Es war aber viel zu spät; denn der Hand des HErrn kann man nicht entfliehen. Ja über die Feinde kommt solche Schmach, Schande und Austilgung, dass sie können nimmermehr wieder aufkommen, dass sie so unwert werden und ein solcher Gräuel wie Kot auf der Gasse. Darum sollen wir Buße tun, die Sünde meiden, an Christum glauben, ihn lieb haben und in ihm leben, dass uns nicht auch das verzehrende Feuer der Rache Gottes treffe.

V. 44. Du hilfst mir von dem zänkischen Volk und machst mich ein Haupt unter den Heiden; ein Volk, das ich nicht kannte, dient mir. Dies ist eine herrliche Weissagung vom Reich unseres HErrn JEsu Christi unter allen Völkern auf Erden, und wird der HErr ein Haupt unter den Heiden genannt, darum, dass alle Gläubigen unter ihm als einem Haupt vereinigt und versammelt sind. Diejenigen aber sind seine Glieder nicht, und deren Haupt ist er nicht, welche ihm immer widersprechen und mit ihm zanken. Dies zänkische Volk sind erstlich die Juden, über welche Gott (Ps. 95,10) klagt: ich habe vierzig Jahre mit diesem Volk Mühe gehabt und sprach, es sind Leute, die meine Wege nicht lernen wollen, deren Herz immer den Irrweg will. An der Juden Statt treten nun die weltklugen Leute, die nach ihrer Vernunft über das Evangelium und die Sakramente aburteilen. Solche bleiben aber nicht mit Christo vereinigt. Christus hat aus lauter Gnaden die Heiden berufen und in sein Haus aufgenommen, aus Gnaden erhält er uns und gibt uns Zeit zur Buße, uns, die da fremd waren von den Verheißungen und vom Volk Gottes, ohne Gott in der Welt. Wie dient man aber dem HErrn? nicht mit Menschenwerk und selbsterwählten Dingen, sondern mit dem Herzen und reinen Geist, im heiligen Schmuck, in Glaube und Liebe, in wahrer Anbetung und Bekehrung.

V. 45. Es gehorcht mir mit gehorsamen Ohren; ja den fremden Kindern hat's wider mich gefehlt. Meine gläubigen Kinder haben nicht allein ein gehorsames Herz gegen mich, fürchten mich kindlich und tun nicht aus Zwang, sondern aus Liebe meinen Willen; sondern auch die fremden Kinder, das sind die ungläubigen, abgöttischen Völker, die Götzendiener, die müssen auch mitten unter ihrem Volk mein Reich, meine Herrschaft, mein Wort leiden, und wenn sie es nicht tun wollen, so fehlt's ihnen doch. Der schöne, heilige, Gott wohlgefällige Gottesdienst besteht in freiwilligem, fröhlichem Gehorsam, welcher aus Liebe zu Gott geschieht. Weil wir nun ein widerspenstiges Herz gegen Gott haben, so muss uns Christus seinen Geist geben, dass er uns auch ein solches Herz gegen Gott mache, wie Christus gegen seinen Vater hat. Die Welt aber muss Christi Reich und Wort auf Erden dulden, ob sie will oder nicht, und wenn sich gleich die Feinde noch so stark verbinden, wüten und toben wider das Wort Gottes, so wird es doch bei dem Ausspruch bleiben: der im Himmel wohnt, lacht ihrer (Ps. 2,4).

Die Gläubigen haben allezeit wahren, beständigen Trost und gutes, fröhliches Gewissen, nimmermehr aber die Ungläubigen, die Christum nicht kennen. Von ihnen sagt der Psalm

V. 46. Die fremden Kinder verschmachten und zappeln in ihren Banden, sie sind immer in Furcht und Zweifel oder, wie der Prophet Jesajas sagt (57,20.21): die Gottlosen sind wie ein ungestümes Meer, das nicht still sein kann, und seiner Wellen Kot und Unflat auswerfen. Die Gottlosen haben nicht Frieden, spricht mein Gott. Des Evangeliums Eigenschaft aber ist, das Herz friedsam und ruhig zu machen; darum heißt es ein Evangelium des Friedens. Denn allein das Evangelium verkündigt Vergebung der Sünden um Christi willen; dadurch macht es das Herz frei von den Banden der Sünde, des Todes und der Hölle, darin die Ungläubigen ewig verstrickt und gefangen sind und zappeln in ihren Banden.

V. 47. Der Herr lebt und gelobt sei mein Hort, und der Gott meines Heils müsse erhaben werden. Ach ich dachte in meinem schweren Kreuz, es wäre kein Gott mehr, der lebt und mein Elend sähe; aber nun erkenne ich aus seinen Wohltaten und seiner herrlichen Erlösung, dass er lebt und durch seine Lebenskraft mich im Leben erhalten und wunderbar errettet hat. Dafür sei sein Name gelobt und über alles gepriesen. Der HErr lebet und alle seine Erlösten mit ihm; denn Christus lebt nicht für sich allein und um seiner selbst willen, sondern er lebt um deinetwillen und denen zu gute, die er erlöst hat, und die an ihn glauben. Und gleichwie dies zeitliche Leben mit sich bringt die Sünde, den Tod und alle Armut, allen Jammer und alles Elend, so bringt das ewige Leben, das uns Christus erworben hat, mit sich Gerechtigkeit, Seligkeit, Herrlichkeit und die ganze Fülle des ewigen Reichtums Gottes.

V. 48. Der Gott, der mir Rache gibt und zwingt die Völker unter mich. Das Reich Christi ist ein wunderbares Reich; das wird durchs Wort, Kreuz und Leiden erbaut, und in demselben Kreuz stehet auch sein Sieg. Es ist aber ein Wunderding, dass der HErr durchs Kreuz siegt und herrscht und Gericht übt unter den Feinden. Die rechte Rache Gottes und Christi wird aber am Tage des großen Gerichts angehen, wie St. Paulus sagt (2 Thess. 1,18): er wird kommen mit Feuerflammen, Rache zu üben über Alle, die dem Evangelium nicht gehorsam gewesen. Diese Rache Gottes soll alle gläubigen Christen zur Geduld bewegen in alle dem, was sie in dieser Welt leiden; denn der HErr ist Richter über das Alles.

V. 49. Der mich errettet von meinen Feinden und erhöht mich aus denen, die sich wider mich setzen; du hilfst mir von den Frevlern. Ach was hat doch unser HErr Jesus Christus für Feinde gehabt in der Welt und hat sie noch immer: Gott hat ihn davon errettet, und nicht allein errettet, sondern über dieselben alle erhöht; und dessen Vorbild war der liebe David. Das habe nun, mein lieber Christ zum Trost wider deine Feinde. Ohne Feinde kannst du in der Welt nicht sein. Aber tröste dich, deine Errettung ist bereits geschehen in Jesu Christo, du bist mit Jesu Christo erhöht über alle deine Feinde und hast sie in ihm unter deinen Füßen.

V. 50. Darum will ich dir danken unter den Heiden und deinen Namen lobsingen. Daraus, dass Gott auch die Heiden zu seiner Erkenntnis hat kommen lassen und ihnen seinen lieben Sohn, JEsum Christum, geoffenbart, sollen wir seine große Liebe, Gnade und Barmherzigkeit erkennen. Das ist der große Reichtum der Barmherzigkeit Gottes, welchen St. Paulus preist (Röm. 10,12): Gott ist reich von Barmherzigkeit über Alle, die seinen Namen anrufen, und abermals (Eph. 2,4.5.): Gott, der da reich ist von Barmherzigkeit durch seine große Liebe, dadurch er uns geliebt hat, da wir tot waren in Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht, auf dass er uns erzeigte den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade. Für solche große Wohltaten fordert nun Gott, der HErr, nicht mehr, denn ein dankbares Herz: darum will ich dir danken unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.

V. 51. Der seinem König großes Heil beweist und wohltut seinem Gesalbten, David und seinem Samen ewiglich. Das ist von Christo und seinen Gliedern zu verstehen. Will jemand sagen: ach lieber Gott, heißt das Christo, dem Gesalbten des HErrn wohlgetan, dass ihn Gott in so großes Elend, Kreuz und Tod stürzt? so ist die Antwort: das Geheimnis des Kreuzes versteht Fleisch und Blut nicht, und wir haben an demselben die Zeit unseres Lebens zu lernen. Aber den Trost haben wir: gleichwie Gott, der HErr, seinem König und Gesalbten in seinem lieben Sohn großes Heil bewiesen, durch ihn über Sünde, Tod, Teufel und Welt gesiegt und ihn darauf in die höchste Ehre und Herrlichkeit gesetzt hat, so will er auch allem Samen seines Gesalbten, d. i. allen Gläubigen ewig wohltun, ob sie gleich zeitlich leiden. Alle Gläubigen sind Christi Samen, sind aus ihm geboren, sind seines Geschlechtes, ja sie sind ein königlicher Samen, der an jenem Tag das Reich des himmlischen Vaters erwerben soll. Darauf sollen wir mit Freuden warten und durch diese Hoffnung alles Kreuz geduldig tragen und überwinden. Amen.

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