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Arnd, Johann - Das ewige Licht

Arnd, Johann - Das ewige Licht

Du hast, o Lebensfürst, dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht; mache uns tüchtig zu der uns erworbenen, ewigen Herrlichkeit. Zu dem Ende laß uns der Sünde absterben und dir im wahren Glauben nachfolgen, auch unseren ganzen „Wandel in dieser Furcht führen; damit, wenn wir sterben, wir nicht sterben, sondern um deinetwillen durch den Tod zum ewigen Freudenleben übergehen. Amen.

Gleichwie die erste Zukunft des Messias der heiligen Väter und Könige einziger Wunsch und Verlangen gewesen ist, so soll seine letzte Zukunft auch unser einzig Verlangen sein.

So wir denn nun Fremdlinge und Gäste in dieser Welt sind und hier keine bleibende Stätte haben, so muß ja daraus folgen, daß wir nicht um dieser sichtbaren Welt willen erschaffen sind. Darum ist diese Welt nicht unser rechtes Vaterland und Eigentum, wir wissen ein besseres und edleres, um welches willen wir lieber sollten zwei Welten verlieren, ja Leib und Leben, daß wir jenes behalten möchten. Darum freut sich ein Christ dieser Erkenntnis, daß er reich in Gott werden möge, und daß er zum ewigen Leben erschaffen sei.

Wie die Kinder Israel das Osterlämmlein also essen mußten als für den Weg fertige und Stäbe in ihren Händen haben, auch mit bitterem Salz und süßem, ungesäuertem Brot, also sollen wir, die wir durch Christum zu einem viel ändern und bessern Leben erkauft und erlöst sind, uns selbst für Pilger und für den Weg fertige halten, und stetig, ohne Unterlaß nach dem himmlischen Vaterland reisen, mit dem bitteren Salz der Kreuzes vorlieb nehmen, in Reue und Leid unsere Reise, das ist unser Leben, zubringen, und die süßen Brote des neuen Lebens täglich essen.

Es müssen uns alle Dinge entzogen werden in der Probe der Hoffnung, also daß uns auch die allerbesten Gaben Gottes nicht bleiben, auf die wir fußen möchten, auf daß also unsere Hoffnung ganz rein, lauter und bloß auf Gott stehe. In solcher Probe muß man hoffen, wo nichts zu hoffen ist, und wider die Hoffnung, wie von Abraham (Rom. 4, 18) gesagt ist.

Wären wir rechte Christen, nicht mit Worten, sondern mit der Tat und Wahrheit, so würde uns das ewige Licht bald erleuchten und im Glauben und in der Lehre einig machen.

Der Herr wird die Hüllen, damit alle Völker verhüllt sind, hinweg tun und die Schmach seines Volkes aufheben in allen Landen und wird den Tod verschlingen ewiglich … Wie der Weg des Todes die Sünde ist, also ist der Weg des Lebens die Wegnahme der Sünde und die Wiederbringung der Gerechtigkeit .. . Von dem Angesichte Gottes kommt uns die große Freude, denn das Anschauen Gottes bringt eine ewige, unendliche, vollkommene, unaussprechliche Freude mit sich. Wenn wir die Herrlichkeit der Majestät Gottes sehen werden, so werden wir auch dieses lieblichen Wesens zu Gottes Rechten teilhaftig, dagegen aller Welt Leiden und Schmach nichts wert ist.

Die Hoffnung bleibt mitten im Unglück und im Tode immer an Gottes Verheißung, Allmacht und Barmherzigkeit hängen. Sie ist ein wachendes und wackeres Auge unserer Seele, welches immer gen Himmel sieht, auch wenn gleich Unglück kommt.

»Wir wissen aber wenn es erscheinen wird, so werden wir ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist« (l. Joh. 3,2). Alsdann werden wir nach dem Ebenbild Gottes vollkommen erneuen und wahrhaftig ein solches Bild sein, das Gott gleich ist, aus dem Gottes Schönheit, Klarheit und Herrlichkeit leuchten wird; aus Christo Jesu aber, unserm Herrn, die höchste Klarheit und Schönheit über alles.

In der Ewigkeit ist Ruhe und nicht in der Zeit. Böse und Gute jammern und laufen nach der ewigen Ruhe, aber niemand erlangt sie, als die in Christo sich wissen zu lassen und zu verlieren, der die ewige Ruhe ist. Dasselbe erlangt man nicht mit Werken und vieler Arbeit, sondern mit geduldiger Hoffnung »durch Stillesein und Hoffen« (Jes. 30,15) und in einem stillen Sabbat.

So rein, als er nun seine menschliche Natur in seiner Person gemacht hat, so rein hat er unsere Natur auch vor Gott gemacht, welches wir in der Verklärung an jenem Tage erfahren werden, wenn unsere sterblichen Leiber ähnlich geworden sind seinem verklärten Leibe (Philipper 3,11.21).

Wer die himmlische Freude schmeckt, dem wird die Freude der Welt bitter. Wer einen Augenblick die Herrlichkeit Gottes sehen möchte, der würde der ganzen Welt auf einmal vergessen; denn Gott sehen, ist Leben und Seligkeit.

Die Freude wird aus der Liebe geboren. Wie aber die Liebe ist, so muß notwendig die Freude sein. Ist nun die Liebe göttlich, so ist es auch die Freude. Ist die Liebe irdisch und hängt am Irdischen, so ist die Freude irdisch.

Möchtest du einen Augenblick sehen die Krone der Herrlichkeit und die ewige Freude derer, die in diesem Leben Trübsal und Elend erlitten haben, die vor den Menschen nicht wert waren, daß sie leben sollten, du würdest dich unter alle Menschen demütigen, dein Kreuz mit Freuden tragen, dir nicht viele freudige Tage in der Welt wünschen und die Trübsal für einen großen Gewinn achten.

Das ist die herrliche Frucht der Auferstehung Christi, durch ihn ist alles wiedergebracht und alles neu gemacht. Das Vergängliche ist verwandelt in das Unvergängliche, das Verwesliche in das Unverwesliche, das Befleckte in das Unbefleckte, das Zeitliche in das Ewige, alles Leid in Fröhlichkeit, alle Traurigkeit in Freude, die Sünde in Gerechtigkeit, der Zorn in Gnade, der Fluch in Segen, die Armut in Reichtum, die Krankheit in ewige Gesundheit, die Verachtung in himmlische Ehre, die Schmach in Herrlichkeit, die Unruhe in ewige Erquickung, alle Mühe und Arbeit in volle Genüge, der Tod ins Leben. Der Tod ist die Tür zum Leben und zu diesen ewigen Gütern.

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