Aquila, Caspar - Eine fröhliche Trostpredigt für die sehr geängstigten Gewissen, sie muthig und erquickt zu machen, aus dem Propheten Zephania

Aquila, Caspar - Eine fröhliche Trostpredigt für die sehr geängstigten Gewissen, sie muthig und erquickt zu machen, aus dem Propheten Zephania

(Ausgabe einzeln, Magdeb. 1550. 4.)

Der Trostspruch aus dem Propheten Zephania am dritten Capitel:

Jauchze, du Tochter Zion, rufe Israel, freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem; denn der Herr hat deine Strafe weggenommen und deine Feinde abgewendet; der Herr, der König Israel ist bei dir, dass du dich vor keinem Unglück mehr fürchten darfst.

Amen, Das verleihe uns der Herr Jesus zu gläuben! Amen.

Ach, du allmächtiger, lieber himmlischer Vater, sollten wir armen und elenden Menschen nicht billig dich in Ewigkeit loben, ehren und dir danken, dieweil wir Alle natürlich also gesinnet sind, dass wir gern selig möchten werden und gute, ruhige Tage haben? Es ist aber leider der Menschen Herz also der Sünde halber verblendet, dass sie alle mit einander irren und keiner nie den Weg der Seligkeit hat können treffen, noch finden; allein dein lieber Sohn, unser Heiland Jesus Christus vom Himmel, Der hat uns diesen verborgenen Weg der Seligkeit selber gelehret, nämlich, wer da will selig werden, Der erkenne sich erstlich seiner verderbten natur halber einen verdammten, armen, sündhaftigen und gebrachlichen Menschen, der ihm selber nimmermehr weder helfen, noch rathen kann, auch mit den allerbesten seinen Werken. Derhalben thue er nur bald Busse und verzweifle an allen seinen Kräften und Verdiensten, habe auch herzlich Reue und Leid über seine Sünde und erschrecke vor Gottes Zorn über seine Missethat, um welcher willen Gottes unschuldiger Sohn hat müssen des allerschmählichsten Todes sterben, sonst hätte der Vater ewig derhalben über ihn gezürnet. Darnach lerne er Jesum Christum recht wohl erkennen, dass er das edle Lamm Gottes sei, welches aller Welt Sünde trägt (Joh. 1) und darum zu uns kommen, Der ist vom Tode in’s Leben durchgedrungen (Joh. am 5.). Wer es aber nicht gläubet, über Dem bleibt der Zorn Gottes ewiglich (Joh. am 3.).

Will nun ein Christ beständig auf dem Wege der Seligkeit bleiben (welches ist der Herr Christus selbst, denn er sagt Joh. am 14.: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; Niemand kommt zum Vater, denn durch mich), so will ich ihm gar treulich rathen, will er anders ein Kind Gottes alle Güter Christi im Himmel erben, so gewöhne sich ein Christ, dass er nur oft seiner Taufe gedenke, wie er in Christus Tod ist getauft, als Paulus zu den Galatern am 3. sagt: So Viele ihrer getauft sind, die haben Christum angezogen; und gedenke auch, wie Gott mit ihm einen Gnadenbund hat gemacht, dass Gott der ewige Vater uns will gnädig sein um Christi willen, so wir auch unsern Bund mit ihm halten, nämlich in einem neuen Gehorsam zu leben, des Fleisches Lust und Begierden widerstehen, den alten Menschen mit allen Gliedern tödten, sich selbst verleugnen und in einem neuen heiligen Leben wandeln, wie St. Paulus zu Tito 2. spricht: Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und züchtiget uns, dass wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltliche Lüste und erst fein züchtig, das ist, nüchtern, mässig, keusch, vernünftig und also gegen uns selbst fein eingezogen und ehrbarlich leben; zum Andern gegen unsern Nächsten gerecht, das ist, redlich, ehrlich, aufrichtig, ohne alles Falsch und List; zum Dritten gegen unsern lieben Gott reines Herzens, das ist, gottselig, sich stets üben in der Furcht Gottes (welche ist aller Weisheit und zur Seligkeit ein Anfang), die ist eine Mauer wider des Teufels feurige Pfeile und macht uns wachsen in der Erkenntniss Jesu Christi, die dann allein gerecht macht (Jesa. 53), und ist darzu das ewige Leben (Joh. 17). Derhalben übe sich ein Christ, Gott zu lieben, ihn fürchten und nur viel Gutes vertrauen, auch den frommen Gott stets loben, seine Wohlthat bekennen, ihn ohne Unterlass dafür danken, dass er uns seinen ewigen Sohn geschenkt hat, dermaassen, wer an ihn gläubt, kein Mensch ausgenommen, er sei wer er wolle, der allergräulichste Sünder auf Erden, hat er Reu und leid über seine Sünde, wie Zachäus, M. Magdalena, der Schächer am Kreuz u.s.w. und gläubt, Jesus sei der Bezahler und Austilger aller unserer Sünde, ja der ewige Versöhner gegen Gott, seinen himmlischen Vater: wer also an diesen unsern Sündenträger, Gnadenstuhl, Mittler und Fürbitter kann gläuben, Der soll und muss nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Aber wer den Bund seiner Taufe dermaassen will erhalten, Der hat eine ewige Anfechtung, auch Trübsal, Angst und Verfolgung im Gewissen, der Sünden halber, die noch in uns stecken und stets sich regen wollen, wie Paulus zu den Galatern am 5. sagt: Das Fleisch ficht wider den Geist; dass wir wohl mögen mit St. Paul in solchem Kampf (als zu den Römern am 7. stehet) schreien und sagen: O, ich elender Mensch, wer will mich doch endlich erretten von dem Leibe dieses Todes (das ist, der mich in den Tod will stürzen)? Aber ich danke Gott; die Gnade unseres Herrn Jesu Christi wird’s wohl ausrichten. Einen solchen rechtschaffenen, bussfertigen Sünder, der nun Jesum im Glauben ergriffen hat, als seinen Heiland, und ist ihm doch herzlich leid, dass er noch soll Sünde an ihm fühlen, thut ihm auch wehe, dass er Christum nicht genugsam kann erkennen, wie er billig sollte, einen solchen Sünder tröstet der liebe heilige Prophet Zephania am 3. Capitel und saget aus Gottes Befehl diesen fröhlichen, lieblichen und süssen Trostsermon, wie folget:

Jauchze, du Tochter Zion, rufe Israel, freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen u.s.w.

Aus diesem schönen, sehr tröstlichen Spruch wollen wir diese drei Stücke (uns hoch nöthig und mannichfaltig nützlich und lieblich) lernen.

Zum Ersten: Was unser gnädiger Gott von solchen betrübten und zerschlagenen Christen fordert.

Zum Andern: Ursach, warum wir in Christo recht fröhlich sein sollen.

Zum Dritten: Wie wir Christum, unsern lieben Heiland, sollen erkennen lernen und also unsern lieben Gott ewig loben, ehren, preisen, bekennen und ihm dankbar sein. Amen.

Zum ersten Stück dieses Sermons

Nun zum Ersten ist hie wohl zu merken, dass Gott allein Die anspricht, welche eines zerbrochenen Herzens sind, die das Gesetz hart (durch das Erkenntniss der Sünden und Offenbarung des Zornes Gottes) hat gedränget, dass sie Nichts fühlen, noch sehen, denn ihre Verdammniss, wie im fünften Buche Mosis am 27. steht. Darum müssen sie wohl an ihnen und an allen Creaturen verzweifeln und ihrer aller Hilfe halben verderben. Einem solchen gemarterten und betrübten Gewissen kommt dies fröhliche Evangelium zu Hilfe und sonderlichem Trost und sagt erstlich:

Du Tochter Zion. Das ist, ach du armer Sünder, der du Gottes Wort begehrest zu hören und zu gläuben, welches aus Zion erstlich ist mit Freuden erschallet und nachmals frei in die grosse weite Welt ausgebreitet. Zum Andern:

Jauchze. Das ist, wie der Herr Christus zu allen bekümmerten Sündern sagt, welche seiner Hilfe begehrten, sei getrost und guter Dinge, mein Sohn, ja unverzagt und unerschrocken; denn dir sind deine Sünden vergeben. Item, dein Glaube hat dir geholfen.

Rufe. Das ist, jubilire und frohlocke mit Triumph; denn deine Sache steht viel besser, denn du selbst nimmermehr denken kannst, die Schlacht wider die ewigen Tyrannen (als da sind: Sünde, Tod, Teufel, Hölle und ewige Verdammniss) ist schon gewonnen, darum halte dich nun zur geistlichen Ausbeute. Er sagt zum Vierten:

Freue dich. Das ist, inwändig von ganzem Herzen sei fröhlich; denn du hast einen gnädigen Gott im Himmel, der dir recht wohl will. Er sagt zum Fünften:

Und sei fröhlich. Das ist, triumphire auch auswändig mit Freuden, dem traurigen Freudenbrecher, nämlich dem hässigen Teufel, zu trotzen, wie denn St. Paulus Solches treulich zu den Philippern am 4. ermahnet, da er spricht: Freuet euch in dem Herrn allewege (es gehe euch gleich wohl oder übel) und abermal sage ich euch, freuet euch, denn der Herr ist nahe, sorget Nichts; sondern, wie St. Petrus in seiner ersten Epistel am 5. Cap. sagt. Werfet alle eure Sorgen auf den Herrn, denn er sorgt für euch.

Darum lerne hieraus diese verborgene, hohe und himmlische Kunst, nämlich: Wer dich als einen Christen (dem Gottes Wort süsser, denn Honig und herzlicher, denn Gold und Edelgestein ist) erschrecken will und dein betrübtes Gewissen mehr zu ängstigen begehrt, dass du bald frei bei dir schliessest und gedenkest: Ach, der Mensch ist nicht von Christo, sondern des Teufels Bote. Denn wo die lieben Engel, auch der Herr Christus selber, die Christen erschreckten, wie die Hirten zu Bethlehem, item die Weiber bei dem Grabe Christi, konnten sie es doch nicht leiden, sondern trösteten sie selber von Stund an wiederum, sie sollten sich nicht betrüben, sondern fröhlich sein. Lucä 2.

Denn Christus (der uns den Tröster hat verheissen) hat holdselige Lippen voller Gnaden und Trostes, wie der 45. Psalm anzeigt. So gebeut Christus selbst seinen Jüngern Johan. am 14. und spricht: Euer Herz erschrecke nicht, fürchtet euch nicht, seid getrost, ich habe euch die Welt überwunden. Item im Evangelio Joh. am 16. Cap. spricht er: Bittet, auf dass eure Freude vollkommen werde. Solches lerne du, lieber Christ, sehr wohl wider die jüdischen mürrischen, eigensinnigen Köpfe und aufgeblasenen giftigen Gnadenschänder, die aus dem freundlichen, lieben Christo einen Legistam, das ist, einen zornigen, wilden und storrigen Mosen oder Schreckgeist machen wollen, so er doch nur schrecklich ist allen Spöttern und Verächtern seines tröstlichen Wortes, die seine Gnade feind sind und nicht ernstlich mit Furcht und Zittern dieselbe annehmen (wie die Frommen thun), diesen sichern, stolzen Geistern wünscht Christus das höllische, ewige Wehe; Matth. 23. Ja, er sagt auch: Gehet von mir, ihr Übelthäter. Item, der 55. Psalm spricht: Der Tod übereile sie und müssen lebendig in die Hölle fahren. Dessgleichen verflucht auch Christus Chorazin, Bethsaida und Capernaum Matth. 11. Weiter spricht David im 56. Psalm: Gott stosse solche Leute ohne alle Gnade herunter, ja, er sei Der Keinem gnädig, die also verwogene Übelthäter sind. Für welche Verächter seines Namens Christus auch nicht bitten will, wie Joh. 17. und im 44. Psalm steht. Darum redet der Prophet allein mit den betrübten Christen, die ihre Sünde und den Zorn Gottes hart fühlen und begehren doch Gnade; aber diese traurigen Heiligen soll der heilige Geist stärken und trösten, dass sie fröhlich sollen sein, dieweil Christus allein ihre Furcht und Schrecken ist, wie Solches der Prophet Jesaias am 8. Capitel klärlich sagt.

Aber fürwahr, hie gehöret ein reiner, unbefleckter und grundfester Glaube zu; sonst ist’s unmöglich, sich mit Freuden in Gott zu erlustigen. Denn wo kein Glaube ist, dass uns Christus mit Gott, seinem himmlischen Vater (allein durch sein bitteres, unschuldiges Leiden und Sterben) versöhnet und all unsere Sünde vergeben hat, da kann anders Nichts sein, denn eitel Zittern, Furcht, Flucht und gar schwerer, trauriger Muth, dass man Gott fleucht, gleich wie die Kinder von Israel, als im anderen Buche Mosis am 19. geschrieben steht.

Ja, man hasset wohl noch Gott dazu, dass er die Sünde so hart gestraft hat und noch strafen will; darum muss ein armer Sünder Christum zuvor lernen erkennen als Den, der ihn von allen Sünden, auch vom ewigen Tode durch sein Leiden und Sterben erlöset und ihm ewiges Leben durch seine fröhliche Auferstehung erlangt hat, als St. Paulus zu den Römern am 4. lehret. So folget nun

Das zweite Stück dieses Sermons

Die rechte Ursach, die uns billig soll reizen zu solcher geistlichen Freude an dem Herrn, unserm lieben Gott, um welches willen wir allein können verachten und verlassen, was nicht Christus selbst ist, redet, thut oder schafft, zeigt hie der Prophet Zephania klärlich an und spricht, wie folget:

Der Herr hat deine Strafe weggenommen. Ob es wohl leiblicher Weise geschehen ist, da Gott das jüdische Volk aus dem Babylonischen Gefängniss durch Cyrum, der Perser König, hat erlöset, und ihre Feinde sammt dem Kaiser Balthasar erwürget, wie denn geschrieben steht in dem heiligen Propheten Daniel am 5. Cap.: so ist es uns doch auch gewisslich und vernehmlich widerfahren in Dem, dass Christus Jesus, unser lieber Herr und einiger Heiland, das wahrhaftige Gotteslamm, alle unsere Sünde auf sich genommen und am Stamme des h. Kreuzes mit seinem rosenfarbenen Blute ausgetilget hat, auf dass wir durch seine Striemen möchten geheilet werden, wie Jesaias sagt: Der Herr hat alle unsere Sünden auf ihn geworfen, dass wir durch seine Erkenntniss gerecht würden, dass er nicht mehr mit uns zürnen will, sondern es soll lauter Gnade und Vergebung sein. Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht; sehet, euer Gott kommt zur Rache, Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen. Amen.

Hier soll ein Christ auf’s allerfleissigste wohl merken, wo Gott der Herr in der heiligen Schrift zu uns redet, wir sollen uns nicht fürchten, da will Gott allein die menschliche Furcht von uns nehmen, dass wir uns nicht so leichtlich sollen erschrecken lassen, es sei Unglück, Tod u.s.w. Ja, aller dieser und dergleichen Furcht soll ein Christ widerstehen, wie in der ersten Epistel Johannis, am 4. steht. Die Furcht, das ist die menschliche, schändliche Furcht, ist nicht in der Liebe, noch der Gottlosen Heuchelfurcht, die allein Gott fürchten um der Strafe willen, dass sie Schaden leiden, nicht, dass sie Gott beleidigt haben. Darum ist in ihrer Heuchelfurcht keine reine Liebe, auch kein Vertrauen in Gottes Güte, sondern nur ein heimlicher Hass, Lästerung und Murren wider Gottes Wort und Urtheil, auch endlich Verzweiflung an Gottes Gnade, wie Cain, Judas und Saul. Vor solcher Furcht soll sich ein Christ wohl hüten und sagen mit Freudigkeit des Glaubens, wie der heilige David im 3. Psalm: Ich fürchte mich nicht vor vielen hundert Tausenden, die sich umher wider mich legen. Item im 23. Psalm: Ob ich schon wandere im finstern Thal, fürchte ich kein Unglück; denn du, Herr, bist bei mir. Item Lucä am 12. spricht Christus: Fürchtet euch nicht vor Denen, die den Leib tödten, sondern Den fürchtet, welcher Leib und Seele tödten und ewig verdammen kann. Es sage ein Christ in reinem Glauben mit dem heiligen, königlichen Propheten aus dem 56. Psalm also: Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht; was will mir ein Mensch thun?

Ja, zu dieser reinen christlichen Furcht locket uns die ganze heilige Schrift, welche denn vornehmlich ein Anfang, ja ein Brunnquell der Weisheit ist (Ps. 111), und der 34. Psalm sagt: Fürchte Gott. Wer? Ihr Alle, seine Heiligen. Warum? Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel an irgend einem Gut. Zu den Philippern 2: Schaffet, dass ihr selig werdet mit Zittern und Furcht. Im 2. Psalm: Dienet Gott mit Furcht, freuet euch mit Zittern. In solchen Herzen will Gott auch wohnen (Jesaiä 57), ja will ihnen auch barmherzig sein, Lucä 1. Denn Gott hat einen Wohlgefallen an Denen, die ihn fürchten und auf seine Güte warten. Zum Andern: Er will ihr Gebet erhören. Zum Dritten: Wohl Dem, der Gott fürchtet, das ist, alle Seligkeit, ja Glück und Heil, zeitlich und ewig, soll einem Gottesfürchtigen begegnen. Zum Vierten: Ja, es soll ihm Nahrung genug zukommen. Zum Fünften: Die Sonne der Gerechtigkeit soll ihm aufgehen. Und zum Sechsten: Gott will sie aus allem Unglück und Elend gnädiglich erretten. Denn also sagt hie der Prophet:

Der Herr hat deine Feinde abgewendet. Solches hat uns der Prophet David im 68. Psalm längst zuvor viel klärlicher angezeigt, da er also sagt. Christus hat das Gefängniss gefangen genommen, der in die Höhe ist gefahren, dass uns nun das Gesetz, so wir fest an Christum gläuben und bei seinem Wort kräftig gläuben, nicht mehr kann anklagen, viel weniger verdammen. Denn da sprechen wir mit St. Paul: Ist nur Christus für uns, wer kann uns schaden oder anklagen? Ist nun uns das Gesetz gefangen, so muss die Sünde auch nicht mehr schrecken zur Verdammniss, denn das Blut Jesu Christi hat alle unsere Sünde ersäuft. 1. Joh. 1. Ist nun die Sünde hinweg, was will der Tod für Zuspruch an uns haben? Ja, was will der hässige Teufel Zutritt an uns haben? Er hat Nichts wider uns aufzubringen; denn warum? Christus hat alle diese höllischen Tyrannen uns zum Besten gefänglich, wie in einem Triumph, geführt, wie Col. 2 steht; dass wir sagen mögen, so wir recht an Christo hangen, wie St. Paulus jauchzet und rühmet in der ersten Epistel zu den Corinthern im 15. Cap.: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Denn der Prophet Hosea am 13. Cap. weissagt, dass uns Christus aus der Hölle erlöset und vom ewigen Tode errettet hat. Alsdann werden unsere Feinde zu Schanden gemacht und wir in die höchste Ehre Gottes gesetzt werden, so wir sie auch einmal in den Abgrund der Hölle werden mit Christo verurtheilen. Amen.

Das dritte Stück dieses Sermons,

wie wir Christen unsern lieben Heiland erkennen sollen als unsern herzliebsten König und Herrn, nicht, der weit von uns, sondern auf’s allernächste bei und um uns wohnet mit allen Gnaden, da er also sagt: Er ist bei dir selbst, dass du dich nicht fürchten sollest vor keinem Unglück. Also sagt auch der Psalmist am 145.: Der Herr ist ganz nahe. Wem? Allen Denen, die ihn fürchten und in der Wahrheit anrufen. Das bestätigt Jesaias am 43., sagend: Gehest du durch ein Feuer, so will ich bei dir sein und dich erretten. Auch im 23. und 91. Psalm da sagt Gott selbst: Ich bin bei ihm, auch mitten in der Trübsal; wie er denn war mit und bei Daniel in der Löwengrube und half ihm aus, und bei David, da ihn Saul verfolgte, umstürzte und oftmals erspiessen wollte, auch bei den drei Knaben im glühenden Ofen, wie Daniel am 3. sagt. Solches malet uns auf’s allerfröhlichste ab mit gleichen Worten der heil. Prophet Zacharias am 9. Cap. also:

Du Tochter Zion, das ist, du lieber Christ, der du Lust hast, Gottes Wort und Verheissung anzuschauen und im Glauben herzlich anzunehmen begehrst.

Freue dich sehr und jauchze. Das ist, folge doch hier mehr Gottes Gebot, der dich so oft in allen Propheten, ja auch endlich durch seinen Sohn heisset fröhlich sein; ja, nicht schlecht oder ein wenig fröhlich, sondern validissime, valde, das ist viel, sehr und nur hoch frohlocke dich, dass du so einen gnädigen Gott hast überkommen, der dir sein göttlich Wort (daraus du sein väterlich Herz erkennen kannst, wie er gegen dich auf’s freundlichste gesinnt ist, als im 103. Psalm steht, nämlich: wie sich ein Vater erjammert über seine Kinder) eröffnet hat. Dieses himmlischen und ewigen Schatzes magst du dich billig höher berühmen, denn alle Kaiser und Herren ihres Reichthums, Ehre und Gewalt. Lieber, was sie haben, so sie gleich aller Welt Gut und Herrschaft überkommen und müssen doch ein böses, unruhiges, auch unsicheres und schreckliches Gewissen haben, ja, was noch ärger ist, einen ungnädigen Gott, welcher sie plötzlich und ewig kann verderben? Derhalben, du lieber betrübter Christ, merke hier wohl und mit Fleiss neun Wörtlein, die malen dir deinen Herrn Christum auf’s allerlieblichste, freundlichste und schönste ab, also, dass dein Herz billig in tausend Stücke vor Freuden zerspalten möchte, so man es nur fest von ganzem Herzen gläuben könnte.

Erstlich ermahnet er dich aufzumerken mit einem sonderlichen Wörtlein, gleich als ob du schlafest, dich frei, munter und mit Lust hörend zu machen und spricht also:

Ecce, das ist, siehe, schau wohl auf, habe fleissig Achtung auf diese fröhliche Botschaft, welche ich dir verkündigen will, nämlich von einem wunderbarlichen, seltsamen, neuen und unerhörten Könige, den sollst du hören, was er dich heisst und gläuben, was er dir sagt. Du musst dich aber nicht ärgern an seiner geringen Gestalt, sondern, nur die Augen zu und merke auf sein Wort, wider Sinne und Vernunft. Summa, was dir von diesem Könige wird verkündiget, Das nimm an im Glauben; denn selig ist Der, so sich nicht an ihm ärgert, als Matth. am 11. Cap. steht.

Zum Andern, dass du ihn nicht unmächtig, sondern für allmächtig erkennen sollst, so nennt er ihn Freitag

Einen König. Der ist ein König, der alles Guts viel vermag und mit sich bringt. Er ist ja kein zorniger Tyrann, noch strenger, wilder Moses, der dich wollte schatzen oder schrecken, sondern dich erquicken und fröhlich machen; darum spricht er zum Dritten

Dein, nicht ihm selbst, oder den Engeln, sondern dir, dir ist er zum Könige geboren, auf dass du sein eigen seist. Er ist ja dein lieber Bräutigam, Hirt und Heiland, dass, wo du diesen König dir nicht zu eigen annimmst, bleibst du unter’m Joch vieler gräulicher Tyrannen. Nimmst du ihn aber an, so kann er dich erretten von allen Tyrannen der Hölle. Denn also sagt Jesaias am 9. Cap.: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben.

Zum Vierten, auf dass du ja fleissig wahrnehmen sollst seiner trostreichen und allerseligsten Zukunft, so spricht er einfältig:

Er kommt. Das ist, du kannst nicht zu ihm kommen; denn er ist dir viel zu hoch, so bist du viel zu schwach, dazu in Sünden empfangen, darum muss er durch sein Wort der Gnaden zu uns herab kommen und ohne all dein Verdienst oder Würdigkeit sich selbst als dein gnädiger, ja allmächtiger König über dich bejammern und herzlich erbarmen. Ja, was thut er? Er kommt nach dem ewigen, unerforschlichen Rath Gottes, seines himmlischen Vaters, in diese elende boshaftige Welt, wird Fleisch und Blut, das ist, ein Mensch, der in Hunger und Durst, in Hitze und Frost, Armuth und Elend, auch in Freude und Traurigkeit, ja, in Schlafen und Wachen, in Summa, er ist in allen natürlichen Kräften und Gebrechlichkeiten (ausgenommen die Sünde) dir und ja allen Menschen gleich und ähnlich worden. Warum? Auf dass er dich in dieser Welt, da alle Tyrannen und Teufel dich gefangen hatten, ledig und los macht von solchen allen. Womit? Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem hochtheuern, rosenfarbenen und unschuldigen Blute.

Zum Fünften, auf dass du dich ja nicht selbst muthwillig ausschliessest von solcher angebotenen Gnade, so spricht er eben

Zu dir. Das ist, nicht zu den gerechten, klugen, gewaltigen und reichen Werkheiligen, sondern zu dir armem Aschenbrödel, der du unter dem Joch des Gesetzes steckest, wohl gequält, in Banden der Sünde, in des Todes Rachen, in der hellen Gluth, in des Teufels Schuld. Je mehr du nun begehrest, in diesem König ledig zu werden von aller dieser Tyrannei, je näher dir dieser dein geliebter König Jesus Christus sein will.

O Herr und Gott, hilf uns gnädiglich; denn wer Das wohl könnte gläuben und sich an seinem letzten Stündlein Dess herzlich erinnern, auch gänzlich darauf verlassen, Der würde sonder Zweifel wohl fröhlich mit dem h. Simeon singen und sagen: Herr, nun lass deinen Diener im Frieden von hinnen fahren.

Denn Das ist je und ja gewisslich die Wahrheit, alle Die, so das Wort ihres Heilandes Jesu Christi in reinem Glauben fassen und im Herzen kräftiglich behalten, Solche sollen die Bitterkeit des Todes nicht schmecken ewiglich, wie im Evangelio Johannis steht. Ja, es soll ihnen ein sanfter Todesschlaf sein und ein Abschied von aller Anfechtung, Trübsal, Angst und Noth. Ach wer wollte nicht über das wilde, weite Meer in India, ja bis an’s Ende der ganzen Welt ziehen, dass er nur eine Arznei für die Pestilenz, das ist, für den zeitlichen Tod, könnte erlangen, unangesehen viel grosser Mühe und schwerer Unkosten? Aber hie, da Christus uns kommt umsonst, aus lauter Gnaden und weil wir sollen Wein und Milch seines fröhlichen Evangeliums ohne Geld kaufen sollen, wie Jesaias am 55. sagt, da wollen wir nicht folgen. Nun pfui uns an, dass wir solche angeborene Gottes Gnade, Güte, Trost und Hilfe umsonst nicht wollen annehmen. Der Herr Christus helfe uns noch mit Gnaden aus solchem schwachen, unzeitigen, blöden Glauben zu einem starken, vollkommenen und freudigen Glauben. Amen.

Zum Sechsten, nun höre deines lieben Herrn Christi seine geistliche Pracht, welcher nicht scheinbar mit Gold, Sammt oder mit Pferden und Kürissern geziert ist, sondern der Prophet sagt:

Gerecht. Das ist, nicht für sich oder ihm selbst allein; denn wer wollte ihn dulden, dieweil Gott die Sünde straft und hasst? Sondern er kommt, dich fromm und gerecht zu machen vor Gott, wie St. Paulus in der ersten Epistel zu den Corinthern am ersten Cap. sagt, nämlich Christus ist uns von Gott gemacht zur Gerechtigkeit, Weisheit, zur Heiligung und zu der Erlösung; dass also die Frömmigkeit deines Herrn Christi alle deine Sünde, wie ein Meer ein kleines Fünklein Feuers, auslöschet, dass nun forthin keine Verdammniss ist an Denen, die da sein und bleiben in Christo Jesu, wie der Apostel St. Paulus tröstlich bezeugt in der Epistel zu den Römern am achten Capitel.

Zum Siebenten. Nun, auf dass du ja gewiss sein sollest, dass er dir zu besonderm freundlichen Trost kommen ist, so nennet ihn der liebe Prophet sehr fein tröstlich:

Einen Heiland. Das ist, er nennet ihn nicht einen schrecklichen Verderber, sondern, der sein Volk will selig machen von allen ihren Sünden; wie denn Solches bezeugen die heiligen Evangelisten St. Matthäus am Ersten und St. Johannes am Dritten. Gott, spricht Johannes, hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte (ach, sie war schon verdammt), sondern, dass die Welt durch ihn selig werde. Darum, wer an Jesum Christum gläubt, Der soll nicht gerichtet und verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Zum Achten. Auf dass du dich nicht vor ihm entsetzen oder vor seiner Herrlichkeit scheuen sollst, so nennet ihn der h. Prophet:

Arm. Das ist, nicht als ein Bettler, der gar Nichts habe; denn Himmel und Erde, auch Alles, was darinnen, ihm unterworfen und übergeben ist, wiewohl er auch, nach dem Fleisch, allerlei Armuth und Elend genug gelitten hat und sich aller seiner Reichthümer, Ehre und Gewalt eine Zeit lang geäussert hat, auf dass er uns mit Gott reich und herrlich machte. Denn in ihm sind allerlei Schätze der Weisheit und des Erkenntnisses Gottes verborgen. Darum heisst das hebräische Wörtlein Ani nicht allein arm und wohl geängstiget, sondern, wie es St. Matth. am 21. Capitel verdolmetscht hat, sanftmüthig. Das ist so viel gesagt: So er dich gerecht macht von deinen Sünden und hilft dir als ein Heiland aus aller deiner Noth und Anfechtung, auch aus der Höllen Angst, so hebt sich allererst das Kreuz mit dir an, also, dass dir der neidische Satan getrost und meisterlich mit unmerklichen Listen nachstellet, ob er dich nicht erhaschen und zu Falle bringen könne, gleich wie die heiligen Freunde Gottes, nämlich Mosen, David, Lot, Simson und andere mehr im alten Testamente; item, wie Petrum und Dergleichen.

Darum, so du etwa mit der Sünde übereilt und gräulich gefallen bist, darfst du dich doch nicht Böses, ja gar keiner Ungnade zu diesem deinem Könige besorgen, noch versehen, auch mit nichten vor ihm fliehen wie der Jonas oder der flüchtige Cain. Sondern lauf und eile ohne Verzug und Hinderniss zu deinem lieben herrn Christo, gleicherweis, als die Zöllner und offenen Sünder Lucä am 15. Denn er ist nicht stolz, er ist auch kein Schreier und Polterer, wie der Prophet Jesaias von ihm zeuget am 53. Capitel, da er spricht: Er will das glimmende Docht nicht auslöschen, sondern will, dass du dich zu ihm bekehrest; denn er ist, wie Joel am 2. sagt, gnädig, barmherzig, geduldig und voll aller Güte; der sich über uns erjammert, ja, wie eine Mutter über ihr Kind. Ezechiel sagt am 18.: Er will nicht den Tod des Sünders, sondern, dass er sich zu ihm bekehre und lebe. Darum spricht St. Paulus zu den Hebräern am 5. Capitel also: Wir haben nicht einen solchen Hohenpriester, der da nicht könnte Mitleid haben mit unserer Schwachheit, sondern, der versucht ist allenthalben, nach dem Gleichniss, ohne Sünde. Darum lasset uns hinzutreten mit allerherzlichster Freudigkeit zu dem trostreichen Gnadenstuhl, auf dass wir Barmherzigkeit empfahen und Gnade finden, nämlich auf die Zeit, wenn uns Hilfe, geistlich oder leiblich, Noth thut.

Dieweil denn Christus (diese anakoluthische Periode zu verbessern, hielt der Herausgeber sich nicht für berechtigt), unser mächtiger König und herzgetreuer, lieber Heiland uns selbst zu ihm ruft und mit freundlichen, ja mit gar herzbrünstigen Worten uns gleichsam zu ihm locket, da er Matthäi am 11. sagt: Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich, und kein Anderer soll und kann es ausserhalb meines Worts seliglich thun, ich will euch, die ihr hart bedränget seid und in mancherlei Ängsten und Anfechtungen lieget, aber auch erschrockene und arme elende Sünder will ich auf’s allerbeste fröhlich erquicken, ich will euch nicht stöcken noch plöcken, als ein grausamer Tyrann seine armen Unterthanen, sondern ich will euch erbarmen in aller Maasse, ja noch viel herzlicher, denn sich eine fromme, treuherzige Mutter über ihr unmündiges, herzliebstes Kindlein erbarmt; ja, und ob euch der arge Teufel will erschrecken, so sollt ihr Dess gewiss sein, ich will’s nicht leiden, sondern, ich will euch fröhlich zu meiner Gnade aufwecken und Labsal geben, nicht ein Mal, noch zwei, drei, sechs u.s.w., sondern unzählig, so oft ihr nur in einem zerschlagenen und zerbrochenen betrübten Geiste und Herzen zu mir schreiet um Vergebung der Sünden, so oft will ich auch euch erhören; allein sehet fleissig zu, dass es euch ein Ernst, nicht mit Heuchelei vermischt sei, sondern also, dass ihr die Sünde lernet hassen und ihr herzlich feind werden, ja auch ernstlich gedenken, dieselbige gänzlich zu unterlassen, und hanget fest an mir und meinem Wort, so sollt ihr den Tod nicht schmecken ewiglich; denn wer Gottes Wort mit Zittern und Fürchten (als ein grossmächtiger Lehrer der hohen göttlichen Majestät) treulich und mit herzlichem Fleiss höret und in seinem Herzen wohl und rechtschaffen bewahret, Der ist schon selig, wie denn Solches der Evangelist St. Lucas am 11. Capitel klärlich sagt. Ja, Gott will auch selbst eine Wohnung bei ihm machen; Der wird ihn auch wohl wissen zu vertheidigen vor allem Unglück.

Zum Neunten. Wohlan, liebster, gottseliger, betrübter Christ, auf dass du dich ja zeitlich und ewiglich dieses deines Königs trösten mögest und dich alles Guten herzlich zu ihm zu versehen habest, so giebt er ihm zu guter Letzt die allerschönste Hauptfarbe der göttlichen Demuth, also, dass es unmöglich (gegen die Klugen dieser Welt zu reden), dass es der heilige Prophet demüthiger, einfältiger, kindischer, ja (wie vorgesagt) schimpflicher und närrischer hätte abmalen können; denn er malet ihn (unter allen reisenden Thieren) auf das allerverachtetste, ja, was noch mehr zu verwundern ist, auf ein entlehntes, einfältiges und spöttisch Thierlein und spricht: Er kommt reitend

auf einem Esel. Das ist, nicht auf einem köstlichen, wohlgeputzten und stolz trabenden Pferde, auch nicht mit grossen Haufen gewaltigen, reisigen Zeuges, das Land und Getreide zu verheeren, sondern, wie das lastbare Thier bedeutet, dass er will all unsere Last tragen, die wir ja nicht leiden, noch ertragen könnten. So will er auch sonderlich von uns nehmen das schwere Joch des Gesetzes, Fluch und der Sünden Gift, Tod, Hölle und Dessgleichen. Er begehret auch nicht mehr von uns, denn dass wir ihm allein unsere Kleider vorwerfen, das ist, all unser Hab und Gut um des Evangeliums willen gern verlassen, wenn es die Noth fordert. Wir sollen mit all unserm Vermögen das Königreich Christi, das ist, sein heiliges Wort helfen fleissig und getreulich fördern, also, dass es durch fromme, treue, gelehrte und gottesfürchtige Prediger und Kirchendiener fleissig und treulich gelehrt und getrieben werden, dass man sich da kein Geld, noch Unkosten soll trauern oder beschweren lassen, sondern zu Gottes reichem Dienste, wo man kann und mag, helfen und nur fröhlich gläuben, dass wir Nichts ärmer, sondern viel mehr von Gott reichlich gesegnet werden, nicht allein in zeitlichen, sondern auch in geistlichen Gütern, das ist Amen, wie Salomo in den Sprüchen sagt: Ehre Gott von deinem, nicht von fremdem, geraubtem oder gewuchertem Gute, so werden deine Kleider mit Most übergehen und deine Schuhe voll Getreides werden. Zum Andern sollen wir den Herrn Christum auch auf unserm Esel, das ist, auf dem alten Adam reiten lassen, also, dass ihn Christus selber zäume, spore, treibe und, in Summa, nur ganz wohl erziehe, auf dass er Gott (in dem Herrn Christo) ein wohlgefälliges Opfer werde, wie Paulus sagt zu den Römer am 12., auf dass wir auch mit ihm sagen mögen: Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir, dem ich Alles, was ich habe und vermag, übergeben habe. Er regire mich, wie es ihm gefällig sei. Amen. Zum Dritten, dass wir uns nicht schämen, Gottes Wort öffentlich zu bekennen, auf dass dadurch andere Leute auch zu seinem göttlichen Reiche und wahrhaftigen Erkenntniss mögen kommen und nachmals desto herzlicher beweget werden, Gott, den Allmächtigen, auch gleichermaassen mit uns fröhlich loben, ehren und preisen, auch für alle Wohlthat danken, es wüthe und tobe die ganze Welt, wie sie immer wolle, oder aber gleicher Weise, als hie die Pharisäer und Obersten murreten und grunzten wider die Jünger, da sie Christum, ihren König, also herrlich empfingen und ansangen aus dem 118. Psalm, schreibend: O Herr hilf, o Herr, lass wohl gelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Also und Dessgleichen soll und muss das Wort Gottes und auch das ewige Königreich unseres lieben Herrn und Heilands Jesu Christi frei und öffentlich gelehrt, gepredigt und bekannt werden, in aller Maasse, wie die Unsern zu Augsburg auf dem Reichstage unerschrocken ihre Confession dem Kaiser und dem ganzen römischen Reiche haben überantwortet, also, dass die Funken in alle Nationen geflogen, die nicht können gelöscht werden. Amen. Allda haben wir Alle jubilirt, ja auch im Herrn Christo triumphirt, und wollen noch nicht aufhören, Gott zu loben, zu frohlocken, zu jauchzen und fröhlich zu sein, dieweil wir den höchsten, himmlischen, ja ewigen Schatz seines allmächtigen Wortes noch sehr reichlich bei uns aus grosser Gottesgnade haben. Ob schon aller Welt Güter und aller Menschen Hilfe und Rath uns verlässt, so kann uns doch Gottes Wort (welches eine unerschöpfliche Fundgrube alles Guten, Hilfe und Rathes ist) noch in alle Wege reichlich trösten. Diesen edeln Rubin wird uns ja kein Mensch, noch Teufel zu rauben vermögen, sofern wir anders dasselbige theure Kleinod hoch und werth im Herzen mit göttlicher Furcht, als mit einer feurigen Mauer, wohl bewahren; denn wir wissen und bekennen’s auch, dass Gottes Wort uns aus aller Todesnoth, Höllenangst, Teufelsgewalt, in Summa von der ganzen Gewissensnagung und Dergleichen hilft, auch helfen kann und will, ja insonderheit aus allem leiblichen Unfall zu erretten mächtig ist, wie denn der heilige Prophet Zephania beschliesslich sagt:

Der Herr, der König Israel, ist bei dir, dass du dich vor keinem Unglück mehr fürchten darfst.

Hilf Gott, was könnte oder vermöchte uns doch der heilige Prophet Lieblicheres und Tröstlicheres von Gott offenbaren? Denn, wie du gehört hast, will Gott in uns und bei uns sein und eine ewige Wohnung haben mit allen seinen Gütern, also dass wir uns vor keinem Unglück mehr fürchten sollen, sondern viel mehr also sagen: Ist Gott mit uns, wer will oder kann doch wider uns sein? Was wollte die Sünde, welche nicht anders, denn höllischer Geist ist und von der alten Schlange in uns ausgespeiet, an uns Christen schaffen? Christus ist unsere Gerechtigkeit. Ja was wollte uns der Tod selbst (welcher doch grausamlich ist) erschrecken? Christus ist bei uns, der ist das Licht und auch das Leben, der hat dem grausamen Tod seine Zähne und Backen zermalmet und seinen Balg zerrissen; er soll und kann auch nicht mehr einen Christen fressen. Item, was wollte der Teufel mit seinen feurigen Pfeilen wider uns vermögen? Hie ist bei uns Christus, welcher der rechte Siegmann und gewaltig starke Held, wie der königliche Prophet David im 45. Psalm sagt, ist. Und im 19. spricht er zuvor also: Christus, unser Herr und Bräutigam, geht aus seiner Kammer und freuet sich wie ein Held zu laufen den Weg, das ist, wie er unsere Feinde könnte herniederschlagen, wie Jesaias am 42. weissaget: Der Herr unser Heiland wird ausziehen wie ein Riese, er wird den Eifer aufwecken wie ein Kriegsmann, er wird jauchzen und tönen, er wird seinen Feinden obsiegen.

Das ist geschehen, da er den Teufel hat mit seinem Anhang überwunden und gefänglich geführt, wie der 68. Psalm sagt, und seinen Raub ausgetheilt, wie Lucä am 11. steht. Dess sollen wir billig Gott danken und ihn loben mit fröhlichem Gesagt: Christ ist erstanden u.s.w. Er ist unser Sündenträger, Schlangentreter, Todwürger, Höllenbrecher und Gnadenstuhl. Denn er tröstet uns, seine armen Christen, also süss, dass er darf sagen Joh. am 17. Capitel: Vater, ich will, wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Als wollte er sagen: Lieber Vater im Himmel, ich will, so gut ich’s habe bei dir, so gut sollen’s auch alle Die haben, die an mein Wort gläuben und es behalten. Dass ja meine Christen sich nicht viel dürfen besorgen, so sie aus diesem Jammerthal abscheiden, wo sie hinfahren. Derhalben sollen auch alle Christen fröhlich von diesem Elend scheiden. Denn Christus tröstet uns und saget: Seid gutes Muths und nun fröhlich, dazu getrost; denn euch ist die Herberge schon bestellt, bei mir sollt ihr sein im Himmel, bei meinem lieben Vater. Könnt ihr aber solche Verheissung nicht stark genug fassen und gläuben, dass ihr einen gnädigen Gott habt an meinem himmlischen Vater, der euch liebt, so hanget doch fest an meinem Wort, auch wider euer Fühlen, ja wider alle Sinne und Vernunft und saget mit St. Johannes 1. Joh. 3.: Ob uns schon unser Herz verdammt, der Sünden halben, so ist dennoch Gott grösser, als unser Herz, und noch mehr: Der in uns ist, ist grösser, denn der in der Welt ist. Kann nun diese göttliche Verheissung der ewigen Seligkeit unser kleines, enges Herz nicht so viel begreifen, so wollen wir doch Gott zu Ehren Solches, dass es wahr sei, bekennen und von Herzen bitten, dass wir’s kräftig können gläuben, es sie ihm also, wie sein väterlichen Wort lautet, nämlich, dass Christus will, Das und kein Anderes, ja er will es schlecht unversagt haben, dass, wo er ist, da sollen wir Christen auch sein; denn unser Herr Christus wird unsern nichtigen Leib also verklären, dass er ähnlich werde seinem clarificirten Leibe, wie Philipper am 3. steht. Und werden in solchem herrlichen, durchleuchtigen und unsterblichen Leib und Seele bei ihm ewig herrschen mit allen Freuden, von Angesicht zu Angesicht ihn schauen, loben und preisen, darum, dass Christus für uns ist Mensch worden und das Königreich uns wiederum erworben, daraus der neidische Teufel ist gestossen, und uns durch die Sünde desselbigen Himmelreichs hatte beraubet.

Aber Gott sei alle Zeit Lob und Dank, dass Christus uns von den Sünden erlöset hat und von dem Tode in’s Leben seiner Gnaden versetzt. Dess danken wir ihm in Ewigkeit. Amen.

Dass wir aber Solches kräftig mögen gläuben und endlich mit Freuden erlangen, so helfe uns dazu der liebe Herr Jesus Christus, unser einiger Herr, König, Hoherpriester, Hirt, Bräutigam und Heiland, mit Gott dem Vater und Gott dem heiligen Geist, in Ewigkeit gelobet, Amen, auf dass ja sein theurer Herr-Name in aller Welt recht geheiliget und erkannt werde. Amen.

Ach, lieber Herr Jesu Christe, du unser getreuer Erlöser, komm ja bald zu uns mit deinem fröhlichen, jüngsten Reichstag und errette uns von allem Übel dieser argen Welt. Amen.

Spreche ein jeder Christ: Ach, du lieber Heiland Jesu Christ, komm ja bald, mit Gnaden uns zu trösten. Amen, fiat, fiat, Amen.


Quelle: Beste, Wilhelm - Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/a/aquila/aquila_caspar-predigt_1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain