Anselm von Canterbury - Homilien und Ermahnungen. Vierte Homilie.
Über das Evangelium nach Matthäus. Nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes seinen Bruder mit: und er führte sie auf einen hohen Berg allein; und er ward vor ihnen umgestaltet. usf. Mat. 17.
Weil unser Heiland die Anordnung getroffen hat, seine Auserwählten durch die Mühsale dieses Lebens zu jenem künftigen seligen Leben zu führen, das keine Mühsal kennt; so gibt er durch sein Evangelium eine Beschreibung bald von den heißen zeitlichen Kämpfen, bald von der Palme der ewigen Belohnungen, damit sie nämlich, wenn sie von der Notwendigkeit der Kämpfe hören, sich erinnern, dass sie in diesem Leben nach keiner Ruhe zu trachten haben; wenn sie wieder von der süßen künftigen Seligkeit hören, das vorübergehende Böse leichter tragen, von dem sie hoffen, es werde mit ewigem Guten vergolten werden. Denn nachdem er seine und der Seinigen Leiden ein wenig weiter oben vorher verkündigt hatte, sagte er: Denn der Sohn des Menschen wird mit der Herrlichkeit seines Vaters samt seinen Engeln kommen, und dann wird er einem Jeden nach seinen Werken vergelten (Mat. 16,27). Und dabei konnten seine Jünger in ihren Gedanken sagen: Du sprichst jetzt vom künftigen Morde und Tode; was du aber verheißest, du werdest mit der Herrlichkeit des Vaters erscheinen samt den Diensten der Engel und der Macht des Richters, das bleibt gar lange verschoben. Der Kenner des Verborgenen sah voraus, was sie ihm einwenden. könnten, daher glich er die gegenwärtige Furcht mit der gegenwärtigen Belohnung aus. Denn er fügte bei: In Wahrheit sage ich euch, es gibt Einige unter den hier, Stehenden, welche den Tod nicht kosten werden, bis sie den Sohn des Menschen in seinem Reiche kommen sehen (Matth. 16,28). Als wollte er sagen: Wie er am Ende kommen wird, so wird er um eures Unglaubens willen in der gegenwärtigen Zeit den Sehenden (Lebenden) sich zeigen, die hier stehen. Denn weil die Zeit des allgemeinen Gerichts für Jedermann ungewiss ist, und die Stunde seines Todes ungewiss für jeden Einzelnen, so konnte auch denen, die nicht wussten, wann die verheißene Ruhe kommen sollte, die gegenwärtige Bedrängnis lang vorkommen. Der liebevolle Meister wollte einigen seiner Jünger noch während ihres Aufenthalts auf Erden die Freuden ewiger Verheißung vorauszeigen; damit sowohl sie, die gesehen hätten, als auch Alle, welche hören könnten, das gegenwärtige Ungemach leichter ertragen möchten, indem man sich öfter den. Lohn künftiger Vergeltung, die man zu erwarten hat, vorstellt. Es gibt, sagte er, Einige, die hier stehen, welche den Tod nicht kosten werden, bis sie den Sohn des Menschen in seinem Reiche kommen sehen. In seinem Reiche nämlich sahen ihn seine Jünger kommen, als sie ihn in der Klarheit auf dem Berge leuchten sahen, in welcher man ihn nach dem von allen Heiligen abgehaltenen Gerichte in seinem Reiche sehen wird.
Denn die Erzählung des Evangeliums kommt nun auf das, wovon wir reden wollen: Und nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus und Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie auf einen hohen Berg allein. Dass der Herr nach sechs Tagen, seit er den Jüngern seine verklärte Erscheinung verhieß, sie ihnen zeigte, deutet darauf, dass die Heiligen am Tage des Gerichts das Reich erhalten werden, das der ihnen verhieß, der nicht lügt, Gott vor allen Welt zeiten (Tit. 1,2). Die Weltzeiten nämlich bestehen aus sechs Zeitaltern. Sind diese erfüllt, so wird man den Herrn (sagen) hören: Kommt, Gesegnete meines Vaters, nehmt das Reich in Besitz, das euch feit Gründung der Welt bereitet ist (Mat. 25,34). Die sechs Tage der verheißenen Erscheinung und Herrlichkeit des Herrn können auch die Vollendung der guten Werke bezeichnen, ohne welche Niemand zur Anschauung der Majestät seines Schöpfers zu gelangen vermag. Denn weil der Herr in sechs Tagen die Schöpfung der Dinge ausführte, und am siebenten von seinen Werken ruhte (1. B. Ms. I., II.); so sind mit den sechs Tagen die guten Werke richtig ausgedrückt, durch die wir zur Ruhe gelangen sollen. Und weil der, der Gott zu sehen und zur Herrlichkeit seliger Auferstehung zu gelangen wünscht, das Gute nach bestem Wissen tun soll; so zeigte der Heiland mit Recht nach sechs Tagen die Herrlichkeit seines Reiches, die er den Jüngern verhieß. Lukas schrieb jedoch so: Es geschah aber ungefähr acht Tage nach diesen Worten, dass er den Petrus und Johannes und Jakobus mit sich nahm und auf den Berg hinaufstieg, um zu beten (Luk. 9, 28). Nach Lukas also offenbarte der Herr den Jüngern die Herrlichkeit künftiger Seligkeit deshalb am achten Tage, um mit dem Vorzeigen der Süßigkeit des himmlischen Lebens die Herzen aller, die davon hören könnten, zu erquicken und mit der Zahl von acht Tagen sie über die künftige wahre Freude zur Zeit der Auferstehung zu belehren. Denn nicht nur er stand von den Toten auf am achten Tage, das heißt nach dem sechsten des Sabbats, an welchem er das Kreuz bestieg, und dem siebenten des Sabbats, an dem er im Grabe ruhte; sondern auch wir werden nach den sechs Weltaltern dieser Welt, in denen wir Mühsale für den Herrn erdulden, und dem siebenten der Sabbatsfeier der Seelen, das indessen in einem anderen Leben zugebracht wird, wirklich im achten Zeitalter auferstehen. Denn wenn Matthäus, oder auch Markus sagt, der Herr sei nach sechs Tagen verklärt worden, so weichen sie weder der Ordnung der Zeit noch der Beschaffenheit des Geheimnisses nach von Lukas ab, der acht Tage setzt. Denn Matthäus zählt nur die Lage, die dazwischen lagen, daher er auch notwendig erwähnt, es sei nach sechs Tagen geschehen; dieser aber setzt als ersten Tag den, an dem der Herr seine Verheißungen gab; und als letzten, an dem er seine Verheißungen erfüllte, und deshalb mäßigt er gleichsam den Ausdruck etwas und setzt bei: ungefähr acht Tage. Und in geheimnisvoller Beziehung deutet jener die Ruhe, die den Heiligen von jedem Mühsal werden werde, nach den sechs Zeitaltern der Welt an, dieser aber die Auferstehung, die in der achten Zeit eintreffen werde. Drei Jünger aber nahm der Herr mit sich, um ihnen seine Verherrlichung zu zeigen, entweder weil die, die jetzt den in Liebe tätigen Glauben an die heilige Dreieinigkeit unverletzt bewahren, alsdann über die Offenbarung seiner Anschauung sich ewig freuen; oder weil es drei Stände der Gläubigen in der Kirche gibt, die allein zu dieser Anschauung zu gelangen verdienen möchten, nämlich die Vorgesetzten, und die Enthaltsamen, und die Verehelichten. Denn Jeder, der nicht auf einer dieser drei Stufen sich befindet, wird keinen Anteil an der Freude dieser Anschauung haben. Denn Petrus bezeichnet, wegen seines Vorrangs, die ersten Würdenträger (Prälaten) der Kirche: Johannes aber, der erweislich jungfräulich geblieben ist, bildet die Unverheiratete und Verächter der Welt vor: Jakobus aber, was Beinunterschlager heißt, bezeichnet die Verehelichten und die, welche die Welt erlaubter Weise gebrauchen. Hier also wollte der Herr den drei Jüngern, mit denen alle Auserwählten bezeichnet sind, feine Herrlichkeit zeigen und führte sie daher auf den hohen Berg, um Alle, die sie zu sehen wünschen, zu belehren, wie sie in keinen niedrigen Lüften liegen, keinen fleischlichen Lockungen sich hingeben, an keinen irdischen Begierden hängen, sondern aus Liebe zum Ewigen immer zum Himmel sich erheben, und immer ein Leben englischer Reinigkeit, Milde und Friede und Liebe und Güte und Gerechtigkeit, soweit es menschenmöglich ist, nachahmen sollen, nach jenem Ausspruche des Apostels: Unser Wandel aber ist im Himmel. Und von dort her erwarten wir auch den Heiland, unsern Herrn Jesum Christum, welcher unsern niedrigen Leib umgestalten wird zu gleicher Bildung wie sein verklärter Leib (Phlp. 3,20.21). Im Begriffes ihnen die Herrlichkeit seiner Majestät zu zeigen, führt er die Jünger auf den Berg, damit sie, damit Alle, welche sie zu sehen dürsten, lernen möchten, man müsse sie nicht in der Tiefe dieser Welt, sondern im Himmelreiche ewiger Seligkeit suchen, und dass sie sich befleißen, würdig zu werden, hinauf zu steigen auf den Berg des Herrn, und zu stehen an seinem heiligen Orte. Und schön fügte der Evangelist, nachdem er gesagt hatte, dass er sie auf einen hohen Berg geführt habe, bei; allein: weil die Gerechten, wenn sie auch jetzt noch durch die Nachbarschaft mit den Schlechten gedrückt sind, doch von ganzer Seele und Absicht, und ihrem Tun von ihnen geschieden sind, und in Zukunft gänzlich auch dem Körper und Orte nach von ihnen abgesondert sein werden, wenn sie der Herr in die Verborgenheit seines Angesichts bergen wird vor der Beunruhigung der Menschen und sie beschützen wird in seinem Zelte. Er stieg nach Lukas auf einen Berg, um zu beten, um so umgestaltet zu werden; denn er stieg hierauf zur geheimen. Höhe des Himmels, als wahrer Hohepriester, um die Seinigen zu vertreten, und ihnen dort seine Herrlichkeit zu zeigen; und um zu zeigen, dass wer dort die selige Auferstehung erwartet, und den König in seinem Schmucke sehen will, mit seinem Geiste in der Höhe wohnen und beständig beten müsse.
Weiter: Und er ward umgestaltet (verklärt) vor ihnen und sein Angesicht erglänzte wie die Sonne; seine Kleider aber wurden weiß wie Schnee. Lukas aber sagt: Und während er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts ein anderes und sein Gewand weiß glänzend (Luk. 9,29). In seiner Verklärung aber vor seinen Jüngern, und in der Erscheinung des veränderten Aussehens seines Angesichts verlor der Herr die Gestalt des menschlichen Körpers nicht, sondern gab eine Vorbedeutung von seiner und der Seinigen Verherrlichung. Denn das Aussehen seines Angesichts ward ein andres, das heißt von einer anderen Herrlichkeit, da es erglänzte wie die Sonne. Die Klarheit ihres Glanzes und ihrer Herrlichkeit nämlich gehörte besonders zur Natur der angenommenen Menschheit. Denn jene unaussprechliche und unnahbare Anschauung der Gottheit selbst, die den durch ein reines Herz Seligen für das ewige Leben aufbewahrt wird, konnten die Jünger im sterblichen Fleische noch in keiner Weise anschauen. Mit dieser Verklärung also mahnte der Herr zum Voraus sowohl an die Herrlichkeit seines Leibes, durch die er mittels der Auferstehung zu verherrlichen war, wie er vorausgezeigt hat, als auch an die Leiber aller Auserwählten, wie verklärt sie nach der Auferstehung sein werden. Denn von ihnen sagt er auch an einer andern Stelle: Alsdann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reiche ihres Vaters (Mat. 13,43.) Und es erglänzte hier zum Vorbilde seiner künftigen Verklärung, sein Angesicht wie die Sonne. Nicht weil die Verklärung und Herrlichkeit des Herrn und die seiner Heiligen gleich sein könnte, sondern weil wir nichts Leuchtenderes kennen, als die Sonne, wird nicht bloß die Herrlichkeit des Herrn, sondern auch der Heiligen bei der Auferstehung mit dem Anblicke der Sonne verglichen, weil sich durchaus nichts Leuchtenderes als die Sonne finden lässt, um den Menschen ein Beispiel davon zu geben. Wir können uns auch mittels seines Angesichts einen Begriff von der gegenwärtigen und offenbaren Erkenntnis seiner Menschheit machen. Es leuchtete also sein Angesicht wie die Sonne; denn in jenem Reiche himmlischer Seligkeit wird allen Heiligen der klarste Anblick auch seiner Menschheit in einzigem und ausgezeichnetem Glanze so leuchten, wie Sonne durch ihre einzige und ausgezeichnete Klarheit Alles übertrifft, was man Leuchtendes mit leiblichen Augen steht. Unter seinen Kleidern aber, welche wie der Schnee von Weiße glänzten, werden nicht unpassend seine Heiligen bildlich verstanden, nach dem Ausspruche des Apostels: So viele von euch getauft sind, habt ihr Christum angezogen (Gal. 3,27). Diese Kleider nämlich schienen, so lange er selbst unter den Menschen auf Erden wandelte, verachtet und wie andere Kleider; da er aber auf den Berg ging, erglänzten sie in neuem Glanze; denn wir sind, wie Johannes sich ausdrückt, wohl jetzt Kinder Gottes, aber noch ist es nicht an den Tag gekommen, was wir sein werden: aber wir wissen, dass wenn es an den Tag kommt, wir ihm ähnlich sein werden, denn wir werden ihn so sehen, wie er ist (1. Joh. 3,2). Daher sagt Markus von eben diesen Kleidern schön: sie wurden glänzend und über die Maßen weiß wie Schnee, wie sie kein Walker auf der Erde weiß machen kann. wie Jedermann klar steht, gibt es Niemand, der ohne Verderbnis und Schmerz auf der Erde leben kann, Niemand, der ohne Berührung von Seite irgend einer Sünde auf der Erde leben kann. Aber was ein Walker, das heißt ein Seelenlehrer, oder irgend ein ausgezeichneter Reiniger seines Leibes auf der Erde nicht kann, wird der Herr im Himmel zu Stande bringen, indem er seine Kirche reinigt. sein Kleid nämlich, von jeder Verunreinigung des Fleisches und Geistes, überdies auch mit ewiger, Seligkeit und Licht des Fleisches und Geistes erquickt.
Weiter: Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, welche mit ihm redeten. Lukas hat das vollständiger ausgedrückt: Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm. Es waren Moses und Elias, welche in Majestät erschienen und von seinem Ausgange sprachen, den er in Jerusalem vollenden sollte (Luk. 9, 30. 31). Moses und Elias, die auf dem Berge mit dem Herrn redeten, und von seinem Ausgange sprachen, den er in Jerusalem vollenden sollte, das heißt von seinem Leiden und seiner Auferstehung, bezeichnen die Aussprüche des Gesetzes und der Propheten, die im Herrn erfüllt und nun allen, die belehrt worden, bekannt sind, und in Zukunft allen Auserwählten deutlicher bekannt sein werden. Schön heißt es von ihnen, sie seien in Majestät erschienen, weil man alsdann deutlicher sehen wird, mit welch würdevoller Wahrheit nicht bloß der Eindruck aller göttlichen Aussprüche, sondern auch der Ausdruck vorgebracht worden sei. Unter feinem Ausgange können wir insbesondere die Erhöhung seiner Menschheit verstehen, durch die er Alles übertraf, wie der Apostel lehrt, indem er vom Vater sagt: Damit ihr wisst, was die überschwängliche Größe seiner Kraft sei, die er an Christus betätigt, da er ihn von den Toten auferweckt und ihn zu seiner Rechten im Himmel setzt, über alle Obrigkeit und Gewalt und Macht und Herrschaft, und über jeden Namen, den man nennt, nicht bloß in dieser Welt sondern auch in der zukünftigen; und Alles hat er unterworfen unter seine Füße (Ephs. 1,18-21). Das ist der Ausgang des Mittlers zwischen Gott und den Menschen, des Menschen Jesus Christus. Wenn gleich diesen Ausgang der Vater betätigt hat, so hat doch er selbst nach der Macht seiner Gottheit ihn betätigt und erfüllt. Denn Alles, was der Vater tut, das tut gleichfalls auch der Sohn (Joh. 5,19). Und er vollendete ihn im himmlischen Jerusalem, wo man stets den Frieden Gottes sieht, der alles Denken übersteigt (Phlp. 4,7). Aber auch an seinen. Heiligen wird er einen großen Ausgang erfüllen, wann er nach dem Gerichte euch bis zur Erhabenheit der Anschauung des Vaters erheben wird. Von dieser Erfüllung des Ausgangs also von Seite des Hauptes und der Glieder in der Stadt des großen Königs sprachen Moses und Elias: weil die Herrlichkeit der Erhöhung Christi und der Kirche das Gesetz und die Propheten einmütig vorhergesagt haben. Lukas allein aber fügt an dieser Stelle noch die Worte bei: Petrus aber und die mit ihm waren, waren vom Schlafe beschwert. Und beim Erwachen sahen sie seine Majestät und die zwei Männer, die bei ihm standen (Luk. 9, 32). Denn er allein, der die Erwähnung des achten Tages vorausgeschickt hat, beschreibt nun die Beschaffenheit der Auferstehung. Denn mit Petrus und seinen Genossen sind, wie oben gesagt worden, alle Auserwählten bezeichnet, die vom Schlafe beschwert sind, indem ihre Leiber in den Gräbern bis zum Ende der Welt schlafen: aber am Tage der Auferstehung werden sie erwachen, und zur beständigen Anschauung der Herrlichkeit seiner Majestät erhöht werden. Aber auch die zwei bei ihm stehende Männer werden sie sehen, das ist die Wahrheit des Sinns des Gesetzes und der Propheten, welche jene Verklärung voraus verkündigt haben. Ja, vom Schlafe beschwert waren sie: denn der unfassliche Glanz der Gottheit drückt wie mit einem schweren Gewichte die Sinne unseres Leibes. Und beim Erwachen. sahen sie seine Majestät: denn wer den leiblichen Schlaf aus dem Herzen wegschüttelt, und im Geiste wach wird, wird zum Lichte himmlischer Anschauung erhoben.
Weiter: Petrus aber antwortete und sagte zu Jesus: Herr, gut ist es, dass wir hier sind. Willst du, so wollen wir hier drei Zelte bauen, dir eines, Moses eines, und Elias eines. Und so drückt sich auch Lukas aus, da er von den zwei Männern sprach: Und es geschah, als sie von ihm weggingen, sagte Petrus zu Jesus: Lehrer, gut ist es, dass wir hier sind; machen wir drei Zelte, eines für dich, eines für Moses, und eines für Elias, indem er nicht wusste, was er sagte (Luk. 9,33). Das Weggehen des Moses und Elias von Christus ist nach dem zu verstehen, was der Apostel sagt: Wenn das Vollkommene kommt, so wird das Stückwerk zunichte gemacht (1. Kor. 13,10). Denn die Lehre des Gesetzes und der Propheten wird abtreten, wann die Offenbarung der göttlichen Anschauung für die Heiligen erscheint. Petrus aber antwortete auf das, was er sah: Gut ist es, dass wir hier sind, und die bereits scheidende Männer wünschte er da zu behalten mit der Aufführung neuer Zelte. Denn je mehr man von der Süßigkeit himmlischen Lebens kostet, desto größeren Ekel bekommt man an Allem, was einem sonst da unten gefiel und daher vergisst er nun bei der Anschauung der Majestät des Herrn und seiner Heiligen plötzlich alles Irdische, das er gekannt hatte, und hat seine Freude daran, dass er sich allein an das hängt, was er sah, und wünscht daselbst bei Jesus zu wohnen, wo er sich seiner offenbaren Herrlichkeit erfreut, indem er sagt: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Es ist ja in der Tat das einzige Gut des Menschen, einzugehen zur Freude seines Herrn, und vor seinem Anblicke ewig zu stehen. Mit Recht muss man also von dem, dem um seiner Sündenschuld willen es niemals zu Teil wird, das Angesicht seines Schöpfers zu sehen, glauben, er habe noch nie wahres Gut gehabt. Wenn der selige Petrus beim Anblicke der verherrlichten Menschheit Christi so freudig angesprochen wird, dass er sich von ihrer Anschauung gar nicht trennen lassen will, was meinen wir, mag es für eine Seligkeit sein für die, welche die Erhabenheit feiner Gottheit zu sehen verdienen? Und wenn er es für das größte Gut hielt, auch nur mit zwei Heiligen, nämlich mit Moses und Elias, die verklärte Gestalt des Menschen Christus auf dem Berge zu sehen, wer vermag Worte zu finden und den Gedanken auszudrücken für die Größe der Freuden der Gerechten, wenn es hingeht zum Berge Sion, und zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem und zur Menge vieler tausend Engel (Ebr. 12,22); und man Gott selbst den Künstler und Baumeister eben dieser Stadt nicht durch einen Spiegel und im Rätsel wie jetzt, sondern von Angesicht zu Angesicht erblickt? (1. Kor. 13,12.) Dennoch wusste der selige Petrus nicht, was er sagte, als er meinte, man müsse für den Umgang mit den Himmlischen Zelte machen. Denn in jener Herrlichkeit des himmlischen Lebens wird kein Haus nötig sein, wo bei dem Alles beruhigenden Lichte göttlicher Anschauung kein Lüftchen irgend einer Widerwärtigkeit zu fürchten vorhanden sein wird, wie der Apostel Johannes bezeugt, der bei der Schilderung der Klarheit eben dieser himmlischen Stadt sagt: Und Tempel sah ich keinen in ihr; denn der allmächtige Gott ist ihr Tempel und das Lamm (Offb. 21,22). Er wusste also nicht, was er sagte, da er im Geiste außer sich war. Denn in des Vaters Haus, das in den Himmeln ist, möchte kein von einer Hand gemachtes Haus nötig sein. Er wusste nicht, was er sagte, indem er Christum stets daselbst in jener Klarheit behalten wollte und daher nicht bedachte, dass die Welt nur durch Christi Tod gerettet werden konnte. Er wusste nicht, was er sagte, da er vergaß, dass das Reich den Heiligen vom Herrn nicht irgendwo auf Erden, sondern im Himmel verheißen sei: auch erinnerte er sich nicht daran, dass er und seine Mitapostel noch im Gefängnisse des sterblichen Fleisches keinen Zustand unsterblichen Lebens ertragen könnten.
Weiter: Während er noch redete, siehe so umschattete sie eine leuchtende Wolke. Und siehe eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen. habe; ihn höret. Lukas drückt sich auch so aus: Während er aber so sprach, entstand eine Wolke und umschattete sie; und sie fürchteten sich, während jene in die Wolke hineingingen. Und eine Stimme kam aus der Wolke und sprach: dieses ist mein geliebter Sohn, ihn höret (Luk. 9,34). Weil Petrus Zelte zu machen suchte, so wurde er durch das Bedecken der leuchtenden Wolke daran erinnert, dass in jener Wohnung des himmlischen Lebens keine Häuser nötig sein werden, wo der Herr Alles mit der ewigen Umschattung seines Lichts in Schutz nimmt, der ein unzugängliches Licht bewohnt (1. Tmth. 6,16). Denn diese leuchtende Wolke, die nun über den Jüngern entstand und sie umschattete, ist jenes unzugängliche Licht, in welchem Gott wohnt. Für unsere Kräfte ist es uns zugänglich, aber mit himmlischen Gaben gelangt man zu ihm. Denn Moses näherte sich dem Dunkel, in welchem Gott war (2. B. Mos. 20,21). Denn jenes Dunkel und diese Wolke und jenes Licht sind ganz dasselbe. Denn auch jedes körperliche Licht, das man vor übergroßem Glanze nicht anschauen kann, kann man mit Recht dunkel und unzugänglich nennen, wie auch beim Anblicke der Sonne das Zurückprallen unserer Augen beweist. Von dieser Wolke und diesem Lichte heißt es im zweiten Buche des Moses geheimnisvoll: Die Wolke umhüllte das Zelt des Zeugnisses, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte es, und Moses konnte nicht in das Haus des Bundes eintreten, während die Wolke Alles bedeckte, und die Majestät des Herrn erglänzte (2. B. Mos. 40,32.33). Davon liest man ebenfalls auch im dritten Buch der Könige: Eine Wolke erfüllte das Haus des Herrn und die Priester konnten nicht stehen und dienen wegen der Wolke, denn die Herrlichkeit des Herrn hatte das Haus des Herrn erfüllt. Hier auf sprach Salomon: Der Herr hat es gesagt, er wohne in der Wolke (3. Kng. 8,10-12). Davon sagt auch der ehrwürdige Vater Dionysius, wie wir dessen auch sonstwo erwähnt haben: Das göttliche Dunkel ist das unzugängliches Licht, in welchem, wie man sagt, Gott wohnt, und worin er unsichtbar existiert wegen der überaus großen Klarheit, und auch unzugänglich ist wegen des alle Maßen übersteigenden, überwesentlichen Ausflusses von Lichtern. Darin sei Jeder wahrhaft würdig, von Gott zu wissen und ihn zu schauen, auch ich erkenne ihn nicht durch Schauen, indem ich wahrhaft besser als durch Anschauung und Erkenntnis eben das erkenne, weil nach allem Sinnlichen und Geistigen und den Dingen der Weissagung sehend, dein Wissen vor mir wunderbar ist: erhaben, dass ich nicht daran reiche (Ps. 138, 6). Mit diesen so gewichtigen Worten des seligen Dionysius stimmt auch David überein, wenn er vom Herrn sagt: Dunkel ist unter seinen Füßen und er ließ sich auf Cherubim nieder und flog: er flog auf den Flügeln der Winde. Und die Finsternis nahm er zu seinem Verstecke (Ps. 17, 10. 11. 12). Finsternis hat er nämlich unter seinen Füßen, weil er nicht mit der Klarheit von unten gesehen wird, womit er weiter oben herrscht. Denn er ließ sich auf Cherubim herab und flog: Cherubim heißt nämlich Fülle des Wissens; sofort wird von ihm gezeigt, er habe sich über alle Fülle des Wissens erhoben und sei geflogen, weil die Erhabenheit seiner Majestät kein Wissen fasst. Er flog also, weil er weit hinauf in die Höhe über unserem Verstand sich erhebt. Er flog auf den Flügeln der Winde, weil er das Wissen der Seelen übersteigt. Und die Finsternis nahm er zu seinem Verstecke, weil bei seiner Erkenntnis das Geistesauge jeden vernünftigen Geschöpfs dunkel wird und sieht, dass Alles, was es von ihm zu erkennen vermag, wenig ist im Vergleiche mit dem, was es, wie es fühlt, von ihm nicht weiß. Wolken und Dunkelheit sind rings um ihn her: weil er in einer Art von unbegreiflichem Dunkel verborgen ist, und von keinem Geschöpfe erkannt werden kann, als soweit er Aufschluss geben will. Während sie also in diese Wolke hineingingen, fürchteten sich die Apostel, denn Alle, welche es in der Betrachtung Gottes so weit bringen, dass sie ihn in der Wolke seiner dunkeln Geheimnisse sehen, tun dies mit großer achtungsvoller Furcht. Daher verhüllen auch die Seraphim, die ihn vor allen erkennen, sein Angesicht und seine Füße und fliegen mit halben Flügeln, damit wir einsehen lernen, dass auch ein so erhabener Stand seligster Geister furchtsam ist bei dem Höheren und Tieferen göttlicher Anschauungen und nur mittelmäßig zu gottmachendem Wissen sich erhebt. Von der vorbemerkten Wolke aber kam die Stimme des Vaters, die von Christus sagte: Dies ist mein Sohn, weil von der unermesslichen Dunkelheit göttlicher Unbegreiflichkeit auf uns die Kenntnis der Zeugung des ewigen Sohnes Gottes übergeht, bei der weder der Erzeuger vor dem Erzeugten, noch der Erzeugte nach dem Erzeuger ist. Denn es ist bekannt, dass sowohl der Vater immer gezeugt habe, als auch der Sohn ewig geworden sei. Wer aber wird das Geschlecht dessen aufzählen (Jes. 53,8), dessen Glanz das Geistesauge noch nicht fasst? Weil aber die Jünger das leuchtende Angesicht des Menschensohns zu sehen wünschten, so war der Vater in der Stimme da, indem er die Belehrung gab, eben dies sei sein geliebter Sohn; damit sie seufzen lernen möchten von der Herrlichkeit seiner Menschheit, die sie sahen, nach der Anschauung der Gegenwart seiner Gottheit, die gleich und wesenseins mit ihm ist. Was er aber vom Sohne sagt: an dem ich mein Wohlgefallen habe, ist dasselbe, was eben der Sohn an einer andern Stelle bezeugt: Der, der mich gesandt hat, ist mit mir, und lässt mich nicht allein, weil ich immer tue, was ihm gefällt (Joh. 8,29). Denn als er von den Menschen sagte: Es reut mich, sie geschaffen zu haben (1. B. Ms. 6,6), so hatte er gleichsam ein Missfallen an sich selbst in den Sündern, die er erschaffen hatte. Am Eingebornen allein aber hatte er sein Wohlgefallen: weil es ihn in keiner Weise reute, ihn als Menschen unter den Menschen geschaffen zu haben, da er keine Sünde an ihm fand, wegen der er sich zu tadeln gehabt hätte gleichsam aus Reue, sondern die ganze Fülle der Heiligkeit, an der er sein großes Wohlgefallen hatte. Und damit, dass er beisetzte, ihn höret, mahnte er daran, er sei der, von dem der obenerwähnte Moses dem Volke, dem er das Gesetz gab, die Vorerinnerung gab: Der Herr euer Gott wird euch einen Propheten erwecken aus euren Brüdern wie mich, ihn sollt ihr hören in Allem, was er zu euch redet (5. B. Ms. 18, 15). Denn er verbietet nicht, den Moses und Elias, das heißt das Gesetz und die Propheten zu hören, sondern er legt es uns ans Herz, den Sohn, der gekommen ist, das Gesetz und die Propheten zu erfüllen, mehr all dieses zu hören und schärft uns durch alle Vorbilder und Rätsel des alten Werkzeugs ein, dem Lichte der evangelischen Wahrheit den Vorzug zu geben.
Bei Matthäus allein heißt es noch weiter: Und wie die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Die menschliche Gebrechlichkeit vermag den Anblick einer so großen Herrlichkeit nicht zu ertragen, und fällt voll Zittern an Leib und Seele zur Erde nieder. Und wenn alle Heilige zur Anschauung Gottes gelangen, werden sie, je mehr sie das Innere der Gottheit erblicken, desto mehr einsehen, dass sie nichts sind. Da also Petrus und seine Gefährten die Stimme Gottes hörten, fielen sie auf ihr Angesicht, weil der Mensch, wenn er auch zum Verständnisse des Erhabenen erhoben wird, doch an der Betrachtung der Majestät Gottes die Schwäche seiner Beschaffenheit erkennt. Und wer steht, wie er vor Gottes Augen Staub und Asche ist, hat gleichsam keinen Halt mehr. Denn sie hörten die Stimme des Vaters, weil sie aus seiner Offenbarung einsehen lernten, dass der Sohn ihm ganz gleich sei, Alles haltend, Alles erfüllend, Alles umfassend, über Alles gehend, Alles tragend, überall ganz, uneingeschränkt, und unfasslich und sie fielen auf das Angesicht, weil sie in dem Grade bei sich in ihren Gedanken betroffen waren, in welchem ihnen das Gehörte hoch war. Und nicht nur beim Gedanken an des Eingebornen Gottes Natur und Vortrefflichkeit fürchteten sie sich, sondern sie dachten auch gering von sich bei dem, was sie verstanden, indem sie ihren Geist auf das Himmlische richteten, das sie nicht verstehen konnten. Daher sagt auch Ezechiel von den Tieren mit Flügeln: Sobald eine Stimme über dem Firmament sich vernehmen ließ, welches über ihrem Haupt war, standen sie, und senkten ihre Flügel (Ezchl. 1,25). Die Tiere bezeichnen nämlich die Heilige. Und mit dem Ausdrucke Firmament wird der fleischgewordene Eingeborne bezeichnet, deshalb, weil in ihm unsere Natur auf ewig Dauer hat. Es lässt sich also eine Stimme über dem Firmament hören, wenn der Vater von Christus sagt: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen habe. Und dann stehen die Tiere und senken ihre Flügel herab weil die Heiligen mit aufmerksamem Geiste auf das Himmlische sich richten, und ihre Tugenden erniedrigen. Sie stehen nämlich, wenn sie den, der über ihrem Haupt das heißt über ihrem Geiste ist, mit aufmerksamem Blicke betrachten; und die Flügel senken sie, weil ihre Tugenden ihnen verächtlich vorkommen, während sie das Hohe himmlischer Unbegreiflichkeit anschauen. Aber auch dabei, wenn es heißt: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen habe, senken sie die Flügel, weil sie an seiner Unschuld und Heiligkeit sehen, wie sehr sie sich täglich versündigen, und wie wenig von vollkommener Heiligkeit sie haben, und jede Anmaßung über ihre Kräfte ablegen.
Noch heißt es weiter bei Matthäus: Und Jesus trat hinzu und berührte sie, und sagte zu ihnen: Stehet auf und fürchtet euch nicht. Zu den Jüngern, die beschämt über ihre Schwäche darniederlagen, trat er mit seiner Gnade und berührte sie mit seiner Kraft, und hieß sie zu tapferen Werken aufstehen und die Furcht ablegen, welche die Liebe vertreibt. Er trat hinzu, und berührte, weil er Erleuchtung und Hilfe brachte. Er tritt hinzu, aber er berührt nicht, wenn wir durch seine Gnade erleuchtet wer den, aber keine Hilfe bekommen, auch wenn es unsere Verdienste erheischten. Denn meistens sehen wir, was wir tun sollten, vermögen es aber nicht werktätig zu erfüllen. Wir. strengen uns an und werden schwach. Das Urteil des Geistes sieht, was recht ist, aber die Kraft zum Werke unterliegt dabei. Das kommt nämlich schon von der Sündenstrafe her, dass man zwar an der Gabe das Gute ersehen kann, es sich aber doch trifft, dass man von dem, was man sieht, abgehalten wird, weil man es verdient hat. Aber zu den Niedergeworfenen trat der Herr, und sie berührte er, und gebot ihnen, aufzustehen: denn wenn wir unsere Schwäche gründlich erkennen und daher demütig darnieder liegen, alsdann werden wir von der Kraft des heiligen Geistes berührt, und erhalten den Befehl, zu starken Werken aufzustehen, um sie nicht aus Furcht, sondern aus Liebe zu verrichten.
Weiter heißt es bei Matthäus: Als sie aber ihre Augen aufschlugen, sahen sie Niemand als Jesus allein. Das drückte auch Lukas, als er von der Stimme des Vaters redete, so aus: Eine Stimme des Vaters kam aus der Wolke, welche sagte: Dies ist mein Sohn usw. Und während die Stimme sich vernehmen ließ, fand sich Jesus allein (Luk. 9,35.36), die Diener verschwanden, damit wir ohne allen Zweifel einsehen lernten, dass allein Jesus der natürliche und eingeborene Sohn Gottes ist, nicht Moses oder Elias. Wie sie nun, während sie darnieder lagen, ihre Geistesaugen auf die Betrachtung ihrer Schwäche gerichtet hatten, so erhoben sie sich und schlugen eben ihre Geistesaugen zu der höheren göttlichen Anschauung auf. Und alsdann sahen sie Niemand, als Jesus allein; weil Niemand in der Herrlichkeit Gottes des Vaters ist, als der Herr Jesus Christus, und keiner unter den Heiligen im Vergleiche mit ihm etwas ist; und die Worte des Gesetzes und der Propheten hören auf, wo der Vater mit eigener Stimme seinen Eingebornen bekannt gibt. Weiter: Und als sie vom Berge herabstiegen, gebot ihnen Jesus und sagte: Sagt Niemand etwas von der Erscheinung, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist. Lukas erwähnt aber der Beobachtung dieses Gebots, indem er sagt: Und sie schwiegen, und sagten damals Niemand etwas von Alle dem, was sie gesehen hatten (Luk. 9,36). Der Herr aber hieß sie eine Zeit lang von der Erscheinung seiner geoffenbarten Majestät schweigen, entweder damit nicht durch deren Bekanntwerden unter den Völkern eben diese Völker den Fürsten entgegen sein und so das Vorsichgehen jenes Leidens verhindern möchten, und so die Herstellung des menschlichen Heils, das durch sein Blut kommen sollte, verzögert würde; oder damit wenigstens die, die von jener Erscheinung gehört und an sie geglaubt hätten, beim Anblicke der Kreuzesschmach keinen Anstoß nehmen möchten. Eine passendere Zeit für ihre Verkündigung aber trat nach seinem Leiden und. Auferstehung und Himmelfahrt und der Erfüllung der Apostel mit dem heiligen Geiste ein; damit Alle, welche die Weihe feiner Sakramente hatten empfangen wollen, nicht bloß die Wirkung der Auferstehung, sondern auch die Art eben dieser Auferstehung von den Augenzeugen hätten erlernen können; wie auch dass sie die Ewigkeit göttlicher Geburt, die sie vom Vater gehört hatten, Jedermann predigen sollten als Gegenstand des Glaubens und der Liebe.
Nachdem aber so viel über den evangelischen Abschnitt gesagt worden, scheint noch bemerkt werden zu sollen, dass wie darin Moses und Elias das Gesetz und die Propheten, so der Herr Jesus das Evangelium bezeichnen kann; und dennoch wenn das in dem Abschnitte Enthaltene etwa irgendwo nicht so deutlich vom Worte der evangelischen Predigt möchte verstanden werden können, muss man es auf das Wort zurückführen, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat. Er sagt daher: Es gibt Einige unter den hier Stehenden, die den Tod nicht verkosten werden, bis sie den Sohn des Menschen in seinem Reiche kommen sehen. Unter dem Sohne des Menschen versteht man nicht unpassend das Wort des Evangeliums, weil der Mittler zwischen Gott und den Menschen der Mensch Christus Jesus (1. Tmth. 2,5) es erzeugt, das heißt aus sich hervorgebracht hat. Dieses Wort nämlich sieht man in seinem Reiche, indem es hell und kraftvoll erscheint, um sowohl durch seine Klarheit den Geist der Zuhörer zu erleuchten, als auch durch die mächtige Kraft des heiligen Geistes ihn zu stärken, dass er es begreife und werktätig erfülle. Und den Tod verkosten sie nicht, bis sie es vor ihrem Tode so sehen, dass sie es zum großen Verständnisse und zur Erfüllung durch kraftvolle Werke bringen. Auch ist diese Verheißung nicht allen, die bei Christo standen, das heißt im Glauben an Christus verharrten, gegeben worden, sondern Einigen. Zu diesem Ausspruche des Herrn fügt aber der Apostel bei: Und nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, und Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen hohen Berg allein. Oder: Es geschah nach acht Tagen nach diesen Worten, dass er den Petrus und Jakobus und Johannes mit sich nahm und auf einen hohen Berg stieg, um zu beten (Luk. 9, 28). Jesus aber, das heißt der Heiland und Seligmacher, ist das Wort des Evangeliums, von dem es heißt: Nehmt das eingepflanzte Wort auf, das eure Seelen retten kann (Jak. 1, 21), und: Ich tue euch kund das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch empfangen habt, indem ihr stehet, durch das ihr auch gerettet werden werdet (1. Kor. 15, 1. 2). Also dieser Seligmacher und Heiland, der als Wort die Gnade des heiligen Geistes in sich enthielt, nahm mit sich den Petrus, was der Anerkennende heißt, und den Johannes, was nach der Auslegung den bedeutet, in welchem Gnade ist und den Jakobus, was soviel als Beinunterschlager heißt; und er nahm sie mit sich nach sechs oder acht Tagen. Denn weil in sechs Tagen die Werke der Welt erschaffen worden sind, so verstehen wir unter den sechs Tagen die Welt und ihre Werke; und weil die Auferstehung am achten Tage vor sich gegangen ist, so wird durch die acht Tage die Gnade der Auferstehung ausgedrückt. Wer sich also über die Welt erhebt, und hinausgeht über die Werke dieser Welt, und auf den unsterblichen Genuss der künftigen Auferstehung mit gutem Gewissen wartet, der ließ sich vom Worte des Evangeliums auf den Berg erhabener Einsicht führen; und allein, um ferne vom Lärmen irdischer Gedanken zu sein, und dort die Klarheit des Worts selbst, umgeschaffen für den herrlichen Anblick, zu sehen. Auf diesen Berg stieg er nämlich hinauf, um zu beten, weil das Wort der Gnade selbst, während es vor den Augen unseres Geistes zur Höhe höherer und hellerer Einsicht fortschreitet, gewissermaßen uns einredet, weil es uns geistlich macht und bei Gott empfiehlt. Steigen wir also mit dem Worte auf den Berg, damit es vor uns in seiner Anmut und Schönheit erscheint, und einen glücklichen Fortgang nimmt und herrscht. Denn nach dem Maß unserer Fassungskraft mindert nicht nur, sondern mehrt sich auch das Wort selbst für uns; und mögen wir nicht auf den Gipfel höherer Einsicht steigen, erscheint uns die Weisheit nicht, erscheint uns die Kenntnis der Geheimnisse nicht, erscheint es uns nicht, welch' große Herrlichkeit, welch' große Schönheit im Worte des Evangeliums liegt, sondern es scheint uns in ihm etwas Geringfügiges und Verächtliches zu liegen. Er wurde, heißt es, vor ihnen umgewandelt, und das Aussehen seines Angesichts wurde anders (Luk. 9,29), weil selbst das Wort Gottes in die andere Gestalt bewundernswerter Schönheit in den Augen derer umgewandelt wird, die er zu sich nimmt, das heißt belehrt, und führt auf den Berg höherer Einsicht, als es denen vorkommt, die er bei schwacher Einsicht in der Niederung ließ. Und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, das heißt, der Glanz strahlte zurück vom Anblicke seiner Schönheit mit unvergleichlicher und einziger Klarheit. Denn im Vergleich mit ihm sind die Aussprüche ausgezeichneter Gelehrsamkeit nichts. Seine Kleider aber wurden weiß wie Schnee: und sein Gewand erglänzte weiß. Die Kleider Christi sind die Worte der Schriften und in den Augen derer, die nach Hohem streben, werden sie weiß wie Schnee, und die Reden göttlicher Lehrstücke erglänzen. Wenn aber Schnee fällt, so finden die Vögel des Himmels keine Wohnung, und erwacht in ungewöhnlichem Ertrage. der Weizen. Hiermit lassen sich die Worte der Schriften passend vergleichen, die vom Himmel auf die Erde gesandt sind, und die unfruchtbaren Gefilde unserer Herzen fruchtbar machten, und den Geistern der Lust als unreinen Vögeln keinen Platz ließen. Weiter: Und siehe es erschienen ihnen Moses und Elias, die mit ihm redeten. Oder: Siehe zwei Männer redeten mit ihm. Es waren Moses und Elias, welche in Majestät erschienen und von seinem Ausgange sprachen, den er in Jerusalem vollenden sollte (Luk. 9,30.31). Moses und Elias erschienen auf dem Berge und redeten mit ihm, denn das Gesetz und die Propheten sieht man auf der Höhe größerer Einsicht beim Evangelium, und sie stimmen in ihren Aussprüchen mit ihm zusammen. Aber sie erschienen auch in Majestät bei ihm: denn sie erglänzen bei ihm für die Weisen und Geistigen in der Herrlichkeit göttlicher Auszeichnung, und redeten von seinem Ausgange, den er in Jerusalem erfüllen sollte: denn sie verkündigten die zukünftige Erhabenheit eben des Wortes des Evangeliums, wodurch es nämlich an Würde und Macht Alles in der Stadt des ewigen Friedens übertreffen und kein Ende nehmen würde. Daher hat auch der Psalmist gesungen: In Ewigkeit, Herr, bleibt dein Wort im Himmel (Ps. 118,89). Auch der Herr hat gesagt: Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen (Luk. 31,33). Petrus aber und die bei ihm waren, waren vom Schlafe beschwert: denn der Leib, der verweslich ist, beschwert die Seele und die irdische Behausung hält den viel denkenden Verstand darnieder (Wsh. 9, 15), und macht ihn gleichsam durch eine Art körperlichen Schlafes träge. Und als sie erwachten, sahen sie seine Majestät, und zwei Männer, die bei ihm standen, denn wenn der Geist im mächtigen Ringen den Stumpfsinn der Gleichgültigkeit und den Schlaf der Unwissenheit überwindet, so vermag er die Majestät des Sinnes heiliger Rede zu sehen, wie auch das Gesetz und die Weissagung, die bei dem Worte der Gnade des Evangeliums verharren. Anders: Petrus und seine Genossen waren vom Schlafe beschwert. Vom Schlafe werden die Heiligen beschwert, indem sie von irdischem Tun und der Liebe zu zeitlichen Dingen ausruhen, und die Geistesaugen vor dem Verlangen nach dem Sichtbaren schließen. Deshalb sagt man von ihnen, sie schlafen nicht einfach, sondern sie werden vom Schlafe beschwert, weil man nicht ohne mühevolle Last ein solches Schlafen hält. Denn die heiligen Männer, die sich gegen die Werke der Welt nicht durch Trägheit sondern durch Stärke einschläfern lassen, schlafen mit mehr Mühe, als sie hätten wachen können; weil sie dadurch, dass sie das Tun dieser Welt verlassen und überwinden, in starkem Ringen wider sich selbst kämpfen, dass der Geist nicht durch Gleichgültigkeit schläfrig wird, und die Fleischeslust nicht wider ihn in irgend etwas siege und sie nicht zu gutem Werke und himmlischem Verlangen träge werden. Und als sie erwachten, heißt es, sahen sie seine Majestät, weil die, welche, wie gesagt, äußerlich einschlafen, und innerlich wachen, in das Innere der Geheimnisse dringen. Daher sagt die Braut: Ich schlafe und mein Herz wacht (Hoh. 5, 2). Gleich als wollte sie sagen: Indem ich die äußern Sinne von den Bekümmernissen dieses Lebens durch Schlaf abziehe, erkenne ich bei der Muße des Geistes das Innere lebhafter. Denn eine solche Seele legt es darauf an, die unruhige Lust dieser Welt ganz von sich zu werfen und das Geräusch irdischer Gedanken zu meiden; und sie schläft, indem sie durch die Bemühung um Ruhe auf Tugenden bedacht ist. Denn sie gelangt nicht zur Betrachtung des Innerlichen, wenn sie sich nicht eifrig den äußerlichen Verwicklungen entzieht. Also die, die vom Schlafe beschwert wurden, wachten auf und sahen seine Majestät: weil die, welche den Sorgen dieser Welt sich durch Einschlafen entziehen, und zu den Bemühungen um das Himmlische ers wachen, die Majestät des göttlichen Wortes betrachten, und geistige Anschauungen genießen. Herr, sagt Petrus, es ist gut, dass wir hier sind, das heißt, dass wir bei der Betrachtung des evangelischen Wortes verweilen, und das Gesetz, wie auch die Weissagungen in der Klarheit geistiger Einsicht ansehen. Und dieses, nämlich das Wort, nannte er Herrn und Lehrer; denn er war bereit, seinen Geboten aus Liebe zu gehorchen, und wünschte sich in seinen Lehren unterrichten zu lassen. Aber dabei, dass er drei Zelte für die drei zu machen suchte, wusste er nicht, was er sagte: da es nur ein Zelt des Evangeliums gibt, in welchem das Gesetz und die Propheten sich aufhalten. Denn auch jetzt noch lädt jeder den Vorwurf der Unerfahrenheit auf sich, der dem Evangelium und Gesetz und den Propheten drei Zelte zu machen wünscht; da sie sich durchaus nicht von einander trennen lassen, indem sie ein Zelt haben, nämlich die Kirche Gottes.
Weiter: Während er noch redete, siehe so um schattete sie eine leuchtende Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Das ist mein lieber Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe, ihn höret. Weil er unklugerweise dreien, als wären sie gleich und geteilt, drei Zelte anbot, kam die leuchtende Wolke, das heißt die Unbegreiflichkeit der Geheimnisse, die sowohl leuchtet als auch verdunkelt, denn sie erleuchtet sowohl den Geist durch Vorzeigen des Göttlichen, als sie auch Gott im Ganzen nicht offenbart, sondern mehr von ihm verbirgt als enthüllt. Es kam, sage ich, eine derartige leuchtende Wolke und umschattete ihren Geist mit ihrem dunkeln Lichte. Die in dasselbe Eintretenden fürchteten sich, wegen der unfasslichen Gerichte Gottes und wegen des Übrigen, was sie in den Schriften mit dem Geiste nicht begreifen konnten. Und von der so großen Unbegreiflichkeit der Geheimnisse kam die Stimme Gottes über das Wort des Evangeliums: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe. Denn eben dieses gnadenvolle Wort ging von Gott aus, und ward durch den ins Fleisch gekommenen Gott gegeben; und es enthält alle Vollkommenheit, welche Sterbliche fassen können, und legt das ganze Wohlgefallen Gottes dar. Deshalb sagt er auch davon: an dem ich mein Wohlgefallen habe. Daher sagt auch der Apostel: Die Verwerfung des früheren Gebots findet zwar wegen seiner Kraftlosigkeit und Unersprießlichkeit statt; denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht; aber es findet die Einführung einer besseren Hoffnung statt, durch welche wir Gott uns nahen (Ebr. 7,18.19). Und wieder: Denn wenn jenes Frühere ohne Tadel geblieben wäre, so würde ja nicht für ein Zweites Plas gesucht (Ebr. 8,7). Und deshalb hat das alte Testament, das durch den Knecht gegeben worden ist, verächtliche Sklaverei an sich; das neue aber, das durch den Sohn gegeben worden ist, besitzt die Ehre der Kindschaft, da es von ihm heißt: Dies ist mein geliebter Sohn; und darüber wird noch beigesetzt: ihn höret: denn Alles, was das Gesetz und die Propheten verkündigt haben, ist darin enthalten, und noch weit mehr. Denn dort sagt der Herr: Alles, was ihr immer wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen; denn das ist das Gesetz und die Propheten (Mat. 7,12). Und von der im neuen Testamente größeren Gerechtigkeit, als im alten, sagte er: Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht falsch schwören, sollst aber dem Herrn deine Schwüre halten. Ich aber sage euch, überhaupt nicht zu schwören (Mat. 5,33). Und wiederum: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Freund lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen (Ebnds. 5,43.44), und vieles Andere dergleichen. Weil also das neue Testament Alles enthält, was das alte befohlen hatte und noch vieles andere weit Heiligere; deshalb haben wir auch den Befehl, das neue allein zu hören, das heißt seinen Geboten zu gehorchen.
Weiter: Und als die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Wenn wir nämlich die Herrlichkeit des göttlichen Worts hören, das im neuen Testamente ist, so fallen wir auf das Angesicht, das heißt, wir demütigen uns, und schämen uns, dass wir es nicht gebührend durch ehrfurchtsvollen Gehorsam in Allem geehrt haben, und deshalb fürchten wir uns über die Maßen, wir möchten darum verdammt werden. Und Jesus trat hinzu und berührte sie und sagte zu ihnen: Stehet auf, fürchtet euch nicht. Das Wort des Evangeliums selbst tritt uns nämlich gewissermaßen näher, während wir mittels der Erkenntnis unserer Verschuldung in Buße darniederliegen, und berührt uns mit der Hand seiner Aussprüche und heißt uns zu gutem Handeln aufstehen und im Übrigen treibt es die Furcht aus. Denn warum sollte sich der noch fürchten, der aus der Buße zu starken Tugendwerken sich erhebt? Denn auch die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus (1. Joh. 4,18). Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie Niemand, als allein Jesus, das heißt das neue Testament. Denn sobald die Wolke weg ist und Moses und Elias verschwinden, so sieht man Christus allein; weil das wahre Licht im Glanze der Gnade des Evangeliums leuchtet, sobald der Schatten des Gesetzes und der Propheten weicht. Wo nämlich der Schatten des Gesetzes und der Weissagung weicht, der den Geist der Menschen mit seiner Hülle bedeckte, findet man beide im Evangelium. Denn während es drei waren, ist es Einer geworden. Anfänglich sah man drei, zuletzt Einen. Denn das Gesetz und die Weissagung und das Evangelium scheinen drei zu sein, wenn man sie nach der Oberfläche des Buchstabens betrachtet: steht man sie nach dem inneren Sinne an, erscheint Einer. Denn das Gesetz und die Weissagungen sind nach geistigem Verständnisse nichts anderes, als die Lehre des Evangeliums. Daher erhalten nun die, die vom Berge herabsteigen, das heißt die von der Höhe größerer Einsicht und Betrachtung zur Tiefe gewöhnlichen Wandels zurückkehren, den Befehl, Niemand von dieser Erscheinung etwas zu sagen, als bis nach der Auferstehung des Herrn. Denn die Klarheit des Wortes Gottes, die den Weisen auf dieser Höhe der Betrachtung schon gezeigt worden ist, muss man nur dem erzählen, der bereits den Glauben an Christi Auferstehung hat, weil auch er selbst nur nach dem Triumphe seiner Auferstehung den Jüngern den Sinn zum Verständnisse der Schriften geöffnet hat. Daher verhehlte auch der Apostel Einigen diese Herrlichkeit prachtvoller Klarheit, von der das Wort Gottes innerlich erglänzt, indem er sagte: Denn ich beschloss unter euch von nichts zu wissen, als von Jesus, und zwar dem Gekreuzigten (1. Kor. 2,2). Andern aber bereits Vorgeschrittenen gab er Aufschlüsse, indem er von ihnen sagt: Von der Weisheit aber reden wir unter den Vollkommenen (Ebnds. 6). Den kleineren muss Kleineres, den Größeren Größeres gepredigt werden: Jeder soll nach dem Maß seiner Fassungskraft belehrt werden. Mit denen also, die hohe Einsicht haben, und in einem neuen Leben wandeln, muss man von der hohen Erscheinung der Verklärung des göttlichen Wortes reden. Daher lässt sich auch, wie auch etwas weiter oben, unter dem Worte selbst der Sohn des Menschen verstehen. Dieses Wort wird nämlich gleichsam von jenen vernichtet und unter die Toten gerechnet, die schwer dagegen sündigen, und sich nicht scheuen es zu überschreiten und mit Füßen zu treten, als wäre es gar nicht vorhanden. Mit diesen, so lange sie so beschaffen sind, dürfen wir nicht von der Verklärung eben dieses göttlichen Worts reden; um nicht die Schuld auf uns zu laden, das Heilige den Hunden und die Perlen den Schweinen preisgegeben zu haben (Matth. 7,6). Aber wenn eben dieses Wort in ihnen durch ihre Buße und Lebensbesserung auferstanden ist, dann kann man schon mit ihnen von der Erscheinung seiner Klarheit reden, die wieder sich vor denen sehen lässt, die nach Hohem streben. Diesen Leseabschnitt aber haben wir, wie es uns vom Himmel verliehen worden ist, auseinandergesetzt und seine Geheimnisse aufgedeckt, damit Alle, die sie anerkennen, mit Gottes Hilfe zu leben sich bestreben und auf das Himmlische ihren Sinn richten möchten, um über das Gesagte sowohl in der gegenwärtigen als auch in der zukünftigen Zeit sich zu freuen zu verdienen, durch Jesus Christus unsern Heiland, der mit dem Vater und heiligen Geist lebt und regiert als Gott, vor aller Zeit jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.