Allioli, Joseph Franz von - Psalm 10
Nach den Hebräern.
Warum, Herr, bist du gewichen in die Ferne, siehst weg zur gelegenen Zeit, in der Trübsal!
2. So lange Übermut treibet der Gottlose, muss brennen der Arme; aber jener wird gefangen in den Anschlägen, die er ersinnet;
3. denn es rühmt sich der Sünder in den Lüsten seiner Seele, und der Ungerechte segnet sich.
4. Der Sünder erbittert den Herrn; nach der Größe seines Zornes frägt er nichts.
5. Er hat Gott nicht vor Augen; seine Wege sind befleckt zu jeder Zeit. Deine Gerichte sind weggerückt von seinem Angesichte; er will herrschen über alle seine Feinde.
6. Denn er spricht in seinem Herzen: Ich werde nicht wanken, ohne Unglück sein von Geschlecht zu Geschlecht.
7. Sein Mund ist voll von Fluch und Bitterkeit und List; unter seiner Zunge ist Mühsal und Schmerz.
8. Er sitzt auf der Lauer mit den Reichen im Verborgenen, um den Unschuldigen zu morden.
9. Seine Augen schauen auf den Armen; er lauert im Verborgenen wie ein Löwe in seiner Höhle. Er lauert, um den Armen zu fangen, zu fangen den Armen, ihn zu sich hinziehend.
10. In seinem Netze hält er ihn zu Boden; er ducket sich, und stürzt darauf, wenn er mächtig wird der Armen.
11. Denn er spricht in seinem Herzen: Gott hat es vergessen, hat abgewandt sein Angesicht, dass er es nimmermehr sehe.
12. Steh auf, Herr, Gott, erhebe deine Hand; vergiss nicht der Armen.
13. Warum hat der Böse Gott erbittert? denn er sprach in seinem Herzen: Er ahndet's nicht!
14. Du siehst es; denn du schauest die Mühsal und den Schmerz, um sie deiner Hand zu übergeben. Dir ist überlassen der Arme; der Waise bist du Helfer.
15. Zerbrich den Arm des Sünders und Boshaften, dass man suche seine Sünde, und sie nicht finde.
16. Der Herr wird immerdar herrschen und in alle Ewigkeit; ihr Heiden werdet vertilgt aus seinem Lande.
17. Das Verlangen der Armen hat erhöret der Herr; du hast bereitet ihr Herz, dass darauf höre dein Ohr,
18. dass du Recht schaffest der Waise und dem Niedrigen, dass der Mensch hinfür sich nimmer groß mache auf Erden.