Wie es billig ist von so großen Männern zu glauben, verhehlen sie vielleicht oder wissen sie nicht dasjenige, was Luther, als er dem theologischen Collegium vor seiner Reise in seine Heimath, wo er starb, Lebewohl sagen wollte, zu Herrn Philippus Melanchthon gesagt, und was dieser Vielen erzählt hat, wie es auch durch Zeugen, die über jeden Einwand erhaben sind, bewiesen werden kann, nämlich, daß er aus freien Stücken, ohne befragt zu sein, in diese Worte ausgebrochen ist: „Lieber Philippe, ich bekenne es, daß der Sache vom Sacrament zu viel gethan ist.“ Und als Philippus geantwortet hatte: „Demnach, mein Herr Doctor, laßt uns zum Besten der Kirche irgend eine gelinde Schrift herausgeben, um darin unsere Meinung klar auseinander zu setzen“, versetzte Luther: „Lieber Philippe, ich habe darüber auch sorgsam gedacht. Aber also machte ich die ganze Lehre verdacht; so will ich das dem lieben Gott befohlen haben. Thut ihr auch etwas nach meinem Tode.“ Das ist aus Philipp's Munde entnommen.

Quelle: Diestelmann, Theodor - Die letzte Unterredung Luther's mit Melanchthon