Psalm 77
(Leander van Eß)
Trostgebet im Unglück durch die Erinnerung an Gott, der in der Vorzeit so große Wunder zur Rettung seines Volkes gethan.
1 Dem Vorspieler auf Jedithun, von Assaph ein Gesang.
2 Zu Gott erhebe ich meine Stimme; und schreie; zu Gott erhebe ich mein Stimme; und er hört auf mich.
3 Am Tage meiner Not suche ich den Herrn; meine Hand ist des Nachts ausgestreckt, und läßt nicht nach; es wollte sich nicht trösten lassen meine Seele.
4 Ich denke an Gott, und ächze; ich denke nach, und mein Geist verzagt. Sela.
5 Du hältst meine Augenlieder; ich bin voll Unruhe, und kann nicht reden.
6 Ich bedenke die Tage der Vorzeit, die Tage der Urzeit.
7 Ich denke meines Saitenspiels bei Nacht; sinne nach in meinem Herzen, und mein Geist forschet.
8 Wird der Herr auf immer verwerfen? und wird er nie wieder gewogener werden?
9 Hat auf immer ein Ende seine Gnade? hört ganz und gar auf seine Verheißung von Geschlecht zu Geschlecht?
10 Hat Gott vergessen, gnädig zu seyn? hat er im Zorn verschlossen sein Erbarmen? Sela.
11 Aber ich sprach: Dieß ist mein Leiden; ändern kann es die Rechte des Höchsten.
12 Ich gedenke der Thaten Jehova's; ich gedenke deiner Wunder aus der Vorzeit.
13 Und ich sinne nach über alle deine Werke, und deine Thaten überdenke ich.
14 Gott! heilig ist dein Weg, welcher Gott ist groß, wie Gott?
15 Du bist der Gott, der Wunder thut, hast deine Macht bewiesen unter den Völkern.
16 Du hast dein Volk erlöset mit dem Arme, die Söhne Jakobs, und Josephs,
17 Dich sahen die Gewässer, Gott! dich sahen die Gewässer; sie zitterten sogar, die Tiefen bebten.
18 Wasser ergossen die Welten, es donnerte das Gewölke, ja deine Pfeile fuhren hin.
19 Es krachte dein Donner im Geroll; Blitze beleuchteten den Erdkreis; die Erde zitterte und bebte.
20 Durch's Meer ging dein Weg; und dein Pfad durch große Gewässer; aber deine Fußtritte erkannte man nicht.
21 Du führtest wie eine Schafherde dein Volk durch Moses und Aaron.