Ps. 6,1
Predigten
Andachten
Dies ist der erste Bußpsalm Davids in der Reihe der sieben Bußpsalmen, (32. 38. 51. 102. 130. 143.) und enthält ein gar bewegliches Klaggebet um Abwendung des göttlichen Zorns. Mit diesem Psalm tröstete im Jahre 1541 Dr. Luther eine betrübte und angefochtene Person und sagte: „Ich, Dr. Luther, bin auch in solchen Anfechtungen gewesen, die meinen Leib gar verzehrten, dass ich nicht wohl Atem hatte und mich schier kein Mensch trösten konnte; denn wem ichs klagte, der sagte: „Ich weiß nichts von dieser Anfechtung,“ dass ich darauf sagte: Bin ich’s denn allein, der ich den Geist der Traurigkeit leiden muss? Aber ich war’s nicht allein. Siehe den König David an, der hat diese Anfechtung auch gehabt. Er sprach wohl ernstlich: „Ich aber sprach, da mirs wohl ging, ich werde nimmermehr darniederliegen.“ (Ps. 30,7.) Darnach aber sprach er: „Ach, Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn und züchtige mich nicht in Deinem Grimm.“ (Ps. 6,2.) Diesen Vers habe ich aus der Erfahrung gelernt: „Ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager.“ (Ps. 6,7.) – Freude und Leid, beides gehört zusammen; wer das Eine will, muss auch das Andere haben. Darum stehen neben den Lob- und Dankpsalmen auch Buß- und Klagpsalmen und folgt auf den Sonntag Jubilate der Buß- und Bettag des Jahres. Mit der Genesung der Seele geht’s einmal nicht anders. Sünde und Gnade bleiben, so lange wir leben, die Angeln, um die sich unser Christentum dreht. Beim Blick auf die Gnade daher lauter Dank, beim Blick auf unsere Sünde lauter Buße! Des Christen Leben daher ein immerwährendes Loben und sich Beugen! Auf das: Herr, sei mir gnädig! folgt immer das Bekenntnis: denn ich bin schwach. Die Noth allein macht Füße. Vollends die Seelen- und Sünden-Noth. Die Bußtränen sind das beste Vorbeugungsmittel vor der Hölle. Doch ist es nicht sowohl das weinende Auge, als das zerbrochene Herz, worauf Gott sieht. Um solches Herz bitte ich Dich; Herr, gib, Herr erhalte es mir bis an mein Ende. Amen. (Friedrich Arndt)