Hiob - Kapitel 1
(Leander van Eß)
Kap. 1. 2. Der fromme und reiche Hiob wird zur Prüfung seiner Frömmigkeit von Gott dem Satan überlassen, der ihn erst aller seiner Güter beraubt, und da er standhaft bleibt, ihn mit der bösartigsten Krankheit schlägt. - Es besuchen ihn sein Weib und drei Freunde, um ihn zu trösten.
1 Es war ein Mann im Lande Uz, Namens Hiob; und dieser Mann war unsträflich und rechtschaffen, und fürchtete Gott, und mied das Böse.
2 Und es waren ihm geboren sieben Söhne, und drei Töchter.
3 Und sein Viehbestand war: sieben tausend Schafe, und drei tausend Kameele, fünfhundert Paar Rinder, und fünf hundert Eselinnen; auch des Gesindes gar viel. Und dieser Mann war der angesehendste unter allen Söhnen des Morgenlandes.
4 Und seine Söhne gingen hin, und stellten ein Gastmahl an, im Hause eines Jeden an seinem Tage; und sie schickten hin, und luden ihre drei Schwestern ein, zu essen und zu trinken mit ihnen.
5 Und es geschah, wenn die Tage des Gastmahls reiheum waren; so schickte Hiob hin, daß er sie sühnete; und er stand des Morgen früh auf, und opferte Brandopfer nach der Zahl ihrer Aller. Denn Hiob sprach: Vielleicht haben meine Söhne gesündiget, und Gott gelästert in ihrem Herzen. So that Hiob alle Tage.
6 Und es geschah eines Tages, daß die Söhne Gottes kamen, sich zu stellen vor Jehova; und auch Satan in ihre Mitte kam.
7 Und Jehova sprach zu Satan: Woher kommst du? Und Satan antwortete Jehova und sprach: Vom aufspüren auf der Erde, und vom Umherziehen auf derselben.
8 Und Jehova sprach zu Satan: Hast du bemerkt meinen Knecht Hiob? Fürwahr! wie er ist Keiner auf Erden, ein unsträflicher Mann, und ein rechtschaffener, der Gott fürchtet, und das Böse meidet.
9 Satan antwortete Jehova und sprach: Fürchtet wohl umsonst Hiob Gott?
10 Hast du ihn nicht umzäunt, und sein Haus, und Alles, was er hat, ringsum? Das Werk seiner Hände segnest du, und sein Vieh breitet sich aus im Lande.
11 Aber strecke einmal deine Hand aus, und schlage Alles, was er hat, ob er dich nicht in dein Angesicht lästert?
12 Und Jehova sprach zu Satan: Siehe! Alles, was er hat, sey in deiner Hand; nur gegen ihn strecke deine Hand nicht aus. Und Satan ging weg vom Angesichte Jehova's.
13 Und es geschah eines Tages, daß seine Söhne und seine Töchter aßen, und Wein tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgebornen.
14 Da kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügten und die Eselinnen weideten neben ihnen.
15 Da fielen die Sabäer ein, nahmen sie weg, und erschlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwertes; und nur ich, ich allein, bin entronnen, dir die Nachricht zu bringen.
16 Noch redete dieser, da kam ein Anderer und sprach: Feuer Gottes fiel vom Himmel, und brannte unter den Schafen und den Knechten; und verzehrte sie; und nur ich, ich allein, bin entronnen, dir die Nachricht zu bringen.
17 Noch redete dieser, da kam ein Anderer und sprach: Die Chaldäer stellten drei Haufen, und fielen über die Kameele her, und nahmen sie weg; und er schlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerters; und nur ich, ich allein, bin entronnen, dir die Nachricht zu bringen.
18 Noch redete dieser, da kam ein Anderer und sprach: deine Söhne und deine Töchter aßen, und tranken Wein im Hause ihres Bruders, des Erstgebornen.
19 Und siehe! es fuhr ein heftiger Wind über die Wüste her, und stieß an die vier Ecken des Hauses; und es stürzte ein über die Knechte, daß sie umkamen; und nur ich, ich allein, bin entronnen, dir die Nachricht zu bringen.
20 Da erhob sich Hiob, und zerriß sein Gewand, und schor sein Haupt; fiel nieder zur Erde, und betete an,
21 und sprach: Nackt ging ich hervor aus dem Leibe meiner Mutter, und nackt kehr' ich dahin zurück; Jehova hat es gegeben, und Jehova hat es genommen; Jehova's Name sey gepriesen!
22 Bei allem diesen sündigte Hiob nicht; und stieß nichts Thörichtes aus gegen Gott.