Verbeek, Jacob Wilhelm - Andachten

Johannesevangelium

Er muss wachsen, Ich aber muss abnehmen.
(Joh. 3,20)

Können auch wir uns das Zeugnis geben, dass wir immer kleiner, immer geringer werden in unseren Augen? Und ist das Abnehmen unseres Ich der Art, dass auch unsere Nächsten etwas davon merken? Sagt man von uns: Wie hat sich doch der Mensch verändert; er war so hochmütig, jetzt ist er demütig; er war untreu, jetzt ist er treu; er war hitzig, jekt ist er gelassen; er war so unfreundlich, jetzt ist er so herzlich! Könnte man nicht im Gegenteil von manchen unter uns sagen, dass mit dem Alter ihre Naturfehler und Schwächen deutlicher hervortreten? Weil unser stolzes ich sich so schwer freiwillig unter das Gesetz des Abnehmens fügt, muss der HErr uns oft in sehr ernste Schulen nehmen. Gott sei Dank, Er weiß uns zu finden, Er versteht es, uns an den empfindlichsten Stellen anzufassen und Er tut es aus Liebe. O, dass wir ein immer offenes Auge für Sein treues Walten bekämen! Dann würden wir uns auch williger in das Abnehmen fügen und unser tägliches Gebet würde sein: „Lass uns geringe sein, Und wenn Dirs wohlgefället, Noch mehr zurückgestellet; Wir willigen darein!“. Amen. (J. W. Verbeck.)