Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.
Nächste Überarbeitung | Vorherige Überarbeitung | ||
autoren:t:tholuck:tholuck_predigt_vor_weihnachten [] – angelegt - Externe Bearbeitung 127.0.0.1 | autoren:t:tholuck:tholuck_predigt_vor_weihnachten [] (aktuell) – gelöscht aj | ||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
- | ======Tholuck, | ||
- | |||
- | Wir gehen dem Feste der Geburt unseres Herrn entgegen. Lasset uns zu einer würdigen Feier desselben uns vorbereiten durch die Betrachtung: | ||
- | |||
- | Im Propheten Jesaias Capitel 9, 6-7 lautet der Spruch der Weissagung also: "Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner Schulter, und er heißt Wunderbar, Rath, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst, | ||
- | |||
- | Wenn, ehe Er selber erschien, vorbereitende Stimmen Ihm vorausgingen, | ||
- | |||
- | Ehe wir aber dazu schreiten, an jenen Namen des Kindleins in den Worten der Weissagung uns seine Beschaffenheit deutlich zu machen, so lasset uns noch einmal uns zurückversetzen in die Zeiten, wo das Kind, auf dessen Schultern die Herrschaft der Welt liegt, noch nicht geboren war. Sehet ihr dort vor dem Marmor, dort vor giftigem Ungeziefer der Erde den Menschen anbetend niederknieen - den Menschen, nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen? Sehet ihr dort die Altäre rauchen von dem Blute geopferter Kinder? Sehet ihr der Weltweisen Kampfe und wie jeder Fund des Einen durch den des Andern zu Grabe getragen wird? Sehet ihr die Wollust, den Neid, die Rachgier, die Blutschande, | ||
- | |||
- | Den süßen Kinderglauben, | ||
- | Sie wollen ihn euch rauben \\ | ||
- | Die Weisen dieser Zeit. \\ | ||
- | So raubet ohn' Erbarmen \\ | ||
- | Den Wanderstab dem Armen \\ | ||
- | Die Hand, die keinen bessern beut. \\ | ||
- | Was wollt ihr mir denn geben \\ | ||
- | In diesem armen Leben? \\ | ||
- | Womit denn tröstet Ihr? | ||
- | |||
- | Sehet da die Frage, worauf die Antwort ausbleibt. Ihr, die ihr die kindliche Freude und den kindlichen Durst nach dem Wunder verloren habt, glaubt mir, in aller eurer jetzigen Weisheit seid ihr ärmer, als ihr damals waret. Das Ende aller Weisheit verkündet gleich ihrem Anfange, daß Alles Wunder ist. Und wenn nun derjenige erscheint, der mit seiner durchgrabenen Hand die Erde aus ihren Angeln hebt - da wollet ihr euch wundern, wenn das größte aller Wunder mit kleineren Wundern umgeben ist? Wunderbar ist das Kind, dessen Geburt wir feiern werden, in seinen Werken, wunderbar ist es in seinem Wesen. Spreche ich hier von der Wunderbarkeit der Werke, meinet nicht, daß ich darauf euch hinweisen will, was jedem von euch gegenwärtig ist, wie er umhergegangen und den Blinden die Hand auf's Auge gelegt, und zu dem Sturme gerufen: schweige! und zu dem Todten: stehe auf! In einer früheren Betrachtung habe ich eure Aufmerksamkeit bereits darauf gerichtet, wie alle seine äußeren Wunder nur der Abglanz sind von dem, was Er an den Geistern thut. Brüder! das Reich der wahren Wunder des Gotteskindes fangt da an, wo das Menschenauge nicht mehr hinreicht. Daß er Himmel und Erde auf's Neue geschaffen, daß er auf's Neue gerufen: es werde Licht! und auf's Neue den Menschen geschaffen zu Gottes Ebenbilde: siehe da, das sind seine wunderbaren Werke! Von diesen nun einem Jeglichen unter euch eine deutliche Einsicht zu geben, ist allerdings schwer. Ich müßte euch ja hineinführen können in das verborgene Heiligthum, in welchem das Wort von der Gnade ein neues Kind Gottes geschaffen, ich müßte euch ja hineinführen können in die Gemeinschaft der Heiligen, wo der Strom des Friedens und der Liebe von Herz zu Herz fließt, und das Harfenspiel zu Ehre dessen, der alles neu macht, nicht mehr aufhört; ja hinstellen müßt' | ||
- | |||
- | Er ist Rath oder Berather. Wir brauchen alle Rath. Wer ist, der so hohen Muthes wäre und so kühner Gedanken, der in allen Stücken sich selbst rathen könnte! Ach nicht einmal in den Dingen dieses Lebens können wir's, wie sollen wir es können in den Dingen des ewigen Lebens! In diesen können wir nur rathen, aber nicht uns berathen, und gerade deshalb, weil wir in ihnen nur rathen können, bedürfen wir eines Berathers, der allen unsern Rath in zweifellose Gewißheit verwandle. Brüder, der Mensch weiß, sich selbst überlassen, | ||
- | |||
- | Sein Name ist Kraft und Held. Es gibt gewiß manche unter euch, welche sich selbst und der Welt von allem Uebel zu helfen für etwas recht Leichtes halten: das ist kein Wunder. Es ist ja eine häufige Erfahrung, daß die Kranken, welche nicht gern krank seyn wollen, von ihrer Krankheit als von etwas ganz Leichtem reden; jemehr aber die Einsicht in die Krankheit steigt, desto mehr steigt auch das Bewußtseyn, | ||
- | |||
- | Meine Freunde, ein Held ist aufgestanden. Seht ihr jenes Lamm, welches mit gesenktem Haupte dahergeht, still und heilig, und der Welt Sünde trägt? Dasselbige Lamm nennt die Schrift "den Löwen aus dem Stamme Juda", und gegenüber der weinenden Menschheit ruft die prophetische Stimme: "Weine nicht, denn es hat überwunden der Löwe aus dem Stamme Juda!" - Schon in unserer letzten Betrachtung habe ich euch aufmerksam gemacht, daß es der Welt eben so schwer wird, an die Größe und Macht göttlicher Gnade zu glauben, wie an die Größe unseres Falles. Daß du, mein Bruder - ich rede denjenigen unter euch an, der unter Allen, die hier im Gotteshause zusammengekommen sind, sich als den Aermsten und Kleinsten fühlt, jene blöde Seele, die sich nicht werth hält, dem Altare Gottes und der Stätte seines Hauses zu nahen, ja ich rede denjenigen in dieser Versammlung an, der der größte Sünder unter uns Allen ist, der aber Buße gethan und glaubet an das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt - daß du dürrer Baum doch einst eine blühende Pflanze im Garten Gottes werden kannst, geschmückt mit allen Früchten der Gerechtigkeit, | ||
- | |||
- | O Durchbrecher aller Bande, \\ | ||
- | Der du immer bei uns bist, \\ | ||
- | Und bei dem selbst Schmach und Schande \\ | ||
- | Lauter Lust und Himmel ist: \\ | ||
- | Du allein mußt uns vollenden. \\ | ||
- | Willst und kannst auch anders nicht, \\ | ||
- | Denn wir sind in deinen Händen, \\ | ||
- | Dein Herz ist auf uns gericht‘.\\ | ||
- | Herrscher herrsche, Sieger siege, \\ | ||
- | König, brauch dein Regiment, \\ | ||
- | Führe deines Reiches Kriege, \\ | ||
- | Bis dein Arm sein Wert vollende! " \\ | ||
- | |||
- | Ewigvater, das ist der fünfte der Namen, die das Kindlein führt. Auch so manche von denen, die an Christum glauben, denken sich dennoch unter dem, was er gethan, nur ein vorübergehendes Werk. Dort vor 1800 Jahren hat er in Palästina eine schöne und tröstliche Lehre gegeben, hat dort gelebt und gelitten und ist wieder zurückgegangen in den Himmel, von dem er herabgestiegen - das ist alles, was sie von ihm zu sagen wissen. Die ihr solches meinet, ihr habt die unendlich hohe Lehre der Schrift von der Gemeinde und vom Reiche Gottes noch nicht verstanden. Räthselhaft ist vielleicht Manchem von euch in den Briefen des Apostels die Rede entgegengetreten von einem Leibe, den sich Christus bereitet hat in seiner Kirche. Wie? die Kirche Christi ein Leib Christi? O Gemeinde der Christen, fasse die Höhe deiner Bestimmung! Nachdem der Herr leiblich seine Jünger verlassen hat, war er wiedergekommen, | ||
- | |||
- | Friedefürst, | ||
- | |||
- | O daß Keiner unter uns wäre, der, wenn nun die christliche Kirche in diesen Tagen ihr fröhliches Fest feiern wird der Geburt des Kindleins, auf dessen Schultern die Herrschaft liegt, sich ausschließen müßte aus der Schar der kindlich Dankbaren und Fröhlichen! | ||
- | |||
- | {{tag> | ||