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 Der fünfte Grad ist eine übersiedende oder überlaufende Freyheit, und gehet über die Scharfheit, wie wenn etwas in dem Sieden überläuft, also wird sie mit einer Gewalt des Herzens von dem Feuer über sich selbst geworfen, und über sich selbst aufgehoben, und wallet oder macht eine große Berührung wegen der Hitzigkeit des Feuers, das darinnen ist, was man aber nicht sehen kann, dabey man eine große Kraft und Gewalt erkennen kann, dessen so darin verborgen ist. Im Buch Hiob steht von Elihu geschrieben, der sprach: Nehmet wahr, mein Bauch ist wie neuer Wein oder Most, der zugestopfet ist, und die neuen Fässer zerbricht. Also war die liebhabende Seele, als sie sprach: Da mein Liebhaber zu mir sprach, ward meine Seele geschmolzen wie Gold, Silber oder einiges Metall zerschmilzet, also empfängt sie die Gestalt dessen, worauf sie geschmolzen wird. St. Paulus sprach: Gott hat uns gegeben, ihm gleichförmig dem Bilde seines Sohnes zu werden, denn Gott ist ein verzehrendes Feuer. Und wenn die Seele von seiner Liebe geschmolzen wird, und allein auf ihm rastet und ruhet, so wird sie durch die Liebe also mit ihm vereiniget und gekläret, daß sie eins in der Liebe wird, und wohl sprechen kann: Alle Dinge sind mir gemein mit ihm, weil wir ohne ihn nichts Eigenes haben, und ist es auch ein Haus, ein Erbe, eine Tafel, ein Stuhl, ein Bettlein. Wenn denn einige Krankheit, oder einiges Mittel zwischen ihn kommt, so fällt sie in Qual, und sagt: Ach, thut meinem Geliebten zu wissen, daß ich von Liebe krank bin, denn sie kann von ihm nicht seyn. Wegen ihrer eigenen Liebe aber scheidet der Liebhaber, und also muß die Seele gequälet und gedrängt werden, wiewohl die Liebe an sich selbst nicht gequälet ist oder leidet, sondern wenn sie bey der Seele ist, so ist sie allezeit thuend und wirkend in den Uebungen der Liebe. Gilbertus sagt: Wo die Liebe stark ist, da ist starkes Verlangen zu dem, was man lieb hat, wenn es nicht gegenwärtig ist. Der fromme Prophet Daniel quellte (war krank) hiervon, denn er ward ein Mann der Begehrung genannt, und aus Liebe und Begierde ward er krank und siech. Desgleichen diese zween Jünger, die quelleten auch also, da sie nicht rasteten oder ruheten, bis daß sie wahrhaftig seine Auferstehung erfraget und erkundiget hatten, und mit ihm vereiniget wurden; dazu helfe uns Gott allen. Amen. Der fünfte Grad ist eine übersiedende oder überlaufende Freyheit, und gehet über die Scharfheit, wie wenn etwas in dem Sieden überläuft, also wird sie mit einer Gewalt des Herzens von dem Feuer über sich selbst geworfen, und über sich selbst aufgehoben, und wallet oder macht eine große Berührung wegen der Hitzigkeit des Feuers, das darinnen ist, was man aber nicht sehen kann, dabey man eine große Kraft und Gewalt erkennen kann, dessen so darin verborgen ist. Im Buch Hiob steht von Elihu geschrieben, der sprach: Nehmet wahr, mein Bauch ist wie neuer Wein oder Most, der zugestopfet ist, und die neuen Fässer zerbricht. Also war die liebhabende Seele, als sie sprach: Da mein Liebhaber zu mir sprach, ward meine Seele geschmolzen wie Gold, Silber oder einiges Metall zerschmilzet, also empfängt sie die Gestalt dessen, worauf sie geschmolzen wird. St. Paulus sprach: Gott hat uns gegeben, ihm gleichförmig dem Bilde seines Sohnes zu werden, denn Gott ist ein verzehrendes Feuer. Und wenn die Seele von seiner Liebe geschmolzen wird, und allein auf ihm rastet und ruhet, so wird sie durch die Liebe also mit ihm vereiniget und gekläret, daß sie eins in der Liebe wird, und wohl sprechen kann: Alle Dinge sind mir gemein mit ihm, weil wir ohne ihn nichts Eigenes haben, und ist es auch ein Haus, ein Erbe, eine Tafel, ein Stuhl, ein Bettlein. Wenn denn einige Krankheit, oder einiges Mittel zwischen ihn kommt, so fällt sie in Qual, und sagt: Ach, thut meinem Geliebten zu wissen, daß ich von Liebe krank bin, denn sie kann von ihm nicht seyn. Wegen ihrer eigenen Liebe aber scheidet der Liebhaber, und also muß die Seele gequälet und gedrängt werden, wiewohl die Liebe an sich selbst nicht gequälet ist oder leidet, sondern wenn sie bey der Seele ist, so ist sie allezeit thuend und wirkend in den Uebungen der Liebe. Gilbertus sagt: Wo die Liebe stark ist, da ist starkes Verlangen zu dem, was man lieb hat, wenn es nicht gegenwärtig ist. Der fromme Prophet Daniel quellte (war krank) hiervon, denn er ward ein Mann der Begehrung genannt, und aus Liebe und Begierde ward er krank und siech. Desgleichen diese zween Jünger, die quelleten auch also, da sie nicht rasteten oder ruheten, bis daß sie wahrhaftig seine Auferstehung erfraget und erkundiget hatten, und mit ihm vereiniget wurden; dazu helfe uns Gott allen. Amen.
  
-{{tag> Ostermontag }}+{{tag> Ostermontag Luk_24 Emmausjünger}}