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Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Geht hin in alle Welt“. Lasst uns zu unseren Gedanken sagen: Geht hin in alle Welt, zu schauen die Not, die noch auf der Menschenwelt liegt, aber auch zu schauen den Menschensohn, | Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Geht hin in alle Welt“. Lasst uns zu unseren Gedanken sagen: Geht hin in alle Welt, zu schauen die Not, die noch auf der Menschenwelt liegt, aber auch zu schauen den Menschensohn, | ||
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- | Predigt am Bußtage | + | |
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- | Bernhard Schenkel, Domprediger in Bremen. | + | |
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- | **Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? | + | |
- | Röm. 2,4. | + | |
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- | Evang. Mark. 1,15.\\ | + | |
- | **Tut Buße und glaubt an das Evangelium!** | + | |
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- | Wahre Buße. | + | |
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- | Heute, meine Freunde, rufen die Glocken in Stadt und Land zu einer stillen Arbeit an uns selbst, denn das ist wahre Buße. Diese ist selten, die Christen haben nicht immer so Buße getan, oft ging es recht geräuschvoll und gewaltsam dabei her. Um zu büßen, zogen sie vor vielen Jahrhunderten in die Einsamkeit der Wüste, oder flüchteten in die Stille einer Klosterzelle, | + | |
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- | Es liegt doch ein stiller Segen in dem Gefühl, dass heute alle Glocken zu einem Werke rufen, dieser Glockenruf wird manchen aufwecken. Durch manchen leichten Sinn zieht wohl bei diesem Tone ein ernster Gedanke, diese Stille mitten im Geräusch der Woche, die über die weiten Straßen und die einsamen Gässlein waltet, dringt doch auch in manches Haus. Solch ein Tag ruft die Massen, er füllt die Kirchen, lädt den einzelnen vor Gottes Angesicht auch in seinem Kämmerlein, | + | |
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- | Zur Rückschau lädt dieser Tag ein, wir haben ja keine Eile zur Arbeit und ins Geschäft; es ist uns wie dem Wanderer, der seinen Stab in die Ecke stellt und zurücksieht auf den durchmessenen Weg. Viele von uns sind schon weit gegangen, ihr Haar ist grau geworden und ihr Angesicht hat nicht mehr die Frische der Jugend, wohl uns, wenn dennoch das Alter wie die Jugend ist. Wir schauen uns um in unseren Räumen und denken an unsern Weg. „Wie leben wir eigentlich, wie lebst du?“ das ist die erste ernste Gewissensfrage, | + | |
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- | Deshalb müssen wir eben fasten lernen, freilich nicht wie Büßer draußen in der Wüste, wie der Mönch in der Zelle, oder wie unser katholischer Mitbruder am Freitag, diese Art fasten ist oft nur ein leichter Verzicht oder eine feige Flucht aus der Welt. Fasten heißt den Sinn von außen nach innen richten, das Eitle, das uns knechtet, erkennen und bei Seite legen. Eins ist not, inneres Leben; haben wir das erkannt, dann hat unsere Buße begonnen. Keiner kann seine Ehre vor den Menschen und sein Geld mitnehmen, aber was seine Seele wert ist, das nimmt er bei seinem letzten Stündlein auf Erden mit hinüber in die Ewigkeit. Wirkungslos sind alle Klagen und Anklagen über den Zerfall der Sitten, über die Zunahme der Genusssucht, | + | |
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- | Doch diese ernste Gewissensfrage ist nicht die einzige, die heute bei stillem Nachdenken sich in uns regt. Die Frage um das tägliche Brot und wie wir es brechen das Brot im weitesten Sinne des Wortes verstanden greift ja sehr tief in unser Leben, für Unzählige ist die einzige Frage, wie sie leben, wie sie wohnen, wie sie essen und trinken, mit welchen Leuten sie verkehren und was sie verdienen; aber doch mit einer Ausnahme. Es braucht nur in ihr glückliches, | + | |
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- | Vielleicht gehört mancher unter uns zu den modernen Leuten, welche die Welt nur als eine Summe von Leiden und Schmerzen ansehen, welche sagen, es gäbe kein Glück mehr auf Erden. Oder habt ihr die Rede nicht auch schon gehört, das höchste Glück sei die Wunschlosigkeit, | + | |
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- | Heute, da deine Seele zum Nachdenken gestimmt ist, schaust du einige Augenblicke hinab auf deinen Lebensweg. Du siehst im Geist, wie ihr zusammen vor dem Altar standet und die Ringe tauschtet und dann gesegnet zusammen weiter ginget. Ihr habt streng zusammen gearbeitet, oft etwas knapp gelebt, aber es wurde euch nicht schwer, ihr hattet einander lieb und kamt langsam vorwärts. Begabte, gesunde Kinder sitzen zu euren Füßen und schauen zu euch empor; ihr seid auch gesund, habt, was ihr braucht, und könnt getrost in die Zukunft schauen. Wisst ihr auch, wie viele Gnade Gottes dabei ist, dass ihr das alles habt? Nein, das bedenkt ihr nicht, ihr ertragt eure Freude als etwas Selbstverständliches; | + | |
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- | Sind wir aber gewachsen in diesem demütigen Glauben, der den Stolz überwunden und das Rühmen verlernt hat, dem die guten Tage nicht zur Versuchung werden und die bösen nicht zum Verzagen? Wie hoch steht über uns der Held des alten Testaments, den die ergreifenden Lieder des Dichters preisen, der, durch Jahre der Freude und die Schule des Leidens hindurchgeführt, | + | |
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- | „Lernt tragen und vertrauen“, | + | |
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- | =====3.===== | + | |
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- | Also zuerst ernste Prüfung, dann stille Beugung; tiefe Reue und demütiges Vertrauen, durch diese Stationen geht der Weg der wahren Buße zum Ziel, durch Kämpfen zum Überwinden. Aber da ergeht ja die dritte Gewissensfrage an uns. Wie kämpfst du? Blicke nur entsetzt in den Abgrund der Sünde, der neben dir gähnt, schaue nur in die Tiefe deines eigenen Herzens, aber dann kämpfe im Vertrauen auf Gott den guten Kampf der Buße. Wie der Arzt die Sonde in die Wunde bringt, so dürfen wir uns selbst nicht zu sanft anfassen. Die anderen haben unsern wunden Fleck schon längst entdeckt, warum sollen wir darüber wegsehen? Auch in der Erziehung ist die sanfte Hand nicht immer der beste Führer, bisweilen hilft ein rauer Griff weiter, der ordentlich rütteln und schütteln kann. Gott verfährt ja auch so mit den Menschenherzen, | + | |
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- | Verspare das Büßen nicht auf morgen, lass uns heute anfangen, und jeder Tag fortan sei ein wahrer Bußtag. | + | |
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- | So läutet denn mit ernsten Klängen über Stadt und Land, ihr Bußtagsglocken! Mit eurer ehernen Stimme reicht ihr in den Palast des Königs und in die Hütte des Arbeiters, ihr verhallt draußen im einsamen Heidedorf und tönt dröhnend durch die Straßen der Weltstadt. „Tut Buße“, das verkündet euer Ruf. Ernste Fragen ergehen dabei an unser Gewissen: „Wie lebst du, wie trägst du, wie kämpfst du?“ Herr, wir sollten anders leben, besser tragen, tüchtiger kämpfen; Herr, wir sehen‘s ein, hilf unserer Einsicht, sei uns gnädig, gib zu unserem Wollen das Vollbringen nach deiner Barmherzigkeit! Amen. | + |