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autoren:g:gossner:gossner_andachten:gossner-andachten_ueber_den_psalter [] – [Psalm 132,2-5.] ajautoren:g:gossner:gossner_andachten:gossner-andachten_ueber_den_psalter [] (aktuell) – [Psalm 34,5] aj
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 Viele Menschen meinen, das Gebet bestehe bloß im Wortemachen; dem lieben Gott etwas vorpredigen, mit beredter Zunge zu Gott sprechen, das heiße beten, je mehr, je besser. Christus sagt: Worte tun's nicht; viele Worte machen beim Gebet ist heidnisch, nicht christlich. Man soll aber doch länger, ja man soll unablässig, aller Orten beten. Was und wie soll man ihm denn tun? Wenn man nicht Worte, wenigstens nicht viele brauchen darf? Frage den David, der antwortet dir im Namen aller wahren Beter in obiger Stelle. (Psalm 6,7. und 42,4.) Anderswo sagt er gar: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Psalm 62,1. und Jesaias (30,15.) macht es zur Bedingnis, um Hilfe und Kraft zu erlangen, müsse man stille sein und hoffen, nicht Wortkriege mit Gott führen. Christus selbst, in seinem heißesten Gebete, in der tiefsten Angst wie wenige Worte machte er? dieselben Worte wiederholte er dreimal. Der Irrtum liegt bei den Leuten darin, dass sie glauben, das Gebet sei eine Sache der Zunge, nicht des Herzens. Die Zunge muss freilich im Dienste des Herzens stehen, wenn man ihrer bedarf; aber das Herz muss beten, ringen, harren, hoffen, glauben und seufzen. Manchmal müssen Tränen mehr sagen als Worte. So waren gewiss auch der Blutschweiß und die Tränen des Heilandes ein größeres Geschrei in den Ohren des Vaters, als seine wenigen und kurzen Worte. Moses schrie auch zu Gott, da er den Mund nicht auftat (2. Mose 14,15.) In den Psalmen hört man den David oft schreien, und ich glaube, dass wohl immer ein solches innerliches Schreien zu verstehen ist. Doch will ich dir nicht wehren, wenn du auch manchmal laut schreien willst und musst. Es hat Alles seine Zeit. Daraus kann man denn auch schließen, was von Gebetbüchern und dem Beten aus denselben zu halten sei. Doch möchte ich gute Gebetbücher nicht unbedingt verwerfen, noch verwehren. Ein guter Beter kann auch damit recht umgehen. Sonst aber sind sie wie die Rechnungsbücher, wo man Alles ohne Mühe gleich finden kann, ohne selbst die Rechnung zu machen oder zu verstehen, und die man in meinem Vaterlande Faullenzer heißt. Viele Menschen meinen, das Gebet bestehe bloß im Wortemachen; dem lieben Gott etwas vorpredigen, mit beredter Zunge zu Gott sprechen, das heiße beten, je mehr, je besser. Christus sagt: Worte tun's nicht; viele Worte machen beim Gebet ist heidnisch, nicht christlich. Man soll aber doch länger, ja man soll unablässig, aller Orten beten. Was und wie soll man ihm denn tun? Wenn man nicht Worte, wenigstens nicht viele brauchen darf? Frage den David, der antwortet dir im Namen aller wahren Beter in obiger Stelle. (Psalm 6,7. und 42,4.) Anderswo sagt er gar: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Psalm 62,1. und Jesaias (30,15.) macht es zur Bedingnis, um Hilfe und Kraft zu erlangen, müsse man stille sein und hoffen, nicht Wortkriege mit Gott führen. Christus selbst, in seinem heißesten Gebete, in der tiefsten Angst wie wenige Worte machte er? dieselben Worte wiederholte er dreimal. Der Irrtum liegt bei den Leuten darin, dass sie glauben, das Gebet sei eine Sache der Zunge, nicht des Herzens. Die Zunge muss freilich im Dienste des Herzens stehen, wenn man ihrer bedarf; aber das Herz muss beten, ringen, harren, hoffen, glauben und seufzen. Manchmal müssen Tränen mehr sagen als Worte. So waren gewiss auch der Blutschweiß und die Tränen des Heilandes ein größeres Geschrei in den Ohren des Vaters, als seine wenigen und kurzen Worte. Moses schrie auch zu Gott, da er den Mund nicht auftat (2. Mose 14,15.) In den Psalmen hört man den David oft schreien, und ich glaube, dass wohl immer ein solches innerliches Schreien zu verstehen ist. Doch will ich dir nicht wehren, wenn du auch manchmal laut schreien willst und musst. Es hat Alles seine Zeit. Daraus kann man denn auch schließen, was von Gebetbüchern und dem Beten aus denselben zu halten sei. Doch möchte ich gute Gebetbücher nicht unbedingt verwerfen, noch verwehren. Ein guter Beter kann auch damit recht umgehen. Sonst aber sind sie wie die Rechnungsbücher, wo man Alles ohne Mühe gleich finden kann, ohne selbst die Rechnung zu machen oder zu verstehen, und die man in meinem Vaterlande Faullenzer heißt.
  
 +=====Psalm 10,12=====
 +**Stehe auf, Herr! erhebe deine Hand. Vergiss der Elenden nicht.** 
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 +**Er vergisst nicht des Schreiens der Armen.** Psalm 9,13.\\
 +**Verlass mich nicht, Herr, mein Gott! sei nicht ferne von mir!** Psalm 38,22.\\
 +**Verstoße meine Seele nicht.** Psalm 141,8. 44,24.\\\
 +**Der Herr wird sein Volk nicht verstoßen. - Er verstößt nicht ewiglich.** Psalm 94,14. 
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 +Auf diese Gebete finden sich Antworten und Verheißungen genug in dem Worte des Herrn. Wenn keine wäre als die (Jesaja 49,15. und Johannes 6,37.), die allein alle Betrübte und Traurige, alle Zagende und Zweifelnde trösten können, wenn sie es im Glauben ergreifen und dem lieben Gott so viel zutrauen, dass er nicht lüge, der armen Menschen nicht spotte, sondern das, was er ihnen in seinem Worte verheißen hat, auch gewiss halte. Möchten wir nur immer so flehen und in diesem kindlichen, zudringlichen Gebete verharren; möchten wir nur an seinem väterlichen Herzen recht oft anklopfen, an der Antwort würde es nie fehlen. Was könnte die Muttertreue, die zärtliche Liebe und Sorgfalt unsers Bräutigams übertreffen? Was, was sollten und dürften wir nicht vor ihm erwarten? O wir Kleingläubigen! Ständen wir recht in und auf seinem Worte, wir würden fester als Berge stehen, würden nie wanken; denn der Himmel wird wohl zerfallen und vergehen, aber sein Wort und seine Treue fällt und vergeht nicht. Gott hat dir mit Blut, mit dem Blute seines Sohnes, am Kreuze auf Golgatha geschrieben: geh' hin, was liest du dort? Wenn du kein Wort mehr lesen, keins mehr glauben kannst, so sollst du doch diese Handschrift Gottes des Vaters in den Wunden und im Blute des Sohnes noch lesen und glauben können. Denn lesbarer, kräftiger, überzeugender und lebendiger kann kein Schreiber schreiben, kein Sprecher sprechen. Da steht's so mächtig, wie möglich geschrieben: Ich vergesse euch nicht! Ich verlasse euch nicht! Ich verstoße euch nicht!
 =====Psalm 16,5.6.===== =====Psalm 16,5.6.=====
 **Der Herr ist mein Gut und mein Teil. Du erhältst mein Erbteil. Das Los ist mir gefallen aufs Lieblichste; mir ist ein schönes Erbteil worden.**  **Der Herr ist mein Gut und mein Teil. Du erhältst mein Erbteil. Das Los ist mir gefallen aufs Lieblichste; mir ist ein schönes Erbteil worden.** 
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 Darum hat David immer gefleht; das war sein einziger Wunsch, (Psalm 27,4.) im Hause des Herrn zu bleiben sein Lebenlang. Was hat er denn da gefunden? Gutes und Barmherzigkeit. Was fehlt dem Menschen mehr als dieses? Am Guten gänzlich arm, am Bösen sehr reich, bedarf er ja nichts mehr als Barmherzigkeit. Und diese findet er nur beim Herrn, nur im Hause des Herrn, nicht in den Hütten der Gottlosen. Darum wollte David lieber der Türhüter, der Pförtner, der Geringste im Hause Gottes sein, als der Vornehmste in den Hütten der Gottlosen. Was fand er noch? Einen Tisch - bereitet für ihn mit Speise, die ihn stärkte und waffnete, dass er seinen Feinden fürchterlich und unüberwindlich ward. Was noch? Eine Ölquelle, eine Salbe für sein Haupt, womit ihm  voll eingeschenkt wurde; woran er nie Mangel leiden durfte, das sieht man an seinen gesalbten Psalmen, aus denen wir immer noch Öl und Salbung vollauf schöpfen. Kann man denn jetzt nicht mehr zu diesem Tische, zu dieser Salbungs-Quelle kommen? O freilich, jetzt vielmehr; nun ist sie Allen aufgetan; nun sind Alle zu diesem Tische geladen; nun ist Allen Alles bereitet in Christo Jesu. (Lukas 14,17.) Du kannst alle Tage, ja jede Stunde von diesem Tische essen, aus dieser Ölquelle schöpfen. Wer an Jesum glaubt, der wird selbst zu einer Quelle lebendigen Wassers. (Johannes 7,38.) Wer an Jesum glaubt, der hat das Brot des Lebens in sich, den wird nicht hungern noch dürsten. (Johannes 6,35.) Ach, warum glauben sie denn nicht alle an ihn? Weil der Satan, der Gott dieser Welt, ihre Augen verblendet hat, dass sie das helle Licht des Evangeliums nicht sehen. (2. Korinther 4,4.) Weil sie die Ehre bei Menschen mehr lieben als Gottes Ehre. (Johannes 5,44.) Darum hat David immer gefleht; das war sein einziger Wunsch, (Psalm 27,4.) im Hause des Herrn zu bleiben sein Lebenlang. Was hat er denn da gefunden? Gutes und Barmherzigkeit. Was fehlt dem Menschen mehr als dieses? Am Guten gänzlich arm, am Bösen sehr reich, bedarf er ja nichts mehr als Barmherzigkeit. Und diese findet er nur beim Herrn, nur im Hause des Herrn, nicht in den Hütten der Gottlosen. Darum wollte David lieber der Türhüter, der Pförtner, der Geringste im Hause Gottes sein, als der Vornehmste in den Hütten der Gottlosen. Was fand er noch? Einen Tisch - bereitet für ihn mit Speise, die ihn stärkte und waffnete, dass er seinen Feinden fürchterlich und unüberwindlich ward. Was noch? Eine Ölquelle, eine Salbe für sein Haupt, womit ihm  voll eingeschenkt wurde; woran er nie Mangel leiden durfte, das sieht man an seinen gesalbten Psalmen, aus denen wir immer noch Öl und Salbung vollauf schöpfen. Kann man denn jetzt nicht mehr zu diesem Tische, zu dieser Salbungs-Quelle kommen? O freilich, jetzt vielmehr; nun ist sie Allen aufgetan; nun sind Alle zu diesem Tische geladen; nun ist Allen Alles bereitet in Christo Jesu. (Lukas 14,17.) Du kannst alle Tage, ja jede Stunde von diesem Tische essen, aus dieser Ölquelle schöpfen. Wer an Jesum glaubt, der wird selbst zu einer Quelle lebendigen Wassers. (Johannes 7,38.) Wer an Jesum glaubt, der hat das Brot des Lebens in sich, den wird nicht hungern noch dürsten. (Johannes 6,35.) Ach, warum glauben sie denn nicht alle an ihn? Weil der Satan, der Gott dieser Welt, ihre Augen verblendet hat, dass sie das helle Licht des Evangeliums nicht sehen. (2. Korinther 4,4.) Weil sie die Ehre bei Menschen mehr lieben als Gottes Ehre. (Johannes 5,44.)
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 +=====Psalm 25,10.=====
 +**Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit.** 
 +**Wie groß ist deine Güte, die du verborgen hast denen, die dich fürchten. Gelobt sei der Herr, dass er hat eine wunderliche Güte mir bewiesen.** Psalm 31,20.22.\\
 +**Wer auf den Herrn hoffet, den wird die Güte umfangen.** Psalm 32,10.
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 +Wer die Güte des Herrn erfährt, der kann nicht genug Rühmens von ihr machen, wie David in allen seinen Psalmen. Schien es ihm wohl manchmal, sie habe ein Ende, dass er ausrief: Ist's denn ganz und gar aus mit seiner Güte? hat denn Gott vergessen, gnädig zu sein? Psalm 77,9.10. so dachte er an die Taten des Herrn, an die vorigen Wunder, die er an ihm und seinem Volke bewiesen hat, und dann konnte er sich nicht mehr halten, gleich wieder die Güte des Herrn zu rühmen, und sich derselben zu freuen. Der Herr bleibt immer derselbe, immer die überschwängliche Güte, auch wenn er uns anders erscheint. Das vergiss nicht, Lieber! denn er wird dich, wenn du ihn und seine Güte gleich in ihrer ganzen Größe erfahren hättest, doch wieder in solche Umstände von innen und außen kommen lassen, dass es dir Mühe macht zu glauben, dass er noch gut sei, wenigstens wirst du stark versucht werden, zu zweifeln, ob er dir noch gut sei. Da mache es wie David, denke an die vorigen Wunder seiner Güte, die er an deinem Herzen, oder an andern, bewiesen hat. Oft aber wird er dir, wenn du ihn anders innig und brünstig, treu und beständig lieb hast, so gut erscheinen, dass du wieder Mühe hast zu glauben, ob er es denn wirklich sei, ob es nicht Täuschung oder Betrug sei; weil du nicht begreifen kannst, warum er gegen dich so gut und freundlich ist. Und je mehr du dich vor ihm beugst und dich seiner Güte unwürdig achtest, desto mehr wird er dich mit Gnade und Huld überschütten. Darum sei demütig, wenn er freundlich und gnädig ist, und sei unverzagt und zuversichtlich, wenn er ungnädig und unfreundlich scheint.
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 +=====Psalm 26,6=====
 +**Ich hasse die Versammlung der Bösen, und sitze nicht bei den Gottlosen. Ich wasche meine Hände mit Unschuld, und halte mich, Herr, zu deinem Altar.** 
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 +**Soll's denn umsonst sein, dass mein Herz unsträflich lebet, und ich meine Hände in Unschuld wasche?** Psalm 73,13.
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 +Hier ist nicht die Rede von der Unschuld, die wir vor Gott haben sollen, aber alle nicht haben; denn vor Gott ist kein Mensch unschuldig, sondern alle Sünder, Römer 3,23. Hiob 14,4.; sondern nur vergleichungsweise mit den Gottlosen, die ohne Gott und ohne Gebot in der Welt leben, kann der Fromme, begnadigte Sünder, der sich an Gottes Wort hält, und die Sünde flieht, so viel er mit Gottes Gnade vermag, unschuldig genannt werden. Und so meint es der Psalmist, wenn er sagt: Ich wasche meine Hände in Unschuld, ich will keinen Teil haben an dem gottlosen Wesen der Welt. Und da er sah, dass es dem Gottlosen so wohl ging, und der Gerechte so viel leiden muss, wäre er beinahe irre geworden an Gott, so dass er fragte: Soll's denn umsonst sein, dass ich unsträflich lebe, und mich vom Bösen enthalte, und bin doch so geplagt? Ich hätte schier so gefragt, aber damit hätte ich verdammt alle deine Kinder, alle Frommen, die je gewesen sind; denn diese mussten ja alle leiden und geplagt sein, und die Gottlosen neben ihnen glücklich sehen. Aber da ich auf ihr Ende merkte, wie plötzlich sie zu nichts wurden; so hielt ich doch für besser, unsträflich leben und leiden, als gottlos leben im Glücke, und dann zu Grunde gehen. Diese Gedanken sind wichtig und der ernsten Betrachtung wert; um sich zu stärken und von der Einfalt in Christo nicht verrücken zu lassen durch die Arglist der Welt, die stets die Frömmigkeit verlacht, sich mit ihrem Glücke brüstet, und den Gerechten für einen Toren und Schwärmer ansieht und verachtet. Allein das sollst du nicht achten; sieh du auf den, deß Beifall dir ewig bleibt und dich ewig glücklich macht. Die Welt vergeht mit ihrem Glück; der Herr aber bleibt ewig, und wer ihm anhängt, wird selig sein, wenn alle Welt heulen und Zähnklappern wird.
  
 =====Psalm 27===== =====Psalm 27=====
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 Wohl sein, froh sein, wollen und suchen alle Menschen, nur gewöhnlich da nicht, wo es zu finden ist. Ehe ein Mensch Vergebung der Sünden, von Gott in Christo, durch seinen Geist bezeuget und verpfändet, erhalten hat, kann ihm nirgend wahrhaft wohl, er kann nicht selig sein. Vergebung, Gnade erlangen, ist die Türe, der Anfang des wahren Wohlseins. Geht er in der Gnade fort, lässt er sich von seinem Erbarmer auch heilen von allen Gebrechen, auch stärken in aller Schwachheit, erleuchten in dunklen Wegen, reinigen, heiligen durch seinen Geist - gewöhnt er sich an Ihn, lernt in ihm bleiben, in ihm wandeln ohne Wandel, untadelig; so zeigt ihm der gute freundliche Heiland seine Gnadenschätze, seine Heilsgüter, und macht ihn trunken von den reichen Gütern seines Hauses; lässt ihn täglich mehr schmecken seine Freundlichkeit, schenkt ihm die göttliche Natur, den reinen heiligen Sinn, macht ihn seinem Ebenbilde gleichförmig an Gerechtigkeit, Seligkeit und Herrlichkeit. Und nun hat die Seele das wahre Wohlsein, die Freude und Seligkeit gefunden, die ihr nicht wird genommen werden. Sie ruht in Jesu Armen. Wer will sie daraus reißen? wer ihr die Freude nehmen? Wenn sie nicht selbst will, darf sie niemand aufwecken, niemand stören. Hohelied 2,7. Wohl sein, froh sein, wollen und suchen alle Menschen, nur gewöhnlich da nicht, wo es zu finden ist. Ehe ein Mensch Vergebung der Sünden, von Gott in Christo, durch seinen Geist bezeuget und verpfändet, erhalten hat, kann ihm nirgend wahrhaft wohl, er kann nicht selig sein. Vergebung, Gnade erlangen, ist die Türe, der Anfang des wahren Wohlseins. Geht er in der Gnade fort, lässt er sich von seinem Erbarmer auch heilen von allen Gebrechen, auch stärken in aller Schwachheit, erleuchten in dunklen Wegen, reinigen, heiligen durch seinen Geist - gewöhnt er sich an Ihn, lernt in ihm bleiben, in ihm wandeln ohne Wandel, untadelig; so zeigt ihm der gute freundliche Heiland seine Gnadenschätze, seine Heilsgüter, und macht ihn trunken von den reichen Gütern seines Hauses; lässt ihn täglich mehr schmecken seine Freundlichkeit, schenkt ihm die göttliche Natur, den reinen heiligen Sinn, macht ihn seinem Ebenbilde gleichförmig an Gerechtigkeit, Seligkeit und Herrlichkeit. Und nun hat die Seele das wahre Wohlsein, die Freude und Seligkeit gefunden, die ihr nicht wird genommen werden. Sie ruht in Jesu Armen. Wer will sie daraus reißen? wer ihr die Freude nehmen? Wenn sie nicht selbst will, darf sie niemand aufwecken, niemand stören. Hohelied 2,7.
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 +=====Psalm 33,12=====
 +**Wohl dem Volke, deß der Herr ein Gott ist.** 
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 +**Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten. Wohl dem, der sich auf dich verlässt.** Psalm 84,6.13.
 +**Wohl dir, Israel! Wer ist dir gleich? O Volk, das du durch den Herrn selig wirst, der deiner Hilfe Schild, und das Schwert deines Sieges ist!** 5. Mose 33,29.\\
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 +Pries Moses das Volk Israel schon selig, dass sich der Herr ihrer in ihren Kriegen mit andern Völkern annahm und alle ihre äußern Feinde besiegte; wie viel mehr sollen wir uns und alle die selig preisen, die mit uns an Jesum glauben, ihn von ganzem Herzen lieben, seine beseligende Gnade und Liebe im Herzen tragen, von ihm Vergebung der Sünden, und Geist und Leben empfangen haben, ihm zu dienen in lebendiger Hoffnung des ewigen Lebens?! Ja, wohl dir, du Volk! das durch den Herrn selig wird, deß Herr und Gott Jesus Christus ist: wohl dir, dass du ihn für deine Stärke hältst, dass du dich allein auf ihn verlässt, nur auf sein Verdienst und auf seine Gnade bauest. Er wird deiner Hilfe Schild und das Schwert deines Sieges sein; du wirst, wenn du von ganzem Herzen an ihm hängst, ihn mit ganzer Seele liebst, du wirst durch den Schild des lebendigen Glaubens an ihn alle feurigen Pfeile des Satans auslöschen; du wirst mit dem zweischneidigen Schwerte seines lebendigen Wortes alle deine Feinde der Seele schlagen, in allen Kriegen des Geistes siegen und die Krone des Lebens davon tragen. O wohl dir, Israel Gottes! wer ist dir gleich?! Wo ist ein Volk, das einen solchen König, ein solches Haupt, solche Rechte, solche Schätze und Reichtümer, solche Hoffnungen und Aussichten in die Ewigkeit hat?! Dein König ist bei dir, in dir, ist dein, und mit ihm Alles!
  
 =====Psalm 34,5===== =====Psalm 34,5=====
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 Wo find’ ich denn das Schönste, getroffenste Bild von meinem Heiland, dass meine Seele sich recht daran freuen kann? Ich weiß kein schöneres, als das, welches Jesaja, der Prophet, (Kap. 53,2) von ihm entwarf, indem er sagt: Er hatte keine Gestalt noch Schönheit, die uns gefallen hätte; er war der allerverachtetste und unwerteste usw.. Dieser Entwurf des Propheten ward dann auf Golgatha lebendig und wahrhaftig ausgeführt und vollendet. Und gerade da, wo er keine Schönheit, keine Gestalt hatte, die den Augen der Welt gefallen könnte; gerade da, wo er der verachtetste und unwerteste war, ist er am Schönsten. Dort am Kreuze, wo er von allen verschmäht und verworfen war, vereinigen sich alle Reize der Schönheit in ihm; deswegen erhält er vor allen anderen den Preis:. Wenn wir Himmel und Erde durchwandern, an allen ihren Ecken und Enden suchen, finden wir nichts schöneres, nichts herrlicheres, als den für uns blutenden und sterbenden am Kreuze auf Golgatha, wo er alle seine göttliche, himmlische Schönheiten Herrlichkeit ausgezogen hatte, mit der tiefsten Schmach, mit Kreuz, Schande und Tod ganz bedeckt war. Wenn ihr ein zerknirschtes Herz da lebhaft erblickt, so gefällt es ihm viel besser als auf Tabor, und es heut sich lieber eine Hütte auf Golgatha als auf Tabor, weil es sich an seiner Kreuzesschönheit nicht satt sehen kann und ihm in diesem Leben nirgend so wohl ist, als beim Kreuze; denn da findet es allein Trost, Heil, Ruhe, Kraft und Leben. Da finden wir alles. Sein Tod, seine Schmach hat die Tore des Todes, die uns ewig gefangen gehalten hätten, gesprengt, geöffnet, uns ausgeführt und erhoben aus dem Kerker des Todes; hat uns versetzt in die Tore der Tochter Zions, des neuen Jerusalems, dass wir nicht genugsam rühmen und erzählen können, was er an uns Gutes getan, wie er uns gerettet, erlöset, gerechtfertigt, geheiligt und verherrlichet hat. Ewigkeiten reichen kaum hin, es zu genießen, geschweige zu erzählen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit werden mir neuen Stoff zu seinem Preise erhalten, und er wird seines Ruhmes nie ein Ende sein. Wo find’ ich denn das Schönste, getroffenste Bild von meinem Heiland, dass meine Seele sich recht daran freuen kann? Ich weiß kein schöneres, als das, welches Jesaja, der Prophet, (Kap. 53,2) von ihm entwarf, indem er sagt: Er hatte keine Gestalt noch Schönheit, die uns gefallen hätte; er war der allerverachtetste und unwerteste usw.. Dieser Entwurf des Propheten ward dann auf Golgatha lebendig und wahrhaftig ausgeführt und vollendet. Und gerade da, wo er keine Schönheit, keine Gestalt hatte, die den Augen der Welt gefallen könnte; gerade da, wo er der verachtetste und unwerteste war, ist er am Schönsten. Dort am Kreuze, wo er von allen verschmäht und verworfen war, vereinigen sich alle Reize der Schönheit in ihm; deswegen erhält er vor allen anderen den Preis:. Wenn wir Himmel und Erde durchwandern, an allen ihren Ecken und Enden suchen, finden wir nichts schöneres, nichts herrlicheres, als den für uns blutenden und sterbenden am Kreuze auf Golgatha, wo er alle seine göttliche, himmlische Schönheiten Herrlichkeit ausgezogen hatte, mit der tiefsten Schmach, mit Kreuz, Schande und Tod ganz bedeckt war. Wenn ihr ein zerknirschtes Herz da lebhaft erblickt, so gefällt es ihm viel besser als auf Tabor, und es heut sich lieber eine Hütte auf Golgatha als auf Tabor, weil es sich an seiner Kreuzesschönheit nicht satt sehen kann und ihm in diesem Leben nirgend so wohl ist, als beim Kreuze; denn da findet es allein Trost, Heil, Ruhe, Kraft und Leben. Da finden wir alles. Sein Tod, seine Schmach hat die Tore des Todes, die uns ewig gefangen gehalten hätten, gesprengt, geöffnet, uns ausgeführt und erhoben aus dem Kerker des Todes; hat uns versetzt in die Tore der Tochter Zions, des neuen Jerusalems, dass wir nicht genugsam rühmen und erzählen können, was er an uns Gutes getan, wie er uns gerettet, erlöset, gerechtfertigt, geheiligt und verherrlichet hat. Ewigkeiten reichen kaum hin, es zu genießen, geschweige zu erzählen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit werden mir neuen Stoff zu seinem Preise erhalten, und er wird seines Ruhmes nie ein Ende sein.
 +
 +=====Psalm 54,6=====
 +**Siehe, Gott steht mir bei, der Herr erhält meine Seele.** 
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 +**Ich will wohnen in deiner Hütte ewiglich, und trauen unter deinen Fittigen.** Psalm 61,5.\\
 +**Der dich gemacht hat, der ist dein Mann, Herr Zebaoth heißt sein Name, und dein Erlöster, der Heilige in Israel, der aller Welt Gott genannt wird.** 
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 +Gott hat sich uns geschenkt. Ich will euer Gott  sein, und ihr sollt mein Volk sein. So spricht er oft in seinem Worte. (3. Mose 26,12.). Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ja im Glauben will ich mich mit dir vermählen, sagt er. (Hos. 2,19.20.) Darum heißt es: (Jesaja 54.) Der dich gemacht hat, dein Schöpfer, ist dein Mann, dein Verlobter und Vermählter, der dich so angenommen hat, wie ein Mann ein verlassenes Weib, der sich dir so geschenkt hat, so dein sein will, dass du dich darauf berufen und zu ihm sagen kannst: du bist mein Gott! Du musst dich meiner annehmen, wie sich ein Bräutigam seiner Braut annimmt. Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an. (Psalm 22,11.) Auf dich hab' ich mich verlassen von Mutterleib an. (Psalm 71,6.) Du warest über mir (hast mich bedeckt und erhalten) im Mutterleibe. (Psalm 139,13.) So redeten die Gott-vertrauenden Menschen mit Gott. So muss auch dein Glaube sprechen. Gott ist dein Gott - und Alles, was sein ist, ist dein. Seine Liebe hat dir Alles, was er ist, geschenkt. Er ist für dich da, als wäre er nur für dich allein Gott, für dich allein allmächtig, barmherzig, gnädig und allgegenwärtig. Alles, was er ist und kann, hat er dir in seinem Worte verheißen und geschworen. Du musst Gott leugnen oder bekennen, dass er dein Gott ist, der dich nie verlassen, sich nie verleugnen kann, denn er ist dein Schöpfer und dein Mann. Er hat sich dir verbunden und geschworen: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen. (Josua 1,5. 5. Mose 31,6.8.) Wir können also getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer; ich fürchte nichts, was kann mir ein Mensch tun? (Psalm 55,5.)
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 +=====Psalm 55,23=====
 +**Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen, und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen.** 
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 +**Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen, und die Hoffnung des Elenden wird nicht verloren sein.** Psalm 8,19.
 +
 +Wir können alles leicht wegwerfen und fallen lassen, nur das, was wir wegwerfen und auf den Herrn werfen sollen, dieses Werfen verstehen wir nicht oder sehr schlecht. Der Heiland steht, gemäß diesem und andern Sprüchen seines Mundes, vor uns, sieht uns in unserm Jammer, in unsrer Angst, Furcht und Bangigkeit, es bricht ihm sein Herz, er ruft uns zu: „Mein Kind, gib nur her, was dich jammert, wirf auf mich die Last, die dich niederdrückt, ich sehe, du kannst sie nicht tragen.“ Und wir wollen nicht, wir können uns nicht trennen von der verhassten Last: wir geben ihm nicht, was wir doch nicht tragen können; wir halten fest, was er uns gütig abnehmen will. Sind wir nicht verkehrt und eigensinnig zu unserm eignen Schaden? Wer aber die Kunst gelernt hat, alles auf den Herrn zu werfen, wer weiß, wie nahe er uns steht, wie gerne er alles annimmt, was wir auf ihn legen, der bleibt ohne Furcht und Angst; er hält sich an seine Zusage, an den Trost der Schrift, die nicht lügen kann. Der Herr kann unmöglich eines armen Leidenden, der auf ihn hofft, vergessen oder ihn verlassen. Nein, nicht vergessen, nicht verlassen, prüfen will er nur deine Hoffnung, dein Vertrauen, deine Gelassenheit. Wie könntest du denn deine Hoffnung und Zuversicht beweisen, wenn keine Leiden über dich kämen? Wie könnte deine Geduld geübt werden, ohne Übung, ohne Stoff zur Übung, ohne Trübsal? Also wirf, wirf all deinen Kummer auf den, der seine Hand, seinen Schoß offen hält, um ihn dir abzunehmen. Hoffe auf ihn, er wirds wohl machen. Dein Kummer ist ein Dornbette, das du dir selbst bereitest; wirf dich dem Herrn in seine Arme, so liegst du auf Rosen und Flaum.
  
 =====Psalm 57,1.2===== =====Psalm 57,1.2=====