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- | Brenz, Johannes - XXXIII Sonntag Rogate. | ||
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- | 1539. | ||
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- | Joh. 16, 23-30.\\ | ||
- | **Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei. Solches habe ich zu euch durch Sprichworte geredet. Es kommt aber die Zeit, dass ich nicht mehr durch Sprichworte mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An demselbigen Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, darum, dass ihr mich liebt, und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen, | ||
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- | Die nächste Woche heißt nach der hergebrachten Benennung die Betwoche, und es war öffentliche Sitte, in derselben zu fremden Kirchen zu wallen. Obgleich aber in der Kirche die Gewohnheit der sogenannten Wallfahrten sehr alt ist, so ist sie dennoch zu dieser Zeit mit Recht abgeschafft worden; denn erstlich war ihr Missbrauch offenbar. Es begleiteten nämlich bisher fast nur junge Männer und Jünglinge die Reliquien, die man umhertrug, und waren dabei mehr auf ihre Wünsche, als auf die Religion bedacht. Zweitens kam der Frevel hinzu, dass man sowohl die Heiligen wie helfende Gottheiten anrief, als auch das Werk der Wallfahrt wie ein Verdienst zur Sühnung der Sünden oder auch zum Schutze der wachsenden Feldfrüchte betrachtete. So waren ja die Gründe der Abschaffung triftig genug. „So die Speise meinen Bruder ärgert (spricht Paulus), wollt' ich nimmermehr Fleisch essen“ (1. Kor. 8,13). Um wie viel mehr, so die Wallfahrt meinen Bruder ärgert oder schlechter macht, wollt' ich nun und nimmermehr auf eine Wallfahrt mitziehen. Und dennoch, weil diese Woche die Betwoche heißt, und weil in derselben öffentliche Gebete vielfach im Brauche waren, so lasst uns davon Veranlassung nehmen, | ||
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- | **von der gegenseitigen Fürbitte der Frommen** zu reden. | ||
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- | In der Kirche nämlich bittet Einer für den Andern. Bald bitten wir um den öffentlichen Frieden, bald für die Früchte der Erde, bald für die Kranken, bald für die Schwangeren, | ||
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- | Fürs Erste heischt Gott nicht nur, dass wir für uns selber beten, sondern dass wir auch für alle andern Menschen Fürbitte tun; denn es ist sein Gesetz: „Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.“ In diesem Gebote wird die gegenseitige Fürbitte als Frucht der Liebe gefordert, und Christus hat uns das sogenannte Gebet des Herrn vorgeschrieben, | ||
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- | Hier ist zuerst zu beachten, wodurch fremde Fürbitte wirksam wird; denn sie ist es nicht um des äußerlichen Werks willen, oder wegen der zierlichen Ordnung äußerer Worte. So von der gegenseitigen Fürbitte denken, heißt aus dem Gebete einen Götzen machen; allein sie ist wirksam, weil das Gebet Gottes Verheißungen und vornehmlich Christum aufsucht und ihn vor Gottes Angesicht hinstellt. Gott aber kann Christo Nichts versagen, und darum wirkt das Gebet um Christi willen; denn wer recht beten will, der muss nicht nur die Worte zählen, sondern also denken: Ich bin nicht wert, dass ich für mich oder für einen Anderen erhört werde; allein Christus, Gottes Sohn, ist dessen würdig, hat sein Heil allen Menschen dargeboten, auf dass alle Menschen selig werden, und deshalb stelle ich vor dein Antlitz, unser Gott! Christum, deinen Sohn, und bitte dich, du wollest seinetwegen Diesem oder Jenem beistehen. Solches Gebet ist wirksam um Christi willen, und wird von Gott angenommen und erhört, ob auch nicht allezeit nach der Meinung unseres Herzens, so doch nach der Meinung des heiligen Geistes. Paulus bat für sich selber, Gott möge des Satans Engel von ihm nehmen, und sonder Zweifel hat er gläubig gebetet; und dennoch hört er: „Lass dir an meiner Gnade genügen, | ||
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- | Ferner ist, wenn für einen Anderen Fürbitte getan wird, erforderlich, | ||
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- | Was nun? Weil wir dazu verbunden sind, dass wir wechselweise für uns beten, so müssen wir danach trachten, dass wir auch für die gegenseitige Fürbitte empfänglich sind, denn der Eine bedarf des Gebets des Anderen. Der Apostel Paulus ward zum Paradies entrückt und ein auserwähltes Rüstzeug Gottes, und fühlt nichtsdestoweniger dennoch, dass er fremder Fürbitte bedürfe. „Ich ermahne euch, dass ihr mir helft kämpfen mit Beten für mich zu Gott“ (Röm. 15,30). So soll auch ein Bürger dem anderen mit Gebeten helfen. Der Eine hat diesen, der Andere jenen Lebensberuf. Der Eine ist oft auf Reisen, um seine Waren zu verkaufen, der Andere bleibt zu Hause, und ein Jeglicher bitte für den Anderen. Mir gestern, dir heute. Wer daheim bleibt, bitte für den Reisenden, wer auf der Reise ist, für die, welche zu Hause bleiben. Das ist der große Trost der Frommen. Siehe das Beispiel (2. Chron. 30,9): „So ihr euch bekehrt zu dem Herrn, so werden eure Brüder und Kinder Barmherzigkeit haben vor denen, die sie gefangen halten, dass sie wieder in dies Land kommen.“ So werden Bürger in der Fremde Barmherzigkeit finden, wenn die, so daheim bleiben, fromm sind und ein Jeglicher indessen also wandelt, dass er für solche Fürbitte empfänglich ist. Jer. 15,1: „Und wenn gleich Mose und Samuel vor mir stünden, so habe ich doch kein Herz zu diesem Volk.“ Denn wo die Bürger zu Hause ungerecht sind und unterwegs Andere betrügen, was könnte ihnen fremde Fürbitte frommen? Also, wer krank ist, wandele so, dass er der Fürbitte fähig ist; er wandelt aber fromm, wenn er noch als Gesunder Anderer Schaden mitempfindet und krank den Herrn mit der Gemeinde anruft. Das sei genug von der gegenseitigen Fürbitte. | ||
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- | Unser Herr und Heiland Jesus Christus aber, um dessentwillen unsere Gebete erhört werden, sei samt dem Vater und dem heiligen Geiste hochgelobt in Ewigkeit. Amen. | ||
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