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„**Ich habe den HErrn allezeit vor Augen; denn Er ist mir zur Rechten, darum werde ich wohl bleiben**“ („... steht Er mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben“). | „**Ich habe den HErrn allezeit vor Augen; denn Er ist mir zur Rechten, darum werde ich wohl bleiben**“ („... steht Er mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben“). | ||
- | Dieser Spruch ist aus dem 16. Psalm genommen, in welchem David so redet, | + | Dieser Spruch ist aus dem 16. Psalm genommen, in welchem David so redet, |
- | David spricht aber in dem Psalm auch so, als beziehe er's auf sich selbst. Er wagte es demnach zu sagen, er habe allezeit den HErrn vor Augen und fühle den HErrn zu seiner Rechten und hoffe, durch Ihn wohl zu bleiben. Zwar war zeitweise dem nicht so, daß er das von sich sagen konnte: „Ich habe den HErrn allezeit vor Augen.“ Doch hatte er im übrigen den frommen Sinn. Und nachdem er infolge eines schweren Falles mit Schaden klüger geworden war, mag es stetiger bei ihm recht gewesen sein, so daß er die Zuversicht wiedergewann und behielt, er werde wohl bleiben. | + | David spricht aber in dem Psalm auch so, als beziehe er's auf sich selbst. Er wagte es demnach zu sagen, er habe allezeit den HErrn vor Augen und fühle den HErrn zu seiner Rechten und hoffe, durch Ihn wohl zu bleiben. Zwar war zeitweise dem nicht so, dass er das von sich sagen konnte: „Ich habe den HErrn allezeit vor Augen.“ Doch hatte er im übrigen den frommen Sinn. Und nachdem er infolge eines schweren Falles mit Schaden klüger geworden war, mag es stetiger bei ihm recht gewesen sein, so dass er die Zuversicht wiedergewann und behielt, er werde wohl bleiben. |
- | Von uns, die wir im Neuen Testament stehen, wird es vornehmlich gefordert, den HErrn allezeit vor Augen zu haben - allezeit, wenigstens insoweit, | + | Von uns, die wir im Neuen Testament stehen, wird es vornehmlich gefordert, den HErrn allezeit vor Augen zu haben - allezeit, wenigstens insoweit, |
Und doch, wo sind sie, die es so tun, wie es gefordert ist? Die nicht immer wieder ihre Blicke seitwärts richten nach den Trebern dieser Welt, durch die sie sich in allerlei Sünden und Übertretungen des göttlichen Gebotes verlocken lassen? | Und doch, wo sind sie, die es so tun, wie es gefordert ist? Die nicht immer wieder ihre Blicke seitwärts richten nach den Trebern dieser Welt, durch die sie sich in allerlei Sünden und Übertretungen des göttlichen Gebotes verlocken lassen? | ||
- | Aber bedenken wir recht, | + | Aber bedenken wir recht, |
Wollen wir darum den HErrn allein unser Gut, unsern Schatz, unsre Ehre und Freude, unsre Richtschnur sein lassen! Ach, wie wird's uns dann so wohl gehen, nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in der Ewigkeit! | Wollen wir darum den HErrn allein unser Gut, unsern Schatz, unsre Ehre und Freude, unsre Richtschnur sein lassen! Ach, wie wird's uns dann so wohl gehen, nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in der Ewigkeit! | ||
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Denken wir uns den Spruch im Munde des Heilands, so kann er noch allerlei Gedanken in uns wecken. | Denken wir uns den Spruch im Munde des Heilands, so kann er noch allerlei Gedanken in uns wecken. | ||
- | Schon wenn Er sagt: „Ich habe den HErrn allezeit vor Augen“, erinnert' | + | Schon wenn Er sagt: „Ich habe den HErrn allezeit vor Augen“, erinnert' |
Wie wohl aber wird's uns einmal sein bei Ihm, unsrem hocherhöhten Heiland, in Seiner Herrlichkeit und Ruhe! | Wie wohl aber wird's uns einmal sein bei Ihm, unsrem hocherhöhten Heiland, in Seiner Herrlichkeit und Ruhe! | ||
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**“Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich.“** | **“Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich.“** | ||
- | Die Losung spricht vom finstern Tal. Wir sind auch heute auf eine schmerzliche Weise ans finstere Tal erinnert worden. Ein uns fast allen wohlbekannter teurer lieber Bruder in Straßburg (Herr Mausch) wird heute Mittag um 3 Uhr ins Grab eingesenkt, - war nur 24 Stunden lang krank! Der HErr hat ihm schnell durchs finstere Tal geholfen. Er ist im Glauben gestanden, und hat viel in allerlei christlichen Vereinen Straßburgs gewirkt, auch große Liebe zu unsrem Hause, schon in den Tagen Möttlingens, | + | Die Losung spricht vom finstern Tal. Wir sind auch heute auf eine schmerzliche Weise ans finstere Tal erinnert worden. Ein uns fast allen wohlbekannter teurer lieber Bruder in Straßburg (Herr Mausch) wird heute Mittag um 3 Uhr ins Grab eingesenkt, - war nur 24 Stunden lang krank! Der HErr hat ihm schnell durchs finstere Tal geholfen. Er ist im Glauben gestanden, und hat viel in allerlei christlichen Vereinen Straßburgs gewirkt, auch große Liebe zu unsrem Hause, schon in den Tagen Möttlingens, |
Auch so lange wir hienieden wallen, geht es fortwährend durch Todesnoten hindurch. Man gehe unter den Tröstungen des Kampfes JEsu ruhig, gelassen, seine Straße weiter, wenn auch geplagt, gepeinigt und bedrängt auf allerlei Weise. Nur Ihn, den gekreuzigten und Auferstandenen, | Auch so lange wir hienieden wallen, geht es fortwährend durch Todesnoten hindurch. Man gehe unter den Tröstungen des Kampfes JEsu ruhig, gelassen, seine Straße weiter, wenn auch geplagt, gepeinigt und bedrängt auf allerlei Weise. Nur Ihn, den gekreuzigten und Auferstandenen, | ||
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So tritt Du dann herfür! \\ | So tritt Du dann herfür! \\ | ||
Wann mir am Allerbängsten \\ | Wann mir am Allerbängsten \\ | ||
- | Wird um das Herze seyn, \\ | + | Wird um das Herze sein, \\ |
So reiß' mich aus den Ängsten \\ | So reiß' mich aus den Ängsten \\ | ||
Kraft Deiner Angst und Pein! | Kraft Deiner Angst und Pein! | ||
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**“Der Herr ist meine Stärke und mein Schild. Auf ihn hoffet mein Herz, und mir ist geholfen. Mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Liede.“ Psalm 28, 7.** | **“Der Herr ist meine Stärke und mein Schild. Auf ihn hoffet mein Herz, und mir ist geholfen. Mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Liede.“ Psalm 28, 7.** | ||
- | Das will viel sagen, wenn Einer kühnen Muts, aber mit wahrem Herzen, nicht blos, daß es Lippengeschwätz ist, sagen kann: „Der HErr ist meine Stärke und mein Schild.“ Das eine Mal muß man mannhaft kämpfen, ritterlich sich wehren, die Bollwerke der Finsternis verstören helfen, fast übermäßig sich anstrengen, um sich durchzuschlagen, | + | Das will viel sagen, wenn Einer kühnen Muts, aber mit wahrem Herzen, nicht bloß, dass es Lippengeschwätz ist, sagen kann: „Der HErr ist meine Stärke und mein Schild.“ Das eine Mal muss man mannhaft kämpfen, ritterlich sich wehren, die Bollwerke der Finsternis verstören helfen, fast übermäßig sich anstrengen, um sich durchzuschlagen, |
**Mel. O du Liebe meiner Liebe.** | **Mel. O du Liebe meiner Liebe.** | ||
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Dich und mich kann's nimmer scheiden, \\ | Dich und mich kann's nimmer scheiden, \\ | ||
Wenn's gleich noch so lang' verweilt. \\ | Wenn's gleich noch so lang' verweilt. \\ | ||
- | Und auch dieß mein gläubig Hoffen \\ | + | Und auch dies mein gläubig Hoffen \\ |
Hab' ich nur allein von Dir. \\ | Hab' ich nur allein von Dir. \\ | ||
Durch Dich stets mein Herz Dir offen, \\ | Durch Dich stets mein Herz Dir offen, \\ | ||
- | Daß Du Solches schaffst in mir! | + | Dass Du Solches schaffst in mir! |
===== Psalm 34,2. ===== | ===== Psalm 34,2. ===== | ||
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„**Ich will den HErrn loben allezeit; Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.**“ | „**Ich will den HErrn loben allezeit; Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.**“ | ||
- | Wenn David eine Errettung erfahren hat, so will er sie nie vergessen und will in der Erinnerung derselben allezeit verbleiben. Auf diese Weise konnte er dazu kommen, allezeit den HErrn zu loben - auch in der Trübsal und in schwerer Anfechtung. Da erinnerte er sich immer des Guten zurück, das er schon erfahren hatte; und das war ihm ein Angeld über alle trüben Zeiten hinüber. Wenn es uns also seltsam vorkommen will, daß David allezeit Gott zu loben gestimmt gewesen sein sollte: so ist es doch sehr erklärlich, | + | Wenn David eine Errettung erfahren hat, so will er sie nie vergessen und will in der Erinnerung derselben allezeit verbleiben. Auf diese Weise konnte er dazu kommen, allezeit den HErrn zu loben - auch in der Trübsal und in schwerer Anfechtung. Da erinnerte er sich immer des Guten zurück, das er schon erfahren hatte; und das war ihm ein Angeld über alle trüben Zeiten hinüber. Wenn es uns also seltsam vorkommen will, dass David allezeit Gott zu loben gestimmt gewesen sein sollte: so ist es doch sehr erklärlich, |
- | Wir sehen' | + | Wir sehen' |
Lassen wir's nur nicht, die Treue des HErrn zu preisen, indem wir sagen: „Er hat schon so oft geholfen, Er wird auch diesmal helfen!“ Denn damit loben wir schon den HErrn, und unter diesem Lob kommen wir doch weiter als unter dem Klagen. | Lassen wir's nur nicht, die Treue des HErrn zu preisen, indem wir sagen: „Er hat schon so oft geholfen, Er wird auch diesmal helfen!“ Denn damit loben wir schon den HErrn, und unter diesem Lob kommen wir doch weiter als unter dem Klagen. | ||
- | Wir sind freilich in der Regel gar zu unverständig und verschließen uns, wenn Not kommt, nur zu schnell den Blick in die Vergangenheit und das Gute, das Gott bisher an uns getan hat. Da tun wir, wie wenn wir in unserem Leben nichts als Trauriges erfahren hätten und als ob Gott gar nichts anderes | + | Wir sind freilich in der Regel gar zu unverständig und verschließen uns, wenn Not kommt, nur zu schnell den Blick in die Vergangenheit und das Gute, das Gott bisher an uns getan hat. Da tun wir, wie wenn wir in unserem Leben nichts als Trauriges erfahren hätten und als ob Gott gar nichts anderes |
- | 0 wir Toren und bösen Leute, | + | 0 wir Toren und bösen Leute, |
=====Psalm 44, 27.===== | =====Psalm 44, 27.===== | ||
- | "**Mache Dich auf, hilf uns und erlöse uns um Deiner Güte willen!**" | + | „**Mache Dich auf, hilf uns und erlöse uns um Deiner Güte willen!**“ |
- | So ruft David oft; und so oft er' | + | So ruft David oft; und so oft er' |
- | Es ist ihm dieß ein scheinbares Schlafen des Gottes Israels, dabei er sich von Gott verlassen fühlt, dem ähnlich, da der Heiland auf dem Schiffe mitten unter dem drohendsten Sturm, der Alles in Aufregung brachte, schlief. In solchen Zeiten nehmen wir keine Bezeigungen des HErrn für uns wahr; wir verspüren Sein Hereinwirken nicht, sehen lauter Sturm und Ungewitter um uns und fühlen unheimliche Mächte der Finsterniß, die uns zu verderben drohen. Da ist's, als ob wirklich der Teufel Meister wäre und thun dürfte, was er wollte, ohne daß Gott darnach fragte. In diesen dunklen und schweren Zeiten ist der Ausruf eines gläubig zu Gott sich haltenden Menschen erklärlich, | + | Es ist ihm dies ein scheinbares Schlafen des Gottes Israels, dabei er sich von Gott verlassen fühlt, dem ähnlich, da der Heiland auf dem Schiffe mitten unter dem drohendsten Sturm, der Alles in Aufregung brachte, schlief. In solchen Zeiten nehmen wir keine Bezeigungen des HErrn für uns wahr; wir verspüren Sein Hereinwirken nicht, sehen lauter Sturm und Ungewitter um uns und fühlen unheimliche Mächte der Finsternis, die uns zu verderben drohen. Da ist's, als ob wirklich der Teufel Meister wäre und tun dürfte, was er wollte, ohne dass Gott darnach fragte. In diesen dunklen und schweren Zeiten ist der Ausruf eines gläubig zu Gott sich haltenden Menschen erklärlich, |
- | Warum aber und wozu soll der HErr erwachen und sich aufmachen? | + | Warum aber und wozu soll der HErr erwachen und sich aufmachen? |
- | Daß es Gott thun werde, hofft David von Seiner Güte, da Er ja nicht auf einmal der Harte, Unerbittliche geworden | + | Dass es Gott tun werde, hofft David von Seiner Güte, da Er ja nicht auf einmal der Harte, Unerbittliche geworden |
Mel. O Ewigkeit, du. | Mel. O Ewigkeit, du. | ||
Verbirg doch nicht Dein Angesicht; \\ | Verbirg doch nicht Dein Angesicht; \\ | ||
- | Vergiß, HErr, unsres Elends nicht \\ | + | Vergiss, HErr, unsres Elends nicht \\ |
Und Dranges, kehre wieder. \\ | Und Dranges, kehre wieder. \\ | ||
Denn unsre Seele ist gebeugt \\ | Denn unsre Seele ist gebeugt \\ | ||
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Wir liegen ganz darnieder. \\ | Wir liegen ganz darnieder. \\ | ||
Steh' auf, hilf uns, erlöse uns, \\ | Steh' auf, hilf uns, erlöse uns, \\ | ||
- | Denk' Deiner Güte, Deines | + | Denk' Deiner Güte, Deines |
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**“Ich will zu Gott rufen, und der HErr wird mir helfen.“** | **“Ich will zu Gott rufen, und der HErr wird mir helfen.“** | ||
- | Die Losung erinnert uns an das Vielen unter uns bekannte Verslein nach Psalm 55, 17. 18. 23). „Ich will schrei' | + | Die Losung erinnert uns an das Vielen unter uns bekannte Verslein nach Psalm 55, 17. 18. 23). „Ich will schreien |
- | Man muß nicht gleich zu viel wollen. Da meint wohl Eins, wenn es krank ist, erst dann sei es erhöret, wenn es wieder gesund ist. So hilft der HErr nicht immer. Er hilft auch unter der Krankheit, unter dem Kreuz so, daß die Krankheit bleibt, und das Kreuz bleibt, aber die Hilfe dabei ist. Für das muß man auch dankbar sein, daß man wenigstens fortkommt. Wenn wir für das dankbarer wären, so hätten wir's viel besser, und würden wir auch unter der Trübsal viel freudigere Stimmungen haben. Ist übrigens mehr nötig, so wird der HErr auch mehr helfen. Es ist aber in der Regel das Seine Weise, | + | Man muss nicht gleich zu viel wollen. Da meint wohl Eins, wenn es krank ist, erst dann sei es erhöret, wenn es wieder gesund ist. So hilft der HErr nicht immer. Er hilft auch unter der Krankheit, unter dem Kreuz so, dass die Krankheit bleibt, und das Kreuz bleibt, aber die Hilfe dabei ist. Für das muss man auch dankbar sein, dass man wenigstens fortkommt. Wenn wir für das dankbarer wären, so hätten wir's viel besser, und würden wir auch unter der Trübsal viel freudigere Stimmungen haben. Ist übrigens mehr nötig, so wird der HErr auch mehr helfen. Es ist aber in der Regel das Seine Weise, |
**Mel. Weil ich Jesu etc.** | **Mel. Weil ich Jesu etc.** | ||
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Wird Er hören meine Stimm' | Wird Er hören meine Stimm' | ||
Auf den HErrn wirf deine Last, \\ | Auf den HErrn wirf deine Last, \\ | ||
- | Jede Sorg', die dich erfaßt. \\ | + | Jede Sorg', die dich erfasst. \\ |
Der wird also für dich sorgen, \\ | Der wird also für dich sorgen, \\ | ||
- | Daß dir kommt ein froher Morgen.\\ | + | Dass dir kommt ein froher Morgen.\\ |
- | Ewig läßt | + | Ewig lässt |
Den Gerechten Er nicht sein. (nach Ps. 55, 17. 18. 23.) | Den Gerechten Er nicht sein. (nach Ps. 55, 17. 18. 23.) | ||
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**“Hoffet auf Ihn allezeit, lieben Leute! Schüttet euer Herz vor Ihm aus. Gott ist unsre Zuversicht.“** | **“Hoffet auf Ihn allezeit, lieben Leute! Schüttet euer Herz vor Ihm aus. Gott ist unsre Zuversicht.“** | ||
- | Wir haben heute den allgemeinen Konfirmationstag im Lande. Da erneuern Tausende von Kindern ihr Taufgelübde; | + | Wir haben heute den allgemeinen Konfirmationstag im Lande. Da erneuern Tausende von Kindern ihr Taufgelübde; |
- | Unsre Losung sagt viel und gerade das Rechte für uns und die Kinder. Was kann man letzteren Besseres sagen, als daß sie nur auf den HErrn hoffen lernen möchten, der allein unsre Zuversicht ist? Die Jugend fängt gerne mit eigenem Mut ihren freieren Lebensweg an, hat auch ein Gelüste, gewisser Fesseln, in denen sie sich fühlen, sich zu entschlagen; | + | Unsre Losung sagt viel und gerade das Rechte für uns und die Kinder. Was kann man letzteren Besseres sagen, als dass sie nur auf den HErrn hoffen lernen möchten, der allein unsre Zuversicht ist? Die Jugend fängt gerne mit eigenem Mut ihren freieren Lebensweg an, hat auch ein Gelüste, gewisser Fesseln, in denen sie sich fühlen, sich zu entschlagen; |
- | Um aber in Gott die rechte Zuversicht zu haben, | + | Um aber in Gott die rechte Zuversicht zu haben, |
Dieses freundliche Verhältnis zum HErrn dauert so lange fort, als sie beten und ihr Herz einfältig ausschütten können vor Ihm, indem das ihnen hilft, in keine Sünde zu willigen und nichts zu tun wider Gottes Gebot. | Dieses freundliche Verhältnis zum HErrn dauert so lange fort, als sie beten und ihr Herz einfältig ausschütten können vor Ihm, indem das ihnen hilft, in keine Sünde zu willigen und nichts zu tun wider Gottes Gebot. | ||
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Denn Er hört, wer zu Ihm bittet.\\ | Denn Er hört, wer zu Ihm bittet.\\ | ||
Er ist unsre Zuversicht, \\ | Er ist unsre Zuversicht, \\ | ||
- | Läßt | + | Lässt |
=====Psalm 66, 16.===== | =====Psalm 66, 16.===== | ||
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**“Kommet her, höret zu alle, die ihr Gott fürchtet! Ich will erzählen, was Er an meiner Seele getan hat.“** | **“Kommet her, höret zu alle, die ihr Gott fürchtet! Ich will erzählen, was Er an meiner Seele getan hat.“** | ||
- | Davids Herz ist voll von Lob und Dank gegen Gott, der ihm geholfen; und nun kann er's nicht für sich behalten. Er will seine Freude mit andern teilen, und möchte es gerne erzählen. Daher ruft er herzu alle, welche Gott fürchten. Nur an die, welche Gott fürchten, will er sich wenden. Er weiß wohl, daß er's nicht jedermann sagen kann und darf. Denn es gibt viele, bei denen man muß stille | + | Davids Herz ist voll von Lob und Dank gegen Gott, der ihm geholfen; und nun kann er's nicht für sich behalten. Er will seine Freude mit andern teilen, und möchte es gerne erzählen. Daher ruft er herzu alle, welche Gott fürchten. Nur an die, welche Gott fürchten, will er sich wenden. Er weiß wohl, dass er's nicht jedermann sagen kann und darf. Denn es gibt viele, bei denen man muss stille |
- | Bei Freunden Gottes aber verrät es Undankbarkeit, | + | Bei Freunden Gottes aber verrät es Undankbarkeit, |
Andererseits gibt's wieder viele, die zu schnell und ungescheut vor jedermann über alles reden; und die verursachen damit oft großen Schaden, weil sie dem Lästerer den Mund öffnen. Merk' | Andererseits gibt's wieder viele, die zu schnell und ungescheut vor jedermann über alles reden; und die verursachen damit oft großen Schaden, weil sie dem Lästerer den Mund öffnen. Merk' | ||
- | Wollen wir uns das alles zur Beachtung und Vorsicht gesagt sein lassen. Ein lauterer, kindlicher, wahrer Dank, der sich laut macht, ist etwas Schönes; aber Demuth | + | Wollen wir uns das alles zur Beachtung und Vorsicht gesagt sein lassen. Ein lauterer, kindlicher, wahrer Dank, der sich laut macht, ist etwas Schönes; aber Demut und Furcht Gottes |
**Mel. Womit soll ich dich.** | **Mel. Womit soll ich dich.** | ||
HErr, entzünde mein Gemüte, \\ | HErr, entzünde mein Gemüte, \\ | ||
- | Daß ich Deine Wundermacht, | + | Dass ich Deine Wundermacht, |
Deine Gnade, Treu und Güte \\ | Deine Gnade, Treu und Güte \\ | ||
Froh erhebe Tag und Nacht, \\ | Froh erhebe Tag und Nacht, \\ | ||
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**a. Losung. „Mein Mund soll verkündigen Deine Gerechtigkeit, | **a. Losung. „Mein Mund soll verkündigen Deine Gerechtigkeit, | ||
- | Das Wort „Gerechtigkeit“ hat hier und oft eine weitere Bedeutung, und ist nicht als Strafgerechtigkeit zu nehmen, sondern in der Bedeutung, | + | Das Wort „Gerechtigkeit“ hat hier und oft eine weitere Bedeutung, und ist nicht als Strafgerechtigkeit zu nehmen, sondern in der Bedeutung, |
„In Seinem ganzen Königreich\\ | „In Seinem ganzen Königreich\\ | ||
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„Gebt unsrem Gott die Ehre.“ | „Gebt unsrem Gott die Ehre.“ | ||
- | In diese Gerechtigkeit ist allerlei eingeschlossen, | + | In diese Gerechtigkeit ist allerlei eingeschlossen, |
- | Beim Rechtmachen Gottes aber geht es immer auf das Heil der Menschen hinaus, von dem auch unser Spruch redet. Alle Fäden der göttlichen Führung laufen in dem endlichen Heil zusammen, das Gott den Menschen zugedacht hat. Darum kann auch das Evangelium, nach welchem alles wiedergebracht wird, wie das Heil Gottes, so auch Seine Gerechtigkeit, | + | Beim Rechtmachen Gottes aber geht es immer auf das Heil der Menschen hinaus, von dem auch unser Spruch redet. Alle Fäden der göttlichen Führung laufen in dem endlichen Heil zusammen, das Gott den Menschen zugedacht hat. Darum kann auch das Evangelium, nach welchem alles wiedergebracht wird, wie das Heil Gottes, so auch Seine Gerechtigkeit, |
====Zusatz==== | ====Zusatz==== | ||
- | Wie glücklich ist der Mensch, der dieses Rechtmachen Gottes zum Heile hin in Zeiten merkt, und darum in Unangenehmes, | + | Wie glücklich ist der Mensch, der dieses Rechtmachen Gottes zum Heile hin in Zeiten merkt, und darum in Unangenehmes, |
- | **Mel. O daß ich tausend.** | + | **Mel. O dass ich tausend.** |
Ich will von Deiner Güte singen, \\ | Ich will von Deiner Güte singen, \\ | ||
Zeile 197: | Zeile 197: | ||
===== Psalm 86,2. ===== | ===== Psalm 86,2. ===== | ||
- | „**Hilf Du, mein Gott, Deinem Knechte, der sich verläßt | + | „**Hilf Du, mein Gott, Deinem Knechte, der sich verlässt |
- | „Hilf Du, mein Gott!“, ruft David in großen Nöten aus. In tausend Fällen weiß man sonst keine Hilfe. Die Sachen verwickeln sich oft in einer Weise, | + | „Hilf Du, mein Gott!“, ruft David in großen Nöten aus. In tausend Fällen weiß man sonst keine Hilfe. Die Sachen verwickeln sich oft in einer Weise, |
- | Gar leicht aber kommen wir dazu, uns so zu stellen, als ob auch nicht einmal Gott mehr zu helfen | + | Gar leicht aber kommen wir dazu, uns so zu stellen, als ob auch nicht einmal Gott mehr zu helfen |
- | In peinlichen und verzweifelten Lagen befand sich auch David oft. Der aber nennt sich „Knecht des HErrn“ und kann darum sagen: „Ich verlasse mich auf Dich!“ Er ist ja, das will er damit zu verstehen geben, ohnehin nur der Knecht, der im Dienst eines Herrn steht, dessen Sache es ist und der's eigentlich zu besorgen hat. Als Knecht braucht er nicht der zu sein, der alles machen | + | In peinlichen und verzweifelten Lagen befand sich auch David oft. Der aber nennt sich „Knecht des HErrn“ und kann darum sagen: „Ich verlasse mich auf Dich!“ Er ist ja, das will er damit zu verstehen geben, ohnehin nur der Knecht, der im Dienst eines Herrn steht, dessen Sache es ist und der's eigentlich zu besorgen hat. Als Knecht braucht er nicht der zu sein, der alles machen |
- | Wir aber machen' | + | Wir aber machen' |
- | David also, der König, | + | David also, der König, |
Ja, Gott sind alle Dinge möglich; und Er hört auch, wenn wir bitten, und achtet darauf. Das müssen wir im Glauben festhalten. Wohl dem, der's kann! Denn ihm wird's wirklich nie fehlen. Das hat David erfahren, weswegen er auch sagen kann (Ps. 2,12): „Wohl allen, die auf Ihn trauen!“ | Ja, Gott sind alle Dinge möglich; und Er hört auch, wenn wir bitten, und achtet darauf. Das müssen wir im Glauben festhalten. Wohl dem, der's kann! Denn ihm wird's wirklich nie fehlen. Das hat David erfahren, weswegen er auch sagen kann (Ps. 2,12): „Wohl allen, die auf Ihn trauen!“ | ||
Zeile 215: | Zeile 215: | ||
„**Erfreue die Seele Deines Knechtes; denn nach Dir verlangt mich.**“ | „**Erfreue die Seele Deines Knechtes; denn nach Dir verlangt mich.**“ | ||
- | David richtet' | + | David richtet' |
- | „Die Seele Deines Knechtes“, | + | „Die Seele Deines Knechtes“, |
- | Was verlangt denn David? „Nach Dir“, sagt er, „verlangt mich“, d.h. nach Deiner Hilfe, wie und was es nun sei. Oft hat man nicht gerade eine besondere Bitte zum HErrn. Aber doch fühlt man eine Bedürftigkeit und Sehnsucht in sich; oder es ist dessen, was man zu bitten hat, zu viel, so daß man nicht weiß, womit man anfangen soll. Da ist denn alles gesagt, wenn ich sage: „Nach Dir, HErr, verlangt mich!“ Damit will gesagt sein: Mich verlangt, | + | Was verlangt denn David? „Nach Dir“, sagt er, „verlangt mich“, d.h. nach Deiner Hilfe, wie und was es nun sei. Oft hat man nicht gerade eine besondere Bitte zum HErrn. Aber doch fühlt man eine Bedürftigkeit und Sehnsucht in sich; oder es ist dessen, was man zu bitten hat, zu viel, so dass man nicht weiß, womit man anfangen soll. Da ist denn alles gesagt, wenn ich sage: „Nach Dir, HErr, verlangt mich!“ Damit will gesagt sein: Mich verlangt, |
So ist's auch für uns, wenn wir irgendwie besonders erregt und bewegt sind, ein umfassender Seufzer, nur zu beten: „Nach Dir, HErr, verlanget uns!“ Wir wissen oft nichts weiter hinzuzusetzen. | So ist's auch für uns, wenn wir irgendwie besonders erregt und bewegt sind, ein umfassender Seufzer, nur zu beten: „Nach Dir, HErr, verlanget uns!“ Wir wissen oft nichts weiter hinzuzusetzen. | ||
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Unter der Stadt Gottes ist Jerusalem gemeint, aber ein Jerusalem, das zahlreich das Vorbild der Gemeine Gottes auf Erden ist. War's damals schon herrlich, sofern die Großtaten Gottes immer und immer wieder. ausgerufen wurden, so ist's im Neuen Bunde noch herrlicher, da wir von einem Heilande hören, der uns zu lieb den Schoß des Vaters verließ, Knechtsgestalt annahm, unsre Sünden trug, für uns sich kreuzigen ließ, auferstanden, | Unter der Stadt Gottes ist Jerusalem gemeint, aber ein Jerusalem, das zahlreich das Vorbild der Gemeine Gottes auf Erden ist. War's damals schon herrlich, sofern die Großtaten Gottes immer und immer wieder. ausgerufen wurden, so ist's im Neuen Bunde noch herrlicher, da wir von einem Heilande hören, der uns zu lieb den Schoß des Vaters verließ, Knechtsgestalt annahm, unsre Sünden trug, für uns sich kreuzigen ließ, auferstanden, | ||
- | Dieser herrlichen Dinge eingedenk zu seyn, macht unsern Frieden aus; und so wollen wir sie auch recht viel an unserm Geist vorübergehen lassen, wollen sie ergreifen und festhalten als Säulen unsres Heils. Wir können uns schon den Tag über, selbst mitten unter den Geschäften, | + | Dieser herrlichen Dinge eingedenk zu sein, macht unsern Frieden aus; und so wollen wir sie auch recht viel an unserm Geist vorübergehen lassen, wollen sie ergreifen und festhalten als Säulen unsres Heils. Wir können uns schon den Tag über, selbst mitten unter den Geschäften, |
**Mel. Von Gott will ich nicht.** | **Mel. Von Gott will ich nicht.** | ||
Zeile 237: | Zeile 237: | ||
Das ist des Vaters Wille,\\ | Das ist des Vaters Wille,\\ | ||
Der uns in Christo liebt,\\ | Der uns in Christo liebt,\\ | ||
- | Daß Er uns eine Fülle \\ | + | Dass Er uns eine Fülle \\ |
In Seinem Sohne gibt. \\ | In Seinem Sohne gibt. \\ | ||
- | So daß man nehmen soll \\ | + | So dass man nehmen soll \\ |
Aus Ihm von Grad' zu Grade, \\ | Aus Ihm von Grad' zu Grade, \\ | ||
Im Glauben Gnad' um Gnade, \\ | Im Glauben Gnad' um Gnade, \\ | ||
Zeile 248: | Zeile 248: | ||
**“Du herrschest über das ungestüme Meer, Du stillest seine Wellen, wenn sie sich erheben.“** | **“Du herrschest über das ungestüme Meer, Du stillest seine Wellen, wenn sie sich erheben.“** | ||
- | Auf ungestümem Meere ist's dem Menschen freilich nicht gar wohl; denn wenn das Schifflein auseinanderfällt, | + | Auf ungestümem Meere ist's dem Menschen freilich nicht gar wohl; denn wenn das Schifflein auseinanderfällt, |
- | Das ungestüme Meer indessen ist auch ein Bild von andern Stürmen, deren wir in diesem Leben viele durchzumachen haben, da man oft sich nicht zu raten und zu helfen weiß, und auszurufen geneigt ist: „Wir verderben! Wir sind verloren!“ Auch bei solchen Stürmen dürfen wir nach oben blicken; denn auch über sie ist Gott Herr. Wenn wir kindlich glauben und bitten, kann Er entweder mitten durch die Stürme hindurch glücklich führen, oder, wenn das nicht mehr ausreicht, dem Sturme gebieten und Ruhe schaffen. Wenn da oft nur dem Sturm im Herzen gewehrt wäre, an dem wir gar häufig durch unsre Zaghaftigkeit Schuld sind! Es stünde oft alles gut, wenn es nur drinnen ruhig wäre. Indessen können wir's von uns aus auch nicht immer machen; denn wir haben uns selbst nicht immer in der Gewalt, wenn es im Innern so tobt und stürmt. Soll aber der HErr auch diese Stürme stillen, so mußt du Ihn bitten, anrufen, kindlich zu Ihm aufblicken lernen. Er kann durch Seinen heiligen Geist eine Ruhe ins Herz geben, bei der man viel zu ertragen und auszuhalten vermag, gut durchkommt und endlich sich gerettet sieht. Also, wenn's tobt und stürmt, nur gleich hinauf dem Herzen zu dem, der Wind und Meer stillen kann. | + | Das ungestüme Meer indessen ist auch ein Bild von andern Stürmen, deren wir in diesem Leben viele durchzumachen haben, da man oft sich nicht zu raten und zu helfen weiß, und auszurufen geneigt ist: „Wir verderben! Wir sind verloren!“ Auch bei solchen Stürmen dürfen wir nach oben blicken; denn auch über sie ist Gott Herr. Wenn wir kindlich glauben und bitten, kann Er entweder mitten durch die Stürme hindurch glücklich führen, oder, wenn das nicht mehr ausreicht, dem Sturme gebieten und Ruhe schaffen. Wenn da oft nur dem Sturm im Herzen gewehrt wäre, an dem wir gar häufig durch unsre Zaghaftigkeit Schuld sind! Es stünde oft alles gut, wenn es nur drinnen ruhig wäre. Indessen können wir's von uns aus auch nicht immer machen; denn wir haben uns selbst nicht immer in der Gewalt, wenn es im Innern so tobt und stürmt. Soll aber der HErr auch diese Stürme stillen, so musst du Ihn bitten, anrufen, kindlich zu Ihm aufblicken lernen. Er kann durch Seinen heiligen Geist eine Ruhe ins Herz geben, bei der man viel zu ertragen und auszuhalten vermag, gut durchkommt und endlich sich gerettet sieht. Also, wenn's tobt und stürmt, nur gleich hinauf dem Herzen zu dem, der Wind und Meer stillen kann. |
**Mel. Valet will ich.** | **Mel. Valet will ich.** | ||
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Nun weiß und glaub' ich feste, \\ | Nun weiß und glaub' ich feste, \\ | ||
Ich rühm' | Ich rühm' | ||
- | Daß Gott, der Höchst und Beste, \\ | + | Dass Gott, der Höchst und Beste, \\ |
Mein Freund und Vater sei,\\ | Mein Freund und Vater sei,\\ | ||
- | Und daß in allen Fällen\\ | + | Und dass in allen Fällen\\ |
Er mir zur Rechten steh', | Er mir zur Rechten steh', | ||
Und dämpfe Sturm und Wellen,\\ | Und dämpfe Sturm und Wellen,\\ | ||
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**“Der Herr bewahret die Seelen Seiner Heiligen.“** | **“Der Herr bewahret die Seelen Seiner Heiligen.“** | ||
- | Ein schönes Psalmwort, auch beim Blick auf die, die uns heute verlassen. Die werden sich zwar nicht gern die Heiligen Gottes nennen wollen; aber unwillkürlich nehmen sie doch Trost aus dem Verheißungswort, | + | Ein schönes Psalmwort, auch beim Blick auf die, die uns heute verlassen. Die werden sich zwar nicht gern die Heiligen Gottes nennen wollen; aber unwillkürlich nehmen sie doch Trost aus dem Verheißungswort, |
- | So sind denn alle die Seine Heiligen, die sich gleichsam in Seinen Schoß setzen, die auf Ihn vertrauen, zu Ihm aufblicken, in allem nur Ihn ansehen, nach Ihm sich sehnen, unter der Trübsal Ihn suchen, Seine Gnade und Erbarmung begehren, in allem nur immer Ihn bitten und anrufen. Das sind die, von welchen der Psalm sagt (91,1.2): „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet, und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem HErrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ Der Art sind die Heiligen, von welchen es in unserer Losung heißt, | + | So sind denn alle die Seine Heiligen, die sich gleichsam in Seinen Schoß setzen, die auf Ihn vertrauen, zu Ihm aufblicken, in allem nur Ihn ansehen, nach Ihm sich sehnen, unter der Trübsal Ihn suchen, Seine Gnade und Erbarmung begehren, in allem nur immer Ihn bitten und anrufen. Das sind die, von welchen der Psalm sagt (91,1.2): „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet, und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem HErrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ Der Art sind die Heiligen, von welchen es in unserer Losung heißt, |
**Mel. Ermuntre dich, mein.** | **Mel. Ermuntre dich, mein.** | ||
- | Drum, liebes Herz, sei wohlgemuth, \\ | + | Drum, liebes Herz, sei wohlgemut, \\ |
- | Und laß von Sorg und Grämen! \\ | + | Und lass von Sorg und Grämen! \\ |
Gott hat ein Herz, das nimmer ruht, \\ | Gott hat ein Herz, das nimmer ruht, \\ | ||
Dein festes Vorzunehmen. \\ | Dein festes Vorzunehmen. \\ | ||
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=====Psalm 102, 14.===== | =====Psalm 102, 14.===== | ||
- | **“Du wollest Dich aufmachen und über Zion erbarmen, denn es ist Zeit, daß Du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen.“** | + | **“Du wollest Dich aufmachen und über Zion erbarmen, denn es ist Zeit, dass Du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen.“** |
- | Die Sehnsucht, | + | Die Sehnsucht, |
**Mel. So führst Du doch recht.** | **Mel. So führst Du doch recht.** | ||
- | HErr, stehe auf, daß Zion Du befreiest, \\ | + | HErr, stehe auf, dass Zion Du befreiest, \\ |
Mit Mitleid und Erbarmen sieh' sie an.\\ | Mit Mitleid und Erbarmen sieh' sie an.\\ | ||
- | Denn es ist Zeit, daß Du ihr gnädig seiest;\\ | + | Denn es ist Zeit, dass Du ihr gnädig seiest;\\ |
- | Gekommen ist die Stund' | + | Gekommen ist die Stund' |
Denn siehe, Deine Knechte wollten gern, \\ | Denn siehe, Deine Knechte wollten gern, \\ | ||
- | Daß ihre Steine wurden aufgebaut!\\ | + | Dass ihre Steine wurden aufgebaut!\\ |
Ihr Auge nach dem Schutt mit Mitleid schaut.\\ | Ihr Auge nach dem Schutt mit Mitleid schaut.\\ | ||
- | Ach, daß sie bauete die Hand des HErrn! | + | Ach, dass sie bauete die Hand des HErrn! |
=====Psalm 103,1.===== | =====Psalm 103,1.===== | ||
Zeile 303: | Zeile 303: | ||
**“Lobe den HErrn, meine was in mir ist, Seinen heiligen Namen.“** | **“Lobe den HErrn, meine was in mir ist, Seinen heiligen Namen.“** | ||
- | David fordert sich selbst, seine Seele, auf, den HErrn zu loben. Er muß sich erst zum Lob heraufheben. So sollst du auch wohl deinen HErrn loben, oft, da dir's gar nicht recht ums Loben ist; und zuletzt wirst du Gott um alles loben, wenn du es auch im Anfang nicht kannst. Denn zuletzt wird's heißen: „Ende gut, alles gut.“ Bis dahin mußt du bei Dingen, die dir Leid und Kummer verursachen, | + | David fordert sich selbst, seine Seele, auf, den HErrn zu loben. Er muss sich erst zum Lob heraufheben. So sollst du auch wohl deinen HErrn loben, oft, da dir's gar nicht recht ums Loben ist; und zuletzt wirst du Gott um alles loben, wenn du es auch im Anfang nicht kannst. Denn zuletzt wird's heißen: „Ende gut, alles gut.“ Bis dahin musst du bei Dingen, die dir Leid und Kummer verursachen, |
- | Wie man auch unter dem Traurigen Gott loben kann, darin gibt Hiob das schönste Beispiel, wenn er sagt: „Der HErr hat's gegeben, der HErr hat's genommen, | + | Wie man auch unter dem Traurigen Gott loben kann, darin gibt Hiob das schönste Beispiel, wenn er sagt: „Der HErr hat's gegeben, der HErr hat's genommen, |
**Mel. Lobe den Herren, den mächtigen.** | **Mel. Lobe den Herren, den mächtigen.** | ||
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Seele, und stell' dir nicht fern,\\ | Seele, und stell' dir nicht fern,\\ | ||
Was Er dir Gutes gegeben; \\ | Was Er dir Gutes gegeben; \\ | ||
- | Der für dich sorgt, | + | Der für dich sorgt, |
Alle Gebrechen dir heilt, vom Verderben entbindet, | Alle Gebrechen dir heilt, vom Verderben entbindet, | ||
Das in der Not\\ | Das in der Not\\ | ||
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=====Psalm 103,17.18. ===== | =====Psalm 103,17.18. ===== | ||
- | "**Die Gnade des HErrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so Ihn fürchten, und Seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die Seinen Bund halten und gedenken an Seine Gebote, | + | „**Die Gnade des HErrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so Ihn fürchten, und Seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die Seinen Bund halten und gedenken an Seine Gebote, |
- | Es ist doch eine tief fühlende Seele in David gewesen, wenn er sich den Einfluß | + | Es ist doch eine tief fühlende Seele in David gewesen, wenn er sich den Einfluss |
- | Mit solchem Wort drückt David erstlich die Größe der Gnade des HErrn aus, die nicht an dem aufhören werde, wofür das Herz der Eltern am Meisten schlägt. Gehen doch den Eltern die Kinder über sich selbst; und für deren Wohl können sie Alles aufopfern. Was aber von Gott kommt, kann David sich nie als aufhörend denken, so wenig Gott selbst aufhört. So kann auch, denkt er, die Gnade, in der die Eltern stehen, nicht so beschränkt | + | Mit solchem Wort drückt David erstlich die Größe der Gnade des HErrn aus, die nicht an dem aufhören werde, wofür das Herz der Eltern am Meisten schlägt. Gehen doch den Eltern die Kinder über sich selbst; und für deren Wohl können sie Alles aufopfern. Was aber von Gott kommt, kann David sich nie als aufhörend denken, so wenig Gott selbst aufhört. So kann auch, denkt er, die Gnade, in der die Eltern stehen, nicht so beschränkt |
- | Hiemit | + | Hiermit |
- | Lobe den HErrn, meine Seele," | + | Lobe den HErrn, meine Seele,“ möchten wir nach dem Anfang des Psalms, aus welchem unsre Stelle genommen ist, mit David ausrufen, |
Mel. Lobe den HErren, o meine Seele. | Mel. Lobe den HErren, o meine Seele. | ||
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Aber die Gnade des HErrn wird währen \\ | Aber die Gnade des HErrn wird währen \\ | ||
Von Ewigkeit zu Ewigkeit, \\ | Von Ewigkeit zu Ewigkeit, \\ | ||
- | Ueber die, welche in Furcht Ihn ehren; \\ | + | Über die, welche in Furcht Ihn ehren; \\ |
Sein Recht auf Kindeskind sich erbeut, \\ | Sein Recht auf Kindeskind sich erbeut, \\ | ||
Dem, der von Seinem Bund nicht fällt \\ | Dem, der von Seinem Bund nicht fällt \\ | ||
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**“Erhebe dich, Gott, über den Himmel, und Deine Ehre über alle Lande!“** | **“Erhebe dich, Gott, über den Himmel, und Deine Ehre über alle Lande!“** | ||
- | Wenn David Gott sich erheben heißt über den Himmel und Seine Ehre über alle Lande, so meint er damit, Er solle gleichsam in das Zenit über aller Häupter sich stellen mit Seiner Herrlichkeit, | + | Wenn David Gott sich erheben heißt über den Himmel und Seine Ehre über alle Lande, so meint er damit, Er solle gleichsam in das Zenit über aller Häupter sich stellen mit Seiner Herrlichkeit, |
- | Alle will Er zu Sich ziehen. Darum beten wir auch darauf hin, daß Er Seine Ehre erhebe über alle Lande; und daß die Zeit bald kommen möge, da der HErr allerwärts Sein Licht leuchten lasse, auch in die fernsten und finstersten Winkel der Erde, darf wohl uns ein besonderes Anliegen sein. Denn wie viele Millionen seufzen noch in Finsternis und Todesschatten! | + | Alle will Er zu Sich ziehen. Darum beten wir auch darauf hin, dass Er Seine Ehre erhebe über alle Lande; und dass die Zeit bald kommen möge, da der HErr allerwärts Sein Licht leuchten lasse, auch in die fernsten und finstersten Winkel der Erde, darf wohl uns ein besonderes Anliegen sein. Denn wie viele Millionen seufzen noch in Finsternis und Todesschatten! |
**Mel. Ich will's wagen.** | **Mel. Ich will's wagen.** | ||
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„**Du hast meine Seele aus dem Tode gerissen (errettet), mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.**“ | „**Du hast meine Seele aus dem Tode gerissen (errettet), mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.**“ | ||
- | Das ist ein Wort nach einer Errettung aus großen Nöten, die David erfahren hat. Er war in Todesnöten gewesen, schien schon dem Tode verfallen zu sein - sei' | + | Das ist ein Wort nach einer Errettung aus großen Nöten, die David erfahren hat. Er war in Todesnöten gewesen, schien schon dem Tode verfallen zu sein - sei' |
- | Es gehört mit zu der Erziehungsweise unsres Gottes, es auf vielerlei Art mit uns bis an den Tod hinkommen zu lassen, wie um uns zu erinnern, | + | Es gehört mit zu der Erziehungsweise unsres Gottes, es auf vielerlei Art mit uns bis an den Tod hinkommen zu lassen, wie um uns zu erinnern, |
Davids Augen sind auch von den Tränen befreit worden. Wenn nämlich der Mensch das Äußerste vor sich sieht, dann fließen die Tränen reichlich. | Davids Augen sind auch von den Tränen befreit worden. Wenn nämlich der Mensch das Äußerste vor sich sieht, dann fließen die Tränen reichlich. | ||
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Nun' aber kommt es darauf an, was es für Tränen sind: ob es Tränen des bloßen Schmerzes sind, ferner des Stolzes, der Eigenliebe, der Verzweiflung, | Nun' aber kommt es darauf an, was es für Tränen sind: ob es Tränen des bloßen Schmerzes sind, ferner des Stolzes, der Eigenliebe, der Verzweiflung, | ||
- | Sind's die letzteren, dann sind sie mit einem Aufblick zum HErrn verbunden, mit einem Seufzen nach Ihm, daß Er dreinsehen und sich erbarmen möge. Und damit ist ein Anfang gemacht zur Hilfe. Große Macht vor dem HErrn haben Tränen, wenn sie Ihm zugewandt fließen, nicht von Ihm abgewandt. Kam es doch selbst dem gottlosen Ahab zugut, als er sich einmal mit Weinen und Flehen vor Gott bückte (1. Kön. 21, 27ff.). So hatte auch David vor dem HErrn geweint, und das brachte ihm Rettung. | + | Sind's die letzteren, dann sind sie mit einem Aufblick zum HErrn verbunden, mit einem Seufzen nach Ihm, dass Er dreinsehen und sich erbarmen möge. Und damit ist ein Anfang gemacht zur Hilfe. Große Macht vor dem HErrn haben Tränen, wenn sie Ihm zugewandt fließen, nicht von Ihm abgewandt. Kam es doch selbst dem gottlosen Ahab zugut, als er sich einmal mit Weinen und Flehen vor Gott bückte (1. Kön. 21, 27ff.). So hatte auch David vor dem HErrn geweint, und das brachte ihm Rettung. |
- | David rühmt aber auch das, daß der HErr seinen Fuß vom Gleiten gerissen hätte. Wenn man sich nämlich aussichtslos in Not und Bedrängnis sieht, so kommt der Fuß leicht ans Gleiten. Man verliert die Festigkeit des Gemüts und Glaubens und ist versucht, neben hinaus zukommen in Verzagtheit, | + | David rühmt aber auch das, dass der HErr seinen Fuß vom Gleiten gerissen hätte. Wenn man sich nämlich aussichtslos in Not und Bedrängnis sieht, so kommt der Fuß leicht ans Gleiten. Man verliert die Festigkeit des Gemüts und Glaubens und ist versucht, neben hinaus zukommen in Verzagtheit, |
Den frommen David also hat Gott aus allem wieder gerissen. Ähnliches dürfen wir auch erfahren: Der HErr schickt immer unter die Trübsale hinein Zeiten der Erquickung und Ruhe durch wunderbar erzeigte Hilfe, da wir loben und danken können wie David. | Den frommen David also hat Gott aus allem wieder gerissen. Ähnliches dürfen wir auch erfahren: Der HErr schickt immer unter die Trübsale hinein Zeiten der Erquickung und Ruhe durch wunderbar erzeigte Hilfe, da wir loben und danken können wie David. | ||
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===== Psalm 118,21. ===== | ===== Psalm 118,21. ===== | ||
- | „**Ich danke Dir, daß Du mich demütigst und hilfst mir.**“ („Ich danke Dir, daß Du mich erhört hast und hast mir geholfen.“) | + | „**Ich danke Dir, dass Du mich demütigst und hilfst mir.**“ („Ich danke Dir, dass Du mich erhört hast und hast mir geholfen.“) |
- | Gott kann nicht leicht jemandem helfen, Er hätte ihn denn zuvor gedemütigt; | + | Gott kann nicht leicht jemandem helfen, Er hätte ihn denn zuvor gedemütigt; |
- | Jede Trübsal, in die wir kommen, ist eine Demütigung, | + | Jede Trübsal, in die wir kommen, ist eine Demütigung, |
- | Wie übel sind doch die dran, die gleich empfindlich werden, wenn es mißlich | + | Wie übel sind doch die dran, die gleich empfindlich werden, wenn es misslich |
===== Psalm 118,26 ===== | ===== Psalm 118,26 ===== | ||
Zeile 397: | Zeile 397: | ||
„**Gelobet sei, der da kommt im Namen des HErrn!**“ | „**Gelobet sei, der da kommt im Namen des HErrn!**“ | ||
- | Mit diesen Worten - welche einst bei besonderen großen Festversammlungen in Israel vor dem Tempel gesungen wurden - wird aufs lebendigste die Zuversicht zum HErrn ausgedrückt, | + | Mit diesen Worten - welche einst bei besonderen großen Festversammlungen in Israel vor dem Tempel gesungen wurden - wird aufs lebendigste die Zuversicht zum HErrn ausgedrückt, |
- | Die Worte des Psalms sind aber auch prophetisch gewesen auf den kommenden Heiland der Welt, den man, wenn man im Glauben recht erregt war, sich eben als kommend vorstellte. Deswegen hat auch beim Einzug Jesu in Jerusalem das Volk diese Worte gesungen, um damit zu bekennen, | + | Die Worte des Psalms sind aber auch prophetisch gewesen auf den kommenden Heiland der Welt, den man, wenn man im Glauben recht erregt war, sich eben als kommend vorstellte. Deswegen hat auch beim Einzug Jesu in Jerusalem das Volk diese Worte gesungen, um damit zu bekennen, |
Indessen ist Er wieder aufgefahren zu Seinem Vater; und wie viel Jammer ist bei uns zurückgeblieben, | Indessen ist Er wieder aufgefahren zu Seinem Vater; und wie viel Jammer ist bei uns zurückgeblieben, | ||
- | Doch erfahren wir, daß Er auch wieder in beständigem Kommen begriffen ist, namentlich, wenn wir Ihn anrufen. Er hat ja selbst zu Seinen Jüngern gesagt: „Ich will euch nicht Waisen lassen, Ich komme zu euch.“ So können wir uns bei allem, was in Seinem Reime geschieht, Sein Kommen, Sein Mitdazukommen denken und müssen uns einstweilen mit dem begnügen. Wie oft können wir das erfahren, wenn wir das Wehen Seines Geistes verspüren, wenn unser Herz in uns brennt wie in den Jüngern, die nach Emmaus gingen! Auch wenn oft unerwartete Hilfe in Nöten aller Art uns zuteil wird, können wir uns gedrungen fühlen zu sagen: „Gelobt sei, der da kommt, der hilft vom Himmel her!“ | + | Doch erfahren wir, dass Er auch wieder in beständigem Kommen begriffen ist, namentlich, wenn wir Ihn anrufen. Er hat ja selbst zu Seinen Jüngern gesagt: „Ich will euch nicht Waisen lassen, Ich komme zu euch.“ So können wir uns bei allem, was in Seinem Reime geschieht, Sein Kommen, Sein Mitdazukommen denken und müssen uns einstweilen mit dem begnügen. Wie oft können wir das erfahren, wenn wir das Wehen Seines Geistes verspüren, wenn unser Herz in uns brennt wie in den Jüngern, die nach Emmaus gingen! Auch wenn oft unerwartete Hilfe in Nöten aller Art uns zuteil wird, können wir uns gedrungen fühlen zu sagen: „Gelobt sei, der da kommt, der hilft vom Himmel her!“ |
Aber doch warten wir auf Sein wirkliches Kommen, mit welchem sich alles vollendet, wonach sich unser Herz sehnt. „Komm, Herr Jesu!“ sind wir angewiesen zu rufen. | Aber doch warten wir auf Sein wirkliches Kommen, mit welchem sich alles vollendet, wonach sich unser Herz sehnt. „Komm, Herr Jesu!“ sind wir angewiesen zu rufen. | ||
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=====Psalm 119, 18.===== | =====Psalm 119, 18.===== | ||
- | **“Öffne mir die Augen, | + | **“Öffne mir die Augen, |
- | Alle Tage, wenn man den Schlaf ans den Augen reibt, sollte man auch um ein Geisteslicht seufzen; denn es ist immer noch viel Blindheit an uns, daß wir nicht genug sehen, was wir sehen sollten und könnten. Vieles sehen wir gar nicht, anderes nur halb, wieder anderes verworren, und nur weniges mit einer genügenden Klarheit. „Die Wunder an Deinem Gesetz,“ sagt David, d.h. an Deiner Offenbarung, | + | Alle Tage, wenn man den Schlaf ans den Augen reibt, sollte man auch um ein Geisteslicht seufzen; denn es ist immer noch viel Blindheit an uns, dass wir nicht genug sehen, was wir sehen sollten und könnten. Vieles sehen wir gar nicht, anderes nur halb, wieder anderes verworren, und nur weniges mit einer genügenden Klarheit. „Die Wunder an Deinem Gesetz,“ sagt David, d.h. an Deiner Offenbarung, |
Dagegen bei vielen hats den Anschein, als meinten sie alles zu wissen, alles zu durchschauen; | Dagegen bei vielen hats den Anschein, als meinten sie alles zu wissen, alles zu durchschauen; | ||
- | Zu der Bitte freilich: „HErr, öffne mir die Augen,“ gehört | + | Zu der Bitte freilich: „HErr, öffne mir die Augen,“ gehört |
**Mel. Gott will's machen.** | **Mel. Gott will's machen.** | ||
Mache helle sie und klar,\\ | Mache helle sie und klar,\\ | ||
- | Daß zu seh'n ich möge taugen\\ | + | Dass zu seh'n ich möge taugen\\ |
Dein Gesetz, das wunderbar. \\ | Dein Gesetz, das wunderbar. \\ | ||
Ich bin nur ein Gast aus Erden.\\ | Ich bin nur ein Gast aus Erden.\\ | ||
Pilgere als Fremdling hin;\\ | Pilgere als Fremdling hin;\\ | ||
- | Laß doch nicht verborgen werden\\ | + | Lass doch nicht verborgen werden\\ |
Dein Gebot vor meinem Sinn. | Dein Gebot vor meinem Sinn. | ||
Zeile 435: | Zeile 435: | ||
„**Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst Du mich.**“ | „**Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst Du mich.**“ | ||
- | Die Angehörigen des HErrn - im Alten Testament die Gerechten genannt, im Neuen Testament die Heiligen und Auserwählten -, die müssen nun einmal durch viel Angst oder Trübsal hindurch. Auch am letzten Abend sagt der HErr noch zu Seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst“ (Joh. 16, 33); und nirgends ist uns verheißen, | + | Die Angehörigen des HErrn - im Alten Testament die Gerechten genannt, im Neuen Testament die Heiligen und Auserwählten -, die müssen nun einmal durch viel Angst oder Trübsal hindurch. Auch am letzten Abend sagt der HErr noch zu Seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst“ (Joh. 16, 33); und nirgends ist uns verheißen, |
- | So redet auch David in unserm Spruch von einer Erquickung des HErrn mitten in der Angst; aber das Wandeln in der Angst, unter Trübsalen, geht doch fort. Wahr bleibt es denn doch, und es ist oft in der Schrift zugesichert, | + | So redet auch David in unserm Spruch von einer Erquickung des HErrn mitten in der Angst; aber das Wandeln in der Angst, unter Trübsalen, geht doch fort. Wahr bleibt es denn doch, und es ist oft in der Schrift zugesichert, |
- | Möchten wir nun auch lernen, mit der Erquickung zufrieden zu sein, auch wenn die Trübsal bleibt! Diese wird doch gemindert und läßt | + | Möchten wir nun auch lernen, mit der Erquickung zufrieden zu sein, auch wenn die Trübsal bleibt! Diese wird doch gemindert und lässt |
Immerhin wollen wir uns auf die Zeit freuen, da kein Leid noch Geschrei noch Schmerzen mehr sein wird! Wie wohl wird's uns dann sein, wenn wir hier schon so freundliche Erquickungen erfahren! | Immerhin wollen wir uns auf die Zeit freuen, da kein Leid noch Geschrei noch Schmerzen mehr sein wird! Wie wohl wird's uns dann sein, wenn wir hier schon so freundliche Erquickungen erfahren! | ||
Zeile 447: | Zeile 447: | ||
**“Die Gerechten werden Deinem Namen danken, und die Frommen werden vor deinem Angesicht bleiben.“** | **“Die Gerechten werden Deinem Namen danken, und die Frommen werden vor deinem Angesicht bleiben.“** | ||
- | Die Gerechten, die Frommen, die, deren Herz bei Gott ist, die bei aller etwaiger Schwachheit doch an den HErrn sich halten, und Seine Gnade und Barmherzigkeit in Anspruch nehmen, - diese Gerechte und Fromme, aus Gnaden von Gott also genannt, die werden danken, die werden vor Seinem Angesicht bleiben. Sie danken, weil sie erkennen und tief fühlen, was Gott zu ihrem Heil vollbracht hat, und wie Großes Er an aller Welt, so auch an ihnen getan und tut, im Neuen Bunde namentlich durch die Auferweckung JEsu von den Toten. Die Ungerechten und Gottlosen können für Gnadenerweisungen Gottes niemals danken. Die Frommen, wenn sie auch hienieden durch manche Trübsale gehen und viel seufzen müssen, behalten immer Stoff zum Danken übrig, so oft ihnen nur der Name des HErrn, des Gnädigen und Barmherzigen, | + | Die Gerechten, die Frommen, die, deren Herz bei Gott ist, die bei aller etwaiger Schwachheit doch an den HErrn sich halten, und Seine Gnade und Barmherzigkeit in Anspruch nehmen, - diese Gerechte und Fromme, aus Gnaden von Gott also genannt, die werden danken, die werden vor Seinem Angesicht bleiben. Sie danken, weil sie erkennen und tief fühlen, was Gott zu ihrem Heil vollbracht hat, und wie Großes Er an aller Welt, so auch an ihnen getan und tut, im Neuen Bunde namentlich durch die Auferweckung JEsu von den Toten. Die Ungerechten und Gottlosen können für Gnadenerweisungen Gottes niemals danken. Die Frommen, wenn sie auch hienieden durch manche Trübsale gehen und viel seufzen müssen, behalten immer Stoff zum Danken übrig, so oft ihnen nur der Name des HErrn, des Gnädigen und Barmherzigen, |
**Mel. Wach auf, du Geist der ersten.** | **Mel. Wach auf, du Geist der ersten.** | ||
Zeile 454: | Zeile 454: | ||
Des Elenden und richten seine Sach'. \\ | Des Elenden und richten seine Sach'. \\ | ||
Er führt hinaus das Recht der Armen, \\ | Er führt hinaus das Recht der Armen, \\ | ||
- | Und läßt | + | Und lässt |
Da werden die Gerechten danken Dir; \\ | Da werden die Gerechten danken Dir; \\ | ||
Die Frommen bleiben vor Dir für und für.\\ | Die Frommen bleiben vor Dir für und für.\\ | ||
Zeile 462: | Zeile 462: | ||
**“Der HErr ist gerecht in allen Seinen Wegen und heilig in allen Seinen Werken.“** | **“Der HErr ist gerecht in allen Seinen Wegen und heilig in allen Seinen Werken.“** | ||
- | Die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes in Seinen Wegen und Werken wird sehr häufig von den Menschen nicht angesehen. An dem, was ihnen widerfährt, | + | Die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes in Seinen Wegen und Werken wird sehr häufig von den Menschen nicht angesehen. An dem, was ihnen widerfährt, |
- | Am meisten sind die Menschen gewohnt, bei Sterbefällen also zu denken und zu fühlen. Da sich zu ergeben und zufrieden zu stellen, fällt ihnen schwer. Dem Herzen geht's freilich zu nahe, und es ist ein Riß in' | + | Am meisten sind die Menschen gewohnt, bei Sterbefällen also zu denken und zu fühlen. Da sich zu ergeben und zufrieden zu stellen, fällt ihnen schwer. Dem Herzen geht's freilich zu nahe, und es ist ein Riss ins Gemüt hinein, wenn man Liebendes und Geliebtes so schnell auf immer missen |
- | Denken wir nur z.B., wie das Sonntagsgesetz sei, das der liebe Gott gegeben hat. Da gibt es aber Leute, die fragen nach, und machen am Sonntag fort wie am Werktag. Nun sterben oft die gesündesten, | + | Denken wir nur z.B., wie das Sonntagsgesetz sei, das der liebe Gott gegeben hat. Da gibt es aber Leute, die fragen nach, und machen am Sonntag fort wie am Werktag. Nun sterben oft die gesündesten, |
- | Wie werden wir einmal erstaunen, wie gerecht Gott in allen Seinen Wegen und heilig in allen Seinen Werken gewesen ist! Darum muß man, wo Er befiehlt, folgen, wo er rät, nicht widersprechen, | + | Wie werden wir einmal erstaunen, wie gerecht Gott in allen Seinen Wegen und heilig in allen Seinen Werken gewesen ist! Darum muss man, wo Er befiehlt, folgen, wo er rät, nicht widersprechen, |
**Mel. Alle Menschen müssen.** | **Mel. Alle Menschen müssen.** | ||
Zeile 479: | Zeile 479: | ||
Nah'n mit Ernst zu Seinen Stufen. \\ | Nah'n mit Ernst zu Seinen Stufen. \\ | ||
Was die Gottesfürcht' | Was die Gottesfürcht' | ||
- | Und begehr' | + | Und begehr' |
===== Psalm 147,1. ===== | ===== Psalm 147,1. ===== | ||
Zeile 487: | Zeile 487: | ||
Also loben ist köstlich, loben ist lieblich und schön - ist besser als klagen und trotzen und jammernd den Kopf hängen! Hören wir's recht! Loben ist besser; es kommt mehr beim Loben heraus, als wenn man murrt und verdrossen ist. Lieblich und schön und wahrlich köstlich ist's namentlich bei denen, die man sonst nicht gerade im besten Glück sieht und bei denen man den Eindruck hat, sie hätten viel Ursache, traurig und bekümmert zu sein. Wie ergreifend, sie dennoch loben zu sehen! | Also loben ist köstlich, loben ist lieblich und schön - ist besser als klagen und trotzen und jammernd den Kopf hängen! Hören wir's recht! Loben ist besser; es kommt mehr beim Loben heraus, als wenn man murrt und verdrossen ist. Lieblich und schön und wahrlich köstlich ist's namentlich bei denen, die man sonst nicht gerade im besten Glück sieht und bei denen man den Eindruck hat, sie hätten viel Ursache, traurig und bekümmert zu sein. Wie ergreifend, sie dennoch loben zu sehen! | ||
- | Kann man denn immer loben?, so fragt eines. | + | Kann man denn immer loben?, so fragt eines. |
- | Wenn wir denn also nicht sagen wollen - wie es auch der Spruch nicht so meint -, daß man nie weinen, nie betrübt und bekümmert sein dürfe, so wollen wir doch lernen, die kleinen Zwischendinge, | + | Wenn wir denn also nicht sagen wollen - wie es auch der Spruch nicht so meint -, dass man nie weinen, nie betrübt und bekümmert sein dürfe, so wollen wir doch lernen, die kleinen Zwischendinge, |
- | Aber sehen wir von der Frage der Verdrossenen ab und denken wir bei dem Spruch nicht gerade an die Traurigen und Unglücklichen: | + | Aber sehen wir von der Frage der Verdrossenen ab und denken wir bei dem Spruch nicht gerade an die Traurigen und Unglücklichen: |
- | Wer's tun kann, wer's vor jedermann unumwunden aussprechen kann mit freudiger Herzensbewegung, | + | Wer's tun kann, wer's vor jedermann unumwunden aussprechen kann mit freudiger Herzensbewegung, |