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-======Baur, Gustav - Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.======+======Baur, Gustav Adolph - Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.======
  
 Am 23. Sonntag nach Trinitatis. Am 23. Sonntag nach Trinitatis.
  
-Darinnen stehet die Liebe, nicht daß wir Gott geliebet haben, sondern daß er uns geliebet hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott also geliebet, so sollen wir uns auch unter einander lieben. - Amen.+**Darinnen stehet die Liebe, nicht daß wir Gott geliebet haben, sondern daß er uns geliebet hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott also geliebet, so sollen wir uns auch unter einander lieben.** - Amen.
  
 In Christo geliebte Gemeinde! Auf Veranlassung des Ausspruches unseres Herrn, daß der Prophet in seinem Vaterlande nichts gelte, habe ich euch neulich daran erinnert, wie durch die Macht der Gewohnheit auch das Außerordentlichste uns leicht gleichgültig wird. Wie sich das in Bezug auf die Person des Erlösers bei seinen Landsleuten gezeigt hat, so zeigt es sich bei uns in Bezug auf sein heiliges Wort, in welchem wir evangelischen Christen ja gleichsam den sichtbaren Stellvertreter unseres Herrn und Meisters erkennen. Wenn dieses Bibelbuch verloren gegangen wäre und heute erst wieder aufgefunden würde: wie würde sich Jedermann beeilen, den merkwürdigen Fund kennen zu lernen! Und nun es einem Jeden ohne Mühe zu Gebote steht: wie bekümmern sich doch so Wenige um die Schätze der Weisheit und Erkenntniß, welche es in sich schließt! Ein Wort aus diesem heiligen Buche aber ist doch wohl für die meisten, welche sich Christen nennen, ein beständiger Begleiter im Leben: ich meine das Gebet des Herrn. Und es schließt ja auch alle die großen und die kleinen Anliegen unseres Herzens in seinen einfachen und doch so tiefen und innigen Worten mit einer wahrhaft wunderbaren Bündigkeit zusammen. Schon dadurch, daß es uns den allmächtigen Gott im Himmel als unseren Vater anreden lehrt, schließt es uns den Himmel auf und verbürgt uns, daß wir als seine Kinder zu unserm Vater im Himmel Zutritt haben sollen. Die ersten Bitten flehen dann daß durch Heiligung seines Namens, durch das Kommen seines Reiches, durch die Erfüllung seines Willens auch unser irdisches Leben schon zu einem Wandel im Himmel geweiht werde. An die Bitte um unser tägliches Brod reiht sich die Bitte um das Himmelsbrod seiner Gnade, welche unsere Sünde und Schuld uns vergibt. Und wenn so durch die barmherzige Liebe des Vaters erst dieser tiefe Seelenschaden geheilt ist, dann lernen wir auch der Macht des Schöpfers vertrauen, daß sie uns erlösen werde von allem Uebel, denn sein ist ja das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Wäre dieses Muster aller Gebete von einem Menschen verfaßt, wir müßten es ein wahres Meisterstück von einem Gebet nennen. Es ist uns aber mitgetheilt durch den Mund des eingebornen Sohnes Gottes, und so ist es uns ein lautredendes Zeugniß von der wunderbaren und einzigen Klarheit und Tiefe seiner göttlichen Weisheit. Und doch, meine lieben Freunde, ist nicht auch dieses unvergleichliche Gebet des Herrn durch die Gewohnheit uns gleichgültig geworden? Sprechen es die Lippen nicht oft gedankenlos aus und ohne lebendige Theilnahme des Herzens? Es sollte nicht so sein, lieben Brüder! Und Eine Bitte steht darin, die uns auf eine sehr ernste Weise mahnt, daß es nicht so sein sollte. Es ist das die fünfte Bitte des Vaterunsers: Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Damit geloben wir ja, daß, wie wir beten, daß der Vater im Himmel barmherzig sein wolle gegen uns. so auch wir barmherzig sein wollen gegen unsere Brüder. Müssen wir uns nicht sagen: Wie nach dem Worte des Apostels derjenige, welcher das geweihte Brod und den geweihten Kelch unwürdig genießet, sich selber das Gericht isset und trinket; so erbeten wir uns selbst das Gericht, wenn wir diese Bitte gedankenlos aussprechen und sie uns wicht eine fortwährende ernste Mahnung werden lassen zu erbarmender und vergebender Bruderliebe? Das hält uns denn Jesus Christus in unserem heutigen Texte sehr nachdrücklich vor. Der gnädige Gott aber wolle bei uns sein mit seinem Geiste, damit sein heiliges Wort nicht vergeblich zu uns spreche!  In Christo geliebte Gemeinde! Auf Veranlassung des Ausspruches unseres Herrn, daß der Prophet in seinem Vaterlande nichts gelte, habe ich euch neulich daran erinnert, wie durch die Macht der Gewohnheit auch das Außerordentlichste uns leicht gleichgültig wird. Wie sich das in Bezug auf die Person des Erlösers bei seinen Landsleuten gezeigt hat, so zeigt es sich bei uns in Bezug auf sein heiliges Wort, in welchem wir evangelischen Christen ja gleichsam den sichtbaren Stellvertreter unseres Herrn und Meisters erkennen. Wenn dieses Bibelbuch verloren gegangen wäre und heute erst wieder aufgefunden würde: wie würde sich Jedermann beeilen, den merkwürdigen Fund kennen zu lernen! Und nun es einem Jeden ohne Mühe zu Gebote steht: wie bekümmern sich doch so Wenige um die Schätze der Weisheit und Erkenntniß, welche es in sich schließt! Ein Wort aus diesem heiligen Buche aber ist doch wohl für die meisten, welche sich Christen nennen, ein beständiger Begleiter im Leben: ich meine das Gebet des Herrn. Und es schließt ja auch alle die großen und die kleinen Anliegen unseres Herzens in seinen einfachen und doch so tiefen und innigen Worten mit einer wahrhaft wunderbaren Bündigkeit zusammen. Schon dadurch, daß es uns den allmächtigen Gott im Himmel als unseren Vater anreden lehrt, schließt es uns den Himmel auf und verbürgt uns, daß wir als seine Kinder zu unserm Vater im Himmel Zutritt haben sollen. Die ersten Bitten flehen dann daß durch Heiligung seines Namens, durch das Kommen seines Reiches, durch die Erfüllung seines Willens auch unser irdisches Leben schon zu einem Wandel im Himmel geweiht werde. An die Bitte um unser tägliches Brod reiht sich die Bitte um das Himmelsbrod seiner Gnade, welche unsere Sünde und Schuld uns vergibt. Und wenn so durch die barmherzige Liebe des Vaters erst dieser tiefe Seelenschaden geheilt ist, dann lernen wir auch der Macht des Schöpfers vertrauen, daß sie uns erlösen werde von allem Uebel, denn sein ist ja das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Wäre dieses Muster aller Gebete von einem Menschen verfaßt, wir müßten es ein wahres Meisterstück von einem Gebet nennen. Es ist uns aber mitgetheilt durch den Mund des eingebornen Sohnes Gottes, und so ist es uns ein lautredendes Zeugniß von der wunderbaren und einzigen Klarheit und Tiefe seiner göttlichen Weisheit. Und doch, meine lieben Freunde, ist nicht auch dieses unvergleichliche Gebet des Herrn durch die Gewohnheit uns gleichgültig geworden? Sprechen es die Lippen nicht oft gedankenlos aus und ohne lebendige Theilnahme des Herzens? Es sollte nicht so sein, lieben Brüder! Und Eine Bitte steht darin, die uns auf eine sehr ernste Weise mahnt, daß es nicht so sein sollte. Es ist das die fünfte Bitte des Vaterunsers: Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Damit geloben wir ja, daß, wie wir beten, daß der Vater im Himmel barmherzig sein wolle gegen uns. so auch wir barmherzig sein wollen gegen unsere Brüder. Müssen wir uns nicht sagen: Wie nach dem Worte des Apostels derjenige, welcher das geweihte Brod und den geweihten Kelch unwürdig genießet, sich selber das Gericht isset und trinket; so erbeten wir uns selbst das Gericht, wenn wir diese Bitte gedankenlos aussprechen und sie uns wicht eine fortwährende ernste Mahnung werden lassen zu erbarmender und vergebender Bruderliebe? Das hält uns denn Jesus Christus in unserem heutigen Texte sehr nachdrücklich vor. Der gnädige Gott aber wolle bei uns sein mit seinem Geiste, damit sein heiliges Wort nicht vergeblich zu uns spreche!