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+ | ======Arndt, | ||
+ | Geburt und Taufe | ||
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+ | Text: Joh. III, 6. | ||
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+ | **Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist.** | ||
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+ | Die festliche Zeit des Jahres hat vor acht Tagen geendet, g. Z., und es beginnen heute für den bevorstehenden Lauf des Sommers und Herbstes die festlosen Trinitatis-Sonntage. Wenn die erste Hälfte des Kirchenjahres von Christo redete, von den Verheißungen auf ihn im Advent, von seinem Kommen zu Weihnachten, | ||
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+ | =====I.===== | ||
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+ | Unbeschreiblich wichtig für den Menschen ist der Tag seiner Geburt an das irdische Leben, denn es beginnt mit demselben ein Dasein, das nimmer wieder endet, und das seine seligen oder schrecklichen Folgen bis in die unendliche Ewigkeit ausdehnt. Monate lang harren die süßesten Hoffnungen auf sein Erscheinen, und zärtliche Herzen und hülfreiche Arme bereiten Alles vor, damit es dem Ankömmlinge an nichts fehle, wessen er bedarf. Tritt er dann selbst ein, der mit Furcht und Hoffnung heiß ersehnte Augenblick, wird die Sehnsucht Gewißheit: "uns ist ein Kind geboren", | ||
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+ | Und in der That, es ist doch auch etwas Großes um die Geburt eines Menschen. Schon David singt: "Ich danke Dir darüber, daß ich wunderbarlich gemacht bin; wunderbarlich sind Deine Werke, und das erkennet meine Seele wohl. Es war Dir mein Gebeine nicht verhohlen, da ich im Verborgenen gemacht ward, da ich gebildet, ward unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch unbereitet war; und waren alle Tage auf Dein Buch geschrieben, | ||
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+ | Doch das ist nur die eine Seite der Betrachtung; | ||
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+ | So oft sie denn wiederkehren in eurem Leben, die Jahrestage eurer Geburt, feiert sie in fröhlicher Stimmung mit Dank gegen den Herrn beim Ruckblick auf das, was Er an euch gethan, und laßt gerührten Herzens an euch vorübergehen den Ort, wo eure Wiege stand und euer kindlicher Fuß gewandelt und ihr die glücklichsten Tage des Lebens am Herzen der Vater- und Mutterliebe sorglos und freudenreich verlebtet, und alle die folgenden Tage und Jahre mit den Lehren, die sie euch gegeben, mit den Wohlthaten, die euch zugeflossen, | ||
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+ | =====II.===== | ||
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+ | Wie indeß der Himmel höher ist, als die Erde, so sieht auch die geistliche Geburt durch das Sacrament der heiligen Taufe höher als die leibliche Geburt ans Licht der Welt, und hier erst verschwindet das trübe Bild vom Menschen und Menschenleben, | ||
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+ | Noch ahnt das Kind gar nicht, was mit ihm vorgeht; es kennt weder seine Eltern auf Erden, noch seinen Vater im Himmel; es fühlt noch keine Dankbarkeit, | ||
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+ | Vergleichen wir beide Tage mit einander, unsern Geburts-und unsern Tauftag: so müssen wir gestehen: wir legen in der Regel zu viel Werth auf unsern Geburtstag und machen uns zu wenig aus unserm Tauftag. Die meisten Menschen wissen nicht einmal, wann und wo sie die Weihe für‘s Christenthum empfangen haben, und schwelgen in den tauschendsten Lustbarkeiten und allen Zeichen elender Selbstvergötterung an ihren Geburtstagen, | ||
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+ | Haltet sie denn heilig, die Taufe eurer Kinder, geliebte Eltern; und wenn ihr die Säuglinge und Lieblinge eures Herzens von der Mutterbrust der Kirche zurück empfanget an eure Mutterbrust, | ||
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