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-======Ahlfeld, Friedrich - Weckstimmen - IIDrei Bilder aus der Geschichte des Menschen.======+======Ahlfeld, Friedrich - Weckstimmen - IIIDie Hauptsünde der Christenheit besteht darin, dass sie sich des Evangelii von Jesu Christo schämt.======
  
 Die Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, die Liebe Gottes des Vaters, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch Allen. Amen. Die Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, die Liebe Gottes des Vaters, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch Allen. Amen.
  
-Text: Evang. St. Lukas, Kap. 16, V. 19-31:\\ +Text: Brief St. Pauli an die Römer, Kap. 1, V. 16-20:\\ 
-**Es war aber ein reicher Mannder kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwandund lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armermit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären, und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen; doch kamen die Hundeund leckten ihm seine Schwären. Es begab sich aberdass der Arme starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begrabenAls er nun in der Hölle und in der Qual warhub er seine Augen auf, und sah Abraham von ferne, und Lazarum in seinem Schoßrief und sprach: Vater Abrahamerbarme dich mein, und sende Lazarum, dass er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: GedenkeSohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Lebenund Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt. Und über das Alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, dass die da wollten von hinnen hinab fahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüber fahren. Da sprach er: So bitte ich dichVaterdass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüderdass er ihnen bezeuge, auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mosen und die Prophetenlass sie dieselbigen hören. Er aber sprach: NeinVater Abraham; sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob Jemand von den Toten aufstünde.**+**Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottesdie da selig macht Alledie daran glaubendie Juden vornehmlich, und auch die Griechen. Sintemal darinnen offenbart wird die Gerechtigkeitdie vor Gott giltwelche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ Denn Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschendie die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten. Denn dass man weißdass Gott seiist ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbartdamit, dass Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheitwird ersehenso man des wahrnimmt an den Werkennämlich an der Schöpfung der Weltalsodass sie keine Entschuldigung haben.**
  
-In Christo Jesu geliebte Gemeinde. Es wohnt ein Mann in einem engenlieblichen TaleSeinem Hause gegenüber steht ein Bergüber den er nicht weg sehen kann; vor dem Hause fließt ein Bachden er schon nach der ersten Krümmung oder hinter der nächsten Bergecke nicht weiter mit den Augen verfolgen kannWas jenseit des Berges istdas weiß er nicht und darum kümmert er sich nicht; was weiter unten im Tale istdarnach fragt er nicht; sein Haus mit der grünen Aue rings herum ist seine WeltEr führt ein enges abgeschlossenes Leben. Aber ganz anders wird eswenn er einmal auf die Höherecht auf die Höhe steigt und nun ausschaut über Land und Städtewenn er seinem Bache oder Flusse vielleicht nachschaut bis an das blaue Meerwo sein Rennen und Laufen aufhörtwo er Ruhe findetVon dieser Stunde an bekommt sein Tal eine andere Bedeutunges wird ihm der Ausgangspunkt zum großen Ganzener richtet sich anders in demselben ein und seine Sehnsucht geht hinaus über die Berge. Du Menschenkinddu selbst bist dieser Wohner in dem engen Tale. Der Berg dir gegenüber ist schon die nächste Nacht, und die erste Krümmung im Tale unterwärts der morgende TagDu kannst hinleben ohne zu fragenwas hinter dem Berge sei; ohne zu fragenwo der Bach deines Lebens hinströmeDu kannst dich mit dem ärmsten und engsten Gesichtskreise begnügenDu kannst stehen bleiben in den Fragen: „Was werde ich essen? was werde ich trinken? womit werde ich mich kleiden? womit werde ich mich vergnügen?“ Dabei sollst du aber nicht stehen bleibenDu sollstdu musst hinauf auf die Höhe. Dazu hat Gott den lieben Sonntag eingesetztdass er dich oben auf den Bergesgipfel stelle, und du von da aus Zeit und Ewigkeit übersehen lernest. Ia du sollst hinausblicken bis in das blaue Meer, in welches einst alle deine Tage ausmündenDazu hat er sein ganzes liebes Wort gegebenEs kommt aus der Höhe, es hebt in die Höhees stellt auf die HöheUnd das tutwieder ein Abschnitt vor dem andern. Ihr, die ihr die ganze verflossene Woche in dem engen Gesichtskreise eures Berufes oder der Weltfreude gelebt habtdie ihr nur das Bild des laufenden Lebens vor euch gehabt habt: in unserm Texte stellt euch euer Gott auf eine helle Bergesspitzevon welcher ihr Leben, Tod und Ewigkeit klar überschauen könnt. Es gibt in den schmalsten Teilen von Mittelamerika einige hohe Stellen, von denen man das diesseitige und jenseitige Meer sehen kann. Unser Text ist noch höherman kann von ihm aus die Zeit und die Ewigkeit übersehenDer Herrunser Gott, gebe uns klare Augen und hellen Himmel; er bewahre uns, dass keine Wolken aufsteigen und den Blick in das eine oder andere Gebiet trübenWir betrachten in unserer weitern Andacht:+In Christo Jesu geliebte Gemeinde. Wo Gott uns Etwas nimmtda gibt er auch, wenn wir die innere Hand nach seiner Gabe ausstrecken und auftunWo Gott schlägtda heilt er auch eine alte Wundewenn wir fühlen, wo er hin will und ihm unsern Schaden bekennen und darlegenWo Gott eine äußere Last auflegtda will er jedenfalls eine innere tiefliegende abnehmen, wenn wir seine Stimme hören und seinen gnädigen Rat verstehen wollen. Genommen hat er uns Manchesgeschlagen hat er uns auch, und die Last liegt auch auf unsLiegt doch ein Druck auf dem ganzen Volkedem man zum Teil nicht einmal einen rechten Namen geben kann. Wir leben in einer Ungewissheit und Unbestimmtheit, die oft schwerer drückt als klare schwierige Verhältnisse, deren Umrisse man genau sieht. - Nun hat Gott bekanntlich über kein Volk mehr Lasten gebracht als über sein altes Bundesvolk. Wen er am Höchsten begnadigtden schlägt er in seiner Untreue auch mit den schärfsten Ruten. Israel hat er bald mit Teuerungbald mit Pestilenz geschlagenaber am Häufigsten damit, dass er sie hingab in die Hände ihrer FeindeFast alle Völker haben zu Zeiten über dies alte Bundesvolk den Stab des Regiments geschwungen: Ägypter und Mohren aus AfrikaMidianiter, Philister, Amoriter und Moabiter aus der nächsten Nachbarschaft KanaansSyrer, Assyrer, Babylonier und Perser aus dem östlichen Asien, Makedonier und Römer aus Europa. Sobald nun Gott seine Hand über das Volk ausstrecktewusste dieses in den meisten Fällen auch bald, wo die kranke Stelle war, wo das Übel steckte, und wo Gott hinwollte. In der Regel hatten sie fremden Göttern gedientSie hatten auf allen hohen Bergen und unter allen grünen Bäumen und auf den Dächern ihrer Häuser dem Moloch, dem Baal, der Astarte oder der Königin des Himmels geopfertSie waren hingegangen in den Götzendienst und in die andern Gräuel der HeidenJa sie hatten wohl die Götzen der Heiden mit in den Tempel gesetzt, in dem der Name des Herrn genannt wurde, in dem er seinen Herd und sein Feuer hatteBesannen sie sich dann aber selbstoder ließen sie sich durch die Propheten strafen und weisen über ihre Sündeso gingen sie in der Regel auch gleich auf den rechten Punkt los, sie schafften die Götzen hinweg, sie kamen mit TrauernWeinen und Fasten vor den Herrn, bekannten ihre Sünde, flehten um seine Gnade und gelobtenihm hinfort in neuer Treue zu dienenDann erbarmte er sich über sie, dann zerbrach er den Stecken ihrer Treiber, dann nahm er ihnen die Last ab und ließ ihnen wieder leuchten das Licht seines AngesichtsDiesen Weg ist Israel oft gegangen, und Gott ist ihn oft mit Israel gegangen. Nur in seiner letzten Verstockung, nachdem es den Herrn der Herrlichkeit an das Holz geschlagenfragte es nicht mehr nach seiner Sünde, erkannte es sie nicht mehr, sondern verhärtete sich in derselben bis in das Gericht, welches die Stadt zu einem Trümmerhaufen und das Volk zu einer Ruine machtederen Steine durch die ganze Welt verstreuet sindIsrael also wussteso lange noch ein Funke von aufrichtiger Buße in dem Volke warallezeit die kranke Stelle zu finden. Es traf in dem Gerichte über sich selbstim Sündenbekenntnisse und in der Umkehr stets den rechten. Punkt. - Wie ist es bei uns? Wir haben schon einige Zeit gehabt, uns zu besinnen. Es handelt sich nicht mehr um einige Wochen, es werden schon Monate. Haben wir in unserem Lebenim innern Leben, im häuslichen Leben und im ganzen Volksleben den kranken Punkt schon gefunden? Es ließen sich viele nennen. Wir könnten reden vom Dienste der Welt und ihrer Güter, von Luxus und Genusssucht, von Untreue, Unredlichkeit und Unzuverlässigkeit, von Unzucht und Unkeuschheit, von Verachtung der göttlichen Ordnungen und AutoritätenDoch wie die Propheten Israel allemal auf die rechte Stelle wiesenso hat uns Gott auch einen Propheten erwecktder uns klar auf den rechten Punkt hinweist. Paulus tut es in unserm Texte. Er schreibt den Römern: „Ich schäme mich des Evangelii von Jesu Christo nicht.“ Ob unser Volk, ob das Geschlecht dieser Tage auch wohl sagen kann: „Ich schäme mich des Evangelii von Jesu Christo nicht?“ Kaum ein klein Häuflein dürfte, wenn es die Wahrheit reden will, den Mut dazu habenDer größere Teil der Christenheit schämt sich seines Heilandes und seines Evangelii. So sprechen wir denn heute das Wort aus:
  
-Drei Bilder aus der Geschichte des Menschen.+Die Hauptsünde der Christenheit besteht darin, dass sie sich des Evangelii von Jesu Christo schämt.
  
-  - Eins aus dem Leben, +Wir sehen:
-  - Eins aus dem Sterben, +
-  - Eins aus der Ewigkeit.+
  
-Herr Jesu, bilde du dich selbst in unser Herz. Herr, tue es bei Zeiten, damit wir ein Leben das wahre Leben haben. Herr, errette uns von dem Betruge des eigenen Herzens und der Welt.+  - Dass diese Sünde mächtig geworden ist; 
 +  - Dass sie die schwerste und gefährlichste Sünde ist; 
 +  - Dass wir alles Ernstes von ihr ablassen müssen.
  
-Was sind dieses Lebens Güter? \\ +Herrunser Gott, wir haben uns genug zu schämen, wenn wir unsere Herzen und unsern Wandel ansehenWenn unser Denken und Tun vor Aller Augen offen daläge, wir dürften kein Auge aufschlagen vor den Menschen. Und wir dürfen keins aufschlagen vor dir. Wie können wir armen Menschen, die wir Sünde getrunken haben wie Wasserdir, dem heiligen Gotte, ins Angesicht sehen! Wir können es nur, weil du dich unser erbarmt hast, weil du deinen lieben Sohn als Mittler und Versöhner in unser Geschlecht gegeben, weil du eine ewige Erlösung erfunden, weil du uns zu deinen Kindern gemacht hast. Und dieser Botschaft, dieser Gnade wollen wir uns schämen? Die soll nicht passen in die Bildung dieser Zeit? Deiner Gnade wollen wir uns vor armen Menschenkindern schämen, die morgen in Verzweiflung ohne Gott dahingehen? Herr, unser Gott, gib Gnade, dass wir uns dieser gottlosen Scham schämen und mit Paulo bekennen: „Ich schäme mich des Evangelii von Jesu Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben“, und auch mich. Amen.
-Eine Hand voller Sand\\ +
-Kummer der Gemüter\\ +
-Dortdort sind die edlen Gaben\\ +
-Da mein Hirt Christus wird \\ +
-Mich ohn' Ende laben.+
  
-Lass uns nicht den Schatten für das Wesen, nicht die Schale für den Kern nehmenAlle Herrlichkeit der Welt ist wie des Grases Blume. Wenn der Wind darüber gehtist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr. Ob wir im Glücke leben, ob wir in Trübsal darnieder liegen, ja mit Lazarus vor des Reichen Tür liegen, lass uns nur dich haben. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde; und ob mir gleich Leib und Seele verschmachten, bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Herr, wenn wir dich haben, ist das Bild unseres Lebens auch in der Ewigkeit ein Gnaden- und Freudenbild. Das schenke uns, dazu hilf uns auch heute durch dein teures Wort. Amen.+=====IDie Sündesich des Evangelii von Jesu Christo zu schämen, ist mächtig geworden.=====
  
-=====I. Ein Bild aus dem Leben,=====+In Christo Jesu geliebte Gemeinde. Wenn es Paulus so stark hervorhebt, dass er sich des Evangelii von Jesu Christo nicht schämt, dann muss es in jener Zeit Leute gegeben haben, die sich desselben schämten. Dieselben fanden sich unter den Juden und unter den Heiden. Die Predigt von dem gekreuzigten Christus und von der Versöhnung, welche er uns durch sein bitteres Leiden und Sterben erworben hat, war den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit. Den Juden war es ein Gräuel, dass der Mann, welcher als Übeltäter an das Kreuz geschlagen war, ihr Heiland sein sollte. Den sie an das Kreuz gebracht hatten, der sollte ihr Heiland sein! Der den Tod des niedrigsten Verbrechers gestorben war, auf den sollten ihre Väter Jahrtausende gehofft haben! vor dem sollten sie knien, von dem sollten sie nehmen Gnade und Vergebung der Sünden! Bis dahin wollten sie ihre stolzen Herzen nicht demütigen. Sie schrien immer noch: „Hinweg mit diesem!“ Die Heiden aber, namentlich die Griechen und Römer, standen damals auf der Höhe der Zeitbildung. Griechenland, und namentlich die Stadt Athen, war eine Lehrerin aller Völker geworden. In Rom lebten damals die Dichter und Redner, auf welche man heute noch mit Bewunderung hinblickt. Der Stolz der beiden Völker war ungemessen. Das eine brüstete sich seiner Weisheit, das andere noch mehr seiner Taten. Und nun sollte der Heiland aller Welt aus dem verachteten Judenvolke gekommen sein! Der stille schlichte Meister aus Israel sollte seine Stelle hoch über allen Gewaltigen und Weisen dieser Welt einnehmen! Und was er brachte, das war die Religion der Demut, die Alles aus Gnaden empfängt. Ein Demütiger wollte die Demütigen, ein Verachteter die Verachteten selig machen. Von Demut aber hatte das ganze Heidentum keine Ahnung. Die Herrlichkeit und Unsterblichkeit der Heiden bestand obenan im Ruhme und Nachruhme. Wer will sich wundern, wenn die stolzen Geister nicht zu Christo hinwollten, und wenn Paulus im ersten Briefe an die Korinther schreibt: „Nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen; sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zu Schanden mache, was stark ist?“ Er hat aber die Weisen und Gewaltigen und Edlen jener Tage nicht erwählt, weil er zuvor versehen, dass ihr Stolz sie nicht würde durch die enge Pforte einziehen lassen. Und wie damals so steht auch jetzt eine gewisse Bildung dem Evangelio entgegen. Um ihrer sogenannten Bildung und um anderer Menschen willen schämen sich jetzt Tausende von Christen des Evangelii von Jesu Christo. Es ist ihnen eine Schmach, rechtgläubige Christen sein zu sollen, eine Schmach, mit unserm Katechismus zu bekennen: „Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöst hat; erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen teuren Blute und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf dass ich sein eigen sei, und in seinem Reiche unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit.“ Und woher kommt diese Scham? Teils aus dem eigenen Hochmute. Sie verstehen die Größe des Herrn in der Demut und Erniedrigung nicht. Ihr eigener Stolz verschließt ihnen die Augen vor seiner Majestät. Dazu kommt ihre Unwissenheit. Sie haben Dies und Das gelesen, aber sich nie die Mühe gegeben, Gottes Wort ernstlich zu lesen. Weil es so gewöhnlich ist, weil es auch in den Händen der ärmsten Leute ist, weil es von Kindheit an mit durch das Leben gegangen istsoll es keinen Wert haben. Wer ein wenig in allerlei Bücher, besonders in naturwissenschaftliche, hineingeschaut hat, der meint, er sei über diese Gottesoffenbarung hoch erhaben. Knaben von 16 bis 17 Jahren haben oft schon weggeworfen, was ihnen in der Schule und im Konfirmandenunterrichte teuer war. Liebe Christen, wenn dies wunderbare Buch Jahrtausende nicht da gewesen wäre, und die Welt hätte ohne dasselbe eine leidliche Bildung erlangt, und es wäre neu aufgefunden und in unsere Sprache übersetzt: ich sage euch, die Leute würden es kaufen, und wenn sie zehn Taler für ein Exemplar bezahlen sollten. Sie würden es lesen und anstaunen. - Zum Dritten schämen sie sich des Evangelii, weil es von dem Heil ihrer eigenen Seelen handelt. Welt und Freude, Genuss und Sorge haben die Menschen so hingenommen, dass man nur verstohlen in sich hinein und in den Himmel hinauf zu sehen wagt. Es ist nicht guter Ton, zu reden von dem Christus, der uns selig macht; wohl aber guter Ton, zu reden von Allem, was uns hier in der Welt reich und groß und zuletzt doch elend macht. Und so ist diese Scham vor dem Evangelio überhaupt zum großen Teil eine Frucht der Menschenfurcht. Weil die Zeitungen, weil die gewöhnliche Unterhaltungsliteratur nicht davon redet, so wagt man nicht davon zu reden. Es geht ein Bann durch weite Kreise der Christenheit. Man redet von Allem, aber nicht von dem Einen, das Not ist.
  
-und zwar ein Bild mit Licht und Schatten. Aber wir müssen zuvor fragen, wo denn eigentlich das Licht, und wo der Schatten warEs war ein reicher Mannder kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwandund lebte alle Tage herrlich und in FreudenEs war aber ein Armer mit Namen Lazarusder lag vor seiner Tür voller Schwären, und begehrte sich zu sättigen von den Brosamendie von des Reichen Tische fielen. Doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. Da habt ihr das erste Bild, das Bild aus dem Leben, vor euchWir sehen vor uns einen Reichen und einen Armen. Der Eine hat sein Haus, seine schönen Zimmer, seine Polster; dem Andern ist der Himmel sein Dach, die Erde sein Bett und sein Pfühl. Der Eine ist gekleidet in Purpur und köstliche Leinwand, der Andere in Lumpen gehülltDer Eine ist gesund wie ein Fischder Andere liegt da mit Schwären bedecktDer Eine lebt alle Tage herrlich und in Freudenfeiert alle Tage Festtagein seinem Kalender sind alle Tage rot angestrichen; der Andere weiß in diesem Sinne von keinem Festtage mehr. Der Eine hat viel Freunde, die an seinem Freudenleben gern Teil nehmen; der Andere hat keinen menschlichen Freund mehr; doch kommen die Hunde und Lecken ihm seine SchwärenDas sind die äußern Umrisse des Bildes, sie fallen uns zunächst in die Augen. Hier ist keine Frage, wo das Licht, und wo der Schatten seiHier ist kein Zweifelmit wem du teilen möchtestDu sagt: „Ja ich möchte lieber mit dem Reichen drinnen sitzen, als mit Lazarus draußen liegen.“ Doch gehen wir tiefer hineingeliebte Gemeinde. Der reiche Mann ist von der Art wie wir jetzt tausend reiche Leute haben. Er ist nicht gezeichnet als ein grober Übertreter; er ist kein Mörderkein Totschlägerkein Dieb. Es steht nicht da, dass er sein Geld auf Wucher ausgeliehen habe, oder dass Witwen und Waisen über ihn Ach und Wehe geschrien hättenEs steht nicht dadass sein Herz hart wie Stein gewesenund dass aus seinem Hause keinem Armen eine Erquickung zugeflossen seiEs ist möglichdass auch dem Lazarus, der sich zu sättigen suchte von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen, sein Wunsch erfüllt worden istDer Reiche ist ein rechtschaffener Mann und vielleicht nach dem Urteil seiner Stadt ein Ehrenmann gewesen. Aber es fehlte doch Etwases fehlte das BesteWas hilft alles Gut, wenn der Herr nicht unser teuerstes Gut ist? Was hilft das Haus, wenn er nicht mit drinnen wohntWas hilft Decke und Dach, wenn ich nicht gläubig unter dem Schirme des Höchsten sitze? Was hilft der gute Tisch, wenn sich mein inwendiger Mensch nicht speist mit dem Brote des Lebens? Was nützt das schöne Kleid, wenn der inwendige Mensch nicht angetan ist mit dem Rocke der Gerechtigkeit? Was nützen denn die Freunde, wenn der fehlt, an dessen Freundschaft Alles liegt, an dessen Herzen wir ewig ruhen müssenDer reiche Mann war ein Lebemann im vollsten Sinne des Wortes. Alles war in seinem Hause, nur der nichtder das wahrhaftige Leben ist. Jesaias (5V. 12) zeichnet sein Haus mit den kurzen Worten: Sie haben HarfenPsalterPfeifenPauken und Wein in ihrem Wohlleben, und sehen nicht auf das Werk des Herrn, und schauen nicht auf das Geschäfte seiner Hände.“ Menschennamen wurden an dem Tische mit Ehren genannt, aber vom Namen Gottes wurde geschwiegen. Lieder wurden genug gesungen, aber keins nach der Melodie: „Lobe den Herrn meine Seeleund Alles, was in mir ist seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht was er dir Gutes getan hat.“ Fast möchte man glaubender Reiche war ein Menschder sichum sich keine Last aufzubürdenum recht ungestört seinem Luxus und seiner Lust nachleben zu könnennie verheiratet hatte. In der Hölle und in der Qual gedenkt er zwar der fünf Brüderdie er in seines Vaters Hause zurückgelassen hatte, aber von Weib und Kind steht keine Silbe daDass bei aller Freude und Herrlichkeit in solchem Hause der tiefere Friede, der Friede Gottes nicht wohnen kann, brauche ich keinem Christen zu sagen. - Gehen wir heraus aus dem Hause, Es ist uns drinnen doch nicht wohl! Vor der Tür liegt LazarusSein Name bedeutet Gotthelf. Seine Armut und sein Elend haben wir schon gesehen. Schauen wir tiefer. Er ist ein Mann, wie es wenige gibt unter den Armen. Er ist keiner von jenen arbeitsscheuen Armendie da meinen: „Wenn ich auch Nichts tue, ernährt muss ich doch werden!“ Er liegt da in seiner Krankheit, in seinen SchwärenEr ist keiner von jenen Armen, die Gottes Ordnung umstoßen und teilen wollen; er begehret sich nur zu sättigen von den Brosamendie von des Reichen Tische fallen. Er ist keiner von den trotzigen Armendie, wo ihnen nicht nach Wunsch gegeben wird, Scheltworte und Verwünschungen auf den Lippen habenStill liegt er da in seinem Elend. BitteGeduld und Hoffnung sind die Hände, mit denen er an die Tür des Reichen klopft. Doch sieht er mit seinen Augen noch höher hinauf als nach dem Hause des Reichen. Er hebet seine Augen auf zu den Bergen, von welchen die Hilfe kommt. Doch klopft er mit seinen Gebeten noch anderswo an. Er kennt das Wort: „Klopft anso wird euch aufgetan“. Er liegt da auf seinem Pflaster oder Erdboden als ein liebes Kind Gottes. Und der Herrder um unsertwillen der Allerverachtetste und Unwerteste geworden ist, voller Schmerzen und Krankheit, der liegt neben ihm. - Teure Gemeinde, es können zwei ganz verschiedene Bilder neben einander hängen: ein prächtiges mit schönem Rahmen, glänzenden Farben und stolzen Figuren, und daneben ein anderes dunkles, von Staub und Rauch geschwärztes. Da lockt jenes allerdings zuerst an. Aber man ist mit ihm bald fertig. Das Auge des rechten Meisters und Kenners bleibt an dem andern hangen. Er dringt hindurch durch das unscheinbare Äußere. Die Wahrheit und tiefe Kunst des armen Bildes wird ihm immer klarer. Er kann nicht los von demselben. Das erste wird ihm das letzte, und das letzte das erste. So auch hier. Liebe Christenwir wollen lieber bei dem armen Lazarus mit Christo draußen liegen, als mit dem reichen Manne ohne Christum drinnen wohnen. Dieser Wunsch wird noch mächtiger werden, wenn wir das zweite Bild:+Nun wollen wir uns umsehen nach den Stätten, wo wir uns des Evangelii von Jesu Christo schämenDu kommst zur Kirchehörst hier zu, freuest dich auch an Manchemdas du hörstHast du dann aber auch eine Freudigkeit, zu den Deinen von Dem zu redenwas du gehört hast? Liebe Christen, wir haben Hunderte von Kirchgängernbei denen kein Echo aus der Kirche durch das Haus klingtDas ist diese falsche Scham! Du hast ein Herz zu den Deinen. Du möchtest sie heranziehen zu gottseligen Menschen und sie einst selig bei dem Herrn wissen. Der Gedanke hat sich oft in dir geregt: „Ich darf ihre Erziehung zur Gottseligkeit der Schule und der Kirche nicht allein überlassenIch muss als Vater oder Mutter das Meine auch dazu tunvon meiner Hand wird Gott die Kinder fordern.“ Und doch hast du es nie über dich gewinnen könnenmit ihnen ein geistliches Gespräch zu führendich mit ihnen um Gottes Wort und um ein gutes Erbauungsbuch zu sammeln oder mit ihnen zu betenEs ist mancher Jüngling hierder aus dem Elternhause und aus der Schule einen Zug zum Herrn mitgebracht hatEr ist LehrlingGeselle oder Commis gewordenEr sitzt am Sonntage Nachmittag und liest in Gottes Wort. Da tritt ein Bekannter herein und an ihn heran und fragt: „Was liest du denn?“ Liebe Gemeinde, wie viele Jünglinge haben wir wohl, die den Mut haben, fröhlich und offen zu antworten: „Ich lese in der heiligen Schriftim neuen Testamente,“ oder: „Ich lese ein Lied von Luther oder Paul Gerhardt?“ Sie werden sich zählen lassen, die frei heraus solche Antwort gebenJaes schämt sich Mancher, vor seinen Genossen zu bekennen, dass er in der Kirche gewesen istSeht, das ist ein Stück von dieser Schamdas ist ein Stück von dem Banne, der auf unserem Volke liegt. Und nun geh hin in die weitern KreiseIch bin weit entfernt, einem weichlichen und seichten Geschwätz von dem Herrn und unserem Heile das Wort zu reden. Aber es gibt Kreise genugwo nie ein Wort vom Heilande und dem Heile verlautetIn stillschweigender Abrede geht man daran vorüber. Und wo sind die, welche das Wort nehmen, wenn mündlich oder schriftlich der Herr und das Heil in ihm geschmäht wirdDa ziehen sich die Meisten still zurückwie wenn der Kampf ganz außerhalb ihres Gebietes lägeWir wollen jetzt nur noch einer äußern Verachtungeines Zeichens jener innern gedenken. Wenn irgend welche leibliche Not über unsern Nächsten gekommen ist, wenn ihn Gott heimgesucht hat mit Krankheitmit Wundenmit dem Tode des Versorgersmit Feuers- und Wassersnotdann regen sich alle Herzen und Hände. Wir wollen dies auch gern anerkennen, besonders wenn du es in deinem armen Bruder dem Herrn tustwenn du in dem ArmenKranken und Gefangenen ihn vor dir siehstWie steht es aber, wenn man dich bittet, ein Scherflein beizusteuern zur Mission unter den Heidendamit ihnen das gnadenreiche Evangeliumdessen sich Paulus nicht schämtegebracht werde? Da schütteln Viele den Kopfdas liegt ihnen ferndas gilt ihnen wohl gar als TorheitDa kann man recht erkennenwie sie selbst innerlich zu dem Evangelio stehenWer sich seiner Ausbreitung unter den Völkern schämtder schämt sich auch des Evangelii selberUnd wem die Predigt von Christo an Andern eine Torheit istdem ist sie auch für seine Person eine Torheitwenn er sich darüber auch noch nicht klar geworden istDass diese Sündediese hoffärtige und träge Scham vor dem Gesetz und Evangelium von Jesu Christodem eingebornen Sohne Gottes, mächtig geworden ist, wer kann es leugnen? Wer kann aber auch leugnendass dies:
  
-=====II. das aus dem Sterben=====+=====II. die schwerste und gefährlichste Sünde ist.=====
  
-vor uns aufgerollt sehen**Es begab sich aber, dass der Arme starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams SchoßDer Reiche aber starb auch, und ward begraben.** Meine liebe Gemeindees geht in der Welt bei Nichts verschiedener her als beim SterbenDa steht: „Der Arme starb“, und dann: „Der Reiche starb auch“. Das sind dieselben Worteaber ein ganz verschiedenes LosDass der Arme eher starbnimmt uns nicht Wunder; er war schon krankihm fehlte es an Allem. Dagegen konnte der Reiche Leben und Gesundheit mit aller Vorsicht und mit allen Mitteln pflegen und pflegen lassenDer Arme starb gern. Er hatte hier schon in der Gemeinschaft mit dem Herrn gelebt, der Herr war hier bei ihm gewesenDer Himmel hatte ihn mitten in seinem Elend mit seinem Frieden gegrüßtUnd dazu kam sein ElendEr konnte sagenIch sterbe nichtmein Elend stirbt nur.“ Er konnte sagen:+Mein lieber Christ, wir haben eine dreifache Offenbarung Gottes empfangenDie erste hat Gott in das große Buch geschrieben, welches wir die Schöpfung nennen. Jeder Stern und jede Blume, jeder Vogel, jeder Schmetterling, jeder Wurm, jeder Regentropfen, jeder Bissen Brot ist ein Buchstabe in diesem Buche. Jeder sagt uns: „Es ist ein lebendiger Gott, die tote Kreatur kann nicht das Erste sein, sie kann nicht von sich selbst seinder schaffende Geist muss vor ihr gewesen sein, und sie ist nur durch ihn.“ „Denn dass man weiß, dass Gott sei, ist ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen geoffenbart, damit dass Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit wird ersehen, so man des wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Weltalso dass sie keine Entschuldigung haben.“ Dass es einen Gott, einen mächtigen, weisen und gütigen Gott gibt, ersehen auch alle Heiden aus der Schöpfung. Zu dieser ersten kommt die zweite Offenbarung im Gewissen und in dem geschriebenen Gesetze, in den heiligen zehn Geboten. Diese redet von dem heiligen Gotte. Sie macht die Sünde zur Sünde, sie verdammt die Sünde aus dem Wesen und aus dem Willen Gottes. Sie kann nur reden von Schuld, Zorn, Strafe und Verdammnis. Sie bringt die Fluten der Angst über das arme Herz und stellt die Wetter des letzten Gerichts an den AbendhimmelSie führt die Sündflut über das ganze Menschengeschlecht herauf, aber keinen Hauch der Gnade kann sie darüber hinwehenkeine Sonne der Erbarmung kann sie aufgehen lassen, um diese Fluten wegzutrocknen, um Frieden über die Seelen zu sprechen. Gottes Zorn wird geoffenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der MenschenUngnade und ZornTrübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun - und das sind wir Alle! Wo ist nun Rat, wo ist Hilfe und Trost? Nur in der dritten Offenbarung. Nachdem vorzeiten Gott manchmal und mancherlei Weise zu den Vätern geredet hatte durch die Propheten, hat er am Letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Und er hat nicht allein durch ihn geredet, sondern auch gehandelt. Christus erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten. Er bringt uns die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Er bringt uns seine eigene Gerechtigkeit. Sie kommt aus Glauben in den Glauben. Der rechte Christ verlässt sich auf die Gerechtigkeit seines Herrn, und er empfängt in diesem Glauben die Gerechtigkeit. Der Glaube ist die ausgestreckte und die empfangende Hand. Das ist das Evangeliumdass wir durch den Glauben aus der Gerechtigkeit Jesu Christi gerecht und Erben des ewigen Lebens werden. Sieh, da ist Friede, da ist das Gewissen gestillt, da ist der Himmel aufgetan, da kannst du getrost leben und selig sterben, da wird dir Alles in Einem geschenkt. Da ruht der Morgenhauch der Gnade über der Sündflut, und die Sonne geht darüber auf. Nur so ist das Leben des Lebens wert, nur so kann ein Mensch sterbenDadurch ist Christus der Erlöserund die Botschaft von ihm das Evangelium. - Und nun nimm noch dazu, was er dir als Zugabe geschenkt hat. Alle wahre und gesunde Kultur ist aus diesem Evangelio gekommen. Wo klarer Friede unter den Völkern wohntist er ein Geschenk dieses Friedefürsten. Wo Sicherheit und Ordnung in den Staaten herrscht, da ist sie ein Geschenk des Christentums. Wo wirklich Werke der Barmherzigkeit an Armen, Witwen, Waisen, Alten, Kranken und Verwundeten geübt werden, da sind es Zweige vom Kreuze Christi. Die Heidenwelt weiß von dem Allem NichtsWo das Haus und die Familie in schöner Zucht gedeiht, wo die Kinder um den Tisch sind wie die Ölzweige, da ist es ein Geschenk dieses Herrn.- Und seines Evangeliums kann sich ein Mensch schämen? Kann sich auch ein Mensch seiner Mutter schämen, die ihn unter ihrem Herzen getragen, an ihren Brüsten genährt und mit ihrer Liebe und Treue groß gezogen hat? Wenn es einer tut, so sieht man ihn mit Abscheu an. Noch mehr haben wir solchen Abscheu verdient, wenn wir uns des Herrn schämen, der uns mit seinem Herzblute ernährt und großgezogen und mehr als eine Mutter an uns getan hatDu wirst dich des Arztes nicht schämen, der dich mit seiner ehrlichen Kunst geheilt und dir unter Gottes Gnade das Leben noch auf etliche Jahre erhalten hat. Noch weniger darfst du dich dessen schämen, der dich von dem ärgsten Seelenaussatz gereinigt und dir ein ewiges Leben erworben hat. Nie wird sich ein Gefangener und nun Befreiter des Mannes schämen, der die Schlösser seines Kerkers löste und ihn aus der Finsternis herausführte an das Licht der Freiheit. Dein Herr hat dich aus dem Gefängnis des Gewissens und aus dem ewigen Kerker erlöstUnd seiner und seines Evangelii wolltest du dich schämen? Es gibt keinen schwärzern Undank als das vornehme und stolze Hintansetzen und Ignorieren unseres Herrn Jesu Christi. Die sein Brot essen, treten ihn mit Füßen. Sie treten ihn mit Füßen ihrem armen täglich irrenden Menschenverstande und einer abgefallenen Welt zu Gefallen, die für sich selbst keinen Trost hat und die auch dir keinen geben kann. Das ist das Sündliche solcher Scham. Nun siehe einen Augenblick das Gefährliche an Dem, dessen wir uns schämen, geben wir uns nie ganz und ohne Rückhalt hin. Ich rede etwa einmal mit ihm hinter der Tür und im Winkel, wenn es kein Andrer sieht. Wer sich aber Christo nicht hingibt, den nimmt er auch nicht. Wem er nicht seine erste Liebe, wem er nicht die Tür zum ewigen Leben wird, der kann auch in dies Leben nicht eingehen. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben; es kommt Niemand zum Vater denn durch ihn. Wer ihn bekennt vor den Menschen, den will er auch bekennen vor seinem himmlischen Vater und vor den Engeln GottesWer sich aber sein und seiner Worte schämt, dessen will er sich auch schämen vor den Engeln GottesWas ist es aber, wenn er sich einst deiner schämt, wenn er von dir sagt„Weiche von mirich kenne dich nicht.“ - Dann bist du weggestoßen aus dem wahrhaftigen Leben. Den Frieden, den falschen Frieden, welchen du hier auf der Erde mit deiner Verleugnung erlangt hattest, musst du bezahlen mit ewigem Unfrieden. Das arme fahle Lächeln, mit dem dir ein Mensch hier die Verleugnung deines Herrn lohnte, musst du bezahlen mit dem ewigen Zorn dessen, an dessen Ja und Nein die ganze Ewigkeit, die Seligkeit und Verdammnis hängt. Darum nimm deiner selbst wahr, dieweil es noch Zeit ist. Ringe darnach, dass du:
  
-Der Tod mag Andern düster scheinen, \\ +=====IIIalles Ernstes von dieser Scham ablässt.=====
-Mir nicht, weil Seele, Herz und Mut \\ +
-In dir, der du verlässt Keinen, \\ +
-O allerliebstes Leben, ruht\\ +
-Wen kann des Weges End' erschrecken, \\ +
-Wenn er aus mördervollen Hecken \\ +
-Gelanget in die Sicherheit? \\ +
-Mein Licht, so will ich auch mit Freuden \\ +
-Aus dieser finstern Wildnis scheiden \\ +
-Zu deiner Ruh der Ewigkeit.+
  
-Und der Reiche? Er starb auch, er musste aus seinem Himmel heraus. Alle Lebenslust, alle Kunst der Ärzte konnte ihm den Lebensfaden nicht länger spinnen. Aber er starb nicht wie Einerder aus der Wüste nach Kanaansondern wie Einer, der aus Kanaan in die Wüste geht. Wie sollte er vor den Thron Gottes tretenda Gott nicht in ihm war? Wie konnte er vor dem Fürsten des Lebens stehenda er das Leben aus Gott in sich nicht hatte aufkommen lassen? O es ist ein Unterschiedwenn Einer sagen kann: „Kinderseid stilleweint nichtich gehe heim zu meinem Vatermein Heiland winkt mirer schließt mir die goldne Pforte auf. Betetdass ich den letzten Kampf tapfer durchkämpfe im Glauben“und wenn ein Anderer spricht: „Was wollte ich darum gebenwenn ich mir nur noch ein Jahr erkaufen könnteoder nur noch vierundzwanzig Stunden!“ - Er wird dann abgerissen wie ein zäher grüner Zweig von seinem Baume. Wer so stirbtder stirbt nicht wohl. Und noch einmalwelcher Unterschied ist in der Bestattung! Gewiss ist der reiche Mann mit allen Ehren begraben worden. Wir wollen es nicht ausmalenwie sein Reichtum gleich der untergehenden matten Abendsonne noch einmal seinen Sarg und sein Grab beschien, wie die Freunde ihm die letzte Ehre gabenwie sein Lob am Grabe geredet und gesungen wurde. Wir wollen es auch nicht ausmalen, wie der Arme auf dem Gottesacker doch auch seinen Platz fand. Ob er einen schönen oder schlechten Sarg hatte, ob ihn noch ein Bekannter oder die Armenkasse bezahlte, ob ihm Einer oder Keiner folgte, ob an seinem Grabe ein Lied von den Siegen Gottes in den Hütten der Gerechten gesungen wurde: das Alles grämte ihn nicht. Es gibt ja hinter oder vielmehr vor jedem Begräbnis noch einen andern Akt. Der Mensch besteht aus Leib und Seele. Wir können nur den Leib an seinen Ort bringen, die Seele ist schon an ihren Ort gegangenWenn Einer die Schrecken malen könnte, mit welchen manche in der Welt reiche, aber in Gott arme Seele den Plass ihrer Herrlichkeit verlässt und hinauf muss vor Gottes Angesicht und Gerichtwie würde ihr Gang und ihr Angesicht von der herrlichen Bestattung abstechen. Und umgekehrt, wenn Einer die Freude und Seligkeit malen könnte, mit welcher eine andere Seele ihrem Bräutigam zueiltso würden wir oft sehen, dass sie, während der Leib als ein armer Bettler begraben wird, als eine Königsbraut an das Herz ihres Heilandes fliegt. Sie wird getragen von den Engeln in Abrahams Schoß.+Paulus schämt sich des Evangelii von Jesu Christo nicht. Er bekennt den Herrn vor Juden und Heidenvor Priestern und Pharisäern, vor den Philosophen von Athen, vor dem törichten Volk in Lykaonien und Pamphylienvor Landpflegern und Königen. Er bekennt ihn unter aller Verfolgung bis in das Gefängnis hinein, bis unter das Schwert. Sein Sterben war auch noch ein Bekenntnis. Und so haben es alle die alten Märtyrer auch in den bittersten Todesqualen getan. Liebe Christen, was ist das Scheelsehenwas ist das wegwerfende Urteilwelches eine abgefallene Welt jetzt über treue Christen fälltgegen jene Marter? Was können uns Menschen tun? Höre aufdich vor ihnen zu schämen! Brich hindurchwerde freiwerde ein Mann in dem Herrn! Mache dich los von dem alten Banneder deiner Seele schon Schaden genug getan hat! Würdest du dich, wenn du ein festessauberessolides Kleid trägstvor einem Menschen schämen, der sich mit elendem halt- und wertlosem Flitter behangen hatdurch den der Frost überall hindurchweht, und den ihm der erste beste Windstoß vom Leibe reißen wird? Gewiss nicht. Nun Alleswas die Ungläubigen als Seelenkleid haben, ist ein solcher FlitterÜberall weht der Frost der Nichtigkeit und Angst hindurch; und bei jedem Sturm der Not, der über ihre Seele kommtmüssen sie sich sagen: „Ich habe Nichtswomit ich ihm widerstehe und womit ich meine Blöße decke.“ Du aber kannst singen:
  
-Im Augenblick wird sie erheben sich\\ +„Christi Blut und Gerechtigkeit\\ 
-Bis an das Firmament,\\ +Das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,\\ 
-Wenn sie verlässt so sanftso wunderlich \\ +Damit will ich vor Gott bestehn,\\ 
-Die Stättder Element, \\ +Wenn ich zum Himmel werdeingehn.
-Fährt auf Eliä Wagen \\ +
-Mit engelischer Schar, \\ +
-Die sie in Händen tragen, \\ +
-Umgeben ganz und gar+
  
-O liebe Christendas herrlichste Grabgeleite ist doch nur wie eine Schar zerlumpter Bettler gegen die Engel Gottes, welche die Seele des Lazarus heim geleitetenDie schönste Grabrede und Grabschrift ist Wind und Staub und Phrase und Floskel gegen das eine Wort Gottes: „Ei du frommer und getreuer Knechtdu bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude.“ Wenn das droben gesagt wirddann mögen sie bei unserer Bestattung hier auf Erden sprechen, was sie wollenAn dieser Rede Gottes hängt AllesDer reiche Mann hatte eine schöne Rede am offenen Grabe, der arme Lazarus eine am offenen HimmelDas ist das zweite BildDas letzte nehmen wir:+Dies Kleid wärmt in der Notes schirmt im Tode, es hält im Gerichte Gottes. Was sollen wir uns dessen schämen? Darum bekenne den Herrn fröhlich unter den Deinengib ihm die Ehre in der kleinen HausgemeindeFasse Mut, von ihm und seiner Gnade zu reden vor deinen Freunden. Und wenn die Widersacher seiner spotten und seinen Namen schmähen, dann zanke und hadere nicht, bekenne aber ruhig und fest: „Er ist mein Heiland. Außer ihm gibt es doch kein Heil. Es ist doch kein anderer Name dem Menschen gegeben, darinnen er könnte selig werden. Jesus Christus hat für mich gelebt, ist für mich gestorben und lebet und bittet noch für mich. In dem für mich habe ich meine Gerechtigkeitmeinen Friedenmeinen aufgetanen Himmel. Meinen Jesum lass ich nicht.“ O glaube esin solchem einfältigen Bekennen liegt ein Segen. Das Bekenntnis kommt aus dem Glauben, und der Glaube wächst wieder durch das Bekenntnis. Du erfährst immer mehr, was du an deinem Herrn hast, das heilige Seelenkleid schließt sich immer fester an, und dir wird immer wohler darinAch, liebe Christen, bittet, bittet, dass uns der Herr in dieser schweren Zeit zu dieser Freiheit der Kinder Gottes helfen wolleDann werden wir sie eine Gnadenzeit nennen lernenund es wird die schwerste Sünde unseres Volkes geheilt. Herr, du Arzt der Seelen und der Völker, verleihe uns dazu Gnade und KraftAmen.
  
-=====III. aus der Ewigkeit.===== +{{tag>Röm_1}}
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-Liebe Gemeinde, es gibt ein altes von einem Spanier geschriebenes Schauspiel: „Das Leben ein Traum“. Es steckt in dieser Arbeit ein tiefer Sinn. Es ist wahr, das Leben ist ein Traum. Es ist im Verhältnis zur Ewigkeit so kurz wie ein Traum. Seine Freuden und Leiden sind so trüglich und flüchtig wie Traumbilder. Sie werden eben so schnell verwischt, und andere treten an ihre Stelle. Die Todesstunde ist der Augenblick des Erwachens. Dann sind alle diese Bilder weg. Von dem alten Prediger Flattich in Württemberg wollte einst ein hoher Offizier etwas Gewisses über den Zustand nach dem Tode wissen. Flattich fragte ihn: „Glauben Sie, dass Sie nach dem Tode nicht mehr General sein und ihr zeitliches Vermögen nicht mehr besitzen werden?“ Der General antwortete: „Ja, das muss ich wohl glauben; daran zweifle ich nicht im Geringsten.“ „Da wissen Sie denn“, fuhr Flattich fort, „schon etwas ganz Gewisses von dem Zustande nach dem Tode.“ Also der General und der reiche Mann und der hohe Beamtete und der junge Mann in der Fülle und Kraft des Lebens, das sind lauter Traumbilder. Wie sie aber vorübergehen, das fasst Lukas in das eine Wörtlein „nun“ zusammen. Als er nun in der Hölle und in der Qual war. Das „Nun“ zeugt davon, dass es im Nu geschieht. Und dort ist Alles anders. Das einst so helle Bild ist dunkel geworden, die schöne Wasserfarbe ist im Wetter und Gericht Gottes abgefallen. Das dunkle Bild ist hell geworden. Dem reichen Manne sagt sein Vater Abraham: „Du hast dein Gutes empfangen in deinem Leben, nun aber wirst du gepeinigt.“ Vom Lazarus sagt er: „Er hat Böses empfangen, nun wird er getröstet.“ Jener ist am Orte der Qual, dieser am Orte des Trostes. Und das Alles ist fest und unwandelbar, liebe Christen. Das Bild hat Gott gemalt mit ewigen unauslöschlichen Farben. Die zu Gnaden angenommen sind, können nie mehr aus dieser Gnade und Seligkeit herausfallen. Die verstoßen sind, werden nie mehr zu Gnaden angenommen. Ihnen wird kein Evangelium mehr gepredigt. Auch können beide Teile nicht mehr zu einander. Es ist zwischen ihnen eine tiefe Kluft befestigt; nicht eine aus Felsen und Schluchten gebaute Kluft, sondern die Kluft der tiefsten innern Scheidung. Den Einen ist Gott Alles in Allem, den Andern ist er nur ein Richter und Herr. Der Weizen ist vom Unkraute, das Gold von den Schlacken geschieden. Die Gottlosen können die Kinder Gottes nicht mehr plagen und quälen, die Gottseligen können die Verlornen nicht herumbringen, trösten und erquicken. Da ist von keiner Fürbitte für sie mehr die Rede, es ist kein Übergangszustand, es ist kein Fegefeuer; Gott hat gesprochen, und damit ist jedes Menschen Geschichte in Ewigkeit abgeschlossen. Die Erde, und nur die Erde ist die Laufbahn nach dem ewigen Kleinod gewesen. Aber den Verlornen, den reichen Mann, der seine Krone für ein nichtig Freudenleben vertauscht hatte, quält nicht allein die eigene Not. Es ist noch ein Stück von seiner saft- und kraftlosen Gutmütigkeit in seine Qual mit hineingegangen, und auch diese wird ihm zur Qual. Er hat fünf Brüder auf der Erde zurückgelassen. Er ist vielleicht der Älteste von allen gewesen und hat Vaterstelle an ihnen vertreten sollen. Nun geht ihm alles an ihnen Versäumte in der Seele auf. Es drückt ihn, dass er sie mit in seinen Sündenwandel hineingezogen hat. Er fürchtet, dass sie auch kommen an diesen Ort der Qual und durch ihr Elend und ihren Vorwurf seine Marter noch vermehren. Da bittet er, Abraham möge den Lazarus in seines Vaters Haus senden. Als ein Auferstandener sollte er den Brüdern erscheinen und sie verwarnen. Aber der alte Erzvater kennt kein Schwanken mehr. Wie die Erde die einzige Laufbahn ist um das ewige Heil, so sind auch die von Gott geordneten Gnadenmittel die einzigen Mittel zu diesem Heil. Er antwortet: „Sie haben Mosen und die Propheten; lass sie dieselbigen hören. Glauben sie Mosi und den Propheten nicht, so würden sie auch nicht glauben, ob Jemand von den Toten auferstünde“. Und wenn uns einst Alles, was wir an Kindern, Geschwistern, Freunden und an der Gemeinde versäumt haben, ins Gewissen kommt; wenn wir uns anklagen, dass wir Diesen oder Jenen in Unglauben und Sünde und Schande hineingelockt haben: was dann? Es ist dann abgeschlossen, wir können auch Nichts wieder gut machen. Gott sagt uns: „Sie haben Mosen und die Propheten, sie haben Christum und das Evangelium; lass sie dieselbigen hören.“ Sieh, das ist das letzte Bild, das steht fest in Ewigkeit, an dem ändert feine Hand wieder. Aber noch steht es nicht. Noch kann der Arme, der vor des Reichen Tür liegt, abfallen, und die Engel Gottes verlassen ihn schon im Leben und kennen ihn nicht im Tode. O stehe fest, halte fest, du Armer, der du den Herrn lieb gewonnen hast, und dem er mitten in der Armut sein Schatz ist! - Noch kann der Reiche, der bisher nur sich und seiner Lust gelebt hat, umkehren. Er kann dem Herrn sein Haus auftun und ihn anrufen: „Komm herein, du Gesegneter Gottes, ich will dir dienen mit Allem, was ich bin und habe.“ Siehe, dann wird das erste Bild anders, und an dem ersten hangt das zweite, und an dem zweiten das dritte. +
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-Herr Jesu, hilf, dass du bei Jedem von uns, ob wir reich oder arm sind, im ersten in der Mitte stehst, im Tode unser Leben bist, und wir dich dann als die Getrösteten und Erquickten in Ewigkeit umgeben. Ja, Herr, hilf. Amen. +
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-{{tag>Luk_16}}+