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Hebräer, Kapitel 9

Hebräer, Kapitel 9

9:1 Es hatte zwar auch das erste seine Rechte des Gottesdienstes und das äußerliche Heiligtum.

9:2 Denn es war da aufgerichtet das Vorderteil der Hütte, darin der Leuchter war und der Tisch und die Schaubrote; und dies hieß das Heilige.

9:3 Hinter dem andern Vorhang aber war die Hütte, die da heißt das Allerheiligste;

9:4 die hatte das goldene Räuchfaß und die Lade des Testaments allenthalben mit Gold überzogen, in welcher war der goldene Krug mit dem Himmelsbrot und die Rute Aarons, die gegrünt hatte, und die Tafeln des Testaments;

9:5 obendarüber aber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten den Gnadenstuhl; von welchen Dingen jetzt nicht zu sagen ist insonderheit.

9:6 Da nun solches also zugerichtet war, gingen die Priester allezeit in die vordere Hütte und richteten aus den Gottesdienst.

9:7 In die andere aber ging nur einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, das er opferte für seine und des Volkes Versehen.

9:8 Damit deutete der heilige Geist, daß noch nicht offenbart wäre der Weg zum Heiligen, solange die vordere Hütte stünde,

9:9 welche ist ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit, nach welchem Gaben und Opfer geopfert werden, die nicht können vollkommen machen nach dem Gewissen den, der da Gottesdienst tut

9:10 allein mit Speise und Trank und mancherlei Taufen und äußerlicher Heiligkeit, die bis auf die Zeit der Besserung sind aufgelegt.

9:11 Christus aber ist gekommen, daß er sei ein Hoherpriester der zukünftigen Güter, und ist durch eine größere und vollkommenere Hütte, die nicht mit der Hand gemacht, das ist, die nicht von dieser Schöpfung ist,

9:12 auch nicht der Böcke oder Kälber Blut, sondern sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erfunden.
Gott hat durch Mosen verordnet, daß am zehnten Tag des siebenten Monats, an welchem, wie es wahrscheinlich ist, Adam im Paradies gesündiget hat, das ganze Volk Israel durch ein Opfer versühnt werden sollte. Zu diesem Ende mußte der Hohepriester erstlich einen Farren zum Sündopfer schlachten, und mit dessen Blut in das Allerheiligste hinein gehen, um sich und sein Haus zu versühnen. Hernach mußte er einen Bock zum Sündopfer schlachten, und gleichfalls mit dessen Blut in das Allerheiligste gehen, um die ganze Gemeinde Israel zu versühnen. Beidemal mußte er von dem Blut nehmen, und mit seinem Finger siebenmal gegen den Gnadensuhl oder gegen den Deckel der Bundeslade sprengen, auf welchem der HErr in einer Wolke erschien. Dieses Alles, und was noch mehr dabei zu thun war, geschahe an diesem Tag sehr feierlich und pünktlich, und das ganze Volk Israel mußte denselben Tag als einen Buß- und Fasttag feiern, und durfte keine Arbeit daran thun, s. 3 Mos. 16. und K. 23,26-32. Nun lehrt uns der Brief an die Hebräer, daß Christus der wahre Hohepriester sei, dessen Priesterthum ewiglich bleibe. Weil Er aber heilig, unschuldig und unbefleckt war, so hatte Er nicht nöthig, für Seine eigenen Sünden Opfer zu thun: hingegen opferte Er Sich selbst für die Sünden der Menschen, und wurde die Versühnung für unsere und der ganzen Welt Sünde. Gleichwie aber die Thiere, die man zur Zeit des Alten Testaments opferte, außen vor dem Heiligthum geschlachtet wurden: also starb Christus und vergoß Sein Blut nicht im Himmel, sondern auf Erden. Gleichwie ferner der Hohepriester am Versühnungs-Tag mit dem Blut der geopferten Thiere in das Allerheiligste gehen, und es Gott, der Seine Gegenwart daselbst offenbarte, darbringen mußte: also ging auch Christus durch Sein eigen Blut einmal in das himmlische Heiligthum ein, um zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns. Es gibt ein himmlisches Heiligthum, eine Hütte Gottes, ein Haus oder einen Tempel Gottes im Himmel, wie die heilige Schrift, und insonderheit der Brief an die Hebräer und die Offenbarung Johannis mehrmalen bezeugen. Dieses Heiligthum ist nicht mit Menschenhänden gemacht: sondern Gott hat es unmittelbar aufgerichtet, s. Hebr. 8,2. 9,24. Da ist Christus Pfleger, das ist, da verwaltet Christus Sein Priesterthum, Hebr. 8,2. und sitzet zugleich zu der Rechten auf dem Stuhl der Majestät im Himmel, Hebr. 8,1. Da dienen auch Gott diejenigen Tag und Nacht, die durch Christum selig gemacht sind, und indem sie dieses thun, sind sie zugleich vor dem Stuhl Gottes, Offenb. 7,15. In dieses Heiligthum ist Christus einmal bei Seiner Himmelfahrt eingegangen. Damals wurde völlig erfüllet, was Jer. 30,21. geweissagt war: ihr Fürst soll aus den Israeliten herkommen, und ihr Herrscher von ihnen ausgehen, und er soll zu mir nahen, denn wer ist der, so mit willigem Herzen zu mir nahet? Damals hat Christus eine ewige Erlösung gefunden, Hebr. 9,12., weil der Vater an Ihm und an Seinem vergossenen Blut ein Wohlgefallen und eine Genüge hatte, folglich die Erlösung der Menschen für gültig erkannt wurde. Er durfte auch diesen Eingang in das Heiligthum nicht wiederholen, Er ging nur einmal in dasselbe, weil Er mit Seinem eigenen blutigen Opfer Alle, die geheiliget werden, vollendet, das ist, vollkommen versühnt und erlöset hatte. Niemand kann begreifen, was bei diesem Eingang zwischen dem Vater und Sohn vorgegangen sei: aber glauben sollen wir’s durch die Kraft des Heiligen Geistes, daß unserer dabei gedacht, und unsere Erlösung bestätigt worden sei.(Magnus Friedrich Roos)

9:13 Denn so der Ochsen und der Böcke Blut und die Asche von der Kuh, gesprengt, heiligt die Unreinen zu der leiblichen Reinigkeit,

9:14 wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst ohne allen Fehl durch den ewigen Geist Gott geopfert hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!
Zur Zeit des Alten Testaments wurden die Priester, die gewesenen Aussätzigen, ja der ganze Haufe der Israeliten (2 Mos. 24) mit Opferblut besprengt, um sie zu weihen, die Kraft des Opfers ihnen zuzueignen, und sie zu entsündigen. Auch wurde die Stiftshütte und alles Geräthe des Gottesdienstes (ob es schon keine innerliche Unreinigkeit an sich hatte) mit Blut besprengt, damit es einen neuen Werth bekommen, und würdig werde, zum Dienst des heiligen Gottes gebraucht zu werden. Und so wurde fast Alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen geschah keine Vergebung, Hebr. 9,21.22. Das Besprengen mit Blut hat also diese Absicht, daß die besprengten Sachen zum Dienst Gottes geweihet, und, wenn es Menschen widerfuhr, ihnen die Sünden vergeben wurden. Im Neuen Testament gibt es eine Besprengung der Herzen (Hebr. 10,22.) mit dem Blut Christi (1 Petr. 1,2.), welche man erfährt, wenn man sich der Heiligung des Geistes unterwirft, welche den Glauben an Jesum hervorbringt. Gleichwie durch diese Heiligung der Sinn geändert wird: also wird durch das Blut Christi das Gewissen von den todten Werken gereinigt, da dann zugleich der Gehorsam gegen Gott, oder die Willigkeit, dem lebendigen Gott zu dienen, entsteht.
Diese Reinigung geschieht durch das Blut Jesu Christi, der Sich selbe ohne allen Wandel oder Fehl durch den Heiligen Geist Gott geopfert hat. Das Blut Jesu Christi reinigt das Gewissen, indem es Vergebung und Ruhe, Gerechtigkeit und Friede mit Gott darein bringt. Weil es das Blut Dessen ist, der Sich selbst ohne allen Wandel Gott geopfert hat: so wird demjenigen, dessen Gewissen dadurch gereinigt wird, die Kraft und Frucht dieses Gott wohlgefälligen Opfers zugeeignet. Er wird entsündigt und empfängt die Versühnung, die Christus durch Sein Opfer zuwege gebracht hat. Und weil Jesus Christus Sich durch den Heiligen Geist Gott geopfert hat, und Seine ganze menschliche Natur, da Er Sich selbst opferte, mit dem Heiligen Geist gesalbt war, so reinigt auch jetzt Sein Blut das Gewissen nicht ohne den Heiligen Geist; welcher als der Geist der Kindschaft die Furcht aus dem Gewissen durch Sein Zeugniß wegnimmt, und Abba Vater rufen lehrt. Aus dieser Reinigung des Gewissens entsteht allein die Tüchtigkeit, dem lebendigen Gott zu dienen. Denn wie sollte derjenige dem lebendigen Gott dienen können, dessen Gewissen durch todte Werke verunreiniget ist, der sich also als verurtheilt fühlet, sich vor Gott, wie Adam nach seinem Fall, zu verbergen wünschet, und eine Scheidewand zwischen Gott und sich empfindet? Wenn aber das Gewissen gereinigt ist: so darf der Mensch zu Gott nahen, bekommt eine Zuversicht zu Ihm, und wird willig, Ihm als einem lieben HErrn und Vater, dessen Huld er empfindet, zu dienen. Auch macht die Reinigung des Gewissens durch das Blut Jesu Christi dem beständigen Einfluß und Zufluß des göttlichen Lichts und der göttlichen Kraft Raum, es wird dadurch eine bleibende Gemeinschaft mit Gott dem Vater und Seinem Sohn Jesu Christo angerichtet, das Evangelium und das glaubige Herz schicken sich zusammen, und so wird ein williger und beständiger Dienst, den der Mensch dem lebendigen Gott leistet, und dessen ihn bei gutem Verstand nie reuen kann, angerichtet. Gelobt sei Gott, der uns die Rechte des Neuen Testaments genießen läßt, welches nicht mehr Schatten zukünftige rgüt4er, sondern das Wesen der Güter selbst hat! (Hebr. 10,1.) Wir werden also nicht mehr mit dem Blut der Ochsen und der Kälber, und auch nicht mit der Asche von der rothen Kuh, welche die Stelle des Blutes vertrat, besprengt, um zu der leiblichen Erscheinung in der Stiftshütte tüchtig zu werden. Das Blut des Sohnes Gottes hat eine viel größere Kraft.(Magnus Friedrich Roos)

9:15 Und darum ist er auch ein Mittler des neuen Testaments, auf daß durch den Tod, so geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen, die unter dem ersten Testament waren, die, so berufen sind, das verheißene ewige Erbe empfangen.
Wenn in der heiligen Schrift von einem göttlichen Testament oder Bund die Rede ist, so werden Verheißungen gemeint, welche eine feierliche Bestätigung erlangt haben. Die Verheißung, daß keine Sündfluth mehr entstehen sollte, war ein Bund, weil sie durch den Regenbogen bestätigt wurde; die Verheißungen, welche Gott dem Abraham gegeben hatte, hießen nicht bälder ein Bund, als damals, da sie durch das Zeichen der Beschneidung bestätigt wurden. Die Verheißung, daß Gott Israels Gott sein wollte, wurde ein Bund, da Mose das Volk mit Opferblut besprengte, da der Sabbath mit einer größern Pünktlichkeit als vorher befohlen, und das ganze Gesetz, welches Israel als das Volk Gottes von den Heiden unterschied, demselben aufgelegt wurde. Bei allen diesen Fällen wurden die göttlichen Verheißungen nur durch Zeichen bestätigt, die an sich selbst kraftlos und nicht selber die Ursachen waren, um derenwillen Gott die Verheißung erfüllte. Diejenigen, mit denen Gott den Bund machte, waren schuldig, die Verheißung zu glauben, und das Bestätigungszeichen für ein solches zu halten, oder auch, wenn die menschliche Wirksamkeit dabei nöthig war, dasjenige mit redlicher Ehrfurcht und Liebe zu thun, was Gott befohlen hatte. Der Bund, den Gott mit Israel bei seinem Auszug aus Egypten machte, wird der alte Bund oder das Alte Testament genannt, Jer. 31,32. Hebr. 8,9.13. Dieser Bund enthielt die allergrößte Verheißung, daß Gott Israels Gott sein wolle, war aber mit vielen beschwerlichen Bestätigungszeichen verknüpft und faßte die wirkliche Erscheinung des Messias und der Mittheilung des Geistes der Kindschaft nicht in sich, sondern zeigte beides nur in der Ferne. Die Israeliten blieben nicht in diesem Bund, weil sie die Verheißungen nicht glaubten, und die Gebote Gottes freventlich übertraten. Von Christo und durch Christum wurde ein Neuer Bund gemacht, Jer. 31,31., das ist, alle göttlichen Verheißungen (welche nun von gegenwärtigen Gütern handelten) bekamen eine neue Bestätigung, und zwar durch Seinen Tod, und weil sie durch Seinen Tod bestätigt wurden, so bekamen sie mehr die Form eines Testamentes als eines Bundes. Auch dieses veredelte dieses Neue Testament, daß der Tod Jesu es nicht nur als ein Zeichen bestätigte, sondern daß dieser Tod die eigentliche verdienstliche Ursache war, um derenwillen Gott Seine Verheißungen erfüllte. Christus war hiebei der Mittler, weil Er es mit Gott in Seinem Leiden und Tod zu thun hatte, und den Menschen die Gnade verkündigte und durch Seinen Tod erwarb. Weil unter dem ersten Testament oder Bund die Uebertretungen den Glaubigen zwar vergeben, aber durch keine gültige Versühnung getilgt waren, so starb Er auch noch zur Erlösung von denselben. Und weil die Verheißungen durch Seinen Tod die Form eines Testamentes bekamen, so konnte man recht eigentlich auch von einem Erbe sagen, und zwar von einem ewigen Erbe. Diejenigen, welche von Anbeginn der Welt an berufen sind, und den Beruf angenommen haben, sollen vermöge des Neuen Testamentes das verheißene ewige Erbe empfahen. HErr Jesu, laß auch uns dieses Erbe empfahen! (Magnus Friedrich Roos)


Auch dieses gehört zu der Herrlichkeit des Mittleramts Jesu, daß Er ein Mittler des Neuen Testaments heißt, von welchem Hebr. 8,6. gesagt wird, daß es besser sei als das Alte, und daß es auf bessern Verheißungen stehe. Das Alte Testament ist dasjenige, das Gott mit den Vätern der Israeliten machte, da Er ihre Hand ergriff, sie auszuführen aus Aegyptenland. Damals redete Gott nicht unmittelbar mit den Menschen, sondern gab das Gesetz durch der Engel Geschäfte, wie Stephanus Ap. Gesch. 7,53. sagte, weßwegen es auch Hebr. 2,2 ein Wort genannt wird, das durch die Engel geredet worden, wiewohl es doch so lautete, daß Gott selber der Redende war. Moses war hiebei der Mittler zwischen den Engeln und zwischen Israel. Das Neue Testament aber ist al eine in Worten zugesagte Seligkeit durch den HErrn selber gepredigt worden, Hebr. 2,3., folglich hat Sich Gott bei demselben näher, ja unmittelbar mit den Menschen eingelassen, und schon bei der Verkündigung eine größere Leutseligkeit bewiesen, als bei dem Alten Testament. Bei dem Alten Testament war die Verheißung des ewigen Lebens mit vielen und schweren Satzungen verbunden: bei diesem sind neben den Geboten, welche die wesentliche Gerechtigkeit und Heiligkeit nothwendig macht, nur zwei Sakramente als leichte Satzungen, die noch dazu kräftige Gnadenmittel sind. Bei dem Alten Testament gab es viele Vorbilder, welche vor den zukünftigen Gütern hergingen, wie der Schatten vor dem Körper hergeht, wenn man die Sonne auf dem Rücken hat: bei dem Neuen ist das Wesen der Güter selber, ohne solche unkräftige Schatten. Dort waren die Glaubigen wie unmündige Kinder, die man den Hofmeistern und Haushaltern übergibt, und wurden auf diese Weise wie Knechte behandelt, und von einem knechtischen Geist regiert. durch das Neue Testament aber empfangen die Glaubigen einen kindlichen Geist, durch welchen sie Abba, Vater! rufen, und ihr Kindesrecht mit Freimüthigkeit gegen Gott brauchen dürfen, Gal. 4,1.2.6. Röm. 8,15. Unter dem Alten Testament war die Welt ein finsterer Ort, in dem die Kerze des prophetischen Wortes schien, unter dem Neuen aber bricht der Tag an, wo das Evangelium geglaubt wird, und der Morgenstern geht in den Herzen auf, 2 Petr. 1,19. Und wer will alles Neue erzählen, welches Christus durch das Neue Testament im Himmel und auf Erden angerichtet hat. Gott hat dasselbe als etwas, das besser als das Alte war, für uns zuvor versehen, auf daß jene, die als Glaubige unter dem Alten gestanden waren, nicht ohne uns vollendet würden, Hebr. 11,40. Christus ist aber nicht nur als ein Prophet der Mittler des Neuen Testaments geworden, wie Moses, sondern hat es auch durch Seinen Tod bestätigt oder in der Absicht auf uns gültig gemacht. Weil aber demselben die Uebertretungen aller Menschen entgegen standen, so hat Er davon erlöset, oder ein Lösegeld, das gütig war, dafür bezahlt. Nun kann und will Er selbst den Berufenen das Reich bescheiden, nun dürfen sie es als das verheißene Erbe wirklich empfahen. (Magnus Friedrich Roos)

9:16 Denn wo ein Testament ist, da muß der Tod geschehen des, der das Testament machte.

9:17 Denn ein Testament wird fest durch den Tod; es hat noch nicht Kraft, wenn der noch lebt, der es gemacht hat.

9:18 Daher auch das erste nicht ohne Blut gestiftet ward.

9:19 Denn als Mose ausgeredet hatte von allen Geboten nach dem Gesetz zu allem Volk, nahm er Kälber-und Bocksblut mit Wasser und Scharlachwolle und Isop und besprengte das Buch und alles Volk

9:20 und sprach: „Das ist das Blut des Testaments, das Gott euch geboten hat.“
Es wohnt eine besondere Kraft schon in dem bloßen Namen des Bluts, und sein Anblick ergreift uns immer. Ein mitleidiges Herz kann nicht einmal einen Sperling bluten sehen, und wenn es nicht daran gewöhnt ist, wendet es sich mit Schrecken ab, wenn ein Tier geschlachtet wird. Das Blut der Menschen aber ist etwas besonders Geheiligtes: es ist Mord, wenn im Zorn Blut vergossen wird; es ist ein entsetzliches Unrecht, wenn es im Kriege vergeudet wird. Beruht dieser furchtbare Ernst darauf, dass im Blut das Leben ist, und sein Vergießen zum Zeichen des Todes wird? Wir glauben, ja. Wenn wir uns aufmachen, das Blut des Sohnes Gottes zu betrachten, so wird unsre ehrfurchtsvolle Scheu noch vermehrt, und wir erzittern, wenn wir an die Sündenschuld und an die furchtbaren Strafgerichte denken, die der Sündenträger auf sich genommen und erduldet hat.
Das Blut ist allezeit kostbar, aber es ist unnennbar köstlich, wenn es aus der Seite Immanuels strömt. Das Blut Jesu besiegelt den Gnadenbund und macht ihn für alle Zeiten unantastbar. Bündnisse wurden vor alters durch Opfer geheiligt, und der ewige Bund wurde auf gleiche Weise bestätigt. Ach, welche Wonne, dass wir auf dem sichern Grunde göttlicher Zusagen errettet werden, die nie können gebrochen werden! Seligkeit auf Grund der Werke ist ein zerbrechliches und schadhaftes Fahrzeug, dessen Schiffbruch unvermeidlich ist; aber die Bundesarche fürchtet keine Stürme, denn sie ist durchs Blut vor aller Gefahr gesichert. Das Blut Jesu verleiht seinem Testament Rechtsgültigkeit. Ein Testament hat keine Gültigkeit, bis der Tod ihm Rechtskraft verleiht. Darum ist des Kriegsknechts Speer eine köstliche Glaubensstütze, weil er beweist, dass unser Herr Jesus wirklich tot war. Es ist hierüber gar kein Zweifel möglich, und wir dürfen fest auf das Vermächtnis zählen, das Er den Seinen hinterlassen hat. Selig, wer seinen Anspruch an die himmlischen Heilsgüter in seinem sterbenden Heilande fest und gewiss macht! Aber redet dieses Blut nichts zu uns? Will es nicht, dass wir Ihm uns heiligen, die Er erlöset hat? Fordert es uns nicht auf zur Erneuerung unsres Lebens, zur völligen Heiligung für unsern Herrn? Ach, dass wir doch die Macht des Blutes erkenneten, und sie an uns heute abend wirksam fühlten! (Charles Haddon Spurgeon)

9:21 Und die Hütte und alles Geräte des Gottesdienstes besprengte er gleicherweise mit Blut.

9:22 Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz; und ohne Blut vergießen geschieht keine Vergebung.
Das ist die Stimme der unwandelbaren Wahrheit. Unter der alttestamentlichen Zucht wurden die Sünden niemals, auch nicht einmal vorbildlich, gesühnt ohne Blutvergießen. Und das steht fest: es gibt keine Sündenvergebung ohne Versöhnung. Darum ist‘s klar, dass mir außer Christo keine Hoffnung bleibt; denn es gibt kein andres Blutvergießen, das würdig wäre, eine Versöhnung zu heißen für unsre Sünden. Glaube ich nun an Ihn? Ist mein Herz mit dem Blut seines Sühnopfers besprengt? Alle Menschen sind darin einander ebenbürtig, dass sie Ihn nötig haben. Und seien wir auch noch so großherzig, sittlich rein, liebenswürdig oder aufopfernd, so erleidet darum die Regel keine Ausnahme um unsertwillen. Die Sünde weicht keiner geringeren Macht, als der Macht des Blutes Jesu, welchen Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl. Welch eine große Gnade, dass dieser eine Weg der Vergebung uns offen steht! Sollen wir einen andern suchen?
Leute, die sich mit einem äußerlichen Christentum begnügen, begreifen unsre Freude darüber nicht, dass alle unsre Sünden uns vergeben werden um Christi willen. Ihre Werke und Gebete und Gottesdienste gewähren ihnen doch so wenig Trost, und es kann ihnen auch nicht wohl zu Mute sein, weil sie das eine große Heil versäumen und eine Vergebung suchen ohne Blut. Meine Seele, halte stille und betrachte, dass Gottes Gerechtigkeit nicht anders kann, als die Sünde strafen; siehe, wie diese Strafe ganz auf unsern Herrn Jesum gelegt ist, und falle nieder in demütiger Freude und küsse die teuren Füße Dessen, der mit seinem Blut dir Versöhnung erworben hat. Umsonst sucht der, dem das Gewissen erwacht, eine Zuflucht und einen Trost in Gefühlen und Vernunftschlüssen: das haben wir uns in dem Ägypten unsrer Gesetzesknechtschaft angewöhnt. Die einzige Linderung für ein schuldbeladenes Gewissen ist der Anblick Jesu, der am Kreuze leidet. „Im Blut ist das Leben,“ spricht das levitische Gesetz, und halten wir fest an der Gewissheit, dass es das Leben des Glaubens und der Freude und jeder andern heiligen Gnade ist. (Charles Haddon Spurgeon)

9:23 So mußten nun der himmlischen Dinge Vorbilder mit solchem gereinigt werden; aber sie selbst, die himmlischen, müssen bessere Opfer haben, denn jene waren.

9:24 Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, so mit Händen gemacht ist (welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen), sondern in den Himmel selbst, nun zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns;

9:25 auch nicht, daß er sich oftmals opfere, gleichwie der Hohepriester geht alle Jahre in das Heilige mit fremden Blut;

9:26 sonst hätte er oft müssen leiden von Anfang der Welt her. Nun aber, am Ende der Welt, ist er einmal erschienen, durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben.

9:27 Und wie den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht:
Einmal stirbt ein jeder Mensch, und diejenigen, welche zu dem irdischen Leben erweckt worden, folglich zweimal gestorben sind, machen eine sehr kleine Ausnahme bei dieser allgemeinen Regel. Einmal stirbt ein jeder Mensch, wenn es also bei diesem einigen Sterben unglücklich ablauft, so ist der Schaden nicht mehr zu ersetzen. man macht von vielen Dingen die Probe mehr als einmal, da man dann bei der folgenden Probe verbessern kann, was man bei der vorhergegangenen verderbt hatte: allein die Sterbensprobe macht man nur einmal; wiewohl doch Gott so treu ist, daß Er den Menschen, ehe er wirklich stirbt, gemeiniglich einmal oder etlichemal durch Krankheiten nahe zum Tod hinführet; damit er einigermaßen inne werde, was das Sterben sei; und sich in der noch übrigen zeit durch eine bußfertige Vorbereitung dazu gefaßt mache. Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und Christus ist einmal geopfert, wegzunehmen Vieler Sünden. Diese einige Aufopferung Christi soll also auf unser einiges Sterben einen Einfluß haben, und dasselbe segnen, und zu einem Gewinn für uns machen. Dieses geschieht aber, wenn uns um des Opfers Christi willen, an den wir glauben, alle Sünden vergeben werden. Es sei doch ein jeder sterbliche Mensch darauf bedacht, daß er bei Leibesleben der Vergebung seiner Sünden durch den Tod Jesu theilhaftig werde! Christus hat die Sünden der ganzen Welt durch Sein Opfer in so fern weggenommen, daß Er für Alle genug gethan hat: nun müssen aber auch bei einem jeden seine Sünden durch die gnädige Vergebung derselben weggenommen sein. Wir sind Gott versühnet durch den Tod Seines Sohnes: nun muß auch ein Jeder diese Versühnung für seine Person empfangen. man fürchte keinen Schmerz, keine Bangigkeit, kein Röcheln bei dem Sterben: dieses Alles ist eine kurze und leichte Trübsal. Man fürchte nur die Sünde, welche allein das Sterben zum größten Unglück machen kann, und es lege sich Niemand auf’s Todtenbett hin, es sei denn, daß er die Erlösung durch das Blut Jesu habe, nämlich die Vergebung der Sünden.
Nach dem Sterben ist dem Menschen das Gericht gesetzt, nämlich das Gericht am jüngsten Tage, auf welches alle abgeschriebenen Seelen mit Freude oder Furcht warten. Wenn aber nun die Sünden dem Sterbenden vergeben gewesen, und das Sterben durch die Gnade Jesu Christi wohl gelungen ist: so hat es mit dem Gericht keine Gefahr mehr, Christus wird alsdann denjenigen, die mit Verlangen und Freuden auf Ihn warten, zur Seligkeit erscheinen, und zwar ohne Sünde: nämlich ohne daß Er eine fremde Sünde auf Sich liegen hätte, die noch nicht gebüßt und bezahlt wäre. Eben dieses wird aber auch beweisen, daß Seine Aufopferung am Kreuz vollgültig gewesen sei, und diejenigen, welche durch den Glauben den Segen und die Frucht derselben empfangen haben, ohne Weiteres von aller Schuld und Strafe frei seien, oder, wie Christus sagt, nicht in’s Gericht kommen.
So lasse mich denn der ewige Hohepriester Jesus Christus den Segen von Seinem Versühnopfer in meinem Sterben genießen. Er vergebe mir alle meine Sünden, und lasse mich in Seiner Gnade und in Seinem Frieden dahin fahren, so wird der Tag Seiner herrlichen Erscheinung mein fröhlichster Tag sein, und mich in den völligen Genuß alles Guten, das Er mir erworben und bereitet hat, setzen. (Magnus Friedrich Roos)

9:28 also ist auch Christus einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden; zum andernmal wird er ohne Sünde erscheinen denen, die auf ihn warten, zur Seligkeit.
Welch eine Erhabenheit des neuen Testaments über das alte! Dort sündhafte Priester, die für sich selbst opfern müssen, um entsündigt zu werden: hier ein Hoherpriester, heilig und unbefleckt und von den Sündern abgesondert, der nicht nöthig hat für seine eigne Sünde Opfer zu thun. Dort Priester, die ihr thierisches Opfer täglich Jahr aus Jahr ein wiederholen mußten: hier ein Hoherpriester, der mit dem einen Opfer seines heiligen Leibes eine ewig gültige Erlösung stiftet. Dort Priester, die vorbildlich in das irdische Allerheiligste des Tempels zu Jerusalem mit dem Blute des Opferthiers am Versöhnungstage hineingehen, um damit den Sühndeckel der Bundeslade zu besprengen und um Vergebung für die eigne und des Volkes Sünde zu bitten: hier ein Hoherpriester, der, nachdem Er für unsere Sünden ein für allemal gestorben war, mit diesem die Sünde wahrhaftig tilgenden Blute als unser Mittler in den Himmel eingegangen und zur Rechten Gottes erhöht ist, um uns da ewig mit seinem Verdienst zu vertreten. Dort menschliche Priester, die nur eine sinnbildliche Sühne vollzogen, und nur eine äußerliche, levitische Heiligkeit beim Volke bewirkten: hier ein Hoherpriester, der, weil Er der Sohn Gottes ist und sein Opfer ein wahrhaft stellvertretendes, die Sündenvergebung der Menschheit wirklich zu Stande bringt und mächtig wirksam wird zur Heiligung aller seine Gläubigen. Hier ist der Zweck und die Wirkung des Opfers Christi eben so vollkommen, wie das Opfer selbst, und der Sünder, der sich die Vergebung aller seiner Sünden durch das Blut Christi im lebendigen Glauben aneignet und seinem Gewissen eine geleistete Bezahlung der Schuld gegen das Gesetz im Opfer Christi vorlegt, bringt diesen Zeugen und Ankläger in seiner Brust zum Schweigen; das Urtheil desselben wird durch ein höheres Urtheil aufgehoben, es wird still, und der Friede der Seele ist hergestellt. Zugleich aber werden neue Triebe im Gewissen erregt, der Sünde, die Jesu das Leben gekostet und den Tod so bitter gemacht hat, für immer zu entsagen. Wohlan denn, meine Seele, laß auch du dich durch dies theure Blut alle Tage, auch heute, wieder reinigen, daß du dem lebendigen Gott immer lebendiger dienest, und einst deinem Heilande ein ewiges Halleluja singest! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Gleichwie den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, also ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen Vieler Sünden. Das Sterben ist nämlich eine Folge der Sünde, auch wenn es nur den Leib betrifft, wie bei den Glaubigen geschieht; wenn aber der Mensch im Unglauben stirbt, so fängt er eigentlich an, bei seinem Sterben den Sold der Sünden zu empfangen, und sein Schicksal bekommt schon einen Ausschlag zum ewigen Verderben. Gelingt aber dieses einige Sterben, so gibt es einen gesicherten Ausschlag zum ewigen Leben. Wie kann es aber glingen? dadurch, daß Christus einmal geopfert ist, wegzunehmen Vieler Sünden. Die Sünden machen die Menschen bei ihrem Sterben unglücklich; wenn also die Sünden weggenommen sind, so hat es damit keine Gefahr. Es ist ein Gewinn. Es hat wenigstens in Ansehung der Seele keinen Stachel mehr. Wie sind aber die Sünden weggenommen? Sie sind dadurch weggenommen worden, daß Christus einmal am Kreuz geopfert wurde, und dem bußfertigen Sünder wird dieses Wegnehmen durch den Glauben so zugerechent, daß er’s im Sterben zu genießen hat. Aber nach dem Sterben wartet auch ein Gericht auf ihn. Wie wird’s ihm da ergehen, da Vieles in diesem Gericht zu seiner Verdammung offenbar werden könnte? Der Apostel sagt, Christus werde alsdann ohne Sünde erscheinen, nämlich ohne eine fremde Sünde, denn daß Er ohne eine eigene Sünde erscheinen werde, wäre nicht nöthig hier gemeldet zu werden, da Er immer ohne eigene Sünde war. Er war aber auf Erden das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trug, und so lang Er sie trug, war sie noch nicht gebüßt, oder weggenommen. Da Er aber am Kreuz als ein Sündopfer starb, fiel die Last der Sünde von ihm weg, und Er fing ohne eine fremde Sünde an, im Geist zu leben. Am jüngsten Tag wird Er ohne Sünde erscheinen. Man wird’s sehen, daß Er keine Last der Sünde mehr auf Sich liegen habe. Seine Herrlichkeit wird Solches beweisen, und dieses wird den Gerechten, welche wissen, daß der HErr alle ihre Sünde auf Ihn geworfen habe, zur großen Freude gereichen. Er trägt unsere Sünde nicht mehr, werden sie sagen können: sie ist bezahlt, gebüßt, abgethan und weggenommen durch Sein einiges Opfer, auf das wir uns bei Leibesleben durch den Glauben vor Gott berufen haben; unsere Sache ist also im Gericht schon gewonnen. Wir haben auch bei Leibesleben und hernach in dem Zwischenzustand zwischen unserem Sterben und dem Gericht auf Ihn gewartet; nun erscheint Er uns zur Seligkeit, daß Er uns nämlich vollkommen selig mache, unsere Leibe verkläre, und uns Sein Reich als ein Erbe gerichtlich zuspreche und gebe. Das einige Sterben der Glaubigen wird also durch das einige Opfer Christi, welches Er bei Seinem Sterben geopfert hat, zu einem Gewinn, und das einige darauf folgende große und Alles entscheidende Gericht durch Seine Erscheinung ohne Sünde zu einer Vollendung ihrer Seligkeit.(Magnus Friedrich Roos)


Dies ist unsre Hoffnung. Er, der, wie wir gesehen, schon einmal gekommen ist, „wegzunehmen vieler Sünden.“ wird ein zweites Mal den Menschenkindern erscheinen; dies ist an sich schon eine fröhliche Aussicht. Aber diese Erscheinung hat gewisse besondere Kennzeichen, welche sie ungemein herrlich machen.
Unser Herr wird dann der Sünde ein Ende gemacht haben. Er hat sie so von seinem Volke hinweggenommen und so wirksam ihre Strafe getragen, dass Er bei seinem zweiten Kommen nichts mehr mit ihr zu tun haben wird. Er wird kein Sündopfer bringen, denn Er wird die Sünde ganz abgetan haben.
Unser Herr wird alsdann das Heil seines Volkes vollenden. Sie werden endgültig und vollkommen errettet sein und in jeder Hinsicht die Fülle dieses Heils genießen. Er kommt nicht, um das Ergebnis unsrer Übertretungen zu tragen, sondern um das Ergebnis seines Gehorsams zu bringen; nicht um unsre Verdammung hinwegzunehmen, sondern um unsre Seligkeit vollkommen zu machen.
Unser Herr erscheint so nur denen, die auf Ihn warten. Er wird als solcher nicht von den Menschen gesehen werden, deren Augen durch Selbstsucht und Sünde blind geworden sind. Ihnen wird Er ein furchtbarer Richter sein und nichts weiter. Wir müssen erst auf Ihn blicken und dann nach Ihm ausblicken; und in beiden Fällen wird unser Blick Leben sein. (Charles Haddon Spurgeon)

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