Zuletzt angesehen: Galater, Kapitel 3

Galater, Kapitel 3

Galater, Kapitel 3

3:1 O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert, daß ihr der Wahrheit nicht gehorchet, welchen Christus Jesus vor die Augen gemalt war, als wäre er unter euch gekreuzigt?
Paulus sagt 1 Tim. 6,16. von Gott, daß Ihn kein Mensch (nach Seinem eigenen göttlichen Wesen) gesehen habe, noch sehen könne. Weil Gott aber doch von den Menschen erkannt sein wollte, so redete Er nicht nur theils unmittelbar, theils mittelbar mit ihnen, sondern ließ Sich auch von ihnen zuweilen in einer angenommenen Gestalt, die sehr lehrreich war, und einen tiefen Eindruck machen konnte, sehen. Niemals aber hat sich das göttliche Wesen zum Sehen so deutlich und völlig geoffenbart, als da das wesentliche Wort Fleisch geworden war, und unter den Menschen wohnte. Damals konnte man zu den Menschen sagen: siehe, da ist euer Gott; siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Man konnte Seine Herrlichkeit als die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes Gottes sehen. Er war das sichtbare Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Man sah Gnade, welche sich der Sünder erbarmet, und Wahrheit, welche allen Mangel erstattet, aus Ihm herausleuchten, weil Er voller Gnade, das ist voll von Zuneigung zu den Menschen, und voll Wahrheit, das ist voll von der wahrhaftigen Gottheit, die allein gut ist, war. Deßwegen konnte Er zu seinen Jünger sagen: selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet, und weil Er sich auch durch Worte offenbarte: selig sind die Ohren, die da hören, was ihr höret.
Von dieser Zeit an konnten die Apostel den Leuten Jesum vor die Augen malen, und alle Prediger des Evangeliums sollen’s nach ihrem Vorgang zu allen Zeiten thun. Man soll Ihn vor die Augen malen in Seiner menschlichen Gestalt, in Seiner Knechtsgestalt, und in Seiner Leidensgestalt, wie dieselbe von den Evangelisten unter der Leitung des heiligen Geistes nach der Wahrheit beschrieben worden ist. Man soll Ihn als einen göttlichen Lehrer und Wunderthäter, als den höchsten und ewigen König, und als den Hohenpriester, der die Menschen durch Sein Opfer versöhnt hat, beschreiben. Wer nur von dem höchsten Wesen, oder von der unsichtbaren Gottheit predigt, wer nur die Sittenlehre vorträgt, oder wer auch mit einer scheinbaren Weisheit von himmlischen, irdischen, unterirdischen, und vorweltlichen Dingen redet, und das Bild Jesu, wie es vor die Augen gemalt werden kann, wegläßt, erreicht seinen Zweck nicht, und kann keine geistlichen Kinder zeugen. Paulus malte den Galatern, als Er bei ihnen war, Christum so vor, daß es so viel war, als ob Er bei ihnen gekreuzigt worden wäre, und sie ihn also am Kreuz hängen sähen, und sagte ihnen zugleich mit klaren und kräftigen Worten, was Jesus, und was die Ursache und die Absicht Seiner Kreuzigung sei. So soll es ein jeder Prediger des Evangeliums machen. Wenn aber dieses geschieht, so soll dadurch Jesus in uns eine Gestalt gewinnen, wie Paulus Gal. 4,19. sagt, das ist, Seine Gestalt soll uns so eingedrückt werden, daß wir im Geist des Glaubens mit ihm gekreuzigt, gestorben, begraben, und auferweckt seien, folglich auch gesinnt seien, wie Er war, in Sein Bild von einer Klarheit zu der andern verklärt werden, und wandeln, wie Er gewandelt hat. Es geschehe solches auch in mir und den Meinigen immer völliger, und der gekreuzigte Heiland sei uns, so lange wir leben, göttliche Kraft und göttliche Weisheit!(Magnus Friedrich Roos)

3:2 Das will ich allein von euch lernen: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?

3:3 Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr's denn nun im Fleisch vollenden?

3:4 Habt ihr denn so viel umsonst erlitten? Ist's anders umsonst!

3:5 Der euch nun den Geist reicht und tut solche Taten unter euch, tut er's durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?

3:6 Gleichwie Abraham hat Gott geglaubt und es ist ihm gerechnet zur Gerechtigkeit.

3:7 So erkennet ihr ja, daß, die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder.

3:8 Die Schrift aber hat es zuvor gesehen, daß Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht; darum verkündigte sie dem Abraham: „In dir sollen alle Heiden gesegnet werden.“

3:9 Also werden nun, die des Glaubens sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham.

3:10 Denn die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: „Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in alle dem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, daß er's tue.“

3:11 Daß aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn „der Gerechte wird seines Glaubens leben.“1)
Diese Worte, welche Hab. 2,4. stehen, hat Paulus sowohl Röm. 1,17. als auch Gal. 3,11. angeführt und daraus bewiesen, daß die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, aus Glauben in Glauben komme, und daß hingegen Niemand durch das Gesetz gerecht werde. Habakuk redet von dem Glauben in der Beziehung auf eine Weissagung, die zur rechten Zeit werde erfüllt werden, und auf die man, wenn sie auch verziehe, harren müsse. Er versichert auch, daß sie gewiß kommen und nicht verziehen werde. Hierauf sagt er: siehe, wer halsstarrig ist, wird keine Ruhe in seinem Herzen haben; denn der Gerechte lebt seines Glaubens. Halsstarrig sein, oder sich selbst in einen finstern Unmuth gleichsam verschließen, oder, wie Paulus Hebr. 10,38. schreibt, weichen, und sich dem tröstenden Wort Gottes entziehen, ist mit einem Wort der Unglaube, dem in der heiligen Schrift die schädlichsten Wirkungen und Folgen zugeschrieben werden. Bei dem Unglauben ist das Herz nicht aufrichtig, daß Gott ein Wohlgefallen daran haben könnte, wie Paulus Hebr. 10,38. sagt. Hingegen lebt der Gerechte durch den Glauben der Weissagung, wie Habakuk schreibt, oder, wie man jetzt sagen muß, durch den Glauben des Evangelii, welches die erfüllte Weissagung ist. Das Leben, welches der Gerechte durch den Glauben findet, und im Glauben führt, ist ein Leben unter dem Wohlgefallen Gottes, folglich ein Leben, wobei man die Gerechtigkeit hat, die vor Gott gilt, und durch diese Gerechtigkeit Friede mit Gott, und den Anfang des ewigen Lebens. Weil auch die Weissagung, auf die sich der Glaube bezieht, kein Gesetz ist, wie denn überhaupt das Gesetz, wie Paulus Gal. 3,12. sagt, kein Gegenstand des Glaubens, sondern des Thuns ist, und der Mensch, welcher durch dasselbe ein Leben in der Gerechtigkeit erlangen sollte, es durch’s Thun erlangen müßte, so schließt Paulus mit Recht aus den Worten Habakuks, in welchen das Leben aus dem Glauben hergeleitet wird, daß durch das Gesetz Niemand vor Gott gerecht werde. Was ist es aber für eine Weissagung, von welcher Habakuk geredet hat? Welche Weissagung ist so kostbar, so edel, so wichtig, daß der Gerechte, der sie glaubt, leben kann? Der Prophet hatte vorher über den Einfall der Chaldäer in’s jüdische Land und den Untergang des jüdischen Reichs traurige Klagen geführt. Diesen Klagen aber ist diese Weissagung entgegen gesetzt. Konnte aber diese Weissagung nur schlechthin von dem Fall Babels und von der Wiederkehr aus der babylonischen Gefangenschaft handeln? Keineswegs. Die Weissagung von dem Messias war immer der eigentliche Gegenstand des Glaubens aller Gerechten, und wer diese glaubte, lebte unter dem Wohlgefallen Gottes. Warum mußte Babel fallen? Warum durfte Israel von den Chaldäern nicht verschlungen werden? Warum geschahe alles Uebrige zur Zeit des Alten Testaments? Um des Messias willen, der unter Israel und im jüdischen Land auftreten sollte. Nun ist Er erschienen und aufgetreten. Gott hat das Erlösungswerk in der Mitte der Weltjahre lebendig gemacht oder dargestellt, Hab. 3,2. Die Weissagung ist zu einem Evangelio worden. Wer nun an Jesum glaubt, ist ein Gerechter, und lebt durch diesen Glauben unter dem Wohlgefallen Gottes ewiglich. Hallelujah.(Magnus Friedrich Roos)

3:12 Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens; sondern „der Mensch, der es tut, wird dadurch leben.“

3:13 Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns (denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jedermann, der am Holz hängt!“),
Jesus Christus ist der Menschen Erlöser. Er muss uns nicht erst erlösen, Er hat uns schon erlöst; wir stehen vor einer vollendeten Tat! Er hat uns Gott erkauft mit Seinem Blut. Sich selbst gab Er dahin zum Lösegeld für alle. l. Tim. 2, 6. Gelobt sei Er! Setze dich mit Jesus, dem hochgelobten Erlöser, in Verbindung, lass Ihn deinen Erlöser sein; eigne dir zu, was Er aus Gnaden dir anbietet. Wir fragen: Wovon hat uns Jesus erlöst? 1. Vom Teufel und von aller Macht der Finsternis. Wer dies glaubt, hat große Seligkeit. Satan verliert über uns die Macht, wenn wir diese Erlösung glauben und bekennen. 2. Von aller Sünde, also, dass wir keine Gebundenen mehr sind und keiner Sünde mehr dienen müssen. Wer dies glaubt und bekennt, hat großen Frieden im Herrn. 3. Vom Zorne Gottes und vom Fluche des Gesetzes. „Der Vater selbst hat euch lieb“, bezeugt Jesus Seinen Jüngern; und in Seiner Liebe können wir Ihn nun auch lieben, und „die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung“. 4. Vom Gericht und von der Verdammnis, von dem Elende einer unseligen Ewigkeit hat uns Jesus erlöst. Wer dies glaubt und bekennt, der kann jauchzen und fröhlich sein in Gott. 5. Von der Todesfurcht hat uns Jesus erlöst. Das Jenseits ist uns nicht mehr düster; unsere Heimat ist am Throne Gottes; die unaussprechlichen Freuden des himmlischen Vaterhauses winken uns. 6. Er hat uns von dem Todesleibe erlöst. Kein Leib der Qual und der Schmerzen wartet unser; in verklärtem Leibe werden wir den verklärten Christus sehen und Seiner Herrlichkeit teilhaftig sein. (Markus Hauser)


Röm. 5. und 1 Kor. 3,13. hat Paulus unsern Stammvater Adam und Christum mit einander verglichen und gezeigt, wie das Todesurtheil und der Tod selber, welcher durch die Sünde Adams in die Welt gekommen, und zu allen Menschen durchgedrungen ist, durch Christum, welcher den Menschen Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben habe, aufgehoben werde. Weil er aber Röm. 5,20. gesagt hatte, daß zu dem Sündenfall Adams, welcher uns dem Tod unterwerfe, das Gesetz hinzugekommen sei, damit der Verfall der Menschen noch deutlicher erkannt werde, ja weil er Gal. 3,19. bezeugt hatte, das Gesetz sei zu den ältern Verheißungen hinzugethan worden, damit die Sünden als Uebertretungen desselben besser erkannt würden, so war nöthig, daß er auch lehrete, wie Sich Christus und Seine Erlösung gegen das Gesetz verhalten. Bei den Galatern war diese Lehre besonders nöthig, weil diese sich zu dem Gesetz wenden wollten, um durch dasselbe ihre Gerechtigkeit und ewiges Leben zu suchen. Paulus hielt sich hiebei genau an den Buchstaben der heiligen Schrift, und weil dem Adam gedroht worden war, er sollte des Tode sterben, so brauchte Paulus, wenn er Christum ihm entgegenstellte, immer das Wort Leben. Weil aber in dem Gesetz auch der drohende Ausspruch enthalten war: verflucht sei, wer nicht bleibet in Allem dem, das geschrieben stehet im Buch des Gesetzes, daß er darnach thue: so brauchte Paulus, wenn er von Christo im Gegensatz das Gesetz redete, das Wort Segen. Christus, sagte er, ward ein Fluch für uns, auf daß der Segen Abrahams, nämlich der Segen, von dem Gott mit Abraham geredet hatte, über die Heiden käme. Wenn ein Sünder ohne Gnade stirbt, so kann er für sich selbst wegen des Mangels der Gerechtigkeit nicht mehr zum Leben gelangen. Sein Leib und seine Seele bleiben einem Tod, welcher nicht in der Vernichtung, sondern in einem peinlichen Zustand besteht, unterworfen. Und wenn ein Sünder verflucht wird, so kann er keinen Segen mehr von sich selbst erlangen, weil es ihm an der Gerechtigkeit fehlt. Christus aber starb für uns, wegen Seiner Gerechtigkeit aber, die Er als Mittler hatte, wurde Er wieder lebendig, ja eine Lebensquelle für uns. Er wurde ein Fluch für uns; aber wegen Seiner Gerechtigkeit wurde Er nicht nur mit einer ewigen Herrlichkeit gesegnet, sondern auch eine Segensquelle für uns. Gleichwie Paulus Röm. 10,20. von dem Jesaias sagt, er habe kühn geredet, also darf man auch von ihm selbst sagen, er habe kühn geredet, da er gesagt: Christus ward ein Fluch für uns. Der ganze Fluch des Gesetzes wurde nämlich auf Ihn gelegt, weil Er Sich ergeben hatte, vor Gott unsere Stelle zu vertreten. Hiemit hat Er uns aber von dem Fluch des Gesetzes erlöset, daß derselbe uns, wenn wir durch den Glauben an Ihn gerecht worden sind, nicht treffe, sondern das Wort an uns erfüllt werde, das Gott zu Abraham gesagt hatte: durch deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Dieser Segen verhilft zur Gabe des Heiligen Geistes, folglich auch zur Kindschaft Gotte und zur Erbschaft des ewigen Lebens. Dank sei Dir, HErr Jesu, daß Du ein fluch für uns geworden bist: der Segen komme um Deinetwillen auf uns und unsere Kinder! (Magnus Friedrich Roos)

3:14 auf daß der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Christo Jesu und wir also den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben.
Wenn der Vorhang zerriß, so mußte solches geschehen, damit wir den Zugang ins Allerheiligste erhielten; wenn der Leib Christi zerbrochen wurde, so mußte solches geschehen, damit uns der Himmel aufgetan wurde, damit er in unsere Herzen gesenkt werden konnte. O, der ungetrübten Zuversicht! O der unaussprechlichen Wonne! Nun sind wir vollkommen eins mit Christo, nun sehen wir in seinem Lichte das Licht.
Sind nicht alle Freuden dieser Welt einem trägen Wasser gleich, dem es an jeder Frische und Lebenskraft gebricht? Mag auch einmal eine fieberhafte Erregung den toten Frieden dieses trüben Wasserspiegels einen Augenblick lang bewegen, bald wird er wieder in die starre Ruhe zurücksinken, welche nach dem kurzen Sturm nur um so lebloser erscheint.
Wo aber der Heilige Geist wallet, werden alle Lebenskräfte aus der Ewigkeit erweckt und neues göttliches Leben durchströmt die Seele. Du besaßest vielleicht bisher eine blühende Gesundheit, die dir gestattete, auf eine lange Erdenlaufbahn zu rechnen; du gedachtest, dieses köstliche Gut zu deinem Vergnügen und deinem Wohlbefinden, zum Besten deiner Familie und deiner besten Freunde anzuwenden. Aber nun greift der Heilige Geist in dein Leben ein, und durch seine Liebeszüge zwingt er dich, alles, was du an Kräften erübrigen kannst, dem Dienst deines Gottes und dem Wohl der Menschheit zu weihen. Oder du lagest unter dem Banne eines schmerzlichen Leidens, das Tag für Tag die Kraft verzehrte; dein Herz lehnte sich sowohl gegen die andauernde Heimsuchung als gegen die gezwungene Untätigkeit, gegen die Unterbrechung deines bisherigen Lebensganges mit all seinen liebgewordenen Gewohnheiten auf. Und siehe, da naht im stillen der Heilige Geist und erfüllet dein Herz mit der vollkommenen Geduld Christi: Er lehrt dich all deine Schmerzen in Ergebung hinzunehmen, sie in dankbarer Freude als eine Heimsuchung des Herrn erkennen, der dich durch Selbstentäußerung heiligen und in deiner Schwachheit mächtig sein will.
Je mehr ich versuche, mich in die Tiefen der Gedanken meines Heilandes zu versenken, um so unergründlicher und unerforschlicher stehen sie vor meiner Seele! Ja, der Heilige Geist ist eine Lebensquelle, welche allezeit aus Gottes Herzen strömt, er ist die Quelle, die in unser eigenes Herz gelenkt ist und deren Fluten, uns und anderen zur Freude, wieder aus unserer Seele strömen! Wer aber unter uns dürfte sagen, er hätte an sich selbst schon alle diese seligen Erfahrungen erlebt? Wer kennt diese lebendige Quelle als einen im tiefsten Innern seiner Seele strömenden Born, aus dem ewiges Lebenswasser quillt, dessen Genuß vor jedem Dürsten nach anderem bewahrt? Wer kennt ihn, diesen Christus, der durch den Glauben in unsern Herzen wohnt, wer kennt diese Liebe, welche alle Erkenntnis weit übertrifft, und diese ganze Fülle der Gottheit, die sich in ein Menschenherz ergießen kann? Welchem Seelenfeinde ist es denn gelungen, uns solch herrlicher Verheißungen zu berauben, die Fülle dieser Gaben zu beschränken, den Heiligen Geist zu betrüben und zu dämpfen, die Lebensquelle abzulenken oder versiegen zu lassen? O des Unglaubens, o der Torheit, o der tiefen Wunden, die unsrem Herzen und unserer Kirche geschlagen worden sind!
Du aber, o seliges Volk, dem Gott das Reich gegeben hat, glaube nur, und du wirst die Herrlichkeit Gottes schauen.
Im Heiligen Geist haben wir unendliche Hilfsquellen, die sich, je mehr wir alles andere verleugnen lernen, aufs herrlichste erschließen werden. Ja, der Heilige Geist, Gott in uns, will uns durch den Verlust der irdischen Freuden seliger, durch den Verlust der eigenen Kraft stärken, durch das wachsende Bewußtsein unseres Sündenelends stets heiliger machen.
Laßt uns darum bitten in heiliger Fürbitte! (Adolphe Monod)

3:15 Liebe Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden: Verwirft man doch eines Menschen Testament nicht, wenn es bestätigt ist, und tut auch nichts dazu.

3:16 Nun ist ja die Verheißung Abraham und seinem Samen zugesagt. Er spricht nicht: „durch die Samen “, als durch viele, sondern als durch einen: „durch deinen Samen “, welcher ist Christus.

3:17 Ich sage aber davon: Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt ist auf Christum, wird nicht aufgehoben, daß die Verheißung sollte durchs Gesetz aufhören, welches gegeben ist vierhundertdreißig Jahre hernach.

3:18 Denn so das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben; Gott aber hat's Abraham durch Verheißung frei geschenkt.

3:19 Was soll denn das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Same käme, dem die Verheißung geschehen ist, und ist gestellt von den Engeln durch die Hand des Mittlers.

3:20 Ein Mittler aber ist nicht eines Mittler; Gott aber ist einer.

3:21 Wie? Ist denn das Gesetz wider Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Wenn aber ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz.

3:22 Aber die Schrift hat alles beschlossen unter die Sünde, auf daß die Verheißung käme durch den Glauben an Jesum Christum, gegeben denen, die da glauben.

3:23 Ehe denn aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben, der da sollte offenbart werden.

3:24 Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum, daß wir durch den Glauben gerecht würden.

3:25 Nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.

3:26 Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christum Jesum.
Die Gotteskindschaft ist das gemeinschaftliche Vorrecht aller Erlösten, O Kleinglaube, wie oft hast du geklagt: „Wenn ich doch nur auch den Heldenmut eines Mutherz hätte, wenn ich nur auch sein Schwert zu schwingen und seinen Schild zu regieren vermöchte! Aber ach! ich strauchle über jeden Strohhalm, und jeder Schatten schreckt mich.“ Sei ruhig, Kleinglaube. Mutherz ist Gottes Kind, und Gottes Kind bist auch du; und Mutherz ist auch nicht um ein Haar breit mehr Gottes Kind als du. Petrus und Paulus, die hochbevorzugten Apostel, gehörten zur Familie des Höchsten, und du nicht minder; der Schwachgläubige ist so gut ein Kind Gottes wie der Glaubensheld.
„Das ist mein Ruhm und Segen,
Mein seliger Gewinn,
Dass ich kann Glauben hegen,
Ob groß, ob klein ich bin.“
Alle Namen stehen im gleichen Familienregister verzeichnet. Einer kann größere Gnade empfangen haben als ein andrer, aber Gott, unser himmlischer Vater, hat das gleiche liebevolle Herz für alle. Der eine mag größere Taten verrichten, und seinem Vater mehr Ehre einbringen; aber der, dessen Name der geringste ist im Himmelreich, ist so gut Gottes Kind als der, der unter den Gewaltigen des himmlischen Vaters steht. Das tröste uns und richte uns auf und erquicke uns, wenn wir zu Gott nahen und sagen: „Unser Vater.“
Aber obgleich wir das zu unserem Trost erkannt und erfasst haben, so wollen wir dennoch uns nicht begnügen mit einem schwachen Glauben, sondern wir bitten wie der Apostel um Mehrung und Stärkung des Glaubens! Wie schwach auch unser Glaube sei, wenn es nur ein wahrhafter, echter Glaube an Jesum Christum ist, so werden wir zuletzt doch in den Himmel kommen; freilich werden wir dann mit unserem schwachen Glauben unserem Herrn und Meister in unsrer Pilgrimschaft nicht viel Ehre machen, noch werden wir hienieden überschwänglichen Frieden und Freude zu genießen haben. Wenn du aber zur Ehre Christi leben willst, wenn du dich selig und glücklich fühlen willst in seinem Dienst, so trachte danach, dass du je mehr und mehr erfüllet werdest mit dem Geist der Kindschaft, bis dass die völlige Liebe die Furcht austreibt. (Charles Haddon Spurgeon)

3:27 Denn wieviel euer auf Christum getauft sind, die haben Christum angezogen.
Wenn es heißt: „Auf Christum getauft,“ so meint der Apostel damit, wenn man soll Christum dabei angezogen haben, nicht das äußerliche Getauftsein allein, sondern auch das Bewußtsein und die gläubige Empfindung davon, daß man auf Christum getauft sei, wobei dann die innerliche Vergebung der Sünden gewiß ist. Denn das macht's, daß wir Christum angezogen haben. Bei getauften Kindern wirds immer damit völlig, - und das kann schon in frühester Kindheit sein, - daß sie die gläubige Empfindung von dem bekommen, was an ihnen geschehen ist. Sobald ich fühle, ich sei auf Christum getauft, mit allem, was dazu gehört, dann gilt mir's, daß ich Christum und Seine Gerechtigkeit angezogen habe. Denn getauft heißt eigentlich abgewaschen, gereinigt sein, darum los vom bösen Gewissen, besprengt, wie es im Hebräerbriefe heißt, mit reinem Wasser und mit dem Blute des Lammes Gottes, das der Welt Sünde trug. Habe ich aber Christum, also daß Er mich wie ein Kleid überdeckt, so habe ich den ganzen Himmel und alle Gottesherrlichkeit in Hoffnung.
Aber freilich, wie ein Kleid schmückt, so soll auch Christus als ein Kleid dich schmücken. Solches geschieht, wenn Sein Bild, Sein ganzes Wesen, insbesondere Seine Sanftmnt und Demuth, - wie Er sagt (Matth. 11,29): „Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und demütig,“- an dir zu sehen ist. So ist das Wort des Apostels nicht nur ein Trost für uns wider die Anklagen des Gewissens, sondern auch eine ernste Ermunterung, uns zu reinigen und von alle dem frei zu erhalten, was sich mit dem Bilde Christi nicht verträgt. Üben wir uns darinnen durch Wachen und Beten! (Christoph Blumhardt)

3:28 Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu.

3:29 Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.
In diesem Kapitel beweiset Paulus die Wahrheit seiner Verkündigung von der Gerechtigkeit vor Gott allein durch den Glauben sowohl aus der eignen Erfahrung der Galater (V. 1 bis 5.) als aus der heiligen Schrift (V. 6-11.) und aus dem Wesen und Zweck des Gesetzes selber (V. 12-29.). Auch die Heiden, die an Christum glauben, sagt er, sind durch diesen Glauben Abrahams Same und Gottes Kinder geworden, und bedürfen also nicht der Rechtfertigung durch das Gesetz. Ja, die Verheißung auf Christum ist schon da gewesen vor dem Gesetz, und das Gesetz selbst nur ein Zuchtmeister auf Christum hin; und es hört nun der Zwiespalt unter Juden und Heiden auf, ja, was noch mehr sagen will, selbst unter Knechten und Freien, Männern und Weibern; Alle sind von Gott berufen, Alle können durch den Glauben an Christum Gottes Kinder, Abrahams Same und Erben der Verheißung werden. – Heil uns, wenn dazu auch an uns das Gesetz Gottes gesegnet gewesen ist, daß es uns unsere vielen und großen Sünden vor Augen gestellt, uns unser gänzliches Unvermögen, das Gesetz zu halten, und dadurch vor Gott und selig zu werden, nachgewiesen, und uns gezwungen hat, uns nach einem andern Mittel zur Seligkeit umzusehen, und weil wir nicht aus Verdienst unserer Werke bestehen können, uns in die Arme der Gnade geworfen hat und des Verdienstes Jesu Christi! Heil uns, wenn das Gebet in uns kräftig wird: Schau auf meinen großen Jammer, stille des Gesetzes Dräun, denn dies Wort ist wie ein Hammer und zermalmt mir mein Gebein! Welche Erquickung für die Mühseligen und Beladenen! Welcher neue Trieb der Liebe und der Dankbarkeit, den Geboten Gottes treu nach Geist und Buchstaben nachzukommen! Herr, lehre mich erkennen, ob ich noch unter dem Gesetz oder schon unter der Gnade stehe, und sende mir Kraft von oben, der Gnade würdig zu leben. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/09_gal/gal_kapitel_3.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain