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Galater, Kapitel 2

Galater, Kapitel 2

2:1 Darnach über vierzehn Jahre zog ich abermals hinauf gen Jerusalem mit Barnabas und nahm Titus auch mit mir.

2:2 Ich zog aber hinauf aus einer Offenbarung und besprach mich mit ihnen über das Evangelium, das ich predige unter den Heiden, besonders aber mit denen, die das Ansehen hatten, auf daß ich nicht vergeblich liefe oder gelaufen wäre.

2:3 Aber es ward auch Titus nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen, der mit mir war, obwohl er ein Grieche war.

2:4 Denn da etliche falsche Brüder sich mit eingedrängt hatten und neben eingeschlichen waren, auszukundschaften unsre Freiheit, die wir haben in Christo Jesu, daß sie uns gefangennähmen,

2:5 wichen wir denselben nicht eine Stunde, ihnen untertan zu sein, auf daß die Wahrheit des Evangeliums bei euch bestünde.

2:6 Von denen aber, die das Ansehen hatten, welcherlei sie weiland gewesen sind, daran liegt mir nichts; denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht, mich haben die, so das Ansehen hatten, nichts anderes gelehrt;
Die Apostel waren beisammen, fassten Entschlüsse, gaben Entscheidung und schufen für die Kirche gültiges Recht. Weil sie dass taten, sagte Paulus so laut, als er konnte: an ihnen liegt nichts; denn es gibt bei Gott keine Parteilichkeit, keine Gunst, mit der er diesen oder jenen Menschen bevorzugte. Aber es gibt doch zwischen uns offenkundig große Unterschiede in unserer Begabung. Petrus und Johannes hatten, weil sie von Jesus zu seinen Jüngern erwählt waren und die Zeugen seines Wandels geworden sind, unvergängliche und unvergleichliche Wichtigkeit, die sie zu Lehrern und Führern für die ganze Kirche zu allen Zeiten macht. Ebenso war Paulus ein Wunderwerk Gottes und mit einer Fülle von Gnade beschenkt, die ihn über alle erhob. Aber die Bedeutung, die sie haben, rührt daher, dass Gott sie in seinem Dienst gebraucht und dazu sie mit seinen Gaben beschenkt. Verkünden sie die Wahrheit, so ist es Gottes Wahrheit; bringen sie Gnade, so ist es Gottes Gnade, und daraus folgt niemals, dass Gott alles allein durch sie ausrichte und sich nicht nach seiner freien Wahl auch andere Werkzeuge bereite. Unsere Verbundenheit mit Gott und unsere Verschiedenheit von Gott ergibt zusammen das Merkmal unseres Christenstandes. Es ist wahr, dass der Mensch mit Gott verbunden wird; denn Gott spricht und wirkt durch ihn und legt auf ihn die Ehre, ihm dienen zu dürfen. Es bleibt aber ebenso wahr, dass der Mensch, mag er auch so hoch wie Petrus und Paulus begnadet sein, von Gott verschieden bleibt. Denn alles, was er weiß und tut, stammt nicht von ihm, sondern ist Gottes Eigentum. Wenn wir dies vergäßen, so legten wir die Ehre, die Gott dem Menschen gibt, auf den Menschen hinüber und setzten ihn an Gottes Statt. Somit macht mich der Christenstand von allen Menschen frei. Er gibt mir den eigenen Zugang zu Gott und macht, dass ich keinen menschlichen Mittler mit Gott suchen darf, weil Gottes Wahrheit auch zu mir spricht und seine Gnade auch mir scheint, und zugleich macht mich der Christenstand nicht einsam, macht mir die anderen nicht gleichgültig und versenkt mich nicht in mich selbst, weil ich nicht der Günstling Gottes bin, als ob er seine Gnade an mich verschenkt hätte. Er gibt sie auch den anderen und durch sie kommt sie auch zu mir.
DU stellst uns, Vater, in Deine Gemeinde, führst uns zu den Brüdern und gibst uns teil an dem, was Du ihnen gibst, und bist auch für mich der Gegenwärtige, so dass ich beten, glauben und meinen Weg an Deiner Hand gehen darf. Durch die Gnade, die Du allen gibst, stehe ich vor Dir, durch das Licht, das allen scheint, wandle ich vor Dir. Du bist die Sonne für jedes Auge, der Versöhner für jede Schuld, der Vollender für jedes Leben. Erhalte mich in der Gemeinschaft mit den Deinen, mit allen, die Dich lieb haben. Amen. (Adolf Schlatter)

2:7 sondern dagegen, da sie sahen, daß mir vertraut war das Evangelium an die Heiden, gleichwie dem Petrus das Evangelium an die Juden

2:8 (denn der mit Petrus kräftig gewesen ist zum Apostelamt unter den Juden, der ist mit mir auch kräftig gewesen unter den Heiden),

2:9 und da sie erkannten die Gnade, die mir gegeben war, Jakobus und Kephas und Johannes, die für Säulen angesehen waren, gaben sie mir und Barnabas die rechte Hand und wurden mit uns eins, daß wir unter die Heiden, sie aber unter die Juden gingen,

2:10 allein daß wir der Armen gedächten, welches ich auch fleißig bin gewesen zu tun.
Warum gibt Gott zu, dass so viele seiner Kinder arm sind? Er könnte sie wohl reich machen, wenn es also wohlgefällig wäre vor Ihm; Er könnte ihnen goldgefüllte Beutel auf die Schwelle legen; Er könnte ihnen ein großes Jahreseinkommen zufließen lassen, oder Er könnte rings um ihre Häuser her den reichsten Segen an Früchten und Vorräten aller Art ausschütten, wie Er einst verschafft hatte, dass die Wachteln zu Haufen lagen rings um das Lager Israels, und ihnen ließ Brot vom Himmel regnen zur Speise. „Alle Tiere im Walde sind sein, und das Vieh auf den Bergen, da sie bei Tausenden gehen;“ das könnte Er ihnen wohl schenken; Er könnte machen, dass die Reichsten, Größten, Mächtigsten herbeikämen und legten all ihre Macht und alle ihre Schätze seinen Kindern zu Füßen, denn Er leitet der Menschen Herzen wie Wasserbäche. Aber es ist ihm nicht wohlgefällig, also zu handeln; Er lässt sie Mangel leiden, Er lässt sie in Verachtung und Elend schmachten. Warum tut Er das? Der Gründe sind gar mancherlei; einer derselben ist der, dass Er uns, die Er mit allem in Fülle versehen hat, will Gelegenheit geben, unsre Liebe zum Heiland zu offenbaren. Wir beweisen unsre Liebe zu Christo, wenn wir Ihm lobsingen und wenn wir zu Ihm beten; wenn es aber keine Kinder der Armut in der Welt gäbe, so verlören wir das köstliche Vorrecht, unsre Liebe an den Tag legen zu dürfen durch Wohltun und Mitteilen und durch dienende Barmherzigkeit an seinen armen Brüdern; Er hat es also geordnet, damit wir hierin beweisen sollten, dass unsre Liebe nicht allein bestehe in Worten, sondern in der Tat und in der Wahrheit. Wenn wir den Herrn Jesum wahrhaft lieben, so sorgen wir auch für die, die von Ihm geliebt sind. Wer Ihm teuer ist, soll auch uns teuer sein. Darum wollen wir diese tätige Liebe nicht ansehen als eine Pflicht, sondern als ein Vorrecht, und wollen die Armen in der Herde des Herrn aufrichten, eingedenk der Worte unsres Herrn und Heilandes: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Wahrlich, diese Versicherung ist lieblich genug, und dieser Grund ist kräftig genug, um uns dazu zu bewegen, dass wir andern mit offener Hand und liebendem Herzen entgegenkommen, allezeit dessen eingedenk, dass alles, was wir an den Seinen tun, von Christo angesehen und anerkannt wird, als sei es Ihm getan. (Charles Haddon Spurgeon)

2:11 Da aber Petrus gen Antiochien kam, widerstand ich ihm unter Augen; denn es war Klage über ihn gekommen.

2:12 Denn zuvor, ehe etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; da sie aber kamen, entzog er sich und sonderte sich ab, darum daß er die aus den Juden fürchtete.

2:13 Und mit ihm heuchelten die andern Juden, also daß auch Barnabas verführt ward, mit ihnen zu heucheln.

2:14 Aber da ich sah, daß sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen öffentlich: So du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du denn die Heiden, jüdisch zu leben?

2:15 Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Heiden;

2:16 doch weil wir wissen, daß der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christum, so glauben wir auch an Christum Jesum, auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Christum und nicht durch des Gesetzes Werke; denn durch des Gesetzeswerke wird kein Fleisch gerecht.

2:17 Sollten wir aber, die da suchen, durch Christum gerecht zu werden, auch selbst als Sünder erfunden werden, so wäre Christus ja ein Sündendiener. Das sei ferne!

2:18 Wenn ich aber das, was ich zerbrochen habe, wiederum baue, so mache ich mich selbst zu einem Übertreter.

2:19 Ich bin aber durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, auf daß ich Gott lebe; ich bin mit Christo gekreuzigt.
Christus ist für unsre Sünden gekreuzigt worden. Das ist die große Tatsame, die ein echter Christ nimmer aus den Augen verliert. Der, bei dem's so ist, fühlt sich selbst als mit Ihm gekreuzigt, fühlt die Macht des natürlichen Menschen in sich gebrochen, ertötet, weil ja um ihretwillen Christus gestorben ist. Wie wichtig ist es doch, so im Glauben zu stehen, daß der Gedanke an Christi Kreuzestod die natürlichen, sündlichen Triebe zu ertöten, wirkungslos zu machen vermag, sooft sie sich geltend machen wollen. Es kann das nur bei dem geschehen, der die Sünde in ihrer Größe erkannt und gefühlt hat. Wer nur schläfrig ohne innere Zerknirschung es so hinnimmt, daß Christus für die Menschen gestorben sei, auf den hat's keine sonderliche Wirkung; und seine alte Natur behält in der Regel ihre Stärke. Wie sollten die Marter Christi uns doch tiefer ins Herz dringen, damit wir sagen und fühlen können, wir seien mit Christus gekreuzigt!
„Ich lebe aber“, sagt Paulus. Wie Christus nicht im Tode verblieben ist, so leben auch wir, die wir mit Ihm gekreuzigt sind. Aber es ist bei uns nun kein eigenes Leben mehr, sondern nur ein Leben Christi in uns. Nur was Er innerlich in uns zeugt und lehrt und mahnt und tröstet, gilt uns etwas. Und alles andere außer Ihm bleibt tot, hat alle Macht und Bedeutung für uns verloren. Das sagen die Worte: „Doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Ach, wie wenige mögen's zu solchem Leben Christi in sich gebracht haben!
Unterdessen leben wir doch noch im Fleisch, sind noch nicht über die Schwachheiten eines irdischen leiblichen Lebens hinübergekommen, müssen daher immer noch viel leiden, wie auch Christus im Fleisch gelitten hat. Aber Paulus sagt: „Was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben an den Sohn Gottes.“
In diesem Glauben hält er zweierlei fest, das sein Leben im Fleisch zu einem neuen verklärt. Denn er sagt erstlich vom Sohne Gottes: „der mich geliebt hat“, und zweitens: „der sich selbst für mich dargegeben hat“. In unsrem Glaubensleben nämlich sollten wir immer wieder an die Liebe Jesu einerseits und an Seine Hingabe andrerseits kommen - nicht nur zu unsrer Stärkung und Belebung, sondern auch zur Erneuerung und Verklärung unsres Lebens im Fleische. Im Herzen des Glaubenden sollte sich dasselbe ausprägen, was er an seinem Heiland wahrnimmt und hochhält. Hat Jesus uns geliebt - wie sollte es uns schwer werden, auch zu lieben? Hat Er sich für uns hingegeben - wie sollten wir uns sträuben, Ihm auch Opfer zu bringen und in Verleugnungen treu zu sein? Christus lebt in uns, wenn beides, Seine Liebe und Seine Hingabe, in uns verwirklicht wird.
Aber wie leicht bleibt unser so genanntes Glaubensleben doch nur ein Leben im Fleische, als wäre kein Glaube da! Weil wir nicht lieben und nichts verleugnen können! (Christoph Blumhardt)


Der Herr Jesus Christus handelte in allem, was Er tat, als ein großer, öffentlicher Stellvertreter, und sein Tod am Kreuze war nach der Wirkung ein Sterben seines ganzen Volkes. Darum haben in Ihm alle seine Heiligen der Gerechtigkeit alle schuldige Genüge geleistet, und der göttlichen Rache für alle ihre Sünden die Sühne dargebracht. Der Apostel der Heiden fühlte sich selig in dem Gedanken, dass er als einer aus der auserwählten Schar Christi in Christo am Kreuze starb. Das war bei ihm kein bloßer Glaubenssatz, sondern er setzte sein ganzes Vertrauen darein und ruhte mit seiner Hoffnung darauf. Er glaubte, dass er durch das Verdienst des Todes Christi der göttlichen Gerechtigkeit volle Genüge geleistet und die Versöhnung mit Gott gefunden habe. Geliebte, wie ist es doch etwas Köstliches, wenn sich die Seele gleichsam aufs Kreuz Christi ausstrecken und sagen darf: „Ich bin tot, das Gesetz hat mich getötet, und darum bin ich nun von seiner Macht erlöst, weil ich in meinem Bürgen den Fluch getragen habe, und weil in der Person meines Stellvertreters alles, was das Gesetz an mir zu fordern hatte und wodurch ich der Verdammnis verfallen war, an mir erfüllt wurde, denn „ich bin mit Christo gekreuzigt.“ Aber der Apostel Paulus meinte mehr als das. Er glaubte nicht nur an Christi Tod und baute darauf, sondern er fühlte seines Todes Macht an ihm selber darin, dass zugleich seine alte sündliche Natur mit gekreuzigt wurde. Wenn er die Lust der Sünde betrachtete, sprach er: „Ich kann sie nicht genießen, ich bin ihr abgestorben.“ Das ist die Erfahrung jedes wahren Christen. Wenn er Christum in sich aufgenommen hat, so ist er für diese Welt gänzlich abgestorben. Aber obgleich er weiß, dass er für diese Welt tot ist, kann er doch mit dem Apostel ausrufen: „Ich lebe aber.“ Er ist voller Leben für Gott und aus Gott. Des Christen Leben ist ein unvergleichliches Rätsel. Kein Weltkind kann es begreifen; sogar der Gläubige selber kann es nicht fassen. Tot, und doch lebendig! Mit Christo gekreuzigt, und dennoch zugleich auferstanden mit Christo zur Verneuerung des Lebens! Eins mit dem leidenden, blutenden Christus, und tot für Welt und Sünde, das sind köstliche Dinge. Ach, dass ich sie noch lebhafter und tiefer empfände! (Charles Haddon Spurgeon)


Man kann von unweisen Eiferern oft die Mahnung hören:„Kreuzige dich selbst!“ Manchen klingt das fromm. Es ist aber ein Mißverständnis: nicht wir sollen jetzt Martern für unseren Leib oder Qualen für unsere Seele ersinnen, sondern wir sollen eine Tatsache glauben. Als Christus gekreuzigt wurde, da ist mein sündiges, begehrendes Ich schon mitgerichtet und gekreuzigt worden. So wahr ich an das Leben Jesu in mir glaube, so wahr ist sein Tod mein Tod. Haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid. Im Glauben an diese Tatsache wird die Hilfe lebendig und zu einer Erfahrung meines Geistes: bei jeder klar bewußten Sündenversuchung glaube ich an den rechtmäßigen Tod meiner Sündenlust. Es ist, als ob ich im Zusammenhang mit Jesus sagen könnte: „Sünde sei stille! Du bist tot! Es ist abgemacht, daß du für jeden, der in Christo Jesu ist, tot bist.“ Wir müssen solche Freiheit von der Sünde im Glauben an das Kreuz nur ehrlich in Anspruch nehmen. Dann wird sich die Erfahrung davon einstellen, daß jene alte Tatsache eine täglich neue Kraft zu entwickeln imstande ist.
Herr Jesu, lehre deine Kinder, sich für der Sünde Abgestorbene zu halten, damit wir dir leben können. Stärke uns den Glauben an das, was in und durch dich schon geschehen ist, damit in der Kraft solchen Glaubens neue Siege erfochten werden können zu deiner Ehre. Amen. (Samuel Keller)

2:20 Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.1)
Paulus sagte Gal. 2,19.: er lebe Gott, hernach aber V. 20,: er lebe im Glauben des Sohnes Gottes. Wer also Gott leben will, muß im Glauben des Sohnes Gottes leben, und wer in diesem Glauben lebet, der lebet Gott. Ein Sünder kann nicht anders zu Gott nahen, als durch den Glauben an Seinen Sohn. Es ist aber dieser Glaube zuerst schwach und schwankend, wiewohl er auch alsdann schon zur Gerechtigkeit gerechnet wird: allein das geistliche Leben ist alsdann auch noch schwach, und das ganze Christenthum deßwegen mühselig. In Paulus aber hatte der Glaube seine rechte Stärke bekommen. Er durchdrang und belebte seinen ganzen Wandel. Was er im Fleisch lebte, das lebte er im Glauben des Sohnes Gottes. Wie sah aber der glaubige Paulus den Sohn Gottes an? Er sah Ihn als denjenigen an, der ihn geliebt habe. Wie und wann hat aber der Sohn Gottes den Paulus geliebt? Vielleicht nur damals, da Er ihm vom Himmel rief, oder da Er ihm seine Sünden vergab, seine Augen öffnete, und Seinen Heiligen Geist schenkte? Freilich liebte Er damals den Paulus, und hernach an Einem fort, und Paulus liebte Ihn auch, nachdem er Gnade erlangt hatte. Allein der Sohn Gottes liebte auch den Paulus zu einer Zeit, da Paulus Ihn noch nicht kannte und nicht liebte. Er liebte ihn und uns Alle mit einer unermeßlichen Liebe, da Er sich selbst für ihn und uns alle dargab. Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Darum preiset Gott Seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren. Dieses glaubte Paulus. Dieser Glaube durchdrang und erfüllte sein Herz, und so lebte er im Glauben des Sohnes Gottes.
Es gibt Leute, die das geistliche Leben ohne den Glauben erreichen, und die Inwohnung Christi in ihnen ohne den Glauben genießen wollen. Diese gerathen in eine mühsame Anstrengung ihrer Seelenkräfte hinein, und stellen zum Theil auch strenge leibliche Uebungen an, bis sie, nachdem sie lang mühselig in der Finsterniß gesteckt sind, aus dem Evangelium durch das Licht des Heiligen Geistes wahrnehmen, daß nur der Glaube Christum gewinne und Seiner Inwohnung und Seines Lebens theilhaftig werde, und daß man vor allen Dingen herzlich glauben müsse. Christus hat mich geliebet und Sich selbst für mich gegeben, ehe man von hohen und tiefen Erfahrungen im geheimen geistlichen Leben sagen könne. So lange man unter dem Gesetz steckt, und so lange das Herz durch die verdammende Kraft desselben in einer steten Unruhe oder in einem finstern Mißvergnügen und Gram erhalten wird, so lange kann Sich Christus der Seele nicht als ihr Leben offenbaren. Man lasse sich also durch den Heiligen Geist, der Christum verklärt, vor allen Dingen zum Glauben bringen, so wird man auch des Lebens Jesu innerlich theilhaftig werden.
Es gibt aber auch Leute, welche den Glauben ohne das Leben Jesu zu haben meinen und wünschen. Sie sagen, sie glauben, daß Jesus sie erlöst habe, und sie hoffen, durch Ihn selig zu werden, daneben aber sind sie ungebundene eigenwillige Leute. Sie denken, reden und thun, was sie wollen. Allenfalls hüten sie sich vor dem Ausbruch grober Laster, sonst aber leben sie sich selber, hassen die Zucht, und wollen keinen Tod über ihre Seelenkräfte gehen lassen. Solche Leute sollen wissen, daß ihr Glaube eine Einbildung, und ihre Hoffnung ein Selbstbetrug sei.(Magnus Friedrich Roos)


Paulus pflegte zu sagen, die Glaubigen seien mit Christo der Sünde und dem Gesetz gestorben, und weil damals die Täuflinge unter das Wasser getaucht wurden, so nahm er daher Anlaß zu schreiben, man werde durch die Taufe mit Christo begraben. Wenn er in der Anwendung auf die Glaubigen von der Kreuzigung redete, so sagte er: ihr alter Mensch sei mit Christo gekreuziget, sie haben ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden gekreuziget, und von sich selbst: durch das Kreuz Christi ist mir die Welt gekreuziget, und ich der Welt, s. Röm. 6. und 7. Kol. 2. Gal. 2. und 6. Gal.2. erzählte er, was er mit Petro zu Antiochia geredet, und wie er sowohl die vermeinte Rechtfertigung aus des Gesetzes Werken widerlegt, als auch die Nothwendigkeit, gewissen angesehenen Juden auf eine heuchlerische Art nachzugeben und gefällig zu sein, bestritten habe. Was den ersten Punkt anbelangt, so sagte er: ich bin durch’s Gesetz oder die Regel des Glaubens dem Gesetz der Werke gestorben; ich darf mich also so wenig als ein Todter vom Gesetz treiben lassen, meine Rechtfertigung durch Gesetzeswerke zu suchen: was aber das Ansehen der Juden und überhaupt der ganzen Welt anbelangt, so bin ich mit Christo gekreuziget. Diese Kreuzigung schließt auch den Begriff des Todes ein, aber auch zugleich den Begriff der Schmach. Paulus gab also hier und Gal. 6,14. zu verstehen: er habe sich einmal darein ergeben, mit Christo und um Christi willen das Wohlwollen der Menschen zu verleugnen, keines menschlichen Beifalls sich zu rühmen, den Menschen nie mit Verleugnung der Wahrheit gefällig zu sein, und sogar von der Welt als ein Gekreuzigter verabscheuet zu werden, gleichwie er sie auch verabscheue. Vielleicht rechnete er diejenigen aus der Beschneidung, wegen welcher Petrus geheuchelt hatte, nicht zu der Welt, von welcher er Gal. 6,14. redet: insofern er sie aber als Menschen ansahe, ihr Anhangen an den schwachen dürftigen Satzungen für ein Ueberbleibsel des fleischlichen Sinnes hielt, und bei dem Gebrauch seiner christlichen Freiheit befürchten mußte, von ihnen gerichtet zu werden, so war er auch ihretwegen mit Christo gekreuziget. Uebrigens gab er zu verstehen, daß er nun nicht mehr selber lebe, folglich nicht nach eigener Wahl, auch nicht in der Rücksicht auf seine fleischlichen Vortheile rede und handle; denn Christus lebe in ihm, und habe sein Herz im Besitz, und lenke es, wohin Er wolle. seine Gesinnung aber sei diese, daß er, was er im Fleisch lebe, im Glauben des Sohnes Gottes lebe, folglich über die Wahl der Speisen und der Tage, und über das Lob und den Tadel der Menschen weg sehe. Auf Christum seien seine Glaubensblicke immer gerichtet, der ihn geliebet, und Sich selbst für ihn gegeben habe. Einen solchen lautern Sinn pflanze der Heilige Geist auch in uns.(Magnus Friedrich Roos)


Stets ist das Wort „Tod“ dem Gefühle des Menschen verhaßt; daher fügt der Apostel, nachdem er uns gezeigt hat, daß wir mit Christo gekreuziget seien, hinzu, daß eben dasselbe uns auch zum Leben gereiche. Zugleich erklärt er auch, was er darunter versteht, „Gotte leben“ (V. 19): nämlich,daß er jetzt nicht mehr sein eigenes Leben habe, sondern dergestalt durch die verborgene Kraft Christi belebt werde, daß er sagen könne, Christus lebe und wirke in ihm. Denn wie der Leib durch die Seele besteht, so flößt auch Christus seinen Gliedern das Leben ein. Ein köstlicher Gedanke, daß die Gläubigen ihr Leben außerhalb ihrer selbst, daß ist in Christo, haben! Denn nun kann es nicht anders sein, als daß sie in einer wahren und wesentlichen Gemeinschaft mit ihm stehen. Fortan lebt nun Christus auf zwiefache Weise in uns. Erstlich so, daß er uns durch seinen Geist regiert und alles leitet, was wir tun; sodann, daß er uns Teil an seiner Gerechtigkeit gibt, damit wir, weil wir es aus uns selbst nicht vermögen, in ihm Gott angenehm sind. Das Erstere gehört zu unserer Erneuerung, das Andere zum Empfang seiner Gerechtigkeit aus lauter Gnaden.
Wenn der Apostel fortfährt: „denn was ich jetzt lebe im Fleische“, so versteht er hierunter das leibliche Leben. Denn man könnte sonst einwenden: „Du hast doch noch ein leibliches Leben; wenn aber dieser sterbliche Leib noch seine Verrichtungen ausübt, wenn er durch Speise und Trank erhalten wird, so ist das nicht das himmlische Leben Christi; es ist also widersinnig zu sagen, daß du kein eigenes Leben habest, da du doch nach aller Menschen Weise lebest.“ Darauf antwortet Paulus, daß dies im Glauben bestehe, womit er andeutet, daß es auf eine dem menschlichen Verstande unfaßbare Weise geschehe. Also das Leben, welches wir im Glauben besitzen, ist nicht den Augen erkennbar, sondern wird im innerlichen Bewußtsein durch die Wirksamkeit des Geistes erfaßt; daher hindert das leibliche Leben nicht, daß wir durch den Glauben das himmlische Leben besitzen; siehe Eph. 2:6: „Und hat uns samt ihm versetzt in das himmlische Wesen.“ und Kap. 2:19: „So seid ihr nun Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“; desgl. Phil. 3:2: „Unser Wandel ist im Himmel!“
Paulus ist reich an solchen Zeugnissen, durch welche er uns versichert, daß wir also in dieser Welt leben, daß wir doch auch in dem Himmel leben; nicht nur, weil dorten unser Haupt ist, sondern auch, weil wir infolge der Vereinigung ein gemeinsames Leben mit ihm haben, wie Jesus spricht Joh. 14:23: „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden Wohnung bei ihm machen.“ Das sagt Paulus, um die Kraft des Glaubens zu bezeichnen; denn wenn jemanden der Gedanke käme, woher der Glaube solche Kraft hätte, daß er Christi Leben in uns ausgösse, so erklärt er Christi Liebe und Tod als den Grund, auf dem unser Glaube beruhe; denn hieraus ist die Kraft des Glaubens abzuleiten. Wie geschieht es also, daß wir im Glauben Christi leben? Weil er uns geliebt hat und sich für uns dargegeben.
Also die Liebe, mit welcher Christus uns umfaßt hat, hat bewirkt, daß er uns mit sich eins gemacht hat; das hat er durch seinen Tod vollkommen gemacht. Denn indem er sich selbst für uns dargegeben hat, hat er in unserer Person gelitten; was also der Glaube in Christo findet, dessen macht er uns teilhaftig. Wenn aber Paulus von der Liebe redet, so meint er dasselbe, was Johannes sagt: „Nicht, daß wir ihn zuerst geliebt haben, sondern er hat uns zuvor geliebt.“ (1.Joh. 4:10) Denn wenn er uns, durch unser Verdienst veranlaßt, erlöst hätte, so können wir das Erstere mit Grund behaupten; nun aber schreibt Paulus alles seiner Liebe zu; sie ist uns also aus lauter Gnaden geworden.
Man muß also auf diese Ordnung achten: Er hat uns geliebt und hat sich für uns dargegeben; es ist also so viel, als wenn er sagte: Er ist darum für uns gestorben, weil er uns geliebt hat, und zwar zu der Zeit, da wir noch Feinde waren, wie er Röm. 5:10 lehret. Er hat sich selbst für uns dargegeben! Es ist mit Worten nicht genugsam auszusprechen, was das bedeute! Denn wer könnte das erklären, wie groß die Würde des Sohnes Gottes sei? Und dieser hat sich selbst als Lösegeld für uns gegeben! In dem Worte „dargegeben“ ist die ganze Frucht enthalten, die aus dem Tode Christi erwächst, nämlich daß er das Sühnopfer, die Abwaschung, die Genugtuung usw. ist. Und welche Kraft hat das Wort, „für mich“! Denn es ist nicht genug, zu bedenken, daß Christus für das Heil der Welt gestorben ist, sondern es muß ein jeder die Wirkung und den Besitz dieser Gnade für sich in Anspruch nehmen. (Jean Calvin)


Als der Herr in seiner Barmherzigkeit vorüberging, und uns liegen sah in unserem Blut, da sprach Er vor allem: „Lebe;“ und das tat Er zuerst, weil im Geistlichen das Leben eines der unerlässlichsten und ersten Erfordernisse ist; und bevor es uns verliehen ist, sind wir untüchtig, teilzuhaben an den Gütern des Königreichs. Das Leben aber, das die Gnade den Heiligen in dem Augenblick schenkt, wo sie zu einem neuen Dasein erweckt werden, ist kein andres als das Leben Christi, welches uns aus Ihm zuströmt wie der Saft des Stammes den Zweigen, und unsre Seele in eine lebendige Verbindung und Wechselwirkung mit Jesu bringt. Der Glaube ist die Gnade, welche diese Vereinigung bewirkt, denn sie ist von ihm ausgegangen als seine Erstlingsfrucht. Er ist der Hals, welcher den Leib der Gemeinde mit ihrem herrlich strahlenden Haupte verbindet.
„O, mein Erbarmer, Du mein Ruhm,
Den Erd‘ und Himmel ehret:
Bekehre mich, Dein Eigentum,
So werd‘ ich recht bekehret!
Ja, nimm Dich meiner herzlich an,
Denn Du bist‘s nur, der helfen kann!
Dann ist mir recht geholfen.“
Der Glaube hält fest am Herrn Jesu mit inniger und unerschrockener Liebe. Er kennt seine Würde und seinen Wert, seine Vortrefflichkeit und seine Herrlichkeit, und keine Versuchung vermag ihn dahin zu bringen, dass er sein Vertrauen auf etwas andres setze; und der Herr Jesus findet so großes Gefallen an dieser himmelentstammten Gnade, dass Er nimmer aufhört, dieselbe zu stärken und zu erhalten mit der liebenden Umarmung und der allgenugsamen Kraft seiner ewigen Arme. Darum ist hier eine lebendige, fühlbare und wonnevolle Vereinigung, welche Ströme der Liebe, des Vertrauens, der Teilnahme, der Gütigkeit und der Freude spendet, aus denen beide, der Bräutigam und die Braut, so gern trinken. Wenn die Seele sichtbar diese Übereinstimmung mit Christo an sich wahrnimmt, dann schlägt derselbe Puls in beider Herzen, und ein Blut strömt durch beider Adern. Dann ist das Herz dem Himmel so nahe, als es nur je auf Erden sein kann, und ist zubereitet zum Genuss der erhabensten und geistigsten Liebesgemeinschaft. (Charles Haddon Spurgeon)


Heute las ich ein Wort, bei dem ich stutzte: „Das Eine in allen Menschen, was sich ohne ihn nicht ändert, ist die Leidenschaft des eigenen Wollens, ist diese innere Gewalt, gegen die selbst die Stimme des Gewissens vergebens ruft.“ Bei etwas Nachdenken muß man dem Wort zustimmen. Das eigene Wollen ist eine Grundgewalt, gegen die das Gewissen wohl ein Zeugnis ablegt, aber gegen die es nichts ausrichtet. Wohl kann es einen solchen Menschen heimlich unglücklich machen, weil es ihm nicht erlaubt, diesen klaffenden Widerspruch zu vertuschen - der Riß zwischen sittlicher Überzeugung und wirklichem Leben bleibt! - aber den Willen entwaffnen, umbiegen kann das schreiende Gewissen nicht. Aber Jesus kann das! Sobald er in uns zu Worte kommt und sein Leben in unserem Leben Platz ergreift, erfährt der Wille selbst seine Umgestaltung: er kann auf nichts Christusfeindliches mehr gerichtet sein. Er wird vielmehr Christus ähnlich, auf Ziele und Wege besonnen sein, die Christus entsprechen. Das Leben des Ich wird von diesem neuen Willen bestimmt und geregelt.
Daß du in mir lebst, Herr Jesu, glaube ich. Aber ich bitte dich, beweise dein Regiment, daß es an den Tag komme, daß ich nichts mehr wollen und ersehnen kann, was zu dir nicht stimmt. Setze du dein Leben in meinem Leben spürbar durch zu deiner Ehre. Nimm mich, ich hin dem'. Amen. (Samuel Keller)

2:21 Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn so durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.
Petrus ist in Antiochien. Er hat erst mit den Heidenchristen gelebt wie ein Bruder; er hat mit ihnen gegessen und getrunken, als ob das Gesetz Mosis für ihn nicht mehr gälte. Kurz darauf kommen Etliche von den strengen Judenchristen aus Jerusalem nach Antiochien; sie halten noch fest an dem jüdischen Gesetze, und Petrus ist so schwach, daß er sich aus Furcht vor ihnen von den Heiden zurückzieht, fremd thut und sich der Speisen enthält, die er vorher mit ihnen gegessen hatte. Auch Barnabas wird mit in die Heuchelei hineingezogen. – Da steht Paulus auf. Er ist der Mann, den der Herr zur Säule christlicher Freiheit gesetzt hat; er kennt die Tiefe des Wortes: „So bleibet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat;“ er widersteht Petro Auge gegen Auge, er straft ihn öffentlich vor der ganzen Gemeinde wegen seiner Heuchelei, daß er sich in Anwesenheit der Judenchristen von Jerusalem anders stellt als in ihrer Abwesenheit. Petrus aber wird stille. Er hat kein Wort geantwortet. Als Paulus das Wort nahm, fiel ihm der rechte Theil in Petri eigenem Herzen sogleich bei. Das ist die rechte Demuth, wenn der Mensch sich strafen läßt. Es ist bei jeder ehrlichen Strafe ein Theil in uns, der sich freuet, daß ihm der Bruder gegen den Feind zu Hülfe gekommen ist. Petrus gedenkt hernach in seinem zweiten Briefe des Paulus als eines lieben Bruders. Petri vorgeblicher Nachfolger, der römische Papst, ist ihm nicht also nachgefolgt in der Demuth. – Paulus aber hat den Eck- und Grundstein der Kirche wieder aufgerichtet, die Lehre von der freien Gnade Gottes in Christo Jesu ohne Verdienst der menschlichen Werke. Wohl uns, daß er ihn uns erhalten, und daß Luther ihn uns aus seiner Verschüttung wieder an’s Licht gezogen hat! Nur Hochmuth und Selbstgerechtigkeit kann ihn verschütten und verwerfen. Weg mit allen Menschensatzungen außer uns und in uns! Protestire alle Tage gegen Ablaß und Selbstgerechtigkeit, und ergreife die Gerechtigkeit, die dein Herr dir erworben, im Glauben: dann hast du hier und dort das wahre, heiligende und beseligende, ewige Leben. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Paulus hat beides von sich ausgesagt, dass er gestorben sei und dass er lebe. Gestorben ist er durch das Gesetz, an dem er sich versündigt hat, und durch das Kreuz Jesu, das Jesus für ihn, den Sünder, gelitten hat. Die richtende Macht des Gesetzes hat Paulus aber so erfahren, dass er dadurch zum leben kam. Den Grund seines Lebens findet er darin, dass Christus lebt. Paulus leitet sein Leben nicht von dem ab, was er selber, der Tote, ist und tut. Er weiß aber, dass Christus nicht bloß für seine eigene Person zur Herrlichkeit des Lebens gelangt ist, sondern auch aus uns ein Geschöpf zum Zeugnis seines Lebens macht. Wie kann das sein, da Jesus bei Gott ist und Gottes Gestalt und Herrlichkeit hat, wir dagegen in der Natur stehen und die Gestalt haben, die die Natur uns gibt? Wir sind deshalb Fleisch, sterbendes Fleisch. Wie kann nun das Leben Jesu in mir wirksam sein? Freilich, sagt Paulus, lebe ich im Fleisch; aber das trennt mich von Christus nicht. Denn es gibt ein Band, das mich, der ich im Fleisch lebe, mit Jesus verbindet und sein leben in mir wirksam macht. Das ist der Glaube. Durch den Glauben weiß ich, trotz meiner irdischen Art, dass Er in mir lebt. Denn ich habe meinen Glauben von Ihm empfangen, und was von ihm kommt, ist Leben. Habe ich aber Grund für meinen Glauben? Der Glaube, sagt Paulus, hat seinen Grund in der Liebe Jesu, in der durch den Tod bewährten Liebe des Sohnes Gottes. Darauf lässt sich bauen mit festem Glauben, der sich auf Ihn verlässt. Das Leben Jesu, sagt Paulus, sehe ich freilich jetzt noch nicht; ich sehe aber seine Liebe; denn Er hat sich für mich dahingegeben, und darum glaube ich.
Heiliger Gott! Was Du in mir tötest, das muss sterben, weil es mir das Leben nimmt. Du gibst unser menschliches Wesen in den Tod, weil Du uns das Leben bereitet hast. An Dir, Herr Christus, sehe ich, wie aus dem Tod das Leben wird; ich sehe es nicht an mir selbst. Du aber ziehst uns empor zu Dir, hebst uns über alles hinauf, was wir in uns selber finden, und sagst zu uns: seht mich an, glaubt mir; ich bin der für euch Gestorbene und für euch Lebendige. Darum darf ich bitten: Gib mir Teil an Deines Todes Kraft und an Deines Lebens Macht. Amen. (Adolf Schlatter)

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