Zuletzt angesehen: Galater, Kapitel 1

Galater, Kapitel 1

Galater, Kapitel 1

1:1 Paulus, ein Apostel (nicht von Menschen, auch nicht durch Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten),

1:2 und alle Brüder, die bei mir sind, den Gemeinden in Galatien:

1:3 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserm HERRN Jesus Christus,

1:4 der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, daß er uns errettete von dieser gegenwärtigen, argen Welt nach dem Willen Gottes und unseres Vaters,
Kommt nun der Teufel unversehens geschlichen, und rückt dir die Worte aus den Augen, und giebt dir ein, daß du dich bekümmern sollst, ob du von Gott versehen seist zur ewigen Seligkeit oder nicht; hält dir vor die erschrecklichen Exempel Gottes Zorns und Gerichts, und daß die Zahl der Auserwählten geringe, der Verdammten aber groß sei: so sei denn klug, und laß dich bei Leib in solche gefährliche Gedanken und Disputationen nicht führen, oder du versteigest dich gewiß, und brichst den Hals; sondern wehre dich, und sprich: Mir ist nicht befohlen, daß ich mich über solche Sache bekümmern soll, die mir zu hoch und unbegreiflich zu erforschen ist. Ich bleibe bei den Worten St. Pauli, der sagt, daß Christus sich selbst für unsere Sünden gegeben rc., und habe solches gethan nach dem Willen Gottes und unsers Vaters. (Martin Luther)


Gleichwie die Erlösung, welche der Sohn Gottes, Jesus Christus, ausgerichtet hat, in der heiligen Schrift beschrieben wird, wie sie sich auf die Sünde, den Teufel, den Tod und alle Trübsale bezieht, also wird sei Gal. 1,4. und in andern Stellen auch in dem Bezug auf die arge Welt vorgestellt. Derjenige hat einen völligen Glauben, welcher diese Erlösung nach allen diesen Verhältnissen erkennt und sich selbst zueignen kann. Was nun die Welt anbelangt, so nennt sie Paulus eine arge Welt, und sie ist es auch. Sie ist unglaubig und erkennt Gott nicht, auch kennt sie Seine Kinder nicht, sondern hasset sie, 1 Joh. 3,1.13. Die ganze Welt liegt im Argen, das ist im Teufel drinnen, der ihr Gott und Fürst heißt, und sie nach sich selbst gebildet hat, und so beherrschet, daß sie es selbst nicht merkt, 1 Joh. 5,19. 2 Kor. 4,4. Joh. 14,30. Ihre Vergnügungen bestehen darin, daß sie ihre Augenlust und Fleischeslust ausübt, und Hoffart oder Pracht treibt, so gut sie kann, 1 Joh. 2,16. Sie zeigt sich unter verschiedenen Gestalten, denn anders sieht die vornehme Welt aus, anders die geringe; anders die reiche, und anders die arme; anders die gelehrte, und anders die ungelehrte; auch hat die Welt in verschiedenen Jahrhunderten, und so auch in verschiedenen Ländern eine verschiedene Gestalt bekommen, je nachdem sie ihrer Thorheit und Bosheit eine gewisse Form gegeben hat. Uebrigens sehen alle Theile der argen Welt und alle Weltmenschen in der Hauptsache einander gleich, indem sie alle einen fleischlichen Sinn haben, welcher eine Feindschaft wider Gott ist, und bei welchem sie dem Gesetz Gottes nicht unterthan sind, und solches auch nicht vermögen. Diese Welt nun begegnet wahren Christen auf allen Straßen, auch trifft man sie fast in allen Häusern und Gesellschaften an, und man ist durch den Stand oder das Amt, worin man steht, genöthigt, unter ihr zu sein, und mit ihr zu thun zu haben. Wer aber nicht mit ihr verdammt werden will, muß sich nach dem Erlöser Jesu Christo umsehen, der Sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, daß Er uns errettete von der gegenwärtigen argen Welt, nach dem Willen Gottes und unsers Vaters. Durch die Hingabe des Sohnes Gottes sind wir Gott erkauft worden, um Sein Eigenthum zu sein, und unsere Sünden, um derer willen Gott einen Eckel an uns hätte habe können, sind dadurch getilgt worden. Die Frucht davon ist diese, daß Er uns von der gegenwärtigen argen Welt errettet. Er wählt uns aus der Welt heraus, und beruft uns durch einen kräftigen Ruf, von der Welt auszugehen. Er gibt uns einen Glauben, womit wir die Welt überwinden können, einen geistlichen Sinn im Gegensatz gegen den fleischlichen Sinn der Welt Er gibt uns Seinen Geist, welcher stärker ist als der Geist, der in der Welt ist, und uns gegen ihn schützen kann. Uns liegt aber ob, unsern Gnadenstand in der Welt immer zu behaupten, der Welt uns nie gleich zu stellen, ihren unnöthigen Umgang zu meiden, mit ihren unfruchtbaren Werken keine Gemeinschaft zu haben, und doch nach der Lehre Christi alle Menschen, insofern sie unsere Nächsten sind, zu lieben; die Welt aber, insofern sie eine arge Welt ist, weder zu fürchten noch zu lieben. (Magnus Friedrich Roos)

1:5 welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

1:6 Mich wundert, daß ihr euch so bald abwenden lasset von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium,
Keine Verfolgung und keine Reizungen der Wollust wurden den Galatern gefährlich: hingegen brachte sie der unbedachtsame Leichtsinn, oder die Untreue gegen die erkannte Wahrheit des Evangelii beinahe um ihren Gnadenstand. Sie ließen sich von dem himmlischen Vater, der sie in die Gnade Christi berufen hatte, auf ein anderes Evangelium abwenden, und zwar bald oder schnell, daß sich Paulus darüber wunderte. Vorher waren sie durch den Dienst Pauli von Gott in die Gnade Christi berufen worden, und hatten auch diese Gnade, welche Gerechtigkeit, Licht, Leben, Freiheit, Segen und Geistesgaben in sich faßt, durch den Glauben erlangt. Das Evangelium, durch welches sie berufen worden waren, war das wahre Evangelium. So lange sie dabei blieben, waren sie selige Leute. Es kamen aber in der Abwesenheit Pauli Leute zu ihnen, welche sich einen Anhang machen wollten, und sie überredeten, das Ceremonialgesetz, welches Gott den Juden gegeben hatte, sei der Weg zum Leben, und zwar nicht insofern es Vorbilder auf Christum enthielt, sondern insofern es mühsame Werke gebot. Sie sagten, diese Werke müsse man thun, damit man durch dieses Thun die Seligkeit erlange. Wie nun Paulus diesen Irrthum widerlegt habe, kann man in seinem ganzen Brief an die Galater finden. Im Anfang desselben bezeugte er seine Verwunderung über die schnelle Abkehr der Galater zu dem falschen Evangelio, welches sie doch ihrer vorigen Geisteskraft und ihres Friedens beraubte, und sie gleichsam in eine dürre und finstere Sandwüste führete. Es ist freilich immer wunderlich und beinahe unerklärlich, wenn ein begnadigter Christ seinen Gnadenstand verläßt, und sich zu etwas wendet, das ihm die Welt anbietet. In dem ersten Augenblick seiner Abkehr sollte er den Schaden merken, den er an seiner Seele leidet: allein ein Mensch kann sehr unvernünftig handeln. Er kann wie ein unverständiges Kind sich kostbare Kleinodien abschwätzen, und schlechte Scherben dafür geben lasen. Das Neue, so schlecht es auch ist, macht immer eine gefährlich Reizung bei ihm. Er kann also unbesonnen handeln, und sich selbst schaden, wie Einer, der bezaubert ist.
Zu unserer Zeit ist ein großer Theil der Christenheit es alten Evangelii, das Christus und die Apostel gepredigt haben, müde werden, und wendet sich zu einem andern unechten Evangelio, welches gelehrte Verführer so ausdenken, daß sie zwar das jüdische Ceremonialgesetz Niemand aufdringen, aber doch nur eine trockene Sittenlehre predigen, und dabei die Gottheit und Genugthuung Christi und die Wirkungen des Heiligen Geistes verläugnen. Die Sittenlehre soll also der Weg zum ewigen Leben sein. Sie selbst aber halten dieselbe nicht, und von ihren Anhängern kann keiner sie halten, weil sie Christum und Seinen Geist verläugnen. Was wird endlich aus diesem Allem werden? Der Abfall, von dem Paulus 2 Thess. 2. geweissagt hat, hernach eine greuliche Verführung zu der antichristlichen Religion: am Ende aber wird der Fluch, den Paulus Gal. 1,8.9. ausgesprochen hat, die Verführer so treffen, daß sie ihn fühlen werden. Wer also die Wahrheit erkannt, und die Gnade Jesu Christi erlangt hat, halte, was er hat, daß ihm Niemand seine Krone nehme.(Magnus Friedrich Roos)

1:7 so doch kein anderes ist, außer, daß etliche sind, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren.
Christen sind in der Gnade Christi berufen, das ist, sie sind so berufen, daß ihnen die Gnade Christi von Gott angeboten wird, und wenn sie den Beruf bei sich kräftig werden lassen und annehmen, so erlangen sie diese Gnade Christi, und können in dieser Gnade bis an ihr Ende, ja ewiglich zu stehen kommen. Gott ist’s, der sie so beruft, und das Mittel, wodurch Er sie beruft, heißt Evangelium, oder ein gütiges Wort, ein gewisses und heiteres Zeugniß von allem dem Guten, das arme Sünder durch Christum erlangen können, und welches, wenn man es kurz beschreiben will, die Gnade Christi heißt. Von Gott und Seinem Evangelium soll sich kein Mensch, der einmal berufen ist, wieder abwenden lassen; es gibt auch kein anderes Heil als die Gnade Christi, und kein anderes wahres Evangelium außer demjenigen, wodurch man gelehrt wird, durch Christi Gnade der Liebe Gottes und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes theilhaftig zu werden. Es gibt aber unverständige Leute, welche von Verführern gleichsam bezaubert werden, der erkannten Wahrheit nimmer zu gehorchen, und sich von Gott, der sie berufen hatte, wieder abzuwenden. Heut zu Tag kann der Verfall eines solchen Menschen so groß werden, daß er nimmer glaubt, daß ein Gott sei, oder daß er die ganze christliche Religion verwirft und verspottet, und hernach ohne vernünftige Hoffnung lebt und stirbt. Es gibt aber auch Leute, welche nicht so weit verfallen, sondern sich nur wie die Galater auf ein anderes Evangelium abwenden, so doch kein anderes ist, und dasjenige, was sie hernach für eines halten, ein falsches ist. Bei einem solchen falschen Evangelium wird der Name des großen Gottes beibehalten, auch läßt man Sein Gesetz gelten, und thut zuweilen noch Menschensatzungen oder auch eine tiefsinnige Weltweisheit hinzu, wie in der Gegend der Stadt Kolossä geschah, Kol. 2. Man weiß und lehrt vieles, das entweder wahr ist, oder doch einen Schein der Weisheit hat, Kol. 2,23., und strengt auch seine Kräfte an, sich nach solchen Lehrsätzen zu richten. Was fehlt aber bei diesem Evangelium? Christus fehlt. Wie aber, wenn solche Leute auch den Namen Christi in ihrer Lehrform beibehalten? Alsdann gebe man Achtung, ob sie den rechten Christum haben, der Gott und Mensch, die Versühnung für unsere Sünden, und der einzige Grund der Rechtfertigung, Heiligung und der Erlösung von allem Uebel ist. Man untersuche, ob sie bei der Gnade Christi bleiben, ob sie dieselbe nicht weggeworfen haben, Gal. 2,21., ob sie nicht ihre Gerechtigkeit in ihren Werken, und ihre Heiligung in ihrer eigenen Vernunft und Kraft suchen, ob Christus, insofern man durch Ihn Gnade und Friede, Leben und Herrlichkeit erlangt, der einzige Grund ihrer Zuversicht und Hoffnung sei. Wo es an diesem Allem fehlt, da ist ein falsches Evangelium, obschon die Lehrform viel Wahres enthält: aber auch dieses Wahre ist nicht das seligmachende Evangelium. O ihr Christen, die ihr nach Neuigkeiten lüstern seid, gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, derselben Ende schauet an, und folget ihrem Glauben nach. Jesus Christus gestern und heute, und Derselbe auch in Ewigkeit. Lasset euch nicht mit mancherlei fremden Lehren umtreiben; denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschiehet durch Gnade. (Magnus Friedrich Roos)

1:8 Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht!

1:9 Wie wir jetzt gesagt haben, so sagen wir abermals: So jemand euch Evangelium predigt anders, denn das ihr empfangen habt, der sei verflucht!
Darum wollen wir auch mit St. Paulo muthig sein, und sprechen: Es soll verderben und vermaledeyet sein alle Lehre, sie kommen vom Himmel, oder von der Erden, oder wo sie denn herkommt und bracht wird, die da lehret die Menschen ihre Hoffnung und Vertrauen setzen in eigene Werke, eigene Gerechtigkeit, Verdienst und gute Werke, und nicht allein lauter in die Gnade, Tod und Verdienst Jesu Christi. Wir sind auch an dem nicht widerspenstig und sträflich gegen die Päpste und Nachkommen der Apostel, sondern gütig und wahrhaftig in Christum. Es ist ja billig und recht, daß wir Christum, Gottes Sohn, sollen Menschenlarven vorsetzen. Wollen sie es nicht dulden, sollen sie hinfort gemieden werden von uns, als eine höllische und ewige Vermaledeyung. (Martin Luther)

1:10 Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zu Dienst? Oder gedenke ich, Menschen gefällig zu sein? Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

1:11 Ich tue euch aber kund, liebe Brüder, daß das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht menschlich ist.

1:12 Denn ich habe es von keinem Menschen empfangen noch gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi.

1:13 Denn ihr habt ja wohl gehört meinen Wandel weiland im Judentum, wie ich über die Maßen die Gemeinde Gottes verfolgte und verstörte

1:14 und nahm zu im Judentum über viele meinesgleichen in meinem Geschlecht und eiferte über die Maßen um das väterliche Gesetz.
Kommt nun der Teufel unversehens geschlichen, und rückt dir die Worte aus den Augen, und giebt dir ein, daß du dich bekümmern sollst, ob du von Gott versehen seist zur ewigen Seligkeit oder nicht; hält dir vor die erschrecklichen Exempel Gottes Zorns und Gerichts, und daß die Zahl der Auserwählten geringe, der Verdammten aber groß sei: so sei denn klug, und laß dich bei Leib in solche gefährliche Gedanken und Disputationen nicht führen, oder du versteigest dich gewiß, und brichst den Hals; sondern wehre dich, und sprich: Mir ist nicht befohlen, daß ich mich über solche Sache bekümmern soll, die mir zu hoch und unbegreiflich zu erforschen ist. Ich bleibe bei den Worten St. Pauli, der sagt, daß Christus sich selbst für unsere Sünden gegeben rc., und habe solches gethan nach dem Willen Gottes und unsers Vaters. (Martin Luther)

1:15 Da es aber Gott wohl gefiel, der mich von meiner Mutter Leibe an hat ausgesondert und berufen durch seine Gnade,

1:16 daß er seinen Sohn offenbarte in mir, daß ich ihn durchs Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden: alsobald fuhr ich zu und besprach mich nicht darüber mit Fleisch und Blut,
Als Gott dem Saulus seinen Sohn offenbarte, fuhr er sogleich zu, d. h. er besann sich nicht lange, er wartete nicht auf Gefühle und Stimmungen, sondern er übergab sich bewußtermaßen mit einer scharfen Willensentscheidung seinem Heiland ganz und gar. So ging's im Neuen Testament stets. Alle übergaben sich wissentlich und bewußt, d. h. sie wußten, was sie taten. Worauf wartest du? Neue Eindrücke, große Erfahrungen, erschütternde Gefühle? Nein, wenn du es bisher noch nie mit klarer Überzeugung getan hast, dann übergib dich heute noch deinem Heiland. Hast du diesen einschneidenden Schnitt, diese Übergabe längst hinter dir, dann mußt du täglich, und wäre es in einer Minute, dich daran erinnern mit einem klaren Entschluß. Wer ein Kämpfer Jesu sein will, für den gibt es kein Abseitsstehen mehr, und sei es nur um ein vermeintliches Ausruhen. Er hat keine Wahl, er muß jeden Morgen für den Kampf bereit sein. Und weil wir in schweren Zeiten des Kampfes um Jesu Sache stehen, muß jeder auf seinem Posten zu finden sein. Die Gewißheit, dem Herrn heute anzugehören, war dein Morgensegen, und wenn du dich abends im Blick auf den durchlebten Tag prüfst, soll es dein Abendsegen sein, daß du dich schämst, wenn du deinem Heiland Schande gemacht hast!
König Jesu, sieh uns alle Tage darauf an, ob wir fertig und deines Winkes gewärtig vor dir stehen. Sag uns, wo was fehlt und hilf deinen schwachen Kindern Amen. (Samuel Keller)


Und siehe, wie gar ein dankbarer und aufrichtiger Prediger Paulus sei der Gnade Gottes. Er spricht nicht: Es ist mir geoffenbaret worden der Sohn Gottes, den ich hatte also zugenommen in der Gerechtigkeit des väterlichen Gesetzes; nicht: durch mein Verdienst, sondern darum, daß es Gott also gefallen hat, daß es geschehen soll, so ich doch weit anders verdienet hatte. Daß es aber Gott gefällig ist gewesen also, auch ohne mein Verdienst, beweiset das, daß er mich zu dem ausgesondert hat, ehe denn ich geboren war, und hat mich in dem Bauche meiner Mutter einen solchen zu sein bereitet, Jer. 1,5. Nachmals hat er mich auch berufen aus Gnaden, daß ihr durch solches alles erkennen möchtet, daß der Glaube und Erkenntniß Christi mir nicht kommen sei aus dem Gesetze, sondern aus der einigen göttlichen Vorsehung und aus seiner Gnade, dadurch er mich berufen hat. Daher wird auch euch die Seligkeit aus dem Gesetze nicht kommen können. (Martin Luther)

1:17 kam auch nicht gen Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog hin nach Arabien und kam wiederum gen Damaskus.

1:18 Darnach über drei Jahre kam ich nach Jerusalem, Petrus zu schauen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm.

1:19 Der andern Apostel aber sah ich keinen außer Jakobus, des HERRN Bruder.

1:20 Was ich euch aber schreibe, siehe, Gott weiß, ich lüge nicht!

1:21 Darnach kam ich in die Länder Syrien und Zilizien.

1:22 Ich war aber unbekannt von Angesicht den christlichen Gemeinden in Judäa.

1:23 Sie hatten aber allein gehört, daß, der uns weiland verfolgte, der predigt jetzt den Glauben, welchen er weiland verstörte,

1:24 und priesen Gott über mir.1)
Paulus rühmt die Göttlichkeit des von ihm verkündigten Evangeliums im Gegensatze gegen die Lehre der in den Gemeinden Galatiens aufgetretenen Irrlehrer, welche neben Christo zur Erlangung der Seligkeit auch die Beschneidung und mit ihr die Verpflichtung zum jüdischen Gesetz als durchaus nothwendig lehrten, und sich dabei wahrscheinlich auf einige Apostel in Jerusalem, namentlich auf Petrus fälschlich beriefen, um dadurch den Apostel Paulus und seine Predigt herabzusetzen. Paulus erklärt dabei unter anderm: „Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.“ Ein mächtiges Wort; aber freilich nicht nach dem Geschmack der Menge. Es erschreckt heilsam die Sichern, es entzaubert die Irregeleiteten und Verblendeten, es verhilft zu richtigerem Urtheil den in Vorurtheil Befangenen, es befestigt die Zweifelnden und stählt die Gläubigen im Glauben. Wir sehen daraus, daß es Paulo nicht gleichgültig ist, ob und was ein Mensch glaubt; er verwirft jeden Indifferentismus in Glaubenssachen; er bestreitet es geradezu, was so Viele heut zu Tage sagen und lehren: „es gebe keine sichere Wahrheit; der Eine denke dies, der Andere das; wer behaupte, sie zu besitzen, sei ein hochmüthiger Schwärmer; man müsse daher sich gegenseitig dulden, und nur darauf achten, ob jemand rechtschaffen handle;“ und behauptet: „es gebe eine gewisse Wahrheit in der göttlichen Offenbarung, und diese Wahrheit habe er, die einzige, untrügliche, ganze, und wer die nicht annehme, wer Anderes denke und lehre, der sei verflucht!“ Gewiß, das ist klar gesprochen und entscheidend. Ist Pauli Wort Gottes Wort, so ist ebenfalls klar, was ich zu thun und zu glauben habe. Weg mit allen Menschensatzungen und Irrlehren! Weg mit dem ungläubigen Zeitgeiste und seinen Empörungen gegen das Wort des lebendigen Gottes! An Dich, Herr, allein glaube ich und Dein Wort ist meiner Füße Leuchte und ein Licht auf allen meinen Wegen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Das war damals bei Paulus eine fast selbstverständliche Sache. Der früher die Gemeinde Gottes aufs furchtbarste verfolgt hatte, war bekehrt und zum gesegneten Werkzeug des Herrn geworden; allen Grund hatten die Gläubigen, Gott über dieser Wandlung zu preisen. Können wir uns nicht einen Vorgang denken, der unsern gläubigen Freunden Veranlassung gibt, Gott über uns zu preisen? O ja! Wenn sie vorher wegen unserer vorschnellen, unbedachten Art heimlich vor Gott über uns seufzten, weil wir ihnen es so schwer machten, uns zu lieben, mit uns am gleichen Strange zu ziehen, und endlich hat die beharrliche Zucht und Pflege Jesu über solche unsere Unart gesiegt - sollten jene nicht erleichtert aufatmen und Gott dafür danken? Und nun prüfen wir uns vor seinem Angesicht, ob es nicht noch so manches unartige Sichgehenlassen gibt, so manche Rücksichtslosigkeit und Untreue, womit wir unsern Nächsten es schwer machen, mit uns auszukommen? An wem soll es wohl liegen, daß bitteres Gedenken sich kehrt in glückliches Preisen des Sieges Jesu über uns? Wir wissen genug, was uns fehlt und wo wir Hilfe bekommen. Darum laßt uns Ernst machen, daß man Gott preise über uns.
Dazu mußt du, Herr Jesus, helfen! Wir sind traurig, daß es so lange dauert, bis deine Art unsere Art überwinden kann. Erbarme dich unser und erinnere uns an alles, täglich, was du von uns erwartest und was du uns dazu geben willst. Amen. (Samuel Keller)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/09_gal/gal_kapitel_1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain