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Johannes, Kapitel 21

Johannes, Kapitel 21

21:1 Darnach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern an den Meer bei Tiberias. Er offenbarte sich aber also:

21:2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der da heißt Zwilling, und Nathanael von Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und andere zwei seiner Jünger.

21:3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will hin fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und traten in das Schiff alsobald; und in derselben Nacht fingen sie nichts.

21:4 Da aber jetzt Morgen war, stand Jesus am Ufer; aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war.

21:5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.

21:6 Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden. Da warfen sie, und konnten's nicht mehr ziehen vor der Menge der Fische.

21:7 Da spricht der Jünger, welchen Jesus liebhatte, zu Petrus: Es ist der HERR! Da Simon Petrus hörte, daß es der HERR war, gürtete er das Hemd um sich (denn er war nackt) und warf sich ins Meer.

21:8 Die andern Jünger aber kamen auf dem Schiff (denn sie waren nicht ferne vom Lande, sondern bei zweihundert Ellen) und zogen das Netz mit den Fischen.

21:9 Als sie nun austraten auf das Land, sahen sie Kohlen gelegt und Fische darauf und Brot.
Wie war dir da zumute, lieber Petrus? Zwischen zwei Kohlenfeuern! Das eine im Palasthof zu Jerusalem vor wenig Wochen, wo er dreimal seinen Herrn verleugnet hatte - das andere am See Genezareth, wo er im Anblick dieses Kohlenfeuers dreimal gefragt wird:„Simon, Jona, hast du mich lieb?“ Gottes Größe in Kleinigkeiten unseres Lebens! Kleine begleitende Umstände können Gottes Winke sein, die uns bei ihrer Wiederholung auf einmal im innersten Herzen erschüttern. Hast du auch solche Kohlenfeuer-Erinnerungen, an denen dein Herz schmilzt, daß du weich und beschämt sagen mußt: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe? Die andern wärmten am kalten Morgen die vom Fischen nassen Hände am Kohlenfeuer; nur Petrus gingen die Augen über. Andern sagt ein Name, ein Ort, eine Gelegenheit nichts; uns schwillt die Bewegung aus dem Herzen herauf: Herr, du hast an diese Kleinigkeiten gedacht - wie groß bist du! - Dann denke weiter: So ihr nicht im Geringsten treu seid, wie soll man euch Größeres anvertrauen?
Herr Jesu, meine Seele lebt von deinem Anrühren. Ich denke mancher kleinen und doch so großen Stunden, da du dich mühtest, mir deine Herrlichkeit zu offenbaren. Wer bin ich, daß du dir solche Mühe gibst um mich? Ich will dich lieben, meine Stärke! Amen. (Samuel Keller)

21:10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!

21:11 Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land voll großer Fische, hundert und dreiundfünfzig. Und wiewohl ihrer so viel waren, zerriß das Netz nicht.

21:12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? denn sie wußten, daß es der HERR war.1)
Mit diesen Worten wird der Gläubige eingeladen zur heiligen Nähe Jesu: M„Kommt und haltet das Mahl,“ das heißt doch, an seinem Tisch sitzen, sein Mahl mit Ihm teilen; ja, manchmal heißt dies so viel, als wir sollen uns neben Ihn setzen und unser Haupt an des Heilandes Busen lehnen. Wir werden in seinen „Weinkeller“ eingeladen, in seinen Festsaal, wo das Panier der versöhnenden Liebe über uns weht. „Kommt und haltet das Mahl;“ das Wort gibt uns einen Anblick unsrer Vereinigung mit Jesu, weil Er selber die einzige Speise ist, die wir genießen können, wenn wir das Mahl mit Jesu halten. O, welch eine selige Vereinigung! Es ist eine Tiefe darin, die kein Verstand ergründen kann, dass wir also mit Jesu essen sollen. „Wer mein Fleisch isset und trinkt mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm.“ Es ist ebenso eine Einladung, die Gemeinschaft mit den Heiligen zu genießen. Christen können über allerlei Punkte verschiedener Meinung sein, aber sie haben alle denselben geistlichen Hunger; und wenn wir auch nicht alle dasselbe fühlen können, so können wir alle dasselbe Brot des Lebens genießen, das vom Himmel kommt. An der Tafel der Gemeinschaft Jesu haben wir einen Kelch und ein Brot. Wenn der Liebeskelch herumgereicht wird, so umfassen wir alle einander mit herzlicher Liebe, und bitten um diese Liebe. Kommt näher zu Jesu, so werdet ihr euch je länger je inniger im Geiste mit all denen verbunden fühlen, die dasselbe himmlische Manna genießen wie wir. Ebenso sehen wir hier die Quelle aller Stärkung. Auf Christum sehen, heißt leben; aber die Kraft zu seinem Dienst empfangen wir, wenn wir „kommen und das Mahl halten“ mit Ihm. Wir leiden unter mancherlei unnötigen Schwachheiten, weil wir diese Forderung unsres Meisters vernachlässigen. Keiner von uns braucht sich auf schmale Kost einzuschränken; wir sollten im Gegenteil gedeihen von Mark und Fett des Evangeliums, auf dass wir dadurch Kräfte empfangen, und jegliche Fähigkeit zum Dienste des Herrn aufs höchste in uns entwickeln. Wenn ihr also die Nähe Christi wollt zur Wahrheit machen, und die Vereinigung mit Ihm völlig genießen, wenn ihr wollt die Seinen lieben und vom Herrn Jesus Stärkung empfangen, so „kommt und haltet das Mahl“ mit Ihm, durch den Glauben. (Charles Haddon Spurgeon)

21:13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt es ihnen, desgleichen auch die Fische.

21:14 Das ist nun das drittemal, daß Jesus offenbart war seinen Jüngern, nachdem er von den Toten auferstanden war.2)

21:15 Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon Jona, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, HERR, du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer!3)
„Erwirb mir eine Herde“, das war nicht das Gebot, das Petrus von Jesus empfing, als verschaffte Petrus Jesus die, die ihm gehören. Wenn es uns vorkommt, die Apostel hätten die Kirche hergestellt, so blieb uns das Wort Jesu unverständlich. Die Lämmer, von denen Jesus spricht, sind sein Eigentum, und deshalb, weil sie ihm gehören, verlangt Jesus von Petrus, dass er sie nicht darben lasse, sondern sie nähre und dafür sorge, dass sie geschützt und geleitet seien und zusammen bleiben. Wir dienen den Menschen nicht deshalb, damit sie durch unser Wirken Gottes Eigentum werden, sondern weil sie es sind. Wie können wir einander zur Buße, zum Glauben und zur Liebe helfen, wenn wir nicht von Christus teuer erkauft und zu seinem Eigentum erworben wären? Indem aber Jesus die Seinen seine Lämmlein nennt, sagt, er dass sie nicht für sich allein zurechtkommen, sondern den bedürfen, der sich ihrer annimmt. Zur Herde vereint und in die Gemeinschaft eingefügt, empfangen wir Gottes Gaben. Daher gibt es Ämter und Dienste und gegenseitige Hilfeleistung. Der erste und wichtigste Dienst, den Petrus allen zu leisten hatte, bestand darin, dass er die Erinnerungen an Jesus festhielt und sein Bild allen zeigte. Weil Petrus denen dient, die Jesus angehören, ist klar, was er für sein Amt nötig hat. Um das, was dem anderen gehört, bekümmern wir uns nur dann, wenn wir ihn lieb haben. Sonst sorgen wir nur für das, was uns selber nützt. Willst du, sagt Jesus zu Petrus, der Hirte meiner Lämmlein sein, so musst du mich lieb haben, und wenn ich dir das größte Werk, das Werk des Apostels, vor den anderen anvertrauen soll, so musst du mich mehr als alle anderen lieben. Der großen Liebe kann man den großen Dienst übergeben, und den größten Dienst empfängt der, der die größte Liebe hat. Hast du sie? fragt Jesus. Du weißt, sagt Petrus, dass ich dich lieb habe und nicht an mich denke und nicht für mich arbeite und nicht mich zum Herrn der Menschen mache. Du allein sollst es sein. Das war die Ausrüstung des Petrus zu seinem Werk.
Es gibt kein Glied in Deiner Schar, und wäre es das kleinste, schwächste Lämmlein, das nicht teil an Deinem Werke bekommt. Aber jedes Glied Deiner Herde fragst Du: hast du mich lieb? So wird aus dem, was wir tun, für einander ein heilsamer Dienst. Schöpfer der Liebe, gewähre sie uns, die wir lieblos sind ohne Dich. Amen. (Adolf Schlatter)


Wer aus diesem Wort Jesu an Petrus die Berechtigung ableiten will, seinen religiösen Besitzstand mit dem der Brüder zu vergleichen, um herauszufinden, wer mehr Frömmigkeit, mehr Jesusliebe, mehr Nähe zum Heiland hat, der irrt sehr und hat Jesu Frage nicht verstanden. Das war ja vor dem Fall Petri Fehler gewesen, daß er sich über alle andern erhoben hatte; darum lag jetzt in Jesu Wort eine Strafe, eine Beschämung: „Jetzt wirst du wohl nicht mehr so denken!“ Darum kann der Jünger auch nicht auf diese Frage antworten, sondern sagt ganz bescheiden: „Du weißt, daß ich dich lieb habe.“ Ach, wenn wir doch das ungeistliche Vergleichen und Messen der andern ohne eine so tiefe Demütigung wie Petrus aufgeben wollten! Wir sind keine Herzenskündiger; wir sehen beim andern auch in geistlichen Dingen nur das, was vor Augen ist und kennen die geheimen Zuflüsse und die verborgenen Antriebe des andern nicht. Der Herr allein weiß, wie er seine Leute einzuschätzen hat. Der Hauptunterschied zwischen uns ist nicht das Maß unserer Liebe, sondern die Völligkeit der Hingabe und die Energie, damit uns Christus ergreifen kann.
Darum, Herr Jesus, ziehe meinen Blick von den andern ab auf dich. Von dir kann ich nehmen, was mir not tut. An dir kann ich lernen, wie ich sein soll. An dir kann ich mich nicht satt sehen. Erquicke meine Seele durch dich selbst! Amen. (Samuel Keller)

21:16 Spricht er wider zum andernmal zu ihm: Simon Jona, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, HERR, du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!

21:17 Spricht er zum drittenmal zu ihm: Simon Jona, hast du mich lieb? Petrus ward traurig, daß er zum drittenmal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: HERR, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich liebhabe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!4)
Er, der alle Dinge weiß, fragt und wiederholt seine Frage, damit Petrus sich bewusst werde, wie es mit ihm steht, ob er Jesus lieb hat. Den Schmerz, den ihm die Wiederholung der Frage bereitet, hat Jesus nicht gescheut. Sei du nur betrübt, Petrus, dass man dich so fragen muss; Grund zu dieser Frage hast du reichlich gegeben. Petrus deutete sich den Sinn dieser Fragen richtig, als er sagte: Du weißt alle Dinge. Jesus fragt ihn deshalb, weil er weiß, dass er ihn lieb hat. Darum darf ihm Petrus seine Liebe bekennen, und darum antwortet Jesus seinem Bekenntnis damit, dass er ihm seine Lämmer übergibt. „Du weißt alle Dinge“, das vertreibt aus unserem Verkehr mit Jesus jeden Schein und alle Verstellung. Im Verkehr mit den Menschen mag es manchmal vernünftig scheinen, uns in Schein zu verkleiden. Sie verstehen oft falsch, verdrehen, was sie hören, und missbrauchen, was sie wissen. Vor boshaften Augen eine Maske zu tragen, mag ratsam sein, und es ist auch leicht, sie zu täuschen. Auch wenn wir in der Selbstbeurteilung die Wahrheit fürchten und uns selbst belügen, handeln wir noch einigermaßen mit Verstand, weil wir nicht ohne Grund den Anblick unseres Bildes vermeiden. Aber von dem, der alle Dinge weiß, wird jede Unwahrhaftigkeit zur hellen Unvernunft. Vor ihm sind wir an den Ort gestellt, wo wir nichts scheinen, sondern einzig das sind, was wir sind. Dafür sei Gottes herrliche Gnade gepriesen. Es ist ja eine uns erdrückende Last, wenn wir unsere Hilfe darin suchen müssen, dass wir scheinen, was wir nicht sind, und es ist Gottes seligmachendes Geschenk, dass wir vor ihm ohne diese Last als die stehen, die gekannt sind ganz und gar. Nun darf Petrus sagen: Ich liebe dich. Wer kann sich selber trauen? Wer urteilt richtig über sich? Weiß ich, ob mein Glaube Glaube und meine Liebe Liebe ist und nicht nur fromm gefärbte Eigensucht? Weil aber Petrus vor dem steht, der alle Dinge weiß, dessen flammender Blick jeden Selbstbetrug zerstört, wird er inne, wie es mit seiner Liebe steht, und weil er sie ihm jetzt zu bekennen vermag, übergibt der Herr die Seinen seiner Hut.
Du weißt alle Dinge und nimmst dennoch mein Bekenntnis an und erhältst mich dennoch in Deiner Gemeinschaft. Darum darf ich bitten: bin ich krumm, mache mich gerade; täusche ich mich, so mache mich wahr; ist meine Liebe krank, so heile sie. Amen. (Adolf Schlatter)


Wer von uns mag denn etwa auch so sagen: „HErr Du weißest, daß ich Dich lieb habe?“ Wir wagen's nicht; denn das Gefühl, wir hätten Ihn nicht lieb, will uns den Mund zu solcher Rede schließen. Wir sind aber doch, - um heute glimpflich zu reden - oft zu hart gegen uns selber, und zu unnachsichtig. Wir taxriren unsre innere Liebe zum Heiland gerne niedrig nach den allerdings unrechten Dingen, die bei uns noch vorliegen, - aber ach, wie oft wider unsern eigenen Willen! Es geht viel vor mit uns, in uns, um uns, durch uns, -wir wollen's nicht so, und die in uns glimmende Liebe zum HErrn wünscht es anders. Haben wir deswegen den HErrn nicht lieb ? Wir dürfen es doch wohl merken, daß wir trotz aller Fehler und natürlichen Unarten den Heiland lieb haben, - wenn's wahr ist nämlich. Petrus, der obiges Wort spricht, steht auch mit böse Gewissen da. Denn dreimal hatte er den HErrn verleugnet; -und doch beruft er sich auf das Wissen des HErrn, daß er Ihn lieb habe. Wir müssen daher nicht zu sehr an uns verzagen, wenn wir auch viel Torheit an uns erblicken, - wenn's nur nicht Bosheit ist, - sofern wir einen Liebeszug zu unserm Heiland doch in uns entdecken. Der HErr weiß den; und der HErr wirft auch den Petrus nicht weg. Er erscheint diesem als Auferstandener, obwohl Petrus hätte denken konnen: „Ja, was wird denn der HErr zu mir kommen, der ichs Ihm so gemacht habe? Zu mir wird Er zuletzt kommen“. So hätte Petrus denken können; und doch war er der Erste der Jünger, der den HErrn gesehen hat. Der HErr ist ihm besonders erschienen, gleich in den ersten Morgenstunden.
Da sehen wir's, wie wir auf den Heiland bauen dürfen, wenn nur unser Herz richtig steht. Er sieht auch das Seufzen und Sehnen unsres Herzens und bekennt sich freundlich zu uns. Er kann sich uns nicht entziehen, sondern hat Geduld mit uns und ist langmütig. Nun, so wollen wir's denn glauben, und auch das wichtig nehmen, daß Er alle Dinge weiß, und ich weiß, daß wir Ihn wollen, und nichts als Ihn, Ihn also lieb haben. (Christoph Blumhardt)

21:18 Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Da du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.
Kurz ist die Zeit unserer irdischen Wallfahrt, groß und herrlich ist das Ziel, das der Herr mit uns erreichen will. Da gilt es, die Zeit auszukaufen! Da ist es notwendig, alle Mittel in Anwendung zu bringen, die unser Charakter und Wesen erforderlich macht. Die Mittel müssen der Eigenart des einzelnen entsprechen, sie müssen eben stark genug sein, hier die erwünschte Wirkung zu erzielen. Wundere dich deshalb nicht, wenn es bei dir gar anders zu gehen scheint als bei anderen Menschen. Erzogenwerden geht nicht ohne Schmerzen ab. Je mehr du dich beugst unter Gott, je williger du eingehst auf Seine Absichten und auf Seinen Gnadenwillen, je eifriger du lernst, und je treuer du das dir Vorgelegte übst, desto besser geht es dir, und desto rascher bringt dich der Herr vorwärts. Wer für Gott und Sein Reich erzogen werden soll, der wird einmal gründlich ausgezogen und zunächst nicht vor Menschen, aber vor den eigenen Augen bloßgestellt. Nicht selten bilden wir uns etwas ein auf unsere Bekehrung und auf unseren Gnadenstand, und damit hüllen wir uns in ein Gewand, in dem wir recht hässlich erscheinen vor Gottes Angesicht. Das kann der Herr nicht gelten lassen. Verwickelt in dringende Geschäfte, geht oft der Christ, der doch ein Pilger ist, fast auf in Arbeit und Sorge; doch plötzlich nimmt ihn der Herr auf die Seite und gibt ihm stille und ernste Tage. Vielleicht bringt ihn eine Erschütterung seiner Gesundheit bis an die Pforten des Todes. Da redet Gott mit ihm. Hörst du, was er nun sagt? „Ich war matt und müde und krank und äußerlich und innerlich zermalmt, aber meine Seele ist genesen!“ (Markus Hauser)


Die Selbständigkeit der Jugend - was war das für ein zweifelhaftes Glück! Wie stark kamen wir uns vor und wie frei. Wie wollten wir mit dem Kopf durch die Wand Und wie viel törichte, vergebliche Anstrengung und wie viel Herzeleid und wie viel Enttäuschungen trug das alles ein. Nachher tratst du, Jesus, in unser Leben ein, und nun gab es noch lange keine völlige Aufgabe der falschen Selbständigkeit. Stückweise ließen wir uns von dir leiten und wurden dabei gesegnet, und dann brachten wir es doch wieder fertig, deinen Armen zu entschlüpfen und auf eigene Faust Törichtes zu unternehmen. Du aber hattest Geduld und vergabst einmal über das andere und zogst dann die Seile fester und führtest uns sicher. Je älter wir werden, desto ängstlicher werden wir gegen alle Abenteuer, auch fromm scheinende, die hin und her Mode sind, und desto sorgsamer achten wir auf deine Winke.
Behalte uns in deiner Pflege, behalt uns, Herr, in deiner Zucht. Kommt es jetzt auch vor, daß du die Seile ganz fallen lässest und keine Gewalt bei der Führung anwendest, wir bleiben doch an dir hängen und wollen keinen Schritt in eigner Weisheit tun. Laß die geheime Anziehungskraft deiner Liebe den Gürtel sein, damit du uns alte, unselbständige Leute leise, lose führst, wir wollen uns von deinen Augen leiten lassen, bis wir nichts mehr können, als uns von deinen Armen tragen lassen. Amen. (Samuel Keller)

21:19 Das sagte er aber, zu deuten, mit welchem Tode er Gott preisen würde. Und da er das gesagt, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

21:20 Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, welchen Jesus liebhatte, der auch an seiner Brust beim Abendessen gelegen war und gesagt hatte: HERR, wer ist's, der dich verrät?

21:21 Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: HERR, was soll aber dieser?
In der Vollmacht, die Jesus durch seine Auferstehung empfing, hat er Petrus gezeigt, was er ihm als seinem Apostel gab. Er hat ihm seine Herde übergeben, dass er sie weide, und hat ihm verheißen, er dürfe ihm zur Vollendung seines Amtes an das Kreuz folgen. Es gab aber noch einen zweiten Jünger, den Jesus neben Petrus und über ihn gestellt hatte, Johannes. Im Blick auf ihn kann Petrus die Frage nicht unterdrücken: Was soll aber dieser? Im gemeinsamen Wirken der beiden Männer hat sich dieselbe Frage oft vor sie gestellt. Sie stand vor ihnen, als Petrus vor den Hohen Rat Jerusalems trat, um die Sache Jesu zu führen. War es nur seine Pflicht, um Jesu willen zu leiden? Johannes stand mit ihm vor dem Hohen Rat. Dieselbe Frage kam, als Petrus Jerusalem verließ, weil sich die Judenschaft endgültig gegen Jesus entschieden hatte. Was soll nun Johannes? Ist auch für ihn die Zeit gekommen, dass er hinaus zu den Griechen gehe? Auch Johannes verließ Jerusalem und verband sich mit der griechischen Christenheit. Die tiefste Bedeutung erhellt diese Frage aber damals, als Petrus nach Rom und in den Tod ging. Was soll jetzt Johannes tun? Führt auch ihn sein Weg zum Kreuz oder soll er bleiben bis zur neuen Offenbarung des Herrn? Johannes ging nicht nach Rom, sondern blieb bei der Christenheit von Ephesus, auch als er der letzte noch lebende Apostel war. Dieselbe Frage entsteht unter uns, sowie andere mit ihrer besonderen Gabe neben uns stehen und den ihnen gegebenen Auftrag mit ihrer besonderen Gabe neben uns stehen und den ihnen gegebenen Auftrag mit kräftiger Tat vollziehen. Meinen Weg kenne ich und kenne meinen Dienst; er ist aber nicht auch der des anderen; was soll dieser? Ich ordne euren Gang, war die Antwort des Auferstandenen an seinen fragenden Petrus; Johannes bleibt, weil ich es will, so lange, als ich es will. Über allen seinen Knechten steht der Herr. Keiner hat Gewalt über den anderen; jeder gehört allein dem Herrn. Das macht sie alle frei. Sowie ich frage: was soll dieser? Kommt zwischen uns der Friede in Gefahr. Denn der andere kann sich nicht unter meine Leitung stellen und sich nicht an mein Urteil binden. Über solchen Reibungen und Spaltungen geht uns aber viel Kraft verloren und bleibt manche Arbeit ungetan. Darum hat der Herr seinen beiden Jüngern gleich schon in der Osterzeit gesagt: ich gebe jedem von euch seinen eigenen Dienst und ordne euren Lebenslauf allein.
Herr und Haupt Deiner Gemeinde! Zusammen tun wir unseren Dienst, nicht vereinzelt und zersplittert, sondern vereint. Weil Du allein die Herrschaft hast, machst Du jeden von uns zum freien Mann. Ich danke Dir, dass ich meinen Dienst durch Dich empfange und niemand untertan bin und niemand an mich binden darf. Denn Du allein bist unser aller Herr. Amen.(Adolf Schlatter)

21:22 Jesus spricht zu ihm: So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!

21:23 Da ging eine Rede aus unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht. Und Jesus sprach nicht zu ihm: „Er stirbt nicht “, sondern: „So ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?“

21:24 Dies ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und dies geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis wahrhaftig ist.

21:25 Es sind auch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; so sie aber sollten eins nach dem andern geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.

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