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Lukas, Kapitel 21

Lukas, Kapitel 21

21:1 Er sah aber auf und schaute die Reichen, wie sie ihre Opfer einlegten in den Gotteskasten.

21:2 Er sah aber auch eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein.

21:3 Und er sprach: Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr denn sie alle eingelegt.

21:4 Denn diese alle haben aus ihrem Überfluß eingelegt zu dem Opfer Gottes; sie aber hat von ihrer Armut alle ihre Nahrung, die sie hatte, eingelegt.

21:5 Und da etliche sagten von dem Tempel, daß er geschmückt wäre mit feinen Steinen und Kleinoden, sprach er:

21:6 Es wird die Zeit kommen, in welcher von dem allem, was ihr sehet, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde.

21:7 Sie fragten ihn aber und sprachen: Meister, wann soll das werden? und welches ist das Zeichen, wann das geschehen wird?

21:8 Er aber sprach: Sehet zu, lasset euch nicht verführen. Denn viele werden kommen in meinem Namen und sagen, ich sei es, und: „Die Zeit ist herbeigekommen.“ Folget ihnen nicht nach!

21:9 Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Empörungen, so entsetzet euch nicht. Denn solches muß zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da.

21:10 Da sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben wider das andere und ein Reich wider das andere,

21:11 und es werden geschehen große Erdbeben hin und wieder, teure Zeit und Pestilenz; auch werden Schrecknisse und große Zeichen am Himmel geschehen.

21:12 Aber vor diesem allem werden sie die Hände an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten in ihre Schulen und Gefängnisse und vor Könige und Fürsten ziehen um meines Namens willen.

21:13 Das wird euch aber widerfahren zu einem Zeugnis.

21:14 So nehmet nun zu Herzen, daß ihr nicht sorget, wie ihr euch verantworten sollt.

21:15 Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widersprechen können noch widerstehen alle eure Widersacher.

21:16 Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreunden und Freunden; und sie werden euer etliche töten.

21:17 Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen.

21:18 Und ein Haar von eurem Haupte soll nicht umkommen.

21:19 Fasset eure Seelen mit Geduld.
Es ist ein gemeiner Irrthum, daß man in Ansehung der Geduld zwischen den Leiden, die unmittelbar von Gott kommen, und zwischen denjenigen, welche durch Menschen erregt werden, einen Unterschied macht, und bei jenen alle Geduld verspricht, bei diesen aber zur Ungeduld berechtigt zu sein meint. Allein eben dieses ist der Fall, wegen dessen Christus zu Seinen Jüngern gesagt hat: fasset eure Seelen in Geduld, oder ihr werdet eure Seelen bei der Geduld besitzen; denn vorher hatte Er V. 16.17. gesprochen: ihr werdet überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreundten und (gewesenen) Freunden, und sie werden eurer etliche tödten, und ihr werdet gehasset sein von Jedermann um Meines Namens willen. Die christliche Geduld hat also auch bei solchen Leiden statt, welche von Menschen verursacht werden; wie denn auch Hiob, Moses und alle Heiligen bei dieser Gattung von Leiden große Geduld und Langmuth bewiesen haben. Und wann ist Christus wie ein stilles Lamm gewesen, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das vor seinem Scheerer verstummt, und seinen Mund nicht aufthut? War Er’s nicht damals, da Er von Menschen fälschlich angeklagt, verspottet, verurtheilt und gemartert wurde? Sprichst du: die Menschen thun mir unrecht, ich bin ihrenthalben unschuldig -: es sei also, aber den Jüngern Jesu geschah auch Unrecht, als sie von Anverwandten und ehemaligen Freunden der Gewalt tyrannischer Obrigkeiten überantwortet und von Jedermann gehaßt wurden, und doch hat ihnen ihr HErr die Geduld geboten. Wer hat aber mit einer so reinen Unschuld gelitten, wie Jesus, und wer ist in Seinem Leiden so still und sanftmüthig gewesen, als Er? Doch ist auch die Klage über Unrecht und der Vorwand wegen der Unschuld nicht immer gegründet. Viele werden von der Obrigkeit wegen ihrer Uebelthaten gestraft, aber Wenige sagen, wie der bußfertige Schächer: wir empfahen was unsere Thaten werth sind; die Meisten dünken sich unschuldig zu sein, oder doch die ganze Strafe nicht verdient zu haben. Auch wird im gesellschaftlichen Leben Mancher gescholten, weil er auch schilt, gehaßt, weil er auch haßt, hintangesetzt, weil es ihm an Treue, Demuth oder Geschicklichkeit fehlt, verachtet, weil er sich durch Worte und Werke verächtlich gemacht hat u.s.w., da dann, wenn man sich selbst mit erleuchteten Augen prüfet, der Ruhm von der Unschuld ganz verschwindet. Doch es sei also, daß man in Ansehung des Nächsten unschuldig leide; so besitze man seine Seele, das ist, man sei bei sich selber, man sei gefaßt und ruhig in seiner Geduld. Warum soll ich aber geduldig sein, da mein Nächster, der meines gleichen, oder geringer als ich, oder der wenigstens gottlos ist, das Recht nicht hat, diese Geduld von mir zu fordern? Wohlan, so hat doch Gott das Recht, sie zu fordern, und eben deßwegen nimmt die Ungeduld in solchen Fällen überhand, weil man nur auf die Menschen, und nicht auch auf Gott sieht, welcher unartige Menschen die Leute Seiner Hand heißt, folglich sie als Stecken oder Schwerter in die Hand nimmt, wenn Er uns scharf züchtigen will. Als Hiob von Gott geprüft werden sollte, so mußten böse Leute seine Heerden rauben, er aber sagte: der HErr hat’s gegeben, der HErr hat’s genommen: der Name des HErrn sei gelobt.(Magnus Friedrich Roos)

21:20 Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heer, so merket daß herbeigekommen ist seine Verwüstung.

21:21 Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf das Gebirge, und wer drinnen ist, der weiche heraus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein.

21:22 Denn das sind die Tage der Rache, daß erfüllet werde alles, was geschrieben ist.

21:23 Weh aber den Schwangern und Säugerinnen in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf Erden sein und ein Zorn über dies Volk,

21:24 und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.

21:25 Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, und das Meer und die Wassermengen werden brausen,

21:26 und Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.

21:27 Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Alsdann! Drei Dinge wären uns Christen hochschädlich, einmal wenn wir nichts vom jüngsten Tage wüssten; sodann, wenn wir das Jahr, den Tag und die Stunde genau wissen könnten; endlich, wenn wir ungewarnt mit dem jüngsten Tage sollten überrascht werden. Weil nun unser holdseliger Heiland keine Ader im Leibe und keinen Blutstropfen unter dem Herzen hat, der uns nicht lieb habe, so sagt Er uns ausdrücklich, dass Er einst wiederkommen werde mit großer Kraft und Herrlichkeit; die Zeit aber, wann dies geschehen werde, behält Er absichtlich für sich und versichert, Er wisse sie nicht; nichts desto weniger macht Er die Vorboten namhaft, wodurch Er unser Herz will warnen und aufmuntern. Und Er gibt drei Herzwecker an: 1) über uns am Firmament und in der Luft: Sonne und Mond sollen ihren Schein verlieren, und der Himmel Kräfte sich bewegen. 2) unter uns: Erdbeben und Wasserfluten. 3) in unserm eignen Herzen, es soll den Leuten bange sein und werden zagen. Habe Dank, Herr Jesu, für Deine Gnade, dass Du uns nicht ungewarnt mit dem jüngsten Tage willst überraschen! Hilf, dass wir das Haus unseres Gewissens wohl beschicken und bestellen, durch wahre Buße Alles aufräumen und mit den klugen Jungfrauen alle Stunden und Augenblicke zur Seligkeit fertig erfunden werden. - Wie ist es doch so tröstlich, dass einmal eine Zeit kommen wird, wo unser tiefster Seufzer sich erfüllt: Komm, Herr Jesu, komm bald, und wo wir unsere Häupter aufheben und aufsehen sollen, darum dass sich unsere Erlösung nahet! O so wollen wir uns denn, wenn wir Deine Vorboten kommen sehen, freuen auf Deinen majestätischen letzten Advent, wie ein Gärtner auf seine wachsenden und quillenden Blütenknospen, weil er nun weiß, der Frühling nahet! und wie ein Knecht, dem die Botschaft kommt, dass er kann sein eigner freier Herr sein. Wie fröhlich muss Noah gewesen sein, da er aus seinem Kasten gegangen, in welchem er ein ganzes Jahr gesessen! Wie fröhlich Joseph, als er aus dem dreijährigen Gefängnis gen Hof geholt und zum großen Landesherrn gemacht ward! Wie fröhlich die Kinder Israel, als sie aus dem Diensthause Ägyptens errettet wurden! Wie fröhlich Petrus, als der Engel ihn von seinen Banden entledigte! Unsere Freude, wann der Herr wiederkommen, wann sein großes Alsdann Wahrheit werden wird, wird noch größer sein. - Wer wollte noch erschrecken vor dem jüngsten Tage? Er würde ja erschrecken vor seinem größten Glücke. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

21:28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht.
Wenn nemlich die letzte Zeit eintritt, so geschehen mancherlei wunderbare Dinge, und meist schreckhafte. Es sind uns angekündigt Kriege, wie sie noch nie gewesen sind, Erdbeben wie noch nie, Seuchen wie noch nie, Plagen aller Art, wie noch nie, lauter Dinge, worüber man sich entsetzt, zittert und bebt. Auch Zeichen am Himmel, Schrecknisse durch gewaltige Naturerscheinungen werden geschehen. Ob dem allem wird den Leuten bange werden, und sie werden zagen. Aber die, die des HErrn sind und Seiner in Geduld warten, sollen, „wenn die Dinge anfangen zu geschehen, aufsehen und ihre Häupter erheben, weil jetzt ihre Erlösung nahe.“
Äußerlich wird freilich die Freude nicht gar groß sein; denn die Trübsal wird für die Treuen des HErrn so groß werden, wie noch keine gewesen ist, seit die Welt steht. Aber eben darum will der HErr mit den angeführten Worten unsern Mut auffrischen und uns, wenigstens um des Ausgangs willen, freudig stimmen, weil die Freude allein stark und ausdauernd machen kann, um unverzagt allen Schrecknissen ins Angesicht zu schauen.
Wie der HErr Jesus selbst Angesichts des Kreuzes, das Er vor Sich sah, über dieses hinweg nur auf Seine Verklärung schauete, und nicht betete (Joh. 17, 1): „Vater, die Stunde ist hie, daß ich gekreuzigt werde,“ sondern betete: „Vater, die Stunde ist hie, daß Du Deinen Sohn verklärest,“ so sollen die Gläubigen, wenn das Arge anfähet, auch nicht sagen : „Jetzt kommt die Zeit der Trübsal,“ sondern sollen sagen: „Jetzt kommt unsre Erlösung,“ also über die Trübsal hinüberblicken und durch den Blick auf die nahende Erlösung sich zu allem stärken. Muß dann auch, wer's gewinnen will, nun erst recht dran und alle Schrecknisse über sich kommen lassen, so kann doch die gewisse Anssicht, daß alles vorüber gehe und es dann, ob wir leben oder sterben, ewig gut gehe, unter allen Anfechtungen getrost machen, Mut und Stärke, selbst Freudigkeit verleihen; und wer nicht mit freudigem Geiste auf das Ende zu blicken wird fähig seyn, wirds schwer haben, um standhaft zu bleiben und seine Seele zu erretten.
Einstweilen aber wollen wir uns rüsten, in jetzigen Umständen treu zu seyn, auch durch nichts uns berücken und betören, oder in Sicherheit einwiegen zu lassen, als ob's etwa noch langen Verzug habe, oder gar nicht komme, auf daß wir, wenn es ernster wird, fähig werden auszuhalten und siegreich zu überwinden. Der HErr helfe uns wachen und beten ! (Christoph Blumhardt)


Der HErr Jesus wurde auf dem Oelberg auf einmal wegen der Zeit der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem und wegen des Endes der Welt befragt; denn nachdem Er gesagt hatte, es werde an dem Tempel nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde, sprachen sie zu Ihm: sage uns, wann wird das geschehen, und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und der Welt Ende? Matth. 24,3. In der Antwort, die theils Matthäus und theils Lukas beschrieben hat, redete der Heiland bald von der Zerstörung des Tempels, bald von dem Ende der Welt und Seiner herrlichen Zukunft, weil die Jünger von beiden gefragt hatten, und weil beide große Begebenheiten eine Aehnlichkeit miteinander haben. Er sagte unter Anderem: wenn dieses anfähet zu geschehen, so sehet auf, und hebet eure Häupter auf, darum, daß sich eure Erlösung nahet. Deutet man diese worte auf die Zerstörung des jüdischen Tempels, so haben sie diesen Verstand: wenn ihr von Kriegen und Empörungen hören, Erdbeben, Pestilenz, Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel erleben, und wenn ihr endlich sehen werdet, daß Jerusalem mit einem Heer belagert werde, V. 9.10.11.20., so sehet auf, und hebet eure Häupter auf, darum, daß sich eure Erlösung von den Drangsalen nahet, die euch die trotzigen und mächtigen Juden vorher angethan hatten, und die V. 12.16.17. beschrieben sind. Weil aber die Zerstörung des jüdischen Tempels mit dem Ende der Welt in einer Aehnlichkeit steht, so darf man auch sagen: wenn die Zeichen anfahen zu geschehen, die V. 25.26. beschrieben sind, so sollen die Auserwählten unter den Menschen aufsehen, und ihre Häupter aufheben, weil ihre Erlösung von allem Uebel nahet.
Wunderbar ist’s, daß die schrecklichsten Gerichte Gottes Zeichen einer herannahenden Erlösung sind. Hiebei gibt es nun unterschiedene gerechte und heilige Empfindungen. Jesus weinete, als Er an die Zerstörung Jerusalems und des Tempels gedachte: hernach hieß Er Seine Jünger bei dem Anblick der Vorboten dieser Zerstörung heiter aufschauen. Der Untergang des Pharao und seines Heeres im Schilfmeer gab den Stoff zu einem fröhlichen Gesang, den Mirjam mit den israelitischen Weibern sang. Daß Gott bei der Einnahme des gelobten Landes große Könige geschlagen, und mächtige Könige erwürget, Sihon der Amoriter König und Og den König zu Basan, wird Ps. 136,17-20. mit dem Beisatz gepriesen: denn Seine Güte währet ewiglich. So preiset man im Himmel den HErrn mit Freuden über das Gericht, das Er über das neue Babel, und über andere Feinde Seines Volkes ergehen läßt, s. Off. 17,3.4. 16,5. 18,20. 19,1.2.3, obschon auf Erden unzählige Menschen dabei zu Grunde gehen. Wer nun aus Liebe zu Christo, dessen Namen auf Erden verklärt zu werden verdient, an einer solchen heitern Freude bei dem Ausbruch Seiner Gerichte Antheil nehmen kann, thut wohl: derjenige thut aber auch wohl, der über den Untergang seiner Mitmenschen Thränen des Mitleidens vergießt, wie Jesus bei dem Anblick der Stadt Jerusalem. Der Heilige Geist stehe mir in meinen letzten Tagen und Stunden bei, daß, wenn sich an meinem Leibe die Vorboten eines nahen Todes zeigen, ich alsdann heiter aufsehe, und wo nicht mein Haupt, doch meinen Geist erhebe, weil sich meine Erlösung nahet. (Magnus Friedrich Roos)

21:29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume:

21:30 wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr's an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist.

21:31 Also auch ihr: wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist.

21:32 Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.

21:33 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.
Das Ende der gegenwärtigen Welt wird in der heiligen Schrift mit sehr nachdrücklichen Worten beschrieben. Der Verfasser des 102. Psalmen sagte zu dem HErrn V. 25.26.27.28.: Deine Jahre währen für und für. Du hast vorhin die Erde gegründet, und die Himmel sind Deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, aber Du bleibest; sie werden alle veralten wie ein Gewand, sie werden verwandelt (mit etwas, das neu ist, verwechselt) wie ein Kleid, wenn Du sie verwandeln wirst: Du aber bleibest wie Du bist, und Deine Jahre nehmen kein Ende. Petrus aber schreibt 2 Petr. 3,7., daß der Himmel und die Erde zum Feuer behalten werden, und erklärt es V. 10., da er sagt: Die Himmel werden mit großem Krachen zergehen, und die Elemente vor großer Hitze zerschmelzen, und die Erde, und die Werke, die drinnen sind, verbrennen. Offenb. Joh. 20,11. wird nur gesagt: ich sahe einen großen weißen Stuhl, und Den, der darauf saß, vor welches Angesicht flohe die Erde und der Himmel , und ihnen ward keine Stätte erfunden; Kap. 21,1. aber steht geschrieben: der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. Röm. 8,21. aber sagt Paulus: die Kreatur werde frei werden von dem Dienst, wobei sie sich habe aufreiben müssen, und zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes gelangen, um daran einen Antheil zu haben. Der Himmel und die Erde werden also vergehen, fliehen, verbrennen, und mit etwas Neuem verwechselt werden (Offenb. 21,1.), aber die Worte Jesu werden nicht vergehen, sondern gültig bleiben und erfüllet werden. Das Ende der Welt wird allen menschlichen Einbildungen, Lehrgebäuden, Versprechungen, Drohungen, Anschlägen und Gesetzen ein Ende machen. Alle Worte falscher Propheten, drohender Tyrannen, betrogener und betrügender Phantasten, aufgeblasener Weltweisen, leichtsinniger Plauderer, und überhaupt alle Worte, welche nur ihren Bezug auf die alte Erde und die darauf gemachten Anstalten gehabt haben, werden am jüngsten Tag vergehen, das ist ungültig sein, gleichwie viele derselben schon vorher in dem Lauf der Weltzeiten, da immer eine Thorheit die andere, ein Gesetz das andere, eine Weltweisheit die andere, eine Religion die andere verdrängt hat, vergangen sind, und viele Menschen im Fortgang ihrer Jahre dasjenige weggeworfen haben, was sie zuerst als etwas Kostbares geliebt hatten. Wo soll man also etwas Festes und Gewissen, etwas Beruhigendes und Lauteres finden? Wo soll man etwas finden, das man ohne Furcht glauben könne, ohne dabei nach dem Tod und am Ende der Welt zu Schanden zu werden? Ich weiß nichts, das so beschaffen wäre, als die Worte des HErrn Jesu. Diese vergehen nicht, das ist: sie sind wahrhaftig und werden gewißlich erfüllet. Derjenige, der sie ausgesprochen hat, kann und will auch thun, was Er geredet hat. Selig sind, die Seine Worte hören und bewahren. Am jüngsten Tag werden die Worte Jesu die Richtschnur des Gerichts sein, und bei den großen Veränderungen, die derselbe mit sich führen und nach sich ziehen wird, wird man inne werden, daß keines von Seinen Worten unerfüllt bleibe. Wer also Seine Worte glaubt und sich darnach richtet, kann nicht zu Schanden werden. Ich glaube, HErr, hilf meinem Unglauben!\\(Magnus Friedrich Roos)

21:34 Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch;
Wenn ein Mensch, wie der verlorne Sohn, zu sich selber kommt, so fühlet er, daß sein Herz mit Sünden beschwert ist, und wenn er diese Last durch eigene Bemühungen davon wegschieben will, so wird er darüber mühselig. Wer aber als ein Mühseliger und Beladener zu Christo kommt, findet bei Ihm Ruhe, und wird also der Sündenlast durch die Gnade entledigt, worauf auch der Friede Gottes der mühseligen Arbeit ein Ende macht. Alsdann ist es aber thöricht, wenn man sein Herz wieder mit etwas anderem, nämlich mit Sorgen der Nahrung beschwert. Man sei so arm als man wolle, so kann man den Schluß machen: Gott, der mir Sünder Gnade um Christi willen erzeigt hat, wird mir auch Brod geben. Hat Er mich zu Seinem Kind angenommen, so wird Er mir auch Nahrung bescheren. Er nährt die Vögel und kleidet die Feldblumen: sollte Er’s nicht vielmehr mir thun? Christus, der vom Kreuz herab Seine Mutter, welche eine alte und arme Wittwe war, dem Johannes zur Verpflegung empfohlen, und den Johannes zu diesem Liebesdienst willig gemacht hat, wird auch mir Gutthäter erwecken, die sich meiner, wo es nöthig ist, annehmen. ich bin jung gewesen und alt worden, und hat noch nie gesehen den Gerechten verlassen, oder seinen Samen nach Brod gehen, Ps. 37,25. Der HErr lässet die Seele d.i. die Person des Gerechten nicht Hunger leiden, Er stürzt aber der Gottlosen Schinderei, Spr. Sal. 10,3. Wer diese Wahrheiten wohl faßt und bewahrt, dessen Herz wird mit Sorgen der Nahrung nicht beschwert werden. Sorgen der Nahrung schließen ein unzufriedenes Murren und Klagen wider den heiligen Gott in sich. Sie sind dem Glauben entgegengesetzt, sie hindern das Gebet, welches im Glauben geschehen soll, die Liebe, wodurch der Glaube thätig ist, und die Hoffnung des ewigen Lebens. Wenn sie überhand nehmen, so entsteht Gotteslästerung, Diebstahl, Betrug, Unfreundlichkeit gegen den Nächsten und der Gebrauch abergläubischer und anderer schlimmen Mittel daraus. Ein Herz, das mit Sorgen der Nahrung beschwert ist, kann sich zu Gott nicht erheben, sondern wird zur erde niedergedrückt.
Der liebe Heiland verbindet Seine Warnung vor den Sorgen der Nahrung mit der Weissagung von dem jüngsten Tag, welcher über die Leute, die damit beschwert sind, schnell und wie ein Fallstrick kommen werde. Fürwahr die Betrachtung dieses allerwichtigsten Tags vertreibt die Nahrungssorgen, und überzeugt einen Jeden, daß er etwas Wichtigeres zu thun habe, als nur immer mit Bekümmerniß zu fragen: was werden wir essen? was werden wir trinken? womit werden wir uns kleiden? Warum fragt man nicht lieber: was soll ich denn thun, daß ich selig werde? daß ich bestehen könne vor dem Richter der ganzen Welt? daß ich das Reich Gottes erlange, und mit der Gerechtigkeit Christi bekleidet werde?
Gott bewahre mich und die Meinigen, daß wir nicht dem Irrwisch einer eitlen Glückseligkeit nachjagen, und darüber die Perle des Reiches Gottes verscherzen, und daß wir nicht bei dem Mangel, den uns Gott empfinden läßt, Ihn verleugnen, und mit einem beschwerten Herzen in die Hölle versinken. Wir wollen unser Brod mit Danksagung und nicht mir Sorgen essen; denn eben dieses Essen zeigt an, daß die Sorgen unnöthig und thöricht seien.(Magnus Friedrich Roos)

21:35 denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen.
Und wie ein Dieb in der Nacht wird des HErrn Tag kommen, 2 Petr. 3,10. Und gleichwie der Blitz ausgehet vom Aufgang, und scheinet bis zum Niedergang: also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns, Matth. 24,27. Diese Aussprüche lehren uns, daß die Zukunft des HErrn schnell und unvermuthet geschehen werde: schnell, wie das Leuchten eines Blitzes, unvermuthet, weil Sein Tag wie ein Fallstrick und wie ein Dieb in der Nacht kommen wird. Man mag also den jüngsten Tag ausrechnen, wie man will, und es mögen auch vor demselben an der Sonne und dem Mond und den Sternen, und an den Menschen selbst und an dem Meer die deutlichsten Zeichen geschehen: so wird doch der HErr zu einer Stunde kommen, da nicht nur die bösen Knechte sich’s nicht versehen, sondern da auch Seine Jünger und Liebhaber es nicht meinen werden. Matth. 24,50.44. Denn es werden alsdann nicht nur Spötter aufgestanden sein, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln, und geradezu der Lehre von dem Ende der Welt widersprechen werden, 2 Petr. 3,3.4.; da es dann an Leuten, die ihnen Gehör geben, nicht fehlen wird: sondern es wird auch sonst eine leichtsinnige Sicherheit auf Erden überhand genommen haben, wie bei den Leuten vor der Sündfluth und bei den Einwohnern Sodoms, welche nichts achteten, oder nicht merkten, was ihnen bevorstand, sondern aßen und tranken, freieten und sich freien ließen, kauften und verkauften, pflanzten und baueten, bis an den Tag, da die Sündfluth oder das Feuer vom Himmel über sie kam, s. Luk. 17,26-30. Matth. 24,37.38.39. Es wird aber nicht nur bei den rohen Leuten so aussehen, sondern auch auf denen, welche ihre Bekehrung entweder nur obenhin angefangen, oder auch noch weiter fortgeführt haben, eine Schlafsucht liegen, wie das Gleichniß von den zehn Jungfrauen beweist. Bei diesem Zustand der Welt und der Kirche darf man sich nicht wundern, daß der HErr Jesus sagt, der Tag Seiner Zukunft werde wie ein Fallstrick über Alle, die auf Erden sind, kommen. Gleichwie nämlich ein Vogel unversehens, indem er hüpft oder frißt, durch einen Fallstrick gefangen wird: also wird auch das ganze menschliche Geschlecht, das auf dem Erdboden wohnet, unvermuthet von dem Tag des HErrn überfallen werden. Es wird auch bei den Gerechten nicht ohne einen Schrecken und durchdringenden Schmerzen abgehen; wie denn alsdann alle Geschlechter der Erde heulen oder wehklagen werden, Offenb. 1,7. Uebrigens werden alsdann alle Menschen wie in einem Fallstrick gefangen sein. Vorher fühlten sie nicht, wie sie Alle, auch nach ihrem natürlichen Zustand, in Gott leben, weben und seien, und wie sie überhaupt von Seiner Allmacht umschlossen seien; weil ihnen Gott Raum ließ zu thun, was sie wollten. Nun werden sie aber gefangen sein. Nun werden sie nicht mehr nach ihrer Willkür thun können, was sie wollen, und wohnen können, wo sie wollen, sondern sie werden sich müssen versammeln, in Haufen theilen, richten und hinweisen lassen, wohin der Richter will. Wohl demjenigen, der alsdann vor Ihm stehen kann! (Magnus Friedrich Roos)

21:36 So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.1); 2); 3)
Wenn der HErr Jesus von einbrechenden Gerichten Gottes, und insonderheit vom jüngsten Gericht redete, so gebot Er das Wachen, und setzte zuweilen auch das Gebot zu beten hinzu. Luk. 21,36. sagte Er: so wachet nun und betet zu aller Zeit, auf daß ihr würdig werden möget zu entfliehen diesem Allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn. Christen sollen Schüler des HErrn Jesu sein; denn Er sagt: kommet her zu Mir – lernet von Mir, Matth. 11,28.29. Wer will aber schlafende Zuhörer etwas lehren? wer will ihnen etwas offenbaren? Christen sollen aus der Fülle Jesu Gnade um Gnade nehmen; es soll ihnen allerlei göttliche Kraft, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, geschenkt werden. Wer aber schläft, das ist, sicher, sorglos, leichtsinnig ist, nimmt nichts aus der Fülle Jesu, ihm kann nichts von Gott geschenkt werden. Christen sollen mit Geduld laufen in dem Kampf, der ihnen verordnet ist, und Ueberwinder sein: ein Schlafender kann aber weder laufen, noch kämpfen, noch überwinden. Er bleibt liegen, wo er ist, und kommt nicht weiter, und wird überwunden, wenn ihn eine Versuchung überfällt. Christen sollen Knechte und Mägde Jesu Christi sein, Seinen Willen thun, und mit ihren Pfunden oder Gaben wuchern, und für ihren HErrn etwas gewinnen: dazu schickt sich aber das Schlafen nicht, wie man leicht erkennen kann. Christen sollen glauben, lieben, hoffen, beten, der Heiligung nachjagen, auf ihren HErrn warten u.s.w.: dazu ist aber eine rege Munterkeit, ein steter Fleiß, eine genaue Beobachtung und Prüfung dessen, was innerlich in ihnen vorgeht, und äußerlich ihnen begegnet, nöthig. Was man hat, muß man bewahren, damit man noch mehr bekomme; die empfangenen geistlichen Kräfte muß man brauchen und anwenden zum Dienst Gottes, weil sie dazu gegeben sind; und auf die Versuchungen, die mannigfaltig sind, täglich vorkommen, und nach dem Alter und nach andern Umständen sich verändern und neue Gestalten bekommen, muß man Achtung geben, damit man nicht von ihnen überwältigt werde, und an seiner Seele Schaden leide. Bei dem Wachen aber soll man zu jeder Zeit beten, und darin nicht laß werden. Luk. 18,1. Das Beten erhält den Christen in der Wachsamkeit, und die Wachsamkeit bewahrt die Kraft zum Beten. Beten sollen wir, obgleich Gott für Sich selbst weiß, was gut ist, und bereitwillig ist, alles Gute zu thun und zu geben: wir sollen Ihn aber mit Beten ehren, weil Er’s haben will, und Seinem gnädigen Willen mit unserm Bitten begegnen. Wir sollen beten, weil Vieles, das uns heilsam ist, nicht geschähe, und wir Vieles nicht empfingen, wenn wir nicht beteten.
Nicht nur die gegenwärtigen Versuchungen erfordern das Wachen und Beten, sondern auch die zukünftigen Begegnisse. Der HErr Jesus hatte Luk. 21. von der Zerstörung Jerusalems und von Seiner Zukunft zum jüngsten Gericht geredet, und wer jene erlebte, mußte bereitwillig sein, Hab und Gut zu verlieren, ein geliebtes Vaterland zu verlassen, und dem jämmerlichsten Untergang vieler Landsleute und Anverwandten zuzusehen. Wer nun vorher nicht gewacht und fleißig gebetet hatte, war nicht tüchtig, sich in dieses Alles zu schicken, gab den Verführern, die fälschlich von Glück und Sieg weissagten, Gehör, nahm an dem Aufruhr der Juden Antheil, und wurde dem Weib des Lot ähnlich, welche mit ihrem Herzen an ihren Gütern und Freuden hing, dem Teufel, der ihr das Wort Gottes vom Herzen wegnahm, Raum gab, still stand, und von der Strafe Sodoms ergriffen wurde.(Magnus Friedrich Roos)


Das ist das Ziel, nach dem wir ringen. Wie es der Herr dann mit uns halten will, ist Seine Sache. Ob wir durch den Tod hindurch einer baldigen Auferstehung teilhaftig werden dürfen, oder ob wir den Tod werden zu erdulden haben um Seines Namens willen, wie das bei den Aposteln der Fall war, oder ob uns der Herr, ähnlich dem Henoch, hinwegrücken will, oder ob wir wie das Sonnenweib in Offenbarung 12 durch Flucht geborgen werden sollen, das ist Sache unseres Meisters. Es ist völlig unnütz, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was in dieser Hinsicht eine höhere oder eine niedrigere Seligkeit wäre. Aus Offenbarung 20, 4 ersehen wir ja, dass auch die vom Antichristen um Jesu willen Getöteten Glieder der ersten Auferstehung, also Glieder der Brautgemeinde Jesu Christi sind. Regenten und Priester werden selbst diese Legten noch. Wir wissen nicht, wie lange die Leidenszeit eines jeden einzelnen dauern wird, aber das wissen wir, dass sie nicht lange unter dem Altare auf ihre herrliche Auferstehung zu warten haben. „Seid gleich den Knechten, die auf ihren Herrn warten.“ „Eure Lenden seien umgürtet, eure Lichter brennend!“ Nur wer wartet, betet, wacht, wird stehen vor des Menschen Sohn. „Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offenbarung 22, 17. Wahrlich, wir gehen herrlichen Zeiten entgegen! Der Spätregen kommt, die ganze Welt wird noch die Kraft des Evangeliums zu verspüren bekommen. Die Hölle. mag darüber wüten, der Ausgang ist klar und gewiss. (Markus Hauser)

21:37 Und er lehrte des Tages im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb über Nacht am Ölberge.

21:38 Und alles Volk machte sich früh auf zu ihm, im Tempel ihn zu hören.

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