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Lukas, Kapitel 14

Lukas, Kapitel 14

14:1 Und es begab sich, daß er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer an einem Sabbat, das Brot zu essen; und sie hatten acht auf ihn.

14:2 Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig.

14:3 Und Jesus antwortete und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprach: Ist's auch recht, am Sabbat zu heilen?

14:4 Sie aber schwiegen still. Und er griff ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen.

14:5 Und antwortete und sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, dem sein Ochse oder Esel in den Brunnen fällt, und der nicht alsbald ihn herauszieht am Sabbattage?

14:6 Und sie konnten ihm darauf nicht wieder Antwort geben.

14:7 Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, da er merkte, wie sie erwählten obenan zu sitzen, und sprach zu ihnen:

14:8 Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht obenan, daß nicht etwa ein Vornehmerer denn du von ihm geladen sei,

14:9 und dann komme, der dich und ihn geladen hat, und spreche zu dir: Weiche diesem! und du müssest dann mit Scham untenan sitzen.

14:10 Sondern wenn du geladen wirst, so gehe hin und setze dich untenan, auf daß, wenn da kommt, der dich geladen hat, er spreche zu dir: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir am Tische sitzen.
Wenn das Leben der Gnade in der Seele seinen Anfang nimmt, dann nahen wir uns wohl zu Gott, aber nur mit großer Furcht und heftigem Zittern. Die Seele, ihrer Schuld bewusst, und unter derselben tief niedergebeugt, fühlt sich überwältigt von dem majestätischen Ernst der Gegenwart Gottes, sie wird niedergeworfen von dem Gefühl der Größe Jehovahs, vor dem sie steht. In ungeschminkter Zerknirschung fühlt sie, dass ihr der unterste Ort im Himmel gebühre. In seinem späteren Leben, wenn der Christ in der Gnade wächst, vergisst er zwar nie den feierlichen Ernst seiner Stellung zu Gott, und verliert er nie die heilige Ehrfurcht, die einen begnadigten Menschen durchschauern muss, wenn er in der Gegenwart Gottes steht, der schaffen und vernichten kann, was und wie Er will; aber seiner Furcht ist alles Furchtbare genommen; sie wird zu einer heiligen Ehrfurcht, sie ist kein schattender Schrecken mehr. Er wird zu einer höhern Stufe berufen, zu einem freiern Zugang zu Gott in Christo Jesu. Dann nahet der Mensch Gott, einherwandelnd unter den Strahlen der himmlischen Herrlichkeit, und das Antlitz gleich den herrlichen Cherubim bedeckt mit dem Flügelpaar des Bluts und der Gerechtigkeit Christi, er nahet ehrfurchtsvoll und mit demütigem Geiste dem Thron; und auf dem Throne erblickt er einen Gott der Liebe, der Güte, der Gnade; und er erkennt in Ihm vor allem den treuen, barmherzigen und gnädigen Bundesgott. Er schauet in Gott viel mehr seine Güte, als seine Größe, viel mehr seine Liebe, als seine Majestät. Dann erfreut sich die Seele, obschon gleich demütig wie zuvor, einer heiligern Freiheit des Gebets; denn indem sie vor der Herrlichkeit des unendlichen Gottes im Staube liegt, wird sie getragen von dem erquickenden Bewusstsein, dass sie sich in der Gegenwart der unbegrenzten Gnade und unendlichen Liebe befindet, und dass sie „angenehm gemacht ist in dem Geliebten.“ So findet sich der Gläubige mehr und mehr ermuntert, immer höher zu steigen, und darf endlich das Vorrecht der unbeschränkten Freude in Gott sich aneignen und mit heiligem Vertrauen Ihm nahen und sagen: „Abba, lieber Vater.“ (Charles Haddon Spurgeon)

14:11 Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.1); 2)

14:12 Er sprach auch zu dem, der ihn geladen hatte: Wenn du ein Mittags-oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder noch deine Gefreunden noch deine Nachbarn, die da reich sind, auf daß sie dich nicht etwa wieder laden und dir vergolten werde.

14:13 Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden,

14:14 so bist du selig; denn sie haben's dir nicht zu vergelten, es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.

14:15 Da aber solches hörte einer, der mit zu Tische saß, sprach er zu ihm: Selig ist, der das Brot ißt im Reiche Gottes.

14:16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu.3)

14:17 Und sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, zu sagen den Geladenen: Kommt, denn es ist alles bereit!

14:18 Und sie fingen an, alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.
Schneidender läßt sich der Gegensatz kaum denken: auf der einen Seite der lebendige Gott, der heiligen Ernst macht mit seiner Zurüstung des Mahls und mit seiner dringlichen Einladung, und auf der andern Seite der grenzenlose Leichtsinn des kleinen Erdenmenschen, der eine Ewigkeit ausschlägt für eine Erdensache und meint, diese Schuld könne so leicht abgenommen werden. Viele machen wirklich so, als ob Jesus nur dazu da sei, um sie zu entschuldigen. Schön, wenn er das auch täte - dadurch haben sie doch keinen Anteil an den Heilskräften auf Erden und dem Trost im Sterben und der Seligkeit danach. Schuld allein könnte vergeben werden - aber den Verlust des Mahles kann keine Entschuldigung ersetzen. Sieh heute noch deine Stellung zum fertiggestellten Mahle der neutestamentlichen Heilszeit daraufhin an, ob du als ein Kommender, ein Wollender, nimmst und genießen kannst - oder ob du dich bloß um den Stachel des Vorwurfs grämst, unentschuldigt wegzubleiben. Komm und nimm! Lebe aus diesem Vermögen heraus und stärke dich an diesen Gaben. Sie haben die Art, sich für jedes deiner geistlichen Bedürfnisse zur rechten Hilfe zu gestalten. Nur wer hier nehmen lernt, kann auf mehr hoffen und sich der seligen Zukunft freuen.
Herr, mein Gott, ich bete dein Erbarmen an und preise deine Gnade. Was ich davon erfahren, macht mich willig, mehr zu erlangen. Stille du mein heimliches Sehnen nach deiner Gemeinschaft. Amen. (Samuel Keller)

14:19 Und der andere sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.

14:20 Und der dritte sprach: Ich habe ein Weib genommen, darum kann ich nicht kommen.

14:21 Und der Knecht kam und sagte das seinem Herrn wieder. Da ward der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte: Gehe aus schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein.

14:22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.

14:23 Und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf das mein Haus voll werde.

14:24 Ich sage euch aber, daß der Männer keiner, die geladen waren mein Abendmahl schmecken wird.4)

14:25 Es ging aber viel Volks mit ihm; und er wandte sich und sprach zu ihnen:

14:26 So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.

14:27 Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
Christus hat jetzt viele Liebhaber seines himmlischen Reiches, aber wenige Träger seines Kreuzes. Er hat viele, die seines Trostes, aber wenige, die seiner Trübsal begehren; viele, die seiner Speise, aber wenige, die seines Fastens begehren. Viele rühmen sich seiner Wunder, aber wenige der Schmach seines Kreuzes.
Vielen Menschen scheint diese Rede hart zu sein: „Verleugne dich selbst, nimm dein Kreuz auf dich und folge Jesus nach.“ Aber viel härter wird jenes andere Wort klingen: „Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer;“ denn nur diejenigen, die jetzt das Wort vom Kreuz gerne hören und befolgen, werden sich vor der ewigen Verdammnis nicht zu fürchten brauchen. Das Zeichen des Kreuzes wird im Himmel sein, wenn der HErr zu richten kommen wird; dann werden alle Diener des Kreuzes, die im Leben dem Gekreuzigten gleichförmig gemacht worden sind, sich mit großem, sicherem Vertrauen Christus, dem Richter, nahen. (Andrew Murray)

14:28 Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er's habe, hinauszuführen?

14:29 auf daß nicht, wo er Grund gelegt hat und kann's nicht hinausführen, alle, die es sehen, fangen an, sein zu spotten,

14:30 und sagen: Dieser Mensch hob an zu bauen, und kann's nicht hinausführen.

14:31 Oder welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König und sitzt nicht zuvor und ratschlagt, ob er könne mit zehntausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend?

14:32 Wo nicht, so schickt er Botschaft, wenn jener noch ferne ist, und bittet um Frieden.

14:33 Also muß auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.5)
Alles muß verleugnet und drangegeben werden, wenn wir zu der verheißenen Ruhe und also in unsers Herrn Freude eingehen wollen. Wir müssen bei unserm Ausgang nicht nur nichts zurücklassen, sondern auch nach unserm Ausgang mit nichts Neuem beladen sein wollen. Als die Kinder Israel durchs Rote Meer hindurch waren, da kamen sie in die Wüste.
Da hatten sie weder Häuser noch Stäche, sondern wohnten nur unter Zelten und in Hütten. Sie konnten da auch weder säen noch ernten, noch sich mancherlei Speisen anschaffen. Gott gab ihnen zwar das Manna vom Himmel, aber sie durften doch jedesmal nicht mehr davon sammeln, als sie auf einen Tag nötig hatten, und jedem sollte gegeben werden. Den Tag vor dem Sabbat ausgenommen, denn da mußten sie doppelt sammeln, weil das Fleisch am Sabbat nicht kam. Wie sie einmal nach Fleisch lüstern waren, da wurden sie hart gestraft. Bisweilen hatten sie auch Mangel an Wasser und dergleichen. Kurz, sie mußten sich all derjenigen Bequemlichkeiten, die sie zuvor in Ägypten gehabt, gänzlich begeben und sich nur mit dem Notdürftigen begnügen. Dies ist eine deutliche Abbildung, wie wir uns gegen die Dinge dieser Welt nach unserer Bekehrung und nachdem wir von der Welt ausgegangen sind, verhalten sollen. Es muß bei unserm Ausgang nicht eine Klaue, nicht das Allermindeste zurückbleiben, dem wir nicht gänzlich entsagt haben (2. Mose 10, 26). Es muß alles, was nicht Gott ist, noch uns zu ihm führt, verleugnet werden. Denn die äußern Dinge können uns die Ruhe unsrer Seele nimmer geben, wohl aber nehmen, wenn wir nicht behutsam wandeln. Mancher denkt wohl, wenn er dies und jenes nur hätte, wenn er zu diesem und jenem Stande gelangt wäre, dann wollte er ruhiger Gott dienen. Mensch, du betrügst dich. Nicht das Haben der Dinge, sondern das Verleugnen der Dinge bringt Ruhe. (Gerhard Tersteegen)

14:34 Das Salz ist ein gutes Ding; wo aber das Salz dumm wird, womit wird man's würzen?

14:35 Es ist weder auf das Land noch in den Mist nütze, sondern man wird's wegwerfen. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!
Wenn irgend ein Kapitel in der Bibel zur rechten Entschiedenheit dringt, so ist es dieses. Mit nichts Irdischem, weder mit Mangel an Zeit, noch mit andern notwendigen Pflichten sollen wir uns entschuldigen; einen heiligen Hass sollen wir fühlen gegen die Sünde und die eigne sündliche Natur; das Kreuz sollen wir Christo nachtragen, und wer, ohne Kreuzträger sein zu wollen, Ihm doch nachfolgt, soll es wissen, dass er Ihm vergeblich nachfolge; ehe wir uns auf Christum erbauen, ehe wir für Ihn gegen Welt und Teufel in den Kampf ziehen, sollen wir die Kosten wohl überschlagen, also die Sache des Heils nicht mit fleischlicher Aufregung, sondern mit besonnener Nüchternheit angreifen; am wenigsten unser Christentum aus eignem Vermögen aufbauen, sondern innerlich absagen allem, was wir haben, wenn wir Jesu Jünger sein wollen. Denn: „wer in rechtschaffner Buß’ die Zahlen all’ verlor, dem setzt Gott vor die Null die rechte Ziffer vor.“ „Entweder ganz mein, oder lass es gar sein.“ Jesus will Jünger haben, die Ihm dienen mit Herz, Muth und Sinn, mit Hand und Fuß, mit allen Kräften der Seele und des Leibes. Und Er ist’s wert, dass wir Ihm also dienen; Er selbst nötigt uns dazu mit Gesetz und Evangelium, jenes treibt und diese lockt, und Er umspannt deshalb die ganze Welt mit Seiner Liebe und Einladung. – Herr Jesu, schreibe alle diese Wahrheiten tief in unser Herz, und lass uns recht verstehen und üben, was Du hier von der Verleugnung aller Dinge forderst, und wie es keine harte Forderung, sondern ein Liebesgebot sei„ das Du auch uns selbst möglich machen willst. Zeige auch uns dadurch an, wie es mit unserm Christentum müsse etwas Ernstliches und Ganzes sein, und erwecke uns dadurch zum rechten Ernst. Lass uns aber nichts auf unsere eigene Kraft wagen, sondern durch Dich Gnade, Friede und Kraft suchen und finden, und recht begierig sein nach Deinem großen Abendmahl, damit wir Alles um Deinetwillen mit Freuden fahren lassen können. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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