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Matthäus, Kapitel 4

Matthäus, Kapitel 4

4:1 Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde.
Niemand unter uns wird vom Geist getrieben, den Versuchungen des Teufels wissentlich entgegen zu gehen, oder sich an einen Ort zu begeben, wo er weiß, daß der Teufel seiner warte: dem HErrn Jesu aber, dessen menschliche Natur bei der Taufe ausnehmend gestärkt worden war, gebührte es, einen solchen Gang im Glauben und Gehorsam zu machen. Vom Heiligen Geist, der Seine menschliche Seele in Seiner Gewalt hatte, wurde Er in die Wüste oder in eine einsame Gegend, wo Niemand wohnte, geführt. Der Geist trieb Ihn, dahin zu gehen, und stellte Seinem menschlichen Verstand die Geziemlichkeit und Nothwendigkeit dieses Ganges vor. Er entzog Sich hiemit den Ehrenbezeugungen, die Er von dem Johannes, der Ihn kurz vorher getauft hatte, und von allen redlichen Israeliten, welche bei dieser wichtigen Taufhandlung gewesen waren, oder davon gehört hatten, hätte empfangen können. Der Geist führte Ihn in die Wüste, damit Er von dem Teufel versucht würde; dieses war der Zweck dieser Führung, denn der himmlische Vater wollte ein Wohlgefallen an der Treue haben, mit welcher Jesus die Versuchungen des Teufels überwinden würde. Dieses Ueberwinden gehörte auch in die Reihe der allervortrefflichsten Werke, mit welcher der Sohn Gottes die Schulden der Menschen bezahlen sollte. Gott sah nach der Schöpfung alles, was Er gemacht hatte, an, und siehe, es war sehr gut; als Er aber sah, daß der Teufel die Eva und den Adam überwand, mußte Er ein Mißfallen daran haben. Damit Er nun wieder einen vollkommenen Sieg über den Teufel mit Wohlgefallen ansehen könnte, mußte Jesus von ihm versucht werden. Zugleich mußte Jesus in Seiner menschlichen Natur eine Erfahrung von heftigen und gefährlichen Versuchungen bekommen, damit Er hernach in seinem Lehramt, und hernach, so lange die Welt steht, mit denen, die versucht werden, Mitleiden haben könnte. Er wurde freilich nicht von Seiner eigenen Lust gereizt und gelockt, hingegen drangen die teuflischen Versuchung in den vierzig Tagen, die Er fastend bei den Thieren zubrachte, desto schärfer auf Ihn, wiewohl der Heilige Geist für gut befunden hat, nur die drei letzten und schärfsten Anfälle aufschreiben zu lassen.
Der HErr Jesus hat den Teufel in der Wüste, und so allenthalben und allezeit überwunden, und ist bei Seinen Versuchungen heilig, unschuldig und unbefleckt geblieben. In Ihm sollen wir auch überwinden, das ist, wir sollen den Willen des Teufels nicht thun, ob er uns gleich dazu reizt und treibt. Das klare und kräftige Wort Gottes wird bei uns immer den Ausschlag zum Sieg geben, wenn wir uns fest daran halten, gleichwie sich auch Jesus in Seinem Kampf daran gehalten hat. Weil aber unsere Seelen in den Versuchungen nicht so rein bleiben, wie die Seele des HErrn Jesu, und sich bei uns oft wenigstens eine heimliche Belustigung an der Sünde, ein Hang zur Sünde, ja zuweilen gar ein Fall in die Sünde ereignet, so sollen wir mit einer herzlichen Reue und Scham Jesum ansehen, und dabei glauben, daß Er durch Seine vollkommene Treue, womit Er des Teufels Versuchungen abgetrieben hat, und mit Seiner untadelhaften Reinigkeit, die Er dabei behauptet hat, unsere Gerechtigkeit worden sei.(Magnus Friedrich Roos)


Ein heiliges Herz wird nicht von der Versuchung verschont: Jesus wurde versucht. Wenn uns der Satan versucht, so fallen die Funken auf Zunder; aber bei dem Herrn Jesu war‘s, wie wenn die Funken aufs Wasser fielen; und doch fuhr der Feind beharrlich in seinem bösen Beginnen fort. Wenn der Teufel schon da solche Anstrengungen macht, wo es umsonst ist, wie viel mehr wird er uns zusetzen, da er wohl weiß, wie leicht unsre Herzen Feuer fangen. Wenn dir vom Heiligen Geist auch ein großes Maß der Heiligung geschenkt worden ist, so mache dich dennoch darauf gefasst, dass dich der große Höllenhund fort und fort anbellt. Im Umgang mit den Menschen tritt uns die Versuchung nicht unerwartet entgegen, aber auch die Einsamkeit bewahrt uns nicht vor diesem Übel. Der Herr Jesus wurde aus der Gesellschaft der Menschen in die Wüste geführt und wurde vom Teufel versucht. Die Einsamkeit hat ihre Süßigkeit und ihren Segen und kann dazu dienen, Augenlust und hoffärtiges Wesen zu dämpfen; aber der Teufel schleicht uns auch in die köstliche Stille nach. Meine nicht, dass bloß die weltlich gesinnten Menschen schreckliche Gedanken und gotteslästerliche Versuchungen zu bekämpfen haben, denn auch geistlich gesinnte Seelen leiden unter derselben Anfechtung; und mitten in der heiligsten Stimmung werden wir oft von den furchtbarsten Versuchungen gequält. Die geheiligtste Sammlung des Geistes sichert uns nicht gegen die Anfechtung des Teufels. Der Herr Jesus war durch und durch geheiligt. Es war seine Speise und sein Trank, zu tun den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte; und dennoch wurde Er versucht! Und wenn eure Herzen von Seraphimsflammen der Liebe zu Jesu lodern, so versucht der Satan dennoch, euch zu laodizäischer Lauheit herabzustimmen. Sage mir, wann Gott einem Christen gestattet, seine geistliche Waffenrüstung abzulegen, dann will ich dir sagen, wann Satan von seiner Versuchung ablässt. Wie einst die Ritter in Kriegszeiten, so müssen auch wir uns schlafen legen in voller Waffenrüstung mit Helm und Harnisch; denn der Erzbetrüger benutzt unseren ersten unbewachten Augenblick, um uns zur Beute zu erhaschen. Der Herr erhalte uns wachsam allezeit! (Charles Haddon Spurgeon)

4:2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.

4:3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden.

4:4 Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“ 1)
Wenn Gott es so gewollt, könnten wir ohne Brot leben, wie Jesus vierzig Tage lang that; aber wir könnten nicht ohne sein Wort leben. Durch dieses Wort wurden wir geschaffen, und dadurch allein können wir im Dasein erhalten werden, denn Er trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort. Brot ist eine zweite Ursache; der Herr selbst ist die erste Ursache unsrer Erhaltung. Er kann ebensogut ohne die zweite Ursache wirken wie mit ihr; und wir dürfen Ihn nicht auf eine Weise des Wirkens beschränken. Laßt uns nicht zu begierig nach dem Sichtbaren sein, sondern auf den unsichtbaren Gott blicken! Wir haben Gläubige sagen hören, daß in tiefer Armut, wenn ihr Brotvorrat gering, auch ihr Hunger gering gewesen sei; und andren hat der Herr, wenn die gewöhnlichen Hilfsquellen versiegten, unerwartet Hilfe gesandt.
Aber wir müssen das Wort des Herrn haben. Mit diesem allein können wir dem Teufel widerstehen. Nehmt uns dieses, und unser Feind wird uns in seiner Macht haben, denn wir werden bald ermatten. Unsre Seelen brauchen Speise, und es gibt keine für sie außerhalb des Wortes Gottes. Alle Bücher und alle Prediger der Welt können uns nicht ein einziges Mahl liefern; nur das Wort aus dem Munde Gottes kann den Mund eines Gläubigen füllen. Herr, gib uns allewege dieses Brot! Wir schätzen es höher als königliche Leckerbissen. (Charles Haddon Spurgeon)


DAs Wort / so aus und durch den mund Gottes gehet / heisset das / so er selbs mit gewissen zeugnissen / durch der heiligen Propheten und Aposteln schrifft hat offenbaret.
Denn es ist nicht ein heimlich verborgen wort / das Gott mit im selbs / oder mit einem jeden allein und in sonderheit rede. Sondern ein ausgehend Wort / das da allzeit offentlich in der Welt geprediget und gehöret wird.
Dadurch wil Gott wircken und krefftig sein also / Das / wer mit dem glauben daran hanget / auch leiblich in nöten und mangel / mus beim Leben erhalten werden. Und wenn dis zeitlich Leben auffhören sol / das auch der Tod solchen Gleubigen nicht behalten kan / sondern durch den selbigen ins ewige Leben gehet.
Denn solches hat Gott beides in seinem Wort verheissen / wie Paulus i. Timoth. iiii. sagt / Gottseligkeit ist zu allen dingen nütz / Denn sie hat die verheissung dieses und des zukünfftigen Lebens etc. (Caspar Cruciger)


Es ist nicht eine bloße Redensart, es ist gewiss wahr: Gotteskraft wird uns in Gottes Wort geschenkt. Wir leben davon, dass Gottes Wort in uns wohnt. Selbst die bekanntesten Geschichten, die längst auswendig gelernten Kapitel und Verse zeitigen immer wieder eine neue Ernte, neue Früchte, bringen Erfrischung und neues Licht. Zur anderen Natur, zum unabweislichen Bedürfnis muss uns das Wort, das Schöpfen und Nehmen aus der Heiligen Schrift werden. Vom Wort Gottes genährte Christen können dem Gifthauch der sie überall umringenden Sünde widerstehen; sie kränkeln und sinken nicht so leicht. Gewöhne dich an diese Hausmannskost, so wird bei aller Drangsal und Versuchung dein Friede sein wie ein Wasserstrom. Auch dem Leibesleben fließen ungeahnte Kräfte und Bewahrungen aus dem Evangelium zu. Mit freudigem Dienen ist es bald aus, wenn unsere Bibel im Staube liegt, wenn wir's versäumen, Lebensworte in uns aufzunehmen. Die Arbeit erfordert Mut und Kraft, darum müssen wir unter allen Umständen Zeit haben, Gott mit uns reden zu lassen und Seine Heilsgüter unserer Seele zuzuführen. Wir essen, um zu leben. Gott will uns mit Seinem heiligen Worte gut und kräftig nähren, damit wir etwas Rechtes zu tun vermögen. Wer mit Arbeit fast überbürdet ist, darf Gottes Wort nicht vernachlässigen. Es ist nicht genug, dass wir gute Predigten hören, es muss uns ein tägliches Anliegen sein, die Bibel zu uns reden zu lassen. Das ist ein bewährter Weg zum bleibenden Frieden. Du brauchst Brot für den Leib, aber auch Brot für deine Seele; nimm das Lebensbrot des göttlichen Wortes, solange es dir dein Gott darreicht. (Markus Hauser)


Mein Platz ist zugleich in der Natur und über der Natur und beide kommt mir aus demselben Grund zu; beides ist mir damit gegeben, dass ich mit Gott verbunden bin. Nun ficht uns aber das heftige Schwanken an, das uns bald hinunterzieht in die Natur, so dass wir in sie versinken und Gott vergessen, und bald von ihr losreißt, so dass wir versuchen, ihr zu entrinnen. Während wir an dieser Stelle alle schwanken und fallen, steht Jesus aufrecht und macht aus der Versuchung seinen Sieg. Wie entsteht das Leben? Gott spricht und sein Wille geschieht. Weil er zu mir spricht: lebe!, lebe ich. Spricht er: stirb, so wird mich keine Macht und keine Kunst am Leben erhalten. Er verfügt über mich. Mit meinem Leben bin ich aber an die Natur gebunden und Jesus empfand diese Gebundenheit damals peinlich, da er hungerte. Er steht allein in der menschenleeren Öde und erfährt die zwingende Notwendigkeit, mit der uns die Natur beherrscht. Die nagende Pein des Hungers macht sie ihm deutlich. Versinkt er nun in die Natur, weil er Brot bedarf? Verschafft er es sich in der Kraft seiner Gottessohnschaft? Der Mensch lebt freilich vom Brot, aber nicht allein, antwortet Jesus. Gott ist der Geber des Lebens. Gottes Werk ist er, nicht nur das Werk der Natur, und wird nicht nur von ihr genährt. Der, der ihn schuf, ernährt ihn auch. Darum fährt er nicht mit wunderbarer Wirkung über die Natur hinaus und stößt den Hunger nicht von sich weg und begehrt nicht, dass Steine ihn nähren. Auch jetzt, da er hungert, ist er nicht in Gefahr; denn sein Leben wurzelt in Gott. Die Menschheit und die Sohnschaft Gottes, beides besitzt er und beides bewahrt er unverletzt. Er verleugnet um der Menschheit willen, die ihn des Brotes bedürftig macht, die Einheit mit dem Vater nicht, den er allein als den Geber seines Lebens ehrt, und er verleugnet um Gottes willen die Natur nicht, die ihn des Brotes bedürftig und ohne Brot hungrig macht. Damit hat uns Jesus gezeigt, was der Glaube ist.
Dein Sieg, o Jesus, stellt Dich hoch über uns, die wir verzagen, wenn uns das Brot fehlt, und es gierig bei uns anhäufen, damit es uns nicht fehle. Schöpfer des Glaubens, führe mich über das Geschöpf hinauf zum Schöpfer, von dem wir das Leben haben, damit auch mein natürliches Leben Ihm geheiligt sei. Amen. (Adolf Schlatter)

4:5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels

4:6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

4:7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: „Du sollst Gott, deinen HERRN, nicht versuchen.“
Völlig frei stand Jesus über der Natur, als er, da er hungerte, nicht nach Broten griff, sondern sich an Gottes Leben schaffendem Wort genügen ließ. Kann sich ein solcher Glaube noch fürchten? Gibt es für ihn noch Gefahren? Stehst du auf Gott gestützt oberhalb der Natur, so wirf dich, sagt ihm der Versucher, hinab; das ist die Versuchung, die die Glaubenden anficht. Haben sie nicht das Recht und auch die Pflicht, alles zu wagen? Mit den menschlichen Möglichkeiten rechnet der Glaube nicht, denn er hält sich an Gottes allmächtige Gnade. Wo findet sich nun noch eine Schranke, die ihm Halt geböte? Die Verheißung, die uns zum Glauben beruft, kennt keine Schranken. Wie oft schwankt und fällt die Christenheit an diesem Punkt! Das Urteil Jesu bleibt aber völlig klar. Das ist nicht Glaube, wenn der Mensch vorangeht und Gott sie bestätigen muss. Der Glaube macht aus Gott nicht den Diener unseres Übermuts. Den Schluss: der Herr will es, denn ich will es, ließ Jesus nicht zu. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ Aus dem Glauben entsteht nicht der Wille, zu erproben, ob wohl Gott helfe. Vielmehr bekommt der Glaube die richtige Haltung dadurch, dass er Gehorsam wird, der auf Gottes Leitung wartet und ihr folgt. Von der unbeschränkten Gewissheit des Glaubens bricht Jesus nichts ab und in die Vollendetheit der Verheißung reißt er keine Lücke. Das hat er damals bewiesen, als er zum Kreuz ging. Der Sturz vom Balkon des Tempels war nicht gefährlicher als der Gang an das Kreuz. Furcht vor der Natur und Furcht vor den Menschen hat in dem, der in Gott den Geber seines Lebens hat, keinen Raum. Nur eines gibt es, was er zu fürchten hat: die Furcht vor Gott lebt in ihm und macht es ihm unmöglich, den Gehorsam aufzugeben, der allein unseren Willen richtig und mit Gottes Willen einträchtig macht. Als Jesus zum Kreuz ging, sprang er nicht eigenmächtig in den Tod hinab; dorthin wurde er geführt.
Dein gebender und Dein gebietender Wille, Vater, sind eins. Zeige mir beide in ihrer völligen Verbundenheit, damit mein Glaube und mein Gehorsam verbunden seien. Trennte ich den Gehorsam von meinem Glauben, so werden meine Schritte falsch, weil mich mein Eigenwille verlockt. Fehlt meinem Gehorsam der Glaube, so drückt er mich und wird mürrisch und verfälscht. Auf Dich, Herr Christus, sehe ich, dass Du mir Schutz und Führung seiest. Dein Weg ist die gerade Straße. Amen. (Adolf Schlatter)

4:8 Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit
Der Sohn Gottes ist Herr der Welt. Nun hat aber der Arge die Erde an sich gerissen, im Wesen dieser Welt herrscht er. Die von Gott durch den Fall Getrennten und durch persönliche Sünde von Ihm Abgelösten sind Weltleute, Menschen dieser Welt. Nach vorbedachtem Rat und Willen sollte Jesus als Lamm Gottes sterben für die Sünder, mit Seinem Blut die gefallene Schöpfung versöhnen mit Gott und eine völlige und ewige Erlösung vollbringen. Aber der Teufel trat mit einem Angebot an Ihn heran. Er werde dem Sohne Gottes die Welt freiwillig ausliefern, wenn dieser niederfalle und den Bösewicht anbete! Jesus blieb dem himmlischen Vater treu, als Sieger ging Er aus dem harten Kampf hervor. Er wollte nicht auf Satans Gedanken eingehen, obwohl Er jetzt seinen Angriffen ausgesetzt war. Auch wollte Jesus nicht mühelos Erbe der Welt sein. Sie war rechtmäßig sein Eigentum, der Teufel hatte sie an sich gebracht, sie sollte nicht durch eine furchtbare Sünde, durch den Abfall vom Vater, in Seinen Besitz übergehen. Jesus wollte gehorsam bis zum Tode am Kreuze sein, durch Versöhnung und Erlösung sollte die gefallene Welt ein Himmelreich werden. Der Feind mußte fliehen. Und siehe, Engel traten hinzu, um dem großen Sieger zu dienen! - Auch dir macht der Teufel listige Angebote. Weise sie entschieden zurück. Jesus hat den Feind besiegt, in Seiner Nachfolge wirst auch du siegen. Wem öffnest du Ohr und Herz? Wer darf bestimmend auf dich einwirken? Prüfe den Geist, der dich beherrscht. Kein Christ bleibt ohne Versuchungsstunden. (Markus Hauser)

4:9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.

4:10 Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! denn es steht geschrieben: „Du sollst anbeten Gott, deinen HERRN, und ihm allein dienen.“
Vom Gipfel des Berges aus sah der, dem der Vater alles übergeben hat, auf weite Länderstrecken. Es ist sein Beruf, der Herr der Menschheit zu sein. Wie wird er es werden? Du wirst es, sagt ihm der Versucher, wenn ich dir beistehe. Ich weiß, wie man die Menschen gewinnt und begeistert und Macht erwirbt und Throne aufbaut. Er fordert auch keinen hohen Preis, nur einen Augenblick, in dem er vor ihm kniet und ihn verehrt. Das ist die Versuchung derer, die zu wirken haben und dazu Macht bedürfen. Wie oft steht die Christenheit in hartem Ringen mit solchen Gedanken; seid nicht zu schroff in eurem Widerspruch, der alles Böse abstößt; vermindert die Reibungen; gebt auch der Gegenseite ihre Ehre; wie könnt ihr auf einen Erfolg hoffen, wenn ihr euch mit der Welt nicht verständigen könnt? Wir kennen alle diese Not. Denken wir uns einmal, Jesus hätte sich den von ihm begehrten Kniefall abgezwungen, was wäre geschehen? Begeisterte Huldigung wäre ihm zugeflogen; das Rabbinat wäre herbeigekommen, um ihn zu ehren, und die Priesterschaft hätte ihm gehuldigt, die Zeloten hätten sich um ihn geschart und ihm ihren bewaffneten Arm zur Verfügung gestellt und sein Name wäre schnell durch die Lande geflogen und in jeder jüdischen Gemeinde hätte man eifrig erzählt, dass der König gekommen sei, und am römischen und persischen Hof hätte man sich mit dem erfolgreichen Machthaber abgefunden. Stattdessen ging Jesus ans Kreuz. Er konnte nur einen anbeten, einzig Gott. Wie er seine Zuversicht nicht spaltete, als er hungerte, sondern Gott ein ganzes Vertrauen erwies und wie er auf jedes eigenmächtige Wagnis verzichtete und Gott den ganzen Gehorsam darbrachte, so teilte er auch seine Liebe nicht, sondern gab sie ganz und unteilbar dem Vater und konnte nichts ehren und anbeten als Gott allein. Das ist die Herrlichkeit Jesu und seines Kreuzes: er ist der, der nicht imstande war, sich der Hilfe des Satans zu bedienen, der, der Einen angebetet hat, Gott und niemand sonst.
Weil Du, Herr Christus, vor niemand knien konntest als vor Deinem Vater, knien wir alle anbetend und danksagend vor Dir. Du bist unser Priester, der Gott wahrhaft ehrt. Du hast in Dir die Liebe, die keine Untreue kennt. Du richtest nicht Menschenmacht und Satansmacht unter uns auf, sondern bringst uns Gottes Reich. Darum ist es das Bekenntnis Deiner ganzen Schar: Gelobt bist DU, der Du kommst im Namen des Herrn. Amen. (Adolf Schlatter)

4:11 Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.2); 3); 4); 5); 6)
O eine tiefe Erniedrigung, Herr Jesu, daß Du, der ewige Sohn Gottes, Dich dem Teufel überlassen hast, daß Er Dich versucht, dreimal versucht, ja gar hat anreden und Dir zumuthen dürfen, vor ihm niederzufallen und ihn anzubeten! Aber das hast Du gelitten, damit Du ein treuer Hoherpriester würdest, welcher versucht wurde in Allem, damit Du mit Deinen Brüdern könntest Mitleid haben. Das hast Du gethan, auf daß Du diesen starken Gewappneten überwändest und uns die Kraft erwürbest, gleichen Sieg über ihn davon zu tragen. Ich danke Dir deswegen demüthig für diese Deine tiefe Erniedrigung und bitte Dich, Du wollest Deine Gnade geben, die mich vorbereite auf alle satanische Versuchungen und mit in derselben Kraft zu überwinden verliehe. Denn wie Du gleich nach Deiner Taufe den Versucher um Dich gehabt hast, so empfinden Deine Gläubigen nicht weniger von ihrer Taufe an diese teuflischen Versuchungen. Was Wunder, da wir in der heiligen Taufe dem Teufel und allen seinen Werken und allem seinem Wesen absagen, so kündigen wir ja dem ganzen höllischen Heere den Krieg an. Nun, Herr Jesu, so lasse denn meine Taufgnade in mir kräftig und wirksam sein, unter Deiner Blutfahne ritterlich wider Sünde, Teufel und Welt zu streiten und die Siegeskrone davon zu tragen. – Insbesondere erkenne ich aus Deiner Versuchung, daß es in Deinem Reiche überhaupt keine geistliche Weihe giebt ohne geistliche Proben, aber auch gottlob keine geistliche Proben ohne geistliche Waffen, und vollends keine geistlichen Waffen ohne geistlichen Sieg. Noch immer schneidet das Wort Gottes als das Schwerdt des Geistes und hat bis heute noch keine Scharte bekommen; wer’s zu führen versteht, der kann bestehen in allen Anfechtungen in der Kraft des Herrn. Vor Dir und Deinem Worte muß der Teufel noch heute weichen. Hilf mir denn recht streiten und an Dich mich halten allewege. Wie selig wird die Stunde meines Todes sein, wenn ich, von allen Versuchungen Satans befreit, Dir, dem Lamme, das ewige Triumphlied anstimmen werde! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

4:12 Da nun Jesus hörte, daß Johannes überantwortet war, zog er in das galiläische Land.

4:13 Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, das da liegt am Meer, im Lande Sebulon und Naphthali,

4:14 auf das erfüllet würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht:

4:15 „Das Land Sebulon und das Land Naphthali, am Wege des Meeres, jenseit des Jordans, und das heidnische Galiläa,

4:16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.“
Die kleinen Lichter verlöschen alle! Menschen, für die wir schwärmten; Freuden der Erde, die wir genossen; Lehren und Gedanken, die uns geblendet; alle Schönheit und Herrlichkeit des Fleisches, die uns gefangen nahm - alle diese verlöschen früher oder später und lassen uns im Dunkel allein. Jesus allein löscht nie mehr aus! Das ist das große Licht, das ewige Licht, dessen süßer Schein in unsere Finsternis fällt, wie in den Hochalpen plötzlich die schon hochstehende Sonne über den scharfen Felsengrat kommt und das schmale tiefe Tal mit ihrer starken Helligkeit erfüllt. Jesus ist sittliches Licht; er kann unerbittlich wahr und herbe unsere Flecken aus der Zeit der Finsternis beleuchten, daß man darüber aufschreien möchte. Jesus vertreibt die Finsternis und hilft uns erst recht selbst ans Licht zu kommen. Er nimmt die dunklen Geschichten ab und hüllt uns in das warme, wonnige Licht der Gemeinschaft mit ihm. Jetzt brauchen wir uns vor keiner Entdeckung zu fürchten; denn er, der Arzt, heilt die Schäden, die er aufgedeckt hat. Alles halten wir ihm hin und sehen zu, wie er uns durch den Glauben reinigt. Er ist das große Licht, in dem wir Gott sehen und das goldene Tor der Ewigkeit.
Herr Jesu, nimm alle Scheu von uns und alle Liebe zur Finsternis, daß wir nichts festhalten, was zu deinem Lichte nicht stimmt. Erleuchte Leib und Seele ganz, du starker Himmelsglanz. Wir wollen hell sein und sonnig wie du. Amen. (Samuel Keller)

4:17 Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

4:18 Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer.

4:19 Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!

4:20 Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

4:21 Und da er von da weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten; und er rief sie.

4:22 Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

4:23 Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte sie in ihren Schulen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte allerlei Seuche und Krankheit im Volk.

4:24 Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland. Und sie brachten zu ihm allerlei Kranke, mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet, die Besessenen, die Mondsüchtigen und Gichtbrüchigen; und er machte sie alle gesund.

4:25 Und es folgte ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den Zehn-Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseits des Jordans. 7); 8)

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