Zuletzt angesehen: Matthäus, Kapitel 28

Matthäus, Kapitel 28

Matthäus, Kapitel 28

28:1 Als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen.
Von Maria Magdalena wollen wir lernen, wie wir in die Gemeinschaft des Herrn Jesu kommen können. Achten wir darauf, wie sie Ihn suchte. Sie suchte den Heiland am Morgen sehr frühe. Wenn du auf Christum warten kannst, wenn du dich geduldig der Hoffnung überlassen kannst, du werdest später schon noch einmal zum innigen Umgang mit Ihm kommen, dann wirst du dieses Umganges überhaupt nie teilhaftig werden; denn dasjenige Herz, das zur Gemeinschaft Christi reif ist, ist ein Herz, das da hungert und dürstet. Sie suchte Ihn auch mit großem und starkem Mut. Andere Jünger flohen von dem Grab, denn sie zitterten und waren bestürzt; von Maria aber heißt es, sie „stand“ am Grabe. Wenn ihr Christus bei euch haben wollt, so sucht Ihn mutig. Lasst euch nichts abhalten und zurückschrecken, bietet der ganzen Welt Trotz. Wo andere fliehen, drängt euch hinzu. Sie suchte Christus voller Glauben, sie stand vor dem Grabe. Manche finden es schwer, bei einem lebendigen Heiland zu stehen, sie aber stand ein einem toten. Wir wollen Christus auf diese Weise suchen und uns auch an das Geringste halten, was Ihn betrifft, und gläubig dabei stehen bleiben, wenn auch alle anderen Ihn verlassen. Beachten wir ferner, dass sie den Herrn Jesus mit Ernst suchte; sie stand und „weinte.“ Diese fließenden Tränen waren gleichsam ein Bann, durch welchen der Heiland gebunden wurde, dass Er kommen und sich ihr zeigen musste. Wenn ihr wünscht, dass der Herr Jesus euch nahe sei, so weint nach Ihm. Wenn ihr nicht glücklich sein könnt, es sei denn, dass Er komme und zu euch spreche: „Du bist mein Freund,“ so werdet ihr seine Stimme bald vernehmen. Endlich sehen wir, dass sie nur allein den Herrn Jesum suchte. Was kümmerte sie sich um die Engel, sie wandte sich von denselben ab; sie verlangte nur nach dem Herrn. Wenn Christus unsre eine und alleinige Liebe ist, wenn unser Herz alle Götzen verbannt hat, so werden wir den Trost und Frieden seiner Gegenwart nicht lange missen. Maria Magdalena suchte so angelegentlich, weil sie viel liebte. Wir wollen unser Herz, wie Maria, erfüllen lassen von Christus, so wird unsere Liebe volle Genüge an Ihm haben. O Herr, offenbare Dich uns! (Charles Haddon Spurgeon)

28:2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des HERRN kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür und setzte sich darauf.

28:3 Und seine Gestalt war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie Schnee.

28:4 Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot.

28:5 Aber der Engel antwortete und sprach zu den Weibern: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.

28:6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, da der HERR gelegen hat.1)
„Kommet her, und sehet die Stätte,“ das sagt der Engel. In jener Gnadenzeit waren die Engel oft sichtbar. Die Engel, die auch uns zur Unterstützung und Hilfe gegeben sind, konnte man damals je und je sehen. Wir sehen sie vor der Hand nicht. Damals stand man auch in der Einfalt; und wenn so ein Engel kam, so machte man keinen Lärm damit, sondern man tat, wie wenn's soseyn müßte, wie wenn nur eben ein Freund gekommen wäre. Wenn jetzt jemanden ein Engel erschiene, welch einen Lärm würde der davon machen. Deswegen kommt auch Keiner, weil wir sind, wie wir sind, und nicht in der Einfalt und Unbefangenheit die Gnaden Gottes hinnehmen können. So ist's auch mit andern Gnadenerweisungen Gottes. Da können die Leute kommen und sagen, wenn der liebe Gott das täte oder jenes täte, an Kranken, bei denen sie ein Wunder erwarten, das würde Aufsehen und Eindruck machen, da würden die und die alle glauben. Aber gerade deswegen geschieht nicht, was sie wollen. Wer es von vornherein darauf absieht, ein rechtes Geschrei zu machen, der kann warten, bis sich Gott ihm zu lieb hergibt. Der Heiland will kein Geschrei, sondern Einfalt, Ruhe und Kindlichkeit, dabei man zwar wohl Gott die Ehre giebt bei redlichen Leuten, aber nicht auf den Kirchturm hinaufsteigt, um es von da herunterzuposaunen. Letzteres paßt um so weniger in unsere Zeit, da man die Leute allerwärts noch so unvorbereitet sieht. Wenn wir freilich lernen würden kindlichseyn, so würden wir viel mehr auch sichtbare Beweise von himmlischen Kräften kommen sehen; so aber müssen wir uns mit der Unsichtbarkeit und Unscheinbarkeit begnügen.
Nun, damals hat's geheißen aus dem Munde des Engels: „Kommet her und sehet die Stätte, da der HErr gelegen hat, aber nicht mehr liegt; Er ist auferstanden.“ Gesehen haben sie Ihn noch nicht; aber das sehen sie, daß kein Toter da liegt; und wie viel war ihnen damit geschenkt ! Wir freuen uns auch des heute noch, und halten das fest in unsern Anfechtungen, daß Er wohl im Grabe lag, aber nicht mehr drin liegt, sondern auferstanden ist. So geht auch bei uns alles Traurige vorüber. Dieses schließt mit der Herrlichkeit droben im Himmel bei Christo. Harren wir in Geduld, bis es kommt. (Christoph Blumhardt)

28:7 Und gehet eilend hin und sagt es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.

28:8 Und sie gingen eilend zum Grabe hinaus mit Furcht und großer Freude und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten. Und da sie gingen seinen Jüngern zu verkündigen,2)

28:9 siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßet! Und sie traten zu ihm und griffen an seine Füße und fielen vor ihm nieder.

28:10 Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden sie mich sehen.3)

28:11 Da sie aber hingingen, siehe, da kamen etliche von den Hütern in die Stadt und verkündigten den Hohenpriestern alles, was geschehen war.

28:12 Und sie kamen zusammen mit den Ältesten und hielten einen Rat und gaben den Kriegsknechten Geld genug

28:13 und sprachen: Saget: Seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn, dieweil wir schliefen.

28:14 Und wo es würde auskommen bei dem Landpfleger, wollen wir ihn stillen und schaffen, daß ihr sicher seid.

28:15 Und sie nahmen das Geld und taten, wie sie gelehrt waren. Solches ist eine gemeine Rede geworden bei den Juden bis auf den heutigen Tag.

28:16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf einen Berg, dahin Jesus sie beschieden hatte.

28:17 Und da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten.

28:18 Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

28:19 Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes,
Wichtiger Befehl des HErrn Jesu, den Er deßwegen geben konnte, weil Ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben war, wie Er vorher sagte. Machet alle Völker zu Meinen Jüngern, sprach Er, und taufet sie u.s.w. Seine Liebe war also auf alle Völker ausgebreitet, auch die barbarischen und wilden sind nicht ausgenommen, alle sollen zu Seinen Jüngern gemacht werden, wenn sie wollen, und Seine Knechte sollen sich nach Seiner ausgebreiteten Liebe richten, und auch bei allen Völkern mit dem Evangelio einen Versuch machen. Sie sollten aber diese Völker wenn sie Jünger Jesu werden wollten, taufen. Warum aber taufen? Weil es der HErr Jesus befohlen hat. Es kommt aber doch nur darauf an, daß der Heilige Geist eine gute Veränderung in dem Herzen wirke: was soll dann die Taufe? Sie ist aber von dem HErrn Jesu, der weiser ist als wir, befohlen; und dem Menschen ist’s bei seiner Schwachheit nöthig und tröstlich, daß er auch sichtbare Zeichen und Mittel der Gnade habe, dergleichen die Beschneidung, das Osterlamm, die Taufe und das heil. Abendmahl sind. Man soll taufen, wer der Taufe fähig ist; nun sind aber auch kleine Kinder der Taufe wie der Beschneidung fähig, sie sind auch der Gabe des Heiligen Geistes fähig, wie das Beispiel des Täufers Johannis beweist, der noch im Mutterleibe mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde; und da Jesus kleine Kinder, die man nicht zu Ihm hinführte, sondern hintrug, geherzt, ihnen die Hände aufgelegt, sie gesegnet, und ihnen dadurch eine geistliche Gabe mitgetheilt hat, so darf und soll ihnen auch die Taufe verliehen werden, damit sie von Jesu gesegnet werden, und eine geistliche Gabe empfangen. Man soll aber im Namen, oder auf den Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes taufen. Drei werden hier genannt, und doch ist nur Ein Name, weil Ein göttliches Wesen ist. Man wird aber auf diesen Namen getauft, damit der Getaufte wisse, der himmlische Vater würdige ihn von nun an Seiner Liebe, der Sohn Gottes Seiner Gnade und Fürbitte, und der Heilige Geist Seiner heilsamen Wirkungen, und damit er ferner wisse, er soll und dürfe den himmlischen Vater als seinen Vater, den Sohn Gottes als seinen Erlöser und Fürbitter, und den Heiligen Geist als seinen Beistand und Führer erkennen, und mit seinem Glauben und Gehorsam verehren. Welch’ ein Trost liegt also in der Taufe! Welch’ eine Verpflichtung, welch’ ein Antrieb zum völligen Glauben und zur ewigen Verehrung des Dreieinigen Gottes! Lasset uns, wenn wir auch nach der Taufe wieder muthwillig gesündigt haben, wie der verlorne Sohn zu Gott umkehren, und glauben, daß, wenn ein getaufter, aber abtrünniger Christ sich bekehrt, er sich zu seinem Vater bekehrt, und von diesem seinem Vater wieder angenommen und auf’s Neue in das ganze Kinderrecht, folglich in die ganze Taufgnade eingesetzt wird. Den Getauften und Bekehrten gilt aber auch das Wort Jesu: lehret sie halten Alles, was Ich euch befohlen habe. Ist die Taufe die Wurzel des Christenthums, so ist der Stamm dieses Baumes der Glaube, welcher den Dreieinigen Gott, auf den man getauft worden, erkennt; wer aber im Glauben betet, kann Seine Gebote halten, empfängt eine Stärkung des geistlichen Lebens durch das heilige Abendmahl, und ist alsdann ein gerechtfertigter Unterthan Gottes in Seinem Himmelreich. (Magnus Friedrich Roos)

28:20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.4)
O Fürst des Lebens, Herr Jesu Christe, Dich beten wir an in Deiner Kraft und Herrlichkeit, worin Du gesiegt hast über den Tod, über die Hölle und über alle Deine und unsere Feinde. Dir, o mächtiger Lebens- und Friedensfürst, wollen wir Ehre geben, Dir wollen wir huldigen als unserm Herrn und Könige; Dir wollen wir uns ergeben mit Allem, was wir sind und haben. Himmel und Erde müssen Dich anbeten; Alles müsse Dir Preis und Lob bringen. O Jesu, erbarme Dich über uns, und hilf auch uns am Auferstehungstage; laß Deinen Kampf und Deinen Sieg an uns nicht vergeblich sein. Laß es uns erfahren, daß Du lebest, daß Du Macht hast und gegenwärtig bist, uns zu helfen. Wir führen unser Leben nur allzusehr in eigner Kraft, in eignem gebrechlichen Wirken, weil wir Deinem Wirken nicht Raum geben: drücke es doch tief in unsere Herzen, daß wir nicht ablassen vom Gebet, und beständig bleiben im Anhangen an Dir und im Warten auf Dich und Deine lebendig machende Geisteskraft. Ziehe uns aus dem Grabe in Dein Leben hinein. Laß uns das Eitle und Sichtbare immer mehr nichtig, immer mehr entfremdet werden. Dein göttliches Leben werde bekannt unseren Herzen, werde uns immer lieber und wichtiger, damit wir als wahre Fremdlinge in dieser Welt leben mögen. Scheide unsern Sinn von allem, was nicht in Dein Reich gehöret; laß unsern ganzen Wandel zeigen, daß wir Dir angehören und Dich zu einem Herrn haben.
Herr, wir erkennen Deine Oberherrschaft über uns, über unser Leben, über unser Sterben, über Seele und Leib: Dir gehört Alles zu. O gieb, daß wir Alles Dir willig opfern, und alle unsere Kraft zu Deinem Dienste verzehren.
Laß Dein Leben unseren Seelengrund, unsere Kräfte, alle unsere Sinnen durchdringen, daß Alles voll Deines Lebens werde. Komm, Herr und König, ziehe ein in unser Herz, befiehl, herrsche und lebe ewiglich in uns als in Deinem Eigenthum.
O Du treuer Herr, lehre uns auf Dich trauen, im Leben und im Sterben, daß wir Dich für unser Eins und Alles halten und mit Dir, unserm Herrn, eingehen in Dein ewiges Reich. Jesu, erhöre uns nach dem Reichthum Deiner Gnade und zur Verherrlichung Deines großen Namens. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Es ist doch recht gut, dass einer da ist, der immer derselbe bleibt und allezeit bei uns ist. Gut ist‘s, dass mitten in den gewaltigen Wogen des Lebensmeeres ein unerschütterlicher Fels dasteht. O meine Seele, hänge dein Herz nicht an vergängliche Schätze, die der Rost und die Motten fressen, sondern hange mit ganzer Seele an Dem, der dir ewiglich treu bleibt. Baue dein Haus nicht auf den beweglichen Flugsand einer Welt voller Täuschungen, sondern gründe deine Hoffnung auf diesen Fels, der inmitten rauschender Regengüsse und gewaltig wogender Fluten ruhig, unerschütterlich feststeht. Meine Seele, o, ich beschwöre dich, birg deine Schätze in der einzigen sichern Schatzkammer; versorge dein Perlen- Geschmeide da, wo du sie nie und nimmer verlieren kannst. Vertraue all dein Vermögen Christo an; schenke deine ganze Liebe ungeschmälert seiner Person, gründe all deine Hoffnung auf sein Verdienst, setze deine ganze Zuversicht auf sein allmächtiges Blut, suche alle deine Wonne und Freude im Umgange mit Ihm: so kannst du jede Gefahr verlachen, und jedes Unfalls spotten, und kein Verderben wird dich anrühren. Bedenke, dass nach und nach alle Blumen aus dem Lustgarten dieser Welt verwelken, und dass der Tag kommt, wo davon nichts übrig bleibt als die dunkle, kalte Erde. Die schwarze Lichtputze des Todes wird in kurzem dein Lebenslicht auslöschen. O, wie lieblich ist‘s dann, dass dir die Sonne scheint, wenn dein Lichtlein ausgegangen ist! Bald wogt die dunkle Flut zwischen dir und allem was dein ist; dann vermähle dein Herz Dem, der dich nie verlässt; vertraue dich Ihm, der mit dir geht durch den schwarzen, schwellenden Strom der Todeswellen, und der dich sicher ans himmlische Ufer geleitet und dich bei Ihm wohnen lässt in den himmlischen Wohnungen ewiglich. Gehe hin, du betrübtes Kind der Leiden, erzähle all dein Anliegen dem Freunde, der mehr liebt und fester beisteht denn ein Bruder. Vertraue alle deine Sorgen Dem an, der dir nimmer kann geraubt werden, der dich nie verlässt; und der nie zugibt, dass du Ihn verlässt, nämlich: „Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit.“ „Siehe, ich bin bei euch alle Tage,“ das ist genug für meine Seele, und mag sonst auch alles mich verlassen. (Charles Haddon Spurgeon)


Der Herr Jesus steht mitten unter seiner Gemeinde; Er wandelt mitten unter den goldenen Leuchtern; seine Verheißung ruft uns zu: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage.“ Er ist gegenwärtig so gewiss bei uns, als einst mit seinen Jüngern am Meer bei Tiberias, da sie Kohlen gelegt sahen und Fische darauf und Brot. Zwar nicht körperlich, aber deshalb nicht minder wahrhaftig ist Jesus bei uns. Und das ist eine selige Wahrheit, denn wo Jesus ist, wird die Liebe angefacht. Von allen Dingen in der Welt, die ein Herz können in Flammen setzen, kommt nichts der Gegenwart Jesu gleich! Ein Blick von Ihm überwältigt uns so sehr, dass wir ausrufen möchten: „Wende Deine Augen von mir, denn sie machen mich brünstig.“**
Sogar der Geruch von Aloe und Myrrhen und Kezia, welche von seinen duftenden Kleidern herniedertriefen, stärken den Kranken und Schwachen. Wenn wir nur einen Augenblick unser müdes Haupt an seinen liebevollen Busen lehnen, und seine göttliche Liebe in unsre armen kalten Herzen aufnehmen können, so bleiben wir nicht mehr kalt, sondern glühen wie Seraphim, sind jeder Anstrengung gewachsen und vermögen jedes Leiden zu ertragen. Wenn wir wissen, dass Jesus bei uns ist, entfaltet sich jede unsrer Fähigkeiten zur höchsten Kraft, und jede Tugend erstarkt in uns, und wir widmen uns dem Dienst des Herrn und seines Reichs mit ganzem Herzen, von ganzer Seele und aus allen unsern Kräften; darum ist die Gegenwart Jesu Christi über alles begehrenswert. Die Macht seiner Gegenwart erweist sich vor allen bei denen, die Ihm ähnlich geworden sind. Wenn dich verlangt, Christum zu sehen, so musst du Ihm gleich werden. Trachte durch die Kraft des Heiligen Geistes, eins zu werden mit Christus in allen deinen Wünschen und Absichten und in deiner Handlungsweise, so wirst du sicherlich auch bald mit seinem Umgange begnadigt werden. Bedenke, dass du seine Gegenwart haben und genießen kannst. Es ist seine Wonne, bei uns zu sein. Wenn Er nicht zu uns kommt, so geschieht es nur, weil wir Ihn durch unsre Gleichgültigkeit daran hindern. Auf unser ernstliches Gebet will Er sich uns offenbaren und gestattet in Gnaden, dass wir Ihn mit unsern Bitten und Tränen festhalten; denn das sind die goldenen Ketten, die Jesum an sein Volk fesseln. (Charles Haddon Spurgeon)


ES scheinet sonderlich zu dieser letzten zeit / am ende der Welt / die arme Christenheit auff Erden / so gar schwach / elend / gedrückt / on allen schutz und trost / Gleich wie Christus am Creutz ( da Sonne und Tag verfinstert) hülfflos gelassen / als sey gar kein Gott noch Christus bey ir. Wird dazu von aller Welt auffs grewlichst verfolget / verdrückt / verlestert und verspottet.
Und lesst sich ansehen / das es leider in kürtzen wider dahin wil komen / das die lere und trost des seligen Evangelii / durch solch schreckliche verachtung und schendliche undanckbarkeit der Gottlosen verdampten Welt / vertunckeln und fast verlesschen wird / und schwerlich etwa Gottes wort wird zu hören sein. Wie Christus Luce. xvii. spricht / Es wird die zeit komen / das ir werdet begeren zu sehen einen tag des Menschen Sons / und werdet in nicht sehen.
Zu dem so treibet auch der leidige Satan / durch seine Anfechtung in der Christen hertz / solch schrecken und zagen / betrübte gedancken / trawrigkeit / schwermut und fewerige pfeile / Das sie nahe allen trost verlieren / und keinen Christum bey sich fülen.
WIder solch ergerlich ansehen / fülen und anfechtungen / gibt uns Christus diese tröstliche verheissung / Sihe / Ich bin bey euch etc. und ermanet uns / das wir uns fest daran halten / Ungeachtet was wir anders sehen oder fülen / Und nicht zweiveln sollen / Das Er gewislich alle zeit und stunde bey und mitten unter dem Heufflin sey und bleibe / dere die an seinem Wort hangen / darob fahr oder not leiden / und bey im trost und hülffe suchen. Und wölle sie nicht lassen / wie gros auch die not und schrecken / oder angst ires hertzen sey.
Und solchs sagt er eben nach seiner herrlichen Aufferstehung / da durch er den Tod / Teuffel / Welt und Helle uberwunden / und nu zur rechten Hand seines ewigen Vaters / Gewaltiglich herrschet und regieret / Und die selbige krafft udn gewalt seiner Aufferstehung in unser schwacheit beweisen wil / ii. Cor. xii. (Caspar Cruciger)


Der Herr steht uns also immer zur Seite, in unsern Häusern wie in unserm Kämmerlein, seien wir auf dem Felde, oder auf der Reise, wenn wir in unserm Geschäft arbeiten, oder unsere Kinder unterweisen.
Würden wir es wohl wagen, in der Gegenwart des Herrn Jesus hochfahrend zu sein und der Sanftmuth zu ermangeln? in der Gegenwart dieses Jesus, der unser Herr und Meister, unser großer Gott und Heiland ist und der uns überall mit Seinem heiligen und durchdringenden Blicke folgt? Wenn die plötzliche Erscheinung irgend eines Bruders, der uns in einem aufgeregten Zustande traf, uns zur Sanftmuth zurückzuführen vermag, muß es uns dann nicht zur größten Beschämung gereichen, daß die beständige Gegenwart des Herrn es nicht bewirkt, uns bleibend in solchem Stande zu erhalten? Dürfte uns wohl die Sanftmuth mangeln, wo der Jesus bei uns ist, „welcher für uns gelitten hat, indem Er uns ein Vorbild gelassen hat, daß wir nachfolgen sollen Seinen Fußstapfen, welcher nicht wieder schalt, da Er gescholten ward, nicht däuete, da Er litt, stellete es aber Dem heim, der da recht richtet“ (1 Petri 2, 22. 23.)? Sollte uns nicht die Gegenwart des Jesus, dessen Wunden uns daran erinnern, daß wir Elende sind, welche wie ein Brand aus dem Feuer gerissen wurden, Denkmäler der unendlichen Sanftmuth und Barmherzigkeit unsers Gottes und Heilandes, sollte sie uns nicht auch die wahre Sanftmuth und Milde einflößen? Wie sollten wir endlich der Geduld ermangeln vor Dem, der uns jeden Tag mit so viel Güte behandelt und immerdar unser Vertreter ist bei den vielen Sünden, die wir noch täglich, trotz Seiner ernsten und liebreichen Ermahnungen, begehen? Wie könnten wir noch empfindlich, ungeduldig, hochmüthig sein in Seiner Gegenwart, und es vergessen, daß, weil unser himmlischer Vater nur um der Liebe Christi willen uns alle unsere Sünden vergeben hat, auch wir Mitleiden haben sollen mit unsern Brüdern und es von Ihm lernen, sanftmüthig und von Herzen demüthig zu sein? „Herr mehre uns den Glauben!“ (Auguste Rochat)


Diese Verheißung gab der Herr und Meister seinen trauernden Jüngern, als er vor ihren Augen aufgehoben ward zur Rechten des Vaters. Wohl erschien er hinfort nicht mehr ihren Augen, wie in den vierzig Tagen vor seiner Himmelfahrt, aber als der wahrhaftige Immanuel war er mit ihnen alle Tage in dem Worte, das sie predigten, in den Sacramenten, die sie verwalteten, und den erhöhten Menschensohn dürfen nun seine Brüder auf Erden anbetend anrühren Mit Händen und Lippen. Auch mir will er nahe sein in seinem Wort und Sacrament, will bei mir bleiben auf dem Wege, so lange ich hier walle, mich leiten in alle Wahrheit, mich in keiner Noth verlassen, mein Rath und Schutz, mein Freund und Tröster sein. Er trägt mir das Kreuz der Trübsal voran, lehrt mich den Spott und den Haß der Welt mit Liebe vergelten, reicht mir das Brod des Lebens, damit ich volles Genüge habe, hilft Arbeit und Mühe überwinden, erfüllet mich mit Licht und Leben, Trost und Kraft, Friede und Freude und macht mich sanftmüthig. Ach, daß du mir doch immer vor Augen ständest, du Heiliger und Gerechter! Daß ich doch nie vergessen möchte, wie theuer du mich erkauft und welche Seligkeit du mir erworben hast! Daß doch mein Sinn dem deinen immer ähnlicher würde, mein Herz dir ganz angehörte! Dann wäre ich auch des Himmels gewiß und der Herrlichkeit, die einst allen Frommen offenbar werden soll. Denn dir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und ans Erden; du bist erhöhet über Alles, was in dieser und jener Welt genannt werden mag; du trägst alle Dinge mit deinem kräftigen Wort. So groß und hoch erhaben, mit dem Vater herrschend über Himmel und Erde, bist du doch mein Freund und Bruder, mein Tröster und Erlöser, der treue Hirt, der dem verirrten Schäflein nachgehet; und wenn er es gefunden, auf seine Schultern nimmt und mit Freuden heimträgt. Der arme sündige Mensch stehet in deiner Obhut, in deiner Liebe, er ist ein Miterbe deiner Seligkeit. O bleibe bei mir in Freud' und Leid, in guten und bösen Tagen, bis zu meinem letzten Stündlein. Amen! (Christian Wilhelm Spieker)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/01_mat/mat_kapitel_28.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain