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Matthäus, Kapitel 20

Matthäus, Kapitel 20

20:1 Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu mieten in seinen Weinberg.

20:2 Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Groschen zum Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg.

20:3 Und ging aus um die dritte Stunde und sah andere an dem Markte müßig stehen

20:4 und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist.

20:5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und die neunte Stunde und tat gleichalso.

20:6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere müßig stehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig?

20:7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedingt. Er sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg, und was recht sein wird, soll euch werden.
Ja, es gibt Arbeit in Christi Weinberg für die Alten. Es ist die elfte Stunde, und dennoch will Er uns arbeiten lassen. Was für eine große Gnade ist dies! Gewiß, jeder Alte sollte diese Einladung mit Freuden ergreifen. Männer in vorgerückten Jahren will niemand als Diener haben; sie gehen von Laden zu Laden, und die Besitzer blicken auf ihre grauen Haare und schütteln das Haupt. Aber Jesus will alte Leute bringen und ihnen guten Lohn geben! Das ist in der That Erbarmen. Herr, hilf den Greisen, ohne eine Stunde Verzug in deinen Dienst zu treten!
Aber will der Herr alten, abgelebten Leuten Lohn bezahlen? Zweifelt nicht daran. Er sagt, Er will euch geben, was recht ist, wenn ihr auf Seinem Felde arbeiten wollt. Er wird euch sicher Gnade hier und Herrlichkeit dort geben. Er will jetzt Trost und künftig Ruhe gewähren; Kraft, die eurem Tage angemessen ist, und einen Blick in die Herrlichkeit, wenn die Todesnacht herankommt. Alles dieses will der Herr Jesus den im Greisenalter Bekehrten ebensowohl geben wie dem, der in der Jugend in Seinen Dienst tritt.
Ich will dies einem noch nicht erretteten alten Manne oder einer alten Frau sagen und den Herrn bitten, es um Jesu Willen zu segnen. Wo kann ich solche Personen finden? Ich will mich nach ihnen umsehen, und ihnen freundlich die Botschaft mitteilen. (Charles Haddon Spurgeon)

20:8 Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und heb an an den Letzten bis zu den Ersten.
Gott ist ein guter Zahlmeister. Er bezahlt seine Knechte sowohl schon während der Arbeit, als wenn sie fertig geworden sind; und eine seiner Belohnungen besteht in einem guten Gewissen. Wenn du jemandem Christum aufrichtig bezeugt hast, und du abends zu Bett gehst, so fühlst du dich glücklich in dem Gedanken: „Ich habe heute mein Gewissen freigemacht von dem Blut dieses Menschen.“ Es liegt eine große Befriedigung in der Arbeit für den Herrn Jesum. Ach, welch ein Glück, wenn wir Edelsteine einsetzen dürfen in seine Krone und Ihm dürfen zu schauen geben den Lohn der Arbeit seiner Seele! Auch liegt eine große Belohnung in der Überwachung der ersten Entwicklung des Sündenbewusstseins in einer Seele, wenn wir sagen können von irgendeinem der Kindlein des Glaubens: „Das ist ein zartes Gemüt; ich glaube, dass der Herr an diesem Herzen arbeitet;“ wenn wir heimkommen und beten über eine Seele, von welcher wir aus einzelnen Äußerungen schließen können, dass sie von der göttlichen Wahrheit tiefer ergriffen sei, als erwartet werden konnte! Ach, welche Hoffnungsfreude! Aber noch viel größer ist die Freude über eine vollendete Bekehrung! Sie ist unaussprechlich. Diese Freude, wie überschwänglich sie auch ist, macht Hunger, man sehnt sich nach weitern Erfolgen. Seelen gewinnen ist die köstlichste Sache von der Welt. Mit jeder Seele, die du Christo zuführst, erlangst du einen neuen Himmel auf Erden. Aber wer kann den Segen fassen, der droben auf uns wartet? Ach, wie lieblich ist der Ausspruch: „Gehe ein zu deines Herrn Freude!“ Kennst du die Freude Christi über einen geretteten Sünder? Das ist die Freude, die uns im Himmel erwartet. Ja, wenn Er auf seinem Stuhl sitzt, wirst du Ihm zur Seite sitzen. Wenn die himmlischen Hallen widerhallen von dem Ruf: „O, du frommer und getreuer Knecht!“ wirst auch du teilhaben am Lohn; du hast mit Ihm gearbeitet, gelitten, so sollst du auch mit Ihm herrschen; du hast mit Ihm gesäet, so sollst du auch mit Ihm ernten; dein Antlitz war gleich dem seinen mit Schweiß bedeckt, und deine Seele bekümmert über der Menschen Sünden, wie die seine: darum wird nun dein Antlitz glänzen mit himmlischem Glanze, wie sein Antlitz, und schon hienieden wird deine Seele erfüllt mit seliger Freude, wie seine Seele. (Charles Haddon Spurgeon)

20:9 Da kamen, die um die elfte Stunde gedingt waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen.

20:10 Da aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen.

20:11 Und da sie den empfingen, murrten sie wider den Hausvater

20:12 und sprachen: Diese haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.

20:13 Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden für einen Groschen?

20:14 Nimm, was dein ist, und gehe hin! Ich will aber diesem letzten geben gleich wie dir.

20:15 Oder habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem Meinen? Siehst du darum so scheel, daß ich so gütig bin?
Sind wir unversöhnt, so bleiben wir unversöhnlich und zeigen dies dadurch, dass uns alles ins Murren treibt. Nun schmeckt uns alles bitter. Wenn wir entbehren müssen und uns Gottes Hand hart anfasst, so murren wir. Das endet aber nicht, wenn Gott gütig gegen uns ist, als machte uns Gottes Gnade froh. Nun gibt es vielmehr neuen Anlass zum Murren. Er ist ja auch anderen gnädig, nicht nur mir. Wie soll ich noch zufrieden sein, wenn die anderen nicht weniger erhalten als ich selbst? Es braucht nicht viel Überlegung, um zu erkennen, wie gottlos und fluchbeladen der Anspruch ist, dass Gott nur gegen mich, nicht auch gegen die anderen gütig sei. Will ich denn Gott an mich ketten und seine Gnade meiner Eigensucht dienstbar machen? Die Bosheit führt auch jetzt zur vollendeten Torheit. Es gibt nichts Törichteres, als wenn wir die Güte in Bitterkeit verwandeln. Es waren aber nicht Petrus und die ersten Jünger allein der Hilfe Jesu bedürftig, damit sie sich nicht aus der Größe ihres Dienstes diese Versündigung bereiten. Denselben Schutz bedürfen wir alle, die wir irgendwie, z. B. durch die Erteilung eines kirchlichen Amts, gewürdigt sind, Arbeit im Dienst Jesu zu tun. Oft wird dabei das Murren hörbar, das sich beklagt, dass wir nicht allein reden und nicht allein regieren können, weil Gott auch andere braucht, anders begnadet und ihnen gütig ist. Wenn wir aber nicht die eigene Leistung messen, sondern auf die gebenden Hände Gottes achten, dann sehen wir mit Jubel an den anderen, wie gut er ist. Weil er gütig ist, ist er es gegen alle, sogar gegen mich. Indem die anderen zeigen, was mein Gott ist, und die ihnen gewährte Gnade mir sichtbar macht, was mein Herr tut, schenkt er mir Freude über Freude in reichem Strom. Denn die Tiefe des göttlichen Reichtums wird an uns allen in immer neuer Weise offenbar und schafft immer neuen Grund zur frohen Danksagung. Gefällt uns dagegen unsere Eigensucht, die sich nicht mit den anderen freuen mag, dann lautet unser Urteil: „Nimm das Deine und geh!“ Der Lohn für unser Murren besteht darin, dass wir aus der Schar derer hinausgewiesen werden, die Gott dienen dürfen, und damit sind wir in die freudlose Nacht verbannt.
Die Arbeit will ich tun, Herr Gott, die Du mir gibst, und freudig Deine Gnade immerdar loben, die mir meine Arbeit gab. Sei sie groß, sei sie klein, Du gabst sie mir in Deiner Gütigkeit. Wenn mein Handeln Deinen Willen tut und mein Leben Deine Gnade offenbart, so hängt das ganz und gar an Dir und Deiner Freundlichkeit. Darum bitte ich Dich um einen reichen Anteil an jener Freude, die du den Deinen dadurch schenkst, dass du sie alle aus Deinem Reichtum begabst und mit Deiner Weisheit führst. Amen. (Adolf Schlatter)

20:16 Also werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.1); 2); 3); 4);5)
Groß ist der Reichthum wichtiger Lehren und Warnungen in diesem Gleichniß. Auf die Berufung der mannigfachen Nationen des Erdbodens zum Evangelio und die Einladung eines Jeglichen unter uns zum Reiche Gotte weiset es uns hin; die Verpflichtung der Berufenen, die Hoffnung der treuen Diener Christi, die last und Hitze des Tages, die Ruhe und den Lohn des Feierabends, die Gerechtigkeit, die Güte und die erfreuende Gnade des Herrn zeigt es uns im erwecklichsten Bilde. Besonders wichtig ist die Erwähnung der elften Stunde, wo der Hausvater zum letzten Mal ausgeht, um Arbeiter zu miethen in seinen Weinberg. Diese letzte Frist des menschlichen Lebens ist offenbar eine Gnadenstunde, denn sie hat auch noch die Verheißung des Lohns. Sie ist gleichwohl eine sehr ernste Stunde, weil sie eben die letzte ist in der Gnadenfrist. Dabei ist sie im höchsten Grade ungewiß: kann es nicht die gegenwärtige Stunde sein? Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was heute sich begeben wird. Gottlob, daß sie nach und nach gewisser wird, je länger wir leben, und immer offenbarer und deutlicher sich bei Vielen anmeldet; besonders wenn der Schnee des Alters das Haupt bedeckt und ein Glied und Sinn nach dem andern seine Dienste versagt! Wohl ist das hohe Alter dann eine schwere, oft schmerzensreiche und drückende Zeit; aber – mag sie sauer werden, die elfte Stunde: sie ist die letzte; mag es noch hart hergehen im Weinberg, sie kündigt den nahen Abend, die Ruhe, den Hingang in das Haus des Herrn, die Austheilung des ersehnten Lohnes an. Auf sie kommt die liebliche Zeit der Erquickung vor dem Angesichte des Herrn. – Wie? Wenn meine elfte Stunde schon geschlagen hätte, ohne daß ich es wüsste? Bin ich fertig und bereit? Habe ich Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein? – Würde diese Stunde mir die süßeste und seligste meines ganzen Lebens werden? Herr, öffne mir die Augen und rüste mich selbst aus zu einem treuen Arbeiter in Deinem Weinberge, der seines Ausgangs sich freuen kann, Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Des hat uns Gott ein schön Gleichnis gebildet an einem Baum, welcher im Lanzen anfähet zu blühen; da tut sich der Baum so sehr auf, daß er von der Blüte ganz weiß wird. Wenn dann ein Regen darauf kommt, so nimmt er viele der Blüten hinweg, und der Reif frisset sie noch mehr hin. Wenn dann die Frucht beginnet anzusetzen und kommt irgend ein Wind, so fallen der jungen Früchte so viele davon, als ob es hernieiderschneite; wenn nun die Frucht groß wird, so kommen die Raupen und Würmer daran, die zernagen dann und zerstechen und verderben die Frucht so sehr, daß kaum der hundertste Teil gut bleibt.
Also gehet es auch zu mit dem Evangelio; wenn es angeht, so will jedermann ein Christ werden, läßt sich fein an und gefällt allen Menschen wohl; so dann ein Wind oder Regen der Anfechtung kommt, so fällt man mit Haufen davon, danach kommen die Sekten und Rotten wie die Würmer und Käfer, zernagen und beschmeißen die Früchte des Evangelii, und kommt soviel falscher Lehre auf, daß ihrer wenige bei dem Evangelio bleiben. Darum sollen wir nicht sicher sein, ob wir gleich im Glauben angefangen haben, sondern allewege in Furcht bleiben.
Gottes Wort nimmt allezeit dann am meisten zu, wenn man's aufs Höchste verfolgen und dämpfen will. (Martin Luther)


„Was wird mir dafür?“ fragte Petrus, wenn andere zu schwach waren, um das zu tun, was er getan hatte, zu schwach, um alles zu verlassen und jedes Band zu zerschneiden, das ihn von Jesus trennen wollte. Die Antwort Jesu war: überreich lohnt Gott dir deinen Dienst. Jesus weiß nichts von einer Entsagung, die uns schädigte, nichts von einem Opfer, das Verlust wäre und uns nicht segnete. Es gibt bei ihm keine umsonst arbeitende Liebe, keinen ohne Lohn getanen Dienst. Nun wird aber unser Spekulieren munter. Unser Verhalten, sagen wir, hat also Einfluss auf Gottes Wirken und seiner Gabe verschaffen wir das Maß durch unser Werk; können wir nun nicht zwischen uns eine Rangordnung feststellen und den Platz bestimmen, der unserer Leistung entspricht? Petrus dachte an den ersten Platz, aber nicht er allein; die anderen Jünger dachten nicht anders. Oder denken etwa wir anders? Darum brauchen wir wieder unseren treuen Arzt, den Herzenskenner, der uns dagegen zu schützen weiß, dass nicht unsere Begehrlichkeit aus der Größe seiner Verheißung für uns ein Unheil bereite. Ob du erster, ob du letzter bist, das sagst nicht du. Das stellt Gottes Urteil fest, das verborgene, das erst dann offenbar wird, wenn alles offenbar geworden ist. Es gibt keinen Ersten, der nicht zu den Letzten herabsinken könnte; ebensowenig gibt es aber einen Letzten, der nicht zu den Ersten hinaufzusteigen vermöchte. Keine Höhe der uns emportragenden Begabung verhindert unser Verschulden und keine Tiefe unserer Verschuldung lähmt Gottes Vergeben. Die Schuld und Ohnmacht der Letzten vergeht am Reichtum der göttlichen Gnade und die Eitelkeit und der Selbstruhm der Ersten verschwindet im Licht der göttlichen Wahrheit. Was soll ich nun tun? Miss dich nicht selbst. Lass deine Linke nicht erfahren, was deine Rechte tut. Behalte ein einfältiges Auge, das auf Gottes Willen sieht, den er dir zeigt, und mache dich nicht zum Herrn über einen anderen, als könntest du ihm sein Schicksal mit einer Waage zuteilen. Vergiss es nie: er gehört nicht dir, sondern hat seinen Herrn.
Im Licht stehen wir, Vater, nicht, weil wir uns selbst oder einander kennen, sondern weil Du uns kennst. Wir dürfen unser Tun richten mit dem Licht, das Du uns schenkst, und Dir unseren Dienst und unsere Opfer bringen, wie Dein Wort es uns zeigt. Aber Du bist allein der, der gerecht richtet und gnädig lohnt. Ich preise Dich mit jubelnder Seele, dass Du uns allein und ganz an Dich gebunden hast. Amen.(Adolf Schlatter)

20:17 Und er zog hinauf gen Jerusalem und nahm zu sich die zwölf Jünger besonders auf dem Wege und sprach zu ihnen:

20:18 Siehe, wir ziehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; sie werden ihn verdammen zum Tode

20:19 und werden ihn überantworten den Heiden, zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.

20:20 Da trat zu ihm die Mutter der Kinder des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm.

20:21 Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Laß diese meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.

20:22 Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Jawohl.

20:23 Und er sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, sollt ihr getauft werden; aber das sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben steht mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.

20:24 Da das die zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.

20:25 Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Obersten haben Gewalt.

20:26 So soll es nicht sein unter euch. Sondern, so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener;

20:27 und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht,

20:28 gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.6)
Gekommen ist die Zeit, wo mein Heiland wandelte nach der heiligen Stadt; bald werden sie Ihn mit Hosianna empfangen, und dann über Ihn rufen: Kreuzige Ihn! O du Fülle des Gehorsams, wer kann es dir gleich thun? O du lauterste Demuth und Ergebung, wer kann sich mit dir messen? Alle Flammen sind kalt gegen die Liebe, welche in diesem göttlichen Herzen schlägt. O daß, wenn ich nun den Tag feiere, an welchem Er einzog, Er auch zu mir einziehen möchte! O daß, wenn Er nun kommt, Er nicht über mich weinen dürfte! Mein König und mein Gott, wie soll ich Dich begrüßen? Werde ich, wenn Du den Tempel meines Herzens reinigen willst, anheben und sagen: Aus was für Macht thust Du das? Oder werde ich lieber ein Unmündiger sein, aus dessen Munde Du Dir Lob zurichtest? Werde ich als ein unnützer Feigenbaum am Wege stehen, der verdorren muß; oder wirst Du Früchte des lebendigen Glaubens an mir finden? Ich habe es gesagt, und sage es noch, und werde es immer sagen: Giebst Du mir nicht, so habe ich nicht; reinigst Du mich, so werde ich rein; machst Du mich reich, so trage ich die Fülle. Darum bitte ich Dich, Du lebendige Liebe, gehe ein in meine Seele, daß sie wahrhaftig lieben könne. Lieben, - ja, Dich, der Du nun zum Oelberge wallst, und für mich, auch für mich betest: „Heilige ihn in Deiner Wahrheit,“ und für mich, auch für mich betest, daß mein Glaube nicht aufhöre, daß ich nicht verloren sei; der Du auch um meinetwillen ringest in Gethsemane, und, Jerusalems hochgekrönter König, mit stummen Lippen fragst, ob sie wissen, was sie an Dir thun? Lieben Dich, der Du die Glieder den Nägeln darreichst, mich vom ewigen Schmerz zu erretten, und Dein heiliges Leben verblutest, auf daß ein Sünder selig werde; ja, lieben, so es möglich wäre, wie Du; dulden, so es möglich wäre, wie Du; wirken endlich, so Du mich würdig hast gemacht, wirken zum großen Gemeinwohl, mit Dir, dem alle Gewalt gegeben ist, nachdem ich auch im Kleinen treu erfunden worden. Eines aber bitte ich besonders von Dir. Gleichwie in Deinem Munde kein Betrug war, und ist keine Lüge über Deine Lippen gegangen: so wollest Du mich bewahren vor aller Heuchelei, auf daß ich nicht etwa Dein Kreuz im Munde führe, und meine meinen Vortheil damit und meine Bequemlichkeit und Sinneslust; oder es mir nur ein Wahnbild sei, als ob das Holz mich könnte selig machen; oder treibe gar der Sünden desto mehr, weil ich fromm scheine und glaube – ach, wie ein Teufel, welcher zittert. Oder daß ich nicht rede von dem Göttlichen, der seine Lehre mit dem Tode besiegelt hat, und verstehe heimtückisch einen kühnen Menschen darunter, der vielleicht besser gethan hätte, den großen Gang zur Stadt seiner Feinde jetzt noch nicht zu wagen, und kenne das Lamm Gottes nicht, welches der Welt Sünde trägt. Vor solchem Allen bewahre uns durch Dein blutiges Verdienst, o Herr und Heiland. So werden wir in der Wahrheit stehen, und die Wahrheit wird uns frei und wird uns weise machen. So werden wir Dir herzlich dankbar sein, und Deine rechten Jünger durch rechte Nächstenliebe, Feindesliebe, Glauben an Gott und Glauben an Dich. So werden wir nicht aus Trägheit oder Zagheit, sondern als Deine Nachfolger, Kreuz tragen und still halten, wenn wir gekreuzigt werden, bis das sündige Herz sich gar ausgeblutet hat, und das Gesetz in den Gliedern verronnen ist, und es vollbracht ist an uns, was vollbracht werden musste; bis die Felsen brechen, und Gott und Mensch uns Zeugniß giebt, und wir eingehen in die Ruhe und in das stille Land, welches aufnimmt Alle, die zu Deiner Rechten gekreuzigt sind, und deren Tage ihrer Wallfahrt unter den Irdischen eitel und böse gewesen; bis die Nacht scheidet, und das Licht anbricht, und der Lenz der höhern Ostern mit unsterblichem Blüthenduft uns anweht, und die Boten aus den heiligen Tausenden im Lichtgewand uns begegnen, und wir Preis geben dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamme, das geopfert ward. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Das war damals so, daß Jesus nicht gekommen war, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe seine Seele zum Lösegeld für viele. Heutzutage sitzt er zur Rechten des Vaters und sieht uns aufmerksam an, ob wir dienen und wie wir dienen. Ist unser ganzes Leben, die äußere irdische Berufsarbeit, wie die freiwilligste Reichsgottesarbeit, ein Dienen? Und wenn ja, zergliedere deine Antriebe und Empfindungen dabei. Ein Teil kommt auf Rechnung einer gewissen Eitelkeit - weg damit! Ein Teil tun wir aus Berechnung, damit andere uns wieder dienen - weg damit! Dort jene Opfer brachten wir ärgerlich und verstimmt, bloß weil es unsere Stellung im Christentum mit sich brachte - weg damit! Was in aller Welt tue ich denn ganz allein aus Liebe zu Jesus? Es ist neben alle meine andern Verpflichtungen und Anstrengungen gehalten, schrecklich wenig. Ganze Tage können angefüllt mit Tätigkeiten sein, und es war kein Hauch der selbstlosen Liebe dabei, die nur Jesus gefallen will und sonst nichts, aber auch gar nichts an Anerkennung oder Lohn auf Erden oder im Himmel haben will.
Herr Jesus, ich schäme mich meiner und müßte verzagen, wenn du nicht so barmherzig wärst. Vergib mir die selbstsüchtige Arbeit und den ehrsüchtigen Eifer und fülle mir die Seele mit klarer Liebe zu dir. Amen. (Samuel Keller)


Jesus bedienen, wie gerne tun wir das? Als Jesus mit seinen Jüngern in Marthas Haus einkehrte, ging diese munter an die Arbeit und tummelte sich eifrig, um ihn durch eine seiner würdige Mahlzeit zu ehren, und sie hat ungezählte Gehilfen und Gehilfinnen gefunden, Bischöfe, die mit einem goldenen Kreuz und herrlichem Gewand die Ehre Jesu verkünden, Städte, die ihm zu Ehren die schönsten Kirchen herstellen und die höchsten Türme erbauen, Theologen, die ihm zum Preis seines Worts und Werks ihre Feder anbieten, und noch viele andere ohne Zahl. Jesus stellt aber unsere Meinung, auch die unserer Liebe, gänzlich um. Ich bedarf, sagt er, nicht eurer Bedienung, sondern ihr bedürft meinen Dienst. Nicht ihr rüstet mir den Tisch, sondern ich rüste ihn euch, weil nicht ihr mich speist, sondern ich euch speise. Nicht ihr beschenkt mich mit Ehre und bereitet mir das Königtum, sondern ich bin vor Gott eure Ehre und mache aus euch das königliche Geschlecht. Warum sind wir seines Dienstes bedürftig? Losgekauft, sagt er uns, müsst ihr werden. Ihr seid gebunden durch Schuld und Tod und bedürft den, der euch aus eurer Knechtschaft in die Freiheit führt. Die Fessel, die ihr tragt, lässt sich nicht durch einen Machtspruch entfernen; denn Gottes Gerechtigkeit hat sie euch angelegt. Ich muss euch loskaufen und der Preis, mit dem ich euch für mich gewinne und euch in die Freiheit führe, kann nichts Geringeres als mein Leben sein. Nun staune, meine Seele, du stehst vor einem herrlichen Wunder. Zu solchem Dienst ist Jesus bereit. Solches kannst du sonst nirgends in der Welt sehen oder hören. Das sagt und tut dir Jesus allein. Warum bewirkt Er unsere Befreiung nicht durch eine kleinere Leistung? Warum verlangt Gott von ihm sein Leben als den Preis, mit dem er uns die Vergebung erwirbt? Was er uns gibt, das soll die ganze Hilfe für uns sein, das Ende jeder Verurteilung, die Befreiung von der ganzen Sündenlast und Sündenmacht, die Einsetzung in Gottes ganze Gnade, die alles zur Vollendung bringt. Darum lautet Gottes Gebot für ihn so: Gib dich ganz; gib alles, was du bist; dann sind sie dein und frei. Soll ich sagen: das sei eine harte Forderung? Jesus hat nicht so gesprochen; er hat gesagt: so wird der Vater verklärt.
Nicht als die Gebenden, sondern als die Empfangenden steht, Herr Jesus, deine Christenheit vor Dir. Alles, was wir haben, verdanken wir Deiner zum Tod bereiten Treue. So lass mich Dir dienen, wie wir dienen können, so, dass ich bewahre, was Du für uns an Deinem Kreuz erworben hast. Amen. (Adolf Schlatter)

20:29 Und da sie von Jericho auszogen, folgte ihm viel Volks nach.

20:30 Und siehe, zwei Blinde saßen am Wege; und da sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrieen sie und sprachen: Ach HERR, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

20:31 Aber das Volk bedrohte sie, daß sie schweigen sollten. Aber sie schrieen viel mehr und sprachen: Ach HERR, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

20:32 Jesus aber stand still und rief sie und sprach: Was wollt ihr, daß ich euch tun soll?

20:33 Sie sprachen zu ihm: HERR, daß unsere Augen aufgetan werden.

20:34 Und es jammerte Jesum, und er rührte ihre Augen an; und alsbald wurden ihre Augen wieder sehend, und sie folgten ihm nach.7)

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