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Matthäus, Kapitel 13

Matthäus, Kapitel 13

13:1 An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer.

13:2 Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also daß er in das Schiff trat und saß, und alles Volk stand am Ufer.

13:3 Und er redete zu ihnen mancherlei durch Gleichnisse und sprach: Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen.

13:4 Und indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf.
Auf den Weg fällt manches Wort. Da bleibt es denn auf der Oberfläche liegen; das Wort wird nicht durch Gebet und Gehorsam vertieft. Andere Dinge sitzen fest in Kopf und Herz, aber Göttliches findet keinen Raum. Schnell schwärt die Zunge wieder allerlei unnötiges Zeug. O, wie hart sind die Wegherzen! Immer wieder die nämliche Wahrnehmung, immer wieder der alte, traurige Kreislauf: Du sitzest da, scheinst zu hören, gehst hinaus, sinnest und redest über ganz andere Dinge. Der Teufel liebt deine Art, deinen Selbstbetrug, er nimmt schnell das Wort hinweg, und es bleibt auch diesmal wieder völlig wirkungslos an deinem Herzen. Wirst du böse, wenn ich dir diese Sünde aufdecke? Ach, bedenke es wohl, tue ernstlich Buße, widerstehe dem Teufel, so wird er von dir fliehen. Verzweifle nicht an dir selber, siehe nur zu, wie du zuhörest. Höre recht, höre mit dem Herzen, höre so, dass das Wort in dir bleiben kann. Vertiefe durch stilles, betendes Nachsinnen das gehörte Wort, so kann es der Teufel nicht hinwegnehmen; er möchte es stehlen. Welch einen hohen Wert setzt der Herr auf das Bleiben Seines Wortes in uns! Wenn Sein Wort nicht in uns bleibt, so kann Er auch nicht in uns sein, so haben wir kein Leben in uns. Jeder Fortschritt zu Gott hin, jeder Fortschritt im Heilsleben hängt von unserer Stellung zum Worte Gottes ab. Gott will, dass du selig werdest. Du sollst es zu Herzen fassen und immer festhalten: Jesus Christus, mein Gott und Heiland, will, dass ich gerettet werde. Fällt diese Botschaft bei dir auf einen hartgetretenen Weg? (Markus Hauser)

13:5 Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.

13:6 Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre.

13:7 Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten's.

13:8 Etliches fiel auf gutes Land und trug Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.

13:9 Wer Ohren hat zu hören, der höre!

13:10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse?

13:11 Er antwortete und sprach: Euch ist es gegeben, daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs verstehet; diesen aber ist es nicht gegeben.

13:12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat.
Dieses ist die Regel, nach welcher der große Gott mit den Menschen handelt, die selig werden sollen. Er gibt ihnen etwas, aber nicht Alles auf einmal. Den Christenkindern gibt Er die Taufgnade: den Erwachsenen etwas von einer kräftigen Erkenntniß. Wenn sie nun nach einiger Zeit noch haben, was Er ihnen gegeben hat, so gibt Er ihnen noch mehr: und in dieser Ordnung geht es fort, daß die Menschen endlich die Fülle, oder einen geistlichen Reichthum bekommen. Wenn aber ein Mensch nicht hat, was er haben könnte und sollte, so wird auch von ihm genommen, was er hat, und als ein beständiges Eigenthum zu haben vermeint hat, Luk. 8,18. Nach dieser Regel wird Christus sogar am jüngsten Tage handeln, s. Matth. 25,28.29. Es erhellt aus dieser Regel, welche auch Mark. 4,25., folglich viermal in den Evangelisten vorkommt, daß ein untreuer Mensch, welcher endlich dem schweren Gericht Gottes heimfällt, etwas habe, und etwas nicht habe. Er hat etwas, weil ihm etwas durch das göttliche Gericht wider seinen Willen genommen werden kann: er hat aber auch etwas nicht, und weil er dieses nicht hat, so wird ihm jenes genommen. Was hat er denn? Einen Centner (Talent), oder eine Gabe und Fähigkeit, etwas zu fassen und auszurichten, und etwa auch ein gewisses Maß der Erkenntniß des göttlichen Willens nach dem Gesetz. Was hat er aber nicht? Die Taufgnade, die Bekehrungsgnade, den Glauben an Christum, die Gabe des Heiligen Geistes, ob ihm schon die Taufgnade ehemals ohne sein Willen geschenkt, und das Uebrige hernach zu gewissen Zeiten kräftig angetragen worden ist. Er hat auch die Rührungen nicht mehr, die er gehabt hat, sondern ist hart und unempfindlich worden. Wen nun ein Mensch seinen Verlust und Mangel mit Scham und Wehmuth fühlt, und sich mit vielem Seufzen und Flehen zu Jesu Christo wendet, in dem alle Fülle wohnet, so kann er noch umsonst und ohne Geld von Ihm kaufen, was er nöthig hat, und so reich werden, wie Er selbst dem Engel der Gemeinde zu Laodicäa gerathen hat, Offenb. Joh. 3. Wenn aber ein Mensch bis an sein Ende unbekehrt bleiben, und gern der Gnade Jesu Christi und der Gabe des Heiligen Geistes entbehren will, weil er alsdann nach seinen Lüsten sündigen kann, so wird endlich von ihm genommen werden, was er noch hatte. Durch das ewige Gericht Gottes wird er alles Licht und alle Kraft, alle Fähigkeit und Heiterkeit verlieren. Sein Centner wird von ihm genommen werden. Wenn in der Geisterhölle (Scheol) weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit ist, Pred. Sal. 9,10.: wie viel weniger wird dergleichen etwas bei denen sein, die den andern Tod leiden, und in den höllischen Feuersee kommen? Hingegen ist der einige sichere Weg, auf dem man ein geistliches Wachsthum erreichen kann, dieser, daß man habe, was Gott schon gegeben hat, und alsdann noch mehr empfange. Wir haben nichts, als was uns Gott gibt. Es gibt Zeiten, wo man nur das Gegebene treulich bewahren und anwenden muß: es kommen aber auch Stunden (sonderlich in und nach einem Leiden), worin man etwas Neues empfangen darf. So wächst man in der Gnade und Erkenntniß Jesu Christi.(Magnus Friedrich Roos)


Wenn der Herr einem Menschen viel Gnade gegeben hat, will Er ihm mehr geben. Ein wenig Glaube ist ein Nestei: mehr Glaube wird hinzu kommen. Aber dann muß es nicht scheinbarer Glaube, sondern wirklicher und wahrer sein. Was für eine Notwendigkeit ist uns auferlegt, es mit der Religion ernst zu nehmen, und nicht vieles zu bekennen und nichts zu besitzen! Denn eines Tages wird auch das Bekenntnis uns genommen werden, wenn das alles ist, was wir haben. Die Drohung ist ebenso wahr, wie die Verheißung.
Gelobt sei der Herr, es ist seine Weise, wenn Er einmal den Anfang gemacht hat, fortzufahren die Gnaden seines Geistes zu verleihen, bis der, der nur wenig hatte und doch dies wenige wirklich hatte, die Fülle hat. O, daß wir diese Fülle hätten! Fülle der Gnade ist etwas, das wir begehren müssen. Es würde gut sein, viel zu wissen, aber besser, viel zu lieben. Es wäre schön, eine Fülle von Geschicklichkeit im Dienste Gottes zu haben, aber besser noch eine Fülle von Glauben, so daß wir Geschicklichkeit und alles andre vom Herrn vertrauensvoll erwarten.
Herr, da Du mir ein Gefühl der Sünde gegeben hast, so vertiefe meinen Haß des Bösen. Da Du mich auf Jesum hast vertrauen lassen, so erhebe meinen Glauben zur vollen Zuversicht. Da Du mir Liebe zu Dir gegeben, so laß mich von dieser Liebe entflammt und fortgerissen werden! (Charles Haddon Spurgeon)

13:13 Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht.

13:14 Und über ihnen wird die Weissagung Jesaja's erfüllt, die da sagt: „Mit den Ohren werdet ihr hören, und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht verstehen.

13:15 Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht dermaleinst mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, daß ich ihnen hülfe.“

13:16 Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören.
Des Gläubigen Augen sehen den Erlöser, den Heilbringer. Jesus übt eine Anziehungskraft auf ihn aus, er lässt sich ziehen, kommt Ihm näher und wie ein Schüler sitzt er zu Seinen Füßen. Er hört Seine Stimme, ewiggültige Worte des Lebens, und sie werden Geist und Leben in ihm. Einst sammelten sich Tausende um unseren Herrn, alle schienen zu hören; aber nur wenige hörten recht. Matthäus 13, 13 und 16 sagt Jesus: Ihre Augen sind geschlossen, sie können das Heil nicht sehen, ihre Ohren sind verstopft, hörend hören sie nicht. Und selbst im engeren Jüngerkreise war es so. Judas sah und hörte jahrelang; aber er ging dennoch hin ins Verderben. Die anderen hörten dasselbe, und sie gelangten zur Seligkeit und Herrlichkeit. Unter denselben Verhältnissen, unter demselben Schalle des Evangeliums, bei demselben reichgedeckten Gnadentische werden die einen Feinde und die anderen Freunde Jesu. Weil denn unter den Sehenden und Hörenden ein großer Unterschied ist, weil unter derselben Lebenssonne Judas ein Teufel, die anderen Jünger aber Söhne Gottes werden, darum bezeichnet Jesus das rechte Sehen als ein seliges Sehen und das rechte Hören als ein seliges Hören. Solches Sehen und Hören bringt göttliches Leben, und dieses Leben nährt sich fort und fort in seligem Sehen und in seligem Hören. Sei glücklich und guten Mutes, deine Augen und deine Ohren wurden durch Gottes Gnade für Ihn geöffnet. Bald naht für dich der selige Augenblick, da du den König der Könige wirst ewig schauen dürfen in Seiner Schöne und Herrlichkeit. (Markus Hauser)


Nicht das sagt mir Jesus. Selig ist dein Verstand, weil er begreift, und selig ist deine Phantasie, weil sie dichtet, und selig ist deine Tatkraft, weil sie Erfolge schafft, sondern mein Auge meint er selig, weil es sieht, und mein Ohr, weil es hört. Wenn durch mein Sehen und mein Hören komme ich mit dem in Verkehr, was Gott vollbringt, und werde vor sein Werk gestellt. Es gäbe keine seligen Augen, wenn es nicht etwas wunderbar Großes zu sehen gäbe, und keine seligen Ohren, wenn nicht etwas Herrliches und ewig Wahres zu hören wäre. Ihr, sagte Jesus seinen Jüngern, seht und hört solches, und ich sehe und höre solches jedes Mal, wenn ich mit dem, was von Jesus kommt, in Berührung bin. Gibt es selige Augen, so gibt es auch unselige und neben den seligen Ohren stehen die unseligen, und es ist in der Tat ein unseliger Zustand, wenn sich uns das Wirkliche enthüllt; aber vergeblich, weil wir es nicht sehen. Es ist schon ein Jammer, wenn sich die Natur uns umsonst zeigt, weil wir sie nicht sehen mögen, und die Menschen für uns nicht vorhanden sind, weil wir uns nicht deutlich machen, was mit ihnen geschieht. Aber es ist vollends ein Jammer, wenn uns Gott zu seinen Kindern bringt und zu dem, der uns das Recht zur Kindschaft Gottes gegeben hat, zu seinem einigen Sohn, und uns die Augen fehlen, und wenn das Wort, das aus Gottes Geist geboren ist, uns erreicht und wir kein hörendes Ohr haben. Wenn ich in mir selbst versinke, dann sterben mein Auge und mein Ohr ab, und wie vieles zieht mich in mich selbst hinein, so dass nichts mehr für mich Bedeutung behält als meine eigenen Zustände. Ich soll freilich auch mich selber kennen und das, was in mir hörbar wird, vernehmen. Gott hat aber sein Werk in die Welt hineingestellt und von oben her tritt unser Herr zu uns heran und von außen kommt das Wort zu mir, das mir seinen Willen sagt. Dazu sind mir das Auge und das Ohr gegeben als die offenen Pforten nicht nur für das, was von unten, sondern auch für das, was von oben kommt, und wenn ich sie so habe, dass sie ihr Geschäft besorgen und das zu mir leiten, was Gott uns gab, dann bringen sie mir die Seligkeit.
Es ist Dein Gericht, heiliger Gott, wenn unser Auge stirbt, und deine strafende Hand macht, dass unsere Ohren verriegelt werden. Deine Gnade aber macht das Auge offen und das Ohr wach. Wecke mir das Ohr, dass ich Deinen Ruf höre, und gib mir die erleuchteten Augen, dass ich Dein Heil schaue. Amen.(Adolf Schlatter)Nicht das sagt mir Jesus. Selig ist dein Verstand, weil er begreift, und selig ist deine Phantasie, weil sie dichtet, und selig ist deine Tatkraft, weil sie Erfolge schafft, sondern mein Auge meint er selig, weil es sieht, und mein Ohr, weil es hört. Wenn durch mein Sehen und mein Hören komme ich mit dem in Verkehr, was Gott vollbringt, und werde vor sein Werk gestellt. Es gäbe keine seligen Augen, wenn es nicht etwas wunderbar Großes zu sehen gäbe, und keine seligen Ohren, wenn nicht etwas Herrliches und ewig Wahres zu hören wäre. Ihr, sagte Jesus seinen Jüngern, seht und hört solches, und ich sehe und höre solches jedes Mal, wenn ich mit dem, was von Jesus kommt, in Berührung bin. Gibt es selige Augen, so gibt es auch unselige und neben den seligen Ohren stehen die unseligen, und es ist in der Tat ein unseliger Zustand, wenn sich uns das Wirkliche enthüllt; aber vergeblich, weil wir es nicht sehen. Es ist schon ein Jammer, wenn sich die Natur uns umsonst zeigt, weil wir sie nicht sehen mögen, und die Menschen für uns nicht vorhanden sind, weil wir uns nicht deutlich machen, was mit ihnen geschieht. Aber es ist vollends ein Jammer, wenn uns Gott zu seinen Kindern bringt und zu dem, der uns das Recht zur Kindschaft Gottes gegeben hat, zu seinem einigen Sohn, und uns die Augen fehlen, und wenn das Wort, das aus Gottes Geist geboren ist, uns erreicht und wir kein hörendes Ohr haben. Wenn ich in mir selbst versinke, dann sterben mein Auge und mein Ohr ab, und wie vieles zieht mich in mich selbst hinein, so dass nichts mehr für mich Bedeutung behält als meine eigenen Zustände. Ich soll freilich auch mich selber kennen und das, was in mir hörbar wird, vernehmen. Gott hat aber sein Werk in die Welt hineingestellt und von oben her tritt unser Herr zu uns heran und von außen kommt das Wort zu mir, das mir seinen Willen sagt. Dazu sind mir das Auge und das Ohr gegeben als die offenen Pforten nicht nur für das, was von unten, sondern auch für das, was von oben kommt, und wenn ich sie so habe, dass sie ihr Geschäft besorgen und das zu mir leiten, was Gott uns gab, dann bringen sie mir die Seligkeit.
Es ist Dein Gericht, heiliger Gott, wenn unser Auge stirbt, und deine strafende Hand macht, dass unsere Ohren verriegelt werden. Deine Gnade aber macht das Auge offen und das Ohr wach. Wecke mir das Ohr, dass ich Deinen Ruf höre, und gib mir die erleuchteten Augen, dass ich Dein Heil schaue. Amen.(Adolf Schlatter)

13:17 Wahrlich ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben's nicht gehört.
Der Herr Jesus sprach einst von den Juden (Matth. 13, 13.): „Mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht, denn sie verstehen es nicht.“ Aber zu seinen Jüngern sprach er (Matth. 13,16.17.): „Selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehret zu sehen, das ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und zu hören, das ihr höret, und haben's nicht gehöret.“ - Was die Blätter des alten Testaments zu sehen und zu hören begehrten, nämlich Christum und sein Evangelium, das war zu sehen und zu hören, als der Herr Jesus diese Worte sprach. Denn er ist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Aber wiewohl der große Haufe der Juden ihn mit leiblichen Augen sah und hörte, so erkannten und benutzten sie doch nicht, was ihnen von Gott in dem Herrn Jesu gegeben war. Der Väter Heilsbegierde fehlte den Kindern; darum sahen sie nicht mit sehenden Augen, und hörten nicht mit hörenden Ohren. So viele dagegen der Väter Heilsbegierde im Herzen hatten, die sahen und hörten das Heil in und von Christo. Die waren selig zu preisen, sowohl vor jenen Propheten und Gerechten, die nicht sahen und hörten, was sie zu sehen und zu hören begehrten; als auch vor jenen Gleichgültigen, die nicht sahen und hörten, weil sie nicht begehrten, was zu sehen und zu hören war. - Was haben wir für Augen und Ohren? Sehen und hören wir, oder sehen und hören wir nicht? Der Herr Jesus wird uns durch's Wort und die heiligen Sakramente vorgestellt. Aber wie viele unter uns sehen und hören nicht zu ihrer Seligkeit, sind geistig blind und taub, ohne Erkenntniß und Glauben, ohne Empfindung und Erfahrung, ohne Frieden und Freude, ohne Leben und Seligkeit. Ach, lasset uns den Herrn für uns selbst und für andere bitten um Augen, die da sehen und um Ohren, die da hören. Es wäre ein Jammer und Schade, wenn wir in dieser Gnadenzeit leer ausgingen, wenn unsere Augen im Tode entschliefen, ehe wir den Heiland gesehen, und unsere Ohren erst der Stimme des Richters sich öffneten. Er helfe uns, wie er allein uns helfen kann. Denn ein hörendes Ohr, und sehendes Auge, die macht beide der Herr (Spr. Sal. 20, 12.). (Carl Johann Philipp Spitta)

13:18 So hört nun ihr dieses Gleichnis von dem Säemann:

13:19 Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Arge und reißt hinweg, was da gesät ist in sein Herz; und das ist der, bei welchem an dem Wege gesät ist.
Das Wort wegzunehmen, ist der Arge bemüht. Wir müssen das neutestamentlich nehmen. Es ist das Wort von der Versöhnung, das Wort vom Kreuz, von Christo dem Gekreuzigten, das Wort von der großen Gottesgnade, die Er mitzuteilen bereit ist, das Wort von Seiner großen Sorgsamkeit, mit der Er uns in Seine Hände gezeichnet hat, - das alles ist das Wort vom Reiche, das wir hören und beherzigen sollten. Manche hören's nun wohl, aber verstehen's nicht, oder wollen's nicht verstehen. Weil's denn da so locker oben auf liegt, kommt der Arge und reißt es weg, daß es ihnen auch aus dem Gedächtnis verschwindet, oder von ihnen als bedeutungslos in den Winkel geworfen wird. Daher giebt es immer so viele Leute, die das Wort von der Versöhnung, obwohl sie's hören, nicht glauben können, der Teufel hat's ihnen weggenommen. Sie sagen, wenn vernünftelnd und grübelnd: „In diese Lehre kann ich mich nicht finden,“ - oder wenn besser, aber vom Gewissen beunruhigt: „Jedermann gilt's, nur mir nicht,“ - oder, wenn in noch größerer Anfechtung: „Ich habe die Sünde wider den heiligen Geist begangen, kann also keine Vergebung mehr finden.“ Diesen allen hats der Feind genommen, weil sie sich das Verständnis nicht angelegen sein lassen.
Weil das Verständnis fehlt, kann der Feind hin, und auch den Glauben nehmen, durch welchen ja allein dem Menschen geholfen wird. Der Arge will nicht, daß der Mensch es glaube, daß Gott ihm gnädig sei. Darum, wer du auch seiest, der mit solchen Gedanken des Mißtrauens gegen Gott und den Heiland geplagt ist, denke nur gleich, der Arge habe dir das Beste weggenommen, weil du's nicht wert genug gehalten hast, - denke aber dazu, daß dir's wieder zurückgegeben werden kann, wenn du's verlangst. Laß dir's sagen, es festzuhalten und zu denken: „Ich bin doch in Seine Hände gezeichnet; wenn ich auch jetzt bin wie eine verstörte Stadt, so sind auch diese Mauern immerdar vor Ihm, daß Er sie wieder aufrichte, daß Er mein Herz wieder tröste, und mir's gebe, mich ganz unter Seiner Gnade stehend zu denken.“ Wenn's der Teufel auch fort hat, so wird dir's ja wieder gepredigt; und hörst du's wieder und vielleicht mit besonderen Eindrücken. So hebe es mit Nachdenken darüber fest, bis du einiges Verständnis bekommst; dann kann dir's der Teufel nicht mehr nehmen.
Ach, daß der HErr uns so stellete, daß uns der Arge nichts mehr wegnehmen kann! Wenn wir's freilich nur so obenhin hören, und des Nachdenkens nicht wert achten, dann kanns der nächste Windhauch stets wieder fortnehmen. Lernen wir daher mit ganzem Gemüt hören, daß es eindringt und der Gier des Bösewichts nicht mehr blos liegt. Wir harren einer neuen Gnade des heiligen Geistes, durch welche die einfältigen Menschen dazu kommen mögen, es besser zu machen. (Christoph Blumhardt)


Flüchtiges Wesen, zerstreuter Sinn machen selbst bei vielem Hören und Lesen das Herz leer. Wir können die heiligen Engel Gottes anziehen und auch von uns treiben. Und wir können dem Teufel das Herz verschließen, oder ihm mutwillig und leichtsinnig Raum machen. Durch Scherze, die sich nicht ziemen und unnützes Reden, durch den Schwatzgeist, durch eitle Gespräche, sündliche Gedanken und unheilige Gefühle und noch durch manches andere vertreiben wir den Heiligen Geist. Zugleich aber wird dadurch der Feind ermutigt, Seele und Leib zu umgarnen und zu vergiften. Ein leeres Herz ist eine große Gefahr. Der Fürst der Finsternis wird angezogen, die Eingangstore stehen ihm offen. - Du verdrängst Gott, wenn du selbstsüchtig, fleischlich, hochmütig, zornmütig bist. öffne dich dem Herrn und Seinem Geist, indem du alles tust im Namen Jesu, deine Gedanken auf Ihn gerichtet hältst, vor Ihm wandelst, in Ehrfurcht von Ihm sprichst und Sein Wort im Herzen bewegst. Wenn Jünger nicht mit sanftem und stillem Geiste vor Gott wandeln, wenn sie ihre Arbeit nicht dem Herrn tun und sich den Flattergeistern öffnen, betrügen sie sich selbst, ihr Herz wird zur offenen Landstraße für Gedanken, Gefühle und Empfindungen, die von Gott und Seiner Liebe scheiden. Darum wird die Seele zu einer dürren und versengten Aue. Darum lass deinen Herrn um dich und in dir sein. Er will ja in Seinen Jüngern wohnen. Möge Er dein ganzes Wesen in Besitz nehmen dürfen! (Markus Hauser)


Wie verhält sich der, der „nicht versteht“? Meint Jesus, es fehle ihm das Denkvermögen, so dass er das Wort nicht zu begreifen und zu beweisen imstande ist? Sicherlich nicht. Er freute sich am Willen seines Vaters, der die Armen im Geist durch sein Reich reich macht und die Unmündigen erleuchtet. Nicht Fleisch und Blut hat es dir geoffenbart, hat er zu Petrus gesagt, als dieser wagte, Jesus den zu nennen, der uns zum Herrn gegeben ist. Denn dieser Gedanke übersteigt alles, was die Natur uns zeigt. Er hört zwar, sagt Jesus, aber er merkt nicht auf; er vernimmt die Botschaft, nimmt aber nichts wahr. Der Verständige ist der, der seine Lage mit klarem Blick erfasst und Menschen und Dinge richtig beurteilt. Das Wort spricht ja von den großen Wirklichkeiten, vor die wir gestellt sind, von dem, was geschieht, was Gott tut, von Gottes Reich, von den Ereignissen, durch die Gottes Gnade zu uns kommt, vom Sämann, der den Acker mit Gottes Saat versieht, vom Senfkorn in seiner Kleinheit und von dem daraus entstehenden großen Gewächs, und vom Schatz, der reicher macht als jede andere Habe. Das sind Tatbestände, Wirklichkeiten, das, was geschehen ist und geschieht. Darum verlangt das Wort von dem, der es hört, die Fähigkeit, wahrzunehmen, das sehende Auge, das denkende Herz, den urteilenden Verstand. Das fehlt bei denen, die Jesus mit der Saat vergleicht, die auf den Weg gefallen ist. Sie hören nichts als ein Wort, eine Lehre, eine Theorie. Darum geben sie auch das Wort gern her. Warum sollten sie es auch dann festhalten, wenn eine andere Stimme zu ihnen spricht, die sich mit Ernst und Macht darum bemüht, Gottes Werk zu hindern? Ein Wort ohne Inhalt, eine Meinung ohne Grund, eine Lehre ohne Gegenstand wird mit leichtem herzen preisgegeben. Was uns der Satan zeigt, ist nicht nur Rauch und Schaum. Die Lust der Sinne ist glühende Lust und die Jagd nach dem Geld ringt nach einem greifbaren Besitz und die Macht ist nicht nur ein scheinbarer Gewinn. Wird die begehrliche Eigensucht in uns wach, so streckt sie sich nach Dingen, die ernsthafte Wirklichkeit haben. Der, der nicht versteht, hält sie für die einzige und für die heilsame Wirklichkeit und deshalb sagt ihm Jesus sein Wort umsonst.
Wenn ich auf Dein Wort nicht aufmerke, heiliger Gott, so muss ich mich anklagen. Du hast mir das Vermögen gegeben, aufzumerken und wahrzunehmen, was von Dir kommt und was von unten kommt, was gerecht und was verwerflich ist, was mir Leben bringt und was Unheil wirkt. Vergib mir und Deiner Christenheit die Sünden, die wir an Deinem Wort begehen. Amen. (Adolf Schlatter)

13:20 Das aber auf das Steinige gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und es alsbald aufnimmt mit Freuden;

13:21 aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern ist wetterwendisch; wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so ärgert er sich alsbald.

13:22 Das aber unter die Dornen gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört, und die Sorge dieser Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht.

13:23 Das aber in das gute Land gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort hört und versteht es und dann auch Frucht bringt; und etlicher trägt hundertfältig, etlicher aber sechzigfältig, etlicher dreißigfältig.
Du liesest und hörest Worte des Lebens, ein zündender Funke teilt sich deiner Seele mit, tiefe Eindrücke hat Gottes Wort in dir hinterlassen. Jetzt ist eine Verbindung mit dem Herrn möglich; der Augenblick ist sehr wichtig Gehst du dann wieder auf etwas ganz anderes über, auf gleichgültige und fleischliche Dinge, so erlischt das Gnadenlicht. Es wird auf diesem Gebiete viel gesündigt. Während du stundenlang verweilen kannst bei äußeren, sinnlichen Sachen und dadurch den Geist dieser Welt in dir festhältst, vermagst du es nicht, nur auch eine Viertelstunde nachzudenken über das, was dir Gott soeben gesagt hat. Darum dämpfest du den Geist und Sein Wirken an dir. Gib deine Oberflächlichkeit auf! Die Eindrücke des Heiligen Geistes wollen vertieft, nicht ausgelöscht sein. Der Herr kann dich ja nicht zu einem geistesstarken Jünger machen, wenn du nicht bleibst an Seiner Rede. Maria bewegte die gehörten Worte in ihrem Herzen. Tue desgleichen. Gehe auf die Knie mit dem, was dich erfasst und bewegt hat. Bleibe im Worte, vertiefe es ernstlich, dann wird der Heilige Geist über dich kommen. Er wird dich erfüllen und in dir bleiben. Wie der Weltgeist in dir bleibt dadurch, dass du in den irdischen, sinnlichen, fleischlichen Dingen beharrest, also wird auch Gottes Geist in dir bleiben, wenn du Gottes Worte in dir bewahrst und mit Ernst und Beharrlichkeit den Herrn allein begehrest und suchest. Leuchtet dir das ein? Kannst du es verstehen? Willst du diesen einfachen Weg sofort betreten? Willst du ein geistgesalbter Christ werden? (Markus Hauser) —-
Diese alle hörten das Wort, verstanden es und brachten Frucht. Sie sperrten das Wort nicht in ihren eigenen Herzen ein; es drang aus ihnen hervor und kam auch zu den anderen. Das Wort machte aus ihnen Salz und dieses salzte und entzündete in ihnen ein Licht und dieses leuchtete. Aber der Umkreis, den das Licht hell machte, war verschieden, hier groß, dort klein. Darum sagte Jesus, dass die aus dem ausgestreuten Korn entstandenen Ähren verschiedene Größe haben und die Zahl der neuen Körner, die sie tragen, ungleich sei. Aber alle Ähren, die großen mit den hundert Körnern und die kleinen mit den dreißig Körnern, sind unentbehrlich, damit aus der Saat die Ernte werde und der Sämann seine Scheune fülle. Jesu große Gnade spricht in diesem Wort, und ich stelle, was ich bin und tue, in ihren Glanz. Zu denen, die hundertfältige Frucht bringen, gehöre ich nicht; der Umkreis meines Lebens ist eng begrenzt und es sind nur wenige, mit denen ich in eine fruchtbare Gemeinschaft treten kann. Allein jede Ähre trägt zur Ernte bei und ist unentbehrlich, damit sie ihr volles Maß enthalte. Der Herr schilt die nicht, die nicht hundertfältig tragen. Denn sein Reich hat nicht nur für die Großen Raum, sondern auch für die Kleinen, und das Bürgerrecht der Kleinen in seinem Reich ist ein Reichsgesetz, das immer in Kraft und Wirkung steht. Sonst hörte sein Reich auf, Gottes Reich zu sein, und würde zum Machtbereich des großen Menschen, der sich in seiner Größe geltend macht. Indem er die Großen und die Kleinen in seinem Reich vereint, schützt er die Großen vor ihrer Hoffart und die Kleinen vor ihrer Verzagtheit. Sie alle brauchen Schutz, die hundertfach Tragenden und die dreißigfach Tragenden, jene, dass sie nicht ihrer Stärke wegen an sich Wohlgefallen haben, diese, dass ihre Schwäche sie nicht träge macht. Ob wir uns gefallen oder uns missfallen, jubelnd oder seufzend unsere Arbeit tun, daran liegt nichts. Einzig das ist das richtige Ziel unseres Verlangens, dass die vom Herrn in uns gestreute Saat reife und zur Ernte werde, die Ihn preist.
Dein Wort, Herr, schafft die Ähren, die für Dich reifen. Denn durch Dein Wort machst Du uns zu Deinen Kindern und zu Deiner Gemeinde, die das Werk Deiner Hände ist. Dein Wort nehme ich in mich hinein als mein Licht auf meinem Weg. Amen. (Adolf Schlatter)

13:24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

13:25 Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.
Warum gibt es keinen Acker, auf dem nur von Jesus gesäte Saat steht? Warum wächst auf dem Feld, das Jesus gehört, zwischen dem Weizen auch Unkraut? Warum gibt es keine christliche Gemeinschaft, in der alle einzig Jesus gehorchen und keine anderen Meister Einfluss haben? Warum gibt es kein Christenleben, in dem nur Christliches geschieht und daneben nicht auch Verwerfliches? Warum habe ich in mir selbst nicht nur das, was mir Jesus gab, sondern trage daneben auch vieles in mir, was eine andere Hand in mich säte? Das Gleichnis Jesu erinnert uns an die Macht des Feindes. An dieser Erfahrung soll ich erkennen, wie stark der satanische Druck ist, der uns alle hemmt, wie gewaltig sich die Macht der Finsternis dem Reich Gottes widersetzt. Aber diese Antwort ruft nach einer neuen Frage: weicht denn Jesus vor dem Feind zurück? Kann er seinen Acker nicht behüten? Wir haben, was an uns geschieht, erst dann begriffen, wenn uns Gottes Gnade darin sichtbar ward. Es gibt, sagt uns Jesus, keine Kirche, in der man nicht fallen kann, keine christliche Gemeinschaft, die mir schon dadurch, dass ich zu ihr gehöre, mein Heil verbürgte. Dass es so ist, das ist offenkundig die Ordnung der Gnade. Dadurch ist es mir unmöglich gemacht, an die Kirche zu glauben. Wie wäre es doch, wenn ich in mir nur fände, was heilig und göttlich ist? Dann würde ich an mich selber glauben und brauchte keinen anderen Halt als den, den mir mein eigener Besitz gewährt. Das ist mir aber dadurch verwehrt, dass ich beides in mir trage, das, was von oben kommt, und das, was von unten her gekommen ist. Indem Jesus seinen Acker nicht vor dem Eingriff des Satans behütet, zeigt er uns in immer neuem Erlebnis: mit deiner Macht ist nichts getan, auch nicht mit der Macht deiner Kirche, sei sie, wie sie sei. Ich bin dein Schild und deine Burg, spricht der Herr; glaube mir.
Trauen kann ich nicht mir, sondern nur Dir, Herr, heiliger Gott. Ich schwanke und strauchle, Du richtest mich auf. Meine Gedanken verwickeln sich, die Deinen sind Licht. Was Du uns gegeben hast, das ist fruchtbarer Same und reifende Ernte, und das, was sie in Deine Scheune bringt, ist Deine Gnade allein. Amen. (Adolf Schlatter)

13:26 Da nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut.

13:27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?

13:28 Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan. Da sagten die Knechte: Willst du das wir hingehen und es ausjäten?

13:29 Er sprach: Nein! auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet.

13:30 Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuer.1)
Das sind zwei sehr wichtige Gleichnisse aus dem Munde des Herrn. Beide fordern mich zur Selbstprüfung auf. Das erste fragt mich: welche ein Acker bist du? Feldweg? Felsboden? Dornensaat? gutes Land? Das Letzte gewiß am wenigsten, sondern aller Wahrscheinlichkeit und Wahrheit nach ein Boden, wo alle vier Ackertheile sich finden, bald eins mehr, bald ein anderes weniger, heute dieses vorherrschend, morgen jenes. Bald hindern die Zerstreuungen der Welt, bald das Strohfeuer des Herzens, bald das schlimme Gemisch Christi mit der beibehaltenen Lieblingssünde das Aufgehen des guten Samens, und es steckt auch in der sogenannten Bekehrung noch der Hochmuth, der Geiz, die Wollust und die Trägheit. Herr, Herr, soll’s denn immer so bleiben? werde ich es denn nie zu einem ganzen, Dir wohlgefälligen Christenthum bringen? Mache mich immer munterer im Wachen und Beten, und immer treuer im Kleinen, immer beharrlicher im eignen Generalbankerott und in der Aneignung Deiner Gnade: dann ist mir nicht bange, es geht vorwärts zum ewigen Leben. – Dann bin ich auch davor bewahrt, jemals ein Unkraut, ein Kind der Bosheit, ein Teufelssame, in Deinem Reich zu werden, im Leben unnütz und schädlich, im Tode mir selbst unerträglich und marternd: ach, die Schnitter schärfen schon ihre Sicheln und mähen jene Mißgeburten im Reiche Gottes bald ab. Rotte denn, o Herr, jedes Unkraut, jede Sünde, in meinem Herzen je länger je gründlicher aus und säe an dessen Stelle Gutes, und laß das Unkraut um mich her, die bösen Thaten und die bösen Menschen, und den Umgang mit ihnen mir immer mehr zum Segen gereichen, damit desto herrlicher die Wirksamkeit Deiner Gnade, dem Teufel und der Welt zum Trotz, sich an mir verherrlichen und offenbaren möge. Andrerseits aber steure auch des Satans Bosheit und laß nicht zu, daß sein Unkraut der Aergernisse vollends Deinen Acker einnehme und den Weizen gar unterdrücke. Amen, um Deiner Verheißung willen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

13:31 Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säte es auf seinen Acker;

13:32 welches ist das kleinste unter allem Samen; wenn er erwächst, so ist es das größte unter dem Kohl und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen.
Kleine Vorgänge, lauter kleine, füllen meine Jahre. Der größte Teil meiner Zeit gehört der natürlichen Arbeit und dazu kommen die Begegnungen mit den Menschen, die mit mir leben. Das sind lauter kleine Dinge. Will ich aber in der Wahrheit bleiben, muß ich zu diesem Satz den anderen fügen: Großes füllt meine Jahre, nichts als Großes. Jesus zeigt mir, wie das Große klein wird und das Kleine groß. Da, wo Gott seine Gnade hinlegt, geht es zu, wie wenn ein Mann ein Senfkörnchen in seinen Garten legt. Wie klein sah Jesus aus! Du bist viel zu klein, sagten sie, als daß du die Welt neu machen könntest. Und was er erreichte, wie klein sah das aus! Sein Erfolg bestand in inem Häuflein unmündiger Jünger, „dieser Kleinen“, wie er sagte. Sie hatten nichts, was in die Augen fiel. Sein Wort hatten sie im Herzen und sie hatten das Unser Vater beten gelernt. War das etwas Großes? Ja. Denn das Senfkorn ist ein lebendiger Same und bringt aus sich das große Gewächs hervor. Denn hier handelt Gott königlich und schüttet den Reichtum seiner Gnade aus und baut sein Reich. Ich erwerbe mir die Lebensmittel. Soll ich sagen: bloß das, das ist wenig? Leben wir, so leben wir dem Herrn. Darum ist mein irdisches Leben ein Senfkörnlein, freilich ein kleines, dem man nicht ansieht, was es werden wird. Weil ich aber in Gottes Reich lebe, so wird daraus das unbeschreiblich Große, das ewige Leben. Jeder Tag gibt mir Anteil am göttlichen Wort. Das ist nichts Großartiges; man kann es leicht verachten. Allein daß ich ihn hören darf, meinen Herrn und Gott, weil er zu uns gesprochen hat, das ist ein unermeßlich reicher Segen. Zwischen die ARbeitszeit treten die Sonntage und geben mir Anteil an der Gemeinschaft, die in Jesus ihren Grund hat. Als lebendiger Stein in Gottes Haus zu stehen ist aber ein wunderbar großes Geschenk. Um mich her kommen und gehen die Menschen, und was ich ihnen gebe, läßt sich nicht messen. Eins aber ist gewiß: Wirkung, unbeschreiblich große, liegt in allem, was nach Gottes Willen geschieht.
Herr, ewiger Gott! In unser kleines Leben legst du deine großen Gaben. Sie sind klein, wie es für uns Kleine paßt, damit unsere kleine Hand sie fassen kann, und zugleich unbeschreiblich groß, weil sie von dirkommen und deine Gnade in ihnen wirksam ist. Gern machte ich auch meinen Dank groß. Verzeih, lieber Herr, daß auch mein Dank klein und schwach bleibt. Aber danken will ich dir für alles, was meine Jahre füllt. Amen. (Adolf Schlatter)

13:33 Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den ein Weib nahm und unter drei Scheffel Mehl vermengte, bis es ganz durchsäuert ward.

13:34 Solches alles redete Jesus durch Gleichnisse zu dem Volk, und ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen,

13:35 auf das erfüllet würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen die Heimlichkeiten von Anfang der Welt.

13:36 Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Geheimnis vom Unkraut auf dem Acker.

13:37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist's, der da Guten Samen sät.

13:38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reiches. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit.

13:39 Der Feind, der sie sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.

13:40 Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende dieser Welt gehen:

13:41 des Menschen Sohn wird seine Engel senden; und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die da unrecht tun,

13:42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappen.
So erklärte Jesus den letzten Theil des Gleichnisses vom Waizen und Unkraut. Die Engel, welche im Gleichniß Schnitter genannt werden, sind Seine Engel, und das Himmelreich ist Sein Reich. Diejenigen, welche im Gleichniß das Unkraut genennet werden, sind die Aergernisse oder ärgerlichen Leute, welche Allen, die mit ihnen zu thun haben, zur Versuchung werden, und überdieß selber Unrecht thun und das Gesetz Gottes nicht achten. Das Unkraut steht und wächst unter dem Waizen und auf einem Acker mit dem Waizen, gleichwie auch die Gottlosen mit den Gerechten in eine Erde, auf einen Kirchhof, ja auch zuweilen in ein Grab begraben werden; weßwegen auch jene mit diesen bei der Auferstehung zuerst einen vermischten Haufen ausmachen werden. Wo aber der Waizen steht, das ist, wo die Gerechten sind, da ist der Acker Gottes, da ist das Reich Jesu Christi. Sind die Gottlosen auch da, so müssen sie, nachdem sie lange genug geduldet worden waren, zuletzt aus diesem Acker oder Reich heraus gesammelt werden. Auch aus der äußerlichen Verfassung des Reichs Gottes müssen sie herausgenommen werden, auch die äußerliche Gemeinschaft mit wahren Christen muß ihnen genommen werden. Sie wollten oft die Frommen vertreiben, oder, wo nicht vertreiben, doch aus ihrer Nachbarschaft wegschieben: nun müssen aber sie weichen, und sich zu einer Zeit, da ihnen der Zustand der Frommen nimmer verächtlich sein kann, aus ihrem Haufen heraus sammeln und alsdann in den Feuerofen oder in die Feuerhölle werfen lassen. Dazu wird aber der HErr Jesus Seine Engel senden, denen es weder an Licht noch Kraft fehlen wird, Seinen Befehl auszurichten. Keinen Gerechten werden sie für einen Gottlosen und keinen Gottlosen für einen Gerechten ansehen; wie dann die Gerechten auch wegen ihrer verklärten Leiber kennbar genug sein werden. Jetzt redet man viel von der Toleranz oder Duldung. Die Welt aber soll wissen, daß sie dem HErrn Jesu und Seinen Volk viel mehr als eine Duldung schuldig sei. Sie schmähet den HErrn Jesum, wenn sie Ihn und Sein Reich nur dulden will: Er ist’s aber, der sie auf Seinem Acker oder in Seinem Reich duldet und dulden heißt, und zwar nicht um ihres innerlichen Werths, sondern um des guten Waizens willen, wovon man einen Theil auch ausjäten würde, wenn man sie als das Unkraut vor dem Ende der Welt ausjäten wollte. Allein diese Toleranz oder Duldung wird nicht ewiglich währen; denn am jüngsten Tag wird eine Scheidung geschehen: die ärgerlichen und gesetzlosen Leute werden durch die Engel von den Gerechten abgesondert, gesammelt, und, wenn das Gericht gehalten sein wird, in den Feuerofen oder in das höllische Feuer geworfen werden. Nicht den gerechten Menschen wird Er diesen Auftrag geben, sondern Seinen Engeln, welche starke Helden sind, und mit den gottlosen Menschen in keiner Verwandtschaft stehen. Wohl dem, der diese wichtigen Dinge jetzt ernstlich bedenkt! Ja wohl denjenigen, die am Ende der Welt als ein guter Waizen verstanden werden!(Magnus Friedrich Roos)

13:43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Unter Allem, was Gott erschaffen hat, ist das Licht das Feinste; weßwegen auch die heilige Schrift, um uns bei unserer Schwachheit von Gott einen erhabenen Begriff beizubringen, sagt: Gott ist ein Licht, und in Ihm ist keine Finsterniß, 1 Joh. 1,5. Licht ist auch das Kleid, das Gott anhat, wenn Er Sich sichtbar macht, Ps. 104,2., die Engel sind zu Feuerflammen gemacht, Ps. 104,4., und erschienen immer in einer glänzenden Gestalt, gleichwie auch Christus bei der Verklärung auf dem Berge, Matth. 17., und auf der Insel Patmos, Off. Joh. 1. Am Tage des HErrn werden auch die Gerechten, deren auferweckte Leiber alsdann verklärt sein werden, wie die Sonne leuchten, und hernach ferner so leuchten in ihres Vaters Reich, wie Christus gesagt hat. Dan. 12,3. sagt ein Engel: die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so Viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich. Hieraus erhellt, daß die Herrlichkeit der auferstandenen Gerechten mit dem hellsten Licht, welches in der sichtbaren Natur vorhanden ist, nämlich mit dem Licht der Sonne, mit dem Glanz des Himmels, und mit dem Licht der Sterne verglichen werde; woraus aber nicht geschlossen werden darf, daß jene Herrlichkeit das Sonnen- und Sternenlicht und den Glanz des Himmels nicht auch übertreffen werde; denn bei einer jeden Vergleichung hat neben der Aehnlichkeit auch eine Unähnlichkeit statt, und Alles, was unvergänglich ist, ist vortrefflicher als das Vergängliche, ob es schon damit wegen einer gewissen Aehnlichkeit verglichen wird. 1 Kor. 15,41. thut Paulus auch der Herrlichkeit des Mondes Meldung, da er die Beschaffenheit der auferstandenen Leiber der Gerechten erklären will: es scheint aber, er deute hiemit nur auf die Verschiedenheit ihrer Herrlichkeit. Wie sich nämlich das Licht des Mondes zu dem Licht der Sonne verhält, so wird sich die Herrlichkeit eines Gerechten zu der Herrlichkeit des andern verhalten, ob schon alle miteinander wie die Sonne leuchten werden. Welch’ eine herrliche schöne Pracht (Ps. 145,5.), muß also im Reich unsers Vaters sein! die Gerechten werden wie die Sonne leuchten: die Engel als Feuerflammen scheinen. Welch’ ein Licht wird dieses sein! Wie vortrefflich muß aber der Thron Gottes im neuen Jerusalem, wie herrliche die Gestalt, worin das göttliche Wesen erscheinen wird, wie prächtig die verklärte Menschheit des eingebornen Sohnes Gottes sein! Welch’ ein schlechtes Puppenwerk ist die Pracht aller Höfe gegen dieser himmlischen Pracht! Wer im Staube liegt, wer kümmerlich lebt, wer in der Welt verachtet und hintangesetzt wird, erhebe sein Herz in der Hoffnung zu der himmlischen Herrrlichkeit; denn Christus sagte nicht umsonst, da Er von derselben redete: Wer im Staube liegt, wer kümmerlich lebt, wer in der Welt verachtet und hintangesetzt wird, erhebe sein Herz in der Hoffnung zu der himmlischen Herrlichkeit; denn Christus sagte nicht umsonst, da Er von derselben redete: wer Ohren hat zu hören, der höre. Freilich muß man ein Gerechter sein durch den Glauben an Jesum, wenn man diese Hoffnung haben soll, und die Gerechtigkeit haben, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird; aber auch noch der Vorstellung, die Jakobus von der Gerechtigkeit macht, muß man aus den Werken gerechtfertiget, das ist, der Gnadenstand muß durch den Fleiß in guten Werken und durch einen heiligen Wandel erwiesen werden.(Magnus Friedrich Roos)

13:44 Abermals ist gleich das Himmelreich einem verborgenem Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn und ging hin vor Freuden über denselben und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.
Das Geheimnis des Himmelreichs, das Jesus durch dieses Gleichnis erläutert, bedrängte die Jünger schwer. Mit dem Himmelreich kehrt Gottes allmächtige Gnade bei uns ein. Nun beginnt die selige Feier mit jubelnder Wonne, denn Sünde und Tod sind vorbei. Allein vor dem Himmelreich steht der herbe Anspruch, Entsagung, die auf alles verzichtet, Armut, Verachtung, Flucht und Kreuzigung. Wie wächst das zusammen, höchstes Glück und bitterstes Leid, größte Gnade und schwerstes Gebot, Einsetzung in Gottes reiches Erbe und Entsagung, die auf alles verzichtet hat? Seht den Mann an, der den Schatz fand, sagt Jesus. Was tat er? Er verkaufte alles, was er besaß, und er verkaufte es froh. Was gibt, Jesus, deinem Gebot die alles umfassende Größe? Sie entsteht aus der alles umfassende Größe deiner Gabe. Alles fordere ich von euch, sagst du deinen Jüngern, weil ich euch alles gebe. Ich verlange, dass ihr um meinetwegen sterbt, denn ich gebe euch das Leben, verlange, dass ihr auf die Gemeinschaft mit denen verzichtet, die bisher das heilige Volk Gottes waren, denn ich mache aus euch die neue Gemeinde, die für Gott geheiligt ist. Ich trenne euch von dem alten Tempel und Altar; denn ich bin für euch der Tempel, in dem Gottes Gnade bei euch ist, und das Opfer, das bei euch von allen Sünden rein macht. Ich hole euch heraus aus der Welt und hebe euch empor über die Natur, dass ihr nicht mehr nach den natürlichen Gütern greift und euer Glück nicht mehr in der natürlichen Lust suchen könnt; denn ich führe euch zu Gott. Ist es nun nicht völlig deutlich, dass hier kein Raum für Halbheiten und zerteilte Herzen ist? Entweder begehre ich das Alte oder das Neue. Entweder glaube ich an Gott oder ich hänge mich an die Menschen. Die Entscheidung greift durch alles durch, weil Gott Gott ist und der Mensch Mensch. Wie könnte ich Jesus deshalb hart heißen, weil er so Großes fordert und mich ganz haben will? Hat er nicht Recht, wenn er mir sagt: Sieh auf den Mann, der alles verkaufte; er tat es mit Freude; denn so gewann er den großen Schatz?
Ich danke Dir, heiliger Herr und Gott, dass Du mich von allem wegziehst, was die Natur mir gibt und was wir Menschen haben, hin zu Deinem großen Schatz. Meinem blöden Auge ist Dein Reichtum noch verborgen und das, was ich bin und habe, scheint mir unentbehrlich und groß. Davon löse ich mich nur mühsam und die Freude im Entsagen ist nicht rein und hell. Ich widerspreche Dir aber nicht, wenn Du mir sagst: gib alles her. Denn das ist der Ruf Deiner Gnade. Ich höre ihn und danke Deiner Liebe, die mich gerufen hat. Amen. (Adolf Schlatter)

13:45 Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte.
„ Als er nun eine köstliche Perle gefunden, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte dieselbe.“ Geradeso hat Er selbst, der treue Heiland, es gemacht. Die Ihm vom Vater bestimmte Brautgemeinde ist Seine Perle. Diese liebt Er über alles. Um dieser Perle willen hat Er Großes getan. Der himmlische Kaufmann hat Seine Gemeinde mit Seinem eigenen Blut erkauft. - Aber, sprichst du, wie kommt doch Er, den alle Engel Gottes anbeten, dazu, in mir eine Perle, eine köstliche Perle zu erkennen? Bin ich doch so eigensinnig, so ungehorsam, so stolz, so ganz und gar nicht ein Mensch nach dem Herzen Gottes! Hat Er sich wohl nicht getäuscht in mir? Siehe, das alles und noch weit mehr weiß der Allsehende wohl. Seine erwählte Perle liegt im Schmuse, und sie ist sehr unkenntlich für Menschenaugen; aber das hindert Ihn nicht, sie schön und köstlich zu finden. Er hat ein Mittel bei sich selbst gefunden, jegliche Unreinigkeit gänzlich zu entfernen, der Perle Seine eigene Natur mitzuteilen und sie so fleckenlos rein und glänzend zu machen, dass Er Sein eigenes Bild in ihr erblicken kann. Dem Blute Jesu Christi kann kein Flecken widerstehen. Der Herr weiß, was Er aus dir zu machen vermag! Das sei dir genug. Wenn du nur Seine Perle sein willst, so hat es für Ihn keine Not mehr, Er wird dich so leuchtend und prächtig herzustellen wissen, dass alle heiligen Engel, hoch entzückt über deinen Anblick, Gott preisen. Weinen vor Freude kann ein Herz, das diese Liebe in sich bewegt. Wie wird diese kostbare Perle des himmlischen „Kaufmannes“ dereinst glänzen! (Markus Hauser)

13:46 Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.2)
Der Heiland redet auch sonst noch von Perlen, wenn er seinen Jüngern sagt: „Ihr sollt das Heiligthum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen.“ Daraus sieht man, daß er unter Perlen nicht Kleinodien zu äußerlichem Schmuck versteht, denn diese hatten die Jünger nicht, sondern etwas Edleres und Kostbareres, das dem Menschen zum geistigen Schmuck gereicht, theure Wahrheiten, die der vom Eitlen verblendeten Welt verborgen sind, nach denen sie nicht fragt und sucht, weil sie der Augenlust, der Fleischeslust und dem hoffärtigen Wesen keine Weide und Nahrung geben; Wahrheiten, die man ihr nicht aufdringen kann, ohne sie zum Zorn, zum Spott und zu Anfeindungen aller Art zu reizen, daß es herzzerreißend zu sehen und zu hören ist, wie unheilig und freventlich sie mit den köstlichen Wahrheiten des Evangeliums umgeht. Wer nun hienieden etwas Besseres sucht, als Schätze, welche die Motten und der Rost fressen, und denen die Diebe nachgraben und sie stehlen; wer sich auf dem Wege zwischen Wiege und Grab noch nach etwas anderem umsieht, als was sichtbar und zeitlich ist; in welchem ein Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit erwacht ist: der ist gleich jenem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Solch ein Suchen ist ein Werk des guten Geistes Gottes, und das Verheißungswort wird da nicht unerfüllt bleiben: „Wer da sucht, der findet.“ Unter den guten Perlen aber giebt es Eine köstliche Perle, unter den Wahrheiten des Evangeliums Eine Wahrheit als die köstlichste von allen, sie ist das gewißlich wahre, theure werthe Wort, daß Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. Wer diese Wahrheit in ihrem unschätzbaren Werthe erkennt, der ist gleich jenem Kaufmann, der Eine köstliche Perle fand. Aber wer sie gefunden hat, dem gehört sie noch nicht. Er muß sie kaufen. Was kostet sie? Höre den Preis aus des Herrn Munde selbst. Er spricht Matth. 10, 37 - 39: „Wer Vater oder Mutter mehr liebet, denn mich, der ist meiner nicht werth. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebet, denn mich, der ist meiner nicht werth. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folget mir nach, der ist meiner nicht werth. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird's finden.“ - Also mit höchster, ungetheilter, selbst- und weltverläugnender Liebe, ohne allen Rückhalt und Vorbehalt sich dem Herrn ergeben, das ist der Preis. Ein hoher Preis, aber für das Höchste nicht zu hoch. Für einen ewigen Kranz das arme Leben ganz. Christum gewonnen, alles gewonnen. Das heißt jenem Kaufmann gleich sein, der alles verkaufte, was er hatte, und die Eine köstliche Perle kaufte. Wenn du nun liesest, wie Paulus (Philipp. 3, 8. 9.) schreibt: „Ich achte es alles für Schaden gegen der überschwänglichen Erkenntniß Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet, und achte es für Dreck, auf daß ich Christum gewinne, und in ihm erfunden werde, daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die vor Gott dem Glauben zugerechnet wird!“ - so siehest du in dem Apostel ein Exempel. Dem folge nach. (Carl Johann Philipp Spitta)

13:47 Abermals ist gleich das Himmelreich einem Netze, das ins Meer geworfen ist, womit man allerlei Gattung fängt.

13:48 Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, sitzen und lesen die guten in ein Gefäß zusammen; aber die faulen werfen sie weg.
Vor jeden, der das Evangelium unverkürzt hört und sagt, die Botschaft von Gottes vollkommener Gnade, vor der es keine Gerechtigkeit gibt als die des Glaubens, stellt sich die Frage: verdunkle ich nicht dadurch Gottes Recht?! Wird durch das Evangelium nicht das Böse gut genannt und das Bittere für süß erklärt? Dürfen wir z.B. an den Anfang eines jeden Menschenlebens, auch wenn es in einem der vielen finsteren Winkel in unserem Volk beginnt, das Zeugnis von Gottes vergebender Gnade stellen, indem wir die Kinder taufen? Dürfen wir auch am Karfreitag, am Ostertag und Pfingsttag Gottes Botschaft bei offenen Türen sagen, so daß alle zu ihr geladen sind? Verbergen wir uns nicht so die Gerechtigkeit Gottes, die das Böse vom Guten scheidet und aus den Gottlosen die Sterbenden macht? In der Gemeinde, in der Jesus seine Arbeit tat, kamen diese Bedenken laut zum Wort und die Jünger waren für sie offen. Sie waren ja in derjenigen Gemeinde aufgewachsen, die es für ihre Pflicht erklärte, die Sünder zu schänden. Jesus hilft uns deshalb durch sein Gleichnis. Werft das Netz aus, sagt er, und laßt es nicht deshalb unbenützt, weil sich auch unbrauchbare Fische in ihm fangen. Sagt mein Wort, das der Welt Gottes Gnade zeigt, und laßt euch nicht dadurch hindern, daß es auch solche sich aneignen, die sich nicht helfen lassen. Eure Arbeit ist nicht das Letzte, was geschieht, und euer Urteil ist nicht die endgültige Entscheidung. Ist der Fang vollendet, so wird das Netz an das Land gebracht und dann wird das Faule vom Gesunden, das Wertvolle vom Unbrauchbaren getrennt. Gottes Recht wird nicht geschwächt, wenn wir Gottes Gnade preisen. Es ist zwar nicht in unsere Hand gelegt, darum aber nicht abwesend und unwirksamn. Es geht jetzt seinen stillen, aber sicheren Gang und wird einst offenbar in seiner fehllosen Majestät. Ihr aber, sagte Jesus seinen Jüngern, und damit gar er seiner Kirche ihren Beruf, an dem alle Anteil haben, die zu ihr gehören, ihr werft das Netz aus, ihr ladet zum Himmelreich ein, indem ihr die Gnadengabe Gottes allen sichtbar macht, die darin besteht, daß wir zu Gott umkehren und an Christus glauben.
Gnadenzeit, großer Gott, sind unsere Tage. Die Waffen, die der Bosheit ein Ende machen, behältst du in deiner eigenen Hand und zeigst uns in deinem lieben Sohne nicht, was wir Menschen uns bereiten, sondern was du uns verleihst. Dessen dürfen wir alle froh sein und miteinander zum Glauben erwachen und eins sein im Glauben an dich. Amen. (Adolf Schlatter)

13:49 Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden

13:50 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.

13:51 Und Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen: Ja, HERR.

13:52 Da sprach er: Darum ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorträgt.

13:53 Und es begab sich, da Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er von dannen

13:54 und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Schule, also auch, daß sie sich entsetzten und sprachen: Woher kommt diesem solche Weisheit und Taten?

13:55 Ist er nicht eines Zimmermann's Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria? und seine Brüder Jakob und Joses und Simon und Judas?

13:56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles?

13:57 Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger denn in seinem Vaterland und in seinem Hause.

13:58 Und er tat daselbst nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.3)
Allgenugsamer Gott und Herr, der Frommen Schild und sehr großer Lohn, von Grund unserer Herzen sagen wir Deinem Namen Dank für den herrlichen Schatz Deines göttlichen Wortes, daß Du uns in dem Schooß Deiner Kirche hast lassen geboren werden, in welcher wir einen reichen Schatz Deiner Wahrheit nach dem andern können sammeln, tief in unser Herz legen und uns damit erbauen, aufrichten und trösten in unserm ganzen Leben, Leiden und Sterben. Gewiß ist das Evangelium und Reich Deines Sohnes wie ein Senfkorn klein und unscheinbar in seinen Anfängen, kräftig und bedeutsam in seinem Wachsthum, wie ein Sauerteig von verborgener und doch unausbleiblicher Wirksamkeit, wie ein Netz angefüllt mit den verschiedenartigsten Herzen und Gemüthsarten, aber vor allem ist es kostbar wie ein Schatz im Acker und wie eine Perle und werth, daß wir alles Andere, was wir haben, Geld und Gut, Vaterland, Freundschaft, Gemächlichkeit, Ehre und was die Welt Herrliches hat, geringschätzen und verläugnen, und sprechen: Mach mich an meiner Seele reich, so habe ich genug hier und ewiglich. Ein wahrhaftiger Schatz, der die Seele erquickt; ein nützlicher Schatz, der Trost giebt in allem Leiden; ein beständiger Schatz, den kein Feuer verbrennen, kein Dieb stehlen kann, sondern der bei uns bleibt in Lieb’ und Leid, in Noth und Tod! Die Welt weiß diesen Schatz freilich nicht zu schätzen; ja, wir selbst sind manchmal so lässig und lau, daß wir Dein Wort nicht andächtig genug hören und lesen, und nicht fleißig genug bewahren, auch unser Leben und unsern Wandel so nicht danach einrichten, wie wir wohl gern wollten und billig sollten. Abba, Vater, vergieb uns alle diese Unachtsamkeit und Sünde um Jesu Christi willen. Oeffne Du selbst, o Gott, unsere Herzen wie der Lydia, so oft wir Dein Wort lesen und hören, daß wir sehen die Wunder in Deinem Gesetze. Laß unser Herz brennen vor Freude und heiliger Liebe der Wahrheit, wenn Du in Deinem Worte mit uns redest. Laß uns auch diesen Schatz so lieb haben, daß wir lieber Alles verlassen, was Du uns in dieser Welt gegeben hast, daß wir nur diesen Schatz, die theure Beilage unseres allerheiligsten Glaubens, behalten bis an unser seliges Ende. Laß auch heute den edelsten Schatz unserer Seele, Deinen lieben Sohn, bei uns einkehren und Wohnung bei uns machen. Haben wir Jesum, so haben wir Alles. Gönnest Du uns Reichthum und zeitliche Güter in dieser Welt, so bewahre uns doch, daß wir unsere Herzen nicht mögen daran hangen und Deiner dabei nicht vergessen. Giebst Du uns wenig in dieser Welt, so gieb uns dabei ein in Dir fröhliches und vergnügtes Herz, mache unsere Seele desto reicher an Erkenntniß, Glauben, Liebe, Geduld, Hoffnung und gottseligem Wandel, und gieb uns endlich den allerbesten Schatz und das schöne Kindertheil droben in dem Himmel. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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