Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 3. „Ich habe genug.“

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 3. „Ich habe genug.“

Esau sprach: Ich habe genug. Jakob antwortete: Ich habe genug.
1 Mose 33,9.11.

Es ist eben so selten, wie es angenehm ist, einen Menschen anzutreffen, der genug hat; die große Mehrzahl trachtet nach mehr. Hier sehen wir zwei Personen, welche zufrieden waren. Es ist wahr, sie waren beide reiche Männer, aber diese sind oft habsüchtiger als die Armen. Was noch merkwürdiger ist: wir haben hier nicht nur zwei Männer, sondern zwei Brüder, und zwei Brüder von verschiedener Gesinnung, davon jeder sagt: „Ich habe genug.“ Wo finden wir zwei Brüder, die ihnen gleichen? Gewiss ruhte ihres Vaters Segen auf diesen zufriedenen Zwillingen. Sie waren große Wunder.

I. Hier ist ein gottloser Mann, der genug hat.

Weil Esau andere Fehler hat, so ist nicht notwendig, dass er auch unzufrieden und habgierig sein muss! Zufriedenheit ist sowohl eine moralische Vortrefflichkeit wie eine geistliche Gnade. Zuweilen sind auch unbekehrte Menschen mit ihrem Los in diesem Leben ganz zufrieden.

  1. Das ist nicht immer oder nicht oft der Fall; es ist meistenteils eine unzufriedene Gesellschaft.
  2. Es ist zuweilen der Fall, wie hier. Das mag seinen Grund haben: in dem Mangel an Energie, oder in einer ruhigen Naturanlage, die leicht zufrieden ist; oder in einer gänzlichen Sorglosigkeit, die nur die gegenwärtige Freude erwägt.
  3. Das hat manches Gute für sich. Insofern es dem Geiz vorbeugt und der Unterdrückung, die daraus kommt; insofern es die gutmütige Freigebigkeit fördert. - „Leben und leben lassen.“
  4. Doch es hat auch seine üble Seite. Es veranlasst den Menschen, sich seines Reichtums oder seines Erworbenen zu rühmen, was er nicht tun würde, wenn er nach mehr trachtete; es trägt dazu bei, eine Verachtung geistlicher Schätze zu erzeugen; es dürfte so ein Zeichen davon sein, dass der Mensch seinen Teil in diesem Leben hat.

II. Hier ist ein gläubiger Mann, der genug hat.

  1. Es ist zu beklagen, dass dies nicht von jedem Christen wahr ist. Manche scheinen sehr nach dem Weltlichen zu trachten, obgleich sie bekennen, dass sie davon abgesondert sind. Dieses Trachten schafft Sorge, Verdruss, ein neidisches Herz und eine magere Seele.
  2. Es ist wonnig, genug zu haben. Zufriedenheit übertrifft Reichtum.
  3. Es ist angenehm, etwas für die Armen übrig zu haben, und dies sollte das Ziel unserer Arbeit sein. Siehe Eph. 4,28.
  4. Es ist ein Segen, dies alles durch unsren Gott zu haben. Jakob sagte: „Gott hat mirs beschert, und ich habe genug.“
  5. Das beste von allem ist, alles zu haben. Ich habe alles genug.“ „Alles ist euer.“ Alles, das der Gläubige bedarf, ist in dem Bund verheißen. Durch die göttliche Vorsehung wirken alle Dinge zu seinem Besten mit. Indem er Gott zu seinem Teil hat, hat er mehr als alles. So hat er Kraft und Gnade genug. Genug in Christo, in dem Wort, in dem Heiligen Geist. Genug an Gottes Liebe, Kraft und Treue und eine überschwängliche Darreichung in Gott selbst, dessen Name ist: „Der Allgenugsame.“

Das Kind Gottes sollte sich seiner Unzufriedenheit schämen, zumal selbst ein gewöhnlicher Sünder davon frei sein kann. Es sollte von Herzen zufrieden sein, denn es hat alles, und was kann es noch mehr wünschen?

Illustrationen.

Eine arme christliche Frau, welche ihr Fasten einstellte, rief aus, indem sie eine Brotrinde und einen Bechers Wassers nahm: „Was! dies alles und Christum dazu!“

Ein Puritaner-Prediger sagte, indem er Gottes Segen über Kartoffel und Hering erflehte: „Herr, wir danken Dir, dass Du Land und Meer durchforscht hast, um Nahrung für Deine Kinder zu finden.“

Ist nicht die Biene ebenso zufrieden, sich vom Tau oder vom Saugen an einer Blume zu nähren, wie der Ochse, der auf den Bergen grast? Zufriedenheit liegt innerhalb eines Menschen, in seinem Herzen, und der Weg, genug zu haben, ist nicht, unsere Scheune gefüllt zu sehen, sondern das Herz ruhig zu wissen. Der zufriedene Mensch (sagt Seneca) ist der glückliche Mensch.

Unzufriedenheit beraubt einen Menschen des Vermögens, das zu genießen, was er hat. Einige Tropfen Essig machen ein ganzes Glas Wein sauer. T Watson.

Als ein vorbildliches Beispiel von der Zufriedenheit mancher unwiedergeborenen Personen beachte das folgende: Der Kapitän eines Walfischfängers sagte zu einem armen eingebornen Grönländer, dass er aufrichtig das elende Leben beklage, zu welchem er verurteilt sei. „Elendes Leben!“ rief der Heide aus. „Ich habe noch jederzeit eine Fischgräte unter meiner Nase gehabt und habe reichlich Fischtran zu trinken; was könnte ich mir mehr wünschen?“

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