Schlachter, Franz Eugen - Samuel und Saul - 5. Die Sünden der Priester.

Schlachter, Franz Eugen - Samuel und Saul - 5. Die Sünden der Priester.

1. Sam. 2,11-36.

Eli wird gewöhnlich als das Bild eines schwachen Vaters angesehen, es ist aber richtiger, wenn man in ihm das nicht nachahmenswerte Muster eines schwachen Priester erblickt. Ein schwacher Priester kann ein persönlich frommer Mann, noch dazu bis zu einem gewissen Grad ein gesegnete Werkzeug sein, wie denn Elis Segen, den er wiederholt über Hanna ausgesprochen hat, nicht unerfüllt geblieben ist. Sein warnendes Beispiel zeigt uns aber, dass ein Priester fromm sein und erfolgreich wirken, aber dabei trotzdem schwach sein kann.

Elis Schwachheit besteht darin, dass er nicht nach seiner besseren Überzeugung zu handeln und gegen seine Söhne vorzugehen wagt. Diese seine Söhne beuteten ihre Stellung in habsüchtiger Weise aus, entheiligten das Priestertum und entweihten die Opfer des Herrn. Eli kannte das Gesetz (3. Mose 7,28-36), er wusste also wohl, dass die Handlungsweise seiner Söhne ungesetzlich war, aber er duldete dieselbe doch. Er protestierte zwar dagegen, wenn es allzu arg wurde, aber er schritt nicht ein, wie er als Hoherpriester dazu befugt und verpflichtet war.

Heutzutage gibt es einen ähnlichen Missbrauch De Priestertum, wie er bei den Söhnen Elis zu finden war. Es treten ungläubige Menschen in den Priesterstand, von denen das Opfer, nämlich das Opfer Christi je nach ihrem Gutfinden behandelt wird. Wenn es nun schon eine unverantwortliche Sünde war (V. 25), wenn jemand das Gesetz Mosis brach und die Opfer von Tieren verächtlich behandelte, wieviel größer ist das Verbrechen derer, von welchen das Opfer Christi mit Füßen getreten wird (V. 29)! Nun wird zwar innerhalb der Kirche gegen dieses Verbrechen, das Opfer Christi anzugreifen, ernstlich gezeugt, allein an einem energischen Vorgehen gegen diesen Missbrauch, den ungläubige Priester mit dem Allerheiligsten treiben, fehlt es fast ganz. Solche Priester werden nicht abgesetzt, man duldet sie und macht Brüderschaft mit ihnen; wie Eli, hält man es für übergenug, wenn man nur hie und da einmal gegen ihre Sünden zeugt.

Nicht nur der Unglaube greift indessen das Opfer an, wir müssen daran erinnern, wie das neutestamentliche Speisopfer der Entweihung verfällt, dadurch dass es gottlosen Menschen in die Hände gegeben wird. Dadurch, dass das Opfer bei der Stiftshütte von den Priestern nicht mehr nach göttlicher Vorschrift behandelt ward, verfiel es der Entheiligung: „Die Leute lästerten das Speisopfer des Herrn,“ sie redeten verächtlich davon und profanierten es. So, wenn das Abendmahl nicht seiner Einsetzung gemäß verwaltet wird, verfällt es sicherlich der Entheiligung. Die Söhne Elis entheiligten das Speisopfer des HErrn, indem sie nahmen, was ihnen nicht gehörte. So wird das Abendmahl entweiht, wenn es von Leuten genommen wird, denen es nicht gehört. Jesus hat es klar und deutlich für Seine Jünger eingesetzt, für solche, mit denen ER, und die mit ihm im Bunde sind. Denn es ist das neutestamentliche Bundesmahl. Der Tisch des HErrn wird aber entweiht von solchen, die zugleich Gäste am Tische der Dämonen sind, 1. Kor. 10,21., d. h. die sich zugleich an den Opfermahlzeiten beteiligen, die dem Gott dieser Welt zu Ehren abgehalten werden, und die sein Geist, der Geist der Welt regiert. Aber die Leute lästern auch das Speisopfer des HErrn, wenn der Wandel derer, die dasselbe genießen, dem Sinn Jesu nicht entspricht, dessen Gedächtnis da gefeiert wird.

Gegen diesen Missbrauch des neutestamentlichen Speisopfers geht man nun heutzutage auch von gläubiger Seite oft gar nicht, oder wie Eli nur mit warnenden Worten vor. Man ist zu schwach, um eine den göttlichen Vorschriften entsprechende Ordnung durchzuführen. Diese Schwachheit rührt oftmals daher, dass man das Unrecht nicht sehen will oder nicht mehr sehen kann, welches in der Abänderung der göttlichen Ordnung liegt. So gibt es jetzt viele Priester, welche es gar nicht mehr einsehen wollen, dass in der unterschiedslosen Austeilung des heiligen Abendmahls an jedermann eine Entheiligung des Opfers Christi liegt. Oder wo dies in bestimmten Fällen auch als eine fatale Einrichtung empfunden wird, tröstet sich der Priester damit, er habe ja diese unbiblische Praxis nicht eingeführt, es sei jetzt ebenso ein alter, eingerissener Schlendrian, an dem nichts zu ändern sei, und da deckt eben am besten die Liebe der Sünden Menge zu. Es fragt sich aber, ob der Herr eine derartige Entschuldigung gelten lässt, und ob das wirklich Liebe ist, wenn man die Empfindlichkeit der Menschen schont auf Kosten des göttlichen Wortes. Elis ähnliches Verfahren wird vom HErrn nicht als Liebe beurteilt, sondern Er lässt dem schwachen Priester sagen: „Du ehrst deine Söhne mehr als Mich!“ (V. 29). Sehen wir zu, ob das nicht in vielen Fällen der Grund des Gehenlassens und Machenlassens sei, dass man gewisse Leute nicht vor den Kopf stoßen will. Sie könnten es übel nehmen, das fürchtet man, aber dass der HErr es übel nehmen könnte, daran denkt man nicht; Er besitzt ja eine so unergründliche Geduld und Gutmütigkeit!

Aber ist denn die Geduld und Langmut des Herrn wirklich so grenzenlos? Es ist wahr, der HErr hat lange Geduld und wartet, ob es mit Eli und dessen Söhnen nicht besser kommen will. Aber endlich verkündigt Er ihnen doch das Strafgericht. Zuerst schickt Er ihnen eine Warnung durch einen Propheten zu, Kap. 2,27-36., und wie nun auch das nichts hilft, kündigt ER den Unbußfertigen durch Samuel das unausbleibliche Verderben an, Kap. 3, 10-18. Die Warnung des Propheten lässt noch zur Buße Raum, das Wort des HErrn durch Samuel kündigt feierlich an, dass die Sünde der Söhne Elis nicht mehr vergeben werden kann.

Das Wort des Propheten, Kap. 2,30., dass der HErr den ehren wolle, der Ihn ehrt, den aber verachten wolle, der Ihn und Sein Wort mit Füßen tritt, will sagen, dass das Priestertum von Elis Haus weggenommen und dem Samuel übertragen werden soll. Im weiteren Verlauf der Geschichte blieb zwar das Priestertum nicht bei Samuels Haus, es konnte das nicht, weil er nicht vom aaronitischen Stamm war, aber es kam doch auf ein solches Priestergeschlecht, dessen Charakter mit demjenigen Samuels übereinstimmte und dem HErrn wohlgefällig war, wie Er sagt: „Ich aber will Mir einen treuen Priester erwecken, der soll tun, wie es in Meinem Herzen und in Meinem Gemüt ist.“

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