Praetorius, Abdias - Vorrede zu: Vonn der Rechtfertigung Und Guten Wercken

Den Erbaren und wolweisen Burgemeistern unnd Rathmannen zu Franckfurt an der Oder / sampt allen Christgleubigen daselbst / meinen günstigen Herrn / freunden und nachbaren.

Gnade unnd fried von Gott dem Vater durch Jesum Christum. Der Heilige Apostel Paulus spricht: In den letzten tagen werden grewliche zeit komen. Dann es werden Menschen sein / die von sich selbs halten / geizig / rhumretig / hoffertig / lesterer / den Eltern ungehorsam / undanckbar / ungeistlich / störrig / unversönlich / schender / unkeusch / wilde / verrheter / freveler / auffgeblasen / Die mehr lieben wollust denn Gott / Die da haben den schein eines Gottseligen wesens / aber seine krafft verleugnen sie: Und solche meid. Bald hernach spricht er: Sie werdens die lenge nicht treiben: Denn ihr torheit wird offenbar werden. Diese weissagung des Heiligen Apostels gehet stracks und gerade auff unsere zeit / nicht anders als hette er mit fingern auff dieselbe weisen wollen. Denn es ist fürwar die jetzige Welt an den orten / da man sich des Christlichen namens rhümet / so voller secten und Rotten / wütens und tobens / das es zuerbarmen / und Gott dem Allmechtigen billich und hoch zuklagen ist. In solchem frevel und muthwillen ist es fast dahin gerathen / das beynach das ganze corpus unser Christlichen lehre angegriffen worden / und schier kein Artickel des Christlichen glauben sey / dem nicht inn diesen letzten zeiten zugesatzet were / oder noch zugesatzt würde. Diesem allen gibt zeugnis die tegliche erfarung / also das man in dem frembde und weitleufftige exempel nicht darff hin und her zusammen suchen / wenn sonsten leider / Gott sey es geklagt / mehr als zu nahe für der thür sein. Und sein hierin Pauli wort und beschreibungen fleissig zubetrachten / in welchen er auch die Personen abmalet / von welchen solches zubefahren und geschehen werde. Ob nun wol alhie allerley vonn den angehobenen / und noch werenden und sonst auch angehenden irrungen könte angezogen werden sampt wiederlegung und warnung / so mag es doch jetzund in seinen terminis beruhen / und an andere ort / da es hin gehöret / gestellet sein und bleiben. Wir wollen aber in Gott hoffen / das es gehen werde / wie Paulus spricht / Sie werdens die leng nicht treiben / denn jr torheit hird offenbar werden: wie wir denn solches auch von Gott zu bitten schuldig sein und bitten wollen.

Nach dem aber vielerley Disputation von der Rechtfertigung und Guten wercken fürfallen / habe ich darauff die zeit her etliche Lateinisch schriffte / darin meine Lehr und Bekentnuß gefasset / offentlich und frey einem jederen zu lesen außgehen lassen. Es sind mir aber in dem fürkommen Christliche und gutherzige leute / welche geraten / gebeten und vermanet / das ich umb des gemeinen mannes willen mein lehre und meinung auff Deutsch fassen und in Druck verfertigen müchte. Und ob mir wol anfenglich dasselbe bedencklich fürgefallen / und sonsten meines amptes halben ungelegen gewesen / so befinde ich doch endlich aus vielen ursachen / das es fast das ansehen habe / als wolte auch mein Schöpffer und Seligmacher solches von mir haben / wie er mir denn nicht wenig ursach darzu gibt / ja fast mit gewalt dringt / nötigt und fordert. Habe also mein einfalt in ein bündlein zusamen gebracht und gefast / darin die summa meiner lehre von beiden artickeln getrewlich und Christlich angezogen wird.

Uber das habe ich darneben etliche außerlesene Sprüche aus den Büchern des heiligen mans Doctoris Lutheri zusamen gezogen / damit der gemeine man spüren und gewisse sein müge / das mein meinung und lehre in Luthero gegründet und mit ihm einhellig stimme und gentzlich ubereinkomme.

Solches alles weis ich niemande bessers zuzuschreiben / dann ewer gunsten als meinen lieben Nachbarn und Freunden. Bitte darauff E.G. wollen dasselbe fleissig lesen oder lesen lassen / zu unterricht desjenigen / was ich bißher gelehret / verteidigt und erhalten habe. Es wollen auch E.G. die rechte warheit bestendigklich verteidigen / uber derselben eiveren / und sich anderer sünde nicht teilhafftig machen / Denn weil die axt an den baum gesatzt / wil es nicht mehr Mum Mum heissen / sondern bekand sein one alles tunckel und Mausen.

Befehle euch hiemit in schutz des Allmechtigen / dem sey lob / ehr und preiß / Amen. zu Franckfurt an der Oder / 12. Januarii / 1562

E.G. Williger Abdias Praetorius

Quelle: Prätorius, Abdias - Vonn der Rechtfertigung und guten Wercken

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