Müller, Heinrich - Vom rechten Gebrauch der Frühstunden.

Müller, Heinrich - Vom rechten Gebrauch der Frühstunden.

Morgenstund, Gold im Mund.

So hätte es die Welt gern. Wenns alle Morgen Geld regnete, würde mancher früh auf sein und sammeln. Doch wer früh auf ist zur Arbeit, findet sein Gold zu rechter Zeit. Im Graben kommt man endlich zur Goldader. Arbeit hat einen goldenen Boden. Aber was ist dir gedient mit vielem Golde? Die Zeit bringts, die Zeit nimmts; die Erde gibts, die Erde behälts; hie gefunden, hie gelassen. Tilge das L und sprich: Morgenstunde hat Gott im Munde. Das lautet besser. Hab ich Gott, so hab ich Gold. Gott ist der rechte Goldmacher, sein Segen macht reich. Hab ich Gott, so hab ich was besser ist als Gold. Wenn Gold vergeht, Gott besteht. Gold ist immer ein stummer Götze, kann weder rathen noch trösten, wenn Rath und Trost vonnöthen; Gott tritt bei mit Rath, wenn alles verworren ist, und mit Trost, wenn das Angstwasser bis an die Seele geht. Gold wirst mir die Sorge auf meinen, Gott nimmt meine Sorge auf seinen Rücken; hältst du es mit Gold? Ich halt es mit Gott. Ihm brachte man im alten Testament die Erstlinge vom Vieh und Früchten, ihm opfere ich die Erstlinge meiner Tage. Die Morgenstunde hat Gott im Munde. Klagl. 3, 23. Früh denkt Gott an mich und läßt alle Morgen eine neue Güte über mich aufgehen. Früh denk ich an Gott und bringe ihm alle Morgen neue Farren meiner Lippen. Er hat mich, da ich als todt geschlafen, so väterlich bewahrt! Er hat mich unter dem Schatten seiner Flügel schadlos gehalten vorm Teufel und allem Unglück. Dafür bring ich ihm mein Dankliedlein. Daß er mich am Tage mit seinem Geist regiere, vor Sünd und Leid bewahre, des Teufels Mord und List an mir wehre, meine Arbeit segne, mein Kreuz tragen helfe, ersuch ich von ihm mit einem brünstigen Gebet. Mit Danken und Beten fang ich den Tag an, so hat die Morgenstunde Gott im Munde. Kommt dann kein Gold, so hab ich Gott, und hab ich Gott, so hats nicht Roth; im Hunger ist er mein Versorger, im Druck mein Schutz, im Leid meine Freude. Herr, wenn ich nur dich habe, so frag ich nichts nach Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil. Ps. 73, 23. 26. Ich bin mit Gott zufrieden. Sei du es auch.

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