Modersohn, Ernst - Jesus - der Weg, die Wahrheit und das Leben

Modersohn, Ernst - Jesus - der Weg, die Wahrheit und das Leben

Jesus spricht zu Thomas: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Joh. 14, 6

Zum letzten Male sitzt Jesus mit seinen Jüngern zusammen. Er weiß, daß sein Abschied nahe bevorsteht. Da spricht er Worte zu ihnen, die sie im tiefsten Herzen bewegen. Er sagt ihnen, einer unter ihnen werde ihn verraten, und Petrus werde ihn verleugnen. Und wenn Petrus das auch weit von sich weist, Jesus bleibt dabei. Da geht ein tiefes Erschrecken durch die Herzen der Jünger. Wenn zwei von ihnen dazu fähig sind, ihren geliebten Meister zu verraten und zu verleugnen, was wird dann mit ihnen werden? Er sieht, wie erschrocken sie sich ansehen. Da spricht er ermunternd und tröstend die Worte: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich!„ und dann spricht er von der Heimat, der er jetzt zueilt, wo die vielen Wohnungen sind, wo er ihnen eine Stätte bereiten will. Und dann sagt er: „Wo ich .hingehe, das wisset ihr, und den Weg wisset ihr auch.“

Da wird er unterbrochen. Thomas ist es, der ihn mit den Worten unterbricht: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst, und wie können wir den Weg wissen?„

Das sind törichte Worte. Der Herr hat es ihnen ja gesagt, daß er zum Vater gehe. Man möchte wohl dem Thomas zurufen: „Sei doch still! Eine solche Rede in einer solchen Stunde unterbricht man doch nicht!“ Aber dann wendet sich Jesus dem Jünger Thomas zu und sagt zu ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.„ Ohne diese Unterbrechung durch Thomas würde Jesus dies wunderbare Wort wohl gar nicht gesprochen haben. Darum meine ich, wir sind dem lieben Thomas doch herzlichen Dank schuldig, daß er dem Heiland Anlaß gab, dieses Wort zu sprechen.

Was ist es doch für ein wunderbarer Dreiklang! Es ist wie ein Glockenklang aus der Ewigkeit in die Zeit.

„Ich bin der Weg — und die Wahrheit — und das Leben“ — was will uns der Herr damit sagen?

„Ich bin der Weg„, das ist der erste Klang.

Vor einiger Zeit hat ein bekannter Theologe das Wort geprägt: „Es gibt keinen Weg von den Menschen zu Gott“. Wenn man das Wort hört, erschrickt man zuerst. Wie? Es soll keinen Weg geben von den Menschen zu Gott? Das wäre ja furchtbar! Dann wären ja alle Bemühungen, mit Gott in Verbindung zu treten, umsonst! Aber wenn man das Wort ein wenig bedenkt, dann muß man sagen: der Mann hat recht. Es gibt in der Tat keinen Weg von den Menschen zu Gott! Und doch versuchen es die Menschen immer wieder, einen Weg zu Gott zu bauen und zu bahnen. Was lassen es sich z. B. die Inder kosten, einen Weg zu Gott zu bauen! Was für Wallfahrten machen sie, von einem Heiligtum ihres Riesenreiches zum ändern, um Frieden mit Gott zu bekommen! Und sie legen den Weg von Tausenden von Kilometern nicht etwa in bequemer Wanderung zurück, sondern mit Nägel in den Schuhen, die Nägelspitzen nach innen, so daß sie bei jedem Schritt sich die Nägel in den Fuß treten, um sich zu kasteien. Oder sie messen den ganzen Weg mit der Länge ihres Leibes, so daß sie sich immer wieder hinwerfen, wieder aufstehen, wieder hinwerfen — den ganzen Weg entlang!

Was für eine Mühe geben sie sich, um einen Weg zu Gott zu bauen! Ein Missionar erzählte von einer solchen Wallfahrt, die achtunddreißig Jahre gedauert habe, fast ein ganzes Menschenleben! Nicht wahr, alle solchen Bemühungen, einen Weg zu Gott zu bauen, sind umsonst. So gelangt man nicht zum Frieden mit Gott!

Aber machen es die Christen nicht auch so? Was für eine Mühe geben sich die lieben Katholiken, einen Weg zu Gott herzustellen? Mit Messehören und Almosengeben, mit Wallfahrten und guten Werken suchen sie einen Weg zu Gott zu bauen und sich den Himmel zu sichern. Und wir sagen: Verlorene Mühe!

Und die Evangelischen! Wie viele meinen: ich bin getauft und konfirmiert, ich gehe in die Kirche und zum Heiligen Abendmahl, ich spreche ein Tischgebet und halte Hausandacht, ich lese den Abreißkalender und das Losungsbuch — mir kann's doch nicht fehlen!

Ach, jener Mann hat recht: es gibt keinen Weg von den Menschen zu Gott! Der heidnische Weg führt nicht ans Ziel und der katholische Weg ebensowenig und auch nicht der evangelische Weg. Alles Bemühen ist umsonst. — Aber Gott sei Dank! Wenn es keinen Weg von den Menschen zu Gott gibt — es gibt einen Weg von Gott zu den Menschen! Und der Weg heißt Jesus! Es ist dem Vater im Himmel schwer geworden, diesen Weg zu bahnen. Es hat ihn seinen Sohn gekostet. Er wußte, was er tat, als er ihn dahingab. Er wußte, daß die Menschen ihn kreuzigen und umbringen würden. Und obwohl er es wußte, hat er es doch getan.

Was war das für den Vater im Himmel, als die Hammerschläge von Golgatha dröhnten, die seinen Eingeborenen an das Holz des Kreuzes schlugen! Wie haben sie dem Vater im Himmel das Herz zerrissen! Und noch mehr war das gewiß der Fall, als Jesus in der Not des Leibes und der Seele den Schrei ausstieß: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?„ Ja, es ist unserm Gott schwer geworden, diesen Weg zu den Menschen herzustellen.

Und was hat es unsern Heiland gekostet, dieser Weg zu werden! „Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht!“ So schreibt der Apostel Paulus. Wer kann es erfassen, was das heißt: „zur Sünde gemacht„! Der Reine, Heilige, den niemand einer Sünde zeihen konnte, für uns zur Sünde gemacht! Also hängt da am Kreuz die menschgewordene Sünde! Es ist gar nicht auszudenken, was das für den Herrn bedeutete. Und noch ein anderes Wort sagt der Apostel, das uns einen Blick tun läßt in diesen Abgrund des Erbarmens. Er sagt: „Christus hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns!“ Ein Fluch geworden um unsertwillen!

Was für ein Opfer! Aber nun ist der Weg hergestellt von Gott zu den Menschen. Nun können Menschen in Verbindung mit Gott treten. Die Erlösung ist vollbracht. Die Sünde ist getilgt und gesühnt. Jesus ist der Weg, der neue, lebendige Weg. Wer zu Jesus kommt, der kommt zum Vater.

Hast du schon deine Füße auf diesen Weg gestellt, der Jesus heißt? Oder glaubst du auch, auf einem eigenen, selbstgemachten Wege in den Himmel kommen zu können? Verlorene Mühe! Wenn es Gott so schwer geworden ist, diesen Weg zu bahnen, dann denke nicht, daß du mit ein wenig Kirchlichkeit und Frömmigkeit, mit einem anständigen und moralischen Lebenswandel das Ziel auch erreichen würdest. Nein und tausendmal nein! Es gibt nur einen Weg. Und der heißt: Jesus. Du kannst keinen Weg zu Gott machen. Das mußt du anstehen lassen ewiglich. Aber du brauchst auch keinen Weg zu Gott zu bauen, er ist gebaut. „Ich bin der Weg„, spricht der Herr. Es ist der einzige Weg, aber ein ganz sicherer Weg. Wer sich diesem Weg anvertraut, den führt der lebendige Weg auch richtig zum Vater. Gott sei Dank: es gibt einen Weg von Gott zu den Menschen: Jesus ist der Weg!

„Ich bin die Wahrheit“, das ist der zweite Klang aus der Ewigkeit in die Zeit. Jesus ist die Wahrheit in Person. Wer mit ihm zusammenkommt, der kommt zur Wahrheit, der erfährt die Wahrheit, die ganze volle Wahrheit. Und zwar sowohl die Wahrheit über sich selbst, wie auch die Wahrheit über Gott. Die Wahrheit über uns selbst ist freilich sehr bitter. Man möchte sich am liebsten dieser Wahrheit entziehen und sagen: Das stimmt nicht!

Aber Wahrheit bleibt Wahrheit, ob wir sie glauben oder nicht, ob wir sie anerkennen oder nicht.

Wie lautet denn die Wahrheit, die er uns sagt? Er sagt sie uns in Matth. 15, 19. Da heißt es: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Morde, Ehebrüche, Hurereien, Diebereien, falsche Zeugnisse, Lästerungen.„ — „Wie? Das soll in meinem Herzen sein? Das ist doch nicht wahr! Ich habe immer so ein gutes Herz gehabt!“ Ja, so sagen die Menschen, wenn der Mund der Wahrheit so zu ihnen spricht. Aber es ist der Herzenskündiger, der da redet, der da weiß, was im Menschen ist. Er weiß, wie es um uns steht. Aber wie? In der Übersetzung Luthers stehen doch alle diese schrecklichen Worte in der Einzahl: „Mord, Ehebruch, Hurerei„ usw. Im griechischen Grundtext stehen alle diese Worte in der Mehrzahl. Und das hat einen guten Grund. Wenn der Herr Jesus gesagt hätte: Aus dem Herzen kommt der Mord, der Ehebruch — dann würden die Menschen in der allergrößten Mehrheit sagen: Nein, einen Mord habe ich nicht begangen. Und viele würden auch sagen: Ich habe keinen Ehebruch auf dem Gewissen. Ganz recht. Diese Tatsünden des Mordes und des Ehebruches sind nicht geschehen. Aber nun sagt der Herr: Morde, d. h. Mordsachen, Mordgeschichten. Damit meint er alles, was zu einem Morde führt oder führen kann, was damit irgendwie zusammenhängt, nämlich: Zorn, Zank, Zwist, Habsucht, Rachgier, Neid, Eifersucht usw. Wer könnte sich nun noch freisprechen und sagen: Zornig bin ich nie gewesen? Rachsüchtige und habgierige Gedanken habe ich nie gehabt! Wer könnte das sagen? In der Bergpredigt sagt der Herr Jesus: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig.“ Wenn man schon vor's Gericht gehört, wenn man zornig gewesen ist, geradeso wie der, der einen Mord oder Totschlag begangen hat, wer von uns gehört dann nicht vor's Gericht?

Und dann sagt der Herr: Ehebrüche und Hurereien kommen aus dem Herzen. Und wieder verweise ich auf die Bergpredigt, wo der Herr sagt: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen! Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.„ Wenn man vor Gott schon ein Ehebrecher ist mit einem begehrlichen Gedanken, mit einem lüsternen Blick, wer kann sich dann freisprechen von solcher Schuld?

Und weiter redet der Herr von Diebereien. Ach, wie sind die so verbreitet in der Welt! Wie oft kann man das Wort hören: „Stehlen ist keine Sünde, man muß sich nur nicht erwischen lassen.“ Und danach handeln viele. Man stiehlt nicht, o nein, man „organisiert„ dies und das! Und wenn es noch nicht zu Taten gekommen wäre auf diesem Gebiete, wie stand es um die Gedanken? Ach, wie viele neidische und mißgünstige Gedanken verklagen uns vor Gott! Wenn man jemand beneidet um seine bessere Stelle, um sein schöneres Haus, um seine reichere Ernte und was es sein mag, dann hat man sich schon versündigt und ist ein Dieb vor Gott.

Und dann kommen die falschen Zeugnisse. Ach, wieviel falsche Zeugnisse hat unser Mund schon ausgesprochen! Unwahre und verlogene und verleumderische Worte! Wer könnte sich davon freisprechen?

Und Lästerungen nennt der Herr. Gegen Menschen und gegen Gott hat es schon Lästerungen gegeben, Schelt- und Schimpfworte gegen Menschen, Worte der Unzufriedenheit, des Murrens und Haderns gegen Gott. Wer hätte sich nicht auch schon auf diese Weise versündigt? Ach, ja, so sieht der Herr uns an, daß die Keime zu allen Sünden, auch den schwersten und gemeinsten, in unserm Herzen wohnen, daß unser Herz verdorben ist durch die Sünde — durch und durch. Ob die Menschen das zugestehen oder nicht, das ändert an der Tatsache nichts, daß der Mund der Wahrheit so spricht. Und es geht ja nicht nach unserm Meinen und Wähnen, sondern es geht darum, was er von uns denkt und urteilt, der einmal unser Richter sein wird. O laß dir von ihm die Wahrheit sagen, auch wenn sie bitter ist!

Dann freust du dich als über eine frohe Botschaft, wenn er dir die Wahrheit sagt über Gott. Wie lautet die denn? Die lautet: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Trotz all unsrer Sünde und Schuld hat Gott uns geliebt, so geliebt, daß er seinen Sohn dahingab für uns zur Erlösung und Errettung. „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber.„ Die Erlösung ist vollbracht. Es fehlt gar nichts mehr daran. Gott gab seinen Sohn dahin in die Krippe von Bethlehem und ans Kreuz von Golgatha. Der Sohn Gottes gab sein Blut und Leben. Auf Seiten Gottes fehlt nichts mehr. Gott hat alles getan, was nur geschehen konnte und geschehen mußte zu unserm Heil. Nun fehlt nur noch das eine: daß wir dieses vollbrachte Heil im Glauben ergreifen, um dadurch gerettet zu sein für Zeit und Ewigkeit. So einfach ist das? Ja, so einfach ist das! So leicht für uns, denn die ganze Schwere der Erlösung hat Jesus auf sich genommen, als er als das Lamm Gottes unsre Sünde auf seinem Leibe hinauftrug auf das Kreuz von Golgatha.

O daß du mit dem Dichter sprechen würdest:

center> „Es quillt für mich dies teure Blut,
das glaub und fasse ich,
es macht auch meinen Schaden gut,
denn Christus starb für mich.“ center>

Ja, das. ist die Wahrheit, die Jesus uns im Evangelium sagt: daß wir verlorene Menschen sind, sündig durch und durch; aber für diese armen Sünder gab Gott seinen Sohn und vollbrachte in ihm die Erlösung. Und nun haben wir weiter gar nichts zu tun, als diese Erlösung im Glauben anzunehmen — und wir sind gerettet fürs Leben und fürs Sterben, für die Zeit und für die Ewigkeit. Das ist: die Wahrheit.

„Ich bin der Weg — und die Wahrheit und das Leben„ spricht der Herr. Das Leben, was ist das? Was meint er damit?

Im hohepriesterlichen Gebet sagt er uns, was er unter diesem Leben, diesem Leben aus Gott, diesem ewigen Leben versteht. Er sagt: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.“ Diese Gotteserkenntnis ist aber nicht eine Sache des Kopfes, eine bloße Theorie, sondern eine Sache der Praxis. Wir lernen Gott kennen in den Führungen unseres Lebens, durch die Erhörungen unserer Gebete. Es ist eine Sache der Lebens- und Liebesgemeinschaft. Durch den Umgang mit ihm im Wort und im Gebet lernen wir ihn immer besser kennen, er wird uns immer lieber und größer und herrlicher.

Mit Gott Gemeinschaft haben, das ist Leben. Und das ist ein ganz wunderbares Leben. Gott redet mit uns — und wir haben ein Ohr für ihn. Wir vernehmen seine Stimme, ob wir sie in der Predigt hören oder ob wir still vor unsrer Bibel sitzen — wir hören seine Stimme. Wir merken, daß er uns etwas zu sagen hat, sei es, daß er uns zu mahnen und zu strafen hat, sei es, daß er uns ermutigt und ermuntert. Wie köstlich ist das, wenn uns das Ohr aufgeht für Gott, daß wir merken: Er redet ganz persönlich mit uns, er gibt uns Weisungen und Aufträge.

Und wir dürfen mit ihm reden im Gebet. Was ist das doch für eine wunderbare und herrliche Erlaubnis, mit Gott reden zu dürfen! Was für ein Vorrecht! Beten ist keine Pflicht, die man erfüllen und „abmachen„ muß, o nein, Beten ist ein Vorrecht, wir dürfen mit ihm reden, wir dürfen ihm unser Herz ausschütten, wir dürfen ihm alles sagen und klagen, was „uns bewegt. Und wir erfahren, daß er ein Hörer des Gebetes ist, daß er sich nicht nur um die großen Entscheidungen unseres Lebens kümmert, sondern auch um unsere Kleinigkeiten. Nichts ist ihm zu gering und nebensächlich, was seine Kinder angeht. „Der Vater in der Höhe, der weiß zu allen Sachen Rat.“

Und wir dürfen den Arm Gottes bewegen mit unserem Gebet. Er greift ebenso in unser Leben ein, wie er das vor alters getan hat bei den Menschen, von denen die Heilige Schrift erzählt. Es ist nicht wahr, wenn manche sagen: „Heute passieren keine Wunder mehr!“ Es geschehen auch heute noch Wunder. Ich selbst bin ein Wunder, ein wandelndes Wunder. In meinen jungen Jahren war ich ein Ungläubiger und ein Spötter — und nun bin ich ein ganzes langes Leben hindurch ein Verkündiger des Evangeliums gewesen, denn ich habe das Wunder der Wiedergeburt erlebt, ich bin eine neue Kreatur, eine neue Schöpfung geworden. Und dann war ich in meinen jungen Jahren krank, schwer krank. Ich hatte ein Halsleiden, das die Ärzte für unheilbar erklärten. Sie sagten mir, daß ich nie würde predigen können, das sei ganz ausgeschlossen. Und nun blicke ich auf einen Predigtdienst von über fünfzig Jahren zurück, und die Stimme reicht in den größten Kirchen und Sälen aus, ohne zu ermüden. So bin ich nach Leib und Seele ein Wunder Gottes.

Und wie viele Wunder habe ich sonst in meinem Leben erfahren und mit angesehen, wie Trinker gerettet und neue Menschen wurden, wie Menschen, die unter einem Bann finsterer Mächte standen, frei und froh wurden. Ja, wer in Gemeinschaft mit Gott lebt, der erlebt die Wunder Gottes auf Schritt und Tritt. Da wird uns unser Leben erst wahrhaft lebenswert. Da bekommt es Ewigkeitswert und Ewigkeitsinhalt. Und diese Gemeinschaft mit Gott ist nicht etwa eine Sache mystischer Versenkung, sondern eine sehr praktische Sache für den Alltag unseres Lebens. In allen Lagen und Fragen, in allen Nöten und Anfechtungen, in allen Sorgen und Spannungen darf man sich der Gemeinschaft mit Gott erinnern und in den Himmel hineingreifen und erbitten, was man bedarf für Leib oder Seele.

Ja, das ist Leben, Leben in der Gemeinschaft mit Gott im Alltag und in der Arbeit, im Beruf und in der Familie. Hast du dies Leben? Kennst du dies Leben? Es ist so wunderbar, daß ich es gut verstehe, daß Menschen, die davon nichts wissen, von den Frommen sagen, sie seien Schwärmer und Phantasten, sie bildeten sich etwas ein, sie litten an Hirngespinsten. Sie können es auch nicht verstehen. Das muß man erleben, um es verstehen zu können. Aber Wahrheit und Wirklichkeit ist es doch, es gibt so ein Leben: Christus ist unser Leben.

So hat ihn Paulus erfahren, der im Philipperbriefe schreibt: „Christus ist mein Leben, und Sterben mein Gewinn.„ Und im Galaterbriefe sagt er: „Ich lebe, aber doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ So hat ihn Johannes erfahren, der da schreibt: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben.„ Und so erfahren ihn alle Kinder Gottes. Wahrlich, ja, Christus ist der Weg, Christus ist die Wahrheit, Christus ist das Leben. —

Und nun zieht der Herr gewissermaßen einen Schlußstrich und sagt: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Wenn er allein der Weg ist, dann gibt es für uns keinen anderen Weg, um zum Vater zu gelangen. Alle eigenen religiösen Bemühungen sind dadurch zur Fruchtlosigkeit verurteilt. Wenn Jesus allein die Wahrheit ist, dann gibt es für uns keine andere Wahrheit außer ihm. Er sagt uns die Wahrheit über Gott und über uns. Wenn Jesus allein das Leben ist, dann gibt es außer ihm und ohne ihn für uns kein wahres, wirkliches Leben. Paulus sagt: „Da wir tot waren in Übertretungen und Sünden.„ Und Johannes bezeugt: „Wir sind aus dem Tode ins Leben gekommen.“ Aber wer Jesus annimmt als den Weg, als die Wahrheit und als das Leben, der ist auf dem Wege zum Vater, ganz sicher und gewiß.

So komm zu dem Heiland und vertrau dich ihm an — und du erfährst es auch in seiner ganzen beseligenden Wahrheit: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich.„

Quelle: Modersohn, Ernst - Was ist mir Jesus?

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