Luther, Martin - Etliche sprüche/ was ein Concilium fur gewalt vnd macht habe.
- Es ist kein gewalt negest der gewalt Christi/ die der Aposteln vnd Propheten gewalt vergleichet möchte werden.
- Die andere alle der Aposteln vnd Propheten nachkomen/ sollen allein fur jre discipel vnd Jünger gehalten werden.
- Denn die Aposteln haben nicht allein jnn gemein als Aposteln/ sondern auch ein yeder jnn sonderheit fur seine person/ die verheissung des heiligen Geistes gehabt.
- Derhalben werden die Aposteln allein genennet der grundtfeste der Christlichen Kirchen/ als die/ so die Artickeln des heiligen Christlichen glaubens haben sollen geben.
- Es haben auch keine jre nachkomen auff jre sonderliche person/ die verheissung des heiligen Geistes gehabt.
- Derwegen nicht erfolget/ Die Aposteln haben diesen vnd diesen gewalt gehabt/ Darumb haben jre nachkomen auch solchen gewalt.
- Sondern alles das der Aposteln nachkomen wöllen setzen odder leren/ das sol der Aposteln lere folgen vnd mit bringen.
- Wie denn S. Peter sagt jnn seiner ersten Episteln am vierden Capitel/ So yemandts redet/ das ers rede als Gottes Wort. So yemant ein ampt hat/ das ers thu als aus dem vormögen das Gott dar reichet/ Auff das jnn allen dingen Gott gepreiset werde/ durch Jhesum Christum/ welchem sey ehre vnd gewalt/ von ewigkeit zu ewigkeit/ Amen.
- Denn keine weissagung jnn der Schrifft/ als auch Sanct Peter jnn seiner andern Epistel am ersten Capitel schreibt/ geschicht aus eigener auslegung/ Denn es ist noch nye kein auslegung aus menschlichem willen erfür bracht/ der mensch sey jnn was hohen standt vnd grad er ymer möge.
- Sondern die menschen werden durch den heiligen Geist getrieben/ die heiligen Schrifft auszulegen/ vnd nicht aus eigenem willen.
- So nu der Aposteln nachkomen/ der Aposteln grundtfeste nicht folgen/ noch sich nach der Aposteln lere richten/ so sinds Ketzer odder Widerchristen/ als die ausserhalb des rechten grundtfestes verloren sint.
- Derhalben mögen die Bischöffe jnn jrer versamlung odder ein Concilium so wol jrren als andere menschen/ beide Regenten vnd vnterthanen.
- So sie aber nicht jrren/ so geschichts zufalls odder durch verdiens eines heiligen Christlichen mans so vnther jnen ist/ odder aus verdienst der gantzen Christlichen gemeine/ vnd nicht von wegen der gewalt jrer versamlung.
- Eben als das Concilium Nicenum/ aus dem vermögen des einigen mans Paphnuncij/ hat sich des jrthumbs erweret/ aus dem das Christus ob seiner Christenheit vnd gemeine gehalten hat.
- Denn der heilige Geist ist durch keine verheissung verpflicht vnd verbunden bey den Bischoffen odder eines Concilums versamlung zu sein. Mögen auch solchs nicht beweisen.
- Darumb ist jr berümen nicht allein hoffertig vnd falsch vnd erdicht/ Sondern ich that schyr sagen/ auch Gotslesterlich/ das sie furgeben/ das sie durch den heiligen Geist ordentlich vorsammelt sind.
- Denn wer versichert sie odder vns des/ das der heilige Geist aus noth verpflicht sey bey jrer versamlung zu sein?
- Das sie zusamen komen das ist leicht/ Das sie aber im heiligen Geist zusamen solten komen/ das kan nicht geschehen/ sie folgen denn der lere der Aposteln/ vnd nicht das/ so jren eigen gedancken/ sondern das dem glauben vertrawen vnd zuuersicht zu Gottes gnaden/ einlich vnd gleich sey/ handel vnd auffrichten.
- Do aber sagen sie recht an/ das sie die gemeine Christliche Kirchen bedeuten. Denn sie sint nicht von noth wegen die Christliche Kirche/ Sondern sie bedeuten zu merer malen allein die Christliche Kirchen.
- Dieweil sie denn allein die Christliche Kirchen bedeuten/ so sint sie eben also die Christliche Kirche/ als ein gemalter mensch/ ein mensch/ das ist bedeutlich vnde nicht warhafftichlich.
- Vnd do sie etwas merers sint/ das ist die Christliche Kirch/ so geschichts zufalls/ vnd nicht aus dem vermögen der bedeutlichen Kirchen.
- Denn das zeugen die Historien an/ das die Concilia offtmals allein ein bedeutliche/ vnd selten die rechte Christliche Kirche gewest sind.
- Ja das Concilium ist allezeit ein bedeutliche Kirchen/ An jm selbs dauon zu reden/ Aber zufalles ist es die rechte Christliche Kirche.
- Derhalben niemant schuldig ist den satzungen abschiden/ vnd verordnung der bedeutlichen Kirchen/ Das ist der Concilien zu gleuben/ sie vrtheilen/ handeln vnd reden denn nach vermöge der Aposteln schrifft/ Welchs denn zufelliger weise geschicht.
- Derhalben niemant schuldig ist den satzungen abschiden/ vnd verordnung der bedeutlichen Kirchen/ das ist der Concilien zu gleuben/ sie vrtheilen/ handeln vnd reden denn nach vermöge der Aposteln schrifft/ Welchs denn zufelliger weise geschicht.
- Die andern alle/ sint nichts denn eitel lauter bedeutliche odder gemalte Kirchen/ welchen wo sie nicht wider Gottes Wort sind/ man beyfall geben mag.
Ja sie sagen selbs/ das ein einiger mensch möge einem gantzen Concilio widersprechen/ so er besser vrsach odder schrifft hette.
- Sie sagens wol/ aber sie liegen/ Angesehen/ das sie solichs mit der that gewaltiglich/ nicht allein verneinen/ sondern auch verdammen.
- Ja wenn schon ein Engel vom himel keme/ so liessen sie jnen nicht widersprechen. Höreten auch vnzeliche Paphnucios nicht.
- Im Concilio Niceno/ da wol drey hundert vnd xviii. Bisschoffe jnnen gewest sint/ hat sich der einige Paphnutius wider alle gesatzt. Dennoch haben sie jn nicht verbrant/ sondern geert vnd gelobt.
- Im Concilio zu Constentz/ haben sich zwen paphnucij/ Johan Hus vnd Hieronymus von Praga/ mit der Göttlichen Schrifft gerüstet/ wider sie gesetzt. Sie sint aber nicht gelobt vnd geeret/ sondern verbrant worden.
Quelle: Etliche Christliche/ tröstliche sprüche/ durch herrn D. Martinus Luther vnd herrn Magister Philipps Melanchton zu Wittemberg disputiert/ durch Georgium Spalatinum verdeutschet.
M. D. XXXVIII.