Kügelgen, Heinrich von - Andachten

Kügelgen, Heinrich von - Andachten

Psalter

Ich bin beides, Dein Pilgrim und Dein Bürger, wie alle meine Väter.
(Ps. 39,13.)

Warum ist dieses unbegriffne Sehnen In das Herz des Menschen tief gesenkt? Sprich, was sollen seine Seufzer, Tränen, Oft wenn er an Glück hienieden denkt? Mahnen sie nicht mitten in der Freude An des Erdenlebens Eitelkeit? Sieh, wie bald die blütenreiche Heide Angetan ihr kaltes Winterkleid. Kühlung fächelnd rauschten sanft vom Baume Grüne Blätter - wehe, wie geschwind Welkten sie, am öden Waldessaume Wirbelt in die Lüfte sie der Wind! Bald verlöscht der Fackel Helle Flamme, Düstrer Rauch erfüllt das frohe Licht. Lächelnd sitzt das Kind im Schoß der Amme, Ahnt nicht, dass ihr einst das Auge bricht. Rufst Du, Gott, zu kurzen Erdenfreuden Deinen Menschen in dies Jammertal? Büßt er diese arme Lust mit Leiden? Lohnt sein Glück ihn für den Kummer all? Hast Du darum, HErr, Dich hingegeben, Und Dich selbst zum Opfer dargebracht, Dass nach früh verblütem Erdenleben Ich versinke in des Todes Nacht? Nein! für unsere Wünsche, unser Sehnen Gibt es jenseits noch ein weites Feld, Und die Seufzer, Schmerzen, Leiden, Tränen Sind die Freudensaat für jene Welt. Unsre Sehnsucht wird sich dort erfüllen, Unsre Sehnsucht nach dem Vaterland. Gott wird selber Schmerz und Leiden stillen, Unsre Tränen trocknen Seine Hand. Was wir Fahnten, werden wir erkennen, werden schauen, was wir hier geglaubt, Wiederfinden um uns nie zu trennen, Alle, die der Tod uns hier geraubt, Wann der Geist, befreit von ird'schen Banden, Wiederkehrt zu jenem großen Geist, Dort in jenen ewig frohen Landen Mit den Cherubim den Schöpfer preist. Aber Fremde bleiben wir hienieden, Ohne Ruhe ist der Wanderstab, Jenseits find't das arme Herz erst Frieden, Wenn die Hülle ruht im Kühlen Grab. Amen. (Heinr. von Kügelgen.)

Jesaja

Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber Meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund Meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HErr, dein Erbarmer.
(Jes. 54,10.)

Wie es leichter ist, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein „Reicher“, d. h. einer, dem sein Geld sein Gott ist, auf welchen er sich wie auf einen falschen Götzen verlässt ins Himmelreich kommt, so ist es auch eher möglich, dass Berge weichen und Hügel hinfallen, als dass Seine Gnade wankt und der Bund Seines Friedens hinfällt. Denn was Er zusagt, das hält Er gewiss. Er spricht aber: Ich habe Gedanken des Friedens und nicht des Leides! Hört es doch, ihr mühseligen und beladenen Seelen! - „Seht, hier Ist die Tür Zu den wahren Freuden!“ Er hat in Seinem unendlichen Erbarmen eine offene Tür gelassen und es ist niemand da, der sie zuschließt. Es gilt nur, diese Gnade im Glauben ergreifen und sich aneignen. O bittet Ihn um Kraft dazu und Er wird sie euch geben und zwar je länger je mehr! Schließlich wird dann unser ganzes Leben zu einer Kette von Gnadenerfahrungen und wir werden singen können von Seiner Gnade ewiglich und Seine Wahrheit verkündigen müssen für und für!

Ach, erbarm Dich meiner wieder,
Meine Kraft, O Gott, ist hin,
Nimm mich wieder an, mein Heiland,
Nimm mich, Jesu, wie ich bin!

HErr, zerbrich, zerreiß die Kette,
Die mich an der Sünde hält,
Nimm mir alle meine Freuden,
Die mir bietet diese Welt!

Aber gib mir Deinen Frieden,
Deine Liebe und Geduld
Und, wenn ich von neuem Fehle,
So vergib mir meine Schuld!

Amen.

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autoren/k/kuegelgen_h/kuegelgen_heinrich_von_-_andachten.txt · Zuletzt geändert: von aj
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