Keller, Samuel - Offenbarung des Johannes

Keller, Samuel - Offenbarung des Johannes

Kapitel 1

„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig“
Off. 1, 18

Das kann im vollen Sinn beider Aussagen niemand so von sich sagen als Jesus! Was haben wir seither von diesen Heilstatsachen für unsern Glauben und Leben schon gehabt und genossen! Da mutet es uns wunderlich an, wenn es mitten in der Christenheit Leute gibt, die kein Ostern, keinen auferstandenen Heiland, keine Lebensbezeugung aus der Höhe erkennen. Vielleicht fehlt ihnen die Gleichung: sie selbst sind noch von ihrem Tod - d. h. ihrer Sündenverhaftung, gar nicht überzeugt, darum sind sie auch noch nicht lebendig! Sie brauchten keinen toten Heiland am Kreuz um ihrer Schuld willen - dann bekommen sie auch keinen lebendigen Heiland für ihr Leben! Der Weg zum lebendigen Osterjubel geht durch die Totenklage des Karfreitags. Neues Leben wächst nur aus dem Gericht über die Sünde am Kreuz. Nun glauben wir aber an Jesu Tod und die Vergebung unserer Sünden; dann muß auch der Osterglaube in uns spürbare Wirkungen erzielen: mit Jesus lebendig geworden für Gott! - Und wenn es leiblich nochmals so kommt, daß wir sterben müssen, dann bleibt's doch bei der Gleichung mit Jesus, daß wir nachher im neuen Licht der Ewigkeit ihm das jauchzend nachsprechen können: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig!

Herr Jesus, du lebst und willst uns auch in dein Leben hineinziehen! Erbarme dich unserer Trägheit und Torheit, wenn es gilt, zu glauben und zu leben mit dir. Amen.

Kapitel 4

„und ein Regenbogen war um den Stuhl“
Off. 4, 3

Welch ein feines, treffendes Bild! Der dort auf dem Stuhl sitzt, hat nicht immer schönes Wetter und glänzenden Sonnenschein auf Erden gehabt und gewollt. Der Regenbogen ist doch meistens nur zu sehen, wenn der Wettersturm vorbeigezogen ist. Jesus hat Schmerz und Versuchung, Kampf und Tod hinter sich; von daher der Regenbogen. Und das geht auch seine Leute an, die aus großer Trübsal gekommen sind. Der Sonnenschein allein macht die Wüste! Wir bekommen früh genug jenen wundersamen Regenbogenglanz zu sehen, wenn wir angelangt sind am gläsernen Meer. Hier kalter Sturm und heftige Niederschläge; daraus kann man den Schluß ziehen: Daheim beim Herrn werden wir schönes Wetter haben und der Regenbogen wird unter uns sein! Umgekehrt wäre es schauerlich! Jetzt den höchsten Barometerstand und einst die ewige Regenzeit! Darum wollen wir stille werden mitten in der Trübsal und uns trösten mit der zukünftigen Herrlichkeit. Unsere Tränen gehören auch zu jenen Millionen Tropfen, in denen sich der Sonnenglanz der Ewigkeit bricht, der jenen Regenbogen schaffen soll. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige Herrlichkeit, die über alle Maßen ist.

Heute gib uns, Herr, nur Kraft zur Stille und stärke unsere Hoffnung auf deine herrliche Zukunft. Jeder Schritt im regennassen Wege bringt uns dem Sonnenschein näher, der nie verblaßt. Leuchte in unser armes Leben, unsern Füßen Kraft zu geben. Wir kommen nach Hause, zu dir! Amen.

Kapitel 21

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.“
Off. 21, 1

Da möchte ich mit Jung-Stilling sprechen: „Selig sind, die da Heimweh haben, denn sie sollen nach Hause kommen.“ Denn was Johannes sah, ist unsere eigentliche Heimat und das Ziel unserer Sehnsucht. Nur sind wir noch nicht genug gereinigt, noch zu sehr der irdischen Luft zugeneigt. Es muß jetzt in unserem Erdenleben die Sinnlichkeit so weit vom Geist beherrscht werden, daß sie ihm an keiner Stelle eine unüberwindbare Gelegenheit zum Sündigen entgegenstellt. Dann kann erst einst der andere Vorgang in die Hand genommen werden, die neuen Erdenverhältnisse nach unsern reinen und starken Persönlichkeiten zu bilden und zu ordnen. Jetzt gilt's den sittlichen Sieg - einst in allen sichtbaren Verhältnissen auf der neuen Erde die Verteilung der Siegesbeute und die Einrichtung des Friedensreiches. Es steht den Kindern Gottes noch Großes bevor. Möchten wir endlich uns von der Kleinigkeit und Narrheit erlösen lassen, im jetzigen Schulstaube unser Glück suchen zu wollen. Wir lernen hier und werden hier nicht für dieses Leben, sondern für jenes. Darum stimmt so manches Erdenmaß nicht mit den Maßstäben, die wir Ewigkeitsmenschen schon in der Brust tragen.

Herr, unser Gott, laß uns die Unstimmigkeiten hienieden als Boten der Ewigkeit ansehen. Hier Dissonanzen, dort die Harmonie, aber nicht ohne daß wir dazu erzogen werden, für jenes Ziel uns hinzugeben. Nimm uns und bilde uns nach deinem Plan. Amen.

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