Hofacker, Ludwig - Andachten über die Apostelgeschichte

Hofacker, Ludwig - Andachten über die Apostelgeschichte

Apostelgeschichte 3,26.

Euch zuvörderst hat Gott auferweckt sein Kind Jesum, und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeglicher sich bekehre von seiner Bosheit.

Wie mag solches zugehen? Wenn ein Mensch von seinem Sündenschlaf durch die Kraft des heiligen Geistes aufsteht, wenn er das Klopfen des Heilands an seiner Herzenstür hört, und sich aufmacht und den Entschluss fasst: ich will zu meinem Vater gehen, oder mit anderen Worten, ich will mich bekehren, da naht der HErr Jesus herzu und erleuchtet eine solche arme Seele, und der heilige Geist zeigt ihr ihren alten Menschen. O wie erschrickt sie da vor der Schlangenbrut, die sie in ihrem Herzen wahrnimmt, wie erscheint ihr da ihr vergangenes Leben so verwerflich, wie viele Versäumnisse, wie viele Schulden gegen ihren HErrn und Gott, dem sie hätte zur Ehre Leben sollen, türmen sich auf vor ihr! In solcher Not des Herzens weist sie der Geist der Wahrheit zu Dem, der gesagt hat: „Kommt her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Der Geist Gottes führt sie zum Kreuz, zum Lamm hin, auf die heilige Stätte von Golgatha. Von diesem Hügel her geht der königliche Glaube in ihrem Herzen auf: mir sind meine Sünden vergeben. Der blutige Jesus ist mein, und ich bin sein; sein ist meine Schuld, mein ist sein Verdienst. Da wird der neue Mensch im Herzen geboren; da wird das Bild des Gekreuzigten der Seele eingedrückt; da entsteht Glaube, Liebe, Hoffnung; da entspringt ein neues Leben, ein Trachten nach dem Unvergänglichen, ein Trachten, Dem, der sich für uns dahin gab, auch allein zur Ehre zu leben und zu leiden; da flieht man die Sünde wie eine Schlange; da will man den Heiland nicht mehr betrüben; da will man ihm auch im Kleinen Treue beweisen; da verabscheut man den vorigen Wandel, die vorige Blindheit, die vorige Sünde, da spricht man mit Schmerz und Reue:

Ach, dass ich dich so spät erkennt, Du hochgelobte Liebe du, Und dich nicht eher mein genennet, Du höchstes Gut und wahre Ruh'. Es ist mir leid, ich bin betrübt, Dass ich so spät geliebt.

Apostelgeschichte 28,27.

Das Herz dieses Volkes ist verstockt, und sie hören schwerlich mit Ohren und schlummern mit ihren Augen, auf dass sie nicht dermaleinst sehen mit den Augen und hören mit den Ohren und verständig werden im Herzen und sich bekehren, dass ich ihnen hälfe.

Bekehrung heißt, dass ich es kurz sage, diejenige Veränderung im Menschen, wodurch er seinen von Gott abgewendeten Willen dem HErrn wieder zuwendet, und aus der Gewalt der Finsternis errettet wird, zu dienen dem lebendigen Gott. Das ist keine Bekehrung, wenn ein Mensch alt wird und seine Leidenschaften schweigen und die Sünde verlässt ihn und er beginnt ein geordnetes Leben. Das ist auch keine Bekehrung, wenn einer als Mann das unterlässt und sich dessen schämt, was er als Knabe und Jüngling getan hat. Das ist auch keine Bekehrung, wenn einer um des Amtes, um der Ehre, um des Ansehens willen, in welchem er bei Menschen steht, ernstere Sitte und Zucht beobachtet. Das ist auch keine Bekehrung, wenn einer aus der Verschwendung in den Geiz hineingerät, oder aus der offenbaren Rachsucht und Feindschaft weltklug und listig in heimlichen Neid und heimliche Tücke umschlägt, also einen Teufel durch den anderen austreibt. Endlich ist auch das keine Bekehrung, wenn einer, der vorher der Sünde und dem Wesen dieser Welt diente, selbstgenügsam sich in sich selbst zurückzieht, und im Stolz eine eigene Tugend und Gerechtigkeit aufzurichten strebt, in welcher er sich, wie er vorher in den Dingen dieser Welt sich gefallen hatte, wieder gefallen und sein Eigenes suchen könnte. Das sind Veränderungen, aber keine Bekehrungen; es ist dies nur eine Vertauschung einer Sünde mit der anderen. Es ist nicht genug, dass eine Sünde in ihren groben oder feinen Ausbrüchen aufhöre; das entgegengesetzte Gute muss dafür in das Herz gepflanzt werden, also statt der Zornsucht in Sanftmut, statt des Stolzes muss Demut, statt der Habsucht muss tätige Liebe, statt der Trägheit muss Fleiß in guten Werken, statt der Wollust muss Keuschheit und Reinheit des Herzens in uns Platz gewinnen, aus einer Werkstätte des Satans muss das Herz ein Tempel Gottes werden, statt des Bildes Adams und des Schlangengebildes muss Christus eine Gestalt in uns gewinnen, statt ein Knecht der Sünde zu sein, muss der Mensch ein Knecht und ein Eigentum Gottes werden. Das heißt sich bekehren, das ist die Bekehrung, welche der Heiland im Evangelium fordert. Natürliche Gutmütigkeit, äußere Rechtschaffenheit und Ehrbarkeit tun nichts zur Sache, es muss etwas Neues, ein Geistesleben im Menschen aufgehen; eine neue Geburt muss mit ihm vorgehen, sonst bleibt der Zorn Gottes über ihm.

Komm du lang verlangte Stund', Komm du Lebensgeist von Oben! Ach wie soll mein froher Mund, Jesu, deine Treue loben, Wenn mich deine Liebesmacht, Dir zu dienen, frei gemacht.

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autoren/h/hofacker-andachten/hofacker-andachten_ueber_die_apostelgeschichte.txt · Zuletzt geändert: von aj
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