Gerok, Karl von – Andachten zum Psalter - Psalm 8.

Gerok, Karl von – Andachten zum Psalter - Psalm 8.

(1) Ein Psalm Davids, vorzusingen auf der Githith. (2) Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir dankt im Himmel! (3) Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet, um deiner Feinde willen, dass du vertilgst den Feind und den Rachgierigen. (4) Denn ich werde sehen die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitest. (5) Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? (6) Du wirst ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein; aber mit Ehre und Schmuck wirst du ihn krönen. (7) Du wirst ihn zum Herrn machen über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan; (8) Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere, (9) Die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was im Meer geht. (10) Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!

Aus einem andern, fröhlicheren Ton als bisher klingt diesmal die reichbesaitete Davidsharfe. Eine neue Gattung von Psalmen lernen wir heute kennen. Wir haben zuerst einen Lehrpsalm gehabt, dann einen prophetischen Psalm, dann vom dritten bis siebten Bitt- und Klagepsalmen. Diesmal ist es ein Lobpsalm, den wir vor uns haben, ein Loblied auf die Herrlichkeit des Schöpfers, die sich offenbart in seinen Werken, am Himmel und auf Erden.

Ein geistreicher Ausleger vermutet, David habe dieses einfache und doch so erhabene, friedliche und doch feierliche Lied in einer schönen morgenländischen Sternennacht gesungen, unter freiem Himmel, vielleicht als Jüngling, da er noch auf Bethlehems Fluren seines Vaters Isai Schafherden hütete. Es mag wohl sein, denn es klingt eine so heitere, beschauliche Ruhe durch diesen Psalm, wie sie David in seinem späteren sturmbewegten Leben nicht mehr oft fand; zudem sind es ja die Jahre der gefühlvollen, phantasiereichen Jugend, in denen das Herz am empfänglichsten ist für die Wunder der Schöpfung und für die Stimmen der göttlichen Allmacht und Liebe in der Natur.

Dem sei, wie ihm wolle. David mag diesen Psalm gedichtet haben als unbekannter Hirtenknabe oder als gesalbter König und gekrönter Völkerhirt, in braunen Locken oder in grauen Haaren, auf Bethlehems Fluren, wo später jene frommen Hirten in stiller Nacht noch von einem seligeren Licht sich umleuchtet sahen, als vom Lichte der Sterne, oder auf dem Söller seiner königlichen Zionsburg - es ist ein schönes Lied, dieses Loblied auf den Schöpfer Himmels und der Erde, und es findet gewiss Anklang auch in unsern Herzen zumal in dieser Zeit des nahenden Frühjahrs, wo die Schöpfung wieder leise und allmählich anfängt, aus ihrem Winterschlaf zu erwachen, dem Schöpfer zur Ehre und den Kreaturen zur Freude. Wir wollen überhaupt diese Predigten nicht überhören, die auch aus Gottes sichtbarer Schöpfung tausendstimmig an unser Herz klingen. Auch die Natur ist gleichsam eine große tausendblättrige Bilderbibel, die uns erzählt von dem großen Gott im Himmel; die vier Jahreszeiten sind gleichsam vier große und die zwölf Monate gleichsam zwölf kleine Propheten, die uns, jeder auf seine Weise vom Schöpfer aller Dinge predigen, und die vier Tageszeiten sind gleichsam vier Evangelisten, die uns in verschiedenem Ton, aber alle gleich eindringlich von der Liebe und Güte Gottes erzählen. - Wer hat nicht schon beim Rollen des Gewitters sich durchschauert gefühlt von der Heiligkeit Jehovahs und beim Säuseln der Frühlingsluft sich umweht gefühlt von der Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes? Wer hat nicht beim Aufblick zum Sternenhimmel schon angebetet die Allmacht und bei der Betrachtung eines Blümleins bewundert die Weisheit des Schöpfers, der alles so weislich geordnet bis ins kleinste Fäserchen hinein? Wen hat nicht ein frischer Morgen schon zu mutigem Gottvertrauen ermuntert und ein sanft hereindämmernder Abend zu sanfter Andacht gestimmt? Freilich sind alle diese Stimmen der Schöpfung nur Stimmen aus dem Vorhof, das Heiligtum wird uns erst aufgeschlossen im geschriebenen Gotteswort, im Evangelium erst und in dem, welcher das Evangelium verkündigt; im Sohne Gottes schauen wir die Herrlichkeit des Vaters ganz und sehen der ewigen Liebe bis ins Herz hinein; und das Allerheiligste wird uns erst droben aufgeschlossen werden in der bessern Welt. Drum soll uns auch die Natur nicht vom Evangelium ab, sondern immer wieder zum Evangelium hinziehen, wie's in einem Liede heißt:

In deine Welt will ich
Und in dein Wort mich senken;
Die Schöpfung, Herr, soll mich
Zu Dank und Ehrfurcht lenken;
Doch deine Schrift, darin
Dein Sohn mir ward bewusst,
Die zieh mich ewig hin
An deine Vaterbrust!

Und die Lieblichkeit der Erde soll uns nur ein Vorschmack sein:

Ach, denk ich, bist du hier so schön
Und lässest uns so lieblich gehn
Auf dieser armen Erden:
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
Und güldnen Schlosse werden!

Aber nun zu unserm Psalm! Das Thema desselben ist kurz:

Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung

und zwar fasst der Sänger dabei die zwei Hauptgebiete der Schöpfung ins Auge:

  1. den Himmel,
  2. die Erde.

1.

Zum Himmel erhebt David insbesondere sein Auge im 2. und 4. Vers.

V. 2. „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, da man dir dankt und dich preist im Himmel.“

Da blickt David zuerst empor in die unermesslichen Gebiete, in die erhabenen Regionen der überirdischen Schöpfung, die über unserem Haupte sich ausbreiten als noch unentdeckte Landschaften des göttlichen Reichs, zu denen wir nur von ferne hinblicken. Auch dort lobsingt man Gott, die Morgensterne loben ihn, von einem Stern zum andern, von einem Weltkörper zum andern klingt sein Ruhm bis hinein in jenes Allerheiligste, wo er selber wohnt und thront in einem Lichte, da niemand zukommen kann, umgeben von den Lobgesängen der seligen Geister und himmlischen Heerscharen. Von denselben Wundern der überirdischen Schöpfung heißt es weiter

V. 4. „Ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitest!“

Daraus dass David hier zwar Mond und Sterne nennt, die Sonne aber nicht, hat man geschlossen, der Psalm sei in einer schönen Nacht, bei Sternenlicht und Mondenschein gedichtet. Und in der Tat, wenn am Tage der Glanz der Sonne uns blendet, das bunte Weltgewühl uns zerstreut, das laute Tagesgeräusch uns betäubt, so dürfen wir nur in einer stillen heiteren Nacht emporschauen zum Heer der Sterne und dürfen denken: das alles ist seiner Finger Werk, das alles sind Welten, unzählige, ungeheure Welten, von der Hand des Allmächtigen geschaffen, wie goldene Saatkörner ausgestreut; wir können sie nicht zählen, aber er nennt sie alle mit Namen, er hat jeder ihre Bahn vorgezeichnet, auf der sie seit Jahrtausenden wandelt und ist noch kein Haar breit ausgewichen zur Rechten oder zur Linken; auch dort sind Wesen, die ihm dienen und ihn preisen - und wahrlich wem bei einem solchen Anblick, bei solchen Gedanken nicht die Seele schauert von Ehrfurcht und Anbetung, der ist ein Mensch ohne Gefühl. Einen hochmütigen Gottesleugner, meine ich, dürfte man nur einmal herausführen unter Gottes Sternenhimmel und mit Hiob fragen (K. 38): „Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden? oder das Band des Orion auflösen? Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit? oder den Wagen am Himmel über seine Kinder führen?“ und der frechste Spötter müsste verstummen, der hochmütigste Gottesleugner sich schämen. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Veste verkündiget seiner Hände Werk. (Ps. 19.) Aber nicht die Himmel allein, sondern auch die Erde.

2.

Zur Erde wendet nun David seinen Blick, auch da erkennt er die Wunder der göttlichen Allmacht, Weisheit und Liebe. Wenn wir von der leuchtenden Sternenwelt unsern Blick herabsenken auf diese arme dunkle kleine Erde, die nichts ist als ein Sandkorn unter diesen Welten, nichts ist als ein Tropfen am Eimer, da möchte man freilich zagen und fragen: Was ist dieses Sandkorn, was ist dieser Tropfen am Eimer in den Augen des Allmächtigen, welchen die Morgensterne loben und die himmlischen Heerscharen anbeten mit verhülltem Angesicht? Und was bin ich vollends, ich armer einzelner Mensch, wieder ein Sandkorn auf dem Sandkorn, ein Pünktlein auf der Erde? Ja da möchte man demütig nicht nur, sondern kleinmütig fragen mit dem Psalmisten:

V. 5. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkest, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“

Solltest du denn, Allmächtiger, unter den Millionen deiner Kreaturen auch meiner gedenken, der ich so ein elendes Gemächte bin, von gestern her, ein Kind des Staubes, von Erde genommen, in Erde bald wieder zerfallend?

Und doch, Geliebte, wie ermutigend, wie tröstlich, wie erhebend klingt auf solche Fragen die Antwort, die der Psalmist selber sich gibt in unserem Psalm, die Antwort, die schon im 3. V. enthalten ist. „Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht, ein Lob dir zugerichtet, um deiner Feinde willen, dass du vertilgest (beschwichtigest) den Feind und den Rachgierigen (Widersacher).“ Ja auch die arme, kleine, dunkle Erde sieht Gott in Gnaden an unter dem Chor der leuchtenden Welten und macht sie zu einem Schauplatz seiner Weisheit und Liebe; auch den Menschen, das Gebild vom Staube, macht er zu einem Gefäß seiner Gnade, zu einem Abbild seiner Herrlichkeit. Nimm den Menschen in seiner schwächsten, armseligsten, hilflosesten Gestalt, nimm ein kleines Kind, einen zarten Säugling - siehe auch in dessen Munde schon hat sich Gott ein Lob bereitet, auch aus dessen Auge schon leuchtet dich etwas an vom göttlichen Ebenbild, auch in dessen zartem Herzlein schon beginnt die erziehende Liebe Gottes ihr heiliges und seliges Werk.

Ja Kinder sind gerade ganz besondere Gefäße der göttlichen Gnade; willst du sehen, wie recht freundlich und liebreich es der große Gott mit seiner Menschenkreatur meint, o so schau ein fröhliches Kindlein an, wie es ohne Sorge und Kummer zu seiner Mutter Füßen spielt. Willst du sehen, wie lieblich Gott seiner Menschenkinder sich annimmt, denk an die Behütungen und Bewahrungen der Kinder. Willst du noch einen Strahl der ursprünglichen Unschuld schauen in dem verdorbenen, verkommenen, sündigen Menschengeschlecht: schau in ein klares, treuherziges Kinderauge, in dem noch kein Falsch und keine Tücke wohnt. Willst du sehen, wie Gott sein Gnadenwerk hat in einer Menschenseele, o so schau ein betendes Kindlein an, wie es seine Händlein faltet, sein Gebetlein lallt, oder ein sterbendes Kind, wie es so gerne stirbt, so selig entschläft und auf seinen lieben Heiland im Himmel sich freut. Nein der große heilige Gott vergisst seiner Menschenkinder nicht, er nimmt sich ihrer gnädig an und will sie zu Gefäßen seiner Ehre, zu Herolden seines Ruhmes machen. Wenn wir das beim Hinblick auf die Erwachsenen und ihre Sünden oft fast nicht glauben können, o so muss es uns ein Blick auf die Kinder wieder lehren und uns den Glauben an Gott und die Menschheit wieder stärken. Darum hat auch unser Heiland die Kinder so hochgehalten und so lieb gehabt, hat sie auf den Schoß genommen und gesprochen: Lasst die Kindlein zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich; und hat bei seinem letzten Einzug noch, als ihm die Kinder in den Tempel mit ihrem Hosiannah nachliefen, sich darüber gefreut und unseres Psalmwortes dabei gedacht: Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir ein Lob zugerichtet.

So hoher Gnade hat der Schöpfer bei der Schöpfung schon das Menschengeschlecht gewürdigt, indem er den Menschen schuf nach seinem Bilde und zum Herrn setzte über alle Kreaturen. Davon spricht David V. 6 und 7-10.

V. 6 heißt nach der wörtlichen Übersetzung zunächst: „Du setztest ihn (den Menschen) nur um wenig unter Gott, hast ihn geschaffen nach deinem Bild und mit Ehre und Schmuck ihn gekrönt;“ doch es ist freilich nur ein zerrissener Schmuck jetzt, nur ein bestaubtes und geschwärztes Ebenbild Gottes, dessen die sündige Menschheit sich rühmen darf, aber doch auch in der tiefsten Erniedrigung durch die Sünde bleibt noch ein Fünkchen des uralten Adels im Menschen zurück, und auch jetzt noch kann's den Menschen aufrichten in seinem Elend, aufheben aus dem Staub der Sünde und zum Guten, zum Göttlichen ermuntern, wenn er sich selber zuruft: Mensch, bedenke deine Krone; du bist besser als die Tiere des Feldes, ja als die ganze sichtbare Welt um dich her; dir hat Gott von seinem Geist etwas eingehaucht, dir hat er sein Bild aufgeprägt, darum himmelan, gottgeschaffener Geist, himmelan, unsterbliche Seele! Und eben damit, dass er uns nach seinem Ebenbild geschaffen, hat Gott den Menschen auch zum Herrn gemacht über die ganze Schöpfung. V. 7-9. „Du wirkst ihn (du machst ihn) zum Herrn machen über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan; Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die wilden Tiere. Die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was im Meer geht.“** Das weist uns wieder zurück auf die Schöpfungsgeschichte. Am Schluss des sechsten Tagewerks, als die Erde dastand in ihrem Frühlingsgeschmeide, von Segen triefend, von Leben wimmelnd auf der Oberfläche und in den Tiefen, die Herden auf den Fluren, die Tiere in den Wäldern, die Vögel in den Lüften, die Fische in den Gewässern, in ihren Eingeweiden die Schatzkammer ihrer Metalle und Edelsteine, als die junge Erde dastand wie ein Tempel, der nur auf seinen Priester wartet: da schuf Gott den Menschen und setzte ihn zum Priester in diesem Tempel, zum Haushalter in diesem schönen Wohnhaus, zum Herrscher über alle Kreaturen.

Und welches ist denn das Zepter, womit der Mensch die Natur und Kreatur beherrscht? Schwach, nackt und hilflos, ja schwächer und hilfloser als fast jedes Tier tritt der Mensch in die Welt ein. Der Löwe hat seinen Zahn und das Krokodil seinen Panzer, der Vogel seine Flügel und der Fisch seine Flossen - welche Waffe hat der Mensch? Er hat den Geist aus Gott, den erfinderischen Verstand, den vernünftigen Willen, damit macht er sich die Welt untertan, damit hat er gelernt, sich die Tiere dienstbar zu machen, dass sie ihm Nahrung und Kleidung geben, und hat gelernt, die Erde zu bearbeiten, dass sie ihm Früchte bringt und ihre Schätze darreicht; hat gelernt, die Elemente zu bändigen, dass Feuer und Wasser, Luft und Dampf seinen Zwecken dienen und mit ihm und für ihn arbeiten müssen. Alle Erfindungen des Menschen bis auf diesen Tag, sie sind ein Ausfluss des vernünftigen Geistes, den Gott ihm eingehaucht; alle Werke seiner Kunst und seines Fleißes, sie müssen zum Preise dessen dienen, von dem alle gute und alle vollkommene Gabe kommt; und die große Weltindustrieausstellung in London, von der man jetzt soviel spricht, wo alle Länder und Weltteile Perlen ihrer Kunst und ihres Gewerbefleißes zusammenbringen sollen, auch sie sollte für ein christliches Auge, für einen frommen Sinn nicht zum eitlen Menschenruhm, sondern zum demütigen Preise Gottes dienen und über jenes Riesengebäude könnte man keine bessere Aufschrift sehen, als die Anfangs- und Schlussworte unseres Psalms: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen!“

Freilich, meine Lieben, auch in diese Herrschaft des Menschen über die Natur ist ein großer Riss geschehen durch die Sünde. Noch gilt der alte Fluch: „Dornen und Disteln soll dir der Acker tragen und sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zur Erde werdest, davon du genommen bist; denn du bist Erde und sollst zur Erde werden.“ In beständigem Kampf mit der Natur und den Elementen muss der Mensch sich durchs Leben schlagen und seine Herrschaft behaupten denn er hat seine Krone verloren durch die Sünde, darum nicht als ein König, sondern als ein Knecht wandelt er über die Erde.

Aber einer ist's, durch den das göttliche Ebenbild wieder in uns hergestellt, durch den die Menschheit wieder zu Ehren erhoben werden soll - Jesus Christus, der König der Ehren. In ihm erst bekommt dieser Psalm seine höchste Erfüllung, wie er denn auch Hebr. 2 auf ihn angewandt wird. Von ihm gilt's in einem höheren Sinn: „Du hast ihn eine kleine Zeit lassen von Gott verlassen sein, aber mit Ehre und Schmuck wirst du ihn krönen,“ von ihm, der in Knechtsgestalt auf Erden wandelte, in Gethsemane im Staube kniete, am Kreuz ausrief: „Warum hast du mich verlassen“ - und dann von Gott herrlich auferweckt, zum Himmel erhoben wurde und einen Namen erhielt, der über alle Namen ist.

Von ihm gilt's: Du wirst ihn zum Herrn machen; schon da er auf Erden wandelte, dem Sturm und den Wellen gebot, Krankheiten und böse Geister vertrieb, ja dem Tode seine Beute entriss, da schon zeigte er sich als der Herr aller Kreatur und nun vollends, da er zur Rechten sitzt, ihm alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, und einst wenn alle Knie sich ihm beugen und alle Zungen bekennen, dass Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters, dann wird es vollkommen erfüllt sein.

Darum, Geliebte: wollen wir wieder zu Ehren kommen bei Gott und zum Frieden kommen in der Welt, so müssen wir mit Christus vereint und in sein Bild verklärt werden. Wer gesinnt ist, wie Christus war, der hat das Bild Gottes wieder an sich; wer durch Christus ins Reich Gottes versetzt ist, der hat wieder das Paradies gewonnen; wer mit Christus lebet, dem muss alles dienen und zum Besten dienen, Leid und Freud, Himmel und Erde, Leben und Tod. Wer hier mit Christus das Kreuz trägt, soll dort mit ihm die Krone tragen.

Nun so gib, dass meine Seele
Auch nach deinem Bild erwacht.
Du bist ja, den ich erwähle,
Mir zur Heiligung gemacht.
Was dient zum göttlichen Wandel und Leben,
Ist in dir, mein Heiland, mir alles gegeben.
Entreiße mich aller vergänglichen Lust,
Dein Leben sei, Jesu, mir einzig bewusst.

Amen.

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