Gerok, Karl - Der Heimat zu! - Reminiscere.

Gerok, Karl - Der Heimat zu! - Reminiscere.

1880.

(Matth. 15, 21-28.)
(21) Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon. (22) Und siehe, ein kananäisches Weib ging aus derselbigen Grenze und schrie ihm nach und sprach: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. (23) Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Lass sie doch von dir, denn sie schreit uns nach. (24) Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel. (25) Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! (26) Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. (27) Sie sprach: Ja Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen. (28) Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde.

Unmöglich können wir heute vor Gottes Angesicht treten, ohne aus tiefbewegten Herzen ein Wort des Dankes niederzulegen vor dem Allmächtigen und Albarmherzigen für das Wunder seiner Gnade, womit er einen unserem Königshause nahe stehenden großen und gütigen Monarchen samt den Seinigen abermals behütet hat vor mörderischen Anschlägen.

Tiefes Entsetzen ergreift uns ja freilich vor einem so unheimlich versteckten, so geheimnisvoll verzweigten, so hartnäckig wühlenden Verbrecherbunde, der wie eine Pestilenz im Finstern schleicht und wie eine Seuche am Mittag verdirbt. Aber tröstlich und erhebend ist's uns auch, dass, wie der Gerettete selber bezeugt hat, noch unermüdlicher als die Bosheit der Menschen die Gnade Gottes ist und dass es immer wieder wahr wird: Wer unter dem Schirme des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe!

Das ist ja eben der beste Segen der Not, dass sie uns immer wieder auf den hinweisen und zu dem hinführen will, von dem es heute noch wie vor Alters heißt und für den Geringsten wie für den Höchsten gilt, wenn wir an ihn uns halten: Er wird dich mit seinen Fittichen decken und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild.

Auch unser heutiges Evangelium zeigt uns diesen Segen der Not. Es ist kein gesalbtes Haupt, sondern eine arme bedrängte Mutter; es ist keine Tochter Abrahams, sondern eine ungetaufte blinde Heidin, die da in ihrer Herzensnot vor uns auftritt. Aber was hat sie in dieser Not gelernt und erfahren! Wie ehrwürdig steht sie vor uns da in ihrer Seelenangst und in ihrer Geistesgegenwart, in ihrer Mutterliebe und in ihrem Gottvertrauen, in ihrer Demut und in ihrem Heldenmut, und wie setzt der Herr selbst ihr zuletzt die Ehrenkrone aufs Haupt mit dem bewundernden Zeugnis: O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst! Lasst uns an ihrem Beispiel uns vor Augen stellen: Die Not als die große Lehrmeisterin der Menschheit, wie sie uns bekannt machen will:

  1. mit uns selbst,
  2. mit unserem Nächsten,
  3. mit unserem Gott.

Ist alles dunkel um mich her,
Die Seele müd und freudenleer,
Bist du doch meine Zuversicht,
Bist in der Nacht, o Gott, mein Licht. Amen.

Die Not ist die große Lehrmeisterin der Menschheit. Sie will uns zu unserem Besten bekannt machen:

1) Mit uns selbst, mit unserer Schwachheit und Ohnmacht, aber auch mit den Kräften, die in uns schlummern.

Ein schwaches, wehrloses Weib, eine bedrängte Mutter in ihrer Herzensangst so tritt die Kanaanäerin vor uns auf. Ob sie arm war oder reich, hohen Standes oder von niedriger Herkunft, eine Gattin oder eine Witwe - das alles erfahren wir nicht, das alles machte auch für sie jetzt nichts aus. Wenn uns das Wasser an die Seele geht, sind wir alle gleich, einer wie der andere ein ohnmächtiges Kind des Staubes. Wäre dieses Weib die Gemahlin des reichsten phönizischen Handelsherrn gewesen: alle Schätze von Tyrus und Sidon konnten ihr nichts nützen. Kein Reichtum konnte die böse Krankheit abhalten von ihrem geliebten Kind, kein Arzt konnte das verzweifelte Übel heilen, kein Mensch konnte ihr in ihrem Jammer raten und helfen.

Und wär's statt des schwachen Weibes ein starker Mann, der hochgestellteste, der vielvermögendste, der reichbegabteste: denkt ihn als Vater am Krankenlager eines geliebten Kindes, seht ihn als Gatten am Sterbebett eines teuren Weibes, lasst irgend eine schwere Heimsuchung über ihn hereinbrechen - er wird nicht mehr als der hochgestellte, nicht mehr als der vielvermögende, nicht mehr als der reichbegabte Mann sich fühlen, sondern als der arme, schwache, wehrlose und ohnmächtige Mensch, der nichts vermag wider das unerbittliche Geschick. Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren. Ja das ist die erste Lektion, welche die Not uns gibt als die große Lehrmeisterin der Menschheit.

Aber nicht die einzige und letzte. Nicht bloß niederschmettern will sie uns in den Staub, dass wir da liegen bleiben wehrlos und trostlos, ratlos und tatlos, sondern rütteln und schütteln will sie uns, dass wir uns aufraffen und zusammennehmen, dass das Beste geweckt wird, was von Kräften und Fähigkeiten in uns schlummert.

Wie schön sehen wir das an der Mutter in unserem Evangelium. Nicht in tatloser Verzweiflung bleibt sie daheim sitzen und sieht, die Hände im Schoß, dem Jammer zu. Nein, die Not macht ihr Füße: sie denkt, sie läuft, sie redet, sie handelt, sie duldet für ihr geliebtes Kind als eine treue Mutter, als eine rechtschaffene Frau, als eine tapfere Heldin.

Welch ein kühner Entschluss für die Heidin: Jesum, den Sohn Davids, um Hilfe anzurufen! Aber die Not hebt sie weg über die Schranken ihrer heidnischen Erziehung, über den Aberglauben ihrer Väter. Welch ein schwerer Gang für die schutzlose Frau und sorgenvolle Mutter ins feindselige Judenland; aber die Not macht ihr Füße und stärkt ihre müden Kniee. Welch eine harte Prüfung für ihr bekümmertes Gemüt: das Schweigen Jesu auf ihre flehentliche Bitte. Aber die Not macht sie geduldig und ausdauernd, dass sie nicht ablässt zu bitten. Welch niederschmetternder Bescheid aus dem Munde des Menschenfreundes: Es ist nicht fein, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Aber sie hat schon genug gelernt in der Schule der Not, dass sie auch diesen Schlag ins Angesicht aushält, dass auch dieses harte Wort sie nicht aus der Fassung bringt; im Gegenteil - es schlägt einen schönen Funken aus ihrem Herzen, es entlockt ihr die ebenso treffende als rührende Entgegnung: Ja Herr, aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen.

Das, meine Lieben, ist ein edler Segen der Not. Sie lehrt den Menschen sich selber finden, sie nötigt ihn hinabzusteigen in die Tiefen seiner Brust und sich zu sammeln, seine Gedanken und seine Kräfte, seinen Kopf und sein Herz zusammenzunehmen. Die Not macht erfinderisch. Wie manche nützliche Entdeckung und heilsame Einrichtung verdankt die Menschheit den Leiden des Daseins, dem Drange der Not. Wie mancher Mann wäre niemals geworden, was er ist an Kenntnissen und Leistungen, wäre er nicht durch die Schule der Not gegangen, hätte er nicht das Joch der Trübsal in seiner Jugend getragen, hätte nicht Armut und Bedrängnis ihn zur Anstrengung aller seiner Kräfte, zur Ausbildung seiner Gaben, zu eisernem Fleiß gebieterisch gezwungen.

Die Not macht mutig und kühn. Um wie manche Heldentat des Opfermuts und der Menschenliebe wäre die Geschichte der Menschheit ärmer ohne den Drang der Not und Gefahr! Wie mancher Charakter ist unter den Hammerschlägen der Trübsal erst veredelt und ausgebildet, vertieft und gestählt worden! Wo sollen die Tugenden der Demut und der Sanftmut, der Ausdauer und der Geduld, des Muts und der Standhaftigkeit gelernt und geübt werden, als in der strengen Lehre der Not?

Der schwache Mensch mag außer sich kommen im Drange der Not, dem rechten Mann soll sie dazu dienen, dass er sich fasst und findet. Beim schlechten Menschen mag die Not die Leidenschaften entfesseln und das Tier zum Vorschein bringen; dem besseren wird sie dazu dienen, jede edlere Kraft anzuspannen und jeden guten Keim zu entwickeln, den Gott in seine Seele gelegt hat, dass er auch in diesem Sinn Gott für die Trübsal danken und bekennen muss: Es ist mir lieb, dass du mich gezüchtigt hast, dass ich deine Rechte lerne. (Ps. 119, 71.)

Aber nicht nur mit uns selber macht sie uns heilsam bekannt, die große Lehrmeisterin Not, sondern auch:

2) Mit unserem Nächsten, sei's dass sie uns drängt, Hilfe zu suchen, oder dass sie uns lehrt, Hilfe zu spenden.

Jesus von Nazareth und das kananäische Weib - was hatten sie miteinander gemein? Nicht nur Berg und Tal lag zwischen ihnen, auch Sprache und Sitte. Nation und Religion, Denkungsart und Bildungsstand schuf eine tiefe Kluft zwischen ihnen; aber die Not hat sie zusammengeführt.

Hatten Jesum die Nachstellungen der erbosten Pharisäer über die Grenze geführt, dass er auf eine Weile entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon, so war es bei der heidnischen Frau ihr Hauskreuz und ihre Muttersorge, was sie in das Nachbarland trieb, Hilfe zu suchen bei dem Propheten von Nazareth.

Nie wohl hätte sie unter gewöhnlichen Umständen an so etwas gedacht. Das Vorurteil der Heidin gegenüber dem Juden, die Schüchternheit des Weibes gegenüber dem fremden Propheten, die Scheu vor ihm selbst und seiner Umgebung und die Furcht vor ihren Landsleuten und deren Missdeutung, hundert Bedenken hätten sich ihr in den Weg gestellt, den Sohn Davids aufzusuchen und anzurufen.

Aber Not bricht Eisen; sie bricht auch die Schranken des Vorurteils, die Scheidewände des Standes, die Grenzpfähle der Länder und führt diejenigen brüderlich zusammen, die sich sonst fühl und fremd, oder gar misstrauisch und feindselig gegenüberstehen.

Die Not lehrt Trost und Hilfe suchen, wo man sich selbst nicht mehr helfen kann; schließt Mund und Herz auf und macht dem falschen Stolz und der falschen Scham ein Ende. O wie rührend ist's, wenn da in einem Trauerhaus der Mann, in dem man sonst nur den hohen Machthaber, den abgemessenen Beamten, den kühlen Geschäftsmann zu sehen gewohnt war, dir entgegentritt als Mensch dem Menschen, als Bruder dem Bruder und mit tränenden Augen und bebenden Lippen seinen ganzen Jammer dir klagt, sein tiefstes Herz dir ausschüttet.

O wie lernt man da Freunde suchen und Freunde kennen, an die man sonst niemals gedacht hätte! Wie kann einem da der geringe Mann, den man in guten Tagen über die Achsel ansah, wichtig, nützlich und hilfreich werden! Wie lernt man da einen gläubigen Christen, über den man sich sonst im Bewusstsein der eigenen Bildung hoch erhaben dünkte, mit anderen Augen ansehen und Trost und Rat bei ihm suchen und finden! Wie manches schöne Herzensband aufrichtigen Vertrauens, tätiger Freundschaft, dankbarer Anhänglichkeit fürs Leben und noch übers Grab hinaus hat sich angeknüpft in Stunden der Trübsal und in Tagen der Not zwischen Menschen, die sich sonst ewig fremd geblieben wären!

Denn nicht nur Hilfe suchen lehrt ja die Not, sondern auch Hilfe spenden. Seht Jesum an, den großen Freund aller Menschen und Helfer in jeder Not. Wohl ist's anfangs, als würde auch ihm diesmal des Anlaufs zuviel und wäre er für den Augenblick des Helfens müde. „Und er antwortete ihr kein Wort.“ Wohl scheint es alsdann, als zöge er sich zurück hinter die Schranken seines Amts und hielte es unverträglich mit seinem Beruf, einer Fremden sich anzunehmen. „Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“ Wohl stellt er sich zuletzt, als legte er's drauf an, die Gedemütigte noch tiefer in den Staub zu treten. „Es ist nicht fein, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.“ Aber als sie auch da noch sich nicht abtreiben lässt in ihres Herzens Not und festhält an ihrem schönen Vertrauen, da kann er seine Liebe nicht länger vor ihr verhüllen und sein Herz nicht länger gegen sie verbergen; und wie die Sonne den Nebel zerreißt und wie das Eis vor dem Tauwind bricht, so tritt sein Trost und seine Hilfe mit Macht herein: „O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst!“

Meine Lieben, was der große Menschenfreund nur einen Augenblick zu sein schien, das können wir oft wirklich sein: kalt gegen unsere Nebenmenschen, fremd gegen Fremde, stolz gegen Geringere, engherzig gegen Andersdenkende, zugeknöpft im Bewusstsein unseres Amtes und Standes, eingenommen von den Ansprüchen unseres nächsten Berufes, müde des ewigen Anlaufes der Menschen.

Aber wenn nun die Not der Brüder uns recht vor Augen tritt: können wir da noch unempfindlich bleiben, müssen da nicht die Vorurteile weichen, muss die Eisrinde um unser Herz nicht schmelzen? Ach, die Not trägt uns ja wohl oft auch traurige Bekanntschaften ein, lehrt uns ja wohl auch den Eigennutz, die Selbstsucht, die Herzenshärtigkeit kennen, die keinen anderen Grundsatz hat als: Jeder ist sich selbst der Nächste. Sie entlarvt uns den falschen Freund, der nur mit Worten liebt, aber zurückweicht, wo es die Tat gilt; aber sie weckt doch auch die Menschenliebe in jedem besser gearteten Herzen.

Wenn wir einem bedrängten Mitmenschen so recht ins Auge und durchs Auge ins Herz hineinsehen, wie der Heiland dort der bekümmerten Mutter: geht uns da nicht selber das Herz wieder auf in teilnehmender Liebe, ja oft in herzlicher Hochachtung und aufrichtiger Bewunderung, dass wir zu uns sagen: Ja es gibt viel verborgenen Jammer in der Welt, aber auch viel verborgenes Gute, viel verschämte Armut, viel stille Entsagung, viel redlichen Fleiß, viel aufopfernde Liebe, viel frommes Gottvertrauen. Weib, dein Glaube ist groß!

Oder wenn eine große Not ins Land kommt: Hunger, Teuerung, Krieg und Pestilenz: treten da nicht die Scheidewände des Standes in den Hintergrund, wird da nicht das Gefühl wieder wach in vielen: Wir sind allzumal Brüder; wo ein Glied leidet, da leiden alle mit und da muss jeder mitanstehen, der Höchste wie der Geringste, zur Handreichung der Liebe.

Oder wenn die Kunde kommt von großen Unglücksfällen und schweren Notstanden in der Ferne, sei es aus Russland oder Oberschlesien: gelten da die Grenzpfähle der Länder noch als Schlagbäume für die teilnehmende und mitteilende Liebe? Ist nicht die Not die große Predigerin der Nächstenliebe, die uns Brüder kennen lehrt und Brüder unterstützen heißt, soweit der Himmel über der Erde sich wölbt?

Ja auch über die Erde hinauf, gen Himmel, weist uns die große Lehrmeisterin der Menschheit.

3) Sie macht uns bekannt mit unserem Gott, indem sie uns ihn suchen lehrt und finden lässt.

Eine gottsuchende Seele war ja auch jene Kanaanäerin. Mochte sie auch nur eine schwache Kunde haben von dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs; mochte sie einen sehr unvollkommenen Begriff haben von der Person dessen, den sie als den Sohn Davids anrief, soviel war ihr jedenfalls klar: die toten Götzen Kanaans konnten ihr nicht helfen; eine Sehnsucht nach etwas Besserem, eine Ahnung von dem lebendigen Gott erfüllte ihre Seele, und so war sie mit ihrem geängsteten Herzen und zerschlagenen Geiste der Erkenntnis Gottes im Grunde näher als mancher geborene Sohn Abrahams, mancher selbstgerechte Pharisäer oder weltlustige Sadduzäer mit all seiner Schriftgelehrsamkeit.

Not lehrt Gott suchen, lehrt beten, ja, meine Lieben, lehrt himmelan blicken im Glauben. O wie mancher irdisch gesinnte, weltselige Mensch hat in der Not erst gelernt, wie nichts, wie gar nichts er an seinen Weltgötzen hatte, an dem Mammon des Reichtums, an dem Moloch des Ehrgeizes und wie die Götter der Welt alle heißen; hat unter dem Druck der Trübsal zu einem bisher unbekannten Gott wieder die Hände gefaltet mit einem schmerzlichen: Herr, hilf mir! hat den großen Nothelfer und Menschenfreund Jesus Christus wieder suchen gelernt mit der Bitte: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! hat wieder hungern gelernt nach dem Lebensbrot des göttlichen Worts, ja nur nach den Brosamen himmlischen Trostes von dem zuvor vergessenen Tisch der göttlichen Gnade; hat mit demütigem und doch mutigem Glauben seinen Gott und Heiland wieder festgehalten am Saume des Gewandes: Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!

Und der Herr segnet auch die, welche ihn nicht lassen. Die Not lehrt Gott nicht nur schmerzlich suchen, sondern auch selig finden.

„Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde.“ Ja wie manche geängstete Seele hat in der Not Gott gefunden; hat nicht nur seine Hilfe für einmal, sondern hat ihr inneres Heil für immer bei ihm gefunden; hat mit diesem Heil, wenn auch das Kreuz ihr nicht abgenommen wurde, die Kraft empfangen, es zu tragen, und wenn auch der bittere Kelch nicht vorüberging, doch den Trost geschmeckt, den der Herr den Seinen schenkt, die Gewissheit seiner Gnade, die Hoffnung des ewigen Lebens. So möge denn die Schule der Not auch an uns nicht vergebens sein. Wenn sie uns lehrt, uns selber finden, unsere Brüder finden, unseren Gott finden, o dann sei sie uns gesegnet, die strenge Lehrmeisterin der Menschheit; dann können wir dem danken, der sie schickt:

Bald mit Lieben, bald mit Leiden kamst du, Herr mein Gott, zu mir,
Nur mein Herze zu bereiten, ganz sich zu ergeben dir,
Dass mein gänzliches Verlangen möcht an deinem Willen hangen.
Tausend, tausendmal sei dir, großer König, Dank dafür!

Amen.

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