Gerok, Carl - Der Heimat zu! - Karfreitag.

Gerok, Carl - Der Heimat zu! - Karfreitag.

1884.

(Leidensgeschichte 6.) Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und rief abermals laut und sprach: Vater! ich befehle meinen Geist in deine Hände. Und als er das gesagt, neigte er das Haupt und verschied.

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei vor ihm stille alle Welt. (Hab. 3, 20.)

Wenn diese Mahnung uns allezeit gilt, so oft wir in Gottes Haus um Gottes Wort versammelt sind, so gilt sie uns doppelt und dreifach jetzt in dieser stillen Woche, die uns aus dem Lärm der Welt wegruft zur andächtigen Begleitung unseres Erlösers auf seinem Leidensweg und Todesgang, heut an diesem stillen Freitag, da wir uns zusammenfinden ums Kreuz des sterbenden Heilands.

Hier auf Golgatha sind wir im Allerheiligsten der Christenheit. Hier wenn irgendwo fühlen wir's: Der Herr ist in seinem heiligen Tempel; fühlen uns angefasst von den Schauern seiner heiligen Gegenwart, aber auch angeweht vom Friedenshauch seiner ewigen Erbarmung. Darum sei vor ihm stille alle Welt.

Die rauschenden Zerstreuungen der Welt sollen schweigen in dieser Woche und nur ernste Töne, heilige Melodien sollen unser Ohr und Herz erquicken. Selbst die Orgel mit ihrem freudigen Klang schweigt heute in manchen Kirchen zu den ernsten Passionsliedern der Gemeinde und es gibt Länder in der Christenheit, wo keine Glocke am Karfreitag sich hören lassen darf beim Kirchgang der Gläubigen, um die heilige Stille nicht zu unterbrechen.

Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es sei stille vor ihm alle Welt. Das gilt auch dem Prediger heut in besonderem Sinn. Menschenwort, Menschenkunst, Menschenweisheit - sie muss verstummen und sich unzulänglich fühlen vor dem Geheimnis der Erlösung, das kein Engelsauge zu ergründen, keine Menschenzunge würdig auszusprechen vermag. Und auch wenn ein Diener des Herrn sich freut, heute zum hohen Fest einmal wieder den Mund auftun zu dürfen an heiliger Stätte, gerade heut an diesem hohen Fest und hier im Angesicht dieser gedrängten Karfreitagsgemeinde fühlt er doch doppelt seine Schwachheit.

Am besten lassen wir da den Herrn selber reden, wo unsere eigene Weisheit schweigen muss. Am liebsten horchen wir heute den letzten Worten unseres sterbenden Erlösers.

Nur zwei dieser Worte, die beiden letzten Kreuzesworte, haben wir vorhin vernommen, nur in die letzten Augenblicke Jesu am Kreuz versetzt uns unser kurzer Passionsabschnitt. Aber wenn es Minuten gibt, die den Gehalt einer Ewigkeit in sich bergen, so sind es die letzten Minuten des sterbenden Erlösers; wenn es Worte gibt, die eine Welt, ja einen Himmel von Gedanken in sich schließen, so sind es diese letzten Worte des Heilands am Kreuz.

Lasst sie uns andächtig erwägen: Die zwei letzten Worte des sterbenden Heilands in ihrer heiligen Bedeutung für ihn und für uns:

  1. Sein Abschiedswort an die Erde: Es ist vollbracht!
  2. Sein Willkommsgruß gen Himmel: Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.

Rede Herr, dein Knecht hört. Amen.

1)

Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Das ist sein Abschiedswort an die Erde, womit er Abschied nimmt von ihrem überstandenen Leid und von seinem vollendeten Werk.

„Da Jesus den Essig genommen hatte.“ Essig in einem Schwamm an einem Rohrstab ihm an die lechzenden Lippen gedrückt auf den Klageruf: „Mich dürstet!“ das war ja das letzte Labsal gewesen, welches die Welt ihrem Erlöser dargereicht hatte; das war die letzte Neige gewesen in dem Leidenskelch, den er in Gethsemane zu trinken übernommen hatte aus des Vaters Hand; der letzte Tropfen, den nach manchem bitteren Trank und sauren Schluck dieses Erdenleben ihm bot.

Herbes hat er ja genug zu schmecken bekommen in dieser Welt. Armut und Entbehrung, Mühe und Arbeit, Hass und Verfolgung, Lästerung und Verleumdung - das war sein Essigtrunk gewesen lebenslang, so dass er nicht erst am Kreuz mit dem Psalmisten zu klagen hatte (Ps. 69,22): „Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken.“ Nun aber gottlob ist es überstanden. Der bittere Kelch seines Todesleidens, der Trübsalsbecher seines ganzen Erdenlebens ist ausgetrunken bis auf den letzten Tropfen; es ist vollbracht!

Liebe Freunde! Wenn auch nichts Weiteres läge in diesem Abschiedswort des sterbenden Heilands als dies: es ist überstanden! es ist vorbei! - es wäre schon ein schönes Wort, tröstlich für ihn, den erlösten Dulder, indem es uns sagt: ihm ist wohl; tröstlich für uns, seine Nachfolger in dieser Welt, indem es uns mahnt: Kreuz und Elende nimmt alles ein Ende.

Dem Irdischgesinnten und Weltseligen ist es ja wohl kein Trost, sondern ein Schrecken beim Nahen des Todes: Es ist vorbei! Der Becher der Freude ist ausgetrunken und hättest du ihn auch nur halb geleert und dürsteten deine Lippen sehnlich nach mehr und hieltest du ihn krampfhaft fest: der Tod windet dir ihn unerbittlich aus der Hand; es ist aus, ausgetrunken, ausgetafelt, ausgelacht, ausgescherzt, ausgespielt, ausgetanzt, ausgeliebt, ausgelebt, die Welt vergeht mit ihrer Lust. „Tod, wie bitter bist du, wenn an dich gedenkt ein Mensch, der gute Tage und genug hat und ohne Sorge lebt und dem es wohl geht in allen Dingen und noch wohl essen mag.“ (Sir. 41,1.)

Aber dem müden Erdenpilger, dem geplagten Kreuzträger, dem gequälten Kranken, dem geprüften Dulder o dem ist es eine trostvolle Botschaft, wenn er nun fühlt: es ist vorbei, es ist überstanden; und wie manchmal schon haben wir's auf dem friedevollen Antlitz eines Entschlafenen gelesen, wie manchmal haben wir mitten im eigenen Schmerz um einen teuren Hingeschiedenen dem erlösten Dulder unter Tränen Glück wünschen müssen: Es ist vollbracht, gottlob, es ist vollbracht!

Freilich, meine Lieben, der volle Christentrost beim Scheiden von dieser Erde ist es noch nicht: es ist überstanden! und der ganze Sinn des großen Kreuzesworts unseres Erlösers ist das noch nicht: es ist vorbei!

Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! „Vollbracht!“ Das heißt nicht nur: es ist vorbei, was ich leiden sollte; es heißt auch: es ist getan, was ich tun sollte; das Werk ist treulich vollendet, das mir der Vater aufgetragen, der Kampf ist siegreich durchgekämpft, den mir mein Gott verordnet hat zu seiner Ehre und zum Heil der Welt. Nicht vergebens habe ich gelebt, sondern meines Vaters Namen verklärt in der Welt und den Samen des Himmelreichs ausgestreut auf Erden. Nicht umsonst habe ich geblutet am Kreuz, sondern mich zum Opfer dargegeben für die Welt und die Menschheit versöhnt mit Gott.

O, meine Lieben, wer kann nachfühlen, was Jesu hohepriesterliche Seele fühlte bei diesem großen Wort: Es ist vollbracht! Was ist das friedevolle Bewusstsein eines sterbenden Vaters, der von seinen Kindern scheidet mit dem Trost: Ich habe meine Schuldigkeit an euch getan, ich habe treulich für euch gesorgt, drum kann ich meine Augen ruhig schließen; was ist das Hochgefühl eines sterbenden Feldherrn, der verblutend noch vernimmt: Du hast gesiegt, der Feind ist geschlagen, das Vaterland gerettet! gegen den himmlischen Frieden und die göttliche Wonne, mit welcher der sterbende Welterlöser beim Scheiden von der Erde das Abschiedswort sprach: Es ist vollbracht!

Das ist ein Siegeswort, bei dem die Hölle erschrickt und die Engel lobsingend in die Harfen greifen und das die Menschheit anbetend nachspricht.

Ach! nicht so freilich wie der sterbende Heiland können wir's nachsprechen dieses Siegeswort: Es ist vollbracht! Oder welcher schwache sündige Mensch kann zurückblicken auf das Tagewerk seines Lebens, kann Abschied nehmen von seinem Arbeitsfeld auf Erden mit solch einem getrosten: Es ist vollbracht?

Nicht an die Trägen nur und Unnützen, an die Leichtsinnigen und Gewissenlosen wollen wir denken, die aus der Welt scheiden, ohne etwas getan und geleistet zu haben, deren einziger Trost und Ruhm beim Abschied vom Leben ist: Ich habe das Leben genossen; aber genützt haben sie's nicht, weder zu ihrem eigenen Heil noch zu anderer Wohl.

Auch nicht nur an die Frühentrückten wollen wir denken, die mitten aus ihren Plänen, vom unvollendeten Tagewerk weg, aus einem unversorgten Kinderhaufen heraus abgerufen werden in der Hälfte ihrer Tage und scheiden müssen mit dem bitteren Gefühl: Es ist nichts vollbracht, es ist alles unfertig, um was ich mich gemüht habe auf Erden.

Nein, meine Lieben, auch wer wirken durfte bis zum Abend seines Lebens, auch wer wirken wollte mit redlichem Fleiß in der Furcht Gottes und in der Liebe des Nächsten, wer muss nicht beim Rückblick auf sein Tagewerk schmerzlich bekennen: Nein, es ist nicht vollbracht! ich habe nicht alles getan, was ich sollte, - nicht einmal getan, was ich konnte; ich bin nicht fertig mit der Berufsarbeit, die mir aufgetragen war in der Welt, sondern lasse nur Stückwerk zurück; noch viel weniger bin ich fertig in meinem inneren Christenberuf, mit der Arbeit an meiner Seele, mit der Heiligung meines Herzens und Lebens, sondern komme als ein unnützer Knecht, als ein großer Schuldner, als ein armer Sünder in die Ewigkeit hinüber. Nein - es ist nicht vollbracht! Und doch - es ist vollbracht! So tönt es tröstlich von Golgatha herüber in jede zagende Christenseele.

Es ist vollbracht, was not tut zu deinem Heil, nicht durch dich, aber durch deinen Heiland, der deine Sünden auf sich genommen hat und mit seiner Unschuld deine Schuld decken will und von dessen Kreuz die Gnadenbotschaft an alle bußfertigen Seelen ergeht: Ihr seid versöhnt mit Gott! Darum wenn du deine Unfertigkeit und Unwürdigkeit schmerzlich fühlst und zagend an der Schwelle der Ewigkeit stehst, dann umfasse gläubig sein Kreuz und mit seinem Kreuz sein Versöhnungswerk und mit seinem Versöhnungswerk die ewige Erbarmung Gottes, und verzage nicht:

Sein Leiden hat dich frei gemacht von aller Angst und Pein,
Sein letztes Wort, es ist vollbracht, das singt dich lieblich ein.

Ja im Sterben darf es den redlichen Knecht lieblich einsingen zu einem friedlichen Entschlafen in dem Herrn, aber im Leben soll es dich kräftig aufwecken zu redlicher Arbeit in dem Herrn. Weil du einen so gnädigen Vater über dir, einen so treuen Beistand bei dir, einen so herrlichen Vorgänger vor dir hast, darum in Kraft des Glaubens und der dankbaren Liebe gehe mutig und getrost an das Tagewerk, das dir verordnet ist, und wenn du spät anfingest wie der bußfertige Schächer: besser spät als nie; und wenn nicht alles vollbracht wird, was du solltest und wolltest, sei doch etwas vollbracht in der Nachfolge des Herrn, damit wenn dir die Nacht kommt, da niemand mehr wirken kann, wenigstens andere sich dessen freuen, was du vollbracht hast, du selbst aber dein unvollkommenes Werk und deine gnadenbedürftige Seele im Glauben befehlen könnest in des barmherzigen Vaters Hand.

2)

„Und Jesus rief abermals laut und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Mit der Erde ist er fertig, nun kommt sein Willkommgruß an den Himmel. Dort weiß er seinen treuen Vater, dorthin übergibt er seinen befreiten Geist.

„Jesus rief abermals laut und sprach.“ Dank dir, großer Erlöser, dass du dies letzte köstliche Wort nicht leise nur mit sterbenden Lippen gehaucht, sondern mit letzter Kraft deiner treuen Predigerstimme laut vor aller Welt gen Himmel gerufen hast, nicht nur als ein Gebetswort an den Vater, sondern auch als ein Trostwort für die Menschheit. Dank dir, lieber Evangelist Lukas, dass du dies letzte Kreuzeswort uns nicht hast verloren gehen lassen, sondern uns aufbewahrt hast als eine köstliche Perle, die zu den Reichsjuwelen der Christenheit gehört!

„Vater, in deine Hände.“ Jetzt wieder „Vater“! Vorher hat er, kurz vorher laut gerufen in den verdunkelten Himmel hinauf: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Jetzt ruft er abermals laut: Vater in deine Hände. Durch die Wolkennacht bricht im Untergehen noch das Sonnenlicht. Er hat den Vater wieder gefunden.

Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, das meines Vaters ist? das ist das erste Wort, das uns von dem zwölfjährigen Knaben im Tempel aufbehalten ist, und nun mit seinem letzten Wort begrüßt er das Vaterhaus droben als seine rechte Heimat. Des Vaters Namen zu verklären auf Erden, das war seines Lebens Beruf und seines Todes Zweck; und nun Vater verkläre mich du bei dir, das ist seine Hoffnung und seine Bitte beim Abschied von der Welt. Vater in deine Hände! Aus der Menschen rohen Händen, unter denen er soviel erlitten in den letzten Stunden, die ihn gegriffen und gebunden, gegeißelt und ins Antlitz geschlagen, mit Dornen gekrönt, ans Kreuz genagelt und mit Essig getränkt hatten, in des Vaters Hände, die segnend über ihm aufgehoben sind, die sich, wenn wir menschlich reden dürfen, liebend dem geliebten Sohn entgegenstrecken. Das ist seine tröstliche Aussicht, sein seliger Tausch im letzten Augenblick.

Und diesen Vater, meine Lieben, hat er auch uns gezeigt wie fürs Leben so fürs Sterben. Aus des Vaters Hand komm ich, aus der Hand des Vaters der Geister; an des Vaters Hand geh ich durch diese Welt, wo sie meines Lebens Pfade mir vorzeichnet in Freud und Leid; in des Vaters Hand kehr ich zurück, wenn ich aus dieser Welt gehe. Das ist des Christen seliger Sterbetrost für sich und die Seinen.

Traurig ist's leben ohne einen Vater im Himmel, der seine Hand schützend über uns hält, und traurig sterben ohne einen Vater, in dessen Hand wir unseren Geist befehlen dürfen.

Armer Mensch, wem willst du dich denn befehlen, wenn dir die Besinnung schwindet in der letzten Not? Einem unbekannten Gott, einem furchtbaren Richter, wie die, welche keinen Heiland haben? Oder dem Gott, in dem du verschwindest gleich der zerplatzenden Seifenblase in der Luft, dem Nichts, in dem du verlöschst gleich dem Funken in der Nacht, dem Unbewussten, dem Namenlosen, dem Bodenlosen, der Nirwana, wie die, welche an keinen lebendigen Gott glauben?

O wieviel besser ist's da, wenn die Besinnung schwindet, seinen Geist aufgeben, als ein Christ; ihn aufgeben, das heißt nicht ihn hoffnungslos dahingeben in die Vernichtung, sondern ihn vertrauensvoll hinaufgeben in die Hände eines allmächtigen und allliebenden Vaters, bei dem nichts verloren ist! Wieviel tröstlicher ist es da, unsere teuren Entschlafenen, wenn wir nichts mehr an ihnen tun können, wenn wir sie bis ans Ende verpflegt, in den Sarg noch gelegt, zum Grabe getragen, der Erde übergeben und mit Kränzen bedeckt haben, aus unseren unmächtigen Händen nun zu befehlen in die Hände ihres und unseres Vaters, in die Arme der ewigen Allmacht und Liebe.

Ihm, dem Vater der Geister, gehört ja unser gottgeschaffener Geist.

„Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ So lautet des Heilands letztes Wort. Seinen entseelten Leib lässt er vorerst am Kreuz den Kriegsknechten, dass sie mit ihm machen, was sie dürfen; den Freunden, dass sie an ihm tun, was sie können. Aber über seinen Geist hat der Tod keine Macht, an ihn hat die Erde kein Recht; der gehört dem Himmel, von dem er ausgegangen, dem Vater, mit dem er allezeit Eins war schon da er noch im Fleische wallte. Diesen seinen Geist hatte die Erde nie besessen, die Sünde nie befleckt, die Trübsal nie gebeugt. Ihn hatte kein Kriegsknecht binden, kein Pilatus schrecken können; ihn kann auch der Tod nicht auflösen, das Grab nicht aufnehmen. Frei gibt er ihn zurück dem Vater, dem er gehört.

Meine Lieben, wir können ja einen so hohen und freien, so reinen und unbefleckten Geist dem Vater nicht zurückgeben, wie der Sohn, der aus des Vaters Schoß kam. Und wer seinen Geist leugnet und für nichts erklärt als für ein Spiel von Blut und Nerven, für ein Phosphoreszieren des Gehirns, oder wer seinen Geist geknechtet und ertötet hat im Dienst des Fleisches und der Sünde, der kann es ja freilich weder nachsprechen noch nachdenken das hohe Wort: Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.

Aber wer hienieden schon im Geiste gewandelt ist, freudig bewusst seines gottgeschaffenen Geistes, folgsam dem Zug des Heiligen Geistes von oben; wer seinen Geist von Gottes Geist hat heiligen und erleuchten, züchtigen und trösten, leiten und für den Himmel erziehen lassen, der darf ihn auch scheidend dem Vater befehlen, wenn nicht mit dem Sohnesrecht des Erlösers, so doch mit dem Kindesrecht des Erlösten, und darf es dem sterbenden Stephanus nachsprechen: Herr Jesu, nimm meinen Geist auf; und dem sterbenden Luther nachbeten: In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöst, du treuer Gott! Wer so stirbt, der stirbt wohl. Meine Lieben, wenn unsere letzte Stunde kommt, steht in Gottes Hand. In dieser versammelten Gemeinde hier fehlt heute mehr als einer, den wir seit Jahren am Karfreitag mit uns in Gottes Haus, an Gottes Tisch zu sehen gewohnt waren. Auch du und ich werden über kurz oder lang nicht mehr hier zu finden sein. Möchten wir dann geborgen sein in des Vaters Hand! Möchten in unsere Todesstunde, wann und wie sie kommt, die Worte des sterbenden Heilands tröstend hereinklingen! Möchten wir's ihm im Glauben nachsprechen dürfen zum Abschied von der Erde: Es ist vollbracht! zum Willkomm für den Himmel: Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist!

Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir;
Wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür;
Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein,
So reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein!

Amen.

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