Gerok, Karl - Der Heimat zu - 3. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu - 3. Trinitatis.

1883.

(Matth. 5,1-16.)

(1) Da er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. (2) Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: (3) Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr. (4) Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. (5) Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. (6) Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. (7) Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. (8) Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. (9) Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (10) Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr. (11) Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Übels wider euch, so sie daran lügen. (12) Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind. (13) Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man es salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn dass man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. (14) Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen sein. (15) Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denen allen, die im Haus sind. (16) Also lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt.“ Dieses schöne Psalmwort (Ps. 121,1) ist uns vorhin zugesungen worden in wohlbekannten lieblichen Tönen als treffende Einleitung zu der Bergpredigt des Herrn.

Auch zu irdischen Bergen hebt jetzt manches unter uns seine Augen auf bei beginnender Sommerzeit, in der Hoffnung, dass ihm daher Hilfe komme, dass es auf irgend einer Alpenhöhe oder in einem Gebirgstal Leib und Seele erquicke, an gesunder Luft sich stärke, an schönen Aussichten sich erfreue, in gemütlicher Gesellschaft sich erhole. Und von Herzen wünschen wir allen, die solcher leiblichen Erquickung bedürfen, eine gesegnete Sommerkur, dass ihnen Hilfe komme von den Bergen, nach denen sie ihre Augen aufheben und ihre Schritte hinwenden.

Aber es gibt noch andere Berge, zu denen ein Christ seine Augen aufhebt, damit ihm Hilfe komme für den inwendigen Menschen und Heil für seine unsterbliche Seele; das sind die heiligen Berge der Offenbarung, Sinai und Golgatha, Horeb und Tabor und jener namenlose und doch ewig gesegnete Berg am See Genezareth, auf dessen Höhe der Herr seine Bergpredigt gehalten hat.

Dorthin lenkt das heutige Evangelium unsere Blicke; dorthin sind wir allesamt für die nächsten Wochen eingeladen zu einer gesegneten Sommerkur für den inwendigen Menschen; dorther könnte uns allen Heil und Hilfe kommen für unsere Seelen, wie keine Alpenhöhe und kein Gebirgstal der Erde sie uns beut. So erlaubt mir denn heute eine Einladung auf den Berg der Bergpredigt zu einer Kur für Geist und Herz.

Wir finden da:

  1. Die beste Gesellschaft,
  2. die gesundeste Luft,
  3. die herrlichsten Aussichten für den inwendigen Menschen.

Herr, wohin sollen wir gehen von dir? Du hast Worte des ewigen Lebens! Amen.

Eine Einladung auf den Berg der Bergpredigt zur Kur für Geist und Herz lasst euch heute gefallen, meine Lieben. Wir finden da:

1) Die beste Gesellschaft: Den Herrn und seine Jünger.

„Da aber Jesus das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf und lehrte sie.“

In guter Gesellschaft eine schöne Reise zu machen, eine schöne Erholungszeit zu genießen, einer schönen Aussicht sich zu erfreuen, sei es dass man mit seinen eigenen Angehörigen gemütlicher draußen zusammenlebt, als es sonst möglich ist im Getriebe des Tagewerks, oder dass man in der Ferne eine neue wertvolle Bekanntschaft macht zum Gewinn für Geist und Herz, - das gehört zu den edlen Freuden des Lebens.

Die allerbeste Gesellschaft aber für unseren inwendigen Menschen finden wir dort auf jenem Berg in Galiläa: Jesum und seine Jünger. Wie freundlich sitzt er dort im Kreise seiner horchenden Zuhörer, der Lehrer, dem kein Lehrer gleich, der holdselige Menschenfreund voll Liebe und Erbarmen.

Als einst Moses vom Berge Sinai herabkam mit den Gesetzestafeln in der Hand, da glänzte sein Antlitz in erschreckender Majestät, so dass das Volk ihm nicht ins Auge zu schauen vermochte, und die Donner Gottes begleiteten seine Botschaft. Wie ganz anders tritt der Stifter des neuen Testaments auf, da er sein Bundesgesetz auf dem Berg verkündete.

Es war sozusagen seine feierliche Antrittspredigt inmitten seines Volks. Vor kurzem erst hatte er sein Lehramt begonnen. Unmittelbar vor unseren Textesworten erzählt Matthäus: „Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Land, lehrte in ihren Schulen und predigte das Evangelium vom Reich und heilte allerlei Seuchen und Krankheit im Volk. Und es folgte ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Land und von jenseits des Jordans.“ Soviel hatten sie doch schon gehört und gesehen von diesem geistgesalbten Lehrer und wundertätigen Menschenfreund, dass sie ihm scharenweise zuströmten aus Städten und Dörfern und ihm stundenweit nachzogen über Berg und Tal.

Und nun, meine Freunde, wenn schon damals, da er sein Lehramt kaum begonnen, sein Name einen so guten Klang hatte und seine Person eine solche Anziehungskraft bewies: hat nicht dieser Jesus seither seinen Jesusnamen auf eine Weise betätigt, seinen Messiasberuf in einer Art erfüllt, dass man jeden, der ihn noch nicht kennt, getrost einladen darf: Komm und siehe! und dass jeder, der ihm einmal andächtig zu Füßen gesessen ist, bekennen muss: Herr, wohin sollen wir gehen von dir? Du hast Worte des ewigen Lebens.

Eine bessere Gesellschaft gibt es nicht für eine wahrheitsdurstige, trostbedürftige, heilsbegierige Menschenseele als ihn. Er ist der Meister, dessen Worte Geist und Leben sind, und eine Stunde zu seinen Füßen wiegt ganze Wochen leerer Unterhaltung, ein Spruch aus seiner Bergpredigt wiegt ganze Bände menschlicher Gelehrsamkeit auf. Er ist der Heilige, in dessen Nähe nichts Unreines bestehen kann, von dem Heiligungskräfte ausgehen auf jeden, der ihm nahe kommt. Er ist der Seelenfreund, in dessen Umgang der Seele wohl wird, bei dem es die Seinen immer wieder erfahren: Ach mein Herr Jesu, dein Nahesein bringt großen Frieden ins Herz hinein!

Nun denn, meine Freunde, aus den oft so widrigen Begegnungen mit den Menschen, aus den oft so befleckenden Berührungen mit der Welt, aus den oft so faden Unterhaltungen der Gesellschaft ruft uns jeder Sonntag zu den Füßen dieses Lehrers ohne gleichen, dieses Freundes über alle Freunde.

Und insbesondere der heutige und die folgenden Sonntage laden uns ein zu seiner lieblichsten und gewaltigsten Predigt, in der er sein ganzes Herz uns aufschließt, seinen ganzen Geist uns offenbart, und von der selbst berühmte Weise dieser Welt bezeugt haben, sie kennen nichts, das ihr gleichkomme an Tiefe der Gedanken und Reinheit der Gesinnung.

Kommt auf den Berg der Bergpredigt. Ihr findet da die beste Gesellschaft: Jesum und um ihn seine Jünger.

„Er setzte sich, heißt es, und seine Jünger traten zu ihm.“ Viel Volk war ihm nachgefolgt und lagerte sich umher in weiterem Kreis, Männer und Frauen, Greise und Kinder, Arme und Reiche, Schriftgelehrte und Hirten, Leute aus Galiläa und Jerusalem und aus den halbheidnischen Gegenden jenseits des Jordans. Für alle war Platz. Nicht in den Mauern des Tempels, nicht hinter den Türen der Synagoge, sondern auf offener Bergeshöhe, unter Gottes freiem Himmel schlägt ja der Herr seine Kanzel auf. Keinem ist es verwehrt, ihn zu hören, und niemand ist gezwungen, zu ihm zu kommen. Auch heute noch ist es so. Auch wer zu der Zahl seiner auserwählten Jünger sich noch nicht rechnen darf und sich zurückstellen muss hinter viele, die weiter sind in christlicher Erkenntnis und christlichem Leben: er hat freien Zutritt - wenn du dich nur arm fühlst am Geist, wenn du nur hungerst und dürstest nach Gerechtigkeit, wenn dir's nur Ernst ist mit der Frage: Was ist Wahrheit? Wo ist Friede? Was muss ich tun, dass ich selig werde? bist du herzlich zu ihm eingeladen und er kann dich weiterführen von Stufe zu Stufe.

Aber du musst dich weiterführen lassen. Du darfst nicht von ferne stehen bleiben. „Und seine Jünger, heißt es, traten zu ihm.“ Sie scharten sich um ihn im engern Kreis. An sie zunächst hat er seine Predigt gerichtet. Sie allein haben ihn ganz verstanden, haben einen bleibenden Segen im Herzen davongetragen von seinen Worten und eine rechtschaffene Frucht davongebracht in ihrem Leben.

Wir alle, meine Lieben, haben die herrliche Bergpredigt Jesu schon oftmals mitangehört von Jugend auf; aber wie? Wir sind hergekommen mit den anderen und sind weggegangen mit den anderen; haben wohl vorübergehend uns angezogen gefühlt von einem dieser köstlichen Worte, uns getroffen gefühlt von einer dieser treffenden Wahrheiten; aber dem Herrn näher zu treten zu entschiedener Nachfolge, uns rückhaltlos anzuschließen an den Kreis seiner Getreuen, dazu haben viele unter uns sich noch nicht verstanden.

Und doch nur da, in der getreuen Jüngerschaft Jesu, im Anschluss an die Gemeinde des Herrn ist die rechte Gesellschaft für den Christen, die rechte Förderung seines inneren Lebens. Nur da kommt man vorwärts im Verständnis seines Worts, wo eins das andere fragen kann: Wie verstehst du das? wo eins dem anderen aushilft aus dem Schatz der eigenen Erkenntnis und Erfahrung. Nur da tut man gewisse Tritte auf dem Weg der Heiligung, wo man Warnung und Mahnung, Aufmunterung und Stärkung, Vorbild und Fürbitte findet im brüderlichen Kreis. Nur da hat man Trost und Erquickung auch in trüben Stunden äußerer Trübsal oder innerer Anfechtung, wo man getragen wird von der Gemeinschaft des Geistes in dem Bewusstsein:

Er das Haupt und wir die Glieder,
Er das Licht und wir der Schein;
Er der Meister, wir die Brüder,
Er ist unser, wir sind sein!

„Seine Jünger traten zu ihm.“ Macht es auch so, liebe Freunde, dann seid ihr in der besten Gesellschaft, in der Gesellschaft der edelsten Seelen und erleuchtetsten Geister, die der Prediger dort auf dem Berg um sich gesammelt hat unter allen Völkern und Zeiten; dann habt ihr die rechte Heimat gefunden für eure Seelen und seid nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Gottes Hausgenossen und Bürger mit den Heiligen. Dort auf dem Berg der Bergpredigt ist aber nicht nur die beste Gesellschaft, sondern auch:

2) Die gesundeste Luft für den inneren Menschen, geistige Bergluft, scharf und rein und doch mild und wohltätig.

Gesunde Luft suchen wir auf den Bergen für den äußeren Menschen. Aus dem schwülen Druck unserer Täler, aus der dumpfen Stubenluft unserer Behausungen, aus dem Dunst unserer Gassen, aus dem Rauch unserer Fabriken, aus der mit allerlei Krankheitsstoffen versetzten Atmosphäre unserer Städte sehnen wir uns nach frischer Luft, unsere Brust zu stärken, unser Blut zu reinigen, unseren Körper neu zu beleben.

Aber, meine Lieben, es gibt böse Dünste auch in der sittlichen Welt, wir brauchen frische Luft auch für den inneren Menschen.

Der niedere Dunstkreis gemeiner Denkungsart, der Geist und Herz ins Irdische versenkt; der schwere Druck zeitlicher Sorgen, darunter die Seele verkümmert; die vergiftete Atmosphäre böser Beispiele, die uns in der Welt umgeben; die schlaffe Luft einer laxen Weltmoral, die von keinem Ernst der Heiligung weiß; die dumpfe Stubenluft eines toten Gewohnheitschristentums - das alles lassen wir hinter uns, wenn wir emporsteigen zu dem Prediger auf dem Berg.

Da weht eine andere Luft. Es ist die scharfe, strenge Luft des heiligen Gesetzes Gottes, die uns da anweht, wenn der Herr eine bessere Gerechtigkeit von uns verlangt, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer; wenn er das fünfte, das sechste, das achte Gebot uns auslegt im Verlauf der Bergpredigt so streng und scharf, dass uns ein Schauer geht durch Mark und Bein; wenn er das Almosengeben, das Beten, das Fasten der Pharisäer in seiner Eitelkeit und Heuchelei uns aufdeckt; es sind hohe Forderungen, die er an uns stellt, wenn er selig preist, die reines Herzens sind; wenn er verlangt: Liebt eure Feinde; wenn er gebeut: Ärgert dich dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf es von dir; wenn er uns das Ziel steckt: Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Da wird viel Dunst eingebildeter Gerechtigkeit, viel Nebel eitlen Selbstbetrugs weggefegt; da weht's uns an wie scharfe Alpenluft, die uns fast den Atem benimmt, dabei man fragen möchte: Ist sie nicht zu dünn für uns? Kann denn in diesem reinen Äther himmlischer Denkungsart ein Mensch von Fleisch und Blut atmen und leben?

Und doch, meine Lieben, wer sich erst an diese Luft gewöhnt, dem ist wohl darin, der fühlt sich dadurch erquickt, gestärkt, gereinigt und neubelebt; der fühlt das sanfte Wehen der göttlichen Gnade, den stärkenden Odem des heiligen Geistes, den milden Hauch der ewigen Liebe, wenn der Heiland die Armen am Geist selig preist, wenn er den Leidtragenden Tröstung verheißt, wenn er die Friedfertigen Gottes Kinder nennt, wenn er uns Gott als unseren Vater anrufen lehrt, wenn er uns vertröstet auf die Fürsorge dessen, der die Vögel unter dem Himmel speist und die Lilien auf dem Felde kleidet.

Ja, meine Lieben, wieviel leichter würde uns ums Herz, wieviel freier würden wir aufatmen, wie würde der dumpfe Druck der Erdensorgen uns von der Brust genommen werden, wenn wir die Friedensluft atmen wollten, die dort auf dem Predigtberg zu den Füßen Jesu uns umweht; wenn wir uns erheben könnten zu der Höhe des himmlischen Sinns, den er den Seinigen einpflanzen will. Da dürften wir's nachfühlen, was unser Sonntagslied sagt:

Ach wie schmeck ich Gottes Güte
Recht als einen Morgentau,
Die mich führt aus meiner Hütte
Zu des Vaters grüner Au!

Und von solcher Höhe himmlischen Sinns gibt es dann auch:

3) Herrliche Aussichten, abwärts zur Erde und aufwärts gen Himmel.

Vom Gipfel eines schönen Berges - wie erweitert sich da der Gesichtskreis, welch lieblicher Blick hinunter ins Tal, hinaus ins Land! Was unten rau und uneben ist, von oben erscheint es durch die Ferne geglättet und gedämpft. Was unten groß ist, von oben erscheint es klein. Was unten verworren aussieht, von oben überschaut man es im Zusammenhang. Wie ein Garten Gottes liegt die Erde da zu unseren Füßen mit ihren Tälern und Hügeln, ihren Feldern und Wäldern, ihren Straßen und Flüssen und den Wohnungen der Menschen, die darüber ausgestreut sind.

Ähnlich erscheint uns auch die Erde, wenn wir darauf niedersehen von der Höhe christlicher Gesinnung, mit dem klaren Blick eines reinen Herzens, mit dem frommen Auge der Liebe zu Gott und den Menschen. Da schrumpft vieles zusammen, was von unten aus groß und unübersteiglich scheint. Da ebnen sich auch die Rauigkeiten unseres Pilgerpfads. Da erscheint uns unser Lebensweg mit seinem Licht und Schatten, mit seinen Höhen und Tiefen unter dem Gesichtspunkt einer heiligen göttlichen Führung, und die ganze Erdenwelt zeigt sich uns als ein großes Gottesreich, als ein Schauplatz göttlicher Allmacht, Weisheit und Güte, als ein Arbeitsfeld für uns im Dienst unseres Gottes und unseres Nächsten, mit der schönen und großen Aufgabe: Ihr seid das Salz der Erde, darum sorgt, dass die reinigende und stärkende Kraft der göttlichen Wahrheit nicht nur euch selbst durchläutere, sondern durch euch auch in der Welt umher wirke; ihr seid die Stadt auf dem Berg; - als ein Bollwerk gegen alles Schlechte, als eine Schutzwehr für alles Gute, als ein Sammelplatz für die Kinder Gottes soll die Gemeinde des Herrn dastehen in der Welt und gen Himmel weisen mit ihren Leuchtenden Zinnen; ihr seid das Licht der Welt, darum lasst euer Licht leuchten vor den Leuten durch einen gottwohlgefälligen Wandel, auf dass sie eure guten Werke sehen und euern Vater im Himmel preisen!

So schön, meine Lieben, nimmt sich das Erdenleben aus von dem erhabenen Standpunkt der Bergpredigt. Und ist es so schön schon hier auf Erden, was will's erst im Himmel werden!

Auch auf einer irdischen Bergeshöhe fühlen wir uns ja dem Himmel näher, dass das blaue Firmament sich reiner über uns wölbt, dass wir uns oft Flügel wünschen, mit dem Adler oder der Lerche emporzusteigen in den leuchtenden unendlichen Äther.

Solche Flügel leiht uns die Bergpredigt. In einen schöneren noch als in den sichtbaren Himmel lässt sie uns schauen. Nicht nur einen Himmel auf Erden verheißt sie den Kindern Gottes mit ihrem achtfachen „Selig sind“, sondern eine selige Ewigkeit stellt sie uns in Aussicht, wo sichs den Armen am Geist erst ganz erfüllt: Das Himmelreich ist ihr; wo die, welche hienieden Leid tragen vor dem Herrn, überschwänglich sollen getröstet werden bei dem Herrn; wo die, welche hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, ganz sollen satt werden, wenn sie erwachen nach seinem Bild; wo die Barmherzigen Barmherzigkeit erlangen sollen vor dem Gnadenthron dessen, der da spricht: Was ihr getan habt dem Geringsten unter meinen Brüdern, das habt ihr mir getan; wo die Friedfertigen als Gottes Kinder zum ewigen Frieden eingehen; wo die, welche reines Herzens sind, Gott schauen sollen mit seinen heiligen Engeln; wo denen, welche um der Gerechtigkeit willen verfolgt wurden, beigelegt ist die Krone des ewigen Lebens. Das sind die höchsten Berge, von denen uns Hilfe kommt, die Berge der ewigen Erlösung, die Höhen der himmlischen Verklärung, zu denen der Christ hienieden ahnend und hoffend emporblickt in seinen seligsten und in seinen dunkelsten Stunden. Dorthin, o Christ, hebe deine Augen mit der Zuversicht des Glaubens; dorthin richte deine Schritte mit dem Fleiße der Heiligung; dorthin, o Herr, weise du selbst uns durch dein Wort und führe uns durch deinen Geist.

Treuster Meister, deine Worte
sind die rechte Himmelspforte,
Deine Lehren sind der Pfad,
der uns führt zur Gottesstadt!

Amen.

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