Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das siebente Capitel. Danksagung für die Langmuth Gottes.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das siebente Capitel. Danksagung für die Langmuth Gottes.

Ewigen Dank bin ich dir schuldig, allbarmherziger Vater, daß du mit so großer Langmuth und Güte meine Bekehrung erwarten wolltest, und mich von dem Pfade der Sünden in die Gemeinschaft deines Reiches gebracht hast. Wie groß ist deine Langmuth, daß du mich, der ich dies tausendmal verdient habe, noch nicht von deinem Angesichte verworfen und zu den ewigen Strafen verstoßen hast! Wie viele Millionen Menschen hat der Tod ereilt, ehe sie wahre Buße thaten! Wie viele Sünder hat der Teufel verstockt, daß sie nicht die Vergebung ihrer Sünden erlangten! Von diesen hat mich nicht die Beschaffenheit meiner Natur abgesondert, sondern allein deine langmüthige Güte; nicht meine leichtere Schuld, sondern deine überschwängliche Gnade. Deine Barmherzigkeit stritt mit meinem Elend. Ich fuhr im Uebertreten fort; du fuhrst im Erbarmen fort. Ich schob die Bekehrung auf; du schobst die gerechte Ahndung auf. Ich verirrte mich, und du riefst mich; ich weigerte mich zu kommen, und du wartetest auf mich. Diese deine Güte, zärtlichster Vater, kann ich nicht würdig preisen! Diese deine Langmuth, gütigster Gott, kann ich mit keinem Verdienste je vergelten! Du hast mich vor unzähligen Sünden bewahrt, in die mich nicht weniger, als Andere das Verderben des Fleisches, die Verführung der Welt, die Ueberredung des Teufels hätte stürzen können; und nicht allein hast du mich vor vielen Sünden bewahrt, daß ich nicht in dieselben gefallen bin, sondern hast auch meine Bekehrung von denen, in die ich gefallen war, mit größter Güte erwartet. Du lässest mich erfahren, daß deine Güte größer ist, als meine Schuld; ich sündigte, und du übersahest es; ich enthielt mich nicht von Lastern, und du enthieltest dich der Schläge; ich zog lange Zeit mein Sündenleben in die Länge, und du verlängertest deine zärtliche Liebe. Was waren da meine Verdienste? Nur schlechte, ja, ganz schlechte, nämlich eine große Menge der schwersten und in ihrer Mannigfaltigkeit abscheulichsten Sünden. Deiner Gnade und Güte allein habe ich's daher zu danken, daß du auf meine Bekehrung mit so großer Langmuth gewartet, und meine Seele aus so viel Stricken der Sünden gewickelt hast. Dir, Herr, sey Lob, Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

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