Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das zweite Capitel. Danksagung für die Erhaltung.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das zweite Capitel. Danksagung für die Erhaltung.

Ich danke dir, allmächtiger und barmherziger Gott, daß du mich von den ersten Tagen meines Lebens an wunderbar erhalten hast! Nackend bin ich in diese Welt gekommen; du hast mich nach deiner Güte gekleidet. Hungrig bin ich in diese Welt eingetreten; du hast mich bisher reichlich geweidet. In dir lebe, webe und bin ich; ohne dich falle ich in Nichts zurück und sterbe. In dir biege und bewege ich meine Glieder; ohne dich kann ich kein Leben und Bewegung haben. Dein ist die Sonne, die mir das Licht gibt, das ich täglich mit meinen Augen erblicke; dein ist die Luft, die ich beständig athme; dein ist der Tag, dein die Nacht, die mir wechselsweise zur Arbeit und zur Ruhe dienen; dein ist die Erde, deren Früchte mich durch deine große Güte nähren; dein sind alle Creaturen im Himmel, in der Luft, auf Erden und im Meer, zu meinem Nutzen und Dienst bestimmt; dein ist das Silber, dein das Gold; was ich zur Erhaltung dieses Lebens brauche, das habe ich Alles aufs Reichlichste aus deinen Händen empfangen. Wie freigebig bist du gegen das menschliche Geschlecht, o Gott! Alles hast du einst zum Nutzen der Menschen geschaffen; Alles erhältst du heute noch um der Menschen willen. Alles, was du an den Creaturen thust, das thust du mir, weil du sie alle um meinetwillen wunderbar bildest, ausrüstest und erhältst. Einige Creaturen dienen mir zur Aufwartung, einige zur Ernährung, einige zur Bekleidung, einige zur Heilung, einige zur Züchtigung; alle aber zur Lehre und Unterweisung. Wer könnte jene mannigfaltigen Arten von eßbaren Dingen aufzählen, die du geschaffen hast, und heute noch uns zur Speise aus der Erde hervorbringst? Wer könnte jene verschiedenen Gattungen von Kräutern herzählen, die du jährlich und zur Heilung aus der Erde hervorrufst? Wer könnte alle verschiedenen Arten von Thieren mit Worten fassen, die zum Nutzen des Menschen geschaffen sind und ihm dienen? Dir sey Lob und Ehre in Ewigkeit, der du der Schöpfer und Erhalter aller Dinge bist! Ohne dich, du wahre Sonne, würde ich wie ein Schatten verschwinden; ohne dich, du wahres Leben, würde ich augenblicklich dahinsterben; ohne dich, du wahres Wesen, würde ich plötzlich in Nichts zerfallen. Dir allein verdanke ich, daß ich bin, daß ich lebe und mich bewege. Dir allein will ich daher leben und anhangen in Ewigkeit! Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/g/gerhardt_j/tudg/gerhard_johann_tudg_2_2.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain