Fries, Nikolaus - Andachten über den 1. Johannesbrief

Fries, Nikolaus - Andachten über den 1. Johannesbrief

1 Johannes 1, V. 6 und 7

So wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in Finsternis, so lügen wir, und tun nicht die Wahrheit. So wir aber im Licht wandeln, wie Er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft unter einander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.

Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft unter einander, - das nennt Johannes: die Wahrheit tun; wer aber in Finsternis, das ist, in der alten Sünde, wandelt, und sagt dabei: ich habe Gemeinschaft mit Gott, der lügt und tut nicht die Wahrheit. Wie sollen wir armen, verlorenen Sünder aber dazu kommen, dass wir im Licht wandeln? Hier steht's geschrieben: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde! es ist eine Wunderkraft, die in diesem heilig-teuren Blut verborgen liegt, weit, himmelweit erhaben über alle Naturkräfte! denn das vermag keine andere Kraft, mein durch Sünden, Lüfte und Laster durch und durch verunreinigtes und besudeltes Herz und Gewissen so rein und helle zu machen, wie ein schneeweißes Gewand; welches geschieht, sobald ich durch das für mich vergossene Blut Christi die völlige Vergebung aller Sünden empfange. Und noch ferner: Das vermag keine andere Kraft, mein zu allem Guten untüchtiges und unlustiges Herz wacker und eifrig zu machen, dass es allem Bösen absagt und allem Guten anhängt, und je mehr und mehr mein Gewissen so zart macht, dass ich immer treuer werde, auch im Kleinen und kleinsten. So geschieht es, dass wir aus der Finsternis herauskommen und im Licht wandeln, und haben Gemeinschaft mit Dem, der im Licht ist, mit unserem Gott und mit unsern Brüdern, weil sie auch in demselben Licht wandeln. So ist unser Wandel im Himmel, wie Paulus schreibt, jetzt und hier auch schon - im Himmel. - Freilich erhebt dagegen an jedem Abend die inwendige Stimme allerlei Einspruch mit Seufzen, dieweil Licht und Finsternis im Streit liegen, so lange wir in diesem Erdenleben stehen. Aber, Herr, unser Gott, wir bauen und trauen dennoch fest darauf: „Das Blut Jesu Christi, Deines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde!“

1. Johannes 2, V. 18, 22 und 23

Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Widerchrist kommt, und nun sind viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, dass die letzte Stunde ist. Wer ist ein Lügner, ohne der da leugnet, dass Jesus der Christ sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht.

Wie klar und deutlich, wie durchdringend und zweischneidig ist doch dieses Urteil St. Johannis! da ist kein Halbieren, - da wird nicht Schwarz zu Weiß gemacht. Hier steht's vor Augen und ist mit Händen zu greifen, wer der Widerchrist und seine Anhänger sind. Wer den Vater und den Sohn leugnet, - die sind's, und wird noch wohlweislich hinzugefügt: „wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht;“ und wer da leugnet, dass Jesus der Christ sei, der ist es, der den Sohn leugnet. Darum, sagt Johannes, weil dieses Widerchristentum in der Welt ist, ist es die letzte Stunde; die Finsternis kann nicht schwärzer und das Licht nicht glänzender werden, also kann auch keine neue Zeit und Stunde nach dieser letzten kommen. Wie köstlich ist doch solche Entschiedenheit gegenüber der jämmerlichen Halbheit, womit man jetzt zu kämpfen hat. Da hört man immer von unbewusstem Christentum, vom Suchen nach der Wahrheit, von Berücksichtigung der modernen Kultur und der Resultate der Wissenschaft, und was dergleichen elendes Geschwätz mehr ist. Gott wolle uns erlösen von aller Mantelträgerei und Buhlerei mit dem Unglauben und Widerchristentum! wer sich nicht dazu entschließen mag, dem Herrn Jesu, als dem Sohn Gottes, die Ehre zu geben, der soll es sich auch gefallen lassen, dass man ihn zu den Widerchristen zähle; und wer mit seiner hochgeborenen Vernunft sich berufen wähnt, das heilige Evangelium und die Auferstehung Jesu von den Toten anzutasten, der soll sich unter den allein richtigen Spruch St. Johannis beugen, dass er ein Lügner ist. Ein Drittes gibt es nicht: Entweder - Oder! Wer aber aus Gnaden fest steht auf dem guten Bekenntnis und die Salbung hat von Dem, der heilig ist, der mag immerhin Gott danken, aber auf den Knien, und es ja nicht vergessen: Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre!

1 Johannes 5, V. 4-6

Kindlein, ihr seid von Gott, und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer, denn der in der Welt ist. Sie sind von der Welt, darum reden sie von der Welt, und die Welt hört sie. Wir sind von Gott, und wer Gott erkennt, der hört uns; welcher nicht von Gott ist, der hört uns nicht.

Der Apostel der Liebe scheidet scharf: auf der Einen Seite der Herr Jesus mit den Gotteskindern, Seinen erlösten Brüdern; auf der andern Seite die Welt und der Fürst dieser Welt. Und dabei ein Siegesbewusstsein, ein Aufschwung, dass man ihm mit Recht den Adler zum Symbol gegeben hat. Welch' ein Wehen des Geistes mag durch die Gemeinde gezogen sein, wenn ihr neunzigjähriger Bischof, der an der Brust des Meisters gelegen, sich in ihre Mitte tragen ließ, als seine Füße ihm den Dienst versagten, und nun ihnen zurief: Kindlein, ihr seid von Gott, und habt jene überwunden. Der Größere, von dem Johannes zeugte, den er von Angesicht gesehen, den seine Hände betastet, stand ja unsichtbar neben ihm, sie mussten es spüren, dass die Welt zu Seinen Füßen liege, und auffahren mit Flügeln wie die Adler. Hätten wir doch auch ein wenig Siegesbewusstsein! Aber dazu gehört zuerst ein scharfes Scheiden zwischen Gott und Welt. Das Weltgerede und das Hören darauf ist uns zum schweren Fall geworden. Weltweisheit und Wissenschaft, Welthändel und Weltgetreibe, welch' eine Macht heut zu Tage unter den Christen, daher ist man so flügellahm, und Manchen zieht es ganz abwärts. O, wenn doch die Hausväter an diesem Abend von sich und den Ihrigen sagen dürften: Kindlein, wir sind von Gott und haben jene überwunden! Lieber Hausherr, sprich doch: Mein Haus, meine Burg! dass die Welt draußen bleibe! höre nicht auf Das, was sie redet, was geht's dich an! scheide scharf, so wirst Du's auch bald mit all' den Deinen erfahren: Der in euch ist, ist der Größere!

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autoren/f/fries_nikolaus/fries-andachten_ueber_den_1._brief_des_johannes.txt · Zuletzt geändert: von aj
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