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1. Johannes, Kapitel 5

1. Johannes, Kapitel 5

5:1 Wer da glaubt, daß Jesus sei der Christus, der ist von Gott geboren; und wer da liebt den, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist.1)
Wer aus Gott ist, der liebt Gott und liebt alle, die auch aus Gott sind. Die Kindschaft und Wesensverwandtschaft ist eine Grundlage der gegenseitigen Liebe. Die Liebe, die jedes einzelne Herz mit dem Herzen Gottes verbindet, verbindet diese Herzen auch untereinander. Liebe ist das Wesen, die Natur Gottes. Wer Ihn in Seinem Wesen erkannt und erfasst hat, der ist Ihm in der Liebe ähnlich geworden, er liebt deshalb die Brüder, er liebt sie in der Liebe, womit Er von Gott geliebt ist. Das Gleichgesinntsein ist ein zweiter Grund der Bruderliebe, die Gesinnung Christi soll die Gesinnung Seiner Jünger sein. Und dies verbindet die Herzen. Es hält nicht schwer, den zu lieben, in dem wir unsere Gesinnung wahrnehmen. Christi Jünger und Brüder sind desselben Geistes teilhaftig geworden. Der Heilige Geist ist ihnen gegeben, und dieser Geist gießt in alle Herzen dieselbe Liebe Gottes aus. Die Geistesverwandtschaft geht tiefer und ist von größerer Tragweite als die Blutsverwandtschaft. Alle, die aus Gott geboren sind, sind von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit durchdrungen. Sie sind Kinder Eines Vaters. Der Vater liebt jedes einzelne Seiner Kinder vollkommen. Jedes hat Anspruch an den Vater und soll Ihn völlig lieben. Auch haben wir vom Herrn und Seinen Aposteln das Gebot der Liebe. Sie haben uns vorgelebt und gezeigt, was es ist um die Liebe. Sie ist die Grundlage der Seligkeit, ohne Liebe untereinander ist der Himmel undenkbar. Je reiner und vollkommener die Bruderliebe ist, desto zubereiteter sind wir für die Gottesstadt. (Markus Hauser)

5:2 Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.

5:3 Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.
Sowie ich beim Gebot bedenke, dass es Gottes Gebot ist, dann wird es mir nicht schwer, weil ich keinen Blick auf Gott richten kann, ohne dass er den Glauben und die Liebe in mir erweckt. Wo aber Glaube ist, da ist Danksagung auch für das bestimmte Gebot, das mich in dieser bestimmten Lage zu dieser bestimmten Leistung verpflichtet. Denn wir wissen im Glauben, dass alles gut ist, was von Gott zu uns kommt. Und wo Liebe ist, da ist Willigkeit, nicht Zwang, sondern von innen her uns gegebene Einigung mit Gottes Willen. Wo aber Glaube und Liebe sind, da ist auch Freude und das freudig getane Gebot wird leicht. Es gibt freilich Zustände, in denen sich das natürliche Empfinden heftig gegen das göttliche Gebot sträubt und der Gehorsam nur mit herber Anstrengung durch die Überwindung unseres natürlichen Begehrens zustandekommt. In einer solchen Lage kann ich das Gebot schwer heißen, weil ich dabei auf mich und mein Empfinden achte, das das Gebot durchkreuzt. Aber auch dann wird es mir leicht, sowie ich es fassen kann, dass Gott mich in diesen Kampf stellt und diese Entsagung von mir fordert. Peinlich schwer sind dagegen die Stunden, in denen uns die Ungewissheit quält und wir nicht deutlich erkennen können, was Gottes Gebot für uns sei. Johannes, der der Christenheit zuruft: Gottes Gebote sind nicht schwer, gehörte zu jenen Jüngern, die den Kampf Jesu in Gethsemane in der Nähe sahen. Das Gebot des Vaters, das den Sohn nicht schonte, sondern ihn an das Kreuz sandte, verlangte unfassbar Schweres und Jesus war von der Entsagung, die das Gebot von ihm forderte, bis zum Tod erschüttert und rang deshalb betend um die Gewissheit, dass ihm der Vater den Kelch reiche und ihn nicht vorbeigehen lasse. Als er aber durch sein Gebet in diese Gewissheit hinaufgehoben war, trat er nicht gebückt, nicht verwundet, nicht seufzend vor die, die ihn gefangen nahmen, und sagte seinen Jüngern: Sollte ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater reicht? Johannes hatte begriffen, was Jesus damals den Jüngern zeigte, und darum sagt er der Kirche: Gottes Gebote sind nicht schwer.
Herr, um eines bitte ich Dich: Zeige mir in allen Dingen Deinen Willen. Meine Gedanken blenden mich und die Stimme meines Herzens ist kein treuer Führer. Bin ich aber Deines Gebotes gewiss, Herr, dann will ich Dir glauben, dass Dein Gebot Gerechtigkeit und Leben gibt. So haben es deine Kinder immer erfahren. Und wenn es bis zum Sterben ging, so war für sie Dein Gebot nicht schwer. Amen. (Adolf Schlatter)

5:4 Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.2)
Die Welt ist unglaubig, und alle ihre Maximen oder Gedanken und Anschläge sind im Unglauben zusammen gefaßt, weil der Glaube der Sieg ist, der sie überwindet. Die Welt siehet auf das Sichtbare. Dieses liebt, sucht und bewundert sie, dieses hält sie für ihr höchstes Gut, ob sie schon täglich inne wird, daß sie dadurch nie vergnügt werde, und ihr überdieß durch den Tod Alles entrissen werde. Was thut aber dagegen der Glaube? Er sieht auf dasjenige, das unsichtbar und ewig ist, und das ihm von Gott selbst in Seinem wahren Wort vorgehalten, angeboten und verheißen ist. Dieses liebt, sucht und bewundert er, dieses zieht er allen irdischen Vergnügungen und Schätzen vor. Warum handelt ein Glaubiger so, wie er handelt? Warum leidet er geduldig? Warum läßt er Vieles schwinden und fahren? Warum fürchtet er den Tod selbst nicht? Darum, weil der Glaube in ihm eine Zuversicht dessen ist, das man hofft, und eine Ueberzeugung von dem, das man nicht sieht. Die Welt hält den HErrn Jesum für eine unkräftigen Mann, der ihr zu ihren Absichten nichts nützen könne, so daß es scheint, sie frage wie Pilatus: was soll ich machen mit Jesu, den man Christum nennt? Wenn sie auch das Formular des christlichen Glaubens gelernt hat und unangefochten läßt, und nach demselben denkt und spricht: Jesus sei der Sohn Gottes und der Sünder Heiland, so fühlt sie die Kraft dieser Wahrheit nicht; sie ist ihr gleichgiltig, sie macht sich dieselbe nicht zu Nutze. Doch gibt es auch einen Theil der Welt, welcher diese Wahrheit geradezu verwirft, und ihr widerspricht. Ein glaubiger Christ hingegen glaubt, vermöge der Wiedergeburt, die Gott in ihm gewirkt hat, folglich mit einem Glauben, der Gottes Gabe und die Wurzel eines neuen geistlichen Lebens ist, daß Jesus der Christ und der Sohn Gottes sei. Er nimmt das Zeugniß an, das der Vater von Seinem Sohn gezeugt hat, er glaubt mit einem herzlichen Vertrauen an diesen Sohn Gottes, und hat Ihn selber, und in Ihm das Leben durch den Glauben. Die Welt liebt Gott nicht, und hält Seine Gebote nicht, sondern ist dem heiligen Gott deßwegen heimlich feind, weil Er solche Gebote gegeben hat, welche die Augenlust und die Fleischeslust und das hoffärtige Leben verbieten, und denen Drohungen angehängt sind, welche bis in’s höllische Feuer hinein reichen. Der glaubige Christ hingegen, der aus Gott geboren ist, liebt Gott, und Alle, die auch von Ihm geboren sind, und zeigt seine Liebe zu Gott dadurch, daß er Seine Gebote hält, und Seine Gebote ihm bei der Liebe nicht schwer sind. Sobald also ein Mensch glaubig wird, sobald bekommt er eine Weisheit, welche größer ist als die Weisheit dieser Welt, es geht ein Licht in ihm auf, welches edler und kostbarer ist als das Vernunftlicht, womit die Welt bei ihrer Finsterniß sich behilft, er bekommt eine Lebenskraft, bei welcher ihm möglich und leicht ist, was der kraftlosen Welt unmöglich und schwer zu sein dünkt. Der dreieinige Gott, der in den Glaubigen ist, ist stärker, als der böse Geist, der in der Welt ist. So ist also der Glaube der Sieg, der die Welt überwunden hat. Kann man die Welt nicht bessern, so kann man sie doch überwinden. (Magnus Friedrich Roos)


Unaussprechlich wohl wird es Pilgern Gottes, ein Mittel zu kennen, um über die „Welt“ den Sieg davontragen zu können. Der Glaube an Jesum Christum überwindet und besiegt die „Welt“. Warum denn? Der Glaube ist die Verbindung mit dem Herrn. Wer da glaubt, der will es mit Gott halten, er geht willig auf das ein, was Gott ist. Nicht Abneigung, Zuneigung findet sich hier. Der an den Herrn Gläubige lässt sich in die Lebensgebiete der ewigen Liebe hineinziehen, er widerstrebt der Macht Gottes nicht, ja, er sucht und begehrt die Gemeinschaft mit dem Herrn, er will Eins sein mit Ihm. Darum sitzt der Jünger dem Meister zu Füßen, lässt sich lehren und in alle Wahrheit leiten, nimmt begierig und dankbar alles an, was Er ihm sagt. Der Herr wird also mächtig in Seinen Gläubigen. Zuerst und zunächst wird die Welt in ihnen besiegt, und in dem Maße dies geschehen ist, überwinden sie um sich her die „Welt“. Giftige Dinge können nicht in Herz und Wesen eindringen, wenn der Glaube darin regiert. Überwinden wir um uns her die Welt! Wir tun das, indem wir ganz und gar eingehen auf Gottes Willen, Rat und Weg, uns in allen Stücken, auf allen Gebieten, zu jeder Zeit und unter allen Umständen als Gläubige, als Gottverbundene bewähren. Die Welt zu unseren Füßen und über uns der Himmel offen! - das sei aller Feldgeschrei und Siegesruf. Wir wollen auf das ganze Wort eingehen und das ganze Wort in uns Geist und Leben werden lassen. Weltüberwinder durch den Glauben an Jesus dürfen wir sein von Tag zu Tag. (Markus Hauser)


Wessen Herz noch von Weltliebe und Weltlust beherrscht ist, der ist nicht wiedergeboren. Der Zug zum Fleische, die herrschende Sinnlichkeit, das Sichverlieren im Irdischen, in dem, was vergeht, ist Charakter des natürlichen Menschen. Ein Aufschrei der Seele zu Gott kann sich da wohl vorfinden, aber im übrigen ist der natürliche Mensch gebunden, die gegenwärtige Welt hält ihn fest, er ist irdisch und sinnlich. So wenig ein Gefesselter sich frei bewegen kann, so wenig kann eine unbekehrte Seele sich in das Himmlische aufschwingen. Ebensowenig sind diejenigen wiedergeboren, welche die Zucht hassen. Selbstsucht und Härte des Herzens, Eigensinn und Starrsinn kennzeichnen den Charakter des natürlichen Menschen. Wer sich nicht belehren und nicht zurechtweisen lässt, wer durch sein Wesen beweist, dass er keine göttliche Autorität anerkennt, der ist wider Gott. Wer sich immer noch eine Hintertüre offen behält, wer sich nicht ganz dem Herrn hingibt, die Welt und Gott liebhaben will, noch irgendeine Lieblingssünde hat, von der er nicht zu lassen bereit ist, wer sich so stellt, dass er heute oder morgen wieder zur „Welt“ zurückkehren kann, der ist nicht wiedergeboren. „Er steckt vielmehr noch in seinem verkehrten, verlorenen Zustande. Er mag seine Mängel und Gebrechen, seine Fehler und Missetaten zwar zugeben, geht aber leicht darüber hinweg. Wer nicht in tiefer Reue Schmerz empfindet und herzlich um Vergebung bittet, nicht den ernsten Willen hat, solches nicht mehr zu tun, der ist nicht wiedergeboren. Wer ein Wiedergeborener ist, überwindet die „Welt“. (Markus Hauser)


Ein Sieg ist immer die Beendigung eines Kampfes. Wenn der Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat, so heißt das: die Welt widersetzt sich dem Glauben. Tut sie das? O ja, beständig. Jedermann rät mir: lass doch das Sichtbare nicht fahren; du baust in die Luft, wenn du dich auf Gott verlässest. Und vollends Jesus – das sind alte Geschichten; wie kannst du sie glauben? Wie schmiedest du dein Glück? Wenn du selbst es dir schmiedest. Wer hat die Macht in den Händen? Wer die natürlichen Machtmittel hat. Kapital gibt Macht, und wer eine Partei für sich hat, regiert. Weißt du nicht, wie man zur Freude kommt? Willst du in trübseliger Busse dein Leben verderben, vollends, wenn du noch jung bist? Siehst du nicht, wo die Rosen wachsen? Pflücke sie! Die Menschen werden beredet, wenn sie gegen den Glauben streiten. Aber all dies ist an dem gescheitert, der mit Johannes sagen kann „unser Glaube“. Da ist die Lockung und der Zwang der Welt erfolglos geblieben und der Glaube dennoch entstanden, und indem er trotz der Welt entstanden ist, sind wir die Sieger über sie. Darum sagte Johannes nicht, dass der Glaube einst den Sieg über die Welt erringen werde, sondern dass er die Welt besiegt habe. Denn der Sieg besteht nicht erst in dem, was auf den Glauben folgt und als seine Erhörung in unsere Erfahrung tritt, sondern darin, dass wir glauben, darin, dass uns Jesus Gottes Gnade brachte, darin, dass sein Wort uns Gottes Willen zeigte, darin, dass wir Gottes gewiss geworden sind und für ihn leben. Es kann freilich auf einen Sieg oder eine Niederlage folgen und dies geschieht dann, wenn ich dem Druck und der Lockung der Welt nachgebe und mein Gewissen beflecke, so dass ich nicht mehr glauben kann. Mit dem Ende des Glaubens wäre auch mein Sieg vernichtet. Das widerlegt aber nicht, sondern bestätigt, dass der Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat.
Ich muss, Herr, auf die Welt hören; denn ich muss mit ihr reden; und ich muss mit ihr verkehren; denn ich soll ihr dienen. Du kennst die Gefährlichkeit unseres Weges. Darum zeigst Du uns, wie wir den Sieg erlangen, und machst uns durch Dein süßes Wort Deiner gewiss. Amen. (Adolf Schlatter)

5:5 Wer ist aber, der die Welt überwindet, wenn nicht, der da glaubt, daß Jesus Gottes Sohn ist?
Im Glauben erscheint uns Alles als von Gott kommend, als Gottes Werk, Einrichtung, Rathschluß, Gabe, Leiten und Zulassen. Darum sehen wir in Allem seine Herrlichkeit. Im Glauben thun wir Alles, was wir vornehmen, mit Gott und vor Gott. Darum gelingt dem Glauben auch Alles. Im Glauben demüthigen wir uns, wenn Trübsale kommen, unter Gottes gewaltige Hand, und nie erfahren wir mehr, wie gut er es meint, wie sanft er tröstet, wie mächtig er hilft, wie wunderbar er rettet. Im Glauben umfassen wir, wenn uns die Sünden kränken, des Mittlers Kreuz, und nie sehen wir heller, wie groß die Liebe Gottes ist, als in Thränen der Reue. Im Glauben überwinden wir die Welt, ertragen wir Schmach und Verachtung, Armuth und Noth, trotzen wir in Gefahren und haben einen kühnen Muth. Im Glauben betten wir uns, wenn unser letztes Stündlein kommt, auf die seligsten Hoffnungen und blicken über Tod und Grab in das Land des ewigen Friedens. Denn: „Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben,“ sagt Christus. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist aber, der die Welt überwindet, ohne der da glaubet, daß Jesus Gottes Sohn ist? 1 Joh. 5, 4 und 5. - Herr, erleuchte und stärke meinen Glauben. Amen(Christian Wilhelm Spieker)

5:6 Dieser ist's, der da kommt mit Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht mit Wasser allein, sondern mit Wasser und Blut. Und der Geist ist's, der da zeugt; denn der Geist ist die Wahrheit.

5:7 Denn drei sind, die da zeugen: der Geist und das Wasser und das Blut; (Drei sind die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese Drei sind Eins.)
Wir lernen aus diesen Worten, wie nöthig und wichtig der Glaube an den HErrn Jesum sei, weil er sich auf das Zeugniß der drei göttlichen Personen gründet. Drei sind im Himmel, die da zeugen, der Vater, das Wort und der Heilige Geist. Der Vater hat gezeuget, da Er bei der Taufe Christi vom Himmel rief: dieß ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, und da Er bei Seiner Verklärung auf dem Berg eben diese Worte wiederholte und dazu setzte: den sollt ihr hören. Er zeugte auch, da Er auf das Begehren Seines Sohnes: Vater, verkläre Deinen Namen, antwortete: ich habe ihn verklärt und will ihn abermals verklären, und Sich dadurch abermals als den Vater unser HErrn Jesu Christi offenbarte. Er hat auch thätlich gezeugt, da Er Ihn von den Todten auferweckte, und durch eine Himmelfahrt, die zum Theil sichtbar war, zu Seiner Rechten erhöhete. Das Wort hat gezeugt, da es in der angenommenen Menschheit auf Erden, und da es mit Paulus und Andern vom Himmel redete; und der Heilige Geist hat gezeugt, da Er bei der Taufe Jesu in der Gestalt einer Taube herabkam, und über Ihm blieb, und da Er mit sichtbaren Zeichen über die Apostel kam, und hernach auch über Andere so ausgegossen wurde, daß man Seine Zukunft aus deutlichen Merkmalen alsbald erkennen konnte. Was zeugen aber diese drei göttlichen Zeugen? Das ist ihr Zeugniß, daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in Seinem Sohn, V.11. Ist Jesus der Sohn Gottes, so ist das ewige Leben in Ihm und zwar nicht nur, daß Er’s selber hat, sondern auch, daß wir dasselbe in Ihm haben sollen. Wer also das ewige Leben anderswo als in Jesu sucht, wer es in seinen eigenen Werken und Leiden, oder in der Gunst heiliger Menschen sucht, widerspricht dem Zeugniß der ganzen heiligen Dreieinigkeit, und leugnet, daß Jesus der Sohn Gottes sei. Wer auf diese Weise Gott nicht glaubet, der macht Ihn zum Lügner, denn er glaubt nicht dem Zeugniß, das Gott zeugt von Seinem Sohn, V. 10. Ist der Vater in der heiligen Dreieinigkeit der Vater unsers HErrn Jesu Christi, so liebt Er die von Seinem Sohn erlösten Menschen nicht anders als um Seines Sohnes willen, an dem Er Wohlgefallen hat. Ist Jesus das Wort, das im Anfang war, und bei Gott und selber Gott war, so ist Er wahrhaftig der Erlöser der Menschen, ja Er ist als wahrhaftiger Gott das ewige Leben, V. 20. Wer Ihn hat, der hat das Leben, V. 12. Ist der Geist, der bei der Taufe Jesu erschien, und über die Apostel und Andere ausgegossen wurde, der Heilige Geist, so ist Jesus der Messias oder Gesalbte des HErrn, der den Heiligen Geist und mit demselben das ewige Leben gibt, und von demselben in den Herzen der Glaubigen verkläret wird. Diese Drei sind Eins auf eine unbegreifliche Weise. Es ist Ein Gott und Ein göttlicher Name, auf den wir getauft werden. Der Dreieinige Gott, der Sich als Vater, als Wort und als der Heilige Geist geoffenbart hat, lasse uns Seine Liebe, Gnade und Gemeinschaft ewiglich genießen: ja der Vater lasse uns durch die Wirkung Seines Geistes ewiges Leben in Seinem Sohn haben. (Magnus Friedrich Roos)

5:8 und die drei sind beisammen.3)

5:9 So wir der Menschen Zeugnis annehmen, so ist Gottes Zeugnis größer; denn Gottes Zeugnis ist das, das er gezeugt hat von seinem Sohn.
Johannes hatte Jesum in Seiner niedrigen Menschengestalt gesehen, was hat aber hernach sein Herz empfunden, wenn er daran dachte und mit innigster Ueberzeugung glaubte, daß dieser Jesus Gottes Sohn sei? Er sahe diese Wahrheit für so wichtig und kräftig an, daß er 1 Joh. 4,15. schrieb: wer bekennt, daß Jesus Gottes Sohn sei, in dem bleibet Gott, und der bleibet in Gott, und 1 Joh. 5,5.: wer ist, der die Welt überwindet, ohne der da glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes sei? Wenn er bedachte, daß Gott Seinen Sohn gesandt habe, damit Er ein Heiland der Welt sein möchte, und daß dieser Heiland unser Fürsprecher bei dem Vater und die Versühnung für unsere Sünden sei, so leuchtete ihm die höchste Liebe Gottes in die Augen, ja er erkannte, daß Gott Liebe sei, und wir Ihn ohne Furcht lieben, und nach Seinem Urbild in der Liebe wandeln sollen. Er erkannte ferner, daß wir durch den Glauben an den Sohn Gottes und um Seinetwillen Kinder Gottes seien, und als solche von der Welt geschieden, aber auch ihr unbekannt seien. Weil er Jesum als den Sohn Gottes erkannte, so nannte er Ihn das Leben, das bei dem Vater gewesen und uns erschienen sei, wie auch den wahrhaftigen Gott und das ewige Leben. Das ewige Leben, sagte er 1 Joh. 5,11., so uns Gott gegeben hat, ist in Ihm: wer Ihn hat, der hat das Leben, und wandelt zugleich in der Wahrheit, und schwebt im Licht und in der Liebe. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, ist so kostbar und kräftig, daß es von aller Sünde reinigen kann. Daß Er unser Fürsprecher ist, und die Versühnung für unsere Sünden geworden ist, trägt so viel aus, daß die Sünden denen, die an Ihn glauben, vergeben werden, und daß diejenigen ihr eigenes Herz nicht verdammt, welche bei diesem Glauben Seine Gebote halten, daß sie zuversichtlich beten, ja daß sie auf den Tag des Gerichts eine Freudigkeit haben. Diese und andere Wahrheiten leitet Johannes in seinem ersten Brief aus der großen Wahrheit her, daß Jesus Christus der Sohn Gottes sei.
Weil nun Alles an dieser Wahrheit gelegen ist, so muß sie einen festen Grund haben, dieser Grund aber ist das Zeugniß, das Gott selbst von Seinem Sohn gezeugt hat. Er hat dieses gethan bei der Taufe Jesu, da Er vom Himmel rief: Dieß ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, und hernach bei der Verklärung Jesu auf dem Berg, da Er die Worte hinzusetzte: Den sollt ihr hören. Diese Wahrheit sollen wir glauben, das göttliche Zeugniß davon sollen wir annehmen. Wir sollen nach demselben an den Sohn Gottes glauben, und innerlich von der Wahrheit und Kraft des göttlichen Zeugnisses von Ihm überzeugt werden, V. 10. Wenn dieses geschieht, so werden wir das ewige Leben in dem Sohn Gottes haben, V. 11. So schrieb Johannes zu seiner Zeit, da noch Jedermann wußte, was Glauben sei, und da selten Jemand mit dem Munde bekannte, daß Jesus Gottes Sohn sei, der’s nicht in seinem Herzen glaubte. allein bei dem eingerissenen Maulchristenthum, bei der kraftlosen Wissenschaft von göttlichen Dingen, bei dem Nachschwätzen auswendig gelernter Formeln bereden sich Viele fälschlich, sie glauben, was sie sagen, da sie doch des Glaubens ermangeln.(Magnus Friedrich Roos)

5:10 Wer da glaubt an den Sohn Gottes, der hat solches Zeugnis bei sich. Wer Gott nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner; denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott zeugt von seinem Sohn.
Ohne Zweifel deutet hier Johannes auf die göttliche Stimme, welche bei der Taufe Christi vom Himmel herab sprach: dieß ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, Matth. 3,17., wie auch auf die Stimm, welche bei der Verklärung Christi aus den Wolken sprach: dieß ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören, Matth. 17,5. Aber auch auf die Stimme, die ein andermal auf das Begehren Christi: Vater, verkläre Deinen Namen, d.i. offenbare, daß Du Mein Vater seiest, als eine willfahrende Antwort vom Himmel kam, und sagte: Ich habe ihn verkläret, und will ihn abermals verklären, Joh. 12,28.
Es hat aber der Vater auch werkthätig von Seinem Sohn gezeugt, indem Er dem Sohn die Macht gab, in der Vereinigung und Uebereinstimmung mit Ihm Todte zu erwecken und Wunder zu thun, und indem Er Ihn von den Todten auferweckte und auf Seinen höchsten Thron erhöhete. Dieses ganze Zeugniß des Vaters soll die große Wahrheit bestätigen, daß Jesus Gottes Sohn sei. Wie sehr irren also diejenigen, welche meinen, es sei genug, daß man die Sittenlehre Jesu wisse; an der Lehre von Seiner Person sei wenig oder nichts gelegen, weil die Menschen, welche sich Christen nennen, von derselben zu allen Zeiten unterschriebene Meinungen haben. Leider ist es wahr, daß jetzt, da seit der Geburt Christi fast neunzehnhundert Jahre verflossen sind, die Christen noch immer unter einander streiten, wer denn Christus sei, von dem sie den Namen haben, zu geschweigen, daß die Juden Seinen Namen verlästern, die Muhamedaner Ihn nur für einen menschlichen Propheten halten, die Heiden aber Ihn gar nicht kennen.. Kein Mensch hat von seiner Person so viel Widersprechendes und Schmähliches müssen reden lassen, als Jesus Christus. Die Menschen halten Gericht über Ihn, bis Er selbst sichtbarlich erscheinen und Gericht halten wird. Er ist aber der Sohn Gottes. Der große Gott im Himmel hat solches selber bezeuget. Wer nun Gott nicht glaubet, der macht Ihn zum Lügner; und dieses ist etwas Greuliches. Ohne Zweifel will aber der große Gott, daß Sein Zeugniß recht verstanden werde, wie Johannes dasselbe verstanden und erklärt hat, da er V. 11.12. schrieb: das ist das Zeugniß, daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in Seinem Sohn. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Leben sit das Höchste, das ein Mensch von dem höchsten Gott empfangen hat. Ewiges Leben ist eine Gabe Gottes, Röm. 6,23. Nun sagt Johannes, Gott habe uns das ewige Leben gegeben, solches Leben aber in Seinen Sohn gelegt, diesem habe Er gegeben, das Leben in Ihm selber zu haben, da sollen wir’s empfangen. Wer den Sohn habe, der habe das ewige Leben, denn dieser sei der wahrhaftige Gott und das ewige Leben, V. 20. So ist also die Lehre, daß Christus der Sohn Gottes und wahrhaftiger Gott ist, nichts Trockenes und Unfruchtbares, denn sie zeigt mit, wo ich das höchste Gut, nämlich das ewige Leben empfangen könne. Wenn ich zu Christo komme, und Ihn finde und habe, so kann und darf ich nicht höher hinaufsteigen, denn Er ist selbst der Allerhöchste. Er ist der Weg und das Ziel zugleich. Das Leben ist in Ihm, und Er ist selbst das Leben Seiner Auserwählten. (Magnus Friedrich Roos)

5:11 Und das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben; und solches Leben ist in seinem Sohn.

5:12 Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.

5:13 Solches habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf daß ihr wisset, daß ihr das ewige Leben habt, und daß ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes.4)

5:14 Und das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.
Wenn gesagt wird, daß wir Alles nach Gottes Willen bitten sollen, so sollen wir dieses für keine beschwerliche Einschränkung halten; denn nichts ist gut, als was Gott will, und Er will alles Gute. Der Beter hat also dennoch einen großen Raum vor sich, und ist mit seinem Bitten nicht eng eingespannt. Man sehe nur das Wort Gottes an, und bedenke, wie viel Gutes darin von den Menschen gefordert, und wie viel ihnen verheißen ist: was aber Gott fordert und verheißt, ist unfehlbar der Gegenstand Seines Willens. Ein Beter darf sich also so weit ausbreiten, als die Gebote und Verheißungen Gottes reichen, und dabei versichert sein, daß er nach Seinem Willen bitte. Wenn er bittet: HErr, erquicke mich nach Deinem Wort, stärke mich nach Deinem Wort, sei mir gnädig nach Deinem Wort, wie Ps. 119,25.28.58. gesagt wird, so verfehlt er des Willens Gottes nicht. Ja, wenn Christus in uns bleibt, und Seine Worte in uns bleiben, so ist ein Wille des Geistes in uns, welcher mit dem Willen Gottes übereinkommt, und deßwegen konnte der HErr Jesus Joh. 15,7. zu Seinen Jüngern sagen: so ihr in Mir bleibet, und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollet, und es wird euch widerfahren. Es gibt freilich Dinge, davon Gott Seinen Willen in Seinem Wort nicht geoffenbaret hat. Was ist nun hierin zu thun? Ich soll kein Rathgeber Gottes sein wollen, ich soll mit meinem schwachen und sehr eingeschränkten Verstand nicht entscheiden, was Gott thun werde oder solle; denn Salomo sagt, Pred. 3,11.: der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott thut, weder Anfang noch Ende. Doch darf ich einen bescheidenen Versuch mit Bitten machen: gleichwie Moses um die Verlängerung seines Lebens, Jeremias um Abwendung der Zerstörung Jerusalems, und Salome für ihre zwei Söhne um das Sitzen zur Rechten und Linken des HErrn Jesu gebeten hat. Wenn uns nun der HErr antwortet wie dem Mose, zu dem Er sagte: sage Mir davon nicht mehr, oder wie dem Jeremia, zu welchem Er sprach: du sollst nicht mehr für dieses Volk beten, oder wie der Salome und ihren Söhnen, zu denen Er sagte: ihr wisset nicht, was ihr bittet: so sollen wir uns zur Ruhe geben, und glauben, daß dasjenige, was Gott thun wolle, besser sei als dasjenige, um was wir Ihn gebeten haben. Wie soll ich aber diese Antworten Gottes vernehmen? So daß ich wahrnehme, wie mich der Heilige Geist, der Beistand und Regierer aller Glaubigbetenden vom weitern Bitten zurückhalte, und mir keine Kraft gebe, darin fortzufahren, und endlich auch so, daß ich wahrnehme, wie der Erfolg anders ausgefallen sei, als ich gewünscht und gebeten habe. Hingegen hat Hanna die Mutter Samuels nach dem Willen Gottes gebeten, da sie um einen Sohn bat, und Hiskia, da er um die Verlängerung seines Lebens bat, ungeachtet weder jene noch dieser sich auf besondere und ausdrückliche Verheißungen Gottes berufen konnten. so sind viele, ja Alle erhöret worden, die den HErrn Jesum in den Tagen Seines Fleisches um eine leibliche Hülfe gebeten haben, weil Sein Name gelästert worden wäre, wenn Er Jemand hülflos von Sich gelassen hätte. Auch sagt Jakobus Kap. 5,16.17.18. mit großer Freimüthigkeit: des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Elias war ein Mensch wie wir, und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen sollte: und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monden. Und er betete abermal, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht. Weil uns Gott höret, so wir etwas nach Seinem Willen bitten, so dürfen wir eine Freudigkeit oder Freimüthigkeit gegen Ihn haben, und Ihn in der Hoffnung der Erhörung oft und um Vieles bitten. (Magnus Friedrich Roos)

5:15 Und so wir wissen, daß er uns hört, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitte haben, die wir von ihm gebeten haben.

5:16 So jemand sieht seinen Bruder sündigen eine Sünde nicht zum Tode, der mag bitten; so wird er geben das Leben denen, die da sündigen nicht zum Tode. Es gibt eine Sünde zum Tode; für die sage ich nicht, daß jemand bitte.

5:17 Alle Untugend ist Sünde; und es ist etliche Sünde nicht zum Tode.5)

5:18 Wir wissen, daß, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht; sondern wer von Gott geboren ist, der bewahrt sich, und der Arge wird ihn nicht antasten.

5:19 Wir wissen, daß wir von Gott sind und die ganze Welt im Argen liegt.
Das wäre ein Schrecken: wenn du einen Schnellzug mit fünfhundert Personen in die Tiefe stürzen sähest, wärest du vor Entsetzen wie angewurzelt. Es ist nicht weniger schrecklich, dass so viele unbekümmert um ihr Heil „dahinfahren“. Wir sehen die Gefahren der unbußfertigen Sünder. Die Liebe dringet uns - es ist die Liebe Christi - ihnen zu sagen, wie schlimm es um sie steht. Wer seine Seele, sein Leben zur Rettung der Verlorenen einsetzt, wer ernstlich fleht um ihre Bekehrung, der kämpft zugleich gegen den Argen. Aber selig der, dem die Rettung der Sünder am Herzen liegt, dem der Sieg Christi gewiss ist. An Seiner Seite kannst auch du beharrlich kämpfen und siegen. Wohl dem, den die Heiligung der Gläubigen nicht weniger beschäftigt als die Evangelisierung der Massen. O setze nur alle Hebel des Glaubens in Bewegung, den Gläubigen aufzuhelfen, viele seufzen nach Kraft aus der Höhe. Diene ihnen mit der Gabe, die du empfangen hast; es ist Seligkeit, zu flehen um den Heiligen Geist; und wer bittet, der empfängt. Bei allem Trauern darfst du selig sein, erst recht, wenn das Kommen des Herrn dein Herzensanliegen geworden. Aber findet Er Glauben bei dir, zielt dein Flehen und dein Wirken hin auf dein Kommen? Du bist vielleicht über Sein langes Ausbleiben traurig; aber deine Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Die Gnade hat den Stand geschaffen, in welchem du heute sein darfst. Dass Jesus das Zentrum deines innersten Lebens bildet, ist Seine Tat und dein Heil. Er hat dich dem Argen entrissen, auf dass du ewig Sein Eigentum seiest. Ihm sei Preis! (Markus Hauser)

5:20 Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
Jesus Christus hat auch im Stand der Erniedrigung geredet als Derjenige, der selber Gott ist. Er hat versprochen, was nur Gott versprechen kann, nämlich das ewige Leben; Er hat geboten, was nur Gott gebieten kann, nämlich daß man zu Ihm kommen und an Ihn glauben soll, um das ewige Leben zu erlangen. Nachdem Er gen Himmel gefahren ist, sitzt Er zur Rechten des Vaters auf dem allerhöchsten göttlichen Thron, und ist so hoch erhaben wie der Vater. Wir wissen auch aus der Offenbarung Johannis, daß er mit eben den Worten und mit eben der Ehrerbietung von den Engeln und verklärten Menschen gepriesen werde, mit welchen der Vater gepriesen wird. Er war auch als das wesentliche Wort ehe Abraham war, im Anfang der Welt, ja ehe die Welt war. Er war bei Gott und selber Gott. Der göttliche Geist, der Geist des Vaters, ist auch Sein Geist: Er sendet und gibt ihn. Vor Ihm sollen sich alle Kniee beugen, Ihn sollen alle Geschöpfe anbeten, und dieser Verehrung und Anbetung sind nirgends Schranken gesetzt. Alle Seine Worte, in welchen Er von Sich selbst als Demjenigen redete, der Seines Vaters Gebote halte und Seinen eigenen Willen nicht thue, und sogar sagte, der Vater sei größer als Er, beziehen sich auf Seine damals tief erniedrigte menschliche Natur, und dürfen andern Aussprüchen, in welchen Er sagte, Er und der Vater sei Eins, und man solle Ihn ehren, wie man den Vater ehre, und was er den Vater thun sehe, thue Er gleichermaßen, nicht entgegen gesetzt werden.
Paulus nennt Ihn Röm. 9,5. Gott über Alles, gelobet in Ewigkeit, und Johannes 1 Joh. 5,20. den wahrhaftigen Gott und das ewige leben. Durch das Wort wahrhaftig zeigt er an, daß der Name Gott hier die allerhöchste und eigentliche Bedeutung habe. Engel und Regenten werden in der heiligen Schrift Götter genannt, aber keiner unter ihnen ist der wahrhaftige Gott. Dieser Name bezieht sich bei ihnen nur auf die Gewalt, die sie haben, nicht aber auf ihre Natur oder ihr Wesen, Jesus Christus aber ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Es war dem Johannes nicht genug, Ihn den Ewigen und Lebendigen zu nennen, sondern er nannte Ihn das ewige Leben, und hatte dabei die Absicht, uns zu belehren, wie und wo wir das ewige Leben finden können, wie er denn V. 11.12.13. sagt: das ist das Zeugniß Gottes, daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in Seinem Sohn. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Solches habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf daß ihr wisset, daß ihr das ewige Leben habt, und daß ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes. Christus ist also das ewige Leben für diejenigen, die an Ihn glauben. Johannes will, daß die Glaubigen solches wissen, damit sie ihres guten Looses gewiß seien, und außer Jesu das ewige Leben nirgends suchen. Ein Mensch bedarf nur Seiner, um ewig zu leben. HErr Jesu, hilf mir dazu, daß ich täglich und insonderheit vor meinem Abscheiden den Schluß machen könne: ich habe Dich, und deßwegen habe ich das ewige Leben. (Magnus Friedrich Roos)

5:21 Kindlein, hütet euch vor den Abgöttern! Amen.
Ein wichtiges Kapitel! Gedanke drängt sich an Gedanke. Jeder Vers ist goldeswerth und inhaltschwer. Besonders wichtig für unser Herz ist aber das Wort: „Das ist die Freudigkeit, die wir haben zu Ihm, daß so wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört Er uns.“ Das beschränkt nicht den Kreis unserer Gebete; es berichtigt ihn nur; denn im Worte Gottes ist viel, viel Gutes uns verheißen und von uns gefordert; was aber Gott verheißt oder fordert, ist unfehlbar der Gegenstand seines Willens. Ein Beter darf sich also so weit ausbreiten als die Gebote und Verheißungen Gottes reichen, und dabei versichert sein, daß er nach Seinem Willen bitte. Wenn er bittet: „Herr, erquicke, stärke mich, sie mir gnädig nach Deinem Wort,“ so verfehlt er des Willens Gottes nicht. Ja, wenn Christus in uns bleibt und seine Worte in uns bleiben, so ist ein Wille des Geistes in uns, welcher mit dem Willen übereinkommt, und deswegen konnte Jesus Joh. 15,7. zu seinen Jüngern sagen: „So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollet, und es wird euch widerfahren.“ Es giebt freilich Dinge, von denen Gott seinen Willen in seinem Worte nicht geoffenbaret hat. Was sollen wir da thun? Wir dürfen einen bescheidenen Versuch mit Bitten machen, wie Moses um den Eingang in Canaan, Jeremias um Abwendung und Zerstörung Jerusalems, Salome für ihre Söhne um das Sitzen zur Rechten und Linken des Herrn Jesu; wenn Gott unsere Bitte aber wie dort abschlägt, so sollen wir uns zur Ruhe geben und glauben, daß das, was Gott thun will, besser ist als das, um das wir Ihn gebeten haben. Wie sollen wir aber diese Antworten Gottes vernehmen? So daß wir darauf achten, ob uns der h. Geist vom weiteren Bitten abhalte, und ob der Erfolg anders ausgefallen ist, als wir gewünscht und erbeten haben. Hanna bat Gott nach Seinem Willen, da sie um einen Sohn bat, Hiskias ebenfalls, als er um die Verlängerung seines Lebens flehete, ungeachtet weder dieser noch jene sich auf ausdrückliche Verheißungen Gottes berufen konnten. Auch sagt Jacobus 5,16. mit großer Bestimmtheit: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Weil Gott uns hört, so wir etwas nach Seinem Willen bitten, so dürfen wir auch eine Freudigkeit oder Freimüthigkeit gegen Ihn haben, und Ihn in der Hoffnung der Erhörung oft und um Vieles bitten. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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