Luther, Martin - Vorrede zum Hebräerbrief

Luther, Martin - Vorrede zum Hebräerbrief

1522

Bisher haben wir die rechten gewissen Hauptbücher des Neuen Testaments gehabt. Diese vier nachfolgenden aber haben vor Zeiten ein anderes Ansehen gehabt. Und aufs erste: daß dieser Brief an die Hebräer nicht von Paulus noch von irgendeinem Apostel sei, ist damit bewiesen, daß Kap. 2,3 so steht: „Diese Lehre ist durch die, welche es selbst von dem Herrn gehört haben, auf uns gekommen und geblieben.“ Damit wird's klar, daß er von den Aposteln als ein Jünger redet, auf den solche Lehre von den Aposteln gekommen sei, vielleicht lange hernach. Denn Paulus bezeuget Gal. 1,1 u. 12 mächtig, er habe sein Evangelium von keinem Menschen noch durch Menschen, sondern von Gott selber.

Über das bietet er eine große Schwierigkeit dadurch, daß er im 6. und 10. Kapitel die Buße den Sündern nach der Taufe stracks verneinet und versagt und Kap. 12,17 sagt, Esau habe Buße gesucht und doch nicht gefunden, was wider alle Evangelien und Briefe des Paulus ist. Und obwohl man einen Ausweg aus der Schwierigkeit suchen möchte, so lauten doch die Worte so klar, daß ich nicht weiß, ob es möglich sei. Mich dünkt, es handle sich um einen Brief aus vielen Stücken zusammengesetzt und nicht überall in gleicher Höhenlage.

Wie dem auch sein mag, so ist's doch ein ausbündig gelehrter Brief, der vom Priestertum Christi meisterlich und gründlich aus der Schrift redet, dazu das Alte Testament fein und reichlich ausleget, so daß es offenbar ist, er stamme von einem trefflichen, gelehrten Manne, der ein Jünger der Apostel gewesen, viel von ihnen gelernet hat und gründlich in der Schrift geübt ist. Und ob er wohl nicht den Grund des Glaubens legt, wie er selbst Kap. 6,1 bezeugt, welches der Apostel Amt ist, so bauet er doch fein drauf Gold, Silber, Edelsteine, wie Paulus 1. Kor. 3,12 sagt. Deshalb soll uns nicht hindern, ob vielleicht etwas Holz, Stroh oder Heu mit untergemenget werde, sondern wir wollen solche feine Lehre mit allen Ehren aufnehmen, nur daß man sie den apostolischen Briefen nicht in allen Dingen gleichstellen soll.

Wer ihn aber geschrieben habe, ist unbekannt, wird auch wohl noch eine Weile unbekannt bleiben. Darauf kommt es auch nicht an. Uns soll genug sein an der Lehre, die er so beständig aus und in der Schrift gründet, welche ein rechtes, feines Verständnis wie Verfahren, die Schrift zu lesen und zu behandeln, zeigt.

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