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Hebräer, Kapitel 1

Hebräer, Kapitel 1

Heb 1:1 Nachdem vorzeiten Gott manchmal und mancherleiweise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten,
O wer bedenkt es, und wer bedankt sich genug, daß Gott je und je zu den Menschen geredet hat, und noch zu ihnen redet durch sein Wort! daß er, nachdem er über die ersten Sünder sein Strafurtheil ausgesprochen, die Menschen nicht sich selbst überlassen, zu ihrem Thun und Lassen, bei ihren Freuden und Leiden nicht still geschwiegen, sondern manchmal und mancherlei Weise zu ihnen geredet hat! Und was wären wir, wenn wir durch dieses Leben hindurch gehen müßten ohne Gottes Wort! Zwas erzählen die Himmel die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk; zwar wird Gottes unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit, ersehen, so man deß wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; zwar heißt es mit Recht: „Frage doch das Vieh, das wird dich's lehren, und die vögel unter dem Himmel, die werden dir's sagen; oder rede mit der Erde, die wird dich's lehren, und die Fische im Meere werden dir's erzählen; wer weiß solches alles nicht, daß des Herrn Hand das gemacht hat?“ Aber was Himmel und Erde sammt allen Creaturen uns lehren, das macht uns doch nicht gelehrt zum Himmelreich. Das Buch der Natur ist wohl ein lehrreiches Buch, mit gar herrlichen Bildern. Aber von dem Rathe Gottes zu unserer Erlösung steht nichts darin geschrieben, und auf die Frage: „Was soll ich thun, daß ich selig werde?“ giebt es dir keine Antwort. Es ist vor dem Fall unseres Geschlechts verfaßt, darum läßt es die Gefallenen rathlos und trostlos. Denkst du aber an die Sprache und Belehrung Gottes durch dein Gewissen; so ist zwar wahr, des Gesetzes Werk ist beschrieben in der Menschen Herzen, sintemal ihr Gewissen sie bezeuget, dazu auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen. Aber wenn du über all' dein Denken, Wollen, Wünschen, Begehren, Reden und Thun dein Gewissen nur einmal recht zur Sprache und zum Urtheil kommen lässest, so wird es dir alle Entschuldigung absprechen und dich schuldig sprechen, ohne dir ein Wort von deiner Erlösung zu sagen. Darum gelobet sei der Herr, unser Gott, daß Er geredet hat! Und was hat er zu uns geredet? Ist sein Wort nur ein Schreckenswort? Ja, wenn du noch sicher und sorglos in Sünden dahinlebst, oder dein Thun schmückest, daß er dir darum gnädig sein soll: dann ist und soll sein Wort für dich sein wie ein Feuer, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt, schärfer denn kein zweischneidiges Schwert, durchdringend, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens; dann ist es dir ein Schreckenswort. Aber auch so doch ein theuer werthes Wort, denn sobald du dich vor Gott demüthigst, deine Sünde erkennst, bekennst und bereuest, Gnade begehrst und suchest; so ist sein Wort für dich Evangelium, frohe Botschaft, Sprache der Liebe und Erbarmung, alles Trostes voll, Herzgewinnende, Herzerfreuende und Herzverändernde Rede deines Gottes. Dann lernst du dich freuen, daß Gott zu uns geredet hat, und fleißigest dich, ihm aufs Wort zu folgen. Amen. (Carl Johann Philipp Spitta)

Heb 1:2 hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat;
Die Adventszeit, die Vorbereitungszeit auf das fröhliche Fest der Geburt Christi, umschließt vier Sonntage, und erinnert damit an die vier Jahrtausende, welche der Welt aufgingen, ehe Christus geboren ward, so wie an die Zeit, welche in unserm Herzen ist, wenn der Herr noch nicht in uns wohnt. In jener Zeit bedeckte Nacht das Erdreich und Dunkel die Völker. Auch in Israel war Nacht, wenngleich durch leuchtende Sterne erhellt. Diese Sterne waren das heilige Gesetz aus dem Munde des lebendigen Gottes, durch Moses gegeben und zum ewigen Gedächtnis in Steine gegraben; waren die Propheten, erleuchtet und getrieben vom Geiste Gottes, mit ihren ernsten Mahnungen und herrlichen Verheißungen; waren jene Satzungen und Gebräuche des Gottesdienstes, die in ihrer erregenden Pracht und Herrlichkeit Vorbilder und Schatten waren von dem Wesen, das in Christo Jesu gekommen ist. - Aber Sterne sind keine Sonne. Ihr Strahl ist zu matt, um Leben zu geben und Lebenskeime zu wecken; ihr Licht, ob es auch leuchtet, durchleuchtet nicht das Dunkel der Nacht, daß es helle wird, wie am Mittag. Das Gesetz und die Propheten und die Opfer führten daher Israel nur zur Erkenntnis der Sünde, konnten aber nicht die Gewissen reinigen von ihrer Schuld und von ihren toten Werken. - Doch deuten die Sterne auf die Sonne, um die sie sich drehen. So war auch das Gesetz Zuchtmeister auf Christum und die Verheißungen und Opfer Gleichnisbilder der Erlösungstat auf Golgatha. - Sodann verlieren die Sterne nicht an sich ihr Licht, wenn die Sonne aufgeht, sondern nur für unsere Augen. So ist es auch mit allen Funken der Wahrheit, die in der Welt zerstreut gewesen sind, als die Sonne Christi aufging. Auch das alte Testament ist schon eine Erfüllung; denn es hat zwei Seiten, die in jeder menschlichen Brust liegen, erfüllt und ihnen einen hellen Klang gegeben, die Stimme des Gewissens und die Stimme der Sehnsucht. Jene sagt uns, was Gottes Gesetz ist; aber zugleich, daß wir es nicht gehalten. Diese sagt uns, daß unsere Übertretungen uns von unserm Gotte nicht scheiden sollen und daß wir einst noch sein werden, was wir werden sollen. Aber das Wesen aller dieser Güter ist doch nur Christus; Er der offne Brunn wider alle Sünde und Unreinigkeit. In Ihm und durch Ihn ist das Gesetz lebendig geworden, der alte Bund ein neuer Bund, und der Advent vor Christo in der Geschichte der Menschheit und der einzelnen Herzen die Morgenröte des kommenden Tages und der Vorhof zum Heiligen, bis einst das Allerheiligste sich uns auftun wird in der Ewigkeit. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt) —-
Wenn des Alltags müdemachende Enge uns niederdrückt, so kann man diesen Eindruck auf verschiedene Weise überwinden: dadurch, daß man sich fremder Not erinnert und etwas zu ihrer Linderung tut, oder daß man an frühere Großtaten Gottes in unserem Leben denkt und dadurch froh zum Dank gestimmt wird, oder daß man einen großen Blick in die Zukunft des Reiches Gottes tut. Die letzte Methode fiel mir heute abend ein, als ich vorstehende Worte las. Was hat's denn zu bedeuten, wenn meine Lage jetzt eben dürftig und meine Erfolge klein und meine Stimmung gedrückt ist! Jesus ist doch schon von Gott zum Erben über alles eingesetzt: sein ist doch der endliche Sieg! In der unsichtbaren Welt feiern sie schon Siegesfest und freuen sich, daß Jesu alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Nur uns hier unten kommt's bisweilen so vor, als ob der Regen zu lang dauert und als ob die Sache nicht von der Stelle käme und als ob wir zu klagen hätten über geringe Dinge. Das Licht der Zukunft bricht schon jetzt hell herein unter und hinter dem Gewölk, das uns jetzt noch seine Schauer sendet.
Dennoch, Herr Jesu, dennoch bist du Gottes Erbe und bekommst alles in deine Hand. Laß mich das heute von ferne spüren und ahnen, daß ich nicht schwach und traurig, sondern voll seliger Hoffnung schlafen gehen darf. Du siegst, du kommst bald! Ja, komm, Herr Jesu! Amen. (Samuel Keller)

Heb 1:3 welcher, sintemal er ist der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat gemacht die Reinigung unsrer Sünden durch sich selbst, hat er sich gesetzt zu der Rechten der Majestät in der Höhe
Von wievielen Gesichtspunkten aus man diesem Gedanken sich naht, es bleibt doch wie bei einer Hochalpe - etwas Schweres übrig, eine anstrengende, bemühende Steigung. Man muß mit dem gläubigen Herzen die Wirklichkeit der Gottesgeheimnisse erleben und kann sie als eine befreiende Kraft erfassen, aber verstandesmäßig läßt sich das Wunder der Versöhnung nicht fassen. Ohne Anstrengung, ohne Herzklopfen und Atemmangel kommt man nicht zur Höhe des Berges. So haben wir etwas durchzumachen, etwas dranzuwenden, bis der Glaube sein Ziel erreicht und die Gnade uns rechtfertigt. Jesus hat auch sein Ziel nicht spielend erreicht, sondern sterbend, unter Hingabe seiner ganzen Persönlichkeit, unter Einsetzen seiner reinen Seele. Sollten wir um des seligen Erfolges willen nicht auch etwas drangeben können? Vorurteile, Sündenliebe, Trägheit und Unentschlossenheit - das muß weg, wenn wir die Reinigung, die Befreiung von der Sünde erfahrungsgemäß unser eigen nennen wollen. Die Sache ist umsonst; nur der Weg dahin kostet uns etwas. Wer da sich nicht Gewalt antun mag, der bleibe im Tal, wo die Dünste der Sünde den Blick hemmen und wo man unter dem Druck der Schuld bleibt.
Nein, zieh uns, Herr Jesus! Treib uns auf aus der Schlaffheit und Selbstverliebtheit, die sich vor dem Gericht deines Reinigungswerkes scheut. Wir haben die Reinheit nötig. Hilf uns zum lebendigen Glauben und Nehmen deiner Gnade. Amen. (Samuel Keller)

Heb 1:4 und ist so viel besser geworden den die Engel, so viel höher der Name ist, den er von ihnen ererbt hat.
Paulus wollte den HErrn Christum in dem Brief an die Hebräer hoch preisen, und bewies deßwegen, daß Er besser worden sei, als die Engel, und daß Er größer sei als Mose und Aaron, welche unter allen Menschen die höchste Würde erlangt haben, weil jener als Prophet, und dieser als Priester für sich und Andere zu Gott nahen durfte. Außer dem menschlichen Geschlecht gibt es keine so vortrefflichen Geschöpfe als die Engel. Auch die vier Thiere oder lebendigen Wesen, welche Johannes zunächst bei dem Thron Gottes sahe, sind in dem Brief an die Hebräer unter den Engeln begriffen, ob sie schon Offenb. 7,11. in einem andern Verstand von allen Engeln unterschieden werden. Christus nun, der Gesalbte, der Sohn der Maria, ist von Seiner Empfängniß an viel besser worden, als die Engel, so viel einen höhern Namen Er vor ihnen ererbet hat. Was ist dann dieses für ein Name? Es ist der Name: Sohn Gottes; denn der Apostel sagt: zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: du bist Mein Sohn, heute habe Ich dich gezeuget? Ps. 2,7., und abermal: ich werde Sein Vater sein, und Er wird Mein Sohn sein, 2 Sam. 7,14. Da also der Engel Gabriel Luk. 1,35. zu der Maria sagte: der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genannt werden: so belehrte er sie, daß Jesus schon als Kind viel besser, größer, ehrwürdiger und vornehmer als die Engel sein werde, und daß Ihn deßwegen alle Engel Gottes anbeten sollen, Hebr. 1,6. Menschen können Kinder Gottes heißen; Engel heißen, Hiob 38,7., Söhne Gottes; aber in demjenigen Verstand, in welchem Jesus der Sohn Gottes ist, ist’s Keiner von ihnen. Er ist der Eingeborne, der Seines Gleichen nicht hat. Er war vor Seiner menschlichen Geburt das Wort, und als das Wort bei Gott, und selber Gott, und konnte, da Er in der Niedrigkeit wandelte, sagen: Ich und der Vater sind Eins, und hat, nachdem Er die Reinigung unserer Sünden durch Sich selbst gemacht hatte, Sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt, wohin kein Engel aufsteigen darf, und wo Er mit eben den Worten von den himmlischen Heerscharen gepriesen wird, mit welchen sie den Vater preisen.
Ist nun Jesus über die Engel und über Alles erhaben, und der eingeborne Sohn Gottes, ja der wahrhaftige Gott und das ewige Leben, so sollen wir Ihn anbeten, und in unsern Herzen, mit unserm Mund, und mit unsern Werken ehren. die Ehre, die wir Ihm erweisen sollen, hat keine Grenzen in der heiligen Schrift; wir dürfen also nicht fürchten, daß wir Ihn zu viel ehren können: da hingegen Johannes den Engel, der mit ihm redete, zweimal zu viel ehrete, da er vor ihm niederfiel. Auch können wir nicht zu viel Vertrauen auf Ihn setzen, und nicht zu viel Liebe gegen Ihn haben, wie bei einem jeden erschaffenen Wesen, wenn es auch sehr vortrefflich wäre, leichtlich geschehen könnte, weil doch seine Kraft und Güte Grenzen hätte. Alles, was wir dem Jehovah, dem Schöpfer des Himmels und der Erden, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs leisten sollen, sind wir schuldig auch dem Messias Jesus zu leisten, wie viele Stellen der heiligen Schrift deutlich beweisen, weil Er selbst auch Jehovah, unsere Gerechtigkeit, ist. Wenn wir den Engel sähen, der Offenb. 10. beschrieben ist, so würden wir meinen, es gäbe nichts Herrlicheres: aber Jesus ist viel herrlicher. Die Engel sind Seine Engel, Er aber ist ihr HErr. (Magnus Friedrich Roos)

Heb 1:5 Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: „Du bist mein lieber Sohn, heute habe ich dich gezeugt “? und abermals: „Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein“?

Heb 1:6 Und abermals, da er einführt den Erstgeborenen in die Welt, spricht er: „Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.“
Betet Ihn an alle Götter, sagte der Heilige Geist Ps. 97,7. von dem erstgebornen Sohn Gottes, und diese Worte werden Hebr. 1,6. so angeführt: es sollen Ihn alle Engel Gottes anbeten. Götter sind alle hohen und mächtigen Wesen; dergleichen aber sind auf Erden die Regenten, und im Himmel die Engel. Alle solche Götter sollen den Sohn Gottes anbeten, folglich auch die Engel. Der Sohn Gottes wird aber bei diesem göttlichen Befehl der Erstgeborne genannt, und hat diesen Namen deßwegen, weil Seine menschliche Natur das erste oder höchste unter allen erschaffenen Wesen ist. Das wesentliche Wort, welches Gott ist, wurde vom Anfang der Welt von den Engeln angebetet: hernach aber erging der Befehl Gottes an sie, daß sie auch Christum Jesum, den Erstgebornen unter Allem, was Gott erschaffen hat, der zugleich Gott über Alles gelobet in Ewigkeit ist, anbeten sollen. Sie thaten es auch ohne Zweifel bald nach Seiner Geburt von der Maria, und hernach immer, so lange Er in der Niedrigkeit lebte. Eine feierliche Anbetung, die dem erhöheten Jesu von den Engeln geleistet wurde, vernahm Johannes, da er auf der Insel Patmos im Geist war; denn er hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron Gottes, und um die Thiere und um die Aeltesten her, und ihre Zahl war viel tausendmal tausend, die sprachen mit großer Stimme: das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig zu nehmen Gewalt und Reichthum und Weisheit und Stärke, und Ehre und Herrlichkeit und Lob. Offenb. Joh. 5,11.12. Man vergleiche diesen Lobspruch mit demjenigen, den alle Engel Offenb. Joh. 7,11.12. ihrem Gott zurufen, so wird man wahrnehmen, daß sie auch das Lamm als ihren Gott und HErrn gepriesen haben, weil beiderseits fast einerlei Worte vorkommen.
Die Ursache, warum alle Engel Jesum als ihren HErrn anbeten, ist diese, daß derselben einen viel höhern Namen vor ihnen ererbet hat. Sie selber sind Geister und Feuerflammen. Bei ihrem geistigen und feurigen Wesen, welches sehr vortrefflich ist, bleiben sie immer Diener Gottes, und werden als solche von Ihm ausgesandt, um eine Bedienung auszurichten wegen derjenigen Menschen, welche die Seligkeit ererben sollen. Hebr. 1,7.14. Keiner von ihnen heißt der Sohn Gottes. Aber zu Jesu hat der Vater gesagt: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeuget. Wir arme und durch Jesu Blut erlöste und zu Seinem Eigenthum erkaufte Menschen sollen uns gern und täglich in der Anbetung Jesu mit den Engeln vereinigen. Es kann und soll aber in unsere Anbetung etwas einfließen, das bei den Engeln nicht stattfindet: wir können und sollen Ihm nämlich demüthig danken, daß Er uns erlöst und erkauft habe, und unser Fürsprecher bei dem Vater sei, und Sich nicht schäme, uns Seine Brüder zu heißen. Er ist das Haupt Seiner Kirche, die Sein Leib ist. In Ihm wohnet alle Fülle, das ist der ganze Reichthum und Ueberfluß göttlicher Kräfte, damit auch wir, die wir von Natur arm und leer sind, aus Ihm und durch Ihn mit aller Gottes-Fülle erfüllt werden können. Ihm sollen wir uns ganz aufopfern, Ihm leben und sterben. Ihn preise unser Herz und Mund, so lange wir wallen, und wenn wir bei Ihm daheim sein werden, so werden wir Ihn ohne Ende lieben, loben und anbeten.(Magnus Friedrich Roos)

Heb 1:7 Von den Engeln spricht er zwar: „Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen “,

Heb 1:8 aber von dem Sohn: „Gott, dein Stuhl währt von Ewigkeit zu Ewigkeit; das Zepter deines Reichs ist ein richtiges Zepter.

Heb 1:9 Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehaßt die Ungerechtigkeit; darum hat dich, o Gott, gesalbt dein Gott mit dem Öl der Freuden über deine Genossen.“
Diese Worte werden von dem Apostel aus dem fünfundvierzigsten Psalm angeführt, in welchem der Sohn Gottes als der Bräutigam der Kirche beschrieben wird. Einem Bräutigam gebührt fröhlich zu sein, darum sagt der Heilige Geist V. 8. zu Christo: Dich hat, o Gott, Dein Gott gesalbet mit dem Oel der Freuden mehr denn Deine Gesellen oder über Deine Genossen. Der HErr war Christus oder der Gesalbte von Mutterleibe an. Bei Seiner Taufe empfing Er des Geistes Oel auf eine neue Weise in der Absicht auf Sein anzutretendes Lehramt: bei Seiner Erhöhung aber wurde Er abermal mit dem Oel der Freuden gesalbet, weil Er vorher im Stand der Erniedrigung Gerechtigkeit geliebet und gottloses Wesen gehaßt hatte. Er empfing da den Heiligen Geist als ein Freudenöl; denn nun war das Trauern und Leiden zurückgelegt. Nun war die Zeit gekommen, daß Er sich nimmer als ein Knecht, sondern als ein fröhlicher Held, Sieger und Bräutigam zeigen sollte, wie Er denn als ein Solcher Ps. 45. beschrieben wird. Er selbst war Gott, und wurde nach Seiner menschlichen Natur von Seinem Gott mit dem Oel der Freuden mehr oder reichlicher als Seine Gesellen, das ist als die Propheten und Apostel und alle anderen Menschen, gesalbet, weil Er würdig war, mehr als sie zu empfangen, und weil Er unendlich fähiger war, als sie Alle. Dieses Oel der Freuden will der Heiland als das Haupt auf Seine Glieder ausfließen lassen. Er will Seinen Geist und Seine Freude Seiner Braut mittheilen. Diese Mittheilung soll schon alsdann in gewissem Maße geschehen, alldieweil die Braut noch die Ermahnung nöthig hat: höre Tochter, schaue darauf und neige deine Ohren, vergiß deines Volks und deines Vaters Hauses, so wird der König Lust an deiner Schöne haben; denn Er ist dein HErr, und du sollst Ihn anbeten , und alldieweil sich die Verheißung für sie schickt: anstatt deiner Väter wirst du Kinder kriegen, die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt , Ps. 45,11.12.17. In diesem irdischen Zustand hat die von Jesu selbst geschmückte Braut schon an dem Oel der Freude, womit Er gesalbt ist, Antheil, und genießt Seine Liebe und Freundlichkeit vielfältig, wiewohl sie sich dabei der Gemeinschaft der Leiden und Anfechtungen Jesu nicht entziehen darf. Wenn sie aber zur Gemeinschaft der Herrlichkeit Jesu erhöhet sein wird, so wird das Oel der Freuden, das von Ihm ausfließt, sie ganz durchdringen, und der Genuß Seiner Liebe durch dasselbe vollkommen, lauter und beständig sein.
HErr Jesu, Du bist Gott über Alles gelobet in Ewigkeit. Dich hat aber Dein Gott, dem Du fast 33 Jahre auf Erden dientest, und den Du als Deinen Vater immer auf’s Lauterste ehrtest und liebtest; mit dem Oel der Freuden mehr als deine Genossen gesalbet. Weil Du nun diese Gabe für die Menschen, auch für die, welche nach ihrer Taufe wieder abtrünnig worden sind, empfangen hast, so lasse mir auch ein reicheres Maß davon zu Theil werde. Salbe mich, Du Gesalbter des HErrn, mit diesem Oele, damit ich den Christennamen wahrhaftig führen könne, und von meiner aus dem Unglauben entspringenden Traurigkeit immer mehr erlöst werde. Laß Deine Freude auch in mir bleiben, wie Du Joh. 16,22. von Deinen Jüngern gesagt hast. (Magnus Friedrich Roos)

Heb 1:10 Und: „Du, HERR, hast von Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.

Heb 1:11 Sie werden vergehen, du aber wirst bleiben. Und sie werden alle veralten wie ein Kleid;

Heb 1:12 und wie ein Gewand wirst du sie wandeln, und sie werden sich verwandeln. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.“

Heb 1:13 Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße “?

Heb 1:14 Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?
In der That, Gott hat uns reichlichere Gnade erwiesen als den Völkern; denn Er hat zu uns nicht durch menschliche sündhafte Propheten geredet, sondern durch den Sohn, den Abglanz seiner unendlichen Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens; und zwar nicht blos durch die Worte dieses im Fleisch erschienen ewigen Sohnes, sondern auch durch dessen gesammten Erdenwandel, insonderheit durch seinen Kreuzestod, Auferstehung und Himmelfahrt. Ja, Er hat nicht blos durch den Sohn zu uns geredet, Er hat auch durch den Sohn sich mit uns versöhnet; der ewige Sohn ist nicht blos zu dem Zweck Mensch geworden, um unser ewig vollkommener Prophet und Gottesoffenbarer zu sein, sondern vornämlich auch zu dem Zweck, um unser ewig vollkommner Priester und Mittler zu sein. So steht Jesus denn höher als alle Engel, denn kein Engel heißt: Sohn, Gott und Herr; kein Engel ist von Gott gesetzt worden zum Erben über Alles; kein Engel besitzt die göttliche Macht, sich eine Gemeinde durch den heiligen Geist auf Erden zu sammeln, sie zu erleuchten, zu trösten, zu heiligen, wider alle Feinde zu schützen und ihr durch alle irdischen Leiden und Widerwärtigkeiten treulich und siegreich hindurchzuhelfen zu der überschwänglichen Herrlichkeit, die Er durch sein Verdienst ihr erworben und durch sein Wort ihr verheißen hat. Bei aller Erhabenheit sind die Engel doch nur dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit. Der Mensch gewordene, am Kreuz gestorbene, und dann auferstandene, aufgefahrene und auf den Thron zur Rechten des Vaters erhöhte Christus ist es aber, dem die Engel dienen, und um Seinetwillen dienen sie auch uns, die wir an Ihn glauben. Wir sind dazu verordnet, die zukünftige, göttliche Seligkeit und Herrlichkeit zu ererben, die Christus auch als Menschensohn nun schon besitzt. O wohl uns, daß die Engel unsere Geleiter und Beschützer sind! Wohl uns aber noch viel mehr, daß Christus unser Herr und Erlöser ist, sein Scepter allezeit ein richtige Scepter ist, sein Thron in Ewigkeit steht, Er, unser Gott, unser Bruder, unser Erlöser und König, in Ewigkeit derselbe bleibt! Gelobt sei Gott für solchen Trost in alle Ewigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Der Apostel hatte Hebr. 1. von der unermeßlich hohen Würde und Herrlichkeit Christi gezeuget, und deßwegen bewiesen, daß Er höher als die Engel sei. Wenn es nun vortrefflichere Geschöpfe gäbe als die Engel, so würde sein Beweis nicht vollständig sein. Er sagte unter Anderem von ihnen: Gott habe keinem von ihnen den hohen Namen eines Sohnes Gottes beigelegt, sondern sie seien vielmehr angewiesen worden, den erstgebornen Sohn Gottes anzubeten; auch habe Gott zu keinem unter ihnen gesagt: setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege, sondern sie seien allzumal dienstbare Geister u.s.w. Geister sind also die Engel, und zugleich Feuerflammen, V. 7., dienstbare Geister sind sie, weil sie einen sehr geziemenden willigen und fröhlichen Dienst ihrem Gott leisten, den sie anbeten. Jesaias sah einmal etwas davon, Jes. 6., noch mehr aber Johannes, s. Offenb. Joh. 5,11., wo die Anbetung auf Christum gerichtet ist, der auf dem göttlichen Thron ist, da sie hingegen um denselben sind, und Off. 7,11., wo sie ihren Gott preisen. Neben diesem Anbetungsdienst, den sie Gott leisten, haben sie auch einen Dienst oder eine Bedienung in Ansehung anderer Geschöpfe zu verrichten, und werden dazu vom Himmel ausgesandt. Diese Dienstleistung aber geschieht um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen, und welche die Heiligen und Herrlichen auf Erden sind, an denen Christus alles Wohlgefallen hat. Um diese lagern sie sich, und helfen ihnen. Diese behüten sie auf ihren Wegen. Um derselben willen widerstehen sie oft den bösen Engeln, und zernichten ihre Anschläge. Auch haben sie bei ihrem Abschied aus der Welt ihre Verrichtung, wie denn Engel des Lazarus Seele in Abrahams Schoos getragen haben. Auch am jüngsten Tag werden sie zu einer sehr wichtigen Verrichtung, welche große Weisheit und Stärke erfordert, ausgesandt, Matth. 13,41.42. Bei dieser Bedienung zeigen sie sich als starke Helden, Ps. 103,20., weßwegen es unrecht ist, wenn man sie Engelein nennt, oder als Knaben mit Flügeln malt. Sie sind sehr herrliche Geschöpfe, wiewohl sie ihre Herrlichkeit auch verdecken können; weßwegen Abraham und Lot zwei Engel für Menschen hielten, und jener sie nebst der göttlichen Person, die dabei war, zu Gaste lud. Wenn sie aber etwas davon entdecken, so sieht man Feuer und Licht, das einem Türkis, einem Blitz, einer feurigen Fackel, einem glühenden Erz, ja der Sonne ähnlich ist, Hes. 1,13. Dan. 10,6. Matth. 8,3. Offenb. Joh. 10,1. Wie prächtig muß also eine Engel-Versammlung sein, von welcher der Apostel Hebr. 12,22. redet, und die Johannes Offenb. 5. und 7. gesehen hat! Wenn man nur das große Heer der Engel gedenkt, so erkennt man, daß das Reich Gottes nicht schwach sei: wiewohl Gott selber unermeßlich stärker ist, als sie. Sie nennen sich unsere Mitknechte, nicht unsere Brüder. Wir sollen also in unserem Theil auch Knechte Gottes sein. Sie haben Vorzüge vor uns, und wir um Christi willen vor ihnen. Zwischen ihnen und den Auserwählten waltet aber die reinste Harmonie. Wohl dem, der jetzt ihren Schutz genießt, und dereinst die Seligkeit erben darf, bei welcher man ihres Umgangs immer genießen wird. (Magnus Friedrich Roos)


Engel sind die unsichtbaren Diener der heiligen Gottes; sie tragen uns auf den Händen, auf dass wir unsern Fuß nicht an einen Stein stoßen. Der Gehorsam gegen ihren Herrn lehrt sie innigen Anteil nehmen an den Kindern seiner Liebe; sie freuen sich über die Rückkehr des verlornen Sohnes zu seines Vaters Hause hienieden, und sie begrüßen jubelnd die Ankunft des Gläubigen im Palast des Königs der Herrlichkeit droben. Vorzeiten wurde den Kindern Gottes ihre sichtbare Erscheinung zuteil, und auch heute ist, wenngleich von uns ungesehen, der Himmel noch immer offen, und die Engel Gottes steigen hinauf und herab auf des Menschen Sohn, auf dass sie die Erben der Erlösung heimsuchen. Noch immer fliegen Seraphim mit glühenden Kohlen vom Altar herzu, um damit die Lippen bevorzugter und geliebter Menschen zu berühren. Wenn uns die Augen könnten geöffnet werden, so könnten wir sehen, wie feurige Rosse mit feurigen Wagen die Knechte des Herrn umgeben; denn wir sind gekommen zu der Menge vieler tausend Engel, die alle Wächter und Beschützer des königlichen Samens sind.
„Ich preise Deine Güte
Mit dankendem Gemüte
Für Deine Wunderschar!
Ich rühme Deine Rechte
Für diese treuen Knechte,
Die mich behüten vor Gefahr.“
Zu welcher Würde werden die Auserwählten erhoben, wenn die strahlenden Diener des Himmels ihre willigen, aufmerksamen Diener sind! Zu welcher Gemeinschaft werden wir erhöhet, dieweil wir Umgang haben mit reinen himmlischen Geistern! Wie wohl sind wir beschützt, weil alle viel tausendmal tausend Wagen Gottes bewaffnet sind zu unsrem Schutz! Wem verdanken wir dies alles? O, wir wollen den Herrn Jesum Christum ewiglich lieb und teuer achten, denn durch Ihn und um seinetwillen dürfen wir ruhen in den himmlischen Gefilden, weit erhaben über alle Fürstentümer und Gewalten. Er ist‘s, dessen Lager rings um die her ist, so Ihn fürchten; Er ist der rechte Michael, der den Drachen unter seine Füße tritt.
O Jesu! Du Engel der Gegenwart Gottes, Dir weihet dies Haus seine dankbaren Gelübde. (Charles Haddon Spurgeon)


Engel Gottes sind den Menschen ähnliche Personen in den oberen Welten. Sie stammen nicht von einem Blute ab wie die Menschen, sondern ein jeglicher von ihnen ist ein von Gott einzeln ins Leben gerufenes Geschöpf. Die Lichtwelt ist dieser Lichtwesen. wonnevolle Heimat. Ehe Menschen waren, hat sieb eine uns unbekannte Zahl der Engel Gottes von Gott losgesagt. Sie traten in Feindschaft gegen ihren Schöpfer, sammelten sich um den größten Widersacher des Herrn und sind nun mit ihm ausgeschlossen aus den reinen Himmeln der Gott getreuen Engel. Mit dem „Fürsten der Finsternis“ sind sie nun unter dem Himmel die listigen und boshaften Verführer der nach Gottes Bilde geschaffenen Menschen. Sie umschwärmen und umgarnen die Sünder, bestärken sie in ihrer Bosheit, treiben sie an zu Finsterniswerken und befestigen sie in ihrer Weltliebe und in ihrem Fleischesdienste. Die Engel Gottes aber haben ein hohes Interesse an der Rückkehr der Gefallenen zu ihrem himmlischen Herrn und Gott. Wo einem Menschen die Augen geöffnet werden für Sünde und Gnade, für Tod und Leben, für Knechtschaft und Freiheit, wo eine Seele ihr Lossein von Gott, ihre Gebundenheit mit Sündenketten betrauert, wo ein Sünder Buße tut und aus der Finsternis, in der er liegt, heraustritt, da sind Gottes Diener, Seine getreuen Engel, bereit. Licht hineinzuströmen in die wirre Seele und ihr beizustehen wider die Ränke der sie bindenden Finsternismächte. Bußfertige Sünder sind der Gegenstand der Freude aller Engel. Sie sehnen sich nach Menschen, die vom Satan los sein wollen. (Markus Hauser)

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