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2. Timotheus, Kapitel 4

2. Timotheus, Kapitel 4

4:1 So bezeuge ich nun vor Gott und dem HERRN Jesus Christus, der da zukünftig ist, zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich:

4:2 Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.

4:3 Denn es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden; sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach dem ihnen die Ohren jucken,

4:4 und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu Fabeln kehren.

4:5 Du aber sei nüchtern allenthalben, sei willig, zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus.1)

4:6 Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.
Da Paulus das erstemal als ein Gefangener zu Rom war, schrieb er an die glaubigen Philipper, was Kap 1. 23.24.25.26. steht. Bald hernach schrieb er sogar an den Philemon V. 22.: bereite mir die Herberge; denn ich hoffe, daß ich durch euer Gebet euch geschenkt werde. Was nun Paulus damals gehofft, geschah hernach wirklich. Er wurde zu Rom losgesprochen, und er konnte hernach noch ungefähr zehn Jahre das Evangelium predigen. Da er aber hernach das zweitemal (wir wissen nicht, aus was für einer Veranlassung) gefangen genommen, und zu Rom vor des Kaisers Gericht gestellt wurde, so ging es zwar in seiner ersten Verantwortung oder Verhör gut, ob ihn schon damals alle Christen verließen; der HErr aber stand ihm bei, und stärkte ihn. Er durfte frei von Jesu Christo reden, auf daß durch ihn die Predigt des Evangeliums bestätigt würde, und alle (gegenwärtigen) Heiden, und durch dieselben alle heidnischen Nationen hörten, was die Christen glaubten. Er wurde auch damals nicht zum Tod verdammt und getödtet, sondern aus dem Rachen des Löwen, oder des grausamen heidnischen Richters, welcher vielleicht der Kaiser Nero selber war, erlöset, s. 2 Tim. 4,16.17. Doch wußte er, daß er dießmal mit dem Leben nicht davon kommen werde, und schrieb deßwegen an den Timotheus, den er gern vor seinem Ende sprechen wollte: ich werde jetzt geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden, 2 Tim. 4,6. Dieses war denn die rechte Zeit seines Abscheidens. Vorher hatte er oft Vorstellungen von einem nahen Sterben, s. Ap. Gesch. 20,22.24., 2 Kor. 1,8.9.10. 6,9. 11,25.26., und mußte seinen Willen in der Absicht auf dasselbe Gott aufopfern, nun kam aber die rechte Zeit des wirklichen Abscheidens, und es graute dem Paulus nicht davor. Er ging seinem Tod mit dem Trost entgegen: der HErr wird mich erlösen von allem Uebel, und mir aushelfen zu Seinem himmlischen Reich: welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit, 2 Tim. 4,18.
Ein Christ wird oft in seinem Leben durch Gefahren und Krankheiten in einen Zustand gesetzt, da er denken muß, er werde jetzt sterben. Zuweilen wird auch ohne eine äußerliche Gefahr die Vorstellung vom Abscheiden aus der Welt so lebhaft in ihm, daß er seinen Willen dazu ergeben muß, obschon der HErr ihm noch eine längere Frist auf Erden schenken will. Er ist also oft als ein Sterbender, und lebt noch eine Zeit lang, und als ein Gezüchtigter, und wird doch nicht getödtet. Wenn aber unter solchen Vorübungen seine Seele geläutert, von den Kreaturen abgezogen und mit Jesu Christo vereinigt worden ist, so soll es ihm nicht schrecklich sein, wenn die Zeit seines Abscheidens wirklich kommt. Er soll gestärkt durch’s Evangelium dieses Abscheiden als eine Erlösung von allem Uebel, und als eine hülfreiche Aufnahme in das himmlische Reich Jesu ansehen. Der HErr erzeige uns Seine Gnade reichlich, daß wir mit dieser seligen Hoffnung und Erfahrung zur rechten Zeit von der Welt abscheiden können.(Magnus Friedrich Roos)

4:7 Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; 2)
Ein Ringen nannte Paulus sein Leben und er dachte dabei an den Eifer, mit dem die anderen rangen, auf den Sportplätzen, in den Theatern, auf den Märkten, in der Wirtschaft und in der Politik. Dort rangen sie und setzten ihre ganze Kraft dabei ein. Auch Paulus rang und wandte seine ganze Kraft an seinen Beruf. Es war ein edler Wettkampf, den er auf sich nahm; denn das Ziel, nach dem er strebte, war es wert, dass er seine ganze Kraft hergab. Sein Ringen war kein nutzloses Spiel, kein die Ringenden schädigender Kampf. Gottes Lob gab seinem Ringen den Glanz. Nun war er am Ziel; denn er stand dicht vor dem Richtplatz, auf dem ein Schwerthieb seinen Leib zerstören wird. Das war in seinen Augen kein Misserfolg, vielmehr die Vollendung seines Laufs und der sieghafte Ausgang seines Kampfes. Denn er hat den Glauben bewahrt. Dass er auch jetzt am Ende seines Wirkens und seines Leidens glauben kann, das nennt er die Vollendung seines Laufs und den Sieg in seinem Kampf. Das wollte er ja bei allem, was er tat, sich als den Glaubenden erweisen und allen zeigen, was der Glaube sei. Nun ist es ihm gelungen; denn er stirbt als Glaubender. Hatte er sonst nichts, worauf er sich stützen konnte? Hatte er nicht Erfolge, die für immer blieben? War er in seinem inwendigen Leben nicht reich geworden, reicher als wir alle? Hatte er nicht eine reiche Saat von Liebe ausgestreut, die aufgegangen war? War nicht die große Schar mit ihm verbunden, die in betender Liebe seiner gedachte? Allein Paulus begehrte keine Stützen neben seinem Glauben und suchte sie weder in sich noch in den Menschen um ihn her. Eines tat er: er glaubte, und damit stand er am Ziel.
Dein Knecht und Bote zeigt uns allen, lieber Herr, was wir bei Dir finden. Uns allen sagst Du: Glaube nur. In Dir, Herr, ist die Ruhe für mich vorhanden und die Gewissheit, die mich heilt. Bei Dir endet die Furcht und das Schwanken. Greife ich nach anderem, so schwanke ich. Glaube ich Dir, dann stehe ich. Halte mich, damit ich stehe, durch Glauben stehe. Amen. (Adolf Schlatter)

4:8 hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der HERR an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben.
Du Zweifelnder! Du hast oft gesagt: „Ich fürchte, ich komme nie in den Himmel.“ Fürchte dich nicht! Alle Gotteskinder müssen eingehen zur ewigen Wonne. Ich freue mich immer wieder über jene liebliche Erzählung von dem Sterbenden, der ausrief: „Ich gehe ohne Zagen heim, ich habe mich von allem losgemacht; der Herr steht auf der Schwelle meiner Tür, und ich bin bereit, Ihm zu folgen.“ „Aber hast du seine Furcht,“ erwiderte einer seiner Freunde, „du möchtest doch das gehoffte Erbteil nicht finden?“ „O nein,“ sprach er, „der Himmel besitzt eine Krone, die selbst der Engel Gabriel nicht tragen könnte; sie passt nur auf mein Haupt. Und ein Thron ist dort oben bereit, den kein Apostel Paulus einnehmen kann, denn er ist für mich gemacht, und ich werde darauf sitzen.“ O lieber Christ, welch ein Freudengedanke! Dein Erbteil ist dir gesichert: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden.“ „Aber kann ich ihrer nicht verlustig gehen?“ Nein; fest ist sie zugesichert. Wenn ich ein Gotteskind bin, so kann sie mir nicht verloren gehen. Sie ist mein eigen, so gewiss, als ob ich sie schon besäße. Komm mit mir, lieber gläubiger Bruder, wir wollen miteinander auf den Berg Nebo gehen und das gelobte Land, unser Kanaan, schauen. Bemerkst du jenen schmalen Todesstrom, der im Sonnenschein glänzt, und erkennst du jenseits die Zinnen der ewigen Stadt? Siehst du die liebliche Gegend und all ihre glücklichen Bewohner? So wisse denn, wenn du hinüberfliegen könntest, so würdest du auf einer ihrer Wohnungen die Inschrift lesen: „Bestimmt für den und den; ihm bleibt diese Stätte vorbehalten. Hier wird er aufgenommen, um ewig bei Gott zu sein.“ Du armer Zweifler, schaue an das herrliche Erbe; es ist dein. Wenn du an den Herrn Jesum glaubst, wenn dir deine Sünden herzlich leid sind, wenn dein Herz erneuert ist, so bist du ein Kind Gottes, und dort ist dir eine Wohnung bereitet, und eine Krone wartet auf dich, und eine besondere Harfe wird dir in die Hand gegeben. Kein andrer wird dein Teil bekommen, dir bleibt‘s im Himmel aufbehalten, und bald wirst du es in Empfang nehmen; denn in der ewigen Herrlichkeit gibt‘s keine leeren Throne, wenn alle Auserwählten gesammelt werden. (Charles Haddon Spurgeon)


Wie wird uns sein, wenn die Zeit des Abscheidens vorhanden ist? - Als diese Zeit für den Apostel Paulus vorhanden war, befand er sich um das Evangelii willen zum zweiten Male in der Gefangenschaft zu Röm. Während seiner ersten Gefangenschaft daselbst durfte er von Christen und Juden Besuch empfangen, sah er seine Freunde Timotheus, Marcus, Demas und Tychicus bei sich, und halle die zuversichtliche Hoffnung, daß er leben und nicht sterben, sondern des Herrn Wort verkündigen werde. Aber bei seiner zweiten Gefangenschaft war das ganz anders; alle Umstände deuteten darauf und der Geist Gottes bezeugte ihm, daß die Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Da schrieb er 2 Tim. 4, 6-8: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird; nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ - Er wußte also, daß die wichtige, entscheidende Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Da richtete er seine Blicke rückwärts in die Vergangenheit, und vorwärts in die Zukunft. Hinter ihm lag sein ganzes Erdenleben, also auch die Zeit, die er im Unglauben als ein Verfolger, Lästerer und Schmäher des Henn Jesu und seiner Gläubigen zugebracht hatte. Aber ihm war Barmherzigkeit widerfahren, und in Folge dieser Barmherzigkeit standen die Jahre seines Unglaubens nicht als Zeugen seiner gerechten Verdammniß, sondern als Zeugen der freien Gnade Gottes vor seiner Seele. Er war gewiß, daß ihm alles vergeben sei, was er vordem unwissend und im Unglauben Böses gethan, und daß es sich zur Entscheidung seines Looses in der Ewigkeit nur darum handele, wie er von dem an, da er zu der Fahne Jesu Christi geschworen, gekämpft habe; von dem an, da er in die Schranken getreten, nach dem Kleinod gelaufen habe, oder von dem an, da ihm der Glaube geschenkt war, diesen Glauben bewahrt habe. Siehe, da gab der Geist Zeugnis seinem Geiste: „Er habe einen guten Kampf gekämpfet, den Lauf vollendet und Glauben gehalten.“ Nun richtete er seine Blicke freudig vorwärts in die Ewigkeit. Hinter ihm lag der Kampf, vor ihm die Siegerkrone, hinter ihm der Lauf, vor ihm das Kleinod; hinter ihm das Leben im Glauben und vor ihm das Ende des Glaubens, nämlich der Seele Seligkeit. „Hinfort,“ schrieb er, „ist mir beigelegt, ist für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit; eine Krone, welche nicht ein Mensch, nicht ein Engel, sondern der Herr selbst, und zwar als der gerechte Richter an jenem Tage geben wird; nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ Damit lockt und ladet er uns alle, denselben Kampf nicht zu scheuen, denselben Lauf zu vollenden, denselben Glauben zu halten, damit auch wir einmal, wenn die Zeit unseres Abscheidens vorhanden ist, fröhlich, wie er, unsere Häupter emporheben können, darum, daß sich unsere Erlösung nahet. (Carl Johann Philipp Spitta)


Am Abend des ersten Tages dieses Jahres denke ich billig an den letzten Tag der Welt, an welchem Christus in Seiner Herrlichkeit erscheinen, und die Lebendigen wegen dessen, was sie in den Tagen ihres irdischen Lebens gethan haben, mit Gerechtigkeit richten wird. Auf Ihn warten, Seine Erscheinung lieb haben, Ihm gleichsam entgegen gehen, und durch den Geist mit Seiner Braut sagen: komm! – dieses ist der Sinn und die Eigenschaft glaubiger und gerechtfertigter Seelen. Ein Mensch, der Böses gethan, und noch keine Vergebung seiner bösen Werke erlangt, und den Geist der Kindschaft noch nicht empfangen hat, denkt mit einer heimlichen Angst an diese Erscheinung Jesu Christi, und tröstet sich mit dem Gedanken: Mein HErr kommt noch lange nicht. Er sagt aber: siehe, Ich komme bald. Bald kommt Er nach der göttlichen Zeitrechnung, nach welcher tausend Jahre wie ein Tag und wie eine Nachtwache sind: bald aber auch nach der menschlichen Zeitrechnung, nach welcher der Todestag eines jeden Menschen perspektivisch an den jüngsten Tag stößt, weil die Zeit, die dazwischen liegt, in dem Gericht, in welchem ein jeder nur empfahen soll, nachdem er bei Leibesleben gehandelt hat, nicht zum Vorschein kommen wird. So vergnügt ein Christ schon in diesem Leben werden kann, wenn er Gnade und Friede empfangen hat und empfindet; und so selig, fröhlich und herrlich auch seine Seele nach ihrem Abschied aus dem Leibe werden kann: so hat er doch Ursache genug, über dieses Alles noch die Erscheinung Jesu Christi in der Hoffnung lieb zu haben, weil dieser viel Neues mit sich bringen, und die Herrlichkeit der Auserwählten vollkommen machen wird. Paulus hoffte, bei der Erscheinung seines HErrn auch die Krone der Gerechtigkeit zu empfahen. Damit man sie aber nicht für ein apostolisches Vorrecht halten möchte, bezeugte er ausdrücklich, der HErr werde sie nicht allein ihm geben, sondern auch Allen, die Seine Erscheinung lieb haben. Auch dir wird er sie also, mein Leser, geben, wenn du Seine Erscheinung lieb hast. Off. Joh. 2,10. ist von einer Krone des Lebens die Rede, und 1 Petr. 5,4. von einer unverwelklichen Krone der Herrlichkeit. Es wäre allzukühn, wenn wir darüber viele Auslegungen machen wollten. Nur wissen wir überhaupt aus 1 Kor. 9,25., daß vor der Empfahung der Krone ein guter Kampf und guter Lauf hergehen müsse; Paulus thut 2 Tim. 4,8. der Krone der Gerechtigkeit Meldung, nachdem er unmittelbar vorher als ein dem Tod naher Mann gesagt hatte: ich habe den guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Off. Joh. 2,10. hatte der Heiland dem Bischof zu Smyrna zugesprochen: sei getreu bis an den Tod, und setzte hernach hinzu: so will Ich dir die Krone des Lebens geben. 1 Petr. 5. ist von Aeltesten oder Lehrern der christlichen Gemeinden die Rede, und es wird ihnen für ihre Uneigennützigkeit und für ihre Demuth, bei welcher sie nicht über das Volk herrschen, sondern Vorbilder der Heerde werden, die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit versprochen. Sie wird aber alle Erwartung übertreffen. Sie wird ein herrlicher Schmuck der Auserwählten sein: es werden große Vorrechte damit verbunden sein. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, ihr lieben Mitchristen: die Krone des Lebens, der Gerechtigkeit und der Herrlichkeit wird alles ersetzen.
So will ich denn auch in diesem Jahr durch die Kraft des heiligen Geistes den guten Kampf fortkämpfen, den Lauf nach dem vorgesteckten Ziel fortsetzen, und Glauben halten. Der heilige Geist stärke mich dazu durch das Evangelium. (Magnus Friedrich Roos)

4:9 Befleißige dich, daß du bald zu mir kommst.

4:10 Denn Demas hat mich verlassen und hat diese Welt liebgewonnen und ist gen Thessalonich gezogen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.

4:11 Lukas allein ist bei mir. Markus nimm zu dir und bringe ihn mit dir; denn er ist mir nützlich zum Dienst.

4:12 Tychikus habe ich gen Ephesus gesandt.

4:13 Den Mantel, den ich zu Troas ließ bei Karpus, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, sonderlich die Pergamente.

4:14 Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses bewiesen; der HERR bezahle ihm nach seinen Werken.

4:15 Vor dem hüte du dich auch; denn er hat unsern Worten sehr widerstanden.

4:16 In meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet.

4:17 Der HERR aber stand mir bei und stärkte mich, auf daß durch mich die Predigt bestätigt würde und alle Heiden sie hörten; und ich ward erlöst von des Löwen Rachen.

4:18 Der HERR aber wird mich erlösen von allem Übel und mir aushelfen zu seinem himmlischen Reich; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Jene Stadt des großen Königs ist eine Stätte tätigen Gottesdienstes. Erlösete Geister dienen Ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Sie tun unaufhörlich alles, was ihrem König wohlgefällt. Sie „ruhen“ immer, denn sie haben keine Sorge und Unruhe mehr; aber sie „ruhen“ nimmer, denn untätig und müßig sind J sie nie. Das Jerusalem mit den goldenen Gassen ist die Stätte der Gemeinschaft mit allen Kindern Gottes. Wir werden sitzen mit Abraham und Isaak und mit Jakob in ewiger Freundschaft und Liebe. Wir werden herrliche Dinge reden mit der edlen Schar der Auserwählten und herrschen mit Dem, der sie in seiner Liebe und mit seinem mächtigen Arm bewahrt und zu sich heimgenommen hat. Wir werden mit unsern Liedern nicht vereinsamt sein, sondern mit großem Schalle werden wir unsern König lobpreisen. Der Himmel ist eine Stätte des vollendeten Triumphs. Wo du immer einen Sieg über deine Lüste und Begierden errungen hast, lieber Christ, wo du immer nach hartem Streit eine Versuchung tot zu deinen Füßen niedergestreckt hast, hast du im selben Augenblick einen Vorschmack gewonnen von der Freude, die deiner wartet, wenn der Herr in einer Kürze den Satan unter deine Füße treten wird, und du wirst in allem dem weit überwinden, um Des willen, der uns geliebet hat. Das Paradies ist eine Stätte des sichersten Schutzes. Wenn du dich der völligen Zuversicht des Glaubens erfreust, so besitzest du ein Pfand jener herrlichen Sicherheit, die du wirst zu genießen haben, wenn du einmal ein vollendeter Bürger des himmlischen Jerusalem bist. O, meine liebliche Heimat, Jerusalem, du herrlicher Friedenshafen meiner Seele! Dank sei jetzt schon Dem, dessen Liebe mich die Sehnsucht nach dir lehrt; aber mein Dank soll sich zum Jubel steigern, wenn ich dereinst dich besitze. (Charles Haddon Spurgeon)


Paulus schrieb dieses mit einer innerlichen Zufriedenheit seines Herzens, da er seinen nahen Tod vor sich sah, wie er denn 2 Tim. 4,6. schrieb: ich werde jetzt durch einen blutigen Tod geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. In der Aussicht auf dieses Abscheiden sagte er also: der HErr wird mich erlösen von allem Uebel, oder von allem bösen Handel. Böse Händel oder leidige Begebenheiten hatten den Paulus vorher immer verfolgt, und auch in diesem seinem letzten Brief klagte er Kap. 4,16.: in meiner ersten Verantwortung stand Niemand bei mir, sondern sie verließen mich Alle. V. 14.: Alexander der Schmied hat mir viel Böses bewiesen. V. 10.: Demas hat mich verlassen, und diese Welt lieb gewonnen; und Kap. 2,16.17.: das ungeistliche lose Geschwätz der Verführer frißt um sich wie ein Krebs. Alle diese Begebenheiten waren leidig und kränkend: nun, sagte aber Paulus, wird mich der HErr von diesem Allem erlösen, nun werde ich bald nichts Kränkendes mehr sehen und hören; nun haben auch die Arbeiten, die Schläge, die mühsamen Reisen, die Fährlichkeiten und alle die Schwachheiten ein Ende, die ich 2 Kor. 11. genannt habe; nun werde ich bald keine Ketten mehr tragen, bald keinen gottlosen Wächter und keinen ungerechten Richter mehr vor mir sehen, aber auch keine Sünde mehr in mir fühlen. Der HErr wird mich erlösen von allem Uebel. Er wird mir aber zugleich aushelfen zu Seinem himmlischen Reich. Wo kein Uebel ist, wo Friede und Freude herrschen, wo es heilig und herrlich zugeht, dahin wird Er mir aushelfen, und mir meinen Platz da anweisen. Ihm sei Ehre in Ewigkeit, weil Er den Seinigen eine solche Erlösung und eine solche Aufnahme in Sein himmlisches Reich bereitet hat. Hat sich nun der sterbende Paulus mit diesen Worten, wie auch mit denen, die Kap. 4,7.8. stehen, selber gleichsam parentirt, so sollen wir uns befleißen, in unserem Glauben auch so weit fortzurücken, daß wir ihm seine Worte ohne Heuchelei nachsprechen können, weil doch in denselben kein apostolisches Vorrecht, sondern ein Bekenntniß der Hoffnung, welche alle Kinder Gottes haben sollen, enthalten ist. Zur Zeit unserer Kindheit und Jugend war die Zeit für uns eine gute Zeit, weil uns von den leidigen Händeln, die darin vorgingen, wenig berührte: je älter wir aber werden, desto mehr erkennen und fühlen wir, daß die Zeit böse sei, und die leidigen Begebenheiten, die in dem Lehr-, Wehr- und Nährstand vorkommen, berühren unsere Seelen immer mehr. Ist es nun einem Christen zu verargen, wenn er mit einer Zufriedenheit, ja mit einer Sehnsucht sagt: der HErr wird mich erlösen von allem Uebel u.s.w.? Dieses Bekenntniß seiner Hoffnung steht ihm wohl an; doch muß eine harrende Geduld dabei sein. Paulus hatte viele Jahre vor seinem Ende ein Verlangen, bei dem HErrn daheim zu sein, 2 Kor. 5,8., dachte bei seiner Reise nach Jerusalem an die Vollendung seines Laufs, Ap. Gesch. 20,24., und hatte hernach in seiner ersten Gefangenschaft Lust, abzuscheiden, Phil. 1,23. Endlich aber kam das rechte Nun oder die rechte Zeit dazu, 2 Tim. 4,6. Diese Zeit hatte er geduldig erwartet: sie kam ihm aber auch alsdann nicht zu bald. (Magnus Friedrich Roos)

4:19 Grüße Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus.

4:20 Erastus blieb zu Korinth; Trophimus aber ließ ich zu Milet krank.

4:21 Tue Fleiß, daß du vor dem Winter kommst. Es grüßt dich Eubulus und Pudens und Linus und Klaudia und alle Brüder.

4:22 Der HERR Jesus Christus sei mit deinem Geiste! Die Gnade sei mit euch! Amen.
Treuer Herr Jesu Christe, weil allen Menschen gesetzt ist einmal zu sterben, hernach aber das Gericht, und es gewiß ist, daß, wie der Baum fällt, so wird er liegen, auch wie der Tag des Todes einen Jeden finden wird, so wird ihm auch erscheinen der Tag des jüngsten Gerichts; weil ich auch, sündlicher und sterblicher Mensch, einmal diese Welt segnen muß, dazu ich mich denn alle Tage und Stunden nach Deinem Wort bereite: so bitte ich Dich von Herzen, ist es Dein göttlicher Wille, so laß mich fein sanft und friedlich ohne viele Angst und schwere Anfechtungen abscheiden von diesem Jammerthal, daß ich mich Deines heiligen Leidens und der Vergebung aller meiner Sünden inniglich tröste, und mich der Satan mit seinen giftigen Pfeilen und Versuchungen nicht beunruhige, sondern daß ich in Geberden und Worten sittig und stille erfunden werde, auch mein Herz gewiß und getrost sei, wegen Deiner göttlichen Gnade, die Du allen bußfertigen Sündern versprochen hast. Und wenn ich wegen meiner Sünden angefochten würde, so nimm Du Dich meiner Seele herzlich an, daß sie nicht verderbe; wirf alle meine Sünde hinter Dich zurück in die Tiefe des Meeres, vertilge sie wie eine Wolke, dämpfe sie wie einen Nebel, und laß Deine Gnade mächtiger sein als alle meine Missethat. Und weil Du darum erschienen bist, daß Du die Werke des Teufels zerstörest, so laß ihn zur selbigen Zeit keine Macht an mir finden, sondern Deine lieben Engel auf meine Seele treulich warten. Laß mich auch nicht vor dem Anblick der Hölle erschrecken, weil Du dieselbe zerstört hast, sondern gieb, daß ich einen Freudenblick in den Himmel thue, den Du mir durch Dein Leiden erworben und geschenkt hast. Lieber Heiland, weil ich Dich so herzlich um ein sanftes Ende bitte, wenn es Dir gefällig ist, so erhöre mich doch und erlöse mich, wenn meine Sünde kommt, wie Paulum, von allem Uebel, auch von mir selbst, und hilf mir aus zu Deinem himmlischen Reich; denn es gereicht ja zu Deiner Ehre, wenn Du Deiner Gläubigen Wunsch erfüllest und ihre Seele mit Deiner Gnade erfreuest, der Du mit Deinem Vater und dem heiligen Geiste lebest und regierest in Ewigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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